Lesen: 2002 Aug 22, Geringer Fortschritt


DAS UNIVERSALE HAUS DER GERECHTIGKEIT
Sekretariatsabteilung


22. August 2002



Hr. Ismael Velasco
Vereinigtes Königreich

Lieber Bahá'í-Freund,

Das Universale Haus der Gerechtigkeit hat uns gebeten, in seinem Auftrag auf
Ihre eMail vom 9. August 2002 zu antworten. Ihre Ausführungen bezüglich des
Fehlens einer deutlichen Zunahme der Anzahl der Bahá'í in den Gemeinden der
westlichen Länder sind weitgehend zutreffend, für einige Länder mehr als für
andere, und die sich daraus ergebende Besorgnis ist völlig berechtigt. Zu sehen,
wie es bedeutenden Bahá'í-Gemeinden merklich daran mangelt, die den Menschen
innewohnenden Fähigkeiten zu entwickeln, die erforderlich sind, um die
Bevölkerung zu erreichen, die verzweifelt nach Lösungen für die Krisen sucht, in
die die Gesellschaft immer mehr versinkt, ist für Gläubige, die sich der Macht
der Sendung Bahá'u'lláhs bewusst sind, in der Tat schmerzlich.

Diese Überlegung war ein wesentlicher Faktor beim Entwurf der betreffenden
Passagen der Schrift "Das Jahrhundert des Lichtes", worauf Sie sich beziehen.
Diese Abschnitte des Dokumentes versuchen die Gläubigen überall mit der
grundlegenden Wandlung in der Bahá'í-Kultur vertraut zu machen, die die
vergangenen Jahrzehnte der Anstrengung, der Erfolge und der Enttäuschungen
möglich machten, und die mit Hilfe des Vierjahresplanes einen Höhepunkt
erreichte. Die Kultur, die sich jetzt entwickelt, ist eine, in der die Anhänger
Bahá'u'lláhs gemeinsam die Wahrheiten in Seinen Lehren erforschen, bereitwillig
ihre Studien-kreise, Andachtsversammlungen und Kinderklassen für ihre Freunde
und Nachbarn öffnen und ihre Bemühungen zuversichtlich auf Aktionspläne richten,
die auf einen Regionalbereich zugeschnitten sind, die Wachstum zu einem
überschaubaren Ziel machen. Die Begeisterung, mit der die Bahá'í in den meisten
Teilen der Welt auf diese Herausforderung antworten, und die Ergebnisse, die
ihre Bemühungen allmählich zeigen, sind stets ein Anlaß zu großer Freude für das
Haus der Gerechtigkeit.

Leider wird nicht überall dieses Niveau der Reaktion erreicht. Wo
Bahá'í-Gemeinden nicht imstande sind, sich von der Ausrichtung nach einer
Bahá'í-Lebensweise freizumachen, die sich längst überlebt hat, welchen Wert sie
auch einst besessen haben mag, wird es der Lehrarbeit sowohl an der notwendigen
systematischen Vorgehensweise, als auch an dem Geist, der jeden erfolgreichen
Dienst für die Sache belebt, mangeln. Das Bahá'í-Gemeindeleben fälschlicherweise
mit der Art der religiösen Aktivitäten gleichzusetzen, die die Gesellschaft im
allgemeinen kennzeichnet - in der der Gläubige Mitglied einer Gemeinde ist, wo
Führung von einem Einzelnen ausgeht, oder wo von Einzelnen angenommen wird, dass
sie für ein Vorhaben befähigt seien, und wo persönliche Mitwirkung in ein Schema
eingezwängt ist, beherrscht von sehr unter-schiedlichen Interessen - kann nur
zur Folge haben, dass der Glaube an den Rand gedrängt wird und die Gemeinde der
geistigen Lebendigkeit, die ihr eigen ist, beraubt wird.

Wie es Ihnen sicher bewußt ist, sind der Vierjahresplan, der Zwölfmonateplan und
der gegenwärtige Fünfjahres-plan als stufenweise Schritte dafür vorgesehen,
diesen Wandel in der Bahá'í-Kultur zu erzielen. Seitens der Kontinentalen
Beraterämter auf der ganzen Welt hat man intensiv daran gearbeitet, die
Nationalen und Lokalen Geistigen Räte, die Regionalen Räte und andere
administrative Körperschaften zu unterstützen, die damit verbundenen
Zielsetzungen zu verstehen und Vorgehensweisen zu ihrer Erreichung zu
entwickeln. Groß angelegte Beratungstreffen, die die Mitglieder aller dieser
entscheidenden Institutionen zusammen-brachten, waren bei der Erreichung dieses
Zieles meist sehr erfolgreich diese Sichtweise an. Wo die Reaktion zögerlich
war, hat sich das Haus der Gerechtigkeit häufig durch Klärung von Fragen
eingeschaltet, um die Bemühungen der Berater zu stärken. Letztlich muß die
Verantwortung, dafür zu sorgen, dass ihre Gemeinde sich der Herausforderung
stellt, bei den gewählten Vertretern der Gläubigen auf der lokalen und
nationalen Ebene bleiben.

Der Fortschritt der Sache ist ein Entwicklungsprozess, der durch Versuch und
Irrtum geformt wird, durch Rückblick auf Erfahrung und durch Verpflichtung aus
ganzem Herzen gegenüber den vom Haus der Gerechtigkeit entwickelten Lehrpläne
und Vorgehens-weisen. Gläubige wie Sie, die die dadurch zur Verfügung stehenden
Möglichkeiten zu schätzen wissen, können sehr viel dazu beitragen, ihre
jeweiligen Länder und Räte zu ermutigen, sich gleichfalls in den Prozess
einzubringen.

Das Haus der Gerechtigkeit war tief berührt von dem Geist, der Sie zu schreiben
bewegt hat, und versichert Sie seiner Gebete in den Heiligen Schreinen, dass
Bahá'u'lláh Ihre Bemühungen Seiner Sache zu dienen segnen und bestätigen möge.
Mit liebevollen Bahá'í-Grüßen,

Sekretariatsabteilung

Bahá'í-Weltzentrum | P.O. Box 155 | 31 001 Haifa, Israel
Tel: 972 (4) 835 8358 | Fax: 972 (4) 835 8280 | eMail: secretariat@bwc.org

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