SECHSTES KAPITEL Dhyana-yoga VERS 1 Der Segenspendende Herr sprach: Wer an den Früchten seiner Arbeit nicht haftet und so arbeitet, wie es seine Pflicht vorschreibt, befindet sich im Lebensstand der Entsagung. Er ist der wahre Mystiker, und nicht der, der kein Feuer entzündet und keine Arbeit verrichtet. ERLÄUTERUNG In diesem Kapitel erklärt der Herr, dass der Vorgang des achtfachen yoga-Systems ein Mittel ist, den Geist und die Sinne zu beherrschen. Dies ist jedoch für die meisten Menschen sehr schwierig, besonders im Zeitalter des Kali. Obwohl das achtfache yoga-System in diesem Kapitel empfohlen wird, betont der Herr, dass der Vorgang des karma-yoga oder des Handelns im Krsna-Bewusstsein besser ist. Jeder auf dieser Welt ist tätig, um seine Familie mit allem, was dazu gehört, zu unterhalten; niemand handelt ohne irgendein Selbstinteresse oder irgendeine persöniche Befriedigung - ob nun konzentriert oder ausgedehnt. Das Kriterium von Vollkommenheit besteht darin, im Krsna-Bewusstsein zu handeln, anstatt mit dem Gedanken, die Früchte der Arbeit zu genießen. Im Krsna-Bewusstsein zu handeln, ist die Pflicht aller Lebewesen, da alle von Natur aus winzige Bestandteile des Höchsten sind. Die Teile des Körpers arbeiten für die Zufriedenstellung des ganzen Körpers. Die einzelnen Glieder des Körpers handeln nicht für ihre eigene Befriedigung, sondern für die Zufriedenstellung des Vollständigen Ganzen. In ähnlicher Weise ist das Lebewesen, das für die Zufriedenstellung des Höchsten Ganzen, und nicht für persönliche Befriedigung, handelt, der vollkommene sannyasi, der vollkommene yogi. Manche sannyasis denken künstlich, sie seien allen materiellen Pflichten enthoben, und hören deshalb auf, agnihotra-yajnas (Feueropfer) darzubringen. In Wirklichkeit aber sind sie nur an sich selbst interessiert, da sie das Ziel haben, mit dem unpersönlichen Brahman eins zu werden. Ein solcher Wunsch ist erhabener als jeder materieller Wunsch, doch ist er nicht ohne Selbstinteresse. In ähnlicher Weise trachtet der mystische yogi, der mit halbgeöffneten Augen das yoga-System praktiziert und alle materiellen Tätigkeiten einstellt, nach irgendeiner Befriedigung für sich persönlich. Jemand aber, der im Krsna-Bewusstsein handelt, arbeitet für die Zufriedenstellung des Ganzen, ohne Selbstinteresse. Ein Krsna-Bewusster Mensch hat kein Verlangen nach eigener Befriedigung. Sein Kriterium für Erfolg ist die Zufriedenheit Krsnas, und daher ist er der vollkommene sannyasi oder vollkommene yogi. Sri Krsna Caitanya, das vollkommenste Beispiel für Entsagung, betet: "O Allmächtiger Herr, Ich begehre weder Reichtum noch schöne Frauen, noch wünsche Ich Mir Anhänger. Alles, was Ich Mir in Meinem Leben wünsche, ist die grundlose Barmherzigkeit Deines hingebungsvollen Dienstes - Geburt für Geburt." VERS 2 Was man als Entsagung bezeichnet, ist das gleiche wie yoga oder Sichverbinden mit dem Höchsten, denn niemand kann ein yogi werden, solange er nicht dem Wunsch nach Sinnenbefriedigung entsagt. ERLÄUTERUNG Wirklicher sannyasa-yoga oder wahre bhakti bedeutet, dass man seine wesensgemäße Stellung als Lebewesen kennen und dementsprechend handeln sollte. Das Lebewesen hat keine gesonderte, unabhängige Identität. Es ist die marginale Energie des Höchsten. Wenn es von der materiellen Energie gefangen ist, ist es bedingt, und wenn es Krsna-Bewusst, das heisst sich der spirituellen Energie Bewusst ist, befindet es sich in seinem wirklichen und natürlichen Zustand des Lebens. Wenn man daher über umfassendes Wissen verfügt, beendet man alle materielle Sinnenbefriedigung, das heisst, man entsagt allen Arten sinnenbefriedigender Tätigkeiten. Dies wird von yogis praktiziert, die ihre Sinne von materieller Anhaftung zurückhalten. Ein Mensch im Krsna-Bewusstsein aber hat gar keine Gelegenheit, seine Sinne mit irgendetwas zu beschäftigen, was nicht im Interesse Krsnas ist. Daher ist ein Krsna-Bewusster Mensch gleichzeitig ein sannyasi und ein yogi. Der Zweck von Wissen und Sinnenbeherrschung, wie es in den jnana- und yoga-Vorgängen vorgeschrieben ist, wird im Krsna-Bewusstsein von selbst erfüllt. Wenn man nicht imstande ist, die Tätigkeiten seiner selbstischen Natur aufzugeben, sind jnana und yoga nutzlos. Das wirkliche Ziel für das Lebewesen besteht darin, jede selbstsüchtige Befriedigung aufzugeben und bereit zu sein, den Höchsten zufriedenzustellen. Ein Krsna-Bewusster Mensch trachtet nach keinerlei persönlichem Genuss. Er ist immer damit beschäftigt, den Höchsten zu erfreuen. Wer vom Höchsten nichts weiß, muss deshalb damit beschäftigt sein, sich selbst zufriedenzustellen, denn niemand kann sich in einem Zustand der Untätigkeit halten. All diese Zwecke werden in vollkommener Weise erfüllt, wenn man Krsna-Bewusstsein praktiziert. VERS 3 Einem Neuling im achtfachen yoga-System wird Arbeit als Weg empfohlen, und die Einstellung aller materiellen Tätigkeiten gilt als Weg für jemanden, der yoga bereits erreicht hat. ERLÄUTERUNG Der Vorgang, sich mit dem Höchsten zu verbinden, wird yoga genannt. Yoga kann mit einer Leiter verglichen werden, mit deren Hilfe man die höchste spirituelle Verwirklichung erreichen kann. Diese Leiter beginnt von der niedrigsten materiellen Bedingung des Lebewesens und steigt auf bis zur vollkommenen Selbstverwirklichung im reinen spirituellen Leben. Je nach den verschiedenen Graden spirituellen Fortschritts sind die verschiedenen Stufen der Leiter unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt. Die vollständige Leiter wird yoga genannt und kann in jnana-yoga, dhyana-yoga und bhakti-yoga unterteilt werden. Der Anfang der Leiter wird als die yogaruruksa-Stufe bezeichnet, und die höchste Sprosse wird yogarudha genannt. Was das achtfache yoga-System betrifft, so werden Versuche am Anfang, durch regulierende Prinzipien und verschiedene Sitzstellungen (die mehr oder weniger körperliche Übungen sind) in Meditation zu versinken, als fruchtbringende, materielle Tätigkeiten angesehen. All diese Tätigkeiten führen zu vollkommener geistiger Ausgeglichenheit, so dass man die Sinne beherrschen kann. Wenn man die Praxis der Meditation vollendet beherrscht, beendet man alle störenden Tätigkeiten des Geistes. Ein Krsna-Bewusster Mensch jedoch befindet sich von Anfang an auf der Ebene von Meditation, weil er immer an Krsna denkt. Und da er ständig im Dienste Krsnas beschäftigt ist, kann man sagen, dass er alle materiellen Tätigkeiten beendet hat. VERS 4 Man sagt, ein Mensch habe yoga erreicht, wenn er, da er alle materiellen Wünsche aufgegeben hat, weder für Sinnenbefriedigung handelt noch fruchtbringende Tätigkeiten verrichtet. ERLÄUTERUNG Wenn jemand im transzendentalen liebevollen Dienst des Herrn voll beschäftigt ist, ist er im Selbst zufrieden und daher nicht länger an Sinnenbefriedigung oder fruchtbringenden Tätigkeiten interessiert. Sonst muss man mit Sinnenbefriedigung beschäftigt sein, da man nicht leben kann, ohne tätig zu sein. Ohne Krsna-Bewusstsein muss man sich immer ichbezogene oder auf andere ausgedehnte selbstische Tätigkeiten suchen. Aber ein Krsna-Bewusster Mensch kann alles tun, um Krsna zu erfreuen, und so von Sinnenbefriedigung in vollkommener Weise losgelöst sein. Wer das nicht erkennt, muss auf mechanische Weise versuchen, materiellen Wünschen zu entkommen, bevor er auf die höchste Sprosse der yoga-Leiter erhoben werden kann. VERS 5 Ein Mensch muss sich durch seinen Geist erheben, nicht erniedrigen. Der Geist ist der Freund der bedingten Seele, aber auch ihr Feind. ERLÄUTERUNG Verschiedenen Umständen entsprechend bezeichnet das Wort atma Körper, Geist oder Seele. Im yoga-System sind der Geist und die bedingte Seele von besonderer Bedeutung. Da der Geist der Mittelpunkt der yoga-Praxis ist, bezieht sich atma hier auf den Geist. Es ist das Ziel des yoga-Systems, den Geist zu beherrschen und von der Anhaftung an die Sinnesobjekte zurückzuziehen. Es wird hier betont, dass der Geist so geschult werden muss, dass er die bedingte Seele aus dem Sumpf der Unwissenheit retten kann. Im materiellen Dasein unterliegt man dem Einfluß des Geistes und der Sinne. Ja, die reine Seele ist in die materielle Welt verstrickt, weil das Ego des Geistes verlangt, über die materielle Natur zu herrschen. Deshalb sollte der Geist geschult werden, so dass er nicht vom Geflimmer der materiellen Natur angezogen wird; auf diese Weise kann die bedingte Seele gerettet werden. Man sollte sich nicht durch die Anziehung an die Sinnesobjekte erniedrigen. Je mehr man von den Sinnesobjekten angezogen wird, desto mehr wird man ins materielle Dasein verstrickt. Der beste Weg, sich aus dieser Verstrickung zu lösen, besteht darin, den Geist ständig im Krsna-Bewusstsein zu beschäftigen. Das Wort hi wird hier gebraucht, um diesen Punkt hervorzuheben; es bedeutet, dass man in dieser Weise handeln muss. Es wird auch gesagt: "Für den Menschen ist der Geist sowohl die Ursache von Knechtschaft als auch die Ursache von Befreiung. Der bei Sinnesobjekten weilende Geist ist die Ursache von Knechtschaft, und der von den Sinnesobjekten losgelöste Geist ist die Ursache von Befreiung." Deshalb ist der Geist, der immer im Krsna-Bewusstsein tätig ist, die Ursache höchster Befreiung. VERS 6 Für den, der den Geist bezwungen hat, ist der Geist der beste Freund; doch für den, der dies versäumt hat, wird der gleiche Geist zum größten Feind. ERLÄUTERUNG Es ist das Ziel des achtfachen yoga, den Geist zu beherrschen, um ihn zu einem Freund zu machen, der hilft, die Mission des menschlichen Lebens zu erfüllen. Solange man den Geist nicht beherrscht, ist das Praktizieren von yoga (als Show) nichts als Zeitverschwendung. Wer seinen Geist nicht beherrschen kann, lebt ständig mit dem größten Feind zusammen, und so wird sein Leben und seine Mission ruiniert. Es ist die wesensgemäße Stellung des Lebewesens, die Anordnungen eines Höheren auszuführen. Solange der Geist ein unbesiegter Feind bleibt, muss man dem Diktat von Lust, Zorn, Illusion usw. folgen. Wenn aber der Geist bezwungen ist, folgt man freiwillig den Anweisungen des Herrn, der Persönlichkeit Gottes, der im Herzen eines jeden als Paramatma gegenwärtig ist. Wirkliche yoga-Praxis läuft darauf hinaus, dem Paramatma im Herzen zu begegnen und dann Seinen Anweisungen zu folgen. Wer sich dem Krsna-Bewusstsein direkt zuwendet, ergibt sich den Anweisungen des Herrn völlig automatisch. VERS 7 Für jemand, der den Geist bezwungen hat, ist die Überssele bereits erreicht, denn er hat Ausgeglichenheit erlangt. Für einen solchen Menschen sind Glück und Leid, Hitze und Kälte, Ehre und Schmach das gleiche. ERLÄUTERUNG Eigentlich wird von jedem Lebewesen erwartet, dass es den Anweisungen des Herrn, der Höchsten Persönlichkeit Gottes, folgt, der als Paramatma im Herzen eines jeden weilt. Wenn der Geist durch die äußere, illusionierende Energie irregeführt ist, wird man in materielle Tätigkeiten verstrickt. Solange daher der Geist durch eines der yoga-Systeme gemeistert wird, muss man als jemand gelten, der das Ziel bereits erreicht hat. Man hat den Anweisungen eines Höheren zu folgen. Wenn der Geist fest auf die höhere Natur gerichtet ist, hat er keine andere Möglichkeit, als den Weisungen des Höchsten zu folgen. Der Geist muss eine höhere Weisung anerkennen und ihr folgen. Wenn man den Geist beherrscht, folgt man von selbst den Anweisungen des Paramatma, der Überseele. Weil diese transzendentale Position sogleich von jemandem erreicht wird, der sich im Krsna-Bewusstsein befindet, wird der Geweihte des Herrn von den Dualitäten des materiellen Daseins, wie Leid und Glück, Kälte und Hitze usw., nicht beeinflusst. Diese Stufe ist praktischer samadhi oder Versenkung in den Höchsten. VERS 8 Ein Mensch gilt als selbstverwirklicht und wird als yogi [oder Mystiker] bezeichnet, wenn er kraft erworbenen Wissens und Verwirklichung völlig zufrieden ist. Ein solcher Mensch ist in der Transzendenz verankert und selbstbeherrscht. Er sieht alles - ob Kiesel, Steine oder Gold - als gleich an. ERLÄUTERUNG Buchwissen ohne Verwirklichung der Höchsten Wahrheit ist nutzlos. Dies wird wie folgt bestätigt: "Niemand kann das transzendentale Wesen des Namens, der Gestalt, der Eigenschaften und der Spiele Sri Krsnas mit seinen materiell verunreinigten Sinnen verstehen. Nur wenn jemand durch den transzendentalen Dienst für den Herrn von spiritueller Energie durchdrungen wird, werden ihm der transzendentale Name, die transzendentale Gestalt, die transzendentalen Eigenschaften und die transzendentalen Spiele des Herrn offenbart." (Padma Purana) Die Bhagavad-Gita ist die Wissenschaft des Krsna-Bewusstseins. Niemand kann einfach durch weltliche Gelehrtheit Krsna-Bewusst werden. Man muss das Glück haben, mit einem Menschen zusammenzukommen, der in reinem Bewusstsein verankert ist. Ein Krsna-Bewusster Mensch verfügt durch die Gnade Krsnas über verwirklichtes Wissen, da er mit reinem hingebungsvollen Dienen zufrieden ist. Durch verwirklichtes Wissen erreicht man die Vollkommenheit. Durch transzendentales Wissen kann man in seinen Überzeugungen beständig bleiben - durch bloßes akademisches Wissen jedoch kann man leicht durch vermeintliche Widersprüche getäuscht und verwirrt werden. Es ist die verwirklichte Seele, die tatsächlich selbstbeherrscht ist, weil sie sich Krsna ergeben hat. Sie ist transzendental, da sie nichts mit weltlicher Gelehrsamkeit zu tun hat. Für sie sind weltliche Gelehrsamkeit und gedankliche Spekulation, die anderen so gut wie Gold erscheinen mögen, nicht mehr wert als Kiesel oder Steine. VERS 9 Man sagt, ein Mensch sei noch weiter fortgeschritten, wenn er sowohl Freunde als auch Feinde, Neidische und Wohlgesinnte, die Frommen, die Sünder und die, die gleichgültig und unparteiisch sind, mit gleichen Augen sieht. VERS 10 Ein Transzendentalist sollte immer versuchen, seinen Geist auf das Höchste Selbst zu richten; er sollte allein an einem einsamen Ort leben und seinen Geist stets sorgfältig beherrschen. Er sollte von Wünschen und Gefühlen der Besitzgier frei sein. ERLÄUTERUNG Krsna wird in verschiedenen Stufen als Brahman, Paramatma und die Höchste Persönlichkeit Gottes erkannt. Krsna-Bewusstsein bedeutet, kurz gesagt, immer im transzendentalen liebevollen Dienst des Herrn beschäftigt zu sein. Aber auch diejenigen, die am unpersönlichen Brahman oder der lokalisierten Überseele haften, sind teilweise Krsna-Bewusst, denn das unpersönliche Brahman ist die spirituelle Ausstrahlung Krsnas, und die Überseele ist die alldurchdringende Teil-Erweiterung Krsnas. Folglich sind auch der Anhänger der Unpersönlichkeitslehre und der Meditierende indirekt Krsna-Bewusst. Der direkt Krsna-Bewusste Mensch ist der Transzendentalist höchsten Ranges, da solch ein Gottgeweihter weiß, was mit Brahman oder Paramatma gemeint ist. Sein Wissen von der Absoluten Wahrheit ist vollkommen, wohingegen der Unpersönlichkeitsanhänger und der meditierende yogi nur unvollkommen Krsna-Bewusst sind. Nichtsdestoweniger wird ihnen allen hiermit geraten, ständig ihre jeweiligen Ziele zu verfolgen, auf dass sie früher oder später die höchste Vollkommenheit erreichen mögen. Das oberste Gebot für einen Transzendentalisten lautet, seinen Geist immer auf Krsna zu richten. Man sollte immer an Krsna denken und Ihn nicht einmal für einen Augenblick vergessen. Die Konzentration des Geistes auf den Höchsten wird samadhi oder Trance genannt. Um den Geist zu konzentrieren, sollte man immer an einem einsamen Ort bleiben und jede Störung durch äußere Objekte vermeiden. Man sollte daher sehr darauf achten, Bedingungen, die die Verwirklichung günstig beeinflussen, anzunehmen, und ungünstige Bedingungen abzulehnen. Mit vollkommener Entschlossenheit sollte man dann nicht nach unnötigen materiellen Dingen begehren, die einen durch Gefühle der Besitzgier verstricken würden. All diese Vervollkommnungen und Vorsichtsmaßnahmen werden in vollkommener Weise in die Tat umgesetzt, wenn man sich direkt im Krsna-Bewusstsein befindet, denn direktes Krsna-Bewusstsein bedeutet Selbst-Verzicht, bei dem kaum eine Möglichkeit für materielle Besitzgier besteht. Srila Rupa Gosvami charakterisiert Krsna-Bewusstsein so: "Wenn man an nichts haftet, aber zugleich alles in Beziehung zu Krsna annimmt, handelt man richtig, frei von jeglicher Besitzgier. Wer jedoch alles zurückweist, ohne die Beziehung der Dinge zu Krsna zu kennen, ist in seiner Entsagung nicht so vollkommen." (Bh.r.s. 2.255-256) Ein Krsna-Bewusster Mensch weiß sehr wohl, dass alles Krsna gehört, und daher ist er stets frei von dem Gefühl, etwas persönlich zu besitzen. Er begehrt daher nichts für sich selbst. Er weiß die Dinge anzunehmen, die für sein Krsna-Bewusstsein vorteilhaft sind, und die Dinge abzulehnen, die für seinen spirituellen Fortschritt ungünstig sind. Er steht immer über materiellen Dingen, weil er immer in transzendentaler Stellung steht, und er ist immer allein, da er nichts zu tun hat mit Menschen, die nicht Krsna-Bewusst sind. Deshalb ist ein Mensch im Krsna-- Bewusstsein der vollendete yogi. VERS 11-12 Um yoga zu praktizieren, sollte man an einen einsamen Ort gehen, kusa-Gras auf den Boden legen und es mit einem Rehfell und einem weichen Tuch bedecken. Der Sitz sollte weder zu hoch noch zu niedrig sein und an einem heiligen Ort liegen. Der yogi sollte sehr fest darauf sitzen und sich im yoga üben, indem er den Geist und die Sinne beherrscht, das Herz reinigt und den Geist auf einen Punkt fixiert. ERLÄUTERUNG "Heiliger Ort" bezieht sich auf Pilgerorte. In Indien verlassen die yogis, Transzendentalisten und Gottgeweihten alle ihr Zuhause und wohnen an heiligen Orten, wie Prayag, Mathura, Vrndavana, Hrsikesa und Hardwar, und praktizieren dort, wo die heiligen Flüsse, wie die Yamuna und die Ganga fließen, in Einsamkeit yoga. Oft aber ist das - besonders für westliche Menschen - nicht möglich. Die sogenannten yoga-Gesellschaften in den großen Städten mögen zwar erfolgreich darin sein, einen materiellen Nutzen zu bewirken, doch sind sie für die eigentliche Praxis von yoga nicht geeignet. Wer nicht selbstbeherrscht und wessen Geist nicht ungestört ist, kann nicht meditieren. Deshalb wird im Brhan-Naradiya Purana gesagt, dass im Kali-yuga (dem gegenwärtigen yuga oder Zeitalter), wenn die meisten Menschen kurzlebig, langsam in spiritueller Verwirklichung und ständig von verschiedenen Ängsten verfolgt sind, das beste Mittel für spirituelle Verwirklichung das Chanten der Heiligen Namen des Herrn ist. harer nama harer nama harer namaiva kevalam kalau nasty eva nasty eva nasty eva gatir anyatha "In diesem Zeitalter des Streites und der Heuchelei ist das einzige Mittel der Befreiung das Chanten der Heiligen Namen des Herrn. Es gibt keinen anderen Weg. Es gibt keinen anderen Weg. Es gibt keinen anderen Weg." VERS 13-14 Man sollte Körper, Hals und Kopf aufrecht in einer geraden Linie halten und fortwährend auf die Nasenspitze starren. Auf diese Weise sollte man mit ungestörtem, beherrschtem Geist, ohne Furcht und völlig frei von Sexualität über Mich im Herzen meditieren und Mich zum endgültigen Ziel des Lebens machen. ERLÄUTERUNG Das Ziel des Lebens besteht darin, Krsna zu kennen, der als Paramatma, die vierhändige Visnu-Form, im Herzen eines jeden Lebewesens weilt. Der yogaVorgang wird praktiziert, um diese lokalisierte Form Visnus zu entdecken und zu sehen - und für keinen anderen Zweck. Die lokalisierte Visnu-murti ist die vollständige Repräsentation Krsnas, die im Herzen eines jeden gegenwärtig ist. Ein Mensch, der nicht die Absicht hat, diese Visnu-murti zu erkennen, ist nur mit nutzlosem Schein-yoga beschäftigt und verschwendet gewiß seine Zeit. Krsna ist das endgültige Ziel des Lebens, und die Visnu-murti, die in jedem Herzen weilt, ist das Ziel der yoga-Praxis. Um diese Visnu-murti im Herzen zu erkennen, muss man sich der Sexualität gänzlich enthalten; daher muss man sein Heim verlassen und allein an einem einsamen Ort leben, indem man in der oben beschriebenen Sitzstellung verharrt. Man kann nicht täglich zu Hause oder anderswo Sexualität genießen, an einem sogenannten yoga-Kursus teilnehmen und so zu einem yogi werden. Man muss sich darin üben, den Geist zu beherrschen und alle Arten von Sinnenbefriedigung zu vermeiden, von denen Sexualität an erster Stelle steht. In den Regeln des Zölibats, die von dem großen Weisen YajNavalkya zusammengestellt wurden, heisst es: "Das Gelübde des brahmacarya soll einem helfen, sich in Taten, Worten und Gedanken - zu allen Zeiten, unter allen Umständen und an allen Orten - der Sexualität ganz und gar zu enthalten. Niemand kann echten yoga praktizieren und zugleich seinem Geschlechtstrieb freien Lauf lassen. Brahmacarya wird deshalb von Kindheit an gelehrt, wenn man noch nichts von Sexualität weiß. Im Alter von fünf Jahren werden die Kinder zum guru-kula (dem Ort, an dem der spirituelle Meister lebt) geschickt, und der Meister erzieht die kleinen Jungen in der strengen Disziplin, brahmacaris zu werden. Ohne solche Praxis kann niemand Fortschritte in irgendeinem yoga machen, sei es dhyana, jnana oder bhakti. Wer aber nach den Regeln und Regulierungen des verheirateten Lebens lebt und nur mit seiner Frau eine sexuelle Beziehung unterhält (und auch das nur unter Regulierungen), wird ebenfalls als brahmacari bezeichnet. Solch ein gezügelter Haushälter-brahmacari wird in der bhakti-Schule akzeptiert, doch die jnana- und die dhyana-Schule erkennen nicht einmal einen Haushälter-brahmacari an. Sie fordern kompromißlos völlige Enthaltsamkeit. In der bhakti-Schule ist einem Haushälter-brahmacari ein beherrschtes Geschlechtsleben erlaubt, denn der Kult des bhakti-yoga ist so mächtig, dass man von selbst die Anziehung zur Sexualitat verliert, da man im höherstehenden Dienst des Herrn beschäftigt ist. In der Bhagavad-Gita (2.59) heisst es: "Die verkörperte Seele kann zwar von Sinnenfreuden zurückgehalten werden, doch der Geschmack für die Sinnesobjekte bleibt; wenn sie jedoch solche Neigungen aufgibt, da sie einen höheren Geschmack erfährt, ist sie im transzendentalen Bewusstsein gefestigt." Während andere gezwungen sind, sich von Sinnenbefriedigung zurückzuhalten, verzichtet ein Geweihter des Herrn von selbst, da er einen höheren Geschmack erfährt. Außer dem Gottgeweihten hat niemand von diesem höheren Geschmack Kenntnis. Vigatabhih. Man kann nicht furchtlos sein, solange man nicht völlig Krsna-Bewusst ist. Eine bedingte Seele ist voller Furcht, weil ihr Gedächtnis pervertiert ist, das heisst, weil sie ihre ewige Beziehung zu Krsna vergessen hat. Das Bhagavatam sagt: Krsna-Bewusstsein ist die einzige Grundlage für Furchtlosigkeit. Deshalb ist es nur einem Krsna-Bewussten Menschen möglich, yoga in Vollendung zu praktizieren. Und da es das endgültige Ziel des yoga ist, den Herrn im Innern zu sehen, ist ein Krsna-- Bewusster Mensch bereits der beste aller yogis. Die hier erwähnten Prinzipien des yoga-Systems unterscheiden sich von denen der populären sogenannten yoga-Gesellschaften. VERS 15 Während sich der mystische Transzendentalist so darin übt, Körper, Geist und Tätigkeiten zu beherrschen, erreicht er das Königreich Gottes [das Reich Krsnas], indem er das materielle Dasein beendet. ERLÄUTERUNG Das endgültige Ziel der Praxis von yoga ist nun eindeutig erklärt. Yoga ist nicht dafür gedacht, irgendwelche materiellen Annehmlichkeiten zu erlangen; es soll dazu befähigen, das materielle Dasein zu beenden. Wer seine Gesundheit verbessern will und nach materieller Vollkommenheit strebt, ist nach der Bhagavad-Gita kein yogi. Auch bedeutet die Beendigung des materiellen Daseins nicht, dass man in "die Leere" eingeht, die nur ein Mythos ist. Nirgendwo in der Schöpfung des Herrn gibt es Leere. Vielmehr befähigt einen die Beendigung des materiellen Daseins, in den transzendentalen Himmel, das Reich des Herrn, einzutreten. Das Reich des Herrn wird ebenfalls in der Bhagavad-Gita klar beschrieben, und zwar als der Ort, an dem weder Sonne noch Mond, noch Elektrizität notwendig sind. Alle Planeten im spirituellen Königreich leuchten aus sich selbst heraus, wie die Sonne am materiellen Himmel. Das Königreich Gottes ist überall, doch der spirituelle Himmel und seine Planeten werden als paraà-dhama oder höhere Reiche bezeichnet. Wie hier vom Herrn Selbst eindeutig erklärt wird,kann ein Vollendeter yogi, der Sri Krsna vollkommen erkennt, wahren Frieden finden und schließlich sein höchstes Reich, das als Goloka Vçndavana bekannte Krsnaloka, erreichen. In der Brahma-saàhita wird eindeutig gesagt, dass der Herr, obwohl Er Sich ständig in Seinem Reich Goloka aufhält, kraft Seiner höheren, spirituellen Energien das alldurchdringende Brahman wie auch der lokalisierte Paramatma ist. Niemand kann den spirituellen Himmel erreichen oder in das ewige Reich des Herrn (Vaikuntha, Goloka Vrndavana) eingehen, ohne Krsna und Seine vollständige Erweiterung Visnu richtig zu verstehen. Deshalb ist jemand, der im Krsna-Bewusstsein tätig ist, der vollkommene yogi, da sein Geist immer bei Krsnas Taten ist. Auch lernen wir aus den Veden: "Man kann den Pfad von Geburt und Tod nur überwinden, wenn man die Höchste Persönlichkeit Gottes, Krsna, versteht." Mit anderen Worten: Die Vollkommenheit des yoga-Systems besteht in der Befreiung vom materiellen Dasein und nicht in irgendwelchen magischen Spielereien oder gymnastischen Kunststücken, die nur dazu dienen, unschuldige Menschen zum Narren zu halten. VERS 16 O Arjuna, es ist nicht möglich, ein yogi zu werden, wenn man zuviel isst oder zuwenig isst, wenn man zuviel schläft oder nicht genug schläft. ERLÄUTERUNG Hier wird den yogis empfohlen, Essen und Schlafen zu regulieren. Zuviel zu essen bedeutet, mehr zu essen als notwendig ist, um Körper und Seele zusammenzuhalten. Für die Menschen ist es nicht notwendig, Tiere zu essen, da ausreichend für Getreide, Gemüse, Früchte und Milch gesorgt ist. Nach den Aussagen der Bhagavad-Gita befinden sich solch einfache Nahrungsmittel in der Erscheinungsweise der Tugend. Tierische Nahrung ist für Menschen in der Erscheinungsweise der Unwissenheit. Daher werden diejenigen, die tierische Nahrung zu sich nehmen, die trinken, rauchen und Nahrung essen, die nicht zuerst Krsna geopfert wurde, sündhafte Reaktionen erleiden, da sie nur verunreinigte Dinge essen. Jeder, der zur Sinnenfreude isst oder für sich selbst kocht, ohne seine Nahrung Krsna zu opfern, isst nur Sünde. Wer Sünde isst und mehr isst als ihm zusteht, kann keinen vollendeten yoga praktizieren. Das Beste ist, nur die Überreste von Speisen zu essen, die Krsna geopfert wurden. Ein Mensch im Krsna-Bewusstsein isst nichts, was nicht zuerst Krsna geopfert wurde. Deshalb kann nur ein Krsna-Bewusster Mensch Vollkommenheit im yoga erreichen. Auch kann niemand yoga praktizieren, der sich künstlich vom Essen zurückhält und nach eigenem Gutdünken fastet. Der Krsna-Bewusste Mensch fastet, wie es in den Schriften empfohlen wird. Er fastet nicht länger oder isst nicht mehr als notwendig, und daher ist er geeignet, yoga zu praktizieren. Wer mehr isst, als er braucht, wird während des Schlafes sehr viel träumen und muss folglich länger schlafen als notwendig. Man sollte täglich nicht mehr als sechs Stunden schlafen. Wer von den vierundzwanzig Stunden mehr als sechs Stunden schläft, wird zweifellos von der Erscheinungsweise der Unwissenheit beeinflusst. Ein Mensch in der Erscheinungsweise der Unwissenheit ist träge und neigt dazu, viel zu schlafen. Ein solcher Mensch kann nicht yoga praktizieren. VERS 17 Wer in seinen Gewohnheiten des Essens, Schlafens, Arbeitens und Sicherholens maßvoll ist, kann alle materiellen Leiden lindern, indem er das yoga-System praktiziert. ERLÄUTERUNG Extravaganz im Essen, Schlafen, Sichverteidigen und im Sichpaaren - was Bedürfnisse des Körpers sind - kann den Fortschritt im yoga aufhalten. Was das Essen betrifft, so kann es nur reguliert sein, wenn man es gewohnt ist, prasada oder geheiligte Nahrung zu sich zu nehmen. Nach den Aussagen der Bhagavad-Gita (9.26) werden Sri Krsna Gemüse, Blumen, Früchte, Getreide, Milch usw. geopfert. Auf diese Weise wird ein Mensch im Krsna-Bewusstsein von selbst geschult, keine Nahrung anzunehmen, die nicht für die Ernährung des Menschen bestimmt ist oder die sich nicht in der Erscheinungsweise der Tugend befindet. Was das Schlafen betrifft, so ist ein Krsna-Bewusster Mensch bei der Erfüllung seiner Pflichten im Krsna-Bewusstsein immer wach, und deshalb sieht er jede unnötig verschlafene Zeit als großen Verlust an. Für einen Krsna-Bewussten Menschen ist es unerträglich, auch nur eine Minute seines Lebens verstreichen zu lassen, ohne im Dienste Krsnas beschäftigt zu sein. Deshalb beschränkt er seinen Schlaf auf ein Mindestmaß. Sein Vorbild in dieser Hinsicht ist Srila Rupa Rupa Gosvami, der ständig im Dienste Krsnas beschäftigt war und nicht länger als zwei Stunden täglich schlafen konnte, und manchmal nicht einmal das. Bevor Thakura Haridasa nicht täglich dreihundertausendmal den Heiligen Namen auf seiner Gebetskette gechantet hatte, nahm er nicht einmal prasada zu sich oder schlief auch nur für einen Augenblick. Was Arbeit betrifft, so tut ein Krsna-Bewusster Mensch nichts, was nicht mit dem Interesse Krsnas verbunden ist, und daher ist seine Arbeit immer reguliert und unberührt von Sinnenbefriedigung. Da ein Mensch im Krsna-Bewusstsein mit Sinnenbefriedigung nichts zu tun hat, gibt es für ihn keinen materiellen Müssiggang. Und da er bei all seinem Tun, Sprechen, Schlafen, Wachsein und allen anderen körperlichen Tätigkeiten reguliert ist, gibt es für ihn kein materielles Leid. VERS 18 Wenn der yogi durch das Praktizieren von yoga seine geistigen Tätigkeiten zügelt und in der Transzendenz verankert wird - frei von materiellen Wünschen -, sagt man von ihm, er habe yoga erreicht. ERLÄUTERUNG Die Tätigkeiten eines yogi unterscheiden sich von denen eines gewöhnlichen Menschen dadurch, dass er bezeichnenderweise alle Arten materieller Wünsche, von denen Sexualität an erster Stelle steht, aufgegeben hat. Ein vollkommener yogi beherrscht die Tätigkeit seines Geistes so gut, dass er nicht länger von irgendeinem materiellen Wunsch gestört werden kann. Wie es im Srimad-Bhagavatam (9.4.18-20) heißt, kann diese Stufe der Vollkommenheit von selbst von Menschen im Krsna- Bewusstsein erreicht werden: "König Ambarisa richtete als erstes seinen Geist auf die Lotosfüße Sri Krsnas; als nächstes beschäftigte er seine Worte damit, die transzendentalen Eigenschaften des Herrn zu beschreiben; mit seinen Händen wischte er den Tempel des Herrn; mit seinen Ohren hörte er über die Taten und Spiele des Herrn; mit seinen Augen betrachtete er die transzendentalen Formen des Herrn; mit seinem Körper berührte er die Körper der Gottgeweihten; mit seinem Geruchssinn roch er den Duft des Lotos, der dem Herrn dargebracht war; mit seiner Zunge schmeckte er das tulasi- Blatt, das den Lotosfüßen des Herrn geopfert war; mit seinen Beinen ging er zu Pilgerstätten und zu den Tempeln des Herrn; er neigte sein Haupt, um dem Herrn Ehrerbietungen darzubringen, und beschäftigte seine Wünsche darin, die Mission des Herrn zu erfüllen. All diese transzendentalen Tätigkeiten sind einem reinen Gottgeweihten angemessen." Den Anhängern des Unpersönlichkeitspfads mag diese transzendentale Stufe mit Worten nicht fassbar erscheinen, doch wie aus der obigen Beschreibung der Beschäftigungen Maharaja Ambarisas eindeutig hervorgeht, wird sie für einen Menschen im Krsna-Bewusstsein sehr einfach und praktisch. Solange nicht der Geist durch ständige Erinnerung fest auf die Lotosfüße des Herrn gerichtet ist, sind solche transzendentalen Beschäftigungen nicht praktisch. Im hingebungsvollen Dienst des Herrn werden diese vorgeschriebenen Tätigkeiten daher arcana genannt oder die Betätigung aller Sinne im Dienste des Herrn. Die Sinne und der Geist brauchen Beschäftigung. Sie einfach zu verleugnen ist nicht praktisch. Deshalb ist für die Menschen im allgemeinen - besonders für diejenigen, die nicht im Lebensstand der Entsagung stehen - die transzendentale Betätigung der Sinne und des Geistes, wie oben beschrieben, der vollkommene Vorgang, um die transzendentale Stufe zu erreichen, die in der Bhagavad-Gita als yukta bezeichnet wird. VERS 19 Wie ein Licht an einem windstillen Ort nicht flackert, so bleibt auch der Transzendentalist, dessen Geist beherrscht ist, in seiner Meditation über das transzendentale Selbst immer stetig. ERLÄUTERUNG Ein wahrhaft Krsna-Bewusster Mensch, der immer in der Transzendenz verankert und in eine ständige, ungestörte Meditation über seinen verehrungswürdigen Herrn versunken ist, ist so beständig wie ein Licht an einem windstillen Ort. VERS 20-23 Die Stufe der Vollkommenheit wird als Trance oder samadhi bezeichnet, wenn der Geist durch das Praktizieren von yoga von materiellen mentalen Tätigkeiten vollständig zurückgezogen ist. Dies wird dadurch charakterisiert, dass man die Fähigkeit erlangt, das Selbst durch den reinen Geist zu sehen und im Selbst zu genießen und sich zu freuen. In diesem freudigen Zustand erfährt man grenzenloses transzendentales Glück und genießt in sich selbst durch transzendentale Sinne. So verankert weicht man niemals von der Wahrheit ab, und wenn man diese Stufe erreicht hat, denkt man, dass es keinen größeren Gewinn gibt. In einer solchen Stellung gerät man niemals, nicht einmal inmitten der größten Schwierigkeit, ins Wanken. Das ist in der Tat wirkliche Freiheit von allen Leiden, die aus der Berührung mit der Materie entstehen. ERLÄUTERUNG Durch das Praktizieren von yoga löst man sich allmählich von materiellen Vorstellungen. Das ist das Hauptmerkmal des yoga-Prinzips. Und danach erreicht man die Stufe der Trance oder des samadhi, was bedeutet, dass der yogi die Überseele durch den transzendentalen Geist und die transzendentale Intelligenz erkennt, ohne dem Irrtum zu unterliegen, das Selbst sei mit dem Überselbst identisch. Yoga basiert mehr oder weniger auf den Prinzipien des Patanjali-Systems. Einige unautorisierte Kommentatoren versuchen, die individuelle Seele mit der Überseele gleichzusetzen, und die Monisten halten das für Befreiung, doch verstehen sie nicht den eigentlichen Zweck des Patanjali-yoga-Systems. Im Patanjali-System wird akzeptiert, dass es transzendentale Freude gibt, doch die Monisten erkennen diese transzendentale Freude nicht an, weil sie befürchten, die Theorie des Einsseins zu gefährden. Die Dualität von Erkenntnis und Erkennendem wird von den Nichtdualisten nicht akzeptiert, doch in diesem Vers wird transzendentale Freude - erfahren durch transzendentale Sinne - akzeptiert. Und das wird auch von Patanjali Muni, dem berühmten Vertreter des yoga-Systems, bestätigt. Der große Weise erklärt in seinen Yoga-sutras: Diese citi-sakti oder innere Energie ist transzendental. Purusartha bedeutet materielle Religiosität, wirtschaftliche Entwicklung, Sinnenbefriedigung und am Ende den Versuch, mit dem Höchsten eins zu werden. Dieses "Einssein mit dem Höchsten" wird von den Monisten kaivalyam genannt. Nach Patanjali aber ist dieses kaivalyam eine innere oder transzendentale Energie, durch die sich das Lebewesen seiner wesensgemäßen Stellung Bewusst wird. Sri Krsna Caitanya nannte diesen Vorgang das Reinigen des unreinen Spiegels des Geistes. Dieses "Reinigen" ist eigentlich Befreiung. Die Theorie des nirvana - ebenfalls eine vorbereitende Stufe der Erkenntnis - stimmt mit diesem Prinzip überein. Im Bhagavatam wird dies svarupena uyavasthitih genannt. Auch die Bhagavad-Gita bestätigt das in diesem Vers. Nach dem nirvana oder der Beendigung des materiellen Daseins kommt die Manifestation spiritueller Tätigkeiten, das heisst hingebungsvoller Dienst für den Herrn oder Krsna-Bewusstsein. Mit den Worten des Bhagavatam ausgedrückt: svarupena uyavasthitih. Das ist das "wirkliche Leben des Lebewesens". Maya oder Illusion ist spirituelles Leben, durch materielle Infektion verunreinigt. Befreiung von dieser materiellen Infektion bedeutet nicht die Zerstörung der ursprünglichen, ewigen Stellung des Lebewesens. Auch Patanjali akzeptiert dies mit seinen Worten kaivalyam svarupa-pratisnha va citi saktir iti. Diese citi-sakti oder transzendentale Freude ist wahres Leben. In den Vedanta-sutras wird dies mit den Worten ananda-mayo 'bhyasat bestätigt. Diese natürliche transzendentale Freude ist das endgültige Ziel des yoga, und sie wird leicht durch hingebungsvollen Dienst oder bhakti-yoga erreicht. Bhakti-yoga wird im Siebten Kapitel der Bhagavad-Gita eingehend beschrieben. In dem yoga-System, wie es in diesem Kapitel beschrieben wird, gibt es zwei Arten von samadhi: samprajnata-samadhi und asamprajnata-samadhi. Wenn man durch verschiedene philosophische Forschungen in der transzendentalen Position verankert wird, wird dies samprajnata-samadhi genannt. Im samprajnata-samadhi hat man keine Verbindung mehr mit weltlichen Freuden, denn man steht dann zu allem Glück, das durch die Sinne erfahren wird, in transzendentaler Stellung. Wenn der yogi einmal in dieser transzendentalen Position verankert ist, kann er niemals darin erschüttert werden. Solange der yogi nicht imstande ist, dieses Position zu erreichen, ist er erfolglos. Der sogenannte yoga, der heutzutage praktiziert wird und zu dem verschiedenartige Sinnenfreuden gehören, ist widersprüchlich. Ein yogi, der Sex und Drogen frönt, ist eine Witzfigur. Selbst jene yogis, die von den siddhis (Vollkommenheiten)im yoga angezogen werden, haben nicht die Vollkommenheit erreicht. Wenn die yogis von den Nebenerscheinungen des yoga angezogen werden, können sie die Stufe der Vollkommenheit, wie sie in diesem Vers beschrieben wird, nicht erreichen. Menschen, die ihre Zeit mit der Zurschaustellung gymnastischer Kunststücke oder siddhis vergeuden, sollten daher wissen, dass das Ziel des yoga auf diese Weise verlorengeht. Der beste Weg, in diesem Zeitalter yoga zu praktizieren, ist Krsna-Bewusstsein, denn dort wird niemand zum Narren gehalten. Ein Krsna-Bewusster Mensch ist in seiner Beschäftigung so glücklich, dass er nach keinem anderen Glück begehrt. Beim Praktizieren von hanha-yoga, dhyana-yoga und jnana-yoga gibt es gerade im gegenwä rtigen Zeitalter der Heuchelei viele Hindernisse, doch gibt es kein solches Problem bei der Ausübung von karma-yoga oder bhakti-yoga. Solange der materielle Körper existiert, muss man sich auch mit den Bedürfnissen des Körpers, das heisst mit Essen, Schlafen, Sichverteidigen und Sichpaaren auseinandersetzen. Doch ein Mensch in reinem bhakti-yoga oder Krsna-Bewusstsein erregt die Sinne nicht, während er die Bedürfnisse des Körpers befriedigt. Vielmehr erfüllt er die bloßen Lebensnotwendigkeiten, indem er das beste aus einem schlechten Geschäft macht, und genießt transzendentales Glück im Krsna-Bewusstsein. Er wird von unverhofften Ereignissen, wie Unfällen, Krankheit, Knappheit und selbst dem Tod eines geliebten Verwandten, nicht berührt, sondern ist immer bereit, seine Pflichten im Krsna-Bewusstsein oder bhakti-yoga zu erfüllen. Unglücksfälle hindern ihn niemals an der Erfüllung seiner Pflicht. In der Bhagavad-Gita wird dazu gesagt: agamapayino 'nityas tams titiksasva bharata. Er erduldet all diese unerwarteten Ereignisse, weil er weiß, dass sie kommen und gehen und seine Pflichten nicht beeinflussen. Auf diese Weise erreicht er die höchste Vollkommenheit im yoga. VERS 24 Man sollte yoga mit fester Entschlossenheit und unerschütterlichem Glauben praktizieren. Man sollte alle aus falschem Ego geborenen materiellen Wünsche ohne Ausnahme aufgeben und so in jeder Hinsicht alle Sinne durch den Geist beherrschen. ERLÄUTERUNG Der yoga-Praktiker sollte entschlossen sein und geduldig, ohne abzuweichen, mit der Praxis fortfahren. Man sollte vom letztlichen Erfolg überzeugt sein und diesem Pfad mit großer Ausdauer folgen, ohne sich entmutigen zu lassen, wenn es etwas länger dauert, bis man erfolgreich ist. Dem strengen Praktiker ist der Erfolg sicher. Rupa Gosvami sagt über bhakti-yoga: "Bhakti-yoga kann mit voller Begeisterung, Ausdauer und Entschlossenheit erfolgreich praktiziert werden, wenn man den vorgeschriebenen Pflichten in der Gemeinschaft von Gottgeweihten folgt und vollständig in Tätigkeiten der Tugend beschäftigt ist." Was Entschlossenheit betrifft, so sollte man dem Beispiel des Sperlingweibchens folgen, das seine Eier in den Wellen des Ozeans verlor. Ein Sperlingsweibchen hatte seine Eier an den Strand gelegt, aber der große Ozean trug die Eier auf seinen Wellen davon. Der kleine Vogel wurde sehr aufgeregt und bat den Ozean, die Eier zurückzugeben. Der Ozean jedoch beachtete ihn nicht einmal. Darauf entschloß sich das Sperlingsweibchen, den Ozean auszutrocknen. Es begann, mit seinem kleinen Schnabel Wasser zu schöpfen, und jeder lachte über seine unmögliche Entschlossenheit. Die Nachricht von seinem Vorhaben verbreitete sich rasch, und schließlich hörte auch Garuda, der gigantische, gefiederte Träger Visnus, davon. Er bekam Mitleid mit seiner kleinen Vogelschwester, und so kam er, um das Sperlingsweibchen zu besuchen. Garuda war über die Entschlossenheit des kleinen Sperlings sehr erfreut und versprach zu helfen. Garuda befahl dem Ozean sogleich, die Eier zurückzugeben, und drohte, andernfalls selbst die Arbeit des Sperlings zu übernehmen. Der Ozean war sehr erschrocken und gab die Eier zurück. So wurde der Sperling durch die Gnade Garudas glücklich. In ähnlicher Weise mag das Praktizieren von yoga, besonders von bhakti-yoga im Krsna-Bewusstsein, sehr schwierig erscheinen, doch wenn jemand den Prinzipien mit großer Entschlossenheit folgt, wird ihm der Herr mit Sicherheit helfen, denn: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott. VERS 25 Allmählich, Schritt für Schritt, mit voller Überzeugung, sollte man mit Hilfe der Intelligenz in Trance versinken, und so sollte der Geist allein auf das Selbst gerichtet werden und an nichts anderes mehr denken. ERLÄUTERUNG Durch echte Überzeugung und Intelligenz sollte man allmählich die Tätigkeiten der Sinne einstellen. Das nennt man pratyahara. Der Geist, der durch Überzeugung, Meditation und Beendigung der Sinnestätigkeiten beherrscht ist, sollte in Trance oder samadhi versenkt werden. Dann besteht nicht länger die Gefahr, in der materiellen Auffassung vom Leben tätig zu werden. Mit anderen Worten: Obgleich man mit der Materie zu tun hat, solange der materielle Körper existiert, sollte man nicht an Sinnenbefriedigung denken. Man sollte an keine andere Freude denken als die Freude des Höchsten Selbst. Dieser Zustand wird leicht erreicht, wenn man Krsna-Bewusstsein direkt praktiziert. VERS 26 Wohin auch immer der Geist aufgrund seiner ßackernden und unsteten Natur wandert - man muss ihn auf jeden Fall zurückziehen und wieder unter die Herrschaft des Selbst bringen. ERLÄUTERUNG Der Geist ist von Natur aus flackernd und unstet. Ein selbstverwirklichter yogi jedoch muss den Geist beherrschen; der Geist sollte nicht ihn beherrschen. Wer den Geist beherrscht (und damit auch die Sinne), wird gosvami oder svami genannt, und wer vom Geist beherrscht wird, wird godasa oder Diener der Sinne genannt. Ein gosvami kennt den Standard von Sinnenfreude. Transzendentale Sinnenfreude erfährt man, wenn die Sinne im Dienste Hrsikesas (Krsnas), des Höchsten Besitzers der Sinne, beschäftigt sind. Krsna mit gereinigten Sinnen zu dienen wird Krsna-Bewusstsein genannt. Das ist der Weg, die Sinne völlig zu beherrschen. Gibt es darüber hinaus noch etwas, was die höchste Vollkommenheit der yoga-Praxis ist? VERS 27 Der yogi, dessen Geist fest auf Mich gerichtet ist, erreicht das höchste Glück. Kraft seiner Identität mit dem Brahman ist er befreit; sein Geist ist friedvoll; seine Leidenschaften sind zur Ruhe gekommen, und er ist befreit von Sünde. ERLÄUTERUNG Brahma-bhuta ist der Zustand, in dem man von materieller Verunreinigung frei ist und bei dem man im transzendentalen Dienst des Herrn verankert ist. Mad bhaktim labhate param (Bg. 18.54). Man kann die Eigenschaften des Brahman, des Absoluten, nicht beibehalten, solange der Geist nicht fest auf die Lotosfüße des Herrn gerichtet ist. Immer im transzendentalen liebevollen Dienst des Herrn beschäftigt zu sein, das heisst im Krsna-Bewusstsein zu bleiben, bedeutet, dass man von der Erscheinungsweise der Leidenschaft und aller materiellen Verunreinigung tatsächlich befreit ist. VERS 28 Fest verankert im Selbst und befreit von aller materiellen Verunreinigung, erreicht der yogi, der mit dem Höchsten Bewusstsein in Berührung ist, die am höchsten vervollkommnete Stufe des Glücks. ERLÄUTERUNG Selbsterkenntnis bedeutet, seine wesensgemäße Stellung in Beziehung zum Höchsten zu kennen. Die individuelle Seele ist ein winziger Bestandteil des Höchsten, und es ist ihre Position, dem Herrn transzendentalen Dienst zu leisten. Dieser transzendentale Kontakt mit dem Höchsten wird brahma-samsparsa genannt. VERS 29 Ein wahrer yogi sieht Mich in allen Wesen und sieht auch jedes Wesen in Mir. Wahrlich, die selbstverwirklichte Seele sieht Mich überall. ERLÄUTERUNG Ein Krsna-Bewusster yogi hat die vollkommene Sicht, da er Krsna, den Höchsten, im Herzen eines jeden als Überseele (Paramatma) sieht. Der Herr in Seinem Paramatma-Aspekt befindet Sich sowohl im Herzen eines Hundes als auch im Herzen eines brahmana. Der vollkommene yogi weiß, dass der Herr ewig transzendental ist und durch Seine Gegenwart in einem Hund oder einem brahmana nicht von der Materie berührt wird. Dies ist die höchste Neutralität des Herrn. Auch die individuelle Seele befindet sich im individuellen Herzen, aber sie ist nicht in allen Herzen gegenwärtig. Das ist der Unterschied zwischen der individuellen Seele und der Überseele. Jemand, der nicht tatsächlich in der Praxis des yoga bewandert ist, hat keine so klare Sicht. Ein Krsna-Bewusster Mensch kann Krsna sowohl im Herzen eines Gläubigen als auch im Herzen eines Ungläubigen sehen. In der smrti wird dies wie folgt bestätigt: atatatvac ca matrtvad atma hi paramo harih. Weil der Herr der Ursprung aller Wesen ist, ist Er wie die Mutter und der Erhalter. Wie die Mutter all ihren verschiedenen Kindern gegenüber neutral ist, so ist es auch der Höchste Vater bzw. die Höchste Mutter. Folglich ist die Überseele in jedem Lebewesen immer gegenwärtig. Auch nach außen hin befindet sich jedes Lebewesen in der Energie des Herrn. Wie im Siebten Kapitel erklärt werden wird, hat der Herr hauptsächlich zwei Energien - die spirituelle (oder höhere) und die materielle (oder niedere) Energie. Obwohl das Lebewesen ein Teil der höheren Energie ist, wird es von der niederen Energie bedingt; das Lebewesen befindet sich jedoch immer in der Energie des Herrn. Jedes Lebewesen befindet sich auf die eine oder andere Weise in Ihm. Der yogi sieht alle Lebewesen mit gleichen Augen, denn er sieht, dass sie unter allen Umständen Diener Gottes bleiben, wenngleich sie sich je nach den Ergebnissen ihrer fruchtbringenden Arbeit in verschiedenen Situationen befinden. Während sich das Lebewesen in der materiellen Energie aufhält, dient es den materiellen Sinnen, und wenn es sich in der spirituellen Energie befindet, dient es dem Höchsten Herrn direkt. In beiden Fällen aber ist das Lebewesen der Diener Gottes. Diese Sicht der Gleichheit findet in einem Menschen im Krsna-Bewusstsein ihre Vollkommenheit. VERS 30 Für jemand, der Mich überall sieht und alles in Mir sieht, bin Ich niemals verloren; noch ist er jemals verloren für Mich. ERLÄUTERUNG Ein Mensch im Krsna-Bewusstsein sieht Sri Krsna gewiß überall, und er sieht alles in Krsna. Es mag erscheinen, als sehe ein solcher Mensch alle gesonderten Manifestationen der materiellen Natur, doch in jedem Fall ist er sich Krsnas Bewusst, da er weiß, dass alles die Manifestation von Krsnas Energie ist. Nichts kann ohne Krsna existieren, und Krsna ist der Herr aller Dinge - dies ist das Grundprinzip des Krsna-Bewusstseins. Krsna-Bewusstsein ist die Entwicklung von Liebe zu Krsna - eine Position, die selbst zu materieller Befreiung transzendental ist. Es ist die Stufe jenseits von Selbstverwirklichung, auf der der Gottgeweihte mit Krsna in dem Sinne eins wird, dass Krsna alles für den Gottgeweihten wird und der Gottgeweihte mit Liebe zu Krsna erfüllt wird. Dann besteht eine enge Beziehung zwischen dem Herrn und dem Gottgeweihten. Auf dieser Stufe erlangt das Lebewesen seine Unsterblichkeit. Die Persönlichkeit Gottes verschwindet niemals aus den Augen des Gottgeweihten. Mit Krsna zu verschmelzen bedeutet spirituelle Vernichtung. Ein Gottgeweihter nimmt ein solches Risiko nicht auf sich. In der Brahma-saàhita (5.38) heisst es: "Ich verehre den urersten Herrn, Govinda, der immer von dem Gottgeweihten gesehen wird, dessen Augen mit dem Balsam der Liebe gesalbt sind. Er wird in Seiner ewigen Gestalt des Syamasundara gesehen, die im Herzen der Gottgeweihten weilt." Auf dieser Stufe verschwindet Sri Krsna niemals aus den Augen des Gottgeweihten, noch verliert der Gottgeweihte den Herrn jemals aus den Augen. Das gleiche gilt für einen yogi, der den Herrn als Paramatma in seinem Herzen sieht. Solch ein yogi wird zu einem reinen Gottgeweihten und kann es nicht ertragen, auch nur einen Augenblick zu leben, ohne den Herrn in seinem Innern zu sehen. VERS 31 Ein yogi, der weiß, dass Ich und die Überseele in allen Geschöpfen eins sind, verehrt Mich und bleibt unter allen Umständen immer in Mir. ERLÄUTERUNG Ein yogi, der über die Überseele meditiert, sieht in seinem Innern die vollständige Erweiterung Krsnas - Visnu - mit vier Händen, die Muschelhorn, Rad, Keule und Lotos halten. Der yogi sollte wissen, dass Visnu von Krsna nicht verschieden ist. Krsna ist in dieser Form der Überseele in jedem Herzen anwesend. Auch gibt es keinen Unterschied zwischen den unzähligen Überseelen, die in den unzähligen Herzen der Lebewesen gegenwärtig sind. Auch besteht kein Unterschied zwischen einem Krsna-Bewussten Menschen, der ständig im transzendentalen liebevollen Dienst Krsnas beschäftigt ist, und einem vollkommenen yogi, der über die Überseele meditiert. Der yogi im Krsna-Bewusstsein bleibt immer in Krsna verankert, obwohl er im materiellen Dasein mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten beschäftigt sein mag. Das wird von Srila Rupa Rupa Gosvami im Bhakti-rasamrta-sindhu wie folgt bestätigt: nikhilesu avasthasu jivanmukta sa ucyate. "Ein Gottgeweihter, der stets im Krsna-Bewusstsein handelt, ist von selbst befreit." Im Narada-paNcaratra wird dies so bestätigt: "Indem man seine Aufmerksamkeit auf die transzendentale Gestalt Krsnas richtet, der alldurchdringend ist und Sich jenseits von Raum und Zeit befindet, versinkt man in Gedanken an Krsna und erreicht den glücklichen Zustand transzendentaler Gemeinschaft mit Ihm." Krsna-Bewusstsein ist die höchste Stufe der Trance im yoga. Eben dieses Verständnis, dass Krsna als Paramatma im Herzen eines jeden anwesend ist, macht den yogi fehlerlos. Die Veden bestätigen diese unvorstellbare Kraft des Herrn wie folgt: "Visnu ist eins, und dennoch ist Er alldurchdringend. Durch Seine unvorstellbare Kraft ist Er trotz Seiner einen Form überall gegenwärtig. Wie die Sonne erscheint Er an vielen Orten gleichzeitig." VERS 32 O Arjuna, ein vollkommener yogi ist, wer durch Vergleich mit seinem eigenen Selbst die wahre Gleichheit aller Wesen sieht - sowohl in ihrem Glück als auch in ihrem Leid. ERLÄUTERUNG Wer Krsna-Bewusst ist, ist ein vollkommener yogi; aufgrund seiner eigenen Erfahrung ist er sich des Glücks und Leids eines jeden Bewusst. Die Ursache für das Leid eines Lebewesens liegt im Vergessen seiner Beziehung zu Gott. Und die Ursache für sein Glück liegt im Wissen, dass Krsna der höchste Genießer aller Tätigkeiten des Menschen ist. Krsna ist der Besitzer aller Länder und Planeten. Der vollkommene yogi ist der aufrichtigste Freund aller Lebewesen. Er weiß, dass das Lebewesen, das durch die Erscheinungsweisen der materiellen Natur bedingt ist, den dreifachen materiellen Leiden unterworfen ist, weil es seine Beziehung zu Krsna vergessen hat. Weil ein Mensch im Krsna-Bewusstsein glücklich ist, versucht er, das Wissen von Krsna überall zu verbreiten. Weil der vollkommene yogi die Wichtigkeit, Krsna-Bewusst zu werden, zu verbreiten sucht, ist er der größte Menschenfreund auf der Welt, und er ist der liebste Diener des Herrn. Mit anderen Worten: Ein Gottgeweihter sorgt sich immer um das Wohl aller Lebewesen, und daher ist er der wirkliche Freund eines jeden. Er ist der beste yogi, denn er strebt nicht nach Vollkommenheit im yoga, um seinen eigenen Nutzen daraus zu ziehen, sondern versucht, auch anderen zu helfen. Er mißachtet seine Mitlebewesen nicht. Hierdurch unterscheidet sich ein reiner Gottgeweihter von einem yogi, der nur an seinem eigenen Fortschritt interessiert ist. Der yogi, der sich an einen einsamen Ort zurückgezogen hat, um in vollendeter Weise zu meditieren, kann nicht so vollkommen sein wie ein Gottgeweihter, der sein Bestes versucht, um jeden Menschen zum Krsna-Bewusstsein zu bringen. VERS 33 Arjuna sagte: O Madhusudana, das yoga-System, das Du zusammengefasst hast, erscheint mir undurchführbar und unerträglich, denn der Geist ist ruhelos und unstet. ERLÄUTERUNG Das System der Mystik, das Sri Krsna Arjuna beschrieb, angefangen mit den Worten sucau dese bis zu den Worten yogi paramah, wird hier von Arjuna aus einem Gefühl der Unfähigkeit heraus abgelehnt. Im gegenwärtigen Zeitalter des Kali ist es einem gewöhnlichen Menschen nicht möglich, sein Heim zu verlassen und sich an einen einsamen Ort in den Bergen oder im Dschungel zurückzuziehen, um dort yoga zu praktizieren. Das gegenwärtige Zeitalter ist durch einen erbitterten Kampf um ein kurzes Leben gekennzeichnet. Den Menschen ist es nicht einmal mit Selbstverwirklichung durch einfache, praktische Mittel ernst, geschweige denn durch dieses schwierige yoga-System, das die Lebensgewohnheiten, die Art zu sitzen, die Lage des Ortes und die Loslösung des Geistes von materiellen Betätigungen regelt. Obwohl Arjuna viele hervorragende Fähigkeiten besaß, erschien es ihm, als praktisch denkendem Menschen, unmöglich, diesem yoga-System zu folgen. Er gehörte zur königlichen Familie und nahm dank zahlreicher guter Eigenschaften eine hohe Stellung ein. Er war ein großer Krieger, er hatte ein langes Leben zu erwarten, und vor allem war er der vertrauteste Freund Sri Krsnas, der Höchsten Persönlichkeit Gottes. Vor fünftausend Jahren hatte Arjuna also viel bessere Voraussetzungen als wir heute, und dennoch weigerte er sich, dieses yoga-System zu akzeptieren. Ja, wir finden nirgendwo in der Geschichte einen Hinweis darauf, dass Arjuna dieses System jemals praktiziert hat. Deshalb muss man davon ausgehen, dass es im Zeitalter des Kali im allgemeinen unmöglich ist, nach diesem yoga-System zu leben. Natürlich mag es für einige sehr wenige, seltene Menschen möglich sein, doch für die Masse der Menschen ist es ein unmögliches Unterfangen. Wenn das vor fünftausend Jahren so war, wie soll es dann heute möglich sein? Diejenigen, die dieses yoga-System in verschiedenen sogenannten Schulen und Gesellschaften imitieren, verschwenden - obwohl sie mit sich selbst zufrieden sind - nur ihre Zeit. Sie befinden sich in völliger Unwissenheit, was das eigentliche Ziel anbelangt. VERS 34 Der Geist ist ruhelos, stürmisch, widerspenstig und sehr stark, o Krsna, und ihn zu bezwingen erscheint mir schwieriger, als den Wind zu beherrschen. ERLÄUTERUNG Der Geist ist so stark und widerspenstig, dass er manchmal die Intelligenz überwältigt, obwohl er eigentlich der Intelligenz untergeordnet sein sollte. Für einen Menschen im Alltagsleben, der gegen so viele Widerstände zu kämpfen hat, ist es zweifellos sehr schwierig, den Geist zu beherrschen. Künstlich mag man zwar eine geistige Ausgeglichenheit gegenüber Freund und Feind entwickeln, doch letzten Endes ist dies keinem weltlichen Menschen möglich, da es schwieriger ist, als den stürmenden Wind zu beherrschen. In den vedischen Schriften wird gesagt: "Das Individuum ist der Reisende im Wagen des materiellen Körpers, und die Intelligenz ist der Fahrer. Der Geist ist der Zügel, und die Sinne sind die Pferde. Das Selbst ist in Verbindung mit dem Geist und den Sinnen entweder der Genießende oder der Leidende. So sehen es die großen Denker." Die Intelligenz sollte dem Geist eigentlich Anweisungen geben, aber der Geist ist so stark und widerspenstig, dass er die Intelligenz oft überwältigt. Da der Geist so stark ist, sollte er durch yoga beherrscht werden, doch wenn solcher yoga für einen weltlichen Menschen wie Arjuna nicht praktisch ist, wie sollte er es dann für den modernen Menschen sein? Der in diesem Vers gebrauchte Vergleich ist sehr zutreffend: Man kann den Wind nicht einfangen. Und noch schwieriger ist es, den stürmischen Geist zu beherrschen. Der einfachste Weg, den Geist zu beherrschen, ist, wie von Sri Krsna Caitanya empfohlen wurde, das demütige Chanten von Hare Krsna, dem großen mantra der Befreiung. Die vorgeschriebene Methode lautet: sa vai manah Krsna-padaravindayoh. Man muss seinen Geist völlig in Krsna versenken. Nur dann wird es keine anderen Beschäftigungen geben, die den Geist aufwühlen können. VERS 35 Der Segenspendende Herr sprach: O starkarmiger Sohn Kuntis, es ist ohne Zweifel sehr schwierig, den ruhelosen Geist zu zügeln, doch durch ständige Übung und durch Loslösung ist es möglich. ERLÄUTERUNG Dass es schwierig ist, den widerspenstigen Geist zu bändigen, wird von der Persönlichkeit Gottes eingeräumt. Gleichzeitig aber weist der Herr darauf hin, dass es durch Praxis und Loslösung möglich ist. Worin besteht nun diese Praxis? Im gegenwärtigen Zeitalter kann niemand solch strenge Regeln und Regulierungen einhalten, wie sich an einem heiligen Ort niedersetzen, den Geist auf die Überseele richten, die Sinne und den Geist zügeln, im Zölibat leben, allein bleiben usw. Durch die Praxis des Krsna-Bewusstseins jedoch beschäftigt man sich in neun Arten des hingebungsvollen Dienstes für den Herrn. Die erste und wichtigste solch hingebungsvoller Betätigungen ist das Hören über Krsna. Das ist eine sehr mächtige transzendentale Methode, den Geist von allem Schlechten zu reinigen. Je mehr man über Krsna hört, desto mehr wird man erleuchtet und löst sich von allem, was den Geist von Krsna fortzieht. Indem man den Geist von Tätigkeiten löst, die nicht dem Herrn geweiht sind, kann man sehr leicht vairagya erlernen. Vairagya bedeutet Loslösung von der Materie und die Beschäftigung des Geistes auf der spirituellen Ebene. Unpersönliche spirituelle Loslösung ist schwieriger als die Anhaftung des Geistes an die Taten Krsnas. Das ist praktisch, denn wenn man über Krsna hört, entwickelt man von selbst Anhaftung an das Höchste Spirituelle Wesen. Diese Anhaftung nennt man pareèanubhuti oder spirituelle Befriedigung. Sie gleicht dem Gefühl der Befriedigung, das ein Hungriger bei jedem Bissen empfindet, den er zu sich nimmt. In ähnlicher Weise empfindet man bei der Ausübung hingebungsvollen Dienstes in dem Maße transzendentale Befriedigung, wie der Geist von materiellen Objekten gel öst wird. Es ist so, als heile man eine Krankheit durch fachkundige Behandlung und geeignete Diät. Über die transzendentalen Taten Sri Krsnas zu hören ist die fachkundige Behandlung für den verrückten Geist, und Nahrung zu essen, die Krsna geopfert wurde, ist die geeignete Diät für den leidenden Patienten. Diese Behandlung ist der Vorgang des Krsna-Bewusstseins. VERS 36 Für einen Menschen mit ungezügeltem Geist ist Selbstverwirklichung ein schwieriges Unterfangen. Demjenigen aber, dessen Geist beherrscht ist und der sich mit rechten Mitteln bemüht, ist der Erfolg sicher. Das ist Meine Meinung. ERLÄUTERUNG Die Höchste Persönlichkeit Gottes erklärt, dass jemand, der nicht die richtige Behandlung akzeptiert, den Geist von materieller Betätigung zu lösen, schwerlich Erfolg in der Selbstverwirklichung erreichen kann. Der Versuch, yoga zu praktizieren, während man gleichzeitig den Geist mit materiellem Genuss beschäftigt, ist mit dem Versuch zu vergleichen, Feuer zu entzünden, während man Wasser darauf gießt. In ähnlicher Weise ist auch yoga ohne Beherrschung des Geistes nur Zeitverschwendung. Solch eine yoga-Show mag zwar materiell gesehen gewinnbringend sein, doch ist sie nutzlos, was spirituelle Verwirklichung betrifft. Daher muss der Geist beherrscht werden, indem man ihn ständig im transzendentalen liebevollen Dienst des Herrn beschäftigt. Solange man nicht im Krsna-Bewusstsein tätig ist, kann man den Geist nicht auf lange Sicht beherrschen. Ein Krsna-Bewusster Mensch erreicht leicht das Ergebnis von yoga, ohne eine gesonderte Anstrengung machen zu müssen; doch jemand, der yoga praktiziert, kann nicht erfolgreich sein, ohne Krsna-Bewusst zu werden. VERS 37 Arjuna sagte: Was ist das Schicksal eines Gläubigen, der nicht standhaft ist - der den Pfad der Selbstverwirklichung zwar aufnimmt, doch ihn später aufgrund seiner Weltzugewandtheit wieder verläßt und daher die Vollkommenheit der Mystik nicht erreicht? ERLÄUTERUNG Der Pfad der Selbstverwirklichung oder Mystik wird in der Bhagavad-Gita beschrieben. Das Grundprinzip von Selbstverwirklichung ist die Erkenntnis, dass das Lebewesen nicht der materielle Körper, sondern verschieden davon ist und dass sein Glück in ewigem Leben, ewiger Glückseligkeit und ewigem Wissen liegt, das heisst auf der transzendentalen Ebene, jenseits von Körper und Geist. Nach Selbstverwirklichung sucht man durch den Pfad der Erkenntnis, durch das achtfache yoga-System oder durch bhakti-yoga. Bei jedem dieser Vorgänge muss man die wesensgemäße Stellung des Lebewesens erkennen, seine Beziehung zu Gott und die Tätigkeiten, durch die man die verlorene Verbindung wiederherstellen und die am höchsten vervollkommnete Stufe des Krsna-Bewusstseins erreichen kann. Wenn man einer der obenerwähnten drei Methoden folgt, ist es sicher, dass man früher oder später das höchste Ziel erreicht. Dies wurde vom Herrn im Zweiten Kapitel versichert: Schon eine kleine Bemühung auf dem transzendentalen Pfad bietet die Aussicht auf Befreiung. Von diesen drei Methoden ist der Pfad des bhakti-yoga für dieses Zeitalter besonders geeignet, da er die unmittelbarste Methode der Gotteserkenntnis ist. Um doppelt sicher zu gehen, bittet Arjuna Sri Krsna, Seine frühere Aussage noch einmal zu bestätigen. Man mag zwar den Pfad der Selbstverwirklichung aufrichtig beschreiten, doch ist es in diesem Zeitalter im allgemeinen sehr schwierig, Wissen zu kultivieren oder das achtfache yoga-System zu praktizieren. Deshalb mag man, trotz ständiger Bemühung, aus vielen Gründen scheitern. Als erstes mag man dem Vorgang nicht folgen. Dem transzendentalen Pfad zu folgen bedeutet mehr oder weniger, der illusionierenden Energie den Krieg zu erklären. Wann immer daher jemand versucht, den Klauen der illusionierenden Energie zu entkommen, versucht diese, ihn durch vielfache Verlockungen zu Fall zu bringen. Eine bedingte Seele ist durch die Erscheinungsweisen der materiellen Energie bereits betört und es besteht, selbst wenn man transzendentale Tätigkeiten ausführt, jederzeit die Möglichkeit, erneut bezaubert zu werden. Das nennt man yogat calita-manasah oder Abweichung vom transzendentalen Pfad. Arjuna fragt nach den Folgen, die entstehen, wenn man vom Pfad der Selbstverwirklichung abweicht. VERS 38 O starkarmiger Krsna, vergeht ein solcher Mensch, der vom Pfad der Transzendenz abgewichen ist, nicht wie eine zerrissene Wolke - ohne Halt in irgendeiner Sphäre? ERLÄUTERUNG Es gibt zwei Wege, Fortschritt zu machen. Diejenigen, die Materialisten sind, haben kein Interesse an der Transzendenz; deshalb sind sie mehr daran interessiert, durch wirtschaftliche Entwicklung materiellen Fortschritt zu machen oder durch geeignete Werke zu höheren Planeten erhoben zu werden. Wenn man den Pfad der Transzendenz beschreiten will, muss man mit allen materiellen Tätigkeiten aufhören und auf alle Arten sogenannten materiellen Glücks verzichten. Wenn der strebende Transzendentalist scheitert, sind ihm offensichtlich beide Wege versperrt; mit anderen Worten, er kann weder materielles Glück noch spirituellen Erfolg genießen. Er steht nirgendwo; er gleicht einer zerrissenen Wolke. Eine Wolke löst sich manchmal von einer kleinen Wolke und verbindet sich mit einer großen. Doch wenn sie sich nicht mit einer großen verbinden kann, wird sie vom Wind fortgeblasen und verliert sich am weiten Himmel. Der brahmanah pathi ist ein Pfad transzendentaler Verwirklichung durch die Erkenntnis, dass man in der Essenz spirituell und ein winziger Bestandteil des Höchsten ist, der als Brahman, Paramatma und Bhagavan manifestiert ist. Sri Krsna ist die vollständige Manifestation der Höchsten Absoluten Wahrheit, und deshalb ist jemand, der der Höchsten Person ergeben ist, ein erfolgreicher Transzendentalist. Um dieses Ziel des Lebens durch Brahman- und Paramatma-Erkenntnis zu erreichen, sind viele, viele Geburten notwendig: Deshalb ist bhakti-yoga oder Krsna-Bewusstsein die höchste transzendentale Verwirklichung - es ist die direkte Methode. VERS 39 Das ist mein Zweifel, o Krsna, und ich bitte Dich, ihn völlig zu beseitigen. Außer Dir gibt es niemanden, der diesen Zweifel zerstören kann. ERLÄUTERUNG Krsna hat vollkommenes Wissen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Am Anfang der Bhagavad-Gita sagte der Herr, dass alle Lebewesen in der Vergangenheit als Individuen existierten, dass sie jetzt in der Gegenwart existieren und dass sie ihre individuelle Identität auch in der Zukunft - selbst nach der Befreiung aus der materiellen Verstrickung - behalten würden. Der Herr hat also die Frage nach der Zukunft des individuellen Lebewesens bereits geklärt. Jetzt möchte Arjuna wissen, wie die Zukunft für den erfolglosen Transzendentalisten aussieht. Niemand kommt Krsna gleich oder übertrifft Ihn, und auch die sogenannten Weisen und Philosophen, die von der Barmherzigkeit der materiellen Natur abhängen, können Ihm gewiß nicht gleichkommen. Deshalb sind Krsnas Worte die endgültige und vollständige Antwort auf alle Zweifel, denn Er kennt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vollkommen - doch niemand kennt Ihn. Nur Krsna und Krsna-Bewusste Gottgeweihte können wissen, was was ist. VERS 40 Der Segenspendende Herr sprach: O Sohn Prthas, ein Transzendentalist, der glückbringenden Tätigkeiten nachgeht, wird weder in dieser noch in der spirituellen Welt vergehen; wer Gutes tut, Mein Freund, wird niemals vom Schlechten besiegt. ERLÄUTERUNG Im Srimad-Bhagavatam (1.5.17) gibt Sri Narada Muni seinem Schüler Srila Rupa Vyasadeva folgende Unterweisung: "Wenn jemand alle materiellen Erwartungen aufgibt und völlige Zuflucht sucht bei der Höchsten Persönlichkeit Gottes, gibt es für ihn weder Verlust noch Erniedrigung. Auf der anderen Seite mag ein Nichtgottgeweihter seinen tätigkeitsgemäßen Pflichten voll nachkommen und dennoch nichts gewinnen." Es gibt viele Tätigkeiten, die sowohl von den Schriften als auch von der Tradition vorgeschrieben werden, doch ein Transzendentalist sollte alle materiellen Tätigkeiten aufgeben, um spirituellen Fortschritt im Leben zu machen, das heisst um Krsna-Bewusstsein zu entwickeln. Man mag einwenden, dass man durch Krsna-Bewusstsein die höchste Vollkommenheit nur erreichen könne, wenn man es vollende, dass man aber sowohl in materieller als auch in spiritueller Hinsicht verliere, wenn man diese Stufe nicht erreiche. In den Schriften heisst es, dass man die Reaktionen erleiden müsse, wenn man seine vorgeschriebenen Pflichten nicht erfülle; wer es daher versäume, transzendentale Tätigkeiten in rechter Weise auszuführen, sei diesen Reaktionen ausgesetzt. Das Bhagavatam versichert dem erfolglosen Transzendentalisten, dass er nichts zu befürchten hat. Selbst wenn er den Reaktionen ausgesetzt sein mag, die auf unvollkommen ausgeführte vorgeschriebene Pflichten folgen, ist er dennoch kein Verlierer, denn das glückspendende Krsna-Bewusstsein ist niemals vergessen, und jemand, der einmal in dieser Weise tätig war, wird damit fortfahren, selbst wenn er im nächsten Leben in einer niedrigen Familie geboren wird. Wer aber, auf der anderen Seite, nur streng den vorgeschriebenen Pflichten folgt, braucht nicht unbedingt glückbringende Ergebnisse zu erreichen, wenn es ihm an Krsna-Bewusstsein mangelt. Die Bedeutung mag wie folgt verstanden werden: Die Menschen können in zwei Gruppen unterteilt werden, nämlich die regulierten und die unregulierten. Diejenigen, die nur, wie die Tiere, ihre Sinne befriedigen, ohne von ihrem nächsten Leben und spiritueller Erlösung zu wissen, gehören zu den unregulierten Menschen. Im Gegensatz dazu werden diejenigen, die den Prinzipien der in den Schriften vorgeschriebenen Pflichten folgen, zu den regulierten Menschen gezählt. Die unregulierten Menschen - zivilisierte und unzivilisierte, gebildete und ungebildete, starke und schwache - sind voller tierischer Neigungen. Ihre Tätigkeiten sind niemals glückbringend, denn weil sie die tierischen Neigungen, wie Essen, Schlafen, Sichverteidigen und Sexualität, genießen, bleiben sie fortwährend im materiellen Dasein, das immer leidvoll ist. Auf der anderen Seite machen diejenigen, die durch die Unterweisungen der Schriften reguliert sind und sich auf diese Weise allmählich zum Krsna-Bewusstsein erheben, Fortschritte im Leben. Diejenigen, die dem glückverheißenden Pfad folgen, können in drei Gruppen gegliedert werden: 1) diejenigen, die den Regeln und Regulierungen der Schriften folgen und daher materiellen Wohlstand genießen, 2) diejenigen, die die endgültige Befreiung vom materiellen Dasein suchen und 3) diejenigen, die Geweihte im Krsna-Bewusstsein sind. Diejenigen, die den Regeln und Regulierungen der Schriften folgen, um materielles Glück zu erlangen, können weiter in zwei Gruppen eingeteilt werden: in die fruchtbringenden Arbeiter und diejenigen, die nach keiner Frucht für Sinnenbefriedigung begehren. Jene Menschen, die nach fruchtbringenden Ergebnissen für Sinnenbefriedigung streben, mögen zu einer höheren Lebensstufe - selbst zu höheren Planeten - erhoben werden, aber dennoch folgen sie, weil sie vom materiellen Dasein nicht frei sind, nicht dem wahrhaft glückbringenden Pfad. Die einzig glückbringenden Tätigkeiten sind solche, die einen zur Befreiung führen. Jede Tätigkeit, die nicht auf endgültige Selbstverwirklichung oder Befreiung von der materiellen, körperlichen Auffassung vom Leben hinzielt, ist in keiner Weise glückbringend. Tätigkeit im Krsna-Bewusstsein ist die einzige glückbringende Tätigkeit, und jeder, der freiwillig alle körperlichen Unbequemlichkeiten auf sich nimmt, um auf dem Pfad des Krsna-Bewusstseins fortzuschreiten, kann als vollkommener Transzendentalist unter schwerer tapasya bezeichnet werden. Und weil das achtfache yoga-System auf die endgültige Verwirklichung des Krsna-Bewusstseins gerichtet ist, ist solche Praxis ebenfalls glückbringend, und niemand, der dabei sein Bestes versucht, muss Erniedrigung befürchten. VERS 41 Nach vielen, vielen Jahren des Genusses auf den Planeten der frommen Lebewesen wird der gescheiterte yogi in einer Familie rechtschaffener Menschen oder in einer reichen, aristokratischen Familie geboren. ERLÄUTERUNG Die gescheiterten yogis werden in zwei Gruppen unterteilt: der eine ist nach sehr geringem Fortschritt zu Fall gekommen, und der andere ist gefallen, nachdem er lange Zeit yoga praktiziert hat. Der yogi, der nach einer kurzen Zeit des Praktizierens fällt, geht zu den höheren Planeten, zu denen fromme Lebewesen Zutritt haben. Nachdem er dort ein langes Leben verbracht hat, wird er wieder zur Erde zurückgeschickt, um in der Familie eines rechtschaffenen brahmana, Vaisnava oder in der Familie aristokratischer Kaußeute geboren zu werden. Das wirkliche Ziel des yoga besteht darin, die höchste Vollkommenheit des Krsna-Bewusstseins zu erlangen. Aber denen, die nicht durchhalten und aufgrund materieller Verlockungen scheitern, ist es durch die Gnade des Herrn erlaubt, vollen Gebrauch von ihren materiellen Neigungen zu machen. Und danach wird ihnen die Möglichkeit gegeben, ein wohlhabendes Leben in einer rechtschaffenen oder aristokratischen Familie zu führen. Diejenigen, die in solchen Familien geboren werden, können die Möglichkeit nutzen und versuchen, sich zur Stufe vollkommenen Krsna- Bewusstseins zu erheben. VERS 42 Oder er wird in einer Familie von Transzendentalisten geboren, die gewiss von großer Weisheit sind. Wahrlich, solch eine Geburt ist sehr selten in dieser Welt. ERLÄUTERUNG Die Geburt in einer Familie von yogis oder Transzendentalisten - die mit großer Weisheit begabt sind - wird hier gepriesen, weil das Kind, das in einer solchen Familie geboren wird, gleich vom Beginn seines Lebens an spirituellen Antrieb bekommt. Das ist besonders bei den acarya- oder gosvami-Familien der Fall. Solche Familien sind durch Tradition und Übung sehr gelehrt und hingegeben, und so werden sie spirituelle Meister. In Indien gibt es viele solche acarya-Familien, doch aufgrund unzureichender Bildung und Übung sind sie heute degeneriert. Durch die Gnade des Herrn gibt es jedoch immer noch Familien, die Generation für Generation Transzendentalisten hervorbringen. Es ist zweifellos ein großes Glück, in solchen Familien geboren zu werden. Glücklicherweise hatten sowohl unser spiritueller Meister, Om Visnupada Sri Srimad Bhaktisiddhanta Sarasvati Gosvami Maharaja, als auch unsere Wenigkeit durch die Gnade des Herrn die Gelegenheit, in solchen Familien geboren zu werden, und beide wurden wir von Kindesbeinen an im hingebungsvollen Dienst des Herrn geschult. Später trafen wir uns auf Anordnung des Höchsten. VERS 43 O Sohn Kurus, wenn er in einer solchen Familie geboren wird, erweckt er das göttliche Bewusstsein seines vorheriges Lebens wieder und versucht, weiteren Fortschritt zu machen, um vollständigen Erfolg zu erreichen. ERLÄUTERUNG König Bharata, der bei seiner dritten Geburt in der Familie eines guten brahmana geboren wurde, ist ein Beispiel guter Geburt, um früheres transzendentales Bewusstsein wiederzubeleben. König Bharata war der Kaiser der Welt, und seit seiner Zeit ist dieser Planet unter den Halbgöttern als Bharatavarsa bekannt. Früher war er als Ilavartavarsa bekannt. Der Kaiser zog sich schon in jungen Jahren zurück, um spirituelle Vollkommenheit zu erlangen, hatte jedoch keinen Erfolg. In seinem nächsten Leben wurde er in der Familie eines guten brahmana geboren, und weil er sich immer absonderte und mit niemandem sprach, war er als Jada Bharata bekannt. Später entdeckte König Rahugana, dass er der größte Transzendentalist war. An seinem Leben wird deutlich, dass transzendentale Bemühungen oder das Praktizieren von yoga niemals vergebens ist. Durch die Gnade des Herrn bekommt der Transzendentalist wiederholte Gelegenheiten, die höchste Vollkommenheit im Krsna-Bewusstsein zu erreichen. VERS 44 Kraft des göttlichen Bewusstseins seines vorherigen Lebens fühlt er sich von selbst - sogar ohne danach zu streben - zu den Prinzipien des yoga hingezogen. Ein solcher wissbegieriger Transzendentalist, der sich um yoga bemüht, steht immer über den rituellen Prinzipien der Schriften. ERLÄUTERUNG Fortgeschrittene yogis verspüren keine große Anziehung zu den Ritualen der Schriften, doch fühlen sie sich von selbst zu den Prinzipien des yoga hingezogen, die sie zu vollkommenem Krsna-Bewusstsein, der höchsten Vollkommenheit des yoga, erheben können. Im Srimad Bhagavatam (3.33.7) wird solche Gleichgültigkeit fortgeschrittener Transzendentalisten vedischen Ritualen gegenüber wie folgt erklärt: "O mein Herr! Menschen, die die Heiligen Namen Deiner Herrschaft chanten, sind im spirituellen Leben weit, weit fortgeschritten - selbst wenn sie in Familien von Hundeessern geboren wurden. Solche Chanter haben zweifellos alle möglichen Arten von tapasya und Opfern auf sich genommen, an allen heiligen Orten gebadet und das Studium aller Schriften abgeschlossen." Das berühmte Beispiel hierfür gab Sri Krsna Caitanya, der Thakura Haridasa als einen Seiner wichtigsten Schüler annahm. Obwohl Thakura Haridasa in einer Moslem-Familie geboren war, wurde er von Sri Krsna Caitanya zum namacarya erhoben, da er streng den Grundsatz einhielt, jeden Tag dreihunderttausend Heilige Namen des Herrn zu chanten: Hare Krsna, Hare Krsna, Krsna Krsna, Hare Hare/ Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare. Und weil er den Heiligen Namen des Herrn ständig chantete, kann man folgern, dass er in seinem vorangegangenen Leben alle rituellen Methoden der Veden, die als sabda-brahma bekannt sind, praktiziert haben musste. Solange man daher nicht geläutert ist, kann man sich weder dem Prinzip des Krsna-Bewusstseins zuwenden noch dem Chanten des Heiligen Namens des Herrn, Hare Krsna. VERS 45 Wenn sich der yogi jedoch ernsthaft bemüht, weiteren Fortschritt zu machen, und von allen Verunreinigungen reingewaschen ist, erreicht er schließlich, nach vielen, vielen Geburten der Vorbereitung, das höchste Ziel. ERLÄUTERUNG Jemand, der in einer besonders rechtschaffenen, aristokratischen oder geheiligten Familie geboren ist, wird sich der günstigen Lage Bewusst, in der er sich befindet, um yoga zu praktizieren. Mit Entschlossenheit widmet er sich daher wieder der unbeendeten Aufgabe und reinigt sich auf diese Weise vollständig von allen materiellen Verunreinigungen. Wenn er schließlich frei ist von allen Unreinheiten, erreicht er die höchste Vollkommenheit - Krsna-Bewusstsein. Krsna-Bewusstsein ist die vollkommene Stufe, auf der man von allen Verunreinigungen frei ist. Das wird in der Bhagavad-Gita (7.28) bestätigt: "Wenn man nach vielen, vielen Leben, in denen man fromme Werke getan hat, von allen Verunreinigungen und illusionierenden Dualitäten völlig frei ist, wird man im transzendentalen liebevollen Dienst des Herrn beschäftigt." VERS 46 Ein yogi ist größer als der Asket, größer als der Empiriker und größer als der fruchtbringende Arbeiter. Deshalb, o Arjuna, sei unter allen Umständen ein yogi. ERLÄUTERUNG Wenn wir von yoga sprechen, so meinen wir damit den Vorgang, durch den unser Bewusstsein mit der Höchsten Absoluten Wahrheit verbunden wird. Ein solcher Vorgang wird von verschiedenen Menschen, die ihn ausführen, entsprechend der Methode, die sie angenommen haben, unterschiedlich benannt. Wenn der Verbindungsvorgang vorwiegend aus fruchtbringenden Tätigkeiten besteht, wird er karma-yoga genannt; ist er vorwiegend empirisch, nennt man ihn jnana-yoga, und wenn er vorwiegend in einer hingebungsvollen Beziehung zum Höchsten Herrn besteht, wird er als bhakti-yoga bezeichnet. Bhakti-yoga bzw. Krsna-Bewusstsein ist die höchste Vollkommenheit aller yogas, wie im nächsten Vers erklärt werden wird. Der Herr hat hier zwar die Überlegenheit des yoga erklärt, aber Er hat nicht gesagt, dass es besser sei als bhakti-yoga. Bhakti-yoga ist vollkommenes spirituelles Wissen und kann daher von nichts übertroffen werden. Askese ohne Selbsterkenntnis ist unvollkommen; empirisches Wissen ohne Hingabe an den Höchsten Herrn ist ebenfalls unvollkommen, und fruchtbringende Arbeit ohne Krsna-Bewusstsein ist Zeitverschwendung. Die am höchsten gepriesene Form der yoga-Praxis, die hier erwähnt wird, ist bhakti-yoga, und dies wird noch deutlicher im nächsten Vers erklärt. VERS 47 Von allen yogis ist der am engsten mit Mir in yoga vereint, der mit starkem Glauben immer in Mir weilt und Mich im transzendentalen liebevollen Dienst verehrt, und er ist der höchste von allen. ERLÄUTERUNG Das Wort bhajate ist hier von Bedeutung. Bhajate hat seine Wurzel in dem Verb bhaj, das verwendet wird, wenn Dienst gemeint ist. Das Wort "verehren" kann nicht im gleichen Sinn wie bhaja gebraucht werden. Verehren bedeutet bewundern oder einem, der es Wert ist, Achtung und Ehre zu erweisen. Aber Dienst mit Liebe und Glauben ist besonders für die Höchste Persönlichkeit Gottes bestimmt. Man kann es vermeiden, einen achtbaren Mann oder einen Halbgott zu verehren, und mag als unhöflich bezeichnet werden, aber man kann den Dienst für den Höchsten Herrn nicht vermeiden, ohne mit Nachdruck verdammt zu sein. Jedes Lebewesen ist ein winziges Bestandteil der Höchsten Persönlichkeit Gottes, und daher ist jedes Lebewesen dafür bestimmt, dem Höchsten Herrn seiner Veranlagung gemäß zu dienen. Wenn das Lebewesen dies unterlässt, fällt es ins materielle Dasein herunter. Das Bhagavatam bestätigt dies wie folgt: "Jeder, der keinen Dienst leistet und seine Pflicht gegenüber dem Urersten Herrn, der die Quelle aller Lebewesen ist, vernachlässigt, wird mit Sicherheit von seiner wesensgemäßen Stellung fallen." In diesem Vers wird das Wort bhajanti ebenfalls gebraucht. Folglich ist das Wort bhajanti nur auf den Höchsten Herrn zutreffend, wohingegen das Wort "verehren" bei Halbgöttern oder auch bei anderen gewöhnlichen Lebewesen verwendet werden kann. Das Wort avajananti, das in diesem Vers des SrimadBhagavatams vorkommt, findet man auch in der Bhagavad-Gita: avajananti maà muÅhaÉ: "Nur die Toren und Halunken verspotten die Höchste Persönlichkeit Gottes Sri Krsna." Solche Toren maßen sich an, Kommentare zur Bhagavad-Gita zu schreiben, ohne dem Herrn gegenüber eine dienende Haltung einzunehmen. Folglich können sie zwischen dem Wort bhajanti und dem Wort "verehren" nicht richtig unterscheiden. Alle Arten von yoga-Praktiken gipfeln in bhakti-yoga. Alle anderen yogas sind nichts weiter als Mittel, um zum Punkt der bhakti im bhakti-yoga zu kommen. Yoga bedeutet eigentlich bhakti-yoga. Alle anderen yogas sind Schritte auf dem Weg zum Ziel des bhakti-yoga. Vom Beginn des karma-yoga bis zum Ende des bhakti-yoga ist es ein langer Weg der Selbstverwirklichung. Karma-yoga, ohne fruchtbringende Ergebnisse, ist der Anfang dieses Pfades. Wenn karma-yoga an Wissen und Entsagung zunimmt, nennt man diese Stufe jnana-yoga. Wenn sich jnana-yoga zur Meditaion über die Überseele durch verschiedene körperliche Vorgänge steigert und der Geist auf die Überseele gerichtet ist, wird dies asnaâga-yoga genannt. Und wenn man über astanga-yoga hinausgeht und zum Punkt der Höchsten Persönlichkeit Gottes gelangt, wird dies als bhakti-yoga oder der Gipfel bezeichnet. Tatsächlich ist bhakti-yoga das endgültige Ziel, doch um bhakti-yoga genau zu analysieren, muss man diese anderen yogas verstehen. Der yogi, der Fortschritte macht, befindet sich daher auf dem wahren Pfad des ewigen Glücks. Wer an einem bestimmten Punkt stehen bleibt und nicht weiter fortschreitet, wird dementsprechend karma-yogi, jnana-yogi oder dhyana-yogi, raja-yogi, hanha-yogi usw. genannt. Wenn jemand das Glück hat, zu bhakti-yoga zu kommen, kann man verstehen, dass er alle anderen yogas hinter sich gelassen hat. Krsna-Bewusst zu werden ist daher die höchste Stufe des yoga, geradeso, wie in Bezug auf die Himalayas, das höchste Gebirge der Welt, der Mount Everest als der höchste Gipfel angesehen wird. Durch großes Glück gelangt man auf dem Pfad des bhakti-yoga zum Krsna-Bewusstsein, um der vedischen Weisung gemäß eine gute Stellung einzunehmen. Der ideale yogi richtet seine Aufmerksamkeit auf Krsna, der Syamasundara genannt wird, der so schön gefärbt ist wie eine Wolke, dessen lotosgleiches Antlitz wie die Sonne strahlt, dessen Gewand von Juwelen funkelt und dessen Körper mit Blumen bekränzt ist. Seine prachtvolle Ausstrahlung, brahmajyoti genannt, erleuchtet alle Himmelsrichtungen. Er inkarniert Sich in verschiedenen Formen, wie Rama, Nrsimha, Varaha und Krsna, die Höchste Persönlichkeit Gottes, und Er kommt zu uns wie ein menschliches Wesen, als der Sohn Mutter Yasodas, und ist als Krsna, Govinda und Vasudeva bekannt. Er ist das vollkommene Kind, der vollkommene Ehemann, der vollkommene Freund und Meister, und Er birgt alle Reichtümer und alle transzendentalen Eigenschaften in Sich. Wenn man sich dieser Merkmale des Herrn voll Bewusst bleibt, wird man als der höchste yogi bezeichnet. Wie in allen vedischen Schriften bestätigt wird, kann diese Stufe höchster Vollkommenheit im yoga nur durch bhakti-yoga erreicht werden: "Nur jenen großen Seelen, die uneingeschränkten Glauben an den Herrn und den spirituellen Meister haben, wird die ganze Bedeutung des vedischen Wissens von selbst offenbart." "Bhakti bedeutet hingebungsvoller Dienst für den Herrn, frei von dem Wunsch nach materiellem Gewinn, sowohl in diesem als auch im nächsten Leben. Frei von solchen Neigungen, sollte man den Geist völlig in den Höchsten versenken. Das ist der Zweck von naiskarmya." Dies sind einige der Mittel, um bhakti (Krsna-Bewusstsein), die am höchsten vervollkommnete Stufe des yoga-Systems, zu praktizieren. Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum Sechsten Kapitel der Srimad-Bhagavad-Gita mit dem Titel: "Dhyana-yoga".