Lesen: 08 Rut


Buch 8 (DAS BUCH RUT)



1

1 (Rut zieht mit Noomi nach Bethlehem) Zu der Zeit, als die Richter richteten, entstand eine Hungersnot im Lande. Und ein Mann von Bethlehem in Juda zog aus ins Land der Moabiter, um dort als Fremdling zu wohnen, mit seiner Frau und seinen beiden Sšhnen. 4. Mose 25,1-5, 1. Sam 22,3.4)

2 Der hie§ Elimelech und seine Frau Noomi und seine beiden Sšhne Machlon und Kiljon; die waren Efratiter aus Bethlehem in Juda. Und als sie ins Land der Moabiter gekommen waren, blieben sie dort. 1. Mose 48,7; Mi 5,1)

3 Und Elimelech, Noomis Mann, starb, und sie blieb Ÿbrig mit ihren beiden Sšhnen. (3 und 4) 5. Mose 7,3; 23,4; Neh 13,23)

4 Die nahmen moabitische Frauen; die eine hie§ Orpa, die andere Rut. Und als sie ungefŠhr zehn Jahre dort gewohnt hatten,

5 starben auch die beiden, Machlon und Kiljon, so da§ die Frau beide Sšhne und ihren Mann Ÿberlebte.

6 Da machte sie sich auf mit ihren beiden Schwiegertšchtern und zog aus dem Land der Moabiter wieder zurŸck; denn sie hatte erfahren im Moabiterland, da§ der HERR sich seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte. 2. Kšn 8,3)

7 Und sie ging aus von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertšchter mit ihr. Und als sie unterwegs waren, um ins Land Juda zurŸckzukehren,

8 sprach sie zu ihren beiden Schwiegertšchtern: Geht hin und kehrt um, eine jede ins Haus ihrer Mutter! Der HERR tue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Toten und an mir getan habt.

9 Der HERR gebe euch, da§ ihr Ruhe findet, eine jede in ihres Mannes Hause! Und sie kŸ§te sie. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten Kap 3,1)

10 und sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen.

11 Aber Noomi sprach: Kehrt um, meine Tšchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Wie kann ich noch einmal Kinder in meinem Scho§e haben, die eure MŠnner werden kšnnten?

12 Kehrt um, meine Tšchter, und geht hin; denn ich bin nun zu alt, um wieder einen Mann zu nehmen. Und wenn ich dŠchte: Ich habe noch Hoffnung! und diese Nacht einen Mann nehmen und Sšhne gebŠren wŸrde,

13 wolltet ihr warten, bis sie gro§ wŸrden? Wolltet ihr euch so lange einschlie§en und keinen Mann nehmen? Nicht doch, meine Tšchter! Mein Los ist zu bitter fŸr euch, denn des HERRN Hand ist gegen mich gewesen.

14 Da erhoben sie ihre Stimme und weinten noch mehr. Und Orpa k٤te ihre Schwiegermutter, Rut aber blieb bei ihr.

15 Sie aber sprach: Siehe, deine SchwŠgerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott; kehre auch du um, deiner SchwŠgerin nach.

16 Rut antwortete: Rede mir nicht ein, da§ ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hin gehst, da will ich auch hin gehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.

17 Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der HERR tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.

18 Als sie nun sah, da§ sie festen Sinnes war, mit ihr zu gehen, lie§ sie ab, ihr zuzureden.

19 So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen. Und als sie nach Bethlehem hineinkamen, erregte sich die ganze Stadt Ÿber sie, und die Frauen sprachen: Ist das die Noomi?

20 Sie aber sprach zu ihnen: Nennt mich nicht Noomi, sondern Mara*; denn der AllmŠchtige hat mir viel Bitteres angetan. 2. Mose 15,23) (*Noomi bedeutet ÈlieblichÇ, Mara ÈbitterÇ.)

21 Voll zog ich aus, aber leer hat mich der HERR wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Noomi, da doch der HERR gegen mich gesprochen und der AllmŠchtige mich betrŸbt hat?

22 Es war aber um die Zeit, da die Gerstenernte anging, als Noomi mit ihrer Schwiegertochter Rut, der Moabiterin, zurŸckkam vom Moabiterland nach Bethlehem.



2

1 (Rut liest €hren auf dem Feld des Boas) Es war aber ein Mann, ein Verwandter des Mannes der Noomi, von dem Geschlecht Elimelechs, mit Namen Boas; der war ein angesehener Mann.

2 Und Rut, die Moabiterin, sprach zu Noomi: La§ mich aufs Feld gehen und €hren auflesen, bei einem, vor dessen Augen ich Gnade finde. Sie aber sprach zu ihr: Geh hin, meine Tochter!

3 Sie ging hin und las auf, den Schnittern nach, auf dem Felde. Und es traf sich, da§ dies Feld dem Boas gehšrte, der von dem Geschlecht Elimelechs war.

4 Und siehe, Boas kam eben von Bethlehem und sprach zu den Schnittern: Der HERR sei mit euch! Sie antworteten: Der HERR segne dich! Kap 1,2)

5 Und Boas sprach zu seinem Knecht, der Ÿber die Schnitter gestellt war: Zu wem gehšrt das MŠdchen?

6 Der Knecht, der Ÿber die Schnitter gestellt war, antwortete und sprach: Es ist eine Moabiterin, die mit Noomi gekommen ist aus dem Land der Moabiter.

7 Sie hat gesagt: La§t mich doch auflesen und sammeln hinter den Garben den Schnittern nach, und ist gekommen und dageblieben vom Morgen an bis jetzt und hat nur wenig ausgeruht.

8 Da sprach Boas zu Rut: Hšrst du wohl, meine Tochter? Du sollst nicht auf einen andern Acker gehen, um aufzulesen; geh auch nicht von hier weg, sondern halt dich zu meinen MŠgden.

9 Und sieh, wo sie schneiden im Felde, da geh ihnen nach. Ich habe meinen Knechten geboten, da§ dich niemand antaste. Und wenn dich dŸrstet, so geh hin zu den GefŠ§en und trinke von dem, was meine Knechte schšpfen.

10 Da fiel sie auf ihr Angesicht und beugte sich nieder zur Erde und sprach zu ihm: Womit hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, da§ du mir freundlich bist, die ich doch eine Fremde bin? 5. Mose 23,4-6)

11 Boas antwortete und sprach zu ihr: Man hat mir alles angesagt, was du getan hast an deiner Schwiegermutter nach deines Mannes Tod; da§ du verlassen hast deinen Vater und deine Mutter und dein Vaterland und zu einem Volk gezogen bist, das du vorher nicht kanntest. Kap 1,16.17)

12 Der HERR vergelte dir deine Tat, und dein Lohn mšge vollkommen sein bei dem HERRN, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, da§ du unter seinen FlŸgeln Zuflucht hŠttest. Ps 36,8)

13 Sie sprach: La§ mich Gnade vor deinen Augen finden, mein Herr; denn du hast mich getršstet und deine Magd freundlich angesprochen, und ich bin doch nicht einmal wie eine deiner MŠgde.

14 Boas sprach zu ihr, als Essenszeit war: Komm hierher und i§ vom Brot und tauche deinen Bissen in den Essigtrank! Und sie setzte sich zur Seite der Schnitter. Er aber legte ihr geršstete Kšrner vor, und sie a§ und wurde satt und lie§ noch Ÿbrig.

15 Und als sie sich aufmachte zu lesen, gebot Boas seinen Knechten und sprach: La§t sie auch zwischen den Garben lesen und beschŠmt sie nicht;

16 auch zieht etwas fŸr sie aus den Garben heraus und la§t es liegen, da§ sie es auflese, und niemand schelte sie darum. 3. Mose 19,9.10)

17 So las sie bis zum Abend auf dem Felde und klopfte die €hren aus, die sie aufgelesen hatte, und es war ungefŠhr ein Scheffel Gerste.

18 Und sie hob's auf und kam in die Stadt, und ihre Schwiegermutter sah, was sie gelesen hatte. Da zog Rut hervor und gab ihr, was sie Ÿbrigbehalten hatte, nachdem sie satt geworden war.

19 Da sprach ihre Schwiegermutter zu ihr: Wo hast du heute gelesen, und wo hast du gearbeitet? Gesegnet sei, der dir freundlich gewesen ist! Sie aber sagte ihrer Schwiegermutter, bei wem sie gearbeitet hatte, und sprach: Der Mann, bei dem ich heute gearbeitet habe, hei§t Boas.

20 Noomi aber sprach zu ihrer Schwiegertochter: Gesegnet sei er vom HERRN, der seine Barmherzigkeit nicht abgewendet hat von den Lebendigen und von den Toten. Und Noomi sprach zu ihr: Der Mann steht uns nahe; er gehšrt zu unsern Lšsern.* Kap 4,4) (*Siehe Sach- und WorterklŠrungen zu ÈErlšserÇ.)

21 Rut, die Moabiterin, sprach: Er sprach auch das zu mir: Du sollst dich zu meinen Leuten halten, bis sie mir alles eingeerntet haben.

22 Noomi sprach zu Rut, ihrer Schwiegertochter: Es ist gut, meine Tochter, da§ du mit seinen MŠgden hinausgehst, damit dir nicht jemand auf einem andern Acker etwas zu Leide tue.

23 So hielt sie sich beim €hrenlesen zu den MŠgden des Boas, bis die Gerstenernte und Weizenernte beendet war. Und dann blieb sie bei ihrer Schwiegermutter.



3

1 (Rut befolgt Noomis Rat) Und Noomi, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: Meine Tochter, ich will dir eine Ruhestatt suchen, da§ dir's wohlgehe. Kap 1,9)

2 Siehe, Boas, unser Verwandter, bei dessen MŠgden du gewesen bist, worfelt diese Nacht Gerste auf seiner Tenne.

3 So bade dich und salbe dich und lege dein Kleid an und geh hinab auf die Tenne. Gib dich dem Mann nicht zu erkennen, bis er gegessen und getrunken hat.

4 Wenn er sich dann schlafen legt, so merke dir die Stelle, wo er sich hinlegt, und geh hin und decke zu seinen F٤en auf und leg dich hin, so wird er dir sagen, was du tun sollst.

5 Sie sprach zu ihr: Alles, was du mir sagst, will ich tun.

6 Sie ging hinab zur Tenne und tat alles, was ihre Schwiegermutter ihr geboten hatte.

7 Und als Boas gegessen und getrunken hatte, ward sein Herz guter Dinge, und er ging hin und legte sich hinter einen Kornhaufen. Und sie kam leise und deckte zu seinen F٤en auf und legte sich hin.

8 Als es nun Mitternacht ward, erschrak der Mann und beugte sich vor; und siehe, eine Frau lag zu seinen F٤en.

9 Und er sprach: Wer bist du? Sie antwortete: Ich bin Rut, deine Magd. Breite den Zipfel deines Gewandes Ÿber deine Magd, denn du bist der Lšser. Hes 16,8, Kap 4,4)

10 Er aber sprach: Gesegnet seist du vom HERRN, meine Tochter! Du hast deine Liebe jetzt noch besser erzeigt als vorher, da§ du nicht den jungen MŠnnern nachgegangen bist, weder den reichen noch den armen. Kap 2,11)

11 Nun, meine Tochter, fŸrchte dich nicht. Alles, was du sagst, will ich dir tun; denn das ganze Volk in meiner Stadt wei§, da§ du ein tugendsames Weib bist.

12 Ja, es ist wahr, da§ ich ein Lšser bin; aber es ist noch ein Lšser da, nŠher verwandt als ich.

13 Bleib Ÿber Nacht hier. Will er dich dann am Morgen lšsen, gut, so mag er's tun; hat er aber keine Lust, dich zu lšsen, so will ich dich lšsen, so wahr der HERR lebt. Schlaf bis zum Morgen!

14 Und sie schlief bis zum Morgen zu seinen FŸ§en. Und sie stand auf, ehe einer den andern erkennen konnte. Und er dachte: Wenn nur niemand erfŠhrt, da§ eine Frau auf die Tenne gekommen ist.

15 Und er sprach: Nimm das Tuch, das du umhast, und halt es auf. Und sie hielt es hin. Und er ma§ sechs Ma§ Gerste hinein und lud ihr's auf. Und er ging in die Stadt.

16 Sie aber kam zu ihrer Schwiegermutter. Die sprach: Wie steht's mit dir, meine Tochter? Und sie sagte ihr alles, was ihr der Mann getan hatte,

17 und sprach: Diese sechs Ma§ Gerste gab er mir; denn er sagte: Du sollst nicht mit leeren HŠnden zu deiner Schwiegermutter kommen.

18 Sie aber sprach: Warte nun ab, meine Tochter, bis du erfŠhrst, wo es hinaus will; denn der Mann wird nicht ruhen, er bringe es denn heute zu Ende.



4

1 (Die Lšsung) Boas ging hinauf ins Tor und setzte sich daselbst. Und siehe, als der Lšser vorŸberging, von dem er geredet hatte, sprach Boas: Komm, mein Lieber, und setze dich hierher! Und er kam herŸber und setzte sich dort hin.

2 Und Boas nahm zehn MŠnner von den €ltesten der Stadt und sprach: Setzt euch hierher! Und sie setzten sich.

3 Da sprach er zu dem Lšser: Noomi, die aus dem Lande der Moabiter zurŸckgekommen ist, bietet feil den Anteil an dem Feld, der unserm Bruder Elimelech gehšrte.

4 Darum gedachte ich's vor deine Ohren zu bringen und zu sagen: Willst du es lšsen, so kaufe es vor den BŸrgern und vor den €ltesten meines Volks; willst du es aber nicht lšsen, so sage mir's, da§ ich's wisse; denn es ist kein anderer Lšser* da als du, und ich nach dir. Er sprach: Ich will's lšsen. 3. Mose 25,25; Jer 32) (*Siehe Sach- und WorterklŠrungen zu ÈErlšserÇ.)

5 Boas sprach: An dem Tage, da du von Noomi das Feld kaufst, mu§t du auch Rut, die Moabiterin, die Frau des Verstorbenen, nehmen, um den Namen des Verstorbenen zu erhalten auf seinem Erbteil. 5. Mose 25,5.6)

6 Da antwortete er: Ich vermag es nicht zu lšsen, sonst wŸrde ich mein Erbteil schŠdigen. Lšse dir zugut, was ich hŠtte lšsen sollen; denn ich vermag es nicht zu lšsen.

7 Es war aber von alters her ein Brauch in Israel: Wenn einer eine Sache bekrŠftigen wollte, die eine Lšsung oder einen Tausch betraf, so zog er seinen Schuh aus und gab ihn dem andern; das diente zur Bezeugung in Israel. 5. Mose 25,7-10)

8 Und der Lšser sprach zu Boas: Kaufe du es! und zog seinen Schuh aus.

9 Und Boas sprach zu den €ltesten und zu allem Volk: Ihr seid heute Zeugen, da§ ich von Noomi alles gekauft habe, was Elimelech, und alles, was Kiljon und Machlon gehšrt hat.

10 Dazu habe ich mir auch Rut, die Moabiterin, die Frau Machlons, zum Weibe genommen, da§ ich den Namen des Verstorbenen erhalte auf seinem Erbteil und sein Name nicht ausgerottet werde unter seinen BrŸdern und aus dem Tor seiner Stadt; dessen seid ihr heute Zeugen.

11 Und alles Volk, das im Tor war, samt den €ltesten sprach: Wir sind Zeugen. Der HERR mache die Frau, die in dein Haus kommt, wie Rahel und Lea, die beide das Haus Israel gebaut haben; sei stark in Efrata, und dein Name werde gepriesen zu Bethlehem.

12 Und dein Haus werde wie das Haus des Perez, den Tamar dem Juda gebar, durch die Nachkommen, die dir der HERR geben wird von dieser jungen Frau. 1. Mose 38,29)

13 (Boas heiratet Rut, die Stammutter Davids) So nahm Boas die Rut, da§ sie seine Frau wurde. Und als er zu ihr einging, gab ihr der HERR, da§ sie schwanger ward, und sie gebar einen Sohn.

14 Da sprachen die Frauen zu Noomi: Gelobt sei der HERR, der dir zu dieser Zeit einen Lšser nicht versagt hat! Dessen Name werde gerŸhmt in Israel!

15 Der wird dich erquicken und dein Alter versorgen. Denn deine Schwiegertochter, die dich geliebt hat, hat ihn geboren, die dir mehr wert ist als sieben Sšhne.

16 Und Noomi nahm das Kind und legte es auf ihren Scho§ und ward seine WŠrterin.

17 Und ihre Nachbarinnen gaben ihm einen Namen und sprachen: Noomi ist ein Sohn geboren; und sie nannten ihn Obed. Der ist der Vater Isais, welcher Davids Vater ist. Mt 1,5.6; Lk 3,32)

18 Dies ist das Geschlecht des Perez: Perez zeugte Hezron; 1. Mose 46,12; 1. Chr 2,5)

19 Hezron zeugte Ram; Ram zeugte Amminadab; 1. Chr 2,9-15)

20 Amminadab zeugte Nachschon; Nachschon zeugte Salmon; 4. Mose 1,7)

21 Salmon zeugte Boas; Boas zeugte Obed;

22 Obed zeugte Isai; Isai zeugte David. 1. Sam 16,1.11-13)

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