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UNIVERSALES HAUS DER GERECHTIGKEIT

Ein keusches, heiliges Leben

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Eine Textzusammenstellung der Forschungsabteilung

Deutsch nach der englischen Vorlage »A Chaste and Holy Life«
Compiled by the Research Department September 1988
(c) Bahá'í-Verlag GmbH, 65719 Langenhain 1996, ISBN 3 87037 318 0, 451-311






Inhalt

Vorwort 3

1. Der Bahá'í-Maßstab

Das Wesen der Bahá'í-Gesetze 7
Wahre Freiheit 9
Der Bahá'í-Maßstab für Keuschheit 11

2. Ein keusches, heiliges Leben

Begriffsbestimmung 12
Keuschheit 13
Mäßigung 14
Täglich wachsames Handeln 16
Die Aufgabe leichtfertigen Verhaltens 17
Alkohol 18
Drogen 19
Die Bahá'í-Haltung zur Sexualität 21
Unsittliche Handlungen werden verurteilt 23
Anwendung des Prinzips keuschen, heiligen Lebens 25

3. Die Macht des Beispiels

Ein lobenswerter Charakter 27
Die Bedeutung von Taten 27
Die Wirkung des Beispiels 29
Quellen 32





Vorwort

Am 30. September 1988 sandte das Universale Haus der Gerechtigkeit an alle Nationalen Geistigen Räte eine neue Textzusammenstellung zum Thema A Chaste and Holy Life. Im Begleitbrief wurde betont, daß die Bahá'í-Freunde in Anbetracht des in der Welt zu beobachtenden raschen Verfalls von Sitte und Moral den Bahá'í-Maßstab für ein keusches und heiliges Leben viel besser verstehen und in ihrer Lebensführung befolgen sollten. Das Universale Haus der Gerechtigkeit hegt die Hoffnung, daß die Bahá'í den tiefen Sinn dieser Texte studieren und sich dann wirklich bemühen, ihr eigenes Leben zum Beispiel für diese edlen Wertmaßstäbe werden zu lassen. Wörtlich heißt es in diesem Brief:

Das Haus der Gerechtigkeit ist der Ansicht, daß es in Anbetracht der an Zahl und Vielfalt wachsenden Tätigkeiten und Projekte, mit denen sich die Bahá'í-Gemeinde befaßt, besonders wichtig ist, daß die sittlichen und ethischen Lehren unseres Glaubens weder übersehen noch irrtümlich neben unseren sozialen, administrativen und metaphysischen Lehren für weniger bedeutend gehalten werden. Shoghi Effendi hat in der Tat in einem in seinem Auftrag geschriebenen Brief betont, wie notwendig eine solche Ausgewogenheit ist und daß den ethischen Grundsätzen des Glaubens angemessenes Gewicht einzuräumen sei.

Oft wird zu großes Gewicht auf die soziale und wirtschaftliche Seite der Lehren gelegt; aber die ethische Seite kann überhaupt nicht stark genug betont werden.

(vgl. Zum wirklichen Leben S.25)

In der gegenwärtigen Atmosphäre sozialen und sittlichen Niedergangs, in einer Zeit, da Sittenverfall, Heuchelei und Kompromisse in der ganzen Welt normal und Worte, denen keine Taten folgen, wertlos sind, sind die Gläubigen herausgefordert, »im Charakter wie im Glauben Bahá'í« zu sein und danach zu streben, Beispiele für den Bahá'í-Maßstab abzugeben, sich durch ihren sittlichen Adel auszuzeichnen und durch ihre persönliche Lebensführung und den Charakter ihres Gemeindelebens zu beweisen, daß die lebenspendende Kraft der Sache den Menschenherzen nicht nur Frieden, Sicherheit und wahres geistiges Glück schenkt, sondern auch die Gesellschaft verändert. Shoghi Effendi betonte wiederholt, wie wichtig die Kraft des Beispiels ist. In einem Brief wird in seinem Auftrag erklärt:

»Er hofft zuversichtlich, daß die Gläubigen sich persönlich und in ihrem Bahá'í-Gemeindeleben so verhalten, daß andere auf die Sache Gottes aufmerksam werden. Die Welt hungert nicht nur nach erhabenen Prinzipien und Idealen, sie hungert vor allem nach dem leuchtenden Beispiel, das die Bahá'í geben können und geben müssen.« (Zum wirklichen Leben S.22 Langenhain 1988)


»Solch ein keusches und heiliges Leben, das von Bescheidenheit, Reinheit, Enthaltsamkeit, Anstand und innerer Sauberkeit geprägt ist, bedingt nichts weniger als Mäßigung in allem, was Kleidung, Sprache, Vergnügen sowie alle künstlerischen und literarischen Zerstreuungen betrifft. Es verlangt tägliche Wachsamkeit in der Beherrschung der Fleischeslust und verderbter Neigungen. Es fordert den Verzicht auf leichtfertiges Verhalten, das übermäßig an schalen, oft mißgeleiteten Vergnügungen hängt. Es verlangt völlige Enthaltsamkeit von allen alkoholischen Getränken, Opium und ähnlichen Drogen, die zur Sucht führen können. Es verurteilt entehrenden Mißbrauch von Kunst und Literatur, ferner Nacktkultur und Partnerschaftsehe, eheliche Untreue und jegliche wahllose Geschlechtsbeziehung, leichtfertige Vertraulichkeit und geschlechtliche Laster ...« (KGG S.50f)





I
Der Bahá'í-Maßstab

Das Wesen der Bahá'í-Gesetze

+1

Wen Gott mit Einsicht begabt hat, der wird bereitwillig anerkennen, daß die von Gott erlassenen Gebote das höchste Mittel für den Bestand der Ordnung in der Welt und für die Sicherheit ihrer Völker ist ... (ÄL 155/2)

O ihr Völker der Welt! Wisset und seid gewiß, daß Meine Gebote die Lampen Meiner liebevollen Vorsehung unter Meinen Dienern und die Schlüssel Meiner Gnade für Meine Geschöpfe sind. So ist es aus dem Himmel des Willens eures Herrn, des Herrn der Offenbarung, herabgesandt ... (ÄL 155/3)

Sprich: In Meinen Gesetzen ist der süße Duft Meines Gewandes wahrzunehmen, und mit ihrer Hilfe werden die Banner des Sieges auf den höchsten Höhen gehißt. Die Zunge Meiner Macht richtet aus dem Himmel Meiner allmächtigen Herrlichkeit diese Worte an Meine Schöpfung: »Haltet Meine Gebote aus Liebe zu Meiner Schönheit!« Glücklich der Liebende, der den göttlichen Duft seines Meistgeliebten einatmet aus diesen Worten, erfüllt mit dem Wohlgeruch einer Gnade, die keine Zunge beschreiben kann. Bei Meinem Leben! Wer den erlesenen Wein der Reinheit aus den Händen Meiner großmütigen Gunst trinkt, wird Meine Gebote, die vom Tagesanbruch Meiner Schöpfung leuchten, umkreisen. (ÄL 155/4)

Wähnt nicht, Wir hätten euch nur ein Gesetzbuch offenbart. Nein, Wir haben vielmehr den erlesenen Wein mit den Fingern der Macht und Kraft entsiegelt. Dafür zeugt, was die Feder der Offenbarung enthüllt hat. Denkt darüber nach, o ihr Einsichtsvollen! (ÄL 155/5)


+2

Wie es Gesetze gibt, die unser stoffliches Leben steuern und z.B. verlangen, daß wir unseren Körper mit bestimmten Nahrungsmitteln versorgen, ihn in einem bestimmten Temperaturbereich halten und so weiter, um Behinderungen zu vermeiden, so gibt es auch Gesetze, die unser geistiges Leben steuern. Diese Gesetze werden der Menschheit in jedem Zeitalter von der Manifestation Gottes offenbart; ihnen zu gehorchen ist lebenswichtig, wenn sich jeder Mensch und die Menschheit im ganzen richtig und harmonisch entwickeln sollen. Außerdem gibt es eine Wechselwirkung zwischen diesen verschiedenen Aspekten. Wenn der einzelne die geistigen Gesetze in seiner eigenen Entwicklung verletzt, schadet er nicht nur sich selbst, sondern auch der Gesellschaft, in der er lebt. Ebenso wirkt der Zustand der Gesellschaft unmittelbar auf den einzelnen, der in ihr leben muß.

(Aus einem Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 6. Februar 1973 an alle Nationalen Geistigen Räte)


+3

Wir haben Ihre verschiedenen Briefe bedacht und Ihre Fragen sowie Ihre Ansicht zur Kenntnis genommen, daß viele Bahá'í-Jugendliche in ... verwirrt sind und inständig um Führung in einfacher, klarer Sprache bitten, wie man in Situationen des täglichen Lebens, besonders, was das Geschlechtsleben angeht, zurechtkommen soll.

Es erscheint dem Universalen Haus der Gerechtigkeit weder möglich noch wünschenswert, eine Reihe von Regeln aufzustellen, die jeder Situation gerecht werden. Vielmehr ist es die Aufgabe des einzelnen Gläubigen, je nach seinem persönlichen, frommen Verständnis der Schriften klar zu entscheiden, wie sein Verhalten in Situationen, denen er im täglichen Leben begegnet, sein sollte. Wenn er seine eigentliche Lebensaufgabe als Anhänger der Gesegneten Vollkommenheit erfüllen will, wird er sein Leben im Einklang mit den Lehren gestalten. Dieses Ziel kann der Gläubige nicht dadurch erreichen, daß er sein Leben bloß nach einer Reihe starrer Regeln richtet. Wenn sein Leben auf den Dienst für Bahá'u'lláh ausgerichtet ist und all sein Handeln bewußt unter diesem Gesichtspunkt geschieht, wird er sein wahres Lebensziel nicht verfehlen.

Darum muß jeder Gläubige die heiligen Schriften und die Anleitungen des geliebten Hüters immer wieder studieren und stets bestrebt sein, ein neues und besseres Verständnis ihrer Wichtigkeit für sich selbst und für die Gesellschaft zu gewinnen. Er sollte inständig um göttliche Führung, Weisheit und Kraft beten, damit er tue, was Gott gefällt, und er Ihm allezeit nach bestem Vermögen diene.

(Aus einem Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 17. Oktober 1968 an einen Gläubigen)


+4

Was Keuschheit betrifft, so ist sie einer der herausforderndsten Begriffe, der in diesem freizügigen Zeitalter verständlich gemacht werden muß. Die Bahá'í müssen sich jedoch aufs äußerste darum bemühen, die Bahá'í-Maßstäbe einzuhalten, gleichgültig, wie schwierig ihnen das anfangs auch erscheinen mag. Derlei Bemühungen werden leichter, sobald die Jugend versteht, daß die Gesetze und Maßstäbe des Glaubens dem Zweck dienen, sie von unsagbaren geistigen und sittlichen Schwierigkeiten zu befreien, genau wie das richtige Verständnis der Naturgesetze uns ein Leben in Harmonie mit den Kräften des Planeten ermöglicht.

(Aus einem Brief im Auftrag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 14. Januar 1985 an einen Gläubigen)






Wahre Freiheit

+5

Seht die Kleingeistigkeit der Menschen. Sie verlangen nach dem, was ihnen schadet, und verwerfen, was ihnen nützt ... (ÄL 159/1)

Wißt, daß die Verkörperung der Freiheit und ihr Sinnbild das Tier ist. Dem Menschen ziemt es, daß er sich in Schranken fügt, die ihn vor seiner eigenen Unwissenheit beschützen und vor dem Schaden des Unheilstifters bewahren. Freiheit veranlaßt den Menschen die Grenzen des Schicklichen zu überschreiten und die Würde seiner Stufe zu verletzen. Sie erniedrigt ihn auf die Ebene tiefster Verderbtheit und Schlechtigkeit. (ÄL 159/2)

Betrachtet den Menschen als eine Schafherde, die zu ihrem Schutze eines Hirten bedarf. Dies ist gewiß die Wahrheit, die unumstößliche Wahrheit. Wir billigen die Freiheit unter gewissen Umständen, unter anderen verwerfen Wir sie. Wir sind wahrlich der Allwissende. (ÄL 159/3)

Sprich: Wahre Freiheit besteht in der Unterwerfung des Menschen unter Meine Gebote, so wenig ihr dies auch versteht. Würden die Menschen befolgen, was Wir aus dem Himmel der Offenbarung auf sie herabsandten, so würden sie sicherlich vollkommene Freiheit erlangen. Glücklich der Mensch, der die Absicht Gottes in allem erfaßt, was Er aus dem Himmel Seines Willens, der alles Erschaffene durchdringt, offenbart! Sprich: Die Freiheit, die euch nützt, ist nirgendwo zu finden außer in vollkommener Dienstbarkeit vor Gott, der Ewigen Wahrheit. Wer ihre Süße kostet, wird es verschmähen, sie gegen alle Herrschaft der Erde und des Himmels zu tauschen. (ÄL 159/4)


+6

Ähnlich steht es um die Menschen, die nach Freiheit schreien. Die gemäßigte Freiheit, welche die Gewähr für die Wohlfahrt der Menschheit bietet und allumfassende Beziehungen aufrechterhält, findet ihre kraftvolle Ausprägung in den Lehren Bahá'u'lláhs. (ABSEL 227/27)





Der Bahá'í-Maßstab für Keuschheit

+7

Die Erwählten Gottes ... sollten nicht auf den verderbten Zustand der Gesellschaft schauen, in der sie leben, oder auf die Beweise der Entartung und der Leichtfertigkeit, die die Menschen um sie her an den Tag legen. Sie sollten sich nicht damit zufriedengeben, daß sie lediglich anders sind als die anderen und über sie hinausragen. Vielmehr sollten sie den Blick auf erhabenere Gipfel richten, indem sie sich die Ratschläge und Ermahnungen der Feder der Herrlichkeit zum höchsten Ziel setzen. Dann werden sie alsbald erkennen, wie zahlreich die Stufen sind, die noch erklommen werden müssen, und wie weit entfernt das ersehnte Ziel liegt ˜, kein anderes Ziel als das, Beispiel zu sein für himmlische Verhaltensnormen und Tugenden.

(Shoghi Effendi, aus einem Brief an den Geistigen Rat der Bahá'í in Teheran vom 30. Oktober 1924; zitiert in `Zum wirklichen Leben` S.4f)


+8

Aber man sollte nicht vergessen, daß die Einhaltung eines so hohen Maßstabes sittlichen Verhaltens nicht mit irgendeiner Form der Askese, des übertriebenen oder blindgläubigen Puritanismus in Verbindung gebracht oder verwechselt werden darf. Der von Bahá'u'lláh geprägte Maßstab will keinesfalls irgend jemandem das wohlbegründete Recht, ja Vorrecht vorenthalten, die vielfältigen Freuden, Schönheiten und Annehmlichkeiten, mit denen die Welt von einem alliebenden Schöpfer so reich ausgestattet wurde, in vollem Umfang zu nutzen. »Möchte ein Mensch« (ÄL 128/3), so versichert uns Bahá'u'lláh, »sich mit dem Schmuck dieser Erde schmücken, ihre Trachten tragen und die Wohltaten genießen, die sie zu schenken vermag, so kann ihm das nicht schaden, sofern er nichts zwischen sich und Gott treten läßt; denn Gott hat alle guten Dinge, ob sie in den Himmeln oder auf Erden erschaffen sind, für solche seiner Diener bestimmt, die wahrhaft an Ihn glauben. Genießet, o Menschen, die guten Dinge, die Gott euch erlaubt, und beraubt euch nicht selbst Seiner wunderbaren Gaben. Bringet Ihm Dank und Preis, und gehöret zu den wahrhaft Dankbaren.« (KGG S.55)

+9

Der Bahá'í-Maßstab ist sehr hoch, vor allem, wenn er mit den völlig verderbten Sitten der heutigen Welt verglichen wird. Unser Maßstab jedoch wird gesündere, glücklichere, edlere Menschen schaffen und zu haltbareren Ehen führen ...

(Aus einem Brief im Auftrag Shoghi Effendis vom 19. Oktober 1947 an einen Gläubigen)





II
Ein keusches, heiliges Leben

Begriffsbestimmung

+10

Solch ein keusches und heiliges Leben, das von Bescheidenheit, Reinheit, Enthaltsamkeit, Anstand und innerer Sauberkeit geprägt ist, bedingt nichts weniger als Mäßigung in allem, was Kleidung, Sprache, Vergnügen sowie alle künstlerischen und literarischen Zerstreuungen betrifft. Es verlangt tägliche Wachsamkeit in der Beherrschung der Fleischeslust und verderbter Neigungen. Es fordert den Verzicht auf leichtfertiges Verhalten, das übermäßig an schalen, oft mißgeleiteten Vergnügungen hängt. Es verlangt völlige Enthaltsamkeit von allen alkoholischen Getränken, Opium und ähnlichen Drogen, die zur Sucht führen können. Es verurteilt entehrenden Mißbrauch von Kunst und Literatur, ferner Nacktkultur und Partnerschaftsehe, eheliche Untreue und jegliche wahllose Geschlechtsbeziehung, leichtfertige Vertraulichkeit und geschlechtliche Laster. Es kann keine Zugeständnisse an die Lehren, Maßstäbe, Gewohnheiten und Ausschweifungen eines verfallenden Zeitalters dulden, sondern sucht vielmehr durch die anfeuernde Kraft seines Beispiels die Verderbtheit solcher Lehren, die Falschheit solcher Maßstäbe, die Hohlheit solcher Ansprüche, die Entartung solcher Gewohnheiten und die Frevelhaftigkeit solcher Ausschweifungen zu beweisen. (KGG S.50f)





Keuschheit

+11

Der ist Mein wahrer Jünger, der, käme er in ein Tal aus reinem Gold, geradewegs hindurchzöge, darüberschwebend wie eine Wolke, weder sich wendend noch rastend. Ein solcher Mensch gehört wahrlich zu Mir. Von seinem Gewande kann die Schar der Höhe den Duft der Heiligkeit atmen ... Und wenn er der schönsten, anmutigsten Frau begegnete, fühlte er sein Herz auch nicht vom leisesten Schatten eines Verlangens nach ihrer Schönheit verführt. Ein solcher Mensch ist wahrlich ein Geschöpf makelloser Keuschheit. Dies lehrt dich die Feder des Altehrwürdigen der Tage, wie es ihr geboten wurde von deinem Herrn, dem Allmächtigen, dem Allgütigen. ÄL 60/3)

+12

Reinheit und Keuschheit waren und sind noch immer der schönste Schmuck der Dienerinnen Gottes. Gott ist Mein Zeuge! Das klare Licht der Keuschheit wirft seinen Glanz auf die geistigen Welten und sein Duft weht selbst bis ins Erhabenste Paradies. (KGG S.53f)

+13

Das Universale Haus der Gerechtigkeit erklärt hinsichtlich der positiven Aspekte der Keuschheit, daß der Bahá'í-Glaube den Wert des Geschlechtstriebes anerkennt, und es ist der Auffassung, daß die Ehe gestiftet wurde als der Weg, ihm angemessen Ausdruck zu verleihen. Die Bahá'í halten nichts davon, daß der Geschlechtstrieb unterdrückt wird, aber er sollte gelenkt und beherrscht werden.

Keuschheit bringt keineswegs den Abbruch zwischenmenschlicher Beziehungen mit sich. Sie befreit den Menschen von der Tyrannei des allgegenwärtigen Geschlechtstriebs. Ein Mensch, der seine geschlechtlichen Triebe beherrscht, kann tiefe, dauerhafte Freundschaften mit vielen Menschen, Männern wie Frauen, haben, ohne dabei jenes einzigartige, kostbare Band, das Mann und Frau verbinden sollte, jemals zu beschmutzen.

(Aus einem Brief im Auftrag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 8. Mai 1979 an einen Gläubigen)








Mäßigung

+14

Was die Grenzen der Mäßigung überschreitet, hört auf, wohltätigen Einfluß auszuüben. Betrachtet zum Beispiel Gegenstände wie Freiheit, Zivilisation und dergleichen. Wie wohlgefällig verständige Menschen sie auch immer betrachten mögen, ins Übermaß gesteigert, werden sie verderblichen Einfluß auf die Menschen haben. (AKKA 11/19)

+15

Die Wahl der Kleidung sowie Schnitt und Form des Bartes bleiben den Menschen zur Entscheidung überlassen. Aber hütet euch, o Menschen, daß ihr euch nicht selbst zum Spielzeug der Unwissenden machet! (AKKA 3/12)

+16

Des Menschen Wort ist eine Wirklichkeit, die Einfluß auszuüben sucht und des rechten Maßes bedarf. Sein Einfluß ist durch seine Feinheit bedingt, die ihrerseits von losgelösten, reinen Herzen abhängt. Sein rechtes Maß muß mit Takt und Weisheit gebildet werden, wie es die heiligen Schriften und Sendschreiben verordnen. (AKKA 11/30)

+17

Wir geben euch das Recht, Musik und Gesang zu hören. Doch hütet euch, daß Musikhören euch nicht verführe, des Anstands und der Würde Grenzen zu verletzen. Schöpft eure Freude aus Meinem Größten Namen, ein Name, der das Herz verzückt und den Verstand aller Gott Nahen begeistert. (AQDAS 51, MUSIK 2)

+18

In den Lehren steht nichts gegen das Tanzen, aber die Freunde sollten daran denken, daß Bahá'u'lláhs Maßstab Sittsamkeit und Keuschheit ist. Die Atmosphäre in modernen Tanzsälen, wo soviel geraucht, getrunken und schamlos getändelt wird, ist sehr schlecht, aber anständige Tänze sind an und für sich nicht schädlich. Klassischer Tanz oder Tanzstunden in der Schule schaden sicher nicht. Es schadet auch nicht, in Schauspielen oder Kinofilmen mitzuspielen. Schädlich ist heutzutage nicht die Kunst an sich, sondern die verhängnisvolle Verderbtheit, die so oft mit den Künsten einhergeht. Als Bahá'í müssen wir keine der Künste meiden, aber die Taten und die Atmosphäre, die manchmal im Umfeld dieser Berufe anzutreffen sind, sollten wir meiden.

(Aus einem Brief im Auftrag Shoghi Effendis vom 30. Juni 1952 an einen NGR)








Täglich wachsames Handeln

+19

Erhebt euch, o Menschen, und entschließt euch durch die Kraft der göttlichen Macht, den Sieg über euer Selbst zu erringen, damit die ganze Welt aus ihrer Hörigkeit vor den Götzen ihrer leeren Einbildungen erlöst werde ˜ Götzen, die ihren erbärmlichen Anbetern so viel Schaden zugefügt haben und für ihr Elend verantwortlich sind. Diese Trugbilder sind das Hindernis, das den Menschen in seinem Bemühen hemmt, auf dem Pfade der Vervollkommnung voranzuschreiten. (ÄL 43/3)

+20

O Sohn des Seins! Lege jeden Tag Rechenschaft vor dir ab, ehe du zur Rechenschaft gezogen wirst. Denn unangemeldet kommt der Tod, und dann mußt du deine Taten verantworten. (VW ar.31)

+21

Leidenschaft ist eine Flamme, die schon ungezählte Male die Ernte des Lebens vieler Gebildeter zu Asche verbrannt hat, ein allverzehrendes Feuer, das sich selbst mit dem Meer ihres aufgespeicherten Wissens nicht löschen ließ. Wie oft ist es schon geschehen, daß jemand mit allen Attributen des Menschentums gesegnet war, das Kleinod wahren Verstehens besaß, aber dennoch seinen Leidenschaften nachging, bis seine außergewöhnlichen Eigenschaften die Grenzen der Mäßigung überschritten und er sich zu Ausschweifungen hinreißen ließ. Seine guten Absichten wandelten sich zum Bösen, seine Anlagen waren nicht länger auf Ziele gerichtet, die ihrer wert waren, und die Macht seiner Begierden lenkte ihn von der Rechtschaffenheit und ihrem Lohn ab auf gefährliche und dunkle Wege. In den Augen Gottes, Seiner Erwählten und aller Einsichtsvollen ist ein guter Charakter das Erhabenste und Lobenswerteste, was es gibt, jedoch immer unter der Voraussetzung, daß die Quelle seiner Ausstrahlung Vernunft und Erkenntnis sind, und daß er wahre Mäßigung zur Grundlage hat.

(Das Geheimnis göttlicher Kultur S.58f)





Die Aufgabe leichtfertigen Verhaltens

+22

O Mein Freund! Du bist die Sonne am Himmel Meiner Heiligkeit. Verdunkle nicht deinen Glanz mit dem Schmutz der Welt. Zerreiße den Schleier der Achtlosigkeit, strahle auf aus den Wolken und kleide alle Dinge in das Prachtgewand des Lebens. (VW pers.73)

+23

Macht euch frei von jeder Bindung an diese Welt und ihre Eitelkeiten. Hütet euch, ihnen zu nahen, denn sie verleiten euch dazu, eueren Gelüsten und euerer Habsucht zu folgen, und hindern euch daran, den geraden, herrlichen Pfad zu betreten. (ÄL 128/2)

+24

Im »Kommen göttlicher Gerechtigkeit« beschreibt der geliebte Hüter auf den Seiten 50 und 51 nicht nur die Erfordernisse der Keuschheit, sondern »eines keuschen und heiligen Lebens« ˜ beide Eigenschaftsworte sind wichtig. Eines der Zeichen einer im Niedergang begriffenen Gesellschaft, das in der heutigen Welt klar zutage tritt, ist eine nahezu zügellose Hingabe an Vergnügung und Zerstreuung, unersättliches Verlangen nach Unterhaltung, fanatische Hingabe an Spiel und Sport, der Widerwille, irgend etwas ernsthaft zu betreiben, und eine verächtliche, spöttische Einstellung zur Tugend und zu echten Werten. Der »Verzicht auf leichtfertiges Verhalten« bedeutet nicht, daß ein Bahá'í ein sauertöpfisches Gesicht aufsetzen oder immer feierlich sein müßte. Ein richtiges Bahá'í-Leben kennzeichnen Humor, Fröhlichkeit und Freude. Leichtfertigkeit verliert ihren Reiz und führt schließlich zu Langeweile und Leere, wogegen echte Fröhlichkeit, Freude und Humor ebenso zu einem ausgewogenen Leben gehören wie ernste Gedanken, Mitgefühl und bescheidene Dienstbarkeit vor Gott ˜ Merkmale, die das Leben bereichern und zu seiner Ausstrahlung beitragen.

Shoghi Effendis Wortwahl war immer bedeutsam, und jedes Wort ist wichtig für das Verständnis seiner Führung. In diesem speziellen Abschnitt verbietet er nicht die »schalen« Vergnügungen, sondern er warnt nachdrücklich davor, »übermäßig« daran zu »hängen«, und weist darauf hin, daß sie oft »mißgeleitet« sein können. Man wird an die Warnung Abdu'l-Bahás erinnert, einen Zeitvertreib nicht zur Zeitvergeudung werden zu lassen.

(Aus einem Brief im Auftrag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 8. Mai 1979 an einen Gläubigen)





Alkohol

+25

Werdet trunken vom Wein der Liebe Gottes und nicht von dem, was eueren Verstand zerstört, o ihr, die ihr Ihn anbetet! Wahrlich, dies wurde jedem Gläubigen verboten, Mann und Frau gleichermaßen. (Bahá'u'lláh, zit. in KGG S.55)

+26

Das Trinken von Wein ist nach dem Text des Heiligsten Buches verboten; denn es ist die Ursache von chronischen Krankheiten, schwächt die Nerven und zerstört den Verstand. (Abdu'l-Bahá, zit. in KGG S.54)





Drogen

+27

Was jedoch die Frage des Opiums betrifft: Es ist abscheulich und verflucht, und Gott möge uns vor Seiner Strafe für den, der es gebraucht, beschützen! Der Text des Heiligsten Buches verbietet es ausdrücklich und verurteilt seinen Gebrauch in höchstem Maße. Die Vernunft sieht im Opiumrauchen eine Wahnsinnstat, und die Erfahrung zeigt, daß der Opiumraucher aus der menschlichen Gesellschaft völlig ausgeschlossen wird. Möge Gott alle beschützen vor einer so abscheulichen Tat, welche die Grundlage des Menschseins zerstört und den Süchtigen für Zeit und Ewigkeit zugrunde richtet. Opium ergreift Besitz von der Seele des Menschen, so daß sein Gewissen stirbt, sein Verstand besudelt und sein Wahrnehmungsvermögen zerfressen wird. Es tötet das Leben und läßt die natürliche Wärme erkalten. Kein größerer Schaden ist vorstellbar als der durch Opium. Wohl denen, die nicht einmal das Wort Opium über die Lippen bringen; bedenkt somit, wie erbärmlich derjenige ist, der es gebraucht! (ABSEL 129/10)

+28

Was Haschisch betrifft, so hatten Sie darauf aufmerksam gemacht, daß einige Perser sich an seinen Gebrauch gewöhnt haben. Gnädiger Gott! Es ist das schlimmste aller Rauschmittel, und dessen Verbot ist ausdrücklich offenbart. Sein Gebrauch zersetzt das Denken und läßt die Seele völlig erstarren. Wie kann einer nach dieser Höllenbaumfrucht verlangen, deren Genuß ihn dazu bringt, als Gespenst herumzulaufen! Wie kann man dieses verbotene Rauschgift nehmen und sich damit der Segnungen des Allbarmherzigen berauben! ...

Alkohol zerstört den Verstand und läßt den Menschen unsinnige Taten begehen. Aber ... das verruchte Haschisch tötet den Verstand, läßt den Geist erstarren, versteinert die Seele, verzehrt den Leib und läßt den Menschen enttäuscht und zugrundegerichtet zurück.

(Abdu'l-Bahá, aus einem unveröffentlichten persischen Sendschreiben)


+29

Was die sogenannten »geistigen« Wirkungen der Drogen angeht, ... geistige Anregung sollte der Hinwendung des Herzens zu Bahá'u'lláh entspringen, nicht materiellen Mitteln wie Drogen und Suchtstoffen. Aus der Beschreibung in Ihrem Brief wird deutlich, daß sinnestäuschende Wirkstoffe zu den Rauschmitteln gehören. Da von den Freunden, auch von der Jugend, verlangt wird, sich strikt aller Arten von Rauschmitteln zu enthalten, und da außerdem von ihnen erwartet wird, daß sie die bürgerlichen Gesetze ihres Landes gewissenhaft befolgen, ist ganz klar, daß sie diese Drogen nicht nehmen sollten.

Eine sehr große Verantwortung für den künftigen Frieden und das Wohlergehen der Welt liegt auf den Schultern der heutigen Jugend. Möge die Bahá'í-Jugend durch die Kraft des Glaubens, den sie annahm, für ihre Kameraden ein leuchtendes Beispiel sein.

(Aus einem Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 15. April 1965 an einen NGR)


+30

Die Bahá'í sollten keine sinnestäuschenden Mittel, auch nicht LSD, Mescalin und ähnliche Stoffe, gebrauchen, außer wenn sie zur ärztlichen Behandlung verschrieben wurden. Ebenso sollten sie sich nicht auf Experimente mit solchen Mitteln einlassen. (Aus einem Brief des UHG vom 11. Januar 1967 an einen NGR)





Die Bahá'í-Haltung zur Sexualität

+31

Kurz gesagt beruht die Bahá'í-Vorstellung von der Sexualität auf der Überzeugung, daß beide Geschlechter strenge Keuschheit üben sollen, nicht nur, weil sie ethisch höchst empfehlenswert ist, sondern auch, weil sie der einzige Weg zu einem glücklichen und erfolgreichen Eheleben ist. Sexuelle Beziehungen irgendwelcher Art außerhalb der Ehe sind deshalb nicht erlaubt, und wer diesen Grundsatz verletzt, wird nicht nur vor Gott verantwortlich sein, sondern auch die notwendige Strafe der Gesellschaft auf sich ziehen.

Der Bahá'í-Glaube anerkennt den Wert des Geschlechtstriebes; er verurteilt jedoch den unrechtmäßigen und unschicklichen Gebrauch dieses Triebes, wie er in sogenannter freier Liebe, in der Partnerschaftsehe und anderen Erscheinungen zum Ausdruck kommt. All dies erachtet er als zweifelsfrei schädlich für den Menschen und die Gesellschaft, in der er lebt. Der richtige Gebrauch des Geschlechtstriebes ist das natürliche Recht jedes Menschen, und genau für diesen Zweck ist die Institution der Ehe geschaffen worden. Die Bahá'í halten nichts von der Unterdrückung des Geschlechtstriebs, aber viel von seiner Steuerung und Beherrschung.

(Aus einem Brief im Auftrag Shoghi Effendis vom 5. September 1938 an einen Gläubigen; zit. in: Liebe und Ehe, S.21)


+32

Zu Ihrer Frage, ob es legitime Ausdrucksformen des Geschlechtstriebs außerhalb der Ehe gibt: den Bahá'í-Lehren zufolge kann keine sexuelle Handlung als legitim betrachtet werden, wenn sie nicht zwischen zwei gesetzlich verheirateten Menschen stattfindet. Außerhalb des Ehelebens kann es keinen legitimen oder gesunden Gebrauch des Geschlechtstriebs geben. Die Bahá'í-Jugend sollte einerseits Selbstkontrolle lernen, die, wenn sie geübt wird, zweifellos eine heilsame Wirkung auf die Entwicklung des Charakters und der Persönlichkeit im ganzen hat. Andererseits sollte der Jugend geraten, ja sie sollte ermutigt werden, die Ehe zu schließen, wenn sie noch jung und im Vollbesitz ihrer körperlichen Kräfte ist. Wirtschaftliche Umstände sind zweifellos oft ein ernsthaftes Hindernis vor Frühehen, aber in den meisten Fällen nur ein Vorwand; sie sollten deshalb nicht überbetont werden.

(Aus einem Brief im Auftrag Shoghi Effendis vom 13. Dezember 1940 an einen Gläubigen, zit. in: Liebe und Ehe, S.22f)


+33

Keuschheit bedeutet ein unbeflecktes, reines Geschlechtsleben vor und nach der Heirat: vor der Heirat vollkommen keusch, nach der Heirat dem gewählten Gefährten vollkommen treu, Treue in allen sexuellen Handlungen, Treue in Wort und Tat.

Abgesehen von anderen Mißständen ist die Welt heute versunken in einer Überbetonung der körperlichen Liebe und in einem Mangel an geistigen Werten. Die Gläubigen sollten dies so weit wie möglich zu erkennen versuchen und sich über das Niveau ihrer Mitmenschen erheben, die so übertriebenes Gewicht auf die rein körperliche Seite der Paarung legen, wie es für alle Verfallsperioden der Geschichte typisch ist. Außerhalb ihres normalen, rechtmäßigen Ehelebens sollten sie danach streben, Bande der Freundschaft und Liebe zu knüpfen, die ewig und auf das geistige Leben des Menschen gegründet sind, nicht auf sein körperliches Leben. Das ist eines der vielen Gebiete, auf denen die Bahá'í beispielhaft sein und den Weg zu einem wahrhaft menschlichen Lebensmaßstab weisen müssen, nach welchem des Menschen Seele erhöht wird und sein Leib nur das Werkzeug seines erleuchteten Geistes ist. Selbstverständlich schließt dies keineswegs ein vollkommen normales Geschlechtsleben innerhalb der rechtmäßigen Bahnen der Ehe aus.

(Aus einem Brief im Auftrag Shoghi Effendis vom 28. Sep 1941 an einen Gläubigen, zit. in: Liebe und Ehe, S.22)





Unsittliche Handlungen werden verurteilt

+34

Ehebruch, Sodomie und Unzucht sind euch verboten. Meide sie, o Schar der Getreuen. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Ihr wurdet ins Dasein gerufen, die Welt von der Besudelung durch üble Leidenschaften zu läutern. Das hat euch der Herr der ganzen Menschheit zur Pflicht gemacht, könntet ihr es doch begreifen. Wer dem Allbarmherzigen angehört und teuflische Taten begeht, ist wahrlich nicht von Mir. Dies bezeugt jedes Atom, jeder Kieselstein, jeder Baum und jede Frucht und darüber hinaus diese unaufhörlich kündende, wahrheitsliebende, vertrauenswürdige Zunge.

(Bahá'u'lláh, aus einem unveröffentlichten arabischen Sendschreiben)


+35

Wenn wir uns klarmachen, daß Ehebruch, wie Bahá'u'lláh erklärt, den Fortschritt der Seele im zukünftigen Leben verzögert ˜ so schrecklich ist er ˜ und Alkoholgenuß den Verstand zerstört, weshalb man sich dem nicht einmal nähern sollte, sehen wir, wie eindeutig unsere Lehren zu diesen Themen sind.

(Aus einem Brief im Auftrag Shoghi Effendis vom 30. September 1949 an einen Gläubigen)


+36

Zu den vielen anderen Übeln, die die Gesellschaft an diesem geistigen Tiefpunkt der Geschichte plagen, zählt das Problem der Sittenlosigkeit und die Überbetonung des Geschlechtlichen. Bahá'u'lláhs Schriften zufolge ist Homosexualität geistig verworfen. Das bedeutet nicht, daß den davon geplagten Menschen nicht geholfen, nicht geraten und kein Mitgefühl gezeigt werden dürfte. Es bedeutet vielmehr, daß wir dies nicht für eine statthafte Lebensweise halten, wie es heutzutage leider allzu oft vertreten wird.

Gegen die Übel in der Gesellschaft müssen wir mit geistigen, aber auch mit medizinischen und gesellschaftlichen Mitteln ankämpfen. Wir müssen tolerant sein, aber zu keinem Kompromiß bereit, verständnisvoll, aber in unserer Haltung unerschütterlich.

(Aus einem Brief im Auftrag Shoghi Effendis vom 21. Mai 1954 an einen Gläubigen)


+37

Eine Reihe von Sexualproblemen wie Homosexualität und Transsexualität können sehr wohl medizinische Seiten haben, und in diesen Fällen sollte gewiß die beste medizinische Betreuung gesucht werden. Aber aus den Lehren Bahá'u'lláhs ergibt sich klar, daß Homosexualität kein Zustand ist, mit dem sich der oder die Betroffene abfinden sollte; vielmehr ist sie eine Verformung seiner oder ihrer Natur, die beherrscht und überwunden werden sollte. Das mag einen harten Kampf bedeuten; aber ebenso hart kann der persönliche Kampf eines heterosexuellen Menschen sein, seine oder ihre Gelüste zu beherrschen. Übt man Selbstbeherrschung in diesem wie in vielen anderen Lebensbereichen, ist dies nützlich für den Fortschritt der Seele. Außerdem sollte eines bedacht werden: Es ist zwar höchst wünschenswert, verheiratet zu sein, und Bahá'u'lláh hat dies sehr empfohlen; doch ist die Ehe nicht der zentrale Zweck des Lebens. Wenn ein Mensch lange warten muß, bis er einen Ehepartner findet, oder wenn er oder sie letztlich allein bleiben muß, bedeutet dies nicht, daß er oder sie dadurch unfähig wäre, seinen oder ihren Lebenszweck zu erfüllen.

(Aus einem Brief des UHG vom 6. Februar 1973 an alle Nationalen Geistigen Räte; zit. in: Liebe und Ehe, S.24)


+38

Ihr Brief, in dem Sie um direkte oder indirekte Hinweise in den Schriften des Glaubens auf Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe baten, wurde an die Forschungsabteilung verwiesen, und wir wurden gebeten, Ihnen folgende Stellungnahme mitzuteilen:

»Unzucht« ist von Bahá'u'lláh eindeutig verboten (siehe Brief an den Sohn des Wolfes, Seite 56), und Shoghi Effendi erklärt, daß zu einem »keuschen und heiligen Leben« im Einklang mit den Lehren des Glaubens die Verurteilung aller Art »geschlechtlicher Laster« gehört (siehe KGG S.50f)

Zum Kitáb-i-Aqdas: Eine der Bestimmungen des Heiligsten Buches ist, »nicht seinen Leidenschaften nachzugeben« (siehe AQDAS.Codex S.76). Außerdem ist auf eines der »Verbote« hinzuweisen, das auf Seite 72 der Inhaltsübersicht genannt wird, nämlich »Unzucht«. Dieses Wort steht so in diesem Buch, weil Stichwörter in einer Inhaltsübersicht notgedrungen kurz sein müssen und unter dem von Bahá'u'lláh im Urtext des Aqdas benützten Wort »ziná« im allgemeinen und vorwiegend Unzucht verstanden wird. Das deckt jedoch keineswegs alle Bedeutungen des Begriffes »ziná« in der arabischen und persischen Rechtssprache. Eine der Bedeutungen von »ziná« ˜ in diesem Fall, wenn der unerlaubte Geschlechtsverkehr gewaltsam erzwungen wird ˜ ist Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung.

Die Strafen für Taten wie Vergewaltigung werden in Zukunft vom Universalen Haus der Gerechtigkeit festgelegt.

(Aus einem Brief im Auftrag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 8. Juni 1982 an einen Gläubigen)





Anwendung des Prinzips keuschen, heiligen Lebens

+39

... [unbedingte Keuschheit] geht hauptsächlich und unmittelbar die Bahá'í-Jugend an, die so entscheidend zur Stärke, Reinheit und Triebkraft im Leben der Bahá'í-Gemeinde beitragen kann und von der die zukünftige Richtung ihres Geschickes und die Entfaltung aller ihr von Gott verliehenen Wirkungsmöglichkeiten abhängt ...

Ein keusches, heiliges Leben sollte als ein wesentlicher Faktor betrachtet werden, der ein gutes Teil zur Stärkung und Belebung der Bahá'í-Gemeinde, von der der Erfolg jedes Bahá'í-Planes oder Unternehmens abhängt, beitragen muß. ... Alle, Männer wie Frauen, müssen zu dieser bedrohlichen Stunde, da das Licht der Religion verblaßt und die Schranken, die sie aufrichtet, eine nach der anderen abgeschafft werden, innehalten und sich prüfen, ihr Verhalten durchleuchten und sich fest entschlossen erheben, um ihr Gemeindeleben von jeder Spur sittlicher Lässigkeit, die den Namen des heiligen, kostbaren Glaubens beflecken und seine Unbescholtenheit schmälern könnte, zu säubern. (KGG S.38)

Ein keusches, heiliges Leben muß sich als beherrschender Grundsatz im Benehmen und Verhalten aller Bahá'í erweisen, sowohl in ihrem gesellschaftlichen Umgang mit den Mitgliedern der eigenen Gemeinde als auch in ihrer Verbindung mit der ganzen Welt. Es muß alle in ihrem unaufhörlichen Mühen und verdienstvollen Streben schmücken und stärken, deren beneidenswertes Amt es ist, die Botschaft des Glaubens Bahá'u'lláhs zu verbreiten und seine Angelegenheiten zu verwalten. Es muß in aller Reinheit und mit allem, was daraus folgert, in jedem Lebensabschnitt derer aufrechterhalten werden, die im Heer des Glaubens stehen, sei es in ihren Heimen, auf Reisen, in ihren Vereinen, ihrem gesellschaftlichen Umfeld, ihren Vergnügungen, in Schulen und Universitäten. Ihm muß besondere Aufmerksamkeit auf Bahá'í-Sommerschulen bei der Leitung geselliger Veranstaltungen gewidmet werden und bei jedem anderen Anlaß, bei dem das Bahá'í-Gemeindeleben organisiert und gepflegt wird. Es muß eng und auf Dauer als wesentliche Aufgabe der Bahá'í-Jugend gesehen werden, zum einen als Bestandteil des Bahá'í-Gemeindelebens und zum andern als Faktor beim künftigen Fortschritt und der Ausrichtung der Jugend ihres Landes. (KGG S.49f)





III
Die Macht des Beispiels

Ein lobenswerter Charakter

+40

Wer sich an diesem Tage erhebt, um Unserer Sache zu helfen, und die Heerscharen einer rühmlichen Wesensart und eines aufrechten Verhaltens zu seiner Hilfe herbeiruft, wird mit dieser Tat sicherlich die ganze Welt beeinflussen. (ÄL 131/4)

+41

Einen Bahá'í erkennt man an den Eigenschaften, die er zeigt, nicht an seinem Namen; man achtet ihn für seinen Charakter, nicht für seine Person.

(Abdu'l-Bahá, aus einem unveröffentlichten persischen Sendschreiben)


+42

... indem wir trotz aller Schwierigkeiten an den Bahá'í-Gesetzen festhalten, stärken wir nicht nur unseren Charakter sondern beeinflussen auch unsere Mitmenschen.

(Aus einem Brief des UHG vom 6. Februar 1973 an alle Nationalen Geistigen Räte)





Die Bedeutung von Taten

+43

O Sohn Meiner Magd! Führung geschah immer durch Worte, nun aber geschieht sie durch Taten. Jeder muß reine, heilige Taten aufweisen, denn Worte sind allen gemein, während solche Taten nur Unseren Geliebten eigen sind. Darum strebt mit ganzer Seele, euch durch euere Taten auszuzeichnen. Solches raten Wir euch auf dieser heiligen, strahlenden Tafel. (VW pers.76)

+44

Jede gerechte Tat ist mit einer Kraft versehen, die den Staub über den Himmel der Himmel emporheben kann. Sie kann jede Fessel sprengen und hat die Macht, die Kraft zu erneuern, die sich verbraucht hat und dahinschwand ... Sei rein, o Volk Gottes, sei rein; sei rechtschaffen, sei rechtschaffen. (ÄL 131/3-4)

+45

Der Hüter hat immer wieder nachdrücklich betont, wie nötig es ist, daß die Bahá'í-Jugend die Lehren, besonders deren sittlichen Aspekt, beispielhaft verkörpert. Wenn sie sich nicht durch vorzügliches Verhalten auszeichnet, kann sie nicht von anderen jungen Menschen erwarten, daß sie die Sache wirklich ernst nehmen.

Er stimmt vollkommen mit Ihnen überein, daß wir, wenn wir die Lehren nicht praktisch leben, unmöglich erwarten können, daß der Glaube wächst; denn es ist der Hauptzweck aller Religionen ˜ einschließlich der unseren ˜, den Menschen Gott näher zu bringen und seinen Charakter zu wandeln, was höchst wichtig ist. Oft wird zu großes Gewicht auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche Seite der Lehren gelegt; aber ihr sittlicher Aspekt kann nicht stark genug betont werden.

(Aus einem Brief im Auftrag Shoghi Effendis vom 6. September 1946 an einen Gläubigen; zitiert in: Zum wirklichen Leben, S.24f)





Die Wirkung des Beispiels

+46

Gebessert werden kann die Welt durch reine, gute Taten, durch löbliches, anständiges Verhalten. (KGG S.42)

+47
Laßt euere Taten Führung für die ganze Menschheit sein, denn bei den meisten Menschen, ob hoch oder niedrig, unterscheidet sich das Bekenntnis vom Verhalten. Durch euere Taten aber könnt ihr euch vor anderen auszeichnen. Durch sie kann der Glanz eueres Lichtes über die ganze Erde verbreitet werden. Glücklich ist der Mensch, der Meinen Rat beachtet und die Gebote hält, die Er, der Allwissende, der Allweise, gegeben hat. (ÄL 139/8)

+48

In dieser Zeit gilt es, der Sache Gottes siegbringend und wirkungsvoll Beistand zu leisten! Der Sieg des Glaubens Gottes hängt vom Lehren ab, und das Lehren setzt redliches Handeln, gute Taten und rechtes Verhalten voraus. Der Grundstein eines Lebens auf dem Pfade Gottes ist Strebsamkeit nach sittlichem Adel und der Erwerb von Charaktereigenschaften, wie sie vor Seinen Augen wohlgefällig sind. Die Bahá'í sollten sich mit diesem heiligen Gewand schmücken; mit diesem mächtigen Schwert sollten sie die Festungen der Menschenherzen erobern. Die Menschen sind der schönen Worte und Abhandlungen, der Ermahnungen und Predigten überdrüssig und können sie nicht mehr ertragen. Das einzige, was heute die Welt von ihrer Pein befreien und die Herzen ihrer Völker anziehen kann, sind Taten, nicht Worte, Beispiele, nicht Vorschriften, heilige Tugenden, nicht Verlautbarungen und Urkunden, die von Regierungen und Staaten zu gesellschaftspolitischen Anlässen herausgegeben werden. In allen Dingen, ob groß oder klein, müssen Wort und Tat einander ergänzen, muß die Tat das Wort begleiten; eines muß das andere vervollständigen, stützen und bestärken. Die Bahá'í müssen sich in dieser Hinsicht auszeichnen.

(Shoghi Effendi, aus einem persischen Brief vom 8. Dezember 1923 an die Bahá'í in Bombay)


+49

Die Freunde Gottes sollten der Welt viel eher durch die Macht edler Taten und eines vortrefflichen Charakters denn durch eindringliche Darlegungen und Beweise vor Augen führen, daß, was Gott verheißen hat, unweigerlich geschehen wird, daß es bereits geschieht, und daß die göttlichen frohen Botschaften klar, eindeutig und vollständig sind. Denn wenn nicht erleuchtete Seelen auf dem Felde des Dienens voranschreiten und die Menschenmenge überstrahlen, ist die Aufgabe, die Wahrheit dieser Sache vor den Augen vorurteilsfreier Menschen zu verteidigen, schrecklich groß. Wenn aber die Freunde Tugenden und einen guten Charakter verkörpern, sind Worte und Argumente überflüssig. Ihre bloßen Taten werden zum beredten Zeugnis, und ihr vornehmes Verhalten wird den Schutz, die Unversehrtheit und den Ruhm der Sache Gottes gewährleisten.

(Shoghi Effendi, aus einem persischen Brief vom 19. Dezember 1923 an die Bahá'í im Orient)


+50

Ohne Zweifel können die Freunde das von Bahá'u'lláh in Seinen Lehren geprägte Vorbild unbefleckter Keuschheit nur erreichen, wenn sie sich fest und mutig als unbeugsame Anhänger der Bahá'í-Lebensart erweisen und sich voll bewußt sind, daß sie Lehren vertreten, die in krassem Gegensatz zu den zersetzenden Kräften stehen, die so unheilvoll das Gefüge der ethischen Werte der Menschheit zerstören. Der gegenwärtige, zu unseren herausfordernden ethischen Verhaltensnormen im Gegensatz stehende Trend in der modernen Gesellschaft ˜ weit davon entfernt, die Gläubigen, die unbeirrbar entschlossen an den von ihrem Glauben gesetzten Maßstäben für Reinheit und Keuschheit festhalten, zu Zugeständnissen zu bewegen ˜ muß sie anspornen, ihre heiligen Verpflichtungen zielstrebig zu erfüllen und so die üblen Kräfte, welche die Grundfesten persönlicher Tugend untergraben, zu bekämpfen.

(Aus einem Brief des UHG vom 22. Mai 1966 an einen Gläubigen)


+51

Es ist die herausfordernde Aufgabe der Bahá'í, die Gesetze Gottes in ihrem Leben zu befolgen und allmählich die übrige Menschheit für ihre Annahme zu gewinnen.

Betrachten wir die Wirkung, die der Gehorsam gegenüber den Gesetzen auf das persönliche Leben ausübt, so müssen wir bedenken, daß der Sinn des Lebens in dieser Welt darin besteht, die Seele für das künftige Leben vorzubereiten. Hier müssen wir lernen, unsere tierischen Triebe zu beherrschen und zu lenken, anstatt deren Sklave zu werden. Das Leben in dieser Welt ist eine Folge von Prüfungen und Erfolgen, von Versagen und neuem geistigen Fortschritt. Manchmal erscheint der Weg sehr schwierig, aber man kann immer wieder erleben, daß eine Seele, die standhaft dem Gesetz Bahá'u'lláhs gehorcht, wie hart es auch scheinen mag, geistig wächst, während derjenige, der das Gesetz um seines vermeintlichen Glückes willen umgeht, offensichtlich einem Trugbild folgt. Er erreicht nicht das Glück, das er suchte; er verzögert seinen geistigen Fortschritt und bringt sich häufig in neue Schwierigkeiten.

(Aus einem Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 6. Februar 1973 an alle Nationalen Geistigen Räte)





Quellen

ÄL Ährenlese, eine Auswahl aus den Schriften Bahá'u'lláhs, Langenhain 1980
AKKA Bahá'u'lláh, Botschaften aus Akká offenbart nach dem Kitáb-i-Aqdas, Langenhain 1982
WOLF Bahá'u'lláh, Brief an den Sohn des Wolfes Frankfurt 1966
VW Bahá'u'lláh, Die Verborgenen Worte, Langenhain 1983
AQDAS Bahá'u'lláh, The Kitáb-i-Aqdas. The Most Holy Book, Haifa 1992

AQDAS.Codex Inhaltsübersicht und systematische Darstellung des Kitáb-i-Aqdas, Langenhain 1987

ABSEL Abdu'l-Bahá, Briefe und Botschaften, Langenhain 1992
KGG Shoghi Effendi, Das Kommen göttlicher Gerechtigkeit, Frankfurt 1969

Abdu'l-Bahá, Das Geheimnis göttlicher Kultur, Oberkalbach 1973

Shoghi Effendi, Zum wirklichen Leben. Auszüge aus Briefen und Schriften 1923-1957, Oberkalbach 1974

Liebe und Ehe, eine Auswahl aus Schriften Bahá'u'lláhs, Abdu'l-Bahás, Shoghi Effendis und Briefen des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, Hofheim 1981

Musik, eine Zusammenstellung aus den Schriften Bahá'u'lláhs, Abdu'l-Bahás und Shoghi Effendis, Hofheim 1984




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UNIVERSALES HAUS DER GERECHTIGKEIT EIN HEILIGES UND KEUSCHES LEBEN



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