Read: JOHANNES


Das Wort ward Fleisch

1:1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das
Wort.
Kap 17,5; 1. Mose 1,1; 1. Joh 1,1-2; Offb 19,13

1:2 Dasselbe war im Anfang bei Gott.

1:3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts
gemacht, was gemacht ist.
1. Kor 8,6; Kol 1,16-17; Hebr 1,2
Mögliche andere Satzeinteilung aufgrund alter Überlieferung: »Was
geworden ist - in ihm war das Leben.«

1:4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Kap 8,12

1:5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's
nicht ergriffen.
Kap 3,19

1:6 Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes.
Mt 3,1; Mk 1,4

1:7 Der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle
durch ihn glaubten.
Apg 19,4

1:8 Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.

1:9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese
Welt kommen.

1:10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die
Welt erkannte ihn nicht.

1:11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Ps 24,1

1:12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu
werden, denen, die an seinen Namen glauben,
Gal 3,26

1:13 die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus
dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.
Weish 7,2; Kap 3,5-6

1:14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen
seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes
vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
1. Tim 3,16; 2. Mose 33,18; Jes 60,1; 2. Petr 1,16-17
Siehe Sach- und Worterklärungen.

1:15 Johannes gibt Zeugnis von ihm und ruft: Dieser war es, von dem ich
gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er
war eher als ich.

1:16 Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.
Kap 3,34; Kol 1,19

1:17 Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist
durch Jesus Christus geworden.
Röm 10,4

1:18 Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in
des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.
Kap 6,46; Mt 11,27
Luther übersetzte aufgrund anderer Textzeugen: »der eingeborene
Sohn, der in des Vaters Schoß ist«.

Das Zeugnis des Täufers über sich selbst

(Mt 3,1-12; Mk 1,1-8; Lk 3,1-18)
1:19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten
Priester und Leviten von Jerusalem, daß sie ihn fragten: Wer bist
du?

1:20 Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht
der Christus.

1:21 Und sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin's
nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein.
Mal 3,23; Mt 17,10-13; 5. Mose 18,15

1:22 Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du dann? daß wir Antwort geben
denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?

1:23 Er sprach: »Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet
den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat (Jesaja
40,3).

1:24 Und sie waren von den Pharisäern abgesandt,

1:25 und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn
du nicht der Christus bist noch Elia noch der Prophet?

1:26 Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er
ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt.
Lk 17,21

1:27 Der wird nach mir kommen, und ich bin nicht wert, daß ich seine
Schuhriemen löse.

1:28 Dies geschah in Betanien jenseits des Jordans, wo Johannes taufte.

Das Zeugnis des Täufers vom Lamm Gottes

(Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Lk 3,21-22)
1:29 Am nächsten Tag sieht Johannes, daß Jesus zu ihm kommt, und spricht:
Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!
Jes 53,7

1:30 Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der
vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich.

1:31 Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbart werde,
darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser.

1:32 Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, daß der Geist herabfuhr
wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm.

1:33 Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, zu taufen mit
Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren
und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem heiligen Geist tauft.

1:34 Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.

Die ersten Jünger

1:35 Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger;

1:36 und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes
Lamm!

1:37 Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach.

1:38 Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu
ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi - das heißt
übersetzt: Meister -, wo ist deine Herberge?

1:39 Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen's und
blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.

1:40 Einer von den zweien, die Johannes gehört hatten und Jesus
nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus.
Mt 4,18-20

1:41 Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben
den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte.

1:42 Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist
Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt
übersetzt: Fels.
Mt 16,18

1:43 Am nächsten Tag wollte Jesus nach Galiläa gehen und findet Philippus
und spricht zu ihm: Folge mir nach!

1:44 Philippus aber war aus Betsaida, der Stadt des Andreas und Petrus.

1:45 Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den
gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben
haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth.
(45 und 46) Jes 53,2; 5. Mose 18,18; Jer 23,5; Hes 34,23

1:46 Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen!
Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh es!
Kap 7,41

1:47 Jesus sah Nathanael kommen und sagt von ihm: Siehe, ein rechter
Israelit, in dem kein Falsch ist.

1:48 Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und
sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem
Feigenbaum warst, sah ich dich.

1:49 Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der
König von Israel!
Kap 6,69; Ps 2,7; Jer 23,5; Mt 14,33; 16,16

1:50 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt
habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum. Du wirst noch
Größeres als das sehen.

1:51 Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet
den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren
über dem Menschensohn.
1. Mose 28,12; Mt 4,11

Die Hochzeit zu Kana

2:1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die
Mutter Jesu war da.

2:2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.

2:3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben
keinen Wein mehr.

2:4 Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine
Stunde ist noch nicht gekommen.

2:5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.

2:6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung
nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße.
Mk 7,3-4
Siehe Sach- und Worterklärungen.

2:7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie
füllten sie bis obenan.

2:8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister!
Und sie brachten's ihm.

2:9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war,
und nicht wußte, woher er kam - die Diener aber wußten's, die das
Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam

2:10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn
sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein
bis jetzt zurückbehalten.

2:11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in
Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger
glaubten an ihn.
Kap 1,14

2:12 Danach ging Jesus hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine
Brüder und seine Jünger, und sie blieben nicht lange da.
Kap 7,3; Mt 13,55

Die Tempelreinigung

(Mt 21,12-17; Mk 11,15-19; Lk 19,45-48)
2:13 Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach
Jerusalem.
Kap 5,1; 7,10; Mt 20,18; Mk 11,1; Lk 19,28

2:14 Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben
verkauften, und die Wechsler, die da saßen.

2:15 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel
hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das
Geld aus und stieß die Tische um

2:16 und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und
macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!

2:17 Seine Jünger aber dachten daran, daß geschrieben steht (Psalm
69,10): »Der Eifer um dein Haus wird mich fressen.«

2:18 Da fingen die Juden an und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für
ein Zeichen, daß du dies tun darfst?
Mt 21,23

2:19 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und
in drei Tagen will ich ihn aufrichten.
Mt 26,61; 27,40

2:20 Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren
erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?

2:21 Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.
1. Kor 6,19

2:22 Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger
daran, daß er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem
Wort, das Jesus gesagt hatte.
Hos 6,2

2:23 Als er aber am Passafest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen
Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat.

2:24 Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle

2:25 und bedurfte nicht, daß ihm jemand Zeugnis gab vom Menschen; denn
er wußte, was im Menschen war.
Mk 2,8

Jesus und Nikodemus

3:1 Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus,
einer von den Oberen der Juden.
Kap 7,50; 19,39

3:2 Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen,
du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen
tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.

3:3 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage
dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er
das Reich Gottes nicht sehen.
1. Petr 1,23
d. h.: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird (ebenso Vers 5).

3:4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn
er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und
geboren werden?

3:5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß
jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das
Reich Gottes kommen.
Hes 36,25-27; Mt 3,11; Tit 3,5

3:6 Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist
geboren ist, das ist Geist.
Kap 1,13; Röm 8,5-9

3:7 Wundere dich nicht, daß ich dir gesagt habe: Ihr müßt von neuem
geboren werden.

3:8 Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du
weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem,
der aus dem Geist geboren ist.

3:9 Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen?

3:10 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du Israels Lehrer und weißt
das nicht?

3:11 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und
bezeugen, was wir gesehen haben; ihr aber nehmt unser Zeugnis nicht
an.

3:12 Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie
werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage?

3:13 Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel
herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.

3:14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muß der
Menschensohn erhöht werden,
4. Mose 21,8-9

3:15 damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.

3:16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn
gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern
das ewige Leben haben.
Röm 5,8; 8,32; 1. Joh 4,9

3:17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt
richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde.
Lk 19,10

3:18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt,
der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des
eingeborenen Sohnes Gottes.
Kap 5,24

3:19 Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist,
und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn
ihre Werke waren böse.
Kap 1,5; 1,9-11

3:20 Wer Böses tut, der haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht,
damit seine Werke nicht aufgedeckt werden.
Eph 5,13

3:21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar
wird, daß seine Werke in Gott getan sind.
1. Joh 1,6-7

Das letzte Zeugnis des Täufers von Jesus

3:22 Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in das Land Judäa und blieb dort
eine Weile mit ihnen und taufte.
Kap 4,1-2

3:23 Johannes aber taufte auch noch in Änon, nahe bei Salim, denn es war
da viel Wasser; und sie kamen und ließen sich taufen.

3:24 Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen.
Mk 1,14

3:25 Da erhob sich ein Streit zwischen den Jüngern des Johannes und einem
Juden über die Reinigung.

3:26 Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir
war jenseits des Jordans, von dem du Zeugnis gegeben hast, siehe,
der tauft, und jedermann kommt zu ihm.
Kap 1,26-34

3:27 Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn
es ihm nicht vom Himmel gegeben ist.
Hebr 5,4

3:28 Ihr selbst seid meine Zeugen, daß ich gesagt habe: Ich bin nicht der
Christus, sondern vor ihm her gesandt.
Kap 1,20; 1,23; 1,27

3:29 Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams
aber, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich sehr über die Stimme
des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun erfüllt.
Mt 9,15

3:30 Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen.

3:31 Der von oben her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der
ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der
ist über allen
Kap 8,23

3:32 und bezeugt, was er gesehen und gehört hat; und sein Zeugnis nimmt
niemand an.

3:33 Wer es aber annimmt, der besiegelt, daß Gott wahrhaftig ist.

3:34 Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte; denn Gott gibt
den Geist ohne Maß.
Kap 1,16

3:35 Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand
gegeben.
Kap 5,20; Mt 11,27

3:36 Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn
nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn
Gottes bleibt über ihm.

Jesus und die Samariterin

4:1 Als nun Jesus erfuhr, daß den Pharisäern zu Ohren gekommen war, daß
er mehr zu Jüngern machte und taufte als Johannes
Kap 3,22; 3,26

4:2 - obwohl Jesus nicht selber taufte, sondern seine Jünger -,

4:3 verließ er Judäa und ging wieder nach Galiläa.

4:4 Er mußte aber durch Samarien reisen.

4:5 Da kam er in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar, nahe bei dem
Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gab.
1. Mose 48,22; Jos 24,32

4:6 Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der
Reise, setzte er sich am Brunnen nieder; es war um die sechste
Stunde.

4:7 Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus
spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!

4:8 Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Essen zu kaufen.

4:9 Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du bittest mich um
etwas zu trinken, der du ein Jude bist und ich eine samaritische
Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. -
Lk 9,52-53

4:10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe
Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du
bätest ihn, und der gäbe dir lebendiges Wasser.
Kap 7,38-39

4:11 Spricht zu ihm die Frau: Herr, hast du doch nichts, womit du
schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du dann
lebendiges Wasser?

4:12 Bist du mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben
hat? Und er hat daraus getrunken und seine Kinder und sein Vieh.

4:13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt,
den wird wieder dürsten;
Kap 6,58

4:14 wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in
Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde,
das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige
Leben quillt.
Kap 6,35; 7,38-39; Ps 36,10

4:15 Spricht die Frau zu ihm: Herr, gib mir solches Wasser, damit mich
nicht dürstet und ich nicht herkommen muß, um zu schöpfen!

4:16 Jesus spricht zu ihr: Geh hin, ruf deinen Mann und komm wieder her!

4:17 Die Frau antwortete und sprach zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus
spricht zu ihr: Du hast recht geantwortet: Ich habe keinen Mann.

4:18 Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht
dein Mann; das hast du recht gesagt.

4:19 Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist.

4:20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in
Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll.
5. Mose 12,5; Ps 122,1-9

4:21 Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, daß ihr
weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.

4:22 Ihr wißt nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten;
denn das Heil kommt von den Juden.
2. Kön 17,29-41; Jes 2,3

4:23 Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren
Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn
auch der Vater will solche Anbeter haben.

4:24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und
in der Wahrheit anbeten.
2. Kor 3,17; Röm 12,1

4:25 Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, der da
Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen.
Kap 1,41

4:26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.

4:27 Unterdessen kamen seine Jünger, und sie wunderten sich, daß er mit
einer Frau redete; doch sagte niemand: Was fragst du? Oder: Was
redest du mit ihr?

4:28 Da ließ die Frau ihren Krug stehen und ging in die Stadt und spricht
zu den Leuten:

4:29 Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan
habe, ob er nicht der Christus sei!

4:30 Da gingen sie aus der Stadt heraus und kamen zu ihm.

4:31 Inzwischen mahnten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iß!

4:32 Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr
nicht wißt.

4:33 Da sprachen die Jünger untereinander: Hat ihm jemand zu essen
gebracht?

4:34 Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, daß ich tue den
Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.
Kap 6,38; Kap 17,4

4:35 Sagt ihr nicht selber: Es sind noch vier Monate, dann kommt die
Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht auf die
Felder, denn sie sind reif zur Ernte.
Mt 9,37

4:36 Wer erntet, empfängt schon seinen Lohn und sammelt Frucht zum ewigen
Leben, damit sich miteinander freuen, der da sät und der da erntet.

4:37 Denn hier ist der Spruch wahr: Der eine sät, der andere erntet.

4:38 Ich habe euch gesandt, zu ernten, wo ihr nicht gearbeitet habt;
andere haben gearbeitet, und euch ist ihre Arbeit zugute gekommen.

4:39 Es glaubten aber an ihn viele der Samariter aus dieser Stadt um der
Rede der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich
getan habe.

4:40 Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu
bleiben; und er blieb zwei Tage da.

4:41 Und noch viel mehr glaubten um seines Wortes willen

4:42 und sprachen zu der Frau: Von nun an glauben wir nicht mehr um
deiner Rede willen; denn wir haben selber gehört und erkannt:
Dieser ist wahrlich der Welt Heiland.
Apg 8,5-8

Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten

(Mt 8,5-13; Lk 7,1-10)
4:43 Aber nach zwei Tagen ging er von dort weiter nach Galiläa.
Mt 4,12

4:44 Denn er selber, Jesus, bezeugte, daß ein Prophet daheim nichts
gilt.
Mt 13,57

4:45 Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, die alles
gesehen hatten, was er in Jerusalem auf dem Fest getan hatte; denn
sie waren auch zum Fest gekommen.
Kap 2,23

4:46 Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu
Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen
Sohn lag krank in Kapernaum.
Kap 2,1; 2,9

4:47 Dieser hörte, daß Jesus aus Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu
ihm und bat ihn, herabzukommen und seinem Sohn zu helfen; denn der
war todkrank.

4:48 Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so
glaubt ihr nicht.
Kap 2,18; 1. Kor 1,22

4:49 Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!

4:50 Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte
dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.

4:51 Und während er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten:
Dein Kind lebt.

4:52 Da erforschte er von ihnen die Stunde, in der es besser mit ihm
geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente
Stunde verließ ihn das Fieber.

4:53 Da merkte der Vater, daß es die Stunde war, in der Jesus zu ihm
gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen
Hause.

4:54 Das ist nun das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa
nach Galiläa kam.
Kap 2,11

Die Heilung eines Kranken am Teich Betesda

5:1 Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.
Kap 2,13

5:2 Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf
hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen;
Neh 3,1

5:3 in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte.
Die Verse 3b und 4 finden sich erst in der späteren Überlieferung:
»Sie warteten darauf, daß sich das Wasser bewegte. 4 Denn der Engel
des Herrn fuhr von Zeit zu Zeit herab in den Teich und bewegte das
Wasser. Wer nun zuerst hineinstieg, nachdem sich das Wasser bewegt
hatte, der wurde gesund, an welcher Krankheit er auch litt.«

5:5 Es war aber dort ein Mensch, der lag achtunddreißig Jahre krank.

5:6 Als Jesus den liegen sah und vernahm, daß er schon so lange gelegen
hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden?

5:7 Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich
in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber
hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein.

5:8 Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!

5:9 Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging
hin. Es war aber an dem Tag Sabbat.

5:10 Da sprachen die Juden zu dem, der gesund geworden war: Es ist heute
Sabbat; du darfst dein Bett nicht tragen.
2. Mose 20,10; Jer 17,21-22

5:11 Er antwortete ihnen: Der mich gesund gemacht hat, sprach zu mir:
Nimm dein Bett und geh hin!

5:12 Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm
dein Bett und geh hin?

5:13 Der aber gesund geworden war, wußte nicht, wer es war; denn Jesus
war entwichen, da so viel Volk an dem Ort war.

5:14 Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist
gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas
Schlimmeres widerfahre.
Kap 8,11

5:15 Der Mensch ging hin und berichtete den Juden, es sei Jesus, der ihn
gesund gemacht habe.

5:16 Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan
hatte.
Mt 12,14

5:17 Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag,
und ich wirke auch.
Kap 9,4

5:18 Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten,
weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei
sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich.
Kap 7,30; 10,33

Die Vollmacht des Sohnes

5:19 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich
sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was
er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise
auch der Sohn.
Kap 3,11; 3,32

5:20 Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut,
und wird ihm noch größere Werke zeigen, so daß ihr euch verwundern
werdet.
Kap 3,35

5:21 Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so
macht auch der Sohn lebendig, welche er will.

5:22 Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn
übergeben,
(22 und 23) Dan 7,13-14; Apg 10,42

5:23 damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den
Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
Phil 2,10-11; 1. Joh 2,23

5:24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt
dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht
in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben
hindurchgedrungen.
Kap 3,16; 3,18

5:25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist
schon jetzt, daß die Toten hören werden die Stimme des Sohnes
Gottes, und die sie hören werden, die werden leben.
Eph 2,5-6

5:26 Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem
Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber;
Kap 1,1-4

5:27 und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er
der Menschensohn ist.
Dan 7,13-14

5:28 Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle,
die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden,

5:29 und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des
Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.
Dan 12,2; Mt 25,46; 2. Kor 5,10

5:30 Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich, und
mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen,
sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
Kap 6,38

Das Zeugnis für den Sohn

5:31 Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr.

5:32 Ein anderer ist's, der von mir zeugt; und ich weiß, daß das Zeugnis
wahr ist, das er von mir gibt.

5:33 Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat die Wahrheit bezeugt.
Kap 1,19-34

5:34 Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen; sondern ich sage
das, damit ihr selig werdet.

5:35 Er war ein brennendes und scheinendes Licht; ihr aber wolltet eine
kleine Weile fröhlich sein in seinem Licht.

5:36 Ich aber habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes; denn die
Werke, die mir der Vater gegeben hat, damit ich sie vollende, eben
diese Werke, die ich tue, bezeugen von mir, daß mich der Vater
gesandt hat.
Kap 3,2; 10,25; 10,38

5:37 Und der Vater, der mich gesandt hat, hat von mir Zeugnis gegeben.
Ihr habt niemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen,
Mt 3,17

5:38 und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen; denn ihr glaubt dem
nicht, den er gesandt hat.

5:39 Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben
darin; und sie ist's, die von mir zeugt;
Lk 24,27; 24,44; 2. Tim 3,15-17

5:40 aber ihr wollt nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben hättet.

5:41 Ich nehme nicht Ehre von Menschen;

5:42 aber ich kenne euch, daß ihr nicht Gottes Liebe in euch habt.

5:43 Ich bin gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmt mich nicht
an. Wenn ein anderer kommen wird in seinem eigenen Namen, den werdet
ihr annehmen.
Mt 24,5

5:44 Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die
Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?
Kap 12,42-43; 1. Thess 2,6

5:45 Ihr sollt nicht meinen, daß ich euch vor dem Vater verklagen werde;
es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr hofft.
5. Mose 31,24-27

5:46 Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von
mir geschrieben.
1. Mose 3,15; 49,10; 5. Mose 18,15

5:47 Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen
Worten glauben?
Lk 16,31

Die Speisung der Fünftausend

(Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Lk 9,10-17)
6:1 Danach fuhr Jesus weg über das Galiläische Meer, das auch See von
Tiberias heißt.

6:2 Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an
den Kranken tat.

6:3 Jesus aber ging auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen
Jüngern.

6:4 Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden.
Kap 2,13; 11,55

6:5 Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, daß viel Volk zu ihm kommt,
und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen
haben?

6:6 Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wußte wohl, was er tun
wollte.

6:7 Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist
nicht genug für sie, daß jeder ein wenig bekomme.

6:8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon
Petrus:

6:9 Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische;
aber was ist das für so viele?

6:10 Jesus aber sprach: Laßt die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras
an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer.

6:11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich
gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, soviel sie
wollten.

6:12 Als sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die
übrigen Brocken, damit nichts umkommt.

6:13 Da sammelten sie und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe
mit Brocken, die denen übrigblieben, die gespeist worden waren.

6:14 Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie:
Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll.
5. Mose 18,15

6:15 Als Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn ergreifen, um
ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er selbst
allein.
Kap 18,36

Jesus auf dem See

(Mt 14,22-33; Mk 6,45-52)
6:16 Am Abend aber gingen seine Jünger hinab an den See,

6:17 stiegen in ein Boot und fuhren über den See nach Kapernaum. Und es
war schon finster geworden, und Jesus war noch nicht zu ihnen
gekommen.

6:18 Und der See wurde aufgewühlt von einem starken Wind.

6:19 Als sie nun etwa eine Stunde gerudert hatten, sahen sie Jesus auf
dem See gehen und nahe an das Boot kommen; und sie fürchteten sich.

6:20 Er aber sprach zu ihnen: Ich bin's; fürchtet euch nicht!

6:21 Da wollten sie ihn ins Boot nehmen; und sogleich war das Boot am
Land, wohin sie fahren wollten.

Jesus das Brot des Lebens

6:22 Am nächsten Tag sah das Volk, das am andern Ufer des Sees stand, daß
kein anderes Boot da war als das eine und daß Jesus nicht mit seinen
Jüngern in das Boot gestiegen war, sondern seine Jünger waren allein
weggefahren.

6:23 Es kamen aber andere Boote von Tiberias nahe an den Ort, wo sie das
Brot gegessen hatten unter der Danksagung des Herrn.

6:24 Als nun das Volk sah, daß Jesus nicht da war und seine Jünger auch
nicht, stiegen sie in die Boote und fuhren nach Kapernaum und
suchten Jesus.

6:25 Und als sie ihn fanden am andern Ufer des Sees, fragten sie ihn:
Rabbi, wann bist du hergekommen?

6:26 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern
weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid.

6:27 Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt
zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf
dem ist das Siegel Gottes des Vaters.
Kap 5,36

6:28 Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke wirken?

6:29 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr
an den glaubt, den er gesandt hat.

6:30 Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen
und dir glauben? Was für ein Werk tust du?

6:31 Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben
steht (Psalm 78,24): »Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.«
2. Mose 16,13-15

6:32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht
Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt
euch das wahre Brot vom Himmel.

6:33 Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das
Leben.

6:34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot.

6:35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir
kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird
nimmermehr dürsten.
Kap 4,14; 7,37

6:36 Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt mich gesehen und glaubt doch
nicht.

6:37 Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir
kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.
Mt 11,28

6:38 Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue,
sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
Kap 4,34

6:39 Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich nichts
verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich's
auferwecke am Jüngsten Tage.
Kap 10,28-29; 17,12

6:40 Denn das ist der Wille meines Vaters, daß, wer den Sohn sieht und
glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken
am Jüngsten Tage.
Kap 5,29; 11,24

6:41 Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin das Brot, das
vom Himmel gekommen ist,

6:42 und sprachen: Ist dieser nicht Jesus, Josefs Sohn, dessen Vater und
Mutter wir kennen? Wieso spricht er dann: Ich bin vom Himmel
gekommen?
Lk 4,22

6:43 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Murrt nicht untereinander.

6:44 Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der
mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.

6:45 Es steht geschrieben in den Propheten (Jesaja 54,13): »Sie werden
alle von Gott gelehrt sein.« Wer es vom Vater hört und lernt, der
kommt zu mir.

6:46 Nicht als ob jemand den Vater gesehen hätte außer dem, der von Gott
gekommen ist; der hat den Vater gesehen.
Kap 1,18

6:47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige
Leben.
Kap 3,16

6:48 Ich bin das Brot des Lebens.
Vers 35

6:49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind
gestorben.
1. Kor 10,3-5

6:50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon ißt, nicht
sterbe.

6:51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von
diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist
mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.
Mk 14,22

6:52 Da stritten die Juden untereinander und sagten: Wie kann der uns
sein Fleisch zu essen geben?

6:53 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr
nicht das Fleisch des Menschensohns eßt und sein Blut trinkt, so
habt ihr kein Leben in euch.

6:54 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben,
und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.
Mt 26,26-28

6:55 Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre
Trank.

6:56 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und
ich in ihm.
Kap 15,4; 1. Joh 3,24

6:57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters
willen, so wird auch, wer mich ißt, leben um meinetwillen.

6:58 Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei
den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot
ißt, der wird leben in Ewigkeit.

6:59 Das sagte er in der Synagoge, als er in Kapernaum lehrte.

Scheidung unter den Jüngern

6:60 Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine
harte Rede; wer kann sie hören?

6:61 Da Jesus aber bei sich selbst merkte, daß seine Jünger darüber
murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das?

6:62 Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo
er zuvor war?
Lk 24,50-51

6:63 Der Geist ist's, der lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze.
Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind
Leben.
Kap 3,6; 2. Kor 3,6
Siehe Sach- und Worterklärungen.

6:64 Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wußte
von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn
verraten würde.

6:65 Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir
kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben.

Das Bekenntnis des Petrus

6:66 Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort
nicht mehr mit ihm.

6:67 Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen?

6:68 Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du
hast Worte des ewigen Lebens;

6:69 und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
Mt 16,16

6:70 Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer
von euch ist ein Teufel.

6:71 Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet
ihn hernach und war einer der Zwölf.

Die Reise zum Laubhüttenfest

7:1 Danach zog Jesus umher in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa
umherziehen, weil ihm die Juden nach dem Leben trachteten.
Kap 4,43

7:2 Es war aber nahe das Laubhüttenfest der Juden.
3. Mose 23,34-36

7:3 Da sprachen seine Brüder zu ihm: Mach dich auf von hier und geh
nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du tust.
Kap 2,12; Mt 12,46; Apg 1,14

7:4 Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch öffentlich etwas
gelten. Willst du das, so offenbare dich vor der Welt.

7:5 Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.

7:6 Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit
ist allewege.
Kap 2,4

7:7 Die Welt kann euch nicht hassen. Mich aber haßt sie, denn ich
bezeuge von ihr, daß ihre Werke böse sind.
Kap 15,18

7:8 Geht ihr hinauf zum Fest! Ich will nicht hinaufgehen zu diesem Fest,
denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.

7:9 Das sagte er und blieb in Galiläa.

7:10 Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren zum Fest, da ging auch er
hinauf, nicht öffentlich, sondern heimlich.
Kap 2,13

7:11 Da suchten ihn die Juden auf dem Fest und fragten: Wo ist er?

7:12 Und es war ein großes Gemurmel über ihn im Volk. Einige sprachen: Er
ist gut; andere aber sprachen: Nein, sondern er verführt das Volk.

7:13 Niemand aber redete offen über ihn aus Furcht vor den Juden.
Kap 9,22; 12,42; 19,38

Jesus auf dem Fest

7:14 Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte.

7:15 Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kann dieser die
Schrift verstehen, wenn er es doch nicht gelernt hat?
Mt 13,56

7:16 Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir,
sondern von dem, der mich gesandt hat.

7:17 Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er innewerden, ob diese
Lehre von Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede.

7:18 Wer von sich selbst aus redet, der sucht seine eigene Ehre; wer
aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig,
und keine Ungerechtigkeit ist in ihm.
Kap 5,41; 5,44

7:19 Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? Und niemand unter euch tut
das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten?
Röm 2,17-24; Kap 5,16; 5,18

7:20 Das Volk antwortete: Du bist besessen; wer sucht dich zu töten?
Kap 10,20

7:21 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein einziges Werk habe ich
getan, und es wundert euch alle.
Kap 5,16

7:22 Mose hat euch doch die Beschneidung gegeben - nicht daß sie von
Mose kommt, sondern von den Vätern -, und ihr beschneidet den
Menschen auch am Sabbat.
1. Mose 17,10-12; 3. Mose 12,3

7:23 Wenn nun ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit nicht
das Gesetz des Mose gebrochen werde, was zürnt ihr dann mir, weil
ich am Sabbat den ganzen Menschen gesund gemacht habe?

7:24 Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht.

7:25 Da sprachen einige aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie zu
töten suchen?

7:26 Und siehe, er redet frei und offen, und sie sagen ihm nichts.
Sollten unsere Oberen nun wahrhaftig erkannt haben, daß er der
Christus ist?

7:27 Doch wir wissen, woher dieser ist; wenn aber der Christus kommen
wird, so wird niemand wissen, woher er ist.
Hebr 7,3

7:28 Da rief Jesus, der im Tempel lehrte: Ihr kennt mich und wißt, woher
ich bin. Aber nicht von mir selbst aus bin ich gekommen, sondern es
ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt.

7:29 Ich aber kenne ihn; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt.
Mt 11,27

7:30 Da suchten sie ihn zu ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn,
denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
Kap 8,20; Lk 22,53

7:31 Aber viele aus dem Volk glaubten an ihn und sprachen: Wenn der
Christus kommen wird, wird er etwa mehr Zeichen tun, als dieser
getan hat?

7:32 Und es kam den Pharisäern zu Ohren, daß im Volk solches Gemurmel
über ihn war. Da sandten die Hohenpriester und Pharisäer Knechte
aus, die ihn ergreifen sollten.

7:33 Da sprach Jesus zu ihnen: Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch,
und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat.
Kap 13,33

7:34 Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, könnt ihr
nicht hinkommen.
Kap 8,21

7:35 Da sprachen die Juden untereinander: Wo will dieser hingehen, daß
wir ihn nicht finden könnten? Will er zu denen gehen, die in der
Zerstreuung unter den Griechen wohnen, und die Griechen lehren?

7:36 Was ist das für ein Wort, daß er sagt: Ihr werdet mich suchen und
nicht finden; und wo ich bin, da könnt ihr nicht hinkommen?

7:37 Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf
und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
3. Mose 23,36; Kap 4,10; Jes 55,1; Offb 22,17

7:38 Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden
Ströme lebendigen Wassers fließen.
Jes 58,11

7:39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an
ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch
nicht verherrlicht.
Kap 16,7

Zwiespalt im Volk

7:40 Einige nun aus dem Volk, die diese Worte hörten, sprachen: Dieser
ist wahrhaftig der Prophet.
Kap 6,14

7:41 Andere sprachen: Er ist der Christus. Wieder andere sprachen: Soll
der Christus aus Galiläa kommen?
Kap 1,46

7:42 Sagt nicht die Schrift: aus dem Geschlecht Davids und aus dem Ort
Bethlehem, wo David war, soll der Christus kommen?
Mt 22,42; Mi 5,1; Mt 2,5-6

7:43 So entstand seinetwegen Zwietracht im Volk.
Kap 9,16

7:44 Es wollten aber einige ihn ergreifen; aber niemand legte Hand an
ihn.

7:45 Die Knechte kamen zu den Hohenpriestern und Pharisäern; und die
fragten sie: Warum habt ihr ihn nicht gebracht?

7:46 Die Knechte antworteten: Noch nie hat ein Mensch so geredet wie
dieser.
Mt 7,28-29

7:47 Da antworteten ihnen die Pharisäer: Habt ihr euch auch verführen
lassen?

7:48 Glaubt denn einer von den Oberen oder Pharisäern an ihn?

7:49 Nur das Volk tut's, das nichts vom Gesetz weiß; verflucht ist es.

7:50 Spricht zu ihnen Nikodemus, der vormals zu ihm gekommen war und der
einer von ihnen war:
Kap 3,1-2

7:51 Richtet denn unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn verhört und
erkannt hat, was er tut?
5. Mose 1,16

7:52 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du auch ein Galiläer?
Forsche und sieh: Aus Galiläa steht kein Prophet auf.

Jesus und die Ehebrecherin

7:53 Und jeder ging heim.
Der Bericht 7,53 - 8,11 ist in den ältesten Textzeugen des
Johannes-Evangeliums nicht enthalten.

8:1 Jesus aber ging zum Ölberg.

8:2 Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu
ihm, und er setzte sich und lehrte sie.

8:3 Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau zu ihm,
beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte

8:4 und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim
Ehebruch ergriffen worden.

8:5 Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen.
Was sagst du?
3. Mose 20,10

8:6 Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen
könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die
Erde.

8:7 Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und
sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den
ersten Stein auf sie.
Röm 2,1

8:8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.

8:9 Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die
Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der
Mitte stand.

8:10 Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat
dich niemand verdammt?

8:11 Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich
dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.
Kap 5,14

Jesus das Licht der Welt

8:12 Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der
Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis,
sondern wird das Licht des Lebens haben.
Kap 1,5; 1,9; Jes 49,6; 60,20; Mt 5,14-16

8:13 Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst;
dein Zeugnis ist nicht wahr.

8:14 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst
zeuge, ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiß, woher ich gekommen bin
und wohin ich gehe; ihr aber wißt nicht, woher ich komme oder wohin
ich gehe.
Kap 5,31; Kap 7,28

8:15 Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand.
Kap 3,17
Siehe Sach- und Worterklärungen.

8:16 Wenn ich aber richte, so ist mein Richten gerecht; denn ich bin's
nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.

8:17 Auch steht in eurem Gesetz geschrieben, daß zweier Menschen Zeugnis
wahr sei.
5. Mose 19,15

8:18 Ich bin's, der von sich selbst zeugt; und der Vater, der mich
gesandt hat, zeugt auch von mir.

8:19 Da fragten sie ihn: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennt
weder mich noch meinen Vater; wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr
auch meinen Vater.
Kap 14,7

8:20 Diese Worte redete Jesus an dem Gotteskasten, als er lehrte im
Tempel; und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht
gekommen.
Kap 7,30

Jesu Weg zur Erhöhung

8:21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Ich gehe hinweg, und ihr werdet
mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wo ich hingehe, da könnt ihr
nicht hinkommen.
(21 und 22) Kap 7,34-35; 13,33

8:22 Da sprachen die Juden: Will er sich denn selbst töten, daß er sagt:
Wohin ich gehe, da könnt ihr nicht hinkommen?

8:23 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von unten her, ich bin von oben
her; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.
Kap 3,31

8:24 Darum habe ich euch gesagt, daß ihr sterben werdet in euren Sünden;
denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, werdet ihr sterben in
euren Sünden.
Jes 43,10

8:25 Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen:
Zuerst das, was ich euch auch sage.

8:26 Ich habe viel von euch zu reden und zu richten. Aber der mich
gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das
rede ich zu der Welt.

8:27 Sie verstanden aber nicht, daß er zu ihnen vom Vater sprach.

8:28 Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet,
dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und nichts von mir selber
tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich.
Kap 3,14; 12,32

8:29 Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er läßt mich nicht allein;
denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.

Die wahre Freiheit

8:30 Als er das sagte, glaubten viele an ihn.

8:31 Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr
bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger
Kap 15,7

8:32 und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei
machen.

8:33 Da antworteten sie ihm: Wir sind Abrahams Kinder und sind niemals
jemandes Knecht gewesen. Wie sprichst du dann: Ihr sollt frei
werden?
Mt 3,9

8:34 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.

8:35 Der Knecht bleibt nicht ewig im Haus; der Sohn bleibt ewig.

8:36 Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.
Röm 6,16; 6,18; 6,22

Abrahamskinder und Teufelskinder

8:37 Ich weiß wohl, daß ihr Abrahams Kinder seid; aber ihr sucht mich zu
töten, denn mein Wort findet bei euch keinen Raum.

8:38 Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was
ihr von eurem Vater gehört habt.

8:39 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater.
Spricht Jesus zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wärt, so tätet ihr
Abrahams Werke.

8:40 Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die
Wahrheit gesagt hat, wie ich sie von Gott gehört habe. Das hat
Abraham nicht getan.

8:41 Ihr tut die Werke eures Vaters. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind
nicht unehelich geboren; wir haben EINEN Vater: Gott.

8:42 Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich;
denn ich bin von Gott ausgegangen und komme von ihm; denn ich bin
nicht von selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt.

8:43 Warum versteht ihr denn meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort
nicht hören könnt!
1. Kor 2,14

8:44 Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt
ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der
Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet,
so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater
der Lüge.
1. Joh 3,8-10; 1. Mose 3,4; 3,19

8:45 Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.

Der Streit um Jesu Ehre

8:46 Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen? Wenn ich aber die
Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?
2. Kor 5,21; 1. Petr 2,22; 1. Joh 3,5; Hebr 4,15

8:47 Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil
ihr nicht von Gott seid.
Kap 18,37

8:48 Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht mit
Recht, daß du ein Samariter bist und einen bösen Geist hast?
Kap 7,20

8:49 Jesus antwortete: Ich habe keinen bösen Geist, sondern ich ehre
meinen Vater, aber ihr nehmt mir die Ehre.

8:50 Ich suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie sucht, und er
richtet.

8:51 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hält, der wird den
Tod nicht sehen in Ewigkeit.
Kap 6,40; 6,47

8:52 Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, daß du einen bösen
Geist hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du
sprichst: Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken in
Ewigkeit.

8:53 Bist du mehr als unser Vater Abraham, der gestorben ist? Und die
Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?

8:54 Jesus antwortete: Wenn ich mich selber ehre, so ist meine Ehre
nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehrt, von dem ihr sagt: Er
ist unser Gott;
Jes 63,16

8:55 und ihr kennt ihn nicht; ich aber kenne ihn. Und wenn ich sagen
wollte: Ich kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, wie ihr seid.
Aber ich kenne ihn und halte sein Wort.
Kap 7,28-29

8:56 Abraham, euer Vater, wurde froh, daß er meinen Tag sehen sollte, und
er sah ihn und freute sich.

8:57 Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt
und hast Abraham gesehen?

8:58 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe
Abraham wurde, bin ich.
Kap 1,1-2

8:59 Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg
sich und ging zum Tempel hinaus.
Kap 10,31

Die Heilung eines Blindgeborenen

9:1 Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren
war.

9:2 Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat
gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren ist?
Lk 13,2

9:3 Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern,
sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.
Kap 11,4

9:4 Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange
es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.
Kap 5,17; Jer 13,16

9:5 Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
Kap 8,12; 12,35

9:6 Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus
einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden.
Mk 8,23

9:7 Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah - das heißt übersetzt:
gesandt - und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam
sehend wieder.

9:8 Die Nachbarn nun und die, die ihn früher als Bettler gesehen hatten,
sprachen: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?

9:9 Einige sprachen: Er ist's; andere: Nein, aber er ist ihm ähnlich. Er
selbst aber sprach: Ich bin's.

9:10 Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen aufgetan worden?

9:11 Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und
strich ihn auf meine Augen und sprach: Geh zum Teich Siloah und
wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend.

9:12 Da fragten sie ihn: Wo ist er? Er antwortete: Ich weiß es nicht.

9:13 Da führten sie ihn, der vorher blind gewesen war, zu den Pharisäern.

9:14 Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Brei machte und seine
Augen öffnete.

9:15 Da fragten ihn auch die Pharisäer, wie er sehend geworden wäre. Er
aber sprach zu ihnen: Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich
wusch mich und bin nun sehend.

9:16 Da sprachen einige der Pharisäer: Dieser Mensch ist nicht von Gott,
weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sprachen: Wie kann ein
sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es entstand Zwietracht unter
ihnen.

9:17 Da sprachen sie wieder zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, daß er
deine Augen aufgetan hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.

9:18 Nun glaubten die Juden nicht von ihm, daß er blind gewesen und
sehend geworden war, bis sie die Eltern dessen riefen, der sehend
geworden war,

9:19 und sie fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, von dem ihr
sagt, er sei blind geboren? Wieso ist er nun sehend?

9:20 Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, daß dieser
unser Sohn ist und daß er blind geboren ist.

9:21 Aber wieso er nun sehend ist, wissen wir nicht, und wer ihm seine
Augen aufgetan hat, wissen wir auch nicht. Fragt ihn, er ist alt
genug; laßt ihn für sich selbst reden.

9:22 Das sagten seine Eltern, denn sie fürchteten sich vor den Juden.
Denn die Juden hatten sich schon geeinigt: wenn jemand ihn als den
Christus bekenne, der solle aus der Synagoge ausgestoßen werden.
Kap 7,13; Kap 12,42

9:23 Darum sprachen seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn selbst.

9:24 Da riefen sie noch einmal den Menschen, der blind gewesen war, und
sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch
ein Sünder ist.

9:25 Er antwortete: Ist er ein Sünder? Das weiß ich nicht; eins aber weiß
ich: daß ich blind war und bin nun sehend.

9:26 Da fragten sie ihn: Was hat er mit dir getan? Wie hat er deine Augen
aufgetan?

9:27 Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt's
nicht gehört! Was wollt ihr's abermals hören? Wollt ihr auch seine
Jünger werden?

9:28 Da schmähten sie ihn und sprachen: Du bist sein Jünger; wir aber
sind Moses Jünger.

9:29 Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat; woher aber dieser ist,
wissen wir nicht.

9:30 Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Das ist verwunderlich,
daß ihr nicht wißt, woher er ist, und er hat meine Augen aufgetan.

9:31 Wir wissen, daß Gott die Sünder nicht erhört; sondern den, der
gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den erhört er.
Ps 66,18; Jes 1,15; Spr 15,29

9:32 Von Anbeginn der Welt an hat man nicht gehört, daß jemand einem
Blindgeborenen die Augen aufgetan habe.

9:33 Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts tun.

9:34 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren
und lehrst uns? Und sie stießen ihn hinaus.

9:35 Es kam vor Jesus, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Und als er ihn
fand, fragte er: Glaubst du an den Menschensohn?

9:36 Er antwortete und sprach: Herr, wer ist's? daß ich an ihn glaube.

9:37 Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet,
der ist's.
Kap 4,26

9:38 Er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an.

9:39 Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit,
die nicht sehen, sehend werden, und die sehen, blind werden.
Mt 13,11-15

9:40 Das hörten einige der Pharisäer, die bei ihm waren, und fragten ihn:
Sind wir denn auch blind?

9:41 Jesus sprach zu ihnen: Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde;
weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde.
Kap 15,22

Der gute Hirte

10:1 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in
den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und
ein Räuber.

10:2 Der aber zur Tür hineingeht, der ist der Hirte der Schafe.

10:3 Dem macht der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und
er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie hinaus.

10:4 Und wenn er alle seine Schafe hinausgelassen hat, geht er vor ihnen
her, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme.

10:5 Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen vor ihm;
denn sie kennen die Stimme der Fremden nicht.

10:6 Dies Gleichnis sagte Jesus zu ihnen; sie verstanden aber nicht, was
er ihnen damit sagte.

10:7 Da sprach Jesus wieder: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin
die Tür zu den Schafen.

10:8 Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Räuber; aber die
Schafe haben ihnen nicht gehorcht.

10:9 Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig
werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Kap 14,6

10:10 Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen.
Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.

10:11 Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die
Schafe.
Ps 23,1-6; Jes 40,11; Hes 34,11-23; Kap 15,13; Hebr 13,20

10:12 Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht
gehören, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht -
und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie -,

10:13 denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe.

10:14 Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen
mich,
2. Tim 2,19

10:15 wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater. Und ich lasse
mein Leben für die Schafe.

10:16 Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall;
auch sie muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und
es wird eine Herde und ein Hirte werden.
Kap 11,52; Apg 10,34-35

10:17 Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, daß ich's
wiedernehme.

10:18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es. Ich habe
Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Dies Gebot
habe ich empfangen von meinem Vater.
Kap 5,26

10:19 Da entstand abermals Zwietracht unter den Juden wegen dieser Worte.
Kap 7,43; 9,16

10:20 Viele unter ihnen sprachen: Er hat einen bösen Geist und ist von
Sinnen; was hört ihr ihm zu?
Kap 7,20; Mk 3,21

10:21 Andere sprachen: Das sind nicht Worte eines Besessenen; kann denn
ein böser Geist die Augen der Blinden auftun?

10:22 Es war damals das Fest der Tempelweihe in Jerusalem, und es war
Winter.

10:23 Und Jesus ging umher im Tempel in der Halle Salomos.
Apg 3,11

10:24 Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du
uns im Ungewissen? Bist du der Christus, so sage es frei heraus.

10:25 Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt
nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen
von mir.
Kap 5,36

10:26 Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen.
Kap 8,45; 8,47

10:27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen
mir;
(27 und 28) Ps 95,7

10:28 und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr
umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

10:29 Mein Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und
niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen.

10:30 Ich und der Vater sind eins.

Der Vorwurf der Gotteslästerung

10:31 Da hoben die Juden abermals Steine auf, um ihn zu steinigen.
Kap 8,59

10:32 Jesus sprach zu ihnen: Viele gute Werke habe ich euch erzeigt vom
Vater; um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen?

10:33 Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um eines guten Werkes willen
steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen,
denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott.
Mt 9,3; 26,65; Kap 5,18

10:34 Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz
(Psalm 82,6): »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter«?

10:35 Wenn er die Götter nennt, zu denen das Wort Gottes geschah - und die
Schrift kann doch nicht gebrochen werden -,
Mt 5,17

10:36 wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt
gesandt hat: Du lästerst Gott -, weil ich sage: Ich bin Gottes
Sohn?
Kap 5,17-20

10:37 Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubt mir nicht;

10:38 tue ich sie aber, so glaubt doch den Werken, wenn ihr mir nicht
glauben wollt, damit ihr erkennt und wißt, daß der Vater in mir ist
und ich in ihm.

10:39 Da suchten sie abermals, ihn zu ergreifen. Aber er entging ihren
Händen.
Kap 8,59; Lk 4,30

10:40 Dann ging er wieder fort auf die andere Seite des Jordans an den
Ort, wo Johannes zuvor getauft hatte, und blieb dort.
Kap 1,28

10:41 Und viele kamen zu ihm und sprachen: Johannes hat kein Zeichen
getan; aber alles, was Johannes von diesem gesagt hat, das ist wahr.

10:42 Und es glaubten dort viele an ihn.

Die Auferweckung des Lazarus

11:1 Es lag aber einer krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf Marias und
ihrer Schwester Marta.
Lk 10,38-39

11:2 Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl gesalbt und seine Füße
mit ihrem Haar getrocknet hatte. Deren Bruder Lazarus war krank.
Kap 12,3

11:3 Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: Herr,
siehe, der, den du liebhast, liegt krank.

11:4 Als Jesus das hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode,
sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch
verherrlicht werde.
Kap 9,3

11:5 Jesus aber hatte Marta lieb und ihre Schwester und Lazarus.

11:6 Als er nun hörte, daß er krank war, blieb er noch zwei Tage an dem
Ort, wo er war;

11:7 danach spricht er zu seinen Jüngern: Laßt uns wieder nach Judäa
ziehen!

11:8 Seine Jünger aber sprachen zu ihm: Meister, eben noch wollten die
Juden dich steinigen, und du willst wieder dorthin ziehen?
Kap 10,31

11:9 Jesus antwortete: Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Wer bei Tag
umhergeht, der stößt sich nicht; denn er sieht das Licht dieser
Welt.
Kap 9,4-5

11:10 Wer aber bei Nacht umhergeht, der stößt sich; denn es ist kein Licht
in ihm.
Kap 12,35

11:11 Das sagte er, und danach spricht er zu ihnen: Lazarus, unser
Freund, schläft, aber ich gehe hin, ihn aufzuwecken.
Mt 9,24

11:12 Da sprachen seine Jünger: Herr, wenn er schläft, wird's besser mit
ihm.

11:13 Jesus aber sprach von seinem Tode; sie meinten aber, er rede vom
leiblichen Schlaf.

11:14 Da sagte es ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben;

11:15 und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dagewesen bin, damit
ihr glaubt. Aber laßt uns zu ihm gehen!

11:16 Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den Jüngern: Laßt
uns mit ihm gehen, daß wir mit ihm sterben!
Kap 20,24-28

11:17 Als Jesus kam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen.

11:18 Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa eine halbe Stunde
entfernt.

11:19 Und viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten
wegen ihres Bruders.

11:20 Als Marta nun hörte, daß Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria
aber blieb daheim sitzen.

11:21 Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder
wäre nicht gestorben.

11:22 Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott
geben.

11:23 Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.

11:24 Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird - bei
der Auferstehung am Jüngsten Tage.
Kap 5,28-29; 6,40; Mt 22,23-33

11:25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an
mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt;

11:26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.
Glaubst du das?
Kap 8,51

11:27 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.
Mt 16,16

11:28 Und als sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester
Maria heimlich und sprach zu ihr: Der Meister ist da und ruft dich.

11:29 Als Maria das hörte, stand sie eilend auf und kam zu ihm.

11:30 Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern war noch
dort, wo ihm Marta begegnet war.

11:31 Als die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen,
daß Maria eilend aufstand und hinausging, folgten sie ihr, weil sie
dachten: Sie geht zum Grab, um dort zu weinen.

11:32 Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und sah ihn, fiel sie ihm zu
Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder
wäre nicht gestorben.

11:33 Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die
mit ihr gekommen waren, ergrimmte er im Geist und wurde sehr
betrübt
Kap 13,21

11:34 und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie antworteten ihm: Herr,
komm und sieh es!

11:35 Und Jesus gingen die Augen über.

11:36 Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn liebgehabt!

11:37 Einige aber unter ihnen sprachen: Er hat dem Blinden die Augen
aufgetan; konnte er nicht auch machen, daß dieser nicht sterben
mußte?
Kap 9,7

11:38 Da ergrimmte Jesus abermals und kam zum Grab. Es war aber eine
Höhle, und ein Stein lag davor.
Mt 27,60

11:39 Jesus sprach: Hebt den Stein weg! Spricht zu ihm Marta, die
Schwester des Verstorbenen: Herr, er stinkt schon; denn er liegt
seit vier Tagen.

11:40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst,
wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?

11:41 Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und
sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast.

11:42 Ich weiß, daß du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen,
das umhersteht, sage ich's, damit sie glauben, daß du mich gesandt
hast.
Kap 12,30

11:43 Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm
heraus!

11:44 Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen
und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch.
Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und laßt ihn gehen!

11:45 Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was
Jesus tat, glaubten an ihn.

Der Entschluß zur Tötung Jesu

11:46 Einige aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern und sagten ihnen,
was Jesus getan hatte.

11:47 Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer den Hohen Rat
und sprachen: Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen.
Mt 26,3-4

11:48 Lassen wir ihn so, dann werden sie alle an ihn glauben, und dann
kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute.

11:49 Einer aber von ihnen, Kaiphas, der in dem Jahr Hoherpriester war,
sprach zu ihnen: Ihr wißt nichts;

11:50 ihr bedenkt auch nicht: Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe
für das Volk, als daß das ganze Volk verderbe.
Kap 18,14

11:51 Das sagte er aber nicht von sich aus, sondern weil er in dem Jahr
Hoherpriester war, weissagte er. Denn Jesus sollte sterben für das
Volk,

11:52 und nicht für das Volk allein, sondern auch, um die verstreuten
Kinder Gottes zusammenzubringen.
Kap 7,35; Kap 10,16; 1. Joh 2,2

11:53 Von dem Tage an war es für sie beschlossen, daß sie ihn töteten.

11:54 Jesus aber ging nicht mehr frei umher unter den Juden, sondern ging
von dort weg in eine Gegend nahe der Wüste, in eine Stadt mit Namen
Ephraim, und blieb dort mit den Jüngern.
2. Sam 13,23; 1. Makk 11,34

11:55 Es war aber nahe das Passafest der Juden; und viele aus der Gegend
gingen hinauf nach Jerusalem vor dem Fest, daß sie sich reinigten.
2. Chr 30,17-18

11:56 Da fragten sie nach Jesus und redeten miteinander, als sie im Tempel
standen: Was meint ihr? Er wird doch nicht zum Fest kommen?

11:57 Die Hohenpriester und Pharisäer aber hatten Befehl gegeben: Wenn
jemand weiß, wo er ist, soll er's anzeigen, damit sie ihn ergreifen
könnten.

Die Salbung in Betanien

(Mt 26,6-13; Mk 14,3-9)
12:1 Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus
war, den Jesus auferweckt hatte von den Toten.
Kap 11,1; 11,43

12:2 Dort machten sie ihm ein Mahl, und Marta diente ihm; Lazarus aber
war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen.

12:3 Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde
und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße;
das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls.
Lk 7,38

12:4 Da sprach einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn hernach
verriet:

12:5 Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft
worden und den Armen gegeben?

12:6 Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er
war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was
gegeben war.
Kap 13,29

12:7 Da sprach Jesus: Laß sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag
meines Begräbnisses.

12:8 Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht
allezeit.
5. Mose 15,11

12:9 Da erfuhr eine große Menge der Juden, daß er dort war, und sie kamen
nicht allein um Jesu willen, sondern um auch Lazarus zu sehen, den
er von den Toten erweckt hatte.

12:10 Aber die Hohenpriester beschlossen, auch Lazarus zu töten;

12:11 denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus.

Der Einzug in Jerusalem

(Mt 21,1-11; Mk 11,1-10; Lk 19,29-40)
12:12 Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war,
hörte, daß Jesus nach Jerusalem käme,

12:13 nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen:
Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König
von Israel!
Ps 118,25-26

12:14 Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf, wie geschrieben
steht (Sacharja 9,9):

12:15 »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und
reitet auf einem Eselsfüllen.«

12:16 Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus
verherrlicht war, da dachten sie daran, daß dies von ihm geschrieben
stand und man so mit ihm getan hatte.

12:17 Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief
und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat.

12:18 Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe
dieses Zeichen getan.

12:19 Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, daß ihr nichts
ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.
Kap 11,48

Die Ankündigung der Verherrlichung

12:20 Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren,
um anzubeten auf dem Fest.

12:21 Die traten zu Philippus, der von Betsaida aus Galiläa war, und
baten ihn und sprachen: Herr, wir wollten Jesus gerne sehen.
Kap 1,44

12:22 Philippus kommt und sagt es Andreas, und Philippus und Andreas
sagen's Jesus weiter.

12:23 Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Zeit ist gekommen, daß
der Menschensohn verherrlicht werde.

12:24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die
Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt,
bringt es viel Frucht.
Röm 14,9; 1. Kor 15,36

12:25 Wer sein Leben liebhat, der wird's verlieren; und wer sein Leben auf
dieser Welt haßt, der wird's erhalten zum ewigen Leben.
Mt 10,39; 16,25; Lk 17,33

12:26 Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll
mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater
ehren.
Kap 17,24

12:27 Jetzt ist meine Seele betrübt. Und was soll ich sagen? Vater, hilf
mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen.
Mt 26,38

12:28 Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich
habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen.
Kap 13,31; Mt 3,17; 17,5

12:29 Da sprach das Volk, das dabeistand und zuhörte: Es hat gedonnert.
Die andern sprachen: Ein Engel hat mit ihm geredet.

12:30 Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme ist nicht um meinetwillen
geschehen, sondern um euretwillen.
Kap 11,42

12:31 Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt; nun wird der Fürst dieser
Welt ausgestoßen werden.
Kap 14,30; 16,11; Lk 10,18

12:32 Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu
mir ziehen.
Kap 8,28

12:33 Das sagte er aber, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.

12:34 Da antwortete ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetz gehört, daß
der Christus in Ewigkeit bleibt; wieso sagst du dann: Der
Menschensohn muß erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?
Ps 110,4; Dan 7,14

12:35 Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei
euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis
nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo
er hingeht.
Kap 11,10

12:36 Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, damit ihr Kinder des
Lichtes werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor
ihnen.
Eph 5,8

Der Unglaube des Volkes

12:37 Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen tat, glaubten sie doch
nicht an ihn,

12:38 damit erfüllt werde der Spruch des Propheten Jesaja, den er sagte
(Jesaja 53,1): »Herr, wer glaubt unserm Predigen? Und wem ist der
Arm des Herrn offenbart?«

12:39 Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja hat wiederum gesagt
(Jesaja 6,9-10):

12:40 »Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, damit sie
nicht etwa mit den Augen sehen und mit dem Herzen verstehen und sich
bekehren, und ich ihnen helfe.«
Mt 13,14-15

12:41 Das hat Jesaja gesagt, weil er seine Herrlichkeit sah und redete
von ihm.
Jes 6,1

12:42 Doch auch von den Oberen glaubten viele an ihn; aber um der
Pharisäer willen bekannten sie es nicht, um nicht aus der Synagoge
ausgestoßen zu werden.
Kap 9,22

12:43 Denn sie hatten lieber Ehre bei den Menschen als Ehre bei Gott.
Kap 5,44

12:44 Jesus aber rief: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich,
sondern an den, der mich gesandt hat.

12:45 Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat.
Kap 14,9

12:46 Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich
glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.
Kap 8,12

12:47 Und wer meine Worte hört und bewahrt sie nicht, den werde ich nicht
richten; denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte,
sondern daß ich die Welt rette.
Kap 3,17; Lk 9,56

12:48 Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an, der hat schon
seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten
am Jüngsten Tage.

12:49 Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der
mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und
reden soll.

12:50 Und ich weiß: sein Gebot ist das ewige Leben. Darum: was ich rede,
das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.

JESU ABSCHIEDSREDEN (Kapitel 13,1 - 17,26)
Die Fußwaschung

13:1 Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, daß seine Stunde gekommen
war, daß er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen
geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.
Kap 7,30; 17,1

13:2 Und beim Abendessen, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn,
dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten,
Lk 22,3

13:3 Jesus aber wußte, daß ihm der Vater alles in seine Hände gegeben
hatte und daß er von Gott gekommen war und zu Gott ging,
Kap 3,35; Kap 16,28

13:4 da stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen
Schurz und umgürtete sich.

13:5 Danach goß er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu
waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.

13:6 Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir
die Füße waschen?

13:7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du
jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.

13:8 Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen!
Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein
Teil an mir.

13:9 Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern
auch die Hände und das Haupt!

13:10 Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als daß ihm
die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein. Und ihr seid
rein, aber nicht alle.
Kap 15,3

13:11 Denn er kannte seinen Verräter; darum sprach er: Ihr seid nicht alle
rein.

13:12 Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und
setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen: Wißt ihr, was ich
euch getan habe?

13:13 Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich
bin's auch.
Mt 23,8; 23,10

13:14 Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe,
so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen.
Lk 22,27

13:15 Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch
getan habe.
Phil 2,5; 1. Petr 2,21

13:16 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als
sein Herr und der Apostel nicht größer als der, der ihn gesandt hat.
Mt 10,24

13:17 Wenn ihr dies wißt - selig seid ihr, wenn ihr's tut.
Mt 7,24

13:18 Das sage ich nicht von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt
habe. Aber es muß die Schrift erfüllt werden (Psalm 41,10): »Der
mein Brot ißt, tritt mich mit Füßen.«

13:19 Jetzt sage ich's euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es
geschehen ist, glaubt, daß ich es bin.

13:20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer jemanden aufnimmt, den ich
senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt
den auf, der mich gesandt hat.
Mt 10,40

Jesus und der Verräter

(Mt 26,21-25; Mk 14,18-21; Lk 22,21-23)
13:21 Als Jesus das gesagt hatte, wurde er betrübt im Geist und bezeugte
und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird
mich verraten.
Kap 12,27

13:22 Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange,
von wem er wohl redete.

13:23 Es war aber einer unter seinen Jüngern, den Jesus liebhatte, der
lag bei Tisch an der Brust Jesu.
Kap 19,26; 20,2; 21,20

13:24 Dem winkte Simon Petrus, daß er fragen sollte, wer es wäre, von dem
er redete.

13:25 Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer
ist's?

13:26 Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe.
Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn
des Simon Iskariot.

13:27 Und als der den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus
zu ihm: Was du tust, das tue bald!

13:28 Aber niemand am Tisch wußte, wozu er ihm das sagte.

13:29 Einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, spräche Jesus zu ihm:
Kaufe, was wir zum Fest nötig haben!, oder daß er den Armen etwas
geben sollte.

13:30 Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es
war Nacht.

Die Verherrlichung und das neue Gebot

13:31 Als Judas nun hinausgegangen war, spricht Jesus: Jetzt ist der
Menschensohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.
Kap 12,23; 12,28

13:32 Ist Gott verherrlicht in ihm, so wird Gott ihn auch verherrlichen
in sich und wird ihn bald verherrlichen.
Kap 17,1-5

13:33 Liebe Kinder, ich bin noch eine kleine Weile bei euch. Ihr werdet
mich suchen. Und wie ich zu den Juden sagte, sage ich jetzt auch zu
euch: Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen.
Kap 8,21

13:34 Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebt, wie
ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabt.
Kap 15,12-13; 15,17

13:35 Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr
Liebe untereinander habt.

Die Ankündigung der Verleugnung des Petrus

(Mt 26,33-35; Mk 14,29-31; Lk 22,31-34)
13:36 Spricht Simon Petrus zu ihm: Herr, wo gehst du hin? Jesus antwortete
ihm: Wo ich hingehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; aber du
wirst mir später folgen.
Kap 21,18-19

13:37 Petrus spricht zu ihm: Herr, warum kann ich dir diesmal nicht
folgen? Ich will mein Leben für dich lassen.

13:38 Jesus antwortete ihm: Du willst dein Leben für mich lassen?
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du
mich dreimal verleugnet hast.

Jesus der Weg zum Vater

14:1 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!

14:2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre,
hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu
bereiten?

14:3 Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich
wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.
Kap 12,26; 17,24

14:4 Und wo ich hingehe, den Weg wißt ihr.

14:5 Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie
können wir den Weg wissen?

14:6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das
Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Kap 10,9; Mt 11,27; Röm 5,1-2; Hebr 10,20

14:7 Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater
erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.

14:8 Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt
uns.

14:9 Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich
nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst
du dann: Zeige uns den Vater?
Kap 12,45; Hebr 1,3

14:10 Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir? Die
Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst aus.
Und der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke.
Kap 12,49

14:11 Glaubt mir, daß ich im Vater bin und der Vater in mir; wenn nicht,
so glaubt mir doch um der Werke willen.
Kap 10,25; 10,38

14:12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die
Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun;
denn ich gehe zum Vater.
Mt 28,19

14:13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit
der Vater verherrlicht werde im Sohn.
(13 und 14) Kap 15,7; 16,24; Mk 11,24; 1. Joh 5,14-15

14:14 Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.

Die Verheißung des heiligen Geistes

14:15 Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.
Kap 15,10; 1. Joh 5,3

14:16 Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern
Tröster geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit:
Kap 15,26; 16,7
Andere Übersetzungen: »Fürsprecher«, »Beistand« (vgl. 15,26; 16,7).

14:17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie
sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt
bei euch und wird in euch sein.
Kap 16,13

14:18 Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.

14:19 Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr
sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch
leben.
Kap 20,20

14:20 An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und
ihr in mir und ich in euch.

14:21 Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt. Wer
mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich
werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
1. Joh 5,3; Kap 16,27

14:22 Spricht zu ihm Judas, nicht der Iskariot: Herr, was bedeutet es, daß
du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt?

14:23 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein
Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm
kommen und Wohnung bei ihm nehmen.
Spr 8,17; Eph 3,17

14:24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das
Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der
mich gesandt hat.
Kap 7,16-17

14:25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin.

14:26 Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in
meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern,
was ich euch gesagt habe.

Der Friede Christi

14:27 Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht
gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und
fürchte sich nicht.
Kap 16,33; Phil 4,7

14:28 Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme
wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß
ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.

14:29 Und jetzt habe ich's euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr
glaubt, wenn es nun geschehen wird.

14:30 Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst
dieser Welt. Er hat keine Macht über mich;
Kap 12,31; Eph 2,2

14:31 aber die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und tue, wie
mir der Vater geboten hat. Steht auf und laßt uns von hier weggehen.
Kap 10,18

Der wahre Weinstock

15:1 Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner.
(1-6) Ps 80,9-12; Jes 5,1-7; Jer 2,21

15:2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen;
und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, daß sie mehr
Frucht bringe.

15:3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet
habe.
Kap 13,10; 1. Petr 1,23

15:4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen
kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch
ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.

15:5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich
in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts
tun.
2. Kor 3,5-6

15:6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und
verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie
müssen brennen.

15:7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr
bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.
Mk 11,24

15:8 Darin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und
werdet meine Jünger.
Mt 5,16

Das Gebot der Liebe

15:9 Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner
Liebe!

15:10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich
meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.

15:11 Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude
vollkommen werde.
Kap 17,13

15:12 Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch
liebe.
Kap 13,34

15:13 Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben läßt für seine
Freunde.
Kap 10,11; 1. Joh 3,16

15:14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.
Kap 8,31; Mt 12,50

15:15 Ich sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß
nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, daß ihr Freunde
seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich
euch kundgetan.

15:16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und
bestimmt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt,
damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er's euch gebe.

15:17 Das gebiete ich euch, daß ihr euch untereinander liebt.

Der Haß der Welt

15:18 Wenn euch die Welt haßt, so wißt, daß sie mich vor euch gehaßt hat.
Kap 7,7

15:19 Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr
aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt
habe, darum haßt euch die Welt.
Kap 17,14; 1. Joh 4,4-5

15:20 Gedenkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht
größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch
auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures
auch halten.
Kap 13,16; Mt 10,24-25

15:21 Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen; denn
sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.
Kap 16,3

15:22 Wenn ich nicht gekommen wäre und hätte es ihnen gesagt, so hätten
sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorwenden, um ihre Sünde
zu entschuldigen.
Kap 9,41

15:23 Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater.
Lk 10,16

15:24 Hätte ich nicht die Werke getan unter ihnen, die kein anderer getan
hat, so hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie es gesehen, und
doch hassen sie mich und meinen Vater.

15:25 Aber es muß das Wort erfüllt werden, das in ihrem Gesetz geschrieben
steht: »Sie hassen mich ohne Grund« (Psalm 69,5).

15:26 Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom
Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird
Zeugnis geben von mir.
Kap 14,16; 14,26; Lk 24,49

15:27 Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir
gewesen.
Apg 1,8; 1,21-22; 5,32

16:1 Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht abfallt.

16:2 Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit,
daß, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit.
Mt 10,17; 10,22; Mt 24,9

16:3 Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich
erkennen.
Kap 15,21

16:4 Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn ihre Stunde kommen
wird, ihr daran denkt, daß ich's euch gesagt habe. Zu Anfang aber
habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei euch.

Das Werk des heiligen Geistes

16:5 Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand
von euch fragt mich: Wo gehst du hin?

16:6 Doch weil ich das zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer.

16:7 Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, daß ich
weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu
euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.
Kap 14,16; 14,26

16:8 Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde
und über die Gerechtigkeit und über das Gericht;

16:9 über die Sünde: daß sie nicht an mich glauben;
Kap 15,22; 15,24

16:10 über die Gerechtigkeit: daß ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort
nicht seht;
Apg 5,31; Röm 4,25

16:11 über das Gericht: daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Kap 12,31

16:12 Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht
ertragen.
1. Kor 3,1

16:13 Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch
in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden;
sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist,
wird er euch verkündigen.
Kap 14,26; 1. Joh 2,27

16:14 Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und
euch verkündigen.

16:15 Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er
wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.
Kap 3,35; 17,10

Trauer und Hoffnung bei Jesu Abschied

16:16 Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und
abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen.
Kap 14,19

16:17 Da sprachen einige seiner Jünger untereinander: Was bedeutet das,
was er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich
nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich
sehen; und: Ich gehe zum Vater?

16:18 Da sprachen sie: Was bedeutet das, was er sagt: Noch eine kleine
Weile? Wir wissen nicht, was er redet.

16:19 Da merkte Jesus, daß sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen:
Danach fragt ihr euch untereinander, daß ich gesagt habe: Noch eine
kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine
kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen?

16:20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen,
aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure
Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.
Mk 16,10

16:21 Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde
ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht
mehr an die Angst um der Freude willen, daß ein Mensch zur Welt
gekommen ist.
Jes 26,17

16:22 Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen,
und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von
euch nehmen.

16:23 An dem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich
sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem
Namen, wird er's euch geben.
Kap 14,13-14

16:24 Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet
ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei.
Kap 15,11

16:25 Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Zeit, daß ich
nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus
verkündigen von meinem Vater.

16:26 An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch
nicht, daß ich den Vater für euch bitten will;

16:27 denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und
glaubt, daß ich von Gott ausgegangen bin.
Kap 14,21

16:28 Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse
die Welt wieder und gehe zum Vater.

16:29 Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und
nicht mehr in Bildern.

16:30 Nun wissen wir, daß du alle Dinge weißt und bedarfst dessen nicht,
daß dich jemand fragt. Darum glauben wir, daß du von Gott
ausgegangen bist.

16:31 Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr?

16:32 Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, daß ihr
zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein laßt. Aber
ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.
Sach 13,7; Mt 26,31

16:33 Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In
der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt
überwunden.
Kap 14,27; Röm 5,1; 1. Joh 5,4

Das hohepriesterliche Gebet

17:1 So redete Jesus, und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach:
Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn
dich verherrliche;

17:2 denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das
ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast.
Mt 11,27

17:3 Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer
Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
1. Joh 5,20

17:4 Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du
mir gegeben hast, damit ich es tue.

17:5 Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit,
die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
Kap 1,1; Phil 2,6

17:6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der
Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und
sie haben dein Wort bewahrt.

17:7 Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt.

17:8 Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und
sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, daß ich von dir
ausgegangen bin, und sie glauben, daß du mich gesandt hast.
Kap 16,30

17:9 Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die,
die du mir gegeben hast; denn sie sind dein.
Kap 6,37; 6,44

17:10 Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist
mein; und ich bin in ihnen verherrlicht.
Kap 16,15

17:11 Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich
komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du
mir gegeben hast, daß sie eins seien wie wir.

17:12 Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du
mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen
ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift
erfüllt werde.
Kap 6,39; Ps 41,10

17:13 Nun aber komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit meine
Freude in ihnen vollkommen sei.
Kap 15,11

17:14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehaßt; denn
sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
Kap 15,19

17:15 Ich bitte dich nicht, daß du sie aus der Welt nimmst, sondern daß
du sie bewahrst vor dem Bösen.
Mt 6,13; 2. Thess 3,3

17:16 Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.

17:17 Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.
Ps 119,160

17:18 Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die
Welt.
Kap 20,21

17:19 Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in
der Wahrheit.
Hebr 10,10

17:20 Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die
durch ihr Wort an mich glauben werden,
Röm 10,17

17:21 damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in
dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du
mich gesandt hast.
Gal 3,28

17:22 Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben
hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind,
Apg 4,32

17:23 ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die
Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich
liebst.
1. Kor 6,17

17:24 Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du
mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir
gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt
gelegt war.
Kap 12,26; Spr 8,22-31

17:25 Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und
diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast.

17:26 Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun,
damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in
ihnen.

LEIDEN, STERBEN UND AUFERSTEHUNG JESU
(Kapitel 18,1 - 21,25; vgl. Kapitel 13,1-35)

(Mt 26,1 - 28,20; Mk 14,1 - 16,20; Lk 22,1 - 24,53)
Jesu Gefangennahme

18:1 Als Jesus das geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über
den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine
Jünger.

18:2 Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus
versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern.
Lk 21,37

18:3 Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und
Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit
Fackeln, Lampen und mit Waffen.

18:4 Da nun Jesus alles wußte, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus
und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr?

18:5 Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich
bin's! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen.

18:6 Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin's!, wichen sie zurück und
fielen zu Boden.

18:7 Da fragte er sie abermals: Wen sucht ihr? Sie aber sprachen: Jesus
von Nazareth.

18:8 Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, daß ich es bin. Sucht ihr
mich, so laßt diese gehen!

18:9 Damit sollte das Wort erfüllt werden, das er gesagt hatte: Ich habe
keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.
Kap 17,12

18:10 Simon Petrus aber hatte ein Schwert und zog es und schlug nach dem
Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der
Knecht hieß Malchus.

18:11 Da sprach Jesus zu Petrus: Steck dein Schwert in die Scheide! Soll
ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?

Jesu Verhör vor Hannas und Kaiphas und die Verleugnung des Petrus

18:12 Die Schar aber und ihr Anführer und die Knechte der Juden nahmen
Jesus und banden ihn

18:13 und führten ihn zuerst zu Hannas; der war der Schwiegervater des
Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war.

18:14 Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es wäre gut, ein
Mensch stürbe für das ganze Volk.
Lk 3,1-2; Kap 11,49-50

18:15 Simon Petrus aber folgte Jesus nach und ein anderer Jünger. Dieser
Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in
den Palast des Hohenpriesters.

18:16 Petrus aber stand draußen vor der Tür. Da kam der andere Jünger, der
dem Hohenpriester bekannt war, heraus und redete mit der Türhüterin
und führte Petrus hinein.

18:17 Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist du nicht auch
einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin's nicht.

18:18 Es standen aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlenfeuer
gemacht, denn es war kalt, und sie wärmten sich. Aber auch Petrus
stand bei ihnen und wärmte sich.

18:19 Der Hohepriester befragte nun Jesus über seine Jünger und über seine
Lehre.

18:20 Jesus antwortete ihm: Ich habe frei und offen vor aller Welt
geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo
alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet.
Kap 7,14; 7,26

18:21 Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen
geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe.

18:22 Als er so redete, schlug einer von den Knechten, die dabeistanden,
Jesus ins Gesicht und sprach: Sollst du dem Hohenpriester so
antworten?

18:23 Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise, daß es böse
ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?

18:24 Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.

18:25 Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm:
Bist du nicht einer seiner Jünger? Er leugnete und sprach: Ich bin's
nicht.

18:26 Spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter
dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im
Garten bei ihm?

18:27 Da leugnete Petrus abermals, und alsbald krähte der Hahn.

Jesu Verhör vor Pilatus

18:28 Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am
Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden,
sondern das Passamahl essen könnten.

18:29 Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt
ihr gegen diesen Menschen vor?

18:30 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein
Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet.

18:31 Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn
nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand
töten.
Kap 19,6-7

18:32 So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um
anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.
Kap 12,32-33; Mt 20,19

18:33 Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und
fragte ihn: Bist du der König der Juden?

18:34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben dir's andere
über mich gesagt?

18:35 Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die
Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?

18:36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein
Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich
den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht
von dieser Welt.

18:37 Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus
antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und
in die Welt gekommen, daß ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus
der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.
1. Tim 6,13

18:38 Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er das gesagt
hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich
finde keine Schuld an ihm.

18:39 Es besteht aber die Gewohnheit bei euch, daß ich euch einen zum
Passafest losgebe; wollt ihr nun, daß ich euch den König der Juden
losgebe?

18:40 Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas
aber war ein Räuber.

Jesu Geißelung und Verspottung

19:1 Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.

19:2 Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf
sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an

19:3 und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden! und
schlugen ihm ins Gesicht.

19:4 Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe
ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, daß ich keine Schuld an ihm
finde.

19:5 Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand.
Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!

Jesu Verurteilung

19:6 Als ihn die Hohenpriester und die Knechte sahen, schrien sie:
Kreuzige! kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und
kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm.

19:7 Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz
muß er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.
Kap 10,33; 3. Mose 24,16

19:8 Als Pilatus dies Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr

19:9 und ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher
bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort.

19:10 Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht,
daß ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu
kreuzigen?

19:11 Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir
nicht von oben her gegeben wäre. Darum: der mich dir überantwortet
hat, der hat größere Sünde.

19:12 Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber
schrien: Läßt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht;
denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser.
StzuDan 2,1; Apg 17,7

19:13 Als Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte
sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster,
auf hebräisch Gabbata.

19:14 Es war aber am Rüsttag für das Passafest um die sechste Stunde. Und
er spricht zu den Juden: Seht, das ist euer König!

19:15 Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu
ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester
antworteten: Wir haben keinen König als den Kaiser.
Kap 18,37

19:16 Da überantwortete er ihnen Jesus, daß er gekreuzigt würde.

Jesu Kreuzigung und Tod

Sie nahmen ihn aber,

19:17 und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt
Schädelstätte, auf hebräisch Golgatha.

19:18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten,
Jesus aber in der Mitte.

19:19 Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz;
und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden.

19:20 Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus
gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in
hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.

19:21 Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht:
Der König der Juden, sondern, daß er gesagt hat: Ich bin der König
der Juden.

19:22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich
geschrieben.

19:23 Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine
Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu
auch das Gewand. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem
Stück.

19:24 Da sprachen sie untereinander: Laßt uns das nicht zerteilen, sondern
darum losen, wem es gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt
werden, die sagt (Psalm 22,19): »Sie haben meine Kleider unter sich
geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die
Soldaten.

19:25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter
Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.

19:26 Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er
liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein
Sohn!
Kap 13,23

19:27 Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und
von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

19:28 Danach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, spricht
er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet.
Ps 22,16

19:29 Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit
Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den
Mund.
Ps 69,22

19:30 Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist
vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.

19:31 Weil es aber Rüsttag war und die Leichname nicht am Kreuz bleiben
sollten den Sabbat über - denn dieser Sabbat war ein hoher Festtag -,
baten die Juden Pilatus, daß ihnen die Beine gebrochen und sie
abgenommen würden.
5. Mose 21,23

19:32 Da kamen die Soldaten und brachen dem ersten die Beine und auch dem
andern, der mit ihm gekreuzigt war.

19:33 Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war,
brachen sie ihm die Beine nicht;

19:34 sondern einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite, und
sogleich kam Blut und Wasser heraus.

19:35 Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist
wahr, und er weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt.

19:36 Denn das ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde (2. Mose
12,46): »Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen.«

19:37 Und wiederum sagt die Schrift an einer andern Stelle (Sacharja
12,10): »Sie werden den sehen, den sie durchbohrt haben.«
Offb 1,7

Jesu Grablegung

19:38 Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch
heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, daß er den
Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und
nahm den Leichnam Jesu ab.
Kap 7,13

19:39 Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus
gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert
Pfund.
Kap 3,2

19:40 Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit
wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen.

19:41 Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im
Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war.

19:42 Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab
nahe war.

Der Ostermorgen

(Mt 28,1-10; Mk 16,1-8; Lk 24,1-12)
20:1 Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch
finster war, zum Grab und sieht, daß der Stein vom Grab weg war.

20:2 Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger,
den Jesus liebhatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn
weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt
haben.
Kap 13,23

20:3 Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus, und sie kamen zum Grab.

20:4 Es liefen aber die zwei miteinander, und der andere Jünger lief
voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab,

20:5 schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht
hinein.

20:6 Da kam Simon Petrus ihm nach und ging in das Grab hinein und sieht
die Leinentücher liegen,

20:7 aber das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht
bei den Leinentüchern liegen, sondern daneben, zusammengewickelt an
einem besonderen Ort.
Kap 11,44

20:8 Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen
war, und sah und glaubte.

20:9 Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, daß er von den Toten
auferstehen müßte.
Lk 24,25-27; Apg 2,24-32; 1. Kor 15,4

20:10 Da gingen die Jünger wieder heim.

Maria von Magdala

20:11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun
weinte, schaute sie in das Grab

20:12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten
und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt
hatten.

20:13 Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen:
Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn
hingelegt haben.

20:14 Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und
weiß nicht, daß es Jesus ist.

20:15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint,
es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn
weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich
ihn holen.

20:16 Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu
ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!

20:17 Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht
aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage
ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem
Gott und zu eurem Gott.
Hebr 2,11-12

20:18 Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den
Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.

Die Vollmacht der Jünger

(Mk 16,14-18; Lk 24,36-49)
20:19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger
versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den
Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen:
Friede sei mit euch!

20:20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine
Seite. Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn sahen.
1. Joh 1,1

20:21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich
der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Kap 17,18

20:22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen:
Nehmt hin den heiligen Geist!

20:23 Welchen ihr die Sünden erlaßt, denen sind sie erlassen; und welchen
ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
Mt 18,18

Thomas

20:24 Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht
bei ihnen, als Jesus kam.
Kap 11,16; 14,5; 21,2

20:25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er
aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale
sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in
seine Seite lege, kann ich's nicht glauben.
Kap 19,34

20:26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt,
und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen
waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!

20:27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine
Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und
sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

20:28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
Kap 1,1

20:29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum
glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
1. Petr 1,8; Hebr 11,1

20:30 Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht
geschrieben sind in diesem Buch.
Kap 21,24-25

20:31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der
Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das
Leben habt in seinem Namen.
1. Joh 5,13

Der Auferstandene am See Tiberias

21:1 Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See Tiberias.
Er offenbarte sich aber so:

21:2 Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt
wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus
und zwei andere seiner Jünger.
Kap 1,45

21:3 Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen
zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen
in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.

21:4 Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger
wußten nicht, daß es Jesus war.
Kap 20,14; Lk 24,16

21:5 Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie
antworteten ihm: Nein.
Lk 24,41

21:6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes,
so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr
ziehen wegen der Menge der Fische.
Lk 5,4-7

21:7 Da spricht der Jünger, den Jesus liebhatte, zu Petrus: Es ist der
Herr! Als Simon Petrus hörte, daß es der Herr war, gürtete er sich
das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich ins Wasser.
Kap 13,23

21:8 Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern
vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den
Fischen.

21:9 Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische
darauf und Brot.

21:10 Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt
gefangen habt!

21:11 Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz an Land, voll großer
Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriß
doch das Netz nicht.

21:12 Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber
unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie
wußten, daß es der Herr war.

21:13 Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen
auch die Fische.
Kap 6,11

21:14 Das ist nun das dritte Mal, daß Jesus den Jüngern offenbart wurde,
nachdem er von den Toten auferstanden war.

Petrus und Johannes

21:15 Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon
Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich
diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich
liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!
Kap 1,42

21:16 Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du
mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich
liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
1. Petr 5,2; 5,4

21:17 Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du
mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm
sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle
Dinge, du weißt, daß ich dich liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide
meine Schafe!
Kap 13,38; Kap 16,30

21:18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du
dich selbst und gingst, wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst,
wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten
und führen, wo du nicht hin willst.

21:19 Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen
würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir
nach!
Kap 13,36

21:20 Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus
liebhatte, der auch beim Abendessen an seiner Brust gelegen und
gesagt hatte: Herr, wer ist's, der dich verrät?
Kap 13,23; 13,25

21:21 Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was wird aber mit
diesem?

21:22 Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, daß er bleibt, bis ich komme,
was geht es dich an? Folge du mir nach!

21:23 Da kam unter den Brüdern die Rede auf: Dieser Jünger stirbt nicht.
Aber Jesus hatte nicht zu ihm gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn
ich will, daß er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?

21:24 Dies ist der Jünger, der dies alles bezeugt und aufgeschrieben hat,
und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist.
Kap 15,27

21:25 Es sind noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn aber eins
nach dem andern aufgeschrieben werden sollte, so würde, meine ich,
die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.
Kap 20,30; Ps 106,2

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