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ABDU'L-BAHÁ : WILLE UND TESTAMENT - aus Dokumente des Bundes

#21

+I:1

Aller Lobpreis sei Ihm, der mit dem Schild Seines Bundes den Tempel Seiner Sache vor den Pfeilen der Ungewißheit bewahrt, der mit den Heerscharen Seines Testamentes das Heiligtum Seines wohltätigen Gesetzes behütet und Seinen geraden, Seinen leuchtenden Pfad beschirmt, um so dem Anschlag der Schar von Bündnisbrechern, die Seinen göttlichen Bau zu untergraben drohen, Einhalt zu gebieten - Ihm, der Seine feste Burg, Seinen allherrlichen Glauben bewacht mit der Hilfe von Menschen, denen die Verleumder mit ihren Verleumdungen nichts anhaben und die nichts Weltliches, weder Ruhm noch Macht, abbringen kann vom Bunde Gottes und von Seinem Testament, fest gegründet in Seinen klaren, deutlichen Worten, aufgezeichnet und offenbart von Seiner allherrlichen Feder, eingemeißelt auf Seiner Verwahrten Tafel.

+I:2

Gruß und Preis, Segen und Ruhm seien dem Ersten Ast des Göttlichen, Heiligen Lotosbaumes, selig und zart, grünend und blühend den heiligen Zwillingsbäumen entsprossen, der wundersamsten, einzigartigen, unschätzbaren Perle, die aus den wogenden Zwillingsmeeren schimmert, den Sprößlingen des Baumes der Heiligkeit, den Zweigen des Himmlischen Baumes, die in den Tagen der Großen Trennung fest und sicher im Bündnis standen, den Händen der Sache Gottes, welche die göttlichen Düfte weithin verbreiten, Seine Beweise erklären, Seinen Glauben verkünden, Sein Gesetz allüberall bekanntmachen, losgelöst von allem außer Ihm, für Rechtschaffenheit in dieser Welt eintreten und das Feuer der Gottesliebe tief in den Herzen und Seelen Seiner Diener entzünden - allen, die glauben und gewiß sind, fest in Seinem Bündnis stehen und dem Lichte folgen, das nach meinem Hinscheiden vom Morgen göttlicher Führung strahlt; denn sehet: Er ist der selige, geheiligte Zweig, der den heiligen Zwillingsbäumen entsprungen ist. Wohl dem, der den Schutz seines die ganze Menschheit schirmenden Schattens sucht.

+I:3 #22

O ihr Geliebten des Herrn! Das größte aller Dinge ist der Schutz des wahren Gottesglaubens, die Bewahrung Seines Gesetzes, die Sicherung Seiner Sache und der Dienst an Seinem Wort. Zehntausend Seelen haben auf diesem Pfad ihr geweihtes Blut in Strömen vergossen, haben Ihm ihr kostbares Leben zum Opfer gebracht, sind in heiliger Ekstase auf das Ruhmesfeld des Martyriums gezogen, um das Banner des Gottesglaubens aufzupflanzen und mit ihrem Herzblut die Verse Seiner göttlichen Einheit auf die Tafel der Welt zu schreiben. Seine Heiligkeit der Erhabene¹ - möge mein Leben ein Opfer für Ihn sein - bot Seine geheiligte Brust vielen Pfeilen des Leides zum Ziel, und in Mázindarán wurden die gesegneten Füße der Schönheit Abhá² - möge mein Leben für Seine Geliebten geopfert sein - so schlimm gegeißelt, daß sie aus zahllosen Wunden bluteten. Auch legte man Ihm Ketten um den Nacken und schloß Ihm die Füße in den Stock. Fünfzig Jahre lang befiel Ihn zu jeder Stunde neues Leid und Elend, immer neue Heimsuchungen und Sorgen kamen über Ihn. Nur eine davon: Nach heftigen Schicksalsschlägen machte man Ihn zum heimatlosen Wanderer, zum Opfer immer neuer Plagen und Kümmernisse. Im Irak war Er, die Sonne der Welt, dem Volke der Bosheit und seinen Ränken derart ausgesetzt, daß Sein Licht verfinstert ward. Später schickte man Ihn als Verbannten in die Große Stadt³ und von dort ins Land des Geheimnisses,(4) von wo Er, bitteres Unrecht erduldend, schließlich ins Größte Gefängnis(5) verbracht ward. Er, dem die Welt Unrecht tat - möge mein Leben für Seine Geliebten geopfert sein -, wurde viermal von Stadt zu Stadt verbannt, um schließlich, zu lebenslänglicher Haft verurteilt, in diesem Gefängnis, dem Gefängnis der Wegelagerer, Räuber und Mörder, eingekerkert zu sein. All dies ist nur eine der vielen Heimsuchungen, welche die Gesegnete Schönheit befielen; die übrigen waren ebenso schwer.

¹ der Báb ² Bahá'u'lláhs ³ Konstantinopel

(4) Adrianopel (5) 'Akká

+I:4 #24

Eine andere Seiner Prüfungen war die Feindseligkeit, die schamlose Ungerechtigkeit, die Frevelhaftigkeit und Aufsässigkeit Mírzá Yahyás. Obwohl Bahá'u'lláh, der Unterdrückte und Gefangene, Mírzá Yahyá von frühester Kindheit an Seinem Busen gehegt hatte, obwohl Er ihn allezeit mit Seiner zärtlichen Fürsorge überschüttet, seinen Namen gepriesen, ihn vor jedem Unglück bewahrt, ihn allen in dieser und der zukünftigen Welt ans Herz gelegt hatte, und trotz der eindeutigen Ermahnungen und Ratschläge Seiner Heiligkeit des Erhabenen,¹ trotz Seiner klaren, überzeugenden Warnungen: "Hüte dich, hüte dich, daß dich die neunzehn Buchstaben des Lebendigen und die Offenbarungen des Bayán nicht in Schleier hüllen!" - trotz alledem verleugnete Ihn Mírzá Yahyá, war treulos gegen Ihn, glaubte Ihm nicht, säte die Saat des Zweifels, schloß die Augen vor Seinen offenbaren Versen und wandte sich davon ab. Ach, hätte er sich damit zufriedengegeben! Doch nein, er trachtete sogar danach, das heilige Blut² zu vergießen, erhob dann ein großes Geschrei, lärmte und bezichtigte Bahá'u'lláh, ihm selbst gegenüber feindselig und grausam zu sein. Welchen Aufruhr zettelte er an, welchen Sturm des Unheils entfachte er im Lande des Geheimnisses!³ Und schließlich brachte er es dahin, daß Er, die Sonne der Welt, hierher ins Größte Gefängnis verbannt und schwerem Unrecht ausgesetzt ward, bis Er im Westen dieses Großen Gefängnisses unterging.

¹ des Báb ² Bahá'u'lláhs ³ Adrianopel

+I:5 #25

O ihr, die ihr fest und sicher im Bündnis steht! Der Mittelpunkt des Aufruhrs, der Hauptantrieb des Unheils, Mírzá Muhammad-'Alí, hat den Schatten der Sache Gottes verlassen, das Bündnis gebrochen, den Heiligen Text verfälscht, dem wahren Glauben Gottes großen Schaden zugefügt und Sein Volk zerstreut. Mit erbittertem Haß trachtete er danach, 'Abdu'l-Bahá zu verletzen, und mit heftigster Feindseligkeit griff er diesen Diener an der heiligen Schwelle an. Kein Speer, den er nicht packte und schleuderte, die Brust dieses unterdrückten Dieners zu durchbohren; keine Verletzung, die er mir nicht schmerzlich zufügte, kein Gift, mit dem er nicht das Leben dieses Unglücklichen verbitterte. Ich schwöre bei der hochheiligen Schönheit Abhá und bei dem Licht, das von Seiner Heiligkeit, dem Erhabenen, ausstrahlt - möge mein Leben für ihre demütigen Diener geopfert sein -: Über diesen Frevel weinen die Bewohner im Königszelt des Reiches Abhá, die himmlischen Heerscharen wehklagen, die unsterblichen Himmelsmägde schreien auf in ihrem Schmerz, und die ganze Engelschar seufzt und stöhnt. So furchtbar wurden die Untaten dieses Frevlers, daß er mit seiner Axt den Gesegneten Baum an der Wurzel traf, dem Tempel der Sache Gottes einen schweren Schlag versetzte, den Geliebten der Gesegneten Schönheit blutige Tränen in die Augen trieb, die Feinde des einen wahren Gottes anfeuerte und ermutigte, durch seinen Bündnisbruch viele Wahrheitssucher der Sache Gottes entfremdete, die im Keim erstickten Hoffnungen der Gefolgschaft Yahyás neu belebte, sich überall verhaßt machte, die Feinde des Größten Namens dreist und anmaßend werden ließ, die eindeutigen, überzeugenden Verse verwarf und die Saaten des Zweifels ausstreute. Wäre mir unwürdigem Diener nicht in jedem Augenblick gnädiglich die verheißene Hilfe der Altehrwürdigen Schönheit gewährt worden, so hätte er sicherlich die Sache Gottes zerstört, ja ausgetilgt, und den göttlichen Bau völlig vernichtet. Aber gelobt sei der Herr! Die alles überwindende Hilfe des Reiches Abhá stellte sich ein, die Scharen der Höhe eilten herbei, den Sieg zu verleihen. Nah und fern wurde die Sache Gottes verkündet, weithin erscholl der Ruf des Einen Wahren, überall lieh man dem Worte Gottes Gehör, Sein Banner ward aufgerichtet, siegreich wehte die Fahne der Heiligkeit und laut erklangen die Verse, Seine göttliche Einheit zu feiern. Damit nun der wahre Glaube Gottes beschützt und bewahrt, Sein Gesetz behütet und erhalten, Seine Sache fest und sicher bleiben, hat jeder die Pflicht, sich standhaft an den Wortlaut des klaren, gesegneten, wohlbegründeten Verses zu halten, der über jenen offenbart ist. Kein schlimmeres Vergehen als seines ist vorstellbar. Er¹ - ruhmreich und heilig ist Sein Wort - spricht: "Meine törichten Geliebten haben ihn sogar als Meinen Gefährten betrachtet; sie haben dadurch Aufruhr im Lande entfacht, und sie gehören wahrlich zu den Unheilstiftern." Bedenkt, wie töricht sie sind! Obwohl sie in Seiner² Gegenwart waren und Sein Antlitz schauten, verbreiteten sie dennoch solch sinnloses Geschwätz, bis Er - verherrlicht seien Seine klaren Worte - sprach: "Wenn jener nur für einen Augenblick den Schatten der Sache Gottes verläßt, wird er sicherlich zunichte." Denket nach! Wie stark betont Er die Abweichung eines einzigen Augenblicks; das heißt, wenn jener sich auch nur um Haaresbreite zur Rechten oder zur Linken neigte, würde seine Abweichung klar erwiesen und seine völlige Nichtigkeit offenbar. Und jetzt seid ihr Zeuge, wie ihm Gottes Zorn von allen Seiten zusetzt, wie er Tag für Tag dem Verderben entgegeneilt. Binnen kurzem werdet ihr ihn und seine Gefährten äußerlich wie innerlich zum völligen Ruin verurteilt sehen.

¹ Bahá'u'lláh ² Bahá'u'lláhs

+I:6 #28

Welche Abweichung könnte schlimmer sein, als Gottes Bund zu brechen! Welche Abweichung könnte schlimmer sein, als den Heiligen Text zu entstellen und zu verfälschen, wie es Mírzá Badí'u'lláh erklärt und bezeugt hat! Welche Abweichung könnte schlimmer sein, als den Mittelpunkt des Bundes zu verleumden! Welche Abweichung könnte schamloser sein, als falsche, törichte Berichte über den Tempel des Testamentes Gottes weithin auszustreuen! Welche Abweichung könnte schwerer sein, als dem Mittelpunkt des Bundes nach dem Leben zu trachten, gestützt auf den heiligen Vers: "Wer vor Ablauf eines vollen Jahrtausends den Anspruch... erhebt..."¹, wo doch er selbst² noch zu Lebzeiten der Gesegneten Schönheit einen solchen Anspruch erhoben hatte und von Ihm in der vorerwähnten Weise zum Schweigen gebracht worden war; das Schriftstück mit seinem³ Anspruch ist noch vorhanden, in seiner eigenen Handschrift und mit seinem Siegel versehen. Welche Abweichung könnte vollständiger sein, als die Geliebten Gottes falsch anzuschuldigen! Welche Abweichung könnte bösartiger sein, als ihre Festnahme und Einkerkerung zu bewerkstelligen! Welche Abweichung könnte schwerer sein, als die heiligen Schriften und Sendbriefe der Regierung in die Hände zu spielen, um sie zu bewegen, mich Unterdrückten zu töten! Welche Abweichung könnte schrecklicher sein, als die Sache Gottes dem Untergang preiszugeben, indem man Briefe und Urkunden so fälscht und verleumderisch entstellt, daß sie die Regierung verwirren, alarmieren und veranlassen, das Blut dieses Unterdrückten zu vergießen; solche Briefe und Urkunden sind jetzt noch im Besitz der Regierung! Welche Abweichung könnte abscheulicher sein als seine Niedertracht und Empörung! Welche Abweichung könnte schändlicher sein, als die Versammlung des Volks des Heils zu sprengen! Welche Abweichung könnte niederträchtiger sein als die eitlen, sinnleeren Auslegungen dieser Schar der Zweifler! Welche Abweichung könnte verruchter sein, als mit Fremden und mit den Feinden Gottes gemeinsame Sache zu machen!

¹ Bahá'u'lláh, Kitáb-i-Aqdas = Ährenlese 165

² Muhammad-'Alí ³ Muhammad-'Alí

+I:7 #29

Vor einigen Monaten hat dieser Bündnisbrecher im Einvernehmen mit anderen ein vor Verleumdung und übler Nachrede strotzendes Schriftstück aufgesetzt, worin - Gott bewahre! - 'Abdu'l-Bahá, neben vielen ähnlichen ehrabschneiderischen Anschuldigungen, als bösartiger Todfeind der Krone hingestellt wird. Sie beunruhigten die Mitglieder der kaiserlichen Regierung derart, daß schließlich vom Regierungssitz Seiner kaiserlichen Majestät ein Untersuchungsausschuß entsandt wurde, der unter Mißachtung aller Grundsätze der Gerechtigkeit und der Unparteilichkeit, wie sie Seiner kaiserlichen Majestät anstehen, vielmehr mit offenkundiger Ungerechtigkeit seine Nachforschungen aufnahm. Die Feinde des einen wahren Gottes umringten die Ausschußmitglieder von allen Seiten. Sie erläuterten den Text des Schriftstücks und verbreiteten sich ausführlich darüber, während jene blindlings allem zustimmten. Eine ihrer vielen Verleumdungen besagte, dieser Diener habe hier in der Stadt ein Banner aufgepflanzt, das Volk darunter versammelt, sich selbst zum neuen Herrscher eingesetzt, auf dem Berg Karmel eine starke Festung erbaut, alle Volksgruppen des Landes um sich geschart und sich untertan gemacht, Spaltung im islamischen Glauben bewirkt, mit den Anhängern Christi einen Bund geschlossen und - Gott behüte! - der Macht der Krone schlimmsten Abbruch zu tun beabsichtigt. Möge der Herr uns vor solchen gräßlichen Lügen bewahren!

+I:8 #30

Gottes ausdrücklicher, heiliger Befehl verbietet uns, andere zu verleumden, gebietet uns, Frieden und Freundschaft zu zeigen, ermahnt uns zu redlicher Lebensführung, Offenheit und Eintracht mit allen Völkern und Geschlechtern der Welt. Wir müssen gehorchen und der Regierung unseres Landes wohlgesinnt sein, Untreue gegen einen gerechten König als Untreue gegen Gott betrachten, Böswilligkeit gegen die Regierung als ein Vergehen gegen Gottes heilige Sache. Wie sollten angesichts solcher unabänderlicher, entschiedener Worte diese Gefangenen hier derart eitlen Wahngebilden nachhängen? Wie sollten sie, eingekerkert wie sie sind, solche Untreue an den Tag legen? Aber ach, der Untersuchungsausschuß machte sich die Verleumdungen meines Bruders und anderer Übelgesinnter zu eigen und brachte sie in der Gegenwart Seiner Majestät des Herrschers vor. Jetzt tobt ein grimmiger Sturm um diesen Gefangenen. Er harrt der gnädigen Entscheidung Seiner Majestät, mag sie günstig oder ungünstig sein. Möge Gott in Seiner Gnade ihm beistehen, gerecht zu sein. In welcher Lage sich 'Abdu'l-Bahá auch befindet, er ist völlig gelassen und ruhig, bereit, sich selbst zu opfern, dem Willen des Höchsten ganz ergeben und untertan. Welche Abweichung könnte abscheulicher, verruchter, gottloser sein als die jener Menschen!

+I:9 #31

So kam es auch, daß der Brennpunkt des Hasses 'Abdu'l-Bahá nach dem Leben trachtet, wie es durch das hier beigefügte schriftliche Zeugnis von Mírzá Shu'á'u'lláh belegt wird. Es ist unzweifelhaft erwiesen, daß sie insgeheim mit äußerster Verschlagenheit dabei sind, sich gegen mich zu verschwören. Im folgenden sind Shu'á'u'lláhs eigene Worte aus diesem Schreiben wiedergegeben: "Zu jeder Stunde fluche ich dem, der diese Zwietracht entfacht hat, und verwünsche ihn mit den Worten: `Herr! Habe kein Erbarmen mit ihm!` Ich hoffe, daß Gott binnen kurzem den offenbaren wird, der kein Mitleid hegt für ihn, der jetzt ein anderes Gewand trägt und über den ich mich nicht weiter erklären kann." Mit diesen Worten bezieht er sich auf den heiligen Vers, der wie folgt beginnt: "Wer vor Ablauf eines vollen Jahrtausends den Anspruch... erhebt..."¹ Bedenkt, wie eifrig sie auf 'Abdu'l-Bahás Tod bedacht sind! Sinnt im Herzen nach über den Satz: "Ich kann mich nicht weiter erklären", und erkennt, welche Ränke sie schmieden, um diesen Vorsatz auszuführen. Sie fürchten, der Brief mit einer allzu genauen Erklärung könnte in fremde Hände fallen; ihre Ränke könnten auf diese Weise vereitelt und zunichte werden. Jener Satz ist nur ein Vorbote guter Nachrichten: daß nämlich in dieser Hinsicht alle erforderlichen Anordnungen getroffen seien.

¹ Bahá'u'lláh, Kitáb-i-Aqdas = Ährenlese 165

+I:10 #32

O Gott, mein Gott! Du siehst diesen unterdrückten Diener in den Krallen wilder Löwen, reißender Wölfe, blutdürstiger Bestien. Steh mir gnädig bei durch meine Liebe zu Dir, tief aus dem Kelch zu trinken, der von der Treue zu Dir überquillt, gefüllt mit Deiner Großmut und Gnade, so daß ich in den Staub stürze, hingestreckt und besinnungslos, mein Gewand rot von meinem Blute. Das ist mein Wunsch, meine Herzenssehnsucht, meine Hoffnung, mein Stolz, meine Herrlichkeit. Gib, o Herr mein Gott, meine Zuflucht, daß in meiner letzten Stunde mein Ende wie Moschus seinen Ruhmesduft verströme. Gibt es eine größere Gnadengabe als diese? Nein, bei Deiner Herrlichkeit! Ich rufe Dich zum Zeugen, daß kein Tag vergeht, da ich nicht diesen Kelch die Fülle trinke, so schwer sind die Missetaten derer, die den Bund brechen und Zwietracht stiften, Arglist zeigen, Aufruhr im Land entfachen und Dich vor Deinen Dienern entehren! Herr! Beschirme Du die feste Burg Deines Glaubens vor diesen Bündnisbrechern, beschütze Dein geheimes Heiligtum vor dem Angriff der Frevler. Du bist in Wahrheit der Gewaltige, der Machtvolle, der Gnädige, der Starke.

+I:11 #33

Kurz, o ihr Geliebten des Herrn! Der Mittelpunkt des Aufruhrs, Mírzá Muhammad-'Alí, ist nach Gottes klaren Worten durch seine maßlosen Untaten tief gefallen und vom Heiligen Baume abgetrennt. Wahrlich, wir haben diesen Menschen kein Unrecht getan; sie haben sich selbst ins Unrecht gesetzt.

+I:12 #34

O Gott, mein Gott! Bewahre Deine vertrauten Diener vor den ÜbeIn der Selbstsucht und der Leidenschaft. Behüte sie mit dem wachsamen Auge Deiner Gnade vor allem Groll, Haß und Neid. Gewähre ihnen Zuflucht in der uneinnehmbaren Feste Deiner Obhut, schütze sie vor den Pfeilen des Zweifels und mache sie zu Offenbarungen Deiner herrlichen Zeichen. Erleuchte ihr Angesicht mit den glänzenden Strahlen, die von der Morgenröte Deiner göttlichen Einheit ausgehen. Erfreue ihr Herz mit den Versen, die aus Deinem heiligen Königreich offenbart sind, und stärke ihre Lenden mit Deiner allbeherrschenden Macht aus Deinem Reiche der Herrlichkeit. Du bist der Allgütige, der Beschützer, der Allmächtige, der Gnädige!

+I:13

O ihr, die ihr fest im Bündnis steht! Wenn die Stunde kommt, da dieser unterdrückte Vogel mit gebrochenen Schwingen seinen Flug zu den himmlischen Heerscharen nimmt, wenn er in das Reich des Unsichtbaren eilt, wenn seine sterbliche Hülle entweder verschollen oder im Staube begraben ist, dann obliegt es den Afnán, die im Bündnis Gottes standhaft und dem Baum der Heiligkeit entsprossen sind, den Händen der Sache Gottes - die Herrlichkeit des Herrn sei mit ihnen - sowie allen Freunden und Geliebten, sich aufzumachen, mit Herz und Seele sich zu erheben, Gottes süße Düfte zu verbreiten, Seine Sache zu lehren und Seinen Glauben zu fördern. Keinen Augenblick lang ziemt es ihnen, zu ruhen oder nach Erholung zu trachten. über alle Länder müssen sie sich verstreuen, jeden Himmelsstrich durchstreifen, alle Regionen durchreisen. Rege, rastlos und standhaft bis zum Ende müssen sie allenthalben den Siegesruf "Yá Bahá'u'l-Abhá!"¹ erheben, müssen überall in der Welt einen guten Namen gewinnen, müssen in jeder Zusammenkunft hell wie eine Kerze brennen und in allen Gemeinden die Flamme der Gottesliebe entzünden, damit der Wahrheit Licht mitten im Herzen der Welt erstrahle, damit im Osten wie im Westen allüberall eine gewaltige Schar sich im Schatten des Wortes Gottes versammle, damit der Heiligkeit süße Düfte sich verbreiten, damit die Angesichter hell strahlen, die Herzen vom göttlichen Geist erfüllt sind und die Seelen himmlisch werden.

¹ "O Du Herrlichkeit des Allherrlichen!"

+I:14 #35

Das Wichtigste von allem ist heutzutage, die Nationen der Welt und ihre Völker zu führen. Gottes Sache zu lehren, ist von höchster Bedeutung; es ist der Eckstein der Grundmauer. Dieser unterdrückte Diener hat seine Tage und Nächte damit verbracht, die Sache Gottes zu fördern und die Völker zum Dienst anzuspornen. Keinen Augenblick hat er geruht, bis der Ruhm der Sache Gottes in der ganzen Welt verbreitet war, bis die Himmelsklänge des Reiches Abhá den Osten wie den Westen erweckten. Diesem Beispiel müssen Gottes Geliebte folgen. Das ist das Geheimnis der Treue, das ist es, was die Dienstbarkeit an der Schwelle Bahás erfordert!

+I:15 #36

Christi Jünger vergaßen sich selbst und alles Irdische, ließen alle Sorgen hinter sich und gaben allen Besitz auf, läuterten sich von Selbstsucht und Leidenschaft, und in völliger Loslösung zerstreuten sie sich nah und fern, nur darauf bedacht, die Völker der Welt unter die göttliche Führung zu rufen, bis sie schließlich, die Welt zu einer anderen Welt gemacht, das Antlitz der Erde erleuchtet und bis zu ihrer letzten Stunde ihre Selbstaufopferung auf dem Pfade jenes Geliebten Gottes bewiesen hatten. Am Ende erlitten sie in vielen Ländern ein ruhmreiches Martyrium. Laßt die, welche Menschen der Tat sind, in ihren Fußstapfen folgen!

+I:16

O meine lieben Freunde! Nach dem Heimgang dieses Unterdrückten obliegt es den Aghsán¹, den Afnán² des Heiligen Lotosbaumes, den Händen der Sache Gottes und den Geliebten der Schönheit Abhá, sich Shoghi Effendi zuzuwenden, dem jugendlichen Ast, hervorgegangen aus den beiden geweihten, heiligen Lotosbäumen, der Frucht, entstanden aus der Vereinigung der beiden Sprößlinge des Heiligen Baumes; denn er ist das Zeichen Gottes, der ausersehene Ast, der Hüter der Sache Gottes, dem sich alle Aghsán, Afnán, Hände der Sache Gottes und Seine Geliebten zuwenden müssen. Er ist der Erklärer der Worte Gottes, und auf ihn wird der Erstgeborene seiner geradlinigen Abkommen folgen.

¹ "Äste", die Nachkommen Bahá'u'lláhs

² "Zweige" die Nachkommen des Báb

+I:17 #37

Der heilige, jugendliche Ast, der Hüter der Sache Gottes, wie auch das Universale Haus der Gerechtigkeit, das allgemein zu wählen und einzusetzen ist, stehen beide unter der -Fürsorge und dem Schutz der Schönheit Abhá, unter dem Schirm und der unfehlbaren Führung Seiner Heiligkeit des Erhabenen¹ - möge mein Leben ein Opfer für sie beide sein. Was immer sie entscheiden, ist von Gott. Wer ihm nicht gehorcht oder ihnen nicht gehorcht, hat Gott nicht gehorcht. Wer sich gegen ihn oder gegen sie auflehnt, hat sich gegen Gott aufgelehnt. Wer sich ihm entgegenstellt, hat sich Gott entgegengestellt. Wer sie bekämpft, hat Gott bekämpft. Wer mit ihm streitet, hat mit Gott gestritten. Wer ihn leugnet, hat Gott geleugnet. Wer an ihm zweifelt, hat an Gott gezweifelt. Wer von ihm abweicht, sich von ihm trennt und abwendet, ist in Wahrheit von Gott abgewichen, hat sich von Ihm getrennt und abgewandt. Gottes Zorn, Gottes grimmer Unwille, Gottes Rache laste auf ihm! Die feste Burg bleibt sicher und uneinnehmbar durch den Gehorsam gegen ihn, den Hüter der Sache Gottes. Die Mitglieder des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, alle Aghsán, Afnán und Hände der Sache Gottes haben die Pflicht, dem Hüter der Sache Gottes Gehorsam, Ergebenheit und Unterordnung zu erweisen, sich ihm zuzuwenden und vor ihm bescheiden zu sein. Wer sich ihm widersetzt, hat sich dem Einen Wahren widersetzt; er wird einen Bruch in der Sache Gottes herbeiführen, wird Sein Wort untergraben und zum Sprachrohr für den Mittelpunkt des Aufruhrs werden. Habt acht! Habt acht, daß die Tage nach dem Aufstieg² sich nicht wiederholen, als der Mittelpunkt des Aufruhrs immer anmaßender wurde und unter dem Vorwand der Einheit Gottes sich selbst ausschloß, andere verwirrend und vergiftend. Wer hoffärtig ist, wer Zwist und Streit im Schilde führt, wird zweifellos seine böse Absicht keineswegs offen erklären; er ist vielmehr wie unreines Gold: Er wird vielfältige Mittel und mancherlei Vorwände einsetzen, um die Versammlung des Volkes Bahá zu entzweien. Ich möchte damit aufzeigen, daß die Hände der Sache Gottes allezeit wachsam sein müssen. Sobald sie erkennen, daß sich jemand gegen den Hüter der Sache Gottes zu stellen und aufzulehnen beginnt, müssen sie ihn aus der Gemeinde des Volkes Bahá ausstoßen und dürfen keinesfalls eine Ausrede von ihm annehmen. Wie oft schon war schwerer Irrtum in das Gewand der Wahrheit gehüllt, um den Menschen die Saaten des Zweifels ins Herz zu säen!

¹ des Báb ² Bahá'u'lláhs

+I:18 #39

O ihr Geliebten des Herrn! Dem Hüter der Sache Gottes obliegt es, zu seinen Lebzeiten den zu ernennen, der sein Nachfolger werden soll, damit nach seinem Hinscheiden kein Meinungsstreit entsteht. Der Ernannte muß in seinem Wesen Loslösung von allem Weltlichen offenbaren, Inbegriff der Reinheit sein, Gottesfurcht, Erkenntnis, Weisheit und Bildung aufweisen. Sollte daher der Erstgeborene des Hüters der Sache Gottes nicht die Wahrheit der Worte offenbaren: "Das Kind ist das verborgene Wesen seines Vaters", das heißt, sollte es nicht sein¹ geistiges Wesen erben und sollte seine ruhmreiche Abkunft nicht mit einem guten Charakter gepaart sein, so muß er² einen anderen Ast zu seiner Nachfolge ausersehen.

¹ des Hüters der Sache Gottes

² der Hüter der Sache Gottes

+I:19

Die Hände der Sache Gottes wählen aus ihrer Mitte neun Personen, die sich allezeit den wichtigen Diensten in der Arbeit des Hüters der Sache Gottes widmen. Die Wahl dieser neun erfolgt einstimmig oder mit Stimmenmehrheit durch die Gesamtheit der Hände der Sache Gottes, und diese neun müssen einstimmig oder mit Stimmenmehrheit die Wahl dessen bestätigen, den der Hüter der Sache Gottes zu seinem Nachfolger erwählt hat, und zwar in solcher Weise, daß die zustimmenden und die ablehnenden Stimmen nicht erkennbar sind.¹

¹ d.h. durch geheime Abstimmung

+I:20 #40

O Freunde! Die Hände der Sache Gottes werden vom Hüter der Sache Gottes ernannt und berufen. Alle stehen in seinem Schatten und haben seinem Befehl zu gehorchen. Sollte jemand innerhalb oder außerhalb der Körperschaft der Hände der Sache Gottes ihm nicht gehorchen und eine Spaltung versuchen, so wird ihn Gottes Zorn und Seine Rache treffen, weil er im wahren Glauben Gottes einen Bruch verursacht hat.

+I:21

Die Hände der Sache Gottes haben die Pflicht, die göttlichen Düfte zu verbreiten, die Menschenseelen zu erbauen, die Bildung zu fördern, alle Menschen zu bessern und allezeit in jeder Lage von Irdischem geheiligt und gelöst zu sein. In ihrem Verhalten, ihrer Lebensart, ihren Taten und ihren Worten müssen sie Gottesfurcht offenbaren.

+I:22

Die Körperschaft der Hände der Sache Gottes steht unter der Leitung des Hüters der Sache Gottes. Er muß sie fortgesetzt anspornen, daß sie sich bemühen, mit all ihren Fähigkeiten Gottes süße Düfte zu verbreiten und alle Völker der Welt zu führen; denn es ist das Licht göttlicher Führung, welches das ganze Weltall erstrahlen läßt. Es ist auf keinen Fall gestattet, dieses unbedingte, jedermann bindende Gebot auch nur einen Augenblick außer acht zu lassen; so kann die Welt des Seins dem Paradiese Abhá gleich werden, die Erde ein himmlisches Antlitz bekommen, Zank und Streit können unter den Völkern, Geschlechtern, Nationen und Regierungen verschwinden, alle Erdenbewohner ein Volk von einer Rasse und die Welt eine einzige Heimat werden. Falls Streitigkeiten auftreten, sind sie vom Obersten Schiedsgericht, dem Mitglieder aller Regierungen und Völker der Welt angehören, gütlich und endgültig beizulegen.

+I:23 #41

O ihr Geliebten des Herrn! In dieser heiligen Sendung ist keinerlei Streit und Zank gestattet. Jeder Angreifer beraubt sich der Gnade Gottes. Jeder hat die Pflicht, allen Völkern und Geschlechtern der Welt, ob Freunde oder Fremde, reinste Liebe, redlichstes Verhalten, Offenheit und aufrichtiges Wohlwollen entgegenzubringen. So stark muß der Geist gütiger Liebe sein, daß sich der Fremde als Freund, der Feind als wahrer Bruder fühlt und keinerlei Unterschied zwischen ihnen besteht; denn alles Umfassende ist von Gott, alle Grenzen sind irdisch. So muß der Mensch danach streben, daß sein Wesen Tugenden und Vollkommenheiten offenbart, deren Licht auf jedermann strahlt. Der Sonne Licht erleuchtet die ganze Welt, die Gnadenschauer göttlicher Vorsehung ergießen sich auf alle Menschen. Belebende Lüfte erfrischen alle Kreatur, und jedes Lebewesen erhält sein Teil von Gottes himmlischer Tafel. So müssen auch die Diener des einen wahren Gottes der ganzen Menschheit großzügig und umfassend Liebe und Güte erweisen. Keinerlei Schranken und Grenzen sind in dieser Hinsicht gestattet.

+I:24 #42

Verkehrt darum, o meine liebenden Freunde, mit allen Völkern, Geschlechtern und Religionen der Welt in höchster Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Treue, Güte, voll Wohlwollen und Freundlichkeit, damit die ganze Welt des Seins vom heiligen Entzücken der Gnade Bahá'u'lláhs erfüllt werde, damit Unwissenheit, Feindschaft, Haß und Groll aus der Welt verschwinden und die Finsternis der Entfremdung zwischen den Völkern und Geschlechtern der Welt dem Lichte der Einheit weiche. Sind andere Völker und Nationen euch gegenüber treulos, so erweist ihnen Treue; sind sie ungerecht gegen euch, so erweist ihnen Gerechtigkeit; halten sie sich von euch fern, so zieht sie zu euch hin; zeigen sie sich feindselig, so seid freundlich zu ihnen; vergiften sie euch das Leben, so versüßt ihnen die Seele; verletzen sie euch, so seid ein Balsam für ihre Wunden. Das sind die Tugenden der Aufrichtigen! Das sind die Tugenden der Wahrhaftigen!

+I:25 #43

Was nun das Haus der Gerechtigkeit anbelangt, das Gott zum Quell alles Guten bestimmt und von allem Irrtum befreit hat, so muß es durch allgemeines Stimmrecht, das heißt von den Gläubigen, gewählt werden. Seine Mitglieder müssen Offenbarungen der Gottesfurcht, Morgenröten der Erkenntnis und des Verständnisses sein, im Gottesglauben standhaft und der ganzen Menschheit wohlgesinnt. Mit diesem Hause ist das Universale Haus der Gerechtigkeit gemeint, das heißt, in allen Ländern ist ein nachgeordnetes Haus der Gerechtigkeit zu errichten, und diese nachgeordneten Häuser der Gerechtigkeit haben das Universale Haus zu wählen. Alles ist dieser Körperschaft vorzulegen. Sie erläßt alle Vorschriften und Satzungen, die nicht im klären heiligen Text zu finden sind. Diese Körperschaft hat alle schwierigen Probleme zu lösen, und der Hüter der Sache Gottes ist ihr geheiligtes Oberhaupt, ihr herausragendes Mitglied auf Lebenszeit. Falls er ihren Beratungen nicht selbst beiwohnt, hat er einen Vertreter zu bestellen. Sollte eines der Mitglieder eine Sünde begehen, die dem Allgemeinwohl schadet, so hat der Hüter der Sache Gottes nach eigenem Ermessen das Recht, es auszuschließen, worauf das Volk einen anderen an dessen Stelle zu wählen hat. Dieses Haus der Gerechtigkeit gibt die Gesetze, und die Regierung setzt sie durch. Die gesetzgebende Körperschaft muß die Exekutive stärken; die Exekutive muß die Legislative sitzen, so daß durch die enge Verbindung und Harmonie dieser beiden Gewalten Unparteilichkeit und Gerechtigkeit auf eine feste, starke Grundlage gestellt werden, bis alle Gebiete der Welt dem Paradiese gleichen.

+I:26 #44

O Herr, mein Gott! Hilf Deinen Geliebten, fest in Deinem Glauben zu sein, auf Deinen Wegen zu wandeln und in Deiner heiligen Sache standhaft zu bleiben. Verleihe ihnen Deine Gnade, damit sie dem Angriff der Selbstsucht und der Leidenschaft widerstehen, dem Lichte göttlicher Führung folgend. Du bist der Machtvolle, der Gnadenreiche, der Selbstbestehende, der Geber, der Mitleidvolle, der Allmächtige, der Allgütige.

+I:27

O ihr Freunde 'Abdu'l-Bahás! Zum Zeichen Seiner grenzenlosen Großmut hat der Herr für Seine Diener gnädiglich ein genau bestimmtes Geldopfer¹ vorgesehen, das Ihm gehorsam darzubringen ist, obgleich Er, der Wahre, wie auch Seine Diener allezeit unabhängig von allem Erschaffenen sind, und Gott ist wahrlich der Allbesitzende, hoch erhaben über das Bedürfnis nach einer Gabe von Seinen Geschöpfen. Aber dieses festgesetzte Geldopfer macht das Volk fest und standhaft und verleiht ihm göttlichen Ertrag. Es ist über den Hüter der Sache Gottes darzubringen, damit es für die Verbreitung der Düfte Gottes und die Verherrlichung Seines Wortes, für mildtätige Zwecke und für das Allgemeinwohl ausgegeben werde.

¹ Huqúqu'lláh (arabisch "das Recht Gottes")

+I:28 #45

O ihr Geliebten des Herrn! Ihr habt die Pflicht, allen gerechten Monarchen ergeben zu sein und jedem rechtschaffenen König Treue zu erweisen. Dient den Herrschern der Welt mit höchster Wahrhaftigkeit und Treue. Seid ihnen gehorsam und erweist ihnen Wohlwollen. Mischt euch nicht ohne ihre Erlaubnis in die Politik; denn Untreue gegen den gerechten Herrscher ist Untreue gegen Gott.

+I:29

Dies ist mein Rat und Gottes Gebot an euch. Wohl denen, die danach handeln!



`Dieses Schriftstück wurde lange Zeit unter der Erde aufbewahrt und von der Feuchtigkeit angegriffen. Als man es wieder ans Tageslicht brachte, stellte man fest, daß einzelne Teile durch Feuchtigkeit beschädigt waren. Es wurde in diesem Zustand belassen, da das Heilige Land in heftigem Aufruhr stand.`





#46











#47

+II:1

Er ist Gott!

+II:2

O mein Herr, Du meines Herzens Sehnsucht, Du, den ich allezeit anrufe, Du mein Beistand und mein Schutz, mein Helfer und meine Zuflucht! Du siehst mich versunken in einem Meer voll Unheil, das die Seele überflutet, in einem Meer von Leiden, die das Herz bedrücken, von Nöten, die Deine Gemeinde in alle Winde zerstreuen, von Krankheiten und Schmerzen, die Deine Herde auseinandertreiben. Schwere Prüfungen umgeben mich von allen Seiten, Gefahren bedrängen mich allenthalben. Du siehst mich versunken in einem Meere beispielloser Trübsal, hinabgerissen in einen bodenlosen Abgrund, gepeinigt von meinen Feinden, verzehrt von ihres Hasses Flamme, die angefacht ward durch meine eigenen Verwandten, mit denen Du Deinen starken Bund und Dein festes Testament machtest, darin Du ihnen gebotest, diesem Unterdrückten ihre Herzen zuzuwenden, die Toren und Frevler von mir fernzuhalten und diesem Verlassenen all ihre strittigen Fragen zu Deinem Heiligen Buche zu unterbreiten, damit die Wahrheit ihnen enthüllt, ihre Zweifel behoben und Deine deutlichen Zeichen allüberall verbreitet werden.

+II:3 #48

Und doch siehst Du sie, o Herr mein Gott, mit Deinem Auge, das niemals schläft, wie sie Deinen Bund brachen und ihm den Rücken kehrten, wie sie haßerfüllt und aufrührerisch von Deinem Testament abirrten und, Übles im Schilde führend, sich erhoben.

+II:4

Noch größer ward die Not, als sie mit unerträglicher Grausamkeit sich anschickten, mich zu überwältigen und zu vernichten, als sie ihre Schriften des Zweifels weit und breit verstreuten, als sie in maßloser Falschheit ihre Verleumdungen gegen mich schleuderten. Damit nicht zufrieden, wagte es ihr Anführer, Deinem Buch Einschiebsel hinzuzufügen, Deinen Heiligen Text betrügerisch zu verändern und das zu fälschen, was Deine allherrliche Feder offenbart hat. Was Du für den enthülltest, der Dir himmelschreiendes Unrecht zufügte, Dich verleugnete und Deine wundersamen Zeichen zurückwies, setzte er arglistig zwischen die Worte, die Du für Deinen Diener offenbartest, der in der Welt hienieden Unrecht leidet. Das alles tat er, um die Menschenseelen zu bestricken und seine bösen Einflüsterungen den Dir treu Ergebenen ins Herz zu senken. Hierfür legte ihr zweiter Anführer¹ Zeugnis ab: Unter sein eigenhändiges Geständnis setzte er sein Siegel und verbreitete das Schriftstück in allen Landen. O mein Gott! Kann es ein schlimmeres Unrecht geben als dieses? Aber noch immer ruhten sie nicht. Hartnäckig, hinterlistig, verleumderisch, höhnisch und mit falschen Anschuldigungen suchten sie die Regierung hier und andernorts aufzuhetzen. Sie brachten es so weit, daß man mich für einen Aufrührer hielt, und fanden Gehör mit Vorwürfen, die zu hören ein Greuel ist. So wurde die Regierung alarmiert, den Herrscher überkam Furcht, der Adel schöpfte Verdacht. Die Gemüter waren bestürzt, die Lage verworren, die Seelen verstört, das Feuer der Angst und Sorge in den Herzen entzündet, die Heiligen Blätter² zitterten und bebten, Tränen entströmten ihren Augen, laut ertönte ihr Seufzen und Wehklagen, und das Herz brannte ihnen im Leibe, als sie Deinen gequälten Diener beweinten, der seinen Verwandten als seinen schlimmsten Feinden zum Opfer fiel.

¹ Mírzá Badí'u'lláh

² die weiblichen Familienangehörigen

+II:5 #49

Herr! Du siehst alle Dinge Tränen über mich vergießen, während meine Verwandten sich an meinen Leiden weiden. Bei Deiner Herrlichkeit, o mein Gott! Selbst unter meinen Feinden beklagten etliche meine Not und Pein, und eine Reihe meiner Neider beweinte meine Sorgen, meine Verbannung und mein Leid. Dies taten sie, weil sie nichts an mir fanden als Liebe und Fürsorge, Güte und Erbarmen. Als sie sahen, wie diese Flut von Elend und Trübsal mich fortriß, wie ich den Pfeilen des Schicksals als Zielscheibe ausgesetzt war, da bewegte Mitleid ihr Herz, Tränen traten ihnen in die Augen, und sie bekundeten: "Der Herr ist unser Zeuge: Nichts haben wir je von ihm erfahren als Treue, Großmut und grenzenloses Erbarmen." Die Bündnisbrecher aber, jene Unheilverkünder, wurden nur noch grimmiger in ihrem Haß; sie frohlockten, als ich der schlimmsten Heimsuchung zum Opfer fiel, wiegelten einander gegen mich auf und freuten sich der herzzerreißenden Geschehnisse um mich her.

+II:6 #50

Ich flehe Dich an, o Herr mein Gott, mit meiner Zunge und meinem ganzen Herzen: Vergilt ihnen nicht ihre Grausamkeit und ihre Übeltaten, ihre Verschlagenheit und ihre Bosheit; denn sie sind töricht, niedrig gesinnt und wissen nicht, was sie tun. Sie können Gut und Böse, Wahr und Falsch, Recht und Unrecht nicht unterscheiden. Sie jagen ihren Begierden nach und wandeln in den Fußstapfen der Dümmsten und Unvollkommensten aus ihrer Mitte. O mein Herr! Habe Mitleid mit ihnen, bewahre sie vor aller Not in dieser unruhigen Zeit und gib, daß alle Prüfungen und Drangsale Deinem Diener zufallen, der in diesen finsteren Abgrund gestürzt ist. Erwähle mich für alles Leid und mache mich zum Opfer für alle Deine Geliebten. O Herr, Du Höchster! Nimm mein Herz, mein Leben, mein Sein, meinen Geist, nimm alles für sie zum Opfer hin. O Gott, mein Gott! Demütig bittend, mein Angesicht im Staube, flehe ich zu Dir mit der ganzen Inbrunst meines Gebets: Vergib jedem, der mich verletzte, verzeihe dem, der sich gegen mich verschwor und mich beleidigte, lösche die Untaten derer, die mir Unrecht zufügten. Gib ihnen Deine guten Gaben, schenke ihnen Freude, befreie sie von Leiden, gewähre ihnen Frieden und Wohlstand, verleihe ihnen Deine Glückseligkeit und überschütte sie mit Deiner Großmut.

+II:7 #51

Du bist der Machtvolle, der Gnädige, der Helfer in Gefahr, der Selbstbestehende!

+II:8

O innig geliebte Freunde! Ich bin nunmehr in großer Gefahr, und die Hoffnung, auch nur eine Stunde länger zu leben, ist für mich verloren. So bin ich gezwungen, zum Schutz der Sache Gottes, zur Bewahrung Seines Gesetzes, zur Hut Seines Wortes und zur Sicherung Seiner Lehren diese Zeilen niederzuschreiben. Bei der Altehrwürdigen Schönheit! Dieser Unterdrückte hegte früher keinerlei Groll gegen irgend jemanden noch hegt er ihn heute; gegen niemanden empfindet er Abneigung; er äußert sich nur zum Besten dieser Welt. Meine höchste Pflicht treibt und zwingt mich jedoch, Gottes heilige Sache zu beschützen und zu bewahren. Mit dem größten Bedauern erteile ich euch deshalb Ratschläge und sage: Hütet die Sache Gottes, schützet Sein Gesetz und habt die größte Scheu vor Zwietracht. Die Glaubensgrundlage des Volkes Bahá - möge ihm mein Leben geopfert sein - ist: "Seine Heiligkeit der Erhabene¹ ist die Manifestation der Einheit und Einzigkeit Gottes und der Vorläufer der Altehrwürdigen Schönheit. Seine Heiligkeit die Schönheit Abhá - möge mein Leben ein Opfer für Seine standhaften Freunde sein - ist die Höchste Manifestation Gottes und das Morgenlicht Seines Göttlichsten Wesens. Alle anderen sind Seine Diener und gehorchen Seinem Gebot." Dem Heiligsten Buche muß sich jeder zuwenden, und was darin nicht ausdrücklich verwahrt ist, ist dem Universalen Haus der Gerechtigkeit vorzulegen. Was diese Körperschaft einstimmig oder mit Stimmenmehrheit beschließt, ist die Wahrheit und Gottes eigener Wille. Wer davon abweicht, gehört fürwahr zu denen, die Zwietracht lieben, böse Absichten bekunden und sich vom Herm des Bundes abwenden. Mit diesem Haus ist das Universale Haus der Gerechtigkeit gemeint, das von allen Ländern zu wählen ist, also aus den Gebieten des Ostens und des Westens, wo die Geliebten sich befinden, nach der in westlichen Ländern wie England üblichen Wahlmethode.

¹ der Báb

+II:9 #53

Es obliegt diesen Mitgliedern¹, an einem bestimmten Ort zusammenzukommen und alle Fragen zu beraten, die kontrovers, unklar oder nicht ausdrücklich im Buche behandelt sind. Was sie entscheiden, hat dieselbe Geltung wie der heilige Text. Da dieses Haus der Gerechtigkeit die Gewalt hat, Gesetze zu geben, die nicht ausdrücklich im Buche enthalten sind, und die laufenden Geschäfte zu regeln, hat es auch die Gewalt, solche Gesetze aufzuheben. Zum Beispiel erläßt das Haus der Gerechtigkeit heute ein Gesetz und setzt es in Kraft, und wenn sich in hundert Jahren die Verhältnisse von Grund auf geändert haben, wird ein anderes Haus der Gerechtigkeit die Gewalt haben, dieses Gesetz den Zeiterfordernissen entsprechend zu ändern. Es kann dies tun, weil solche Gesetze nicht Teil des göttlichen Textes sind. So ist das Haus der Gerechtigkeit sowohl Urheber als auch Aufheber seiner Gesetze.

¹ des Universalen Hauses der Gerechtigkeit

+II:10

Einer der höchsten, wichtigsten Grundsätze der Sache Gottes ist, sich von den Bündnisbrechern fernzuhalten und sie völlig zu meiden, weil sie Gottes heilige Sache völlig zerstören, Sein Gesetz auslöschen und alle Mühen der Vergangenheit zunichte machen wollen. O Freunde! Es geziemt euch, daß ihr euch voll Empfindung die Leiden Seiner Heiligkeit des Erhabenen vergegenwärtigt und der Ewiggesegneten Schönheit eure Treue erweist. Größte Mühe ist vonnöten, damit sich nicht all diese Nöte, Leiden und Heimsuchungen, all das in Strömen auf dem Pfade Gottes vergossene reine, geheiligte Blut als vergebens erweisen. Ihr wißt gar wohl, was der Mittelpunkt des Aufruhrs, Mírzá Muhammad-'Alí, samt seinem Anhang mit eigenen Händen verübt hat. Eine seiner Untaten ist die Verfälschung des Heiligen Textes; dies ist euch allen gottlob bekannt, und ihr wißt, daß es klar erwiesen und bestätigt ist durch das Zeugnis seines Bruders, Mírzá Badí'u'lláh, dessen Bekenntnis, in seiner eigenen Handschrift verfaßt und mit seinem Siegel versehen, gedruckt und verbreitet wurde. Dies war nur eine seiner¹ Schandtaten. Kann man sich ein schlimmeres Verbrechen vorstellen als die Verfälschung des Heiligen Textes? Nein, bei der Gerechtigkeit des Herrn! Seine Verbrechen sind in einer besonderen Schrift aufgezeichnet; so Gott will, werdet ihr sie lesen.

¹ Muhammad-'Alís

+II:11 #54

Kurz, nach dem ausdrücklichen göttlichen Text wird das geringste Vergehen diesen Menschen zu einem gefallenen Geschöpf machen, und welche Untat könnte schlimmer sein als der Versuch, das göttliche Bauwerk niederzureißen, das Bündnis zu brechen, vom Testament abzuirren, die Saat des Zweifels auszustreuen, 'Abdu'l-Bahá zu verleumden, Ansprüche zu erheben, für die Gott keine Vollmacht herniedersandte, Unheil zu stiften, 'Abdu'l-Bahá nach dem Leben zu trachten und vielerlei anderes zu verüben, dessen ihr wohl gewahr seid? So ist es klar, daß dieser Mensch die Sache Gottes völlig vernichtete und auslöschte, wenn es ihm gelänge, eine Spaltung hineinzutragen. Hütet euch, diesem Menschen zu nahen; denn ihm zu nahen ist schlimmer als dem Feuer zu nahen.

+II:12 #55

Gnädiger Gott! Nachdem Mírzá Badí'u'lláh in eigener Handschrift dargelegt hatte, daß jener Mensch¹ das Bündnis gebrochen hat, nachdem er² jene Fälschung des Heiligen Textes offengelegt hatte, wurde ihm bewußt, daß die Rückkehr zum wahren Glauben und die Treue zum Bund und Testament seinen selbstsüchtigen Wünschen in keiner Weise nützte. So bedauerte und bereute er, was er getan, versuchte heimlich, seine gedruckten Bekenntnisse wieder einzusammeln, verschwor sich in dunkler Absicht mit dem Mittelpunkt des Aufruhrs gegen mich und unterrichtete ihn täglich von allem, was in meinem Hause vorging. Er spielte sogar eine führende Rolle bei den Untaten, die neuerdings begangen wurden. Gott sei Dank, die Lage hat sich wieder gefestigt, die Geliebten leben halbwegs in Frieden. Aber seit dem Tage, da er wieder in unsere Mitte trat, fing er von neuem an, die Saat schlimmen Aufruhrs auszustreuen. Einige seiner Ränke und Machenschaften werden in einer besonderen Schrift behandelt.

¹ Muhammad-'Alí ² Mírzá Badí'u'lláh

+II:13

Meine Absicht ist indes zu zeigen, daß die Freunde, die fest und standhaft im Bund und Testament sind, die Pflicht haben, allezeit wachsam zu sein, damit nach dem Tode dieses Unterdrückten jener umtriebige Unheilstifter nicht Spaltung hervorruft, insgeheim die Saat des Zweifels und des Aufruhrs ausstreut und die Sache Gottes gänzlich ausrottet. Tausendfach sei es gesagt: Meidet seine Gesellschaft! Seid auf der Hut und nehmt euch in acht! Seid wachsam und prüft genau: Sollte jemand offen oder insgeheim die geringste Verbindung mit ihm haben, so stoßt ihn aus eurer Mitte aus; denn sonst wird er unweigerlich Spaltung bewirken und Unheil anrichten.

+II:14

O ihr Geliebten des Herrn! Bemüht euch aus ganzem Herzen darum, Gottes heilige Sache vor dem Angriff der Heuchler zu schützen; denn solche Seelen machen Gerades krumm und verkehren die Wirkung aller edlen Bestrebungen ins Gegenteil.

+II:15 #57

O Gott, mein Gott! Ich rufe Dich, Deine Propheten und Deine Boten, Deine Heiligen und Deine Erwählten zu Zeugen, daß ich Deinen Geliebten Deine Beweise überzeugend erklärt und ihnen alles deutlich dargelegt habe, damit sie über Deinen Glauben wachen, Deinen Geraden Pfad behüten und Dein strahlendes Gesetz beschützen. Du bist wahrlich der Allwissende, der Allweise!





#58









#59

+III:1

Er ist der Zeuge der Allgenügende!

+III:2

O mein Gott, mein Geliebter, Du Sehnsucht meines Herzens! Du weißt und siehst, was über Deinen Diener gekommen ist, der sich demütig an Deinem Tore niederwirft. Du kennst die Frevel, die das Volk der Bosheit gegen ihn verübte - jene, die Deinen Bund brachen und Deinem Testament den Rücken kehrten. Am Tage schossen sie die Pfeile des Hasses auf mich, des Nachts verschworen sie sich insgeheim, mich zu verletzen. Im ersten Morgenlicht verübten sie, was den himmlischen Heerscharen die Tränen in die Augen trieb, des Abends zückten sie das Schwert der Tyrannei gegen mich, und schleuderten im Beisein der Frevler ihre Speere der Verleumdung auf mich. Trotz ihrer Missetaten blieb Dein demütiger Diener geduldig; er trug alle Leiden und Prüfungen von ihrer Hand, obwohl er durch Deine Macht und Stärke ihr Gerede hätte zunichte machen, ihr Feuer löschen und die Flamme ihrer Aufsässigkeit tilgen können.

+III:3

Du siehst, o mein Gott, wie meine Geduld, meine Nachsicht und mein Schweigen sie in ihrer Grausamkeit, ihrem Stolz und Hochmut bestärkt haben. Bei Deiner Herrlichkeit, o Geliebter! Ihr Irrglauben und ihre Auflehnung gegen Dich nehmen solches Ausmaß an, daß sie mir keinen Augenblick der Ruhe und Stille mehr lassen, damit ich mich geziemend erheben könnte, Dein Wort vor der Menschheit zu verherrlichen und an Deiner Schwelle der Heiligkeit zu dienen mit einem Herzen, das überquillt von der Freude der Bewohner des Reiches Abhá.

+III:4 #60

Herr! Der Kelch meiner Leiden fließt über, und von allen Seiten prasseln Schicksalsschläge auf mich ein. Ringsum bedrängen mich die Speere der Heimsuchung, und die Pfeile der Qual regnen auf mich nieder. So hat mich Drangsal überwältigt; der Ansturm der Feinde hat meine Kraft in Schwäche verwandelt, als ich in all meinen Leiden allein und verlassen dastand. Herr! Hab Erbarmen mit mir, hebe mich auf zu Dir, laß mich trinken aus dem Kelch des Martyriums; denn diese große weite Welt kann mich nicht länger fassen.

+III:5

Du bist wahrlich der Barmherzige, der Mitleidvolle, der Gnädige, der Allgütige!

+III:6

O ihr wahren, aufrichtigen, treuen Freunde dieses Unterdrückten! Jeder weiß nur zu gut, welches Elend, welche Heimsuchungen über diesen unterdrückten Gefangenen gekommen sind aus den Händen derer, die das Bündnis brachen, als die Sonne der Welt untergegangen war und mein Herz verzehrt ward durch die Rammen dieses schmerzlichen Verlustes.

+III:7 #61

Als sich in allen Teilen der Welt Gottes Feinde das Hinscheiden der Sonne der Wahrheit zunutze machten und plötzlich mit aller Macht zum Angriff übergingen, gerade da, inmitten dieser großen Heimsuchung, erhoben sich die Bündnisbrecher mit äußerstem Ingrimm, um Schaden anzurichten und Feindschaft zu schüren. Jeden Augenblick begingen sie neue Frevel; sie mühten sich, die schlimme Saat des Aufruhrs zu verstreuen, den Bau des Bündnisses zu zerstören. Aber dieser unterdrückte Gefangene tat, was er konnte, um ihr Tun zu verbergen und zu verschleiern, damit sie es vielleicht bedauerten und bereuten. Seine Geduld, seine Nachsicht mit diesen Untaten machte jedoch die Aufrührer nur noch dreister und vermessener, bis sie durch eigenhändige Schriften die Saaten des Zweifels ausstreuten, diese Blätter gar druckten und weithin in alle Welt verbreiteten, während, sie könnten durch solche Torheiten den Bund und das Testament zunichte machen.

+III:8

Da erhoben sich die Geliebten des Herrn. Beseelt von unerschütterlicher, vertrauensvoller Standhaftigkeit, unterstützt durch die Macht des Gottesreiches, durch göttliche Kraft, himmlische Gnade, unfehlbaren Beistand und himmlischen Segen, traten sie den Feinden des Bündnisses in nahezu siebzig Abhandlungen entgegen. Mit schlüssigen Beweisen, deutlichen Zeichen und klaren Texten aus der Heiligen Schrift widerlegten sie jene Blätter des Zweifels, jene Zettel des Unheils. Der Mittelpunkt des Aufruhrs mit all seinen Schlichen sah sich zugrunde gerichtet; getroffen von Gottes Zorn, sank er dahin in schändliche Erniedrigung, die bis zum Jüngsten Gericht währen wird. Elend und erbärmlich ist es um das Volk der bösen Tat bestellt; es lebt in schmerzlichem Verlust.

+III:9 #62

Und als ihre Sache verloren war, als sie am Erfolg ihrer Anschläge gegen die Geliebten Gottes verzweifelten, als sie die Fahne Seines Testamentes über allen Landen wehen sahen und erleben mußten, wie mächtig das Bündnis des Allerbarmers ist, da loderte auf unbeschreibliche Weise die Flamme des Neides in ihnen empor. Mit allem, was sie an Kraft und Anstrengung, an Haß und Feindseligkeit aufbieten konnten, schlugen sie einen anderen Weg ein und entwickelten einen neuen Plan: Sie suchten die Flamme des Aufruhrs in die Reihen der Regierung zu tragen und diesen unterdrückten Gefangenen als Empörer, als Staatsfeind, als haßerfüllten Widersacher der Krone darzustellen. So könnte 'Abdu'l-Bahá vielleicht ums Leben gebracht und sein Name ausgelöscht werden. Dadurch wäre die Bahn frei für die Feinde des Bündnisses, so daß sie auf ihren Schlachtrossen einherstürmen, jedermann schweren Schaden antun und den Bau der Sache Gottes an den Grundmauern untergraben könnten. Denn so schlimm verhalten sich diese falschen Menschen, daß sie wie eine Axt dem Gesegneten Baum an die Wurzel gehen. Ließe man sie gewähren, so löschten sie in wenigen Tagen die Sache Gottes, Sein Wort und sich selber völlig aus.

+III:10 #63

Darum müssen die Geliebten des Herrn sie gänzlich meiden, ihnen aus dem Wege gehen, ihre dunklen Machenschaften und üblen Einflüsterungen vereiteln, das Gesetz Gottes und Seine Religion schützen. Allesamt sollen sie nach besten Kräften bemüht sein, Gottes süße Düfte zu verbreiten und Seine Lehren zu verkünden.

+III:11

Wenn eine Person oder eine Versammlung das Licht des Glaubens in seiner Verbreitung behindert, sollen die Geliebten Gottes ihnen raten und sagen: "Von allen Gaben Gottes die größte ist die Gabe des Lehrens. Sie zieht Gottes Gnade auf uns und ist unsere höchste Pflicht. Wie könnten wir uns dieser Gabe berauben? Nein, unser Leben, unsere Habe, unsere Bequemlichkeit, unsere Ruhe - alles bringen wir der Schönheit Abhá zum Opfer und lehren die Sache Gottes." Doch müssen Vorsicht und Klugheit walten, wie es im Buche aufgezeichnet ist. Keineswegs darf der Schleier plötzlich auseinandergerissen werden. Die Herrlichkeit der Herrlichkeiten ruhe auf euch!

+III:12 #64

O ihr treuen Geliebten 'Abdu'l-Bahás! Eure Pflicht ist es, Shoghi Effendi, dem Zweig und der Frucht, hervorgegangen aus den beiden geheiligten göttlichen Lotosbäumen, die größte Sorge angedeihen zu lassen, damit der Staub der Verzagtheit und des Kummers sein strahlendes Wesen nicht trübe, er vielmehr täglich wachse an Glück, Freude und Geistigkeit und zu einem Baum voller Früchte heranreife.

+III:13

Da er nach 'Abdu'l-Bahá der Hüter der Sache Gottes ist, müssen die Afnán, die Hände der Sache Gottes und die Geliebten des Herrn ihm gehorchen und sich ihm zuwenden. Wer ihm nicht gehorcht, hat Gott nicht gehorcht, wer sich von ihm abkehrt, hat sich von Gott abgekehrt, und wer ihn leugnet, hat den Einen Wahren geleugnet. Hütet euch, daß keiner diese Worte falsch auslege und gleich denen, die nach dem Tage des Aufstiegs¹ den Bund gebrochen haben, einen Vorwand suche, das Banner der Aufruhrs aufzurichten und das Tor zu falschen Deutungen aufzustoßen. Niemand hat das Recht, seine Meinung herauszustellen oder seine persönliche Überzeugung auszudrücken. Alle müssen Führung suchen und sich dem Mittelpunkt der heiligen Sache sowie dem Hause der Gerechtigkeit zuwenden. Wer sich anderem zuwendet, ist fürwahr in schmerzlichem Irrtum.

¹ das Hinscheiden Bahá'u'lláhs

+III:14 #65

Die Herrlichkeit der Herrlichkeiten sei mit euch!



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