Inhaltsverzeichnis
1
Inhaltsverzeichnis
Botschaften und Briefe
des Jahres 1998 5
20. Februar 1998
Bildung neuer Nationaler Geistiger Rte 6
08. Mrz 1998
Frderung der Lehrarbeit in Griechenland 7
26. Mrz 1998
Hinscheiden von Hugh Chance 7
21.April 1998
Ridvn-Botschaft 155 8
02. Mai 1998
Zur achten Internationalen Tagung 13
03. Juni 1998
Zur Nationalen Lehrkonferenz 14
08. Juni 1998
Hinscheiden von Peter Vuyiya 14
15. Oktober 1998
Kinder besttigen ihren Glauben 15
Botschaften und Briefe
des Jahres 1999 19
13. Januar 1999
Richtlinien zur Inneneinrichtung des Hauses der Andacht 20
21. April 1999
Ridvn - Botschaft 156 21
25. Mai 1999
Bedrfnisse des Internationalen BahÕ-Fonds 26
25. Mai 1999
Informationen ber die internationalen Fond 27
24. August
1999 Erdbeben in der Trkei 28
16. September
1999 Erffnung der Terrassen auf dem Berg Karmel 28
05. Oktober 1999
Mrtyrertod eines BahÕ in Tadschikistan 30
26. November 1999
Fortschritte des Gttlichen Planes 32
28. Dezember 1999
BahÕ-Gesetze in Kraft gesetzt 34
28. Dezember 1999
Anwendung der Gesetze und Verordnungen des Kitb-i-Aqdas 35
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
2
Botschaften und Briefe
des Jahres 2000 39
19. Januar 2000
ÔAmatuÕl-Bah Rhyyih Khnum ins Abha-Knigreich abberufen 40
27. Januar 2000
Hinscheiden von Adib Taherzadeh 41
20. Februar 2000
Hinscheiden von Mildred Mottahedeh 41
9. Mrz 2000
bertragung der administrativen Verantwortung
fr den Kosovo und Mazedonien 42
16. April 2000
Beteiligung der BahÕ-Gemeinde an der Weltausstellung 43
21. April 2000
Ridvn-Botschaft 157 44
18. Juli 2000
BahÕ Ordnung und Demokratie 56
13. August 2000
Funktionsweise der Bah? Verwaltungsordnung 61
12. September
2000 Zur Verwendung des Gr§ten Namen 61
24. September 2000
Drei wichtige Konferenzen von globaler Bedeutung
ãzur Morgendmmerung des neuen MilleniumsÒ 62
29. Oktober 2000
Ernennung von Mitgliedern der Kontinentalen Beratermter 65
28. November
2000 Fragen zum Pflichtgebet 67
Botschaften und Briefe
des Jahres 2001 69
9. Januar 2001
Konferenz der Kontinentalen Berater 70
16. Januar 2001
Zum Abschluss der Konferenz der Kontinentalen Beratermter
und der Hilfsmter 76
19. April 2001
Zur Frage des Geringeren Friedens 78
19. April 2001
Das Erreichen der Einheit der Nationen
und der Geringere Frieden 80
21. April 2001
Ridvn Ð Botschaft 158 (2001) 91
27. April 2001
Inhaltsverzeichnis
3
Arabische Ausgabe des Heiligsten Buches 95
22. Mai 2001
Erklrung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
anlsslich der offiziellen Erffnung der Terrassen am Schrein des Bb 96
24. Mai 2001
An die Glubigen, die zu den Ereignissen aus Anlass
der Vollendung der Projekte am Berg Karmel versammelt sind 98
01. Juni 2001
Erfolg der Feierlichkeiten zur Einweihung
der Terrassen am Schrein des Bb 101
19. Juni 2001
Grabmal Rhyyih Khnums 101
29. Juli 2001
Erfolgreiches Finanzierungskonzept wird fortgefhrt 102
05. August 2001
Zur Lage des Internationalen Fonds 103
05. August
Gestiegene Anforderungen 104
19. September 2001
Definition und Rahmen von "Andachtsversammlungen" 105
12. November
2001Ma§nahmen zur Verringerung der Ausgaben 108
12. November
2001Gestiegene Anforderungen 109
Botschaften und Briefe
des Jahres 2002 113
01. Januar 2002
Aufruf zum Pionieren nach Zypern 114
10. Januar 2002
Die Bedeutung und Notwendigkeit des Pionierens 114
05. Februar 2002
Pionierziele fr den Fnfjahresplan 116
10. Februar 2002
Was ist das Symbol der BahÕ-Religion? 116
14. Februar 2002
Spendengelder angesichts der leidenden Menschheit 117
27. Februar
2002 Mrtyrertod zweier BahÕ in Tadschikistan 118
01. April 2002 An Die Religisen Fhrer Der Welt 119
21. April 2002
Eindrucksvolle Hhepunkte in der Entfaltung des Planes 126
11. Juni 2002
Erluterungen zur Botschaft an die religisen Fhrer der Welt 128
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
4
22. August 2002
Fehlen einer deutlichen Zunahme der Anzahl der BahÔ 130
11. November 2002
Rcktritt geliebter Mitglieder 132
5
Botschaften und Briefe
des Jahres 1998
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
6
20. Februar 1998
Bildung neuer Nationaler Geistiger Rte
Schreiben des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
an alle Nationalen Geistigen Rte vom 20. Februar 1998
Liebe BahÕ-Freunde,
seit dem Beginn des Vierjahresplanes hat uns die stete Verbreitung des Glaubens in vielen
Re-gionen der Erde und der fortgesetzte Reifeproze§ von BahÕ-Gemeinden auf der gan-
zen Welt sehr ermutigt. Mit freudigen Herzen geben wir bekannt, da§ im kommenden
Mai drei neue Na-tionale Geistige Rte gebildet und ein weiterer Nationaler Geistiger Rat
wiedererrichtet werden knnen:
Der Geistige Rat der BahÕ von Sabah mit Sitz in Kota Kinabalu; die erste National-
tagung wird vom Geistigen Rat der BahÕ von Malaysia vorbereitet. Der Geistige Rat der
BahÕ von Sarawak mit Sitz in Kuching; die erste Nationaltagung wird vom Geistigen
Rat der BahÕ von Malaysia vorbereitet.
Der Nationale Geistige Rat der BahÕ der Slowakischen Republik mit Sitz in Pre§-
burg; die erste Nationaltagung wird vom Regionalen Geistigen Rat der BahÕ der Tsche-
chischen und Slowakischen Republiken vorbereitet.
Der Nationale Geistige Rat der BahÕ von Liberia, dessen Neubildung wegen der seit
1992 gegebenen Umstnde bisher nicht mglich war, mit Sitz in Monrovia. Die National-
tagung wird von dem BahÕ- Verwaltungsausschu§ von Liberia vorbereitet.
Der Regionale Geistige Rat der BahÕ der Tschechischen und Slowakischen Repub-
liken mit Sitz in Prag wird zum knftigen Nationalen Geistigen Rat der BahÕ der Tsche-
chischen Republik.
In diesem entscheidenden Zeitpunkt in der Geschichte der Menschheit hoffen wir,
da§ BahÕ auf der ganzen Welt von der fortschreitenden Entwicklung der Gemeindeord-
nung in die-sen Lndern und Regionen inspiriert werden. Mgen sich die Freunde in ei-
nem jeden Land der vor ihnen liegenden Mglichkeiten bewu§t werden und mgen sie
sich erheben, um die Sache Gottes mit Begeisterung und Liebe zu lehren.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Das Universale Haus der Gerechtigkeit
08. Mrz 1998 Frderung der Lehrarbeit in Griechenland
7
08. Mrz 1998
Frderung der Lehrarbeit in Griechenland
Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an den Nationalen Geistigen
Rat in Deutschland
Liebe BahÕ-Freunde,
Das Universale Haus der Gerechtigkeit hat entschieden, da§ es zu diesem u§erst
wichtigen Zeitpunkt des Vier- Jahres-Plans dringend notwendig ist, das Tempo der Lehr-
aktivitten in Griechenland zu erhhen, so da§ sich mehr Menschen unter dem Banner
BahÕuÕllhs in diesem Land zusammenfinden mgen.
Um diesen wichtigen Prozess zu frdern, hat das Universale Haus der Gerechtigkeit
be-schlossen, alle Nationalen Geistigen Rte in der Europischen Union dazu aufzurufen,
im Be-zug auf Lang- und Kurzzeitpioniere und Reiselehrer Griechenland besondere Auf-
merksamkeit zu schenken, zumal es in der Europischen Union keinerlei Beschrnkun-
gen in der Mobilitt von Reisenden oder Erwerbsttigen gibt. Aus diesem Grunde sollte
Ihr Nationaler Geistiger Rat in Ihrem Land die Freunde dazu ermutigen, an diesem Pro-
jekt teilzunehmen. Vor allem befn-den sich BahÕ, die griechisch sprechen oder grie-
chischer Herkunft sind, in der Lage, die Her-zen in diesem Land zu berhren.
Darberhinaus knnten fhrende BahÕ, die Vortrge ber soziale und wissenschaftli-
sche Themen halten knnen, das Bild der griechischen BahÕ-Ge-meinde in den Augen
der
ffentlichkeit verbessern.
Es wird gehofft, da§ in Zusammenarbeit mit dem Europischen Berateramt und unter
der Koordination des Nationalen Rates in Griechenland die Freunde in Deutschland, die
dazu in der Lage sind, sich erheben und diese kostbare Mglichkeit ergreifen, um die In-
teressen des Glau-bens in Griechenland zu frdern.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en, die Sekretariatsabteilung
26. Mrz 1998
Hinscheiden von Hugh Chance
Botschaft vom Universalen Haus der Gerechtigkeit
Die Herzen sind mit gro§er Trauer erfllt wegen dem fr die BahÕ-Welt tiefgreifenden
Verlust von Hugh Chance, unserem geliebten ehemaligen Kollegen, getreuem, weitblik-
kenden Anhn-ger der Sache BahÕuÕllhs. Konstanter Optimismus, unerbittlicher Glau-
be und eiserner Wille charakterisierten seine denkwrdigen Dienste ber drei Jahrzehnte
als Mitglied des Universalen Hauses der Gerechtigkeit im Anschlu§ an seine Mitglied-
schaft im Nationalen Geistigen Rat der Vereinigten Staaten. Seine mannigfaltigen Beitr-
ge zur Organisation des Glaubens im Weltzen-trum, seine unermdlichen Bemhungen,
die Interessen der Sache zu frdern insbesondere in fernen ostasiatischen und pazifischen
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
8
Gebieten, sein kraftvoller Beistand in der Entwicklung von Angelegenheiten externer Ak-
tivitten der internationalen BahÕ-Gemeinde haben unver-gngliche Errungenschaften
hinterlassen. Leidenschaftlich flehen wir die heiligen Schwellen an, da§ seine edelmtige
Seele reiche Belohnungen im Abh-Knigreich ernten mge, da§ er mit seiner Ehefrau
Margaret glcklich wiedervereint werde und da§ die Herzen seiner liebsten Tochter und
anderer Familienmitglieder getrstet werden mgen.
Wir empfehlen, zu seinen Ehren Gedenkveranstaltungen in allen Husern der An-
dacht und in BahÕ-Gemeinden weltweit durchzufhren.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
21.April 1998
Ridvn-Botschaft 155
Bah'-Weltzentrum
An die Bah' der Welt
Innig geliebte Freunde!
Freudigen Herzens besttigen wir zu dieser Halbzeit des Vier-Jahres-Planes, da§ die
weltweite Bah'-Gemeinschaft in dieser dynamischen Etappe ihrer Entwicklung dabei
ist, neue Wege zu bahnen. Der Proze§ des Beitritts in Scharen, auf den sich ihre Energien
konzentrieren, macht deutliche Fortschritte.
Drei Entwicklungen geben unseren Erwartungen Zuversicht. Die eine besteht in den
soliden Ergebnissen, die berall dort, wo Bah'-Institute arbeiten, hervorgerufen werden.
Zehntausende Freunde haben whrend der letzten zwei Jahre wenigstens einen Instituts-
kurs abgeschlossen. Die unmittelbaren Auswirkungen auf sie waren ein deutlich gefestig-
ter Glaube, ein gr§eres Bewu§tsein ihrer geistigen Identitt und ein strkeres
Engagement im Dienst an der Bah'-Sache. Die zweite betrifft eine bemerkenswerte Ver-
besserung der Bedingungen bei der Bildung und Wiederbildung von rtlichen Geistigen
Rten. 1997 wurde die Entscheidung wirksam, diese Institutionen nur noch am ersten
Ridvn-Tag und hauptschlich auf Initiative der Gemeinde selbst zu bilden. Obgleich die
Zahl der rtlichen Rte weltweit daraufhin abnahm, was nicht unerwartet war, blieb doch
der Rckgang gering, in einigen Lndern wurde sogar eine Zunahme verzeichnet. Dieses
Ergebnis deutet darauf hin, da§ der Reifeproze§ dieser gttlich verordneten Institutionen
in den richtigen Bahnen verluft. Die dritte Entwicklung besteht darin, da§ ein neues Ver-
trauen in die Lehrarbeit die Freunde beseelt, was in verschiedenen Gegenden beeindru-
ckende Ergebnisse zeitigt. Das Potential fr einen stetigen und stndig zunehmenden
Zustrom von neuen Glubigen war immer vorhanden, und wir knnen vertrauensvoll sa-
gen, da§ die Fhigkeit es zu verwirklichen mit der Umsetzung des gegenwrtigen Planes
mehr denn je methodisch entwickelt wird.
Zustzlich zu diesen Zeichen des Fortschritts freuen wir uns ber die bewundernswerte
Geschwindigkeit, mit der die Bauprojekte am Berge Karmel vorangeschritten sind, um den
21.April 1998 Ridvn-Botschaft 155
9
fr das gerade vergangene Jahr gesteckten Zeitplan zu erfllen. Die Bildung von drei neu-
en Nationalen Geistigen Rten - Sabah, Sarawak und Slowakei - sowie die Wiedererrich-
tung des Nationalen Geistigen Rates von Liberia steht im Mai bevor. Damit erhht sich die
Zahl der Pfeiler des Universalen Hauses der Gerechtigkeit auf 179. Whrend wir ber die
gttlichen Gnadengaben nachsinnen, die unserer Gemeinde verliehen werden, anerkennen
wir mit tiefster Dankbarkeit die bestndigen Dienste, die von den einzelnen Hnden der
Sache Gottes, dem Internationalen Lehrzentrum, den Beratern und ihrer Hilfsmter auf al-
len Kontinenten geleistet werden. Die zunehmende Strke von Nationalen Geistigen Rten
festigt unsere Gewi§heit ber das unmittelbare Eintreten berwltigender Siege.
Vor dem chaotischen Hintergrund eines Planeten, der mit sich selbst uneins ist, hebt
sich dieses erfreuliche Bild der Zukunftsaussichten der Gemeinde ab. Und doch ist offen-
sichtlich, da§ inmitten der verbreiteten Trostlosigkeit des menschlichen Geistes sich in ir-
gendeiner Schicht des Bewu§tseins unter den Vlkern der Welt ein wachsendes Gefhl
dafr regt, da§ die Bewegung in Richtung auf globale Einheit und Frieden unwidersteh-
lich ist. Dieses Gefhl wird in dem Ma§e geweckt, wie die materiellen Schranken zwi-
schen den Vlkern faktisch durch die atemberaubenden Fortschritte in den
Wissenschaften und ihren Anwendungen beseitigt werden. Trotzdem bleibt die Mensch-
heit durch eine Serie von welterschtternden Heimsuchungen und weltgestaltenden Ent-
wicklungen gegenwrtig noch benommen und verwirrt. Was an Sturm und Ungestm das
soziale Gewebe zur Zeit aufpeitscht, ist fr alle unverstndlich au§er fr jene relativ we-
nigen Bewohner des Planeten, die Gottes Absicht fr diesen Tag erkannt haben.
berall sind unsere Mitmenschen, ohne sich dessen gewahr zu sein, zur gleichen Zeit
widersprchlichen Emotionen unterworfen, hervorgerufen von den fortgesetzten Auswir-
kungen simultaner Prozesse "des Aufstiegs und des Verfalls, des Zusammenschlusses
und der Auflsung, der Ordnung und des Chaos". Shoghi Effendi hat sie als Aspekte des
Gr§eren und Geringeren Planes Gottes bezeichnet, die zwei bekannten Wege, durch die
sich Seine Absicht fr die Menschheit vollzieht. Zum Gr§eren Plan gehren Umbruch
und katastrophale Erschtterungen und er schreitet mit scheinbar planloser Willkr vor-
an, aber in Wirklichkeit treibt er die Menschheit unerbittlich zur Einheit und Reife. Das
bewirken zum gr§ten Teil Menschen, die seine Bahn nicht kennen und seinem Ziel sogar
feindlich gegenberstehen. Shoghi Effendi hat schon darauf hingewiesen, da§ Gottes
Gr§erer Plan "in Seinem die Welt gestaltenden Spiel sowohl die Mchtigen wie die
Niedrigen als Figuren benutzt, um Seinen unmittelbaren Zweck zu erreichen und schlie§-
lich Sein Knigreich auf Erden zu errichten." Die durch ihn erzeugte Beschleunigung der
Prozesse gibt Entwicklungen neuen Schwung, die bei allem anfnglichen Schmerz und
Kummer wir Bah' als Anzeichen dafr erkennen, da§ der Geringere Frieden in Erschei-
nung tritt.
Anders als Sein Gr§erer Plan, der auf geheimnisvolle Weise wirkt, ist Gottes Gerin-
gerer Plan klar aufgezeichnet, er vollzieht sich ber systematische und uns bekannte Pro-
zesse und wurde uns zur Ausfhrung bertragen. Sein Endziel ist der Gr§te Friede. Der
vierjhrige Feldzug, dessen Halbzeit wir erreicht haben, stellt die gegenwrtige Phase des
Geringeren Planes dar. Auf das Erreichen seiner Ziele mssen wir daher unsere ganze
Aufmerksamkeit und Energie richten.
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
10
Gelegentlich mag es scheinen, da§ der Verlauf des Gr§eren Planes eine Strung im
Ablauf des Geringeren Planes bewirkt, aber die Freunde haben allen Grund, unverzagt zu
bleiben. Denn sie erkennen den Ursprung des in der Welt wiederholt auftretenden Auf-
ruhrs und "bejahen", wie schon Shoghi Effendi sagte, "seine Notwendigkeit, beobachten
zuversichtlich seinen geheimnisvollen Verlauf, flehen um Milderung seiner Strenge, m-
hen sich einsichtig um eine Abschwchung seines Wtens und richten ihren ungetrbten
Blick voraus auf das Ende der Schrecknisse und die Hoffnungen, das es zwangslufig zei-
tigen mu§."
Auch eine flchtige Betrachtung der Weltszenerie in den letzten Jahren kann nur zu
solchen Beobachtungen fhren, die fr einen Bah'-Betrachter besonders bedeutungs-
schwer sind. Zum einen kann man selbst im Getse einer im Aufruhr befindlichen Gesell-
schaft eine unmi§verstndliche Tendenz in Richtung auf den Geringeren Frieden
erkennen. Einen faszinierenden Hinweis liefert das gr§ere Engagement der Vereinten
Nationen an berflligen drngenden Weltproblemen, wobei sie von mchtigen Regie-
rungen untersttzt werden; ein weiterer ergibt sich in allerletzter Zeit aus der Tatsache,
da§ fhrende Politiker in dramatischer Weise erkennen, was die enge Verknpfung aller
Nationen auf dem Gebiet des Handels und der Finanzen tatschlich bedeutet - eine Vor-
bedingung, die Shoghi Effendi schon lange als einen wesentlichen Aspekt fr eine orga-
nisch geeinte Welt erkannt hatte. Aber eine fr die Bah'-Gemeinschaft noch viel
bedeutsamere Entwicklung besteht darin, da§ eine beachtliche Zahl von Menschen jetzt
nach geistiger Wahrheit sucht. Mehrere krzlich verffentlichte wissenschaftliche Studi-
en sind diesem Phnomen gewidmet. Ideologien, die den gr§ten Teil dieses Jahrhunderts
beherrschten, haben sich erschpft; mit ihrem Schwinden in den letzten Jahren des Jahr-
hunderts wchst ein Hunger nach Sinn, eine Sehnsucht der Seele.
Dieser geistige Hunger ist durch Ruhelosigkeit und durch eine sich steigernde Unzu-
friedenheit mit dem moralischen Zustand der Gesellschaft gekennzeichnet. Er zeigt sich
auch in einem aufbrechenden Fundamentalismus bei verschiedenen religisen Sekten und
einer Vervielfachung von Bewegungen, die sich als Religionen ausgeben oder deren Platz
einzunehmen streben. Dies sind Beobachtungen, durch die man die Interaktion zwischen
den zwei auf dem Planeten am Werk befindlichen gttlich vorangetriebenen Prozessen
klar erkennen kann. Die durch die Vorsehung gebotenen vielfltigen Gelegenheiten, die
Botschaft Bah'u'llhs suchenden Seelen zu bermitteln, schaffen fr den Bah'-Lehrer
Situationen voller Mglichkeiten. Die Folgerungen fr die vor uns liegende Aufgabe sind
ungeheuer ermutigend.
Unsere Hoffnungen knnen erfllt, unsere Ziele erreicht und unsere Mglichkeiten
des Fortschritts knnen verwirklicht werden, wenn wir unsere Bemhungen auf das
Hauptziel des Gttlichen Planes in seiner gegenwrtigen Phase richten: einen bedeuten-
den Fortschritt beim Proze§ des Beitritts in Scharen zu erreichen. Dieser Herausforderung
knnen wir begegnen, indem wir uns geduldig und ausdauernd bemhen. Der Beitritt in
Scharen liegt fr unsere Gemeinschaft in greifbarer Nhe. Beharrlicher Glaube, Gebet,
die Eingebungen der Seele, Gttlicher Beistand - diese gehren als wesentliche Bestand-
teile zu jeder Bah'-Unternehmung. Um den Beitritt in Scharen zu erreichen, sind jedoch
eine realistische Vorgehensweise und systematisches Handeln von gleicher Wichtigkeit.
21.April 1998 Ridvn-Botschaft 155
11
Auf diesem Weg gibt es keine Abkrzungen. Systematisches Vorgehen stellt sicher, da§
die Handlungslinien folgerichtig sind und auf wohldurchdachten Plnen basieren. Allge-
mein gesagt, bedeutet es, in allem, was Bah'-Dienst anbetrifft, methodisch vorzugehen,
ob es sich um das Lehren oder die Administration, um individuelles oder gemeinschaft-
liches Bemhen handelt. Whrend individuelle Initiative und Spontaneitt ihren Platz ha-
ben, legt doch die Notwendigkeit nahe, eine klaren Kopf zu behalten, methodisch,
effizient, bestndig, ausgewogen und harmonisch zu sein. Systematisierung ist eine not-
wendige Funktionsweise, die von der Dringlichkeit zum Handeln beseelt ist.
Um eine systematische Entwicklung der Gemeinde sicherzustellen, besteht eine der
Aufgaben der Bah'-Institutionen darin, den Proze§ der Entwicklung von menschlichen
Hilfsquellen zu organisieren und aufrecht zu erhalten, durch den Bah' - neue und altge-
diente in gleicher Weise - die Kenntnisse und Fhigkeiten erwerben knnen, eine stndige
Ausbreitung und Festigung der Gemeinde zu untersttzen. Zu diesem Zweck ist die Er-
richtung von Bah'-Instituten entscheidend, da sie Zentren sind, durch die eine gro§e An-
zahl von Personen ihre Fhigkeit, den Glauben zu lehren und zu verwalten, erwerben und
verbessern knnen. Allein ihr Bestehen unterstreicht die Wichtigkeit, Wissen ber den
Glauben zu haben als eine Kraftquelle, um das Leben der Bah'-Gemeinde und der sie
bildenden Menschen anzuregen.
Die vorliegenden Fakten besttigen, da§ der Vier-Jahres-Plan dort funktioniert, wo
ein systematisches Vorgehen verstanden und angewandt wird. Die gleichen Fakten zei-
gen auch, da§ die Institutionen des Glauben in ihren vereinten Bemhungen auf nationa-
ler, regionaler und rtlicher Ebene sich eindeutig an diese Bedingungen gehalten haben.
Bei den einzelnen jedoch, auf denen der schlie§liche Erfolg des Planes beruht, ist dieses
Verstndnis weniger ausgeprgt. Aus diesem Grunde mssen wir unseren Mitglubigen
gegenber betonen, wie wichtig dieses Erfordernis fr ihre persnlichen Bemhungen ist,
um Erfolge beim Lehren und bei anderen Unternehmungen zu haben.
In dem Ma§e wie er von nationalen und rtlichen Institutionen in Programme und
Projekte umgesetzt wird, gibt der Plan u.a. die Richtung an, bezeichnet Ziele, regt zu Be-
mhungen an und liefert eine Vielzahl von bentigten Gelegenheiten und Materialien,
aus denen die Arbeit der Lehrer und Administratoren Nutzen ziehen kann. Das ist fr ein
ordnungsgem§es Funktionieren der Gemeinde natrlich notwendig, aber es bleibt ohne
Folgen, wenn nicht die einzelnen Mitglieder durch eine aktive Beteiligung darauf reagie-
ren. Indem er oder sie so reagiert, mu§ auch jeder einzelne eine bewu§te Entscheidung
treffen, was er oder sie im Dienst an dem Plan tun wird und wie, wo und wann dieses Tun
erfolgen soll. Diese Entscheidung macht es dem einzelnen mglich, den Fortschritt seines
Tuns zu berprfen und - falls ntig - die zu unternehmenden Schritte teilweise abzuwan-
deln. Wenn er sich an ein solches Verfahren des systematischen Bemhens gewhnt, ver-
leiht jeder Bah' seinem Leben Bedeutung und Erfllung.
Der einzelne mu§ nicht nur auf den Aufruf der Institutionen reagieren, er ist darber
hinaus von Bah'u'llh Selbst mit der heiligen Pflicht betraut, Seine Sache zu lehren, was
von Ihm als "die verdienstvollste aller Taten" bezeichnet wird. Solange es noch Seelen
gibt, die der Erleuchtung bedrfen, bleibt diese Pflicht sicherlich die stndige Beschfti-
gung jedes Glubigen. Was ihre Erfllung anbetrifft, so ist jeder einzelne direkt
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
12
Bah'u'llh gegenber verantwortlich. "La§t ihn nicht", rt Shoghi Effendi dringend, "auf
irgendwelche Anweisungen warten oder irgendeine Ermutigung von seiten der gewhlten
Vertreter seiner Gemeinde erwarten, noch sollte er durch die Hindernisse abgeschreckt
werden, die seine Verwandten oder Mitbrger geneigt sein mgen, ihm in den Weg zu
legen, noch sollte er den Tadel seiner Kritiker oder Feinde beachten." Die Schriften der
Zentralgestalten und unseres Hters sind berreich an Ratschlgen und Ermahnungen,
was die unersetzliche Rolle des einzelnen beim Fortschritt des Glauben betrifft. Es ist da-
her unvermeidlich, da§ wir uns an diesem besonderen Zeitpunkt im Leben der gesamten
Menschheit dazu gedrngt fhlen, an jedes einzelne Mitglied unserer Gemeinde zu appel-
lieren und es zu bitten, die dringliche Situation zu bedenken, der wir uns alle als Helfer
der Abh-Schnheit gegenbersehen.
Es ist unser Schicksal, liebe Brder und Schwestern, da§ wir bewu§t an einem unge-
heuren historischen Proze§ beteiligt sind, dergleichen noch nie von irgendeinem Volk er-
lebt wurde. Als eine Weltgemeinschaft haben wir bisher einen einzigartigen und
gro§artigen Erfolg errungen, indem wir - dank der unschtzbaren Opfer von Leben, M-
hen und Wertvollem, die viele Tausende unserer geistigen Vorfahren willig dargebracht
haben - das ganze Spektrum der Menschheit reprsentieren. Es gibt keine andere mensch-
liche Vereinigung, die beanspruchen kann, ein System errichtet zu haben, das die Fhig-
keit unter Beweis gestellt hat, Gottes Kinder in einer weltumspannenden Ordnung zu
vereinen. Diese Leistung verleiht uns nicht nur eine Position unvergleichlicher Strke,
sondern legt uns auch eine unausweichliche Verantwortung auf. Hat nicht daher jeder von
uns eine gttliche Verpflichtung wahrzunehmen, eine heilige Pflicht zu erfllen gegen-
ber jedem anderen, der sich des Rufes Gottes jngster Offenbarung noch nicht bewu§t ist?
Die Zeit bleibt nicht stehen und wartet nicht. In jeder verrinnenden Stunde ereilt eine neue
Heimsuchung eine aufgewhlte Menschheit. Wagen wir es da zu zaudern?
In nur zwei Jahren geht der Vier-Jahres-Plan zu Ende, nur wenige Monate vor dem
Abschlu§ eines unverge§lichen Jahrhunderts. Eine zweifache Begegnung mit dem
Schicksal steht uns bevor. Indem Er das beispiellose Potential des 20. Jahrhunderts pries,
bekrftigte der geliebte Meister, da§ es auf ewig Spuren hinterlassen werde. Im Besitz ei-
ner solchen Vision mssen sich im Geist eines achtsamen Anhngers der Gesegneten
Schnheit zweifellos bange Fragen regen, welche Rolle er oder sie in diesen dahin-
schwindenden Jahren spielen wird und ob er oder sie am Ende dieser zukunftstrchtigen
Zeit unter den dauerhaften Spuren, die der Meister vorhersah, ein Zeichen hinterlassen
haben wird. Um einer die Seele befriedigenden Antwort sicher zu sein, ist vor allem eines
ntig: handeln, jetzt handeln und bestndig handeln.
Wir beten innig an der Heiligen Schwelle fr uns alle, da§ wir in allem was wir tun,
um die dringlichen Ziele des Gttlichen Planes in einem so schicksalstrchtigen Augen-
blick der Menschheitsgeschichte zu erfllen, gttliche Hilfe und reiche Besttigung er-
halten.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
02. Mai 1998 Zur achten Internationalen Tagung
13
02. Mai 1998
Zur achten Internationalen Tagung
Das Universale Haus der Gerechtigkeit Ridvn 155 - 2. Mai 1998 An die Mitglieder der
zur achten Internationalen Tagung versammelten Nationalen Geistigen Rte
Herzlich geliebte Mitarbeiter,
in wenigen Monaten werden 130 Jahre vergangen sein, seit der Verhei§ene aller Zeiten
als ein Gefangener in dieses Land verbannt wurde. Die gegen Ihn aufgebotenen macht-
vollen Gegner planten dies als letzte Tat, um Seinen gttlichen Auftrag auszulschen. Sie
konnten aber nicht das triumphale Versprechen wahrnehmen, das Ihm gttlich verhei§en
wurde, als - nach Seinem eigenen Zeugnis - ãBanner aus LichtÒ Seine Ankunft in Akk
begr§ten und ãdie Stimme des Geistes laut rief und sprach: ÔBald werden alle, die da auf
Erden wohnen, unter diesen Bannern vereint seinÕÒ.
Als eine bedeutsame neue Etappe auf dem Wege zur Erfllung dieser gro§en Erwar-
tung erweist es sich, da§ Sie in genau diesem Land zu diesem feierlichen Anla§ als Ver-
treter der aufblhenden Gemeinden versammelt sind, die in Seinem Namen in der Welt
errichtet werden. Erhobenen Herzens begr§en wir feierlich, was Sie hier getan haben.
Denn durch Ihre Beteiligung an einem Wahlvorgang von einzigartiger Planung haben Sie
den Schlu§stein dieser weltumspannenden Verwaltungsstruktur gefestigt, fr die Ihre Rte
die unerl§lichen Sulen bilden; und Sie haben durch Klarheit, Beweiskraft und Disziplin
bei ihrer Beratung Perspektiven fr die Fortschritte erffnet, die in kurzer Zeit erreicht
werden mssen. Aber noch mehr hat uns beeindruckt, da§ Ihr Verhalten ein Ma§ an Liebe
und Einheit widerspiegelt, das bei einer so vielfltigen Versammlung von Menschen, wie
Sie sie darstellen, wirklich selten ist. Wir sind unendlich ermutigt durch diese Anzeichen
einer schnell zunehmenden Reife bei den Mitgliedern von Institutionen, die zu gegebener
Zeit bei der Leitung der Geschicke von Nationen eine fhrende Rollen spielen mssen.
Wenn man alles bedenkt, was in diesen ereignisreichen Tagen geschehen ist Ð kann man
diese Erfahrung nicht als die entscheidende Stunde fr den Vier-Jahres-Plan ansehen, als
den Wendepunkt, an dem man anfangen mu§, das volle Ausma§ seiner Ziele und Mglich-
keiten zu erfassen? Wenn nicht jetzt, auf welche andere Gelegenheit sollen wir noch warten?
Ganz sicher sind die Freunde zu Hause, die sich schon sehnschtig auf Ihre Rckkehr freuen,
begierig, ihre rckhaltlose Untersttzung den khnen Ma§nahmen zu leihen, die Sie jetzt in
Angriff werden nehmen wollen. Jetzt ist die Zeit, da Sie Ihren gottgegebenen Pflichten noch
hartnckiger und wirkungsvoller werden nachgehen wollen, denn man erkennt in Ihnen An-
zeichen fr eine neue Zuversicht, eine verstrkte Energie, einen Geist voll erneuter Hingabe.
Dies alles wird Ihre Fhigkeit steigern, die Freunde um sich zu scharen, um zu lehren und
ihre anderen wichtigen Verantwortungen in einer nie gekannten Weise zu bernehmen.
Mge die Einheit, welche die Tagung durchdrungen hat, ihren Einflu§ ausben auf
alle Nationalen Rte Ð die Generle der Armee des Lichts. Mge diese Einheit mit einer
Macht der Liebe von ihnen ausstrahlen, die ihre nationalen Einrichtungen, die rtlichen
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
14
Institutionen und die in ihren nationalen Zustndigkeitsbereichen wohnenden einzelnen
umfngt und anspornt und die auch die Ratschlge und Bemhungen der Kontinentalen
Berater und ihrer Hilfsmter einschlie§t. So mge in jedem Land sichtbar werden, da§ Ð
im Gegensatz zu der streitschtigen Einstellung der Welt Ð die Einheit der BahÕ- Ge-
meinde eine u§ere Widerspiegelung jener inneren Wirklichkeit ist, die diese gttlich
verordnete Institution beseelt. Sie hat den Auftrag, die Angelegenheiten der Gemeinde zu
leiten und zu koordinieren.
Geliebte Freunde, Sie genie§en zu dieser Zeit das beneidenswerte Vorrecht, einen
Beitrag zu der systematischen Mobilisierung zu leisten, welche die menschlichen Hilfs-
krfte erwecken kann. Die wiederum sind in der Lage, die Aufnahme einer immer weiter
anschwellende Schar neuer Mitglieder unter das Banner des Gr§ten Namens zu bewir-
ken. Der Plan ist aufgestellt, der Pfad ist vorgezeichnet. Also voran, mit Zuversicht, mit
Nachdruck und Eile!
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
03. Juni 1998
Zur Nationalen Lehrkonferenz
E-Mail des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, 3. Juni 1998
Das Universale Haus der Gerechtigkeit hat Ihre eMail- Nachricht vom 9. April 1998, in
der Sie ber die erfolgreiche Nationale Lehrkonferenz in Langenhain berichtet haben, mit
herzlichem Dank erhalten.
Es war erfreut ber die gro§e Vielfalt des dargebotenen Programms und die Einbezie-
hung der Knste, um Herz und Geist der Anwesenden zu begeistern.
Mit besonderem Interesse wurde zur Kenntnis genommen, da§ die durch die Zusam-
menkunft gewonnenen Erkenntnisse und Begeisterung sofort in Form von Lehrprojekten
in die Tat umgesetzt wurden.
Seien Sie der Gebete des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an den Heiligen
Schreinen fr alle bei der Konferenz anwesenden Freunde versichert, da§ die Urewige
Schnheit Ihre Besttigungen fr deren ergebene Bemhungen zur Frderung der we-
sentlichen Belange der Sache Gottes ausgie§en mge.
Sekretariatsabteilung
08. Juni 1998
Hinscheiden von Peter Vuyiya
E-Mail des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, 8. Juni 1998
(Wir sind) tief betrbt (ber das) Hinscheiden (von) Peter Vuyiya, (einem) edlen, geistig
motivierten, ergebenen Diener BahÕuÕllhs. Seine jahrzehntelangen treuen Dienste, (die)
15. Oktober 1998 Kinder besttigen ihren Glauben
15
aufeinanderfolgend (die) Mitgliedschaft (im) Nationalen Geistigen Rat (von) Kenia,
(dem Kontinentalen) Berateramt (von) Afrika und (dem) Internationalen Lehrzentrum
(im) Heiligen Land einschlie§en, legen beredtes Zeugnis ab (von der) hervorragenden
Qualitt, welche (die) hochgeschtzten Bemhungen dieses ausgezeichneten Frderers
(des) Glaubens (der) Gesegneten Schnheit kennzeichnete. (Wir) beten (an den) Heiligen
Schreinen (fr den) Fortschritt seiner strahlenden Seele (im) Abh- Knigreich. (Wir) bit-
ten dringend alle nationalen Gemeinden Afrikas, ihm (zu) Ehren Gedenkveranstaltungen
abzuhalten. (Der) Nationale Geistige Rat (von) Uganda (wird) aufgerufen, im Haus der
Andacht (eine) Gedenkandacht abzuhalten. Mge (die) afrikanische BahÕ-Jugend
(dem) Beispiel seines selbstlosen Dienstes (an der) geliebten Sache nacheifern.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
15. Oktober 1998
Kinder besttigen ihren Glauben
Zusammenstellung aus Schreiben des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
Von der Sekretariatsabteilung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an den Na-
tionalen Geistigen Rat von Kanada - 15. Oktober 1998
In Bezug auf Ihre E-Mail vom 22. September 1998 an das Universale Haus der Ge-
rechtigkeit wurden wir gebeten zu besttigen, dass Ihre Auffassung korrekt ist: Die Ver-
fahrensweise, dass Kinder im Alter von 15 Jahren ihren Glauben zu besttigen haben,
wurde nicht gendert. Die beigefgten Auszge aus einem Brief, geschrieben im Auftrag
des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, mgen Ihnen zustzlich helfen, dem betreffen-
den Geistigen Rat dieses Verfahren zu erlutern.
Auszge aus einem Schreiben ber Kinder, die ihren Glauben besttigen
In Antwortbriefen auf Fragen zur Registrierung von Kindern und Jugendlichen hat
das Universale Haus der Gerechtigkeit vermeiden wollen, weltweit verbindliche Rege-
lungen vorzuschreiben. Es stellt jedoch den Nationalen Geistigen Rten die folgende Zu-
sammenfassung von bereits gegebenen Richtlinien und Erluterungen als Beratungshilfe
zur Verfgung. Es ist zu betonen, dass keine starren Vorschriften aufgestellt werden sol-
len und dass Verfahrensfragen auf keinen Fall das geistige Wesen des Glaubens, das eine
hchst persnliche Verbindung zwischen der Seele und ihrem Schpfer darstellt, ber-
schatten drfen.
BahÕ-Kinder
BahÕ-Kinder erben nicht wie in manchen anderen Religionen automatisch den
Glauben ihrer Eltern. Die Eltern sind jedoch fr die Erziehung und das geistige Wohl
ihrer Kinder verantwortlich, und die Geistigen Rte haben die Aufgabe, den Eltern,
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
16
wenn ntig, beim Erfllen dieser Verpflichtung zu helfen, so dass die Kinder im Lichte
der Offenbarung BahÕuÕllhs erzogen werden und von frhester Kindheit an lernen,
Gott und Seine Manifestationen zu lieben und ein dem Gesetz Gottes entsprechendes
Leben zu fhren. Deshalb kann man die Kinder von BahÕ-Glubigen selbstverstnd-
lich als BahÕ betrachten, es sei denn es gibt einen Grund, das Gegenteil anzunehmen.
Es ist ein Irrtum zu glauben, BahÕ-Kinder befnden sich in einer Art geistigen Vaku-
ums bis sie 15 Jahre alt werden, das heisst bis zu jenem Zeitpunkt, zu dem sie BahÕ
ãwerdenÓ knnen. Unter Bercksichtigung dieser Gesichtspunkte kann man Folgendes
feststellen:
¥ Die Kinder eines BahÕ-Ehepaares werden von Anbeginn ihres Lebens als BahÕ be-
trachtet und ihre Geburt sollte vom Geistigen Rat registriert werden.
¥ Bekommt ein Ehepaar, von dem nur ein Partner BahÕ ist, ein Kind, sollte dessen Ge-
burt ebenfalls registriert werden, au§er der Nicht-BahÕ-Elternteil widerspricht.
¥ Ein Geistiger Rat kann die Glaubenserklrung eines Kindes, dessen Eltern nicht
BahÕ sind, annehmen und es unter der Voraussetzung als BahÕ-Kind registrieren,
dass die Eltern ihr Einverstndnis geben.
¥ In Fllen von Kindern, deren Eltern BahÕ werden, hngt viel vom Alter und der Re-
aktion der betreffenden Kinder ab. Sie werden viel Liebe und Verstndnis brauchen,
und jeder Fall muss fr sich beurteilt werden. Dies gilt natrlich in weit hherem Ma-
§e, wenn nur ein Elternteil den Glauben angenommen hat. In diesem Fall spielt das
Verhalten des anderen Elternteils eine wichtige Rolle. Das Ziel der BahÕ sollte sein,
die Einheit der Familie zu frdern. Es kommt vor allem darauf an, den Kindern, ob
als BahÕ registriert oder nicht, das Gefhl zu geben, dass sie in BahÕ-Kinderklas-
sen und bei sonstigen Gemeindetreffen willkommen sind.
Es liegt im Ermessen des Geistigen Rates, BahÕ-Kinder um die bernahme von
Aufgaben zu bitten, die sie im Dienste des Glaubens ausfhren knnen, wie z.B. die Mit-
arbeit in geeigneten Ausschssen.
BahÕ-Jugend
Fnfzehn Jahre ist das Alter, in dem ein Kind geistige Reife erlangt, und deshalb ber-
nimmt ein BahÕ-Kind in diesem Alter von 15 Jahren die Verantwortung, Gesetzen wie
Fasten und Beten zu gehorchen und durch eigenen Willen seinen Glauben an BahÕuÕllh
zu besttigen.
Zum jetzigen Zeitpunkt zieht das Universale Haus der Gerechtigkeit es vor, jedem
Nationalen Geistigen Rat die Entscheidung zu berlassen, nach welchem Verfahren die
Einstellung von BahÕ-Kindern, die 15 Jahre alt werden, zu ermitteln ist; dabei muss klar
sein, dass ein BahÕ-Kind in diesem Alter nicht BahÕ wird, sondern selbstndig seinen
Glauben besttigt. Ein Geistiger Rat schickt z.B. jedem BahÕ-Kind in seiner Gemeinde
zu seinem 15. Geburtstag einen sehr freundlichen Brief (natrlich nur, wenn er keine be-
15. Oktober 1998 Kinder besttigen ihren Glauben
17
grndeten Zweifel am BahÕ-Sein des betreffenden Kindes hat), in dem er die Bedeutung
des Reifealters erlutert und die guten Wnsche des Rates fr seine knftigen Dienste an
der Sache zum Ausdruck bringt. Darauf mssen nicht alle Kinder antworten, aber jedes
Kind bekommt die Gelegenheit, seinen Standpunkt darzulegen, wenn es will. Ein Natio-
naler Geistiger Rat muss bei jedem Verfahren, dem er zustimmt, mit Weisheit einen Mit-
telweg verfolgen, der einerseits am Glauben eines Kindes, das als ergebener BahÕ
erzogen wurde, keinerlei Zweifel zeigt, andererseits aber nicht den Eindruck erweckt,
dass ein Kind gegen seinen Willen zur Mitgliedschaft in der BahÕ- Gemeinde gentigt
wird.
Wenn der Rat feststellt, dass ein Jugendlicher tatschlich nicht mit dem Glauben ein-
verstanden ist, obwohl er in einer BahÔ-Familie aufgewachsen ist, sollte er ihn nicht als
BahÔ-Jugendlichen registrieren. Weil solch ein Jugendlicher nun das Reifealter erlangt
hat und fr sein Handeln selbst verantwortlich ist, muss fr ihn das gleiche gelten wie fr
jeden Nicht- BahÔ-Jugendlichen, der in engem Kontakt zur BahÔ- Gemeinde steht.
Man sollte liebevoll und freundschaftlich mit ihm umgehen.
Es kann vorkommen, dass ein BahÔ-Kind, wenn es 15 Jahre alt wird, selbst noch
keine feste Meinung hat. Das ist gut mglich, wenn ein Elternteil nicht BahÔ ist oder die
Eltern erst kurz vorher den Glauben angenommen haben. In einem solchen Fall sollte der
Rat nicht automatisch davon ausgehen, dass es kein BahÔ ist. Wenn der Jugendliche an
den Festen teilnehmen mchte und damit einverstanden ist, dass er wie zuvor als Kind
weiterhin als BahÔ betrachtet wird, sollte ihm dies gestattet sein; aber whrend sein Ver-
stndnis fr den Glauben vertieft wird, sollten seine Eltern und der Rat ihm klar machen,
dass er in eigener Verantwortung bald Stellung beziehen sollte.
Glaubenserklrungen von Nicht-BahÔ-Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 21
Jahren, deren Eltern nicht BahÔ sind, knnen ohne die Zustimmung der Eltern angenom-
men werden, wenn dies nicht gegen das brgerliche Recht verst§t. Die gro§e Bedeutung
der Achtung vor den Eltern darf jedoch nicht bergangen werden, und solchen Jugendli-
chen sollte empfohlen werden, die Wnsche ihrer Eltern zu beachten, soweit das Ausma§
ihres Einsatzes fr den Glauben berhrt ist, und sogar eine zeitlang vllig inaktiv zu sein,
falls die Eltern starken Widerstand leisten.
Administrative Reife
In der Satzung eines Nationalen Geistigen Rates steht, dass ein BahÔ, wenn er das
Alter von 21 Jahren erreicht hat, wahlberechtigt und in mter whlbar ist. Frher und
selbst jetzt noch haben einige Nationale Geistige Rte von den BahÔ-Jugendlichen ver-
langt, ihr Wahlrecht von sich aus ausdrcklich anzufordern, sobald sie 21 Jahre alt wer-
den. Das Haus der Gerechtigkeit mchte hierzu keine allgemeine Regel aufstellen,
nachdem dies unter gewissen Umstnden zum Schutz des Glaubens erforderlich sein
kann. Es rt jedoch davon ab, dass Nationale Rte solche Anforderungen stellen, es sei
denn, sie halten sie fr unbedingt notwendig.
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
18
19
Botschaften und Briefe
des Jahres 1999
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
20
13. Januar 1999
Richtlinien zur Inneneinrichtung des Hauses der Andacht
Im Zuge der Renovierung des Hauses der Andacht hatte sich der Nationale Geistige Rat
an das Universale Haus der Gerechtigkeit gewandt mit der Bitte um Fhrung bezglich
der Inneneinrichtung des europischen MashriquÕl-Adhkr. Unter anderem wurde ange-
fragt, ob es mglich wre, den Standort der Leser bzw. Snger hinter die Sitzreihen zu
verlegen. Nachstehend ist die Weisung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom
13. Januar 1999 abgedruckt.
An den Nationalen Geistigen Rat der BahÕ von Deutschland Liebe BahÕ-Freun-
de!
Ihr E-Mail vom 17. November 1998 an die Forschungsabteilung wurde von dort an das Uni-
versale Haus der Gerechtigkeit weitergeleitet, da in Ihren Fragen Teile enthalten waren, die
nicht aus den existierenden autoritativen Schriften beantwortet werden konnten. Das Haus
der Gerechtigkeit hat uns nun angewiesen, Ihnen folgende Antwort zu bermitteln.
Bezglich der Sitzreihen und der Stellung der Leser zu ihnen ist das Universale Haus
der Gerechtigkeit, nachdem es die verschiedenen Mitteilungen des geliebten Hters zu
diesem Thema studiert hat, der Ansicht, da§ die Sitze im Tempel in Langenhain auf die
Qiblih ausgerichtet sein sollten, whrend der Leser dort stehen sollte, wo er oder sie von
allen am besten gesehen und gehrt werden kann. Es befrwortet den Vorschlag nicht,
da§ die Leser hinter den Sitzreihen stehen. Die Position der oder des Sngers ist eine An-
gelegenheit, die von Ihrem Rat entschieden werden kann. Es sollte kein festes architekto-
nisches Merkmal geben, das den Standort der Leser oder Snger kennzeichnet. Ein
bewegliches Lesepult kann verwendet werden.
In Bezug auf Schmuck im Auditorium des MashriquÕl- Adhkr ergibt sich aus den
Briefen des Hters eindeutig, da§ Portraits oder Statuen vllig ausgeschlossen sind. Das
Haus der Gerechtigkeit mchte keine weitergehenden Regelungen in Bezug auf die Ver-
wendung von Blumen treffen, vorausgesetzt da§ diese der Schlichtheit, Wrde und
Schnheit des Tempels entspricht. Obgleich in den Heiligen Schriften nichts ber die
Verwendung von Kerzen im MashriquÕl-Adhkr gefunden wurde, hat das Haus der Ge-
rechtigkeit entschieden, dass es zur jetzigen Zeit nicht weise wre, Kerzen im Europi-
schen BahÕ-Haus der Andacht zu verwenden.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Fr die Sekretariatsabteilung
21. April 1999 Ridvn - Botschaft 156
21
21. April 1999
Ridvn - Botschaft 156
An die BahÕ der Welt Innig geliebte Freunde,
Whrend wir betrachten, was in dem Jahr erreicht wurde, das dem schicksalsschweren,
letzten Zeitraum der Erfllung des Vierjahresplanes vorausgeht, glhen unsere Herzen vor
Hoffnung. Seit dem schwungvollen Jahresbeginn mit der Achten Internationalen BahÕ-
Tagung hat die BahÕ-Welt das Tempo ihrer Aktivitten beschleunigt und aufrechterhal-
ten, das deutlich den Proze§ des Beitritts in Scharen gefrdert hat. Unsere Gemeinde ist
betrchtlich gewachsen, ihre menschlichen Hilfsquellen wurden gestrkt. Von Expansi-
onsprojekten bis zu Festigungsbemhungen, von sozialer und wirtschaftlicher Entwick-
lung bis zur
ffentlichkeitsarbeit und den Au§enbeziehungen, von Diensten der Jugend
bis zu Ausdrucksformen in den Knsten, vom Weltzentrum des Glaubens bis zu abgelege-
nen Drfern und Stdten Ð von welchem Blickwinkel aus man die Gemeinde auch betrach-
tet Ð es wurden Fortschritte gemacht. Die Aussichten fr den Plan spornen an.
Der Impuls, der von der Internationalen Tagung ausging, durchzog auch die unmittel-
bar folgende Konferenz des Berateramts, gab den unermdlichen Teilnehmern weiteren
Auftrieb und beflgelte die im Mai abgehaltenen Nationaltagungen, inklusive der in Sa-
bah, Sarawak und der Slowakei, die auf ihrer ersten Tagung ihre Nationalen Geistigen
Rte bildeten. Dieselbe Energie erfllte das Internationale Lehrzentrum, das in der kurzen
Zeit seiner sechsten Amtsperiode, die mit dem Jahrestag der Erklrung des Bb begann,
eine bemerkenswerte Kraft gezeigt hat. Auf die Vervollkommnung und Festigung ihrer
Organisation konzentriert, haben die Mitglieder des Lehrzentrums auf ihre blichen Rei-
sen whrend dieses ersten Jahres verzichtet; nach dieser Phase ist jedoch zu erwarten, da§
sie ihre Besuche in den verschiedenen Teilen der Welt wieder aufnehmen, um ihren be-
lebenden Einflu§ auf die erfolgreiche Beendigung des Vierjahresplanes zu verstrken.
Zustzlich zu jenen Ereignissen im Heiligen Land schreiten die Bauprojekte auf dem
Berg Karmel, die von den Delegierten auf der Internationalen Tagung mit solch freudi-
gem Erstaunen betrachtet wurden, weiter voran bis zu ihrer planm§igen Vollendung
zum Ende des Jahrhunderts. Mit dem Beginn aller brigen Bauma§nahmen seit letztem
Ridvn hat das Arbeitstempo einen neuen Hhepunkt erreicht. Das Zentrum fr das Stu-
dium der Schriften und die Erweiterung des Archivgebudes werden in den nchsten Wo-
chen bezugsfertig sein; die Au§enfassade des Internationalen Lehrzentrums ist mit
Marmor verkleidet und die abschlie§enden Innenarbeiten schreiten auf allen Ebenen vor-
an. Das Absenken der Hatzionut Avenue zur Einpassung der Brcke, die jetzt die Terras-
sen des Schreins des Bb zu beiden Seiten der Stra§e miteinander verbindet, wurde
fertiggestellt und der normale Stadtverkehr wieder aufgenommen. Die sich entfaltende
Pracht der Terrassen hat derartige Aufmerksamkeit in der
ffentlichkeit gefunden, da§
die neunzehnte Terrasse auf dem Gipfel des Berges bereits tglich fr Besucher geffnet
wurde und begeisterte Reaktionen einer dankbaren Bevlkerung hervorgerufen hat. Als
Teil einer Kampagne mit dem Ziel, internationale Aufmerksamkeit auf die Stadt zu zie-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
22
hen, hat die Stadtverwaltung von Haifa eine bebilderte Broschre des Schreins des Bb
und der Terrassen herausgebracht, die neben Hebrisch in fnf weiteren Sprachen erhlt-
lich ist.
Wir fhlen uns veranla§t, noch zwei weitere Entwicklungen im Weltzentrum zu er-
whnen, die ganz anderer Art sind: Erstens, die Entscheidung, die Anzahl der Pilger fr
jede Gruppe von 100 auf 150 zu erhhen; diese wird in Kraft treten, wenn die derzeitige
Renovierung des neu erworbenen Gebudes, das sich gegenber dem Weg zur Ruhesttte
des Gr§ten Heiligen Blattes befindet, vollendet ist und dort ein Pilgerraum sowie andere
Einrichtungen zum Abhalten eines erweiterten Pilger- Programms zur Verfgung stehen.
Zweitens ist der bedeutende Fortschritt zu nennen, der - trotz der unvermeidlichen Lang-
samkeit des Prozesses - in dem Vorhaben gemacht wird, Texte der Schriften BahÕuÕllhs
zu bersetzen, mit der Absicht, einen neuen englischen Band Seiner Werke herauszuge-
ben. Es werden Anstrengungen unternommen, vollstndige Versionen solch bedeutender
Tablets wie der Sriy-i-Mulk und der Sriyi-Haykal, sowie die vollstndigen Texte von
Tablets an einzelne Knige und Herrscher bereitzustellen. Auch die Sriy-i-RaÕs, das
Lawh-i-RaÕs und das Lawh-i-FuÕd sollen darin enthalten sein.
Die Sache BahÕuÕllhs schreitet unablssig voran, gestrkt durch die zunehmende
Anwendung eines systematischen Ansatzes zur Entfaltung und Nutzung menschlicher
Hilfsquellen. Die weitere Einrichtung von nationalen und regionalen BahÔ-Instituten,
jetzt 344 an der Zahl, hat diese Entwicklung vorangetrieben, mit dem Ergebnis, da§ - ab-
gesehen von Nordamerika und Iran, wo zahlreiche Kurse gegeben wurden - etwa 70.000
Personen bereits zumindest einen Institutskurs abgeschlossen haben. All dies trgt zu ei-
ner wachsenden Zahl von gefestigten, aktiven Anhngern der Sache bei. Das unerme§li-
che Potential dieses Fortschritts wird durch Berichte wie dem aus dem Chad illustriert,
wo in einem mit einem Institut ausgestatteten Gebiet mehr als 1000 Menschen durch die
individuellen Bemhungen der Institutsteilnehmer den Glauben annahmen. Das Ver-
stndnis fr die Notwendigkeit der systematischen Entwicklung menschlicher Hilfsquel-
len etabliert sich berall.
Zeitgleich mit der erwiesenen Wirksamkeit der Institute ent stehen, pragmatisch be-
grndet, Regionale BahÕ-Rte in ausgewhlten Lndern, in denen die Umstnde die
Einrichtung dieser Institutionen notwendig und realisierbar gemacht haben. Wo es enge
Interaktionen zwischen einem Regionalen Rat und einem Institut gibt, ist die Bhne frei
fr eine stimulierende Verknpfung der Prozesse, welche effektive Ausbreitung und Fes-
tigung in einer Region bewirken, und fr ein praktisches Anpassen der Institutsausbil-
dung an die Entwicklungsbedrfnisse der rtlichen Gemeinden. Au§erdem lassen die
Richtlinien, ber die das Kontinentale Berateramt und die Regionalen Rte direkten Zu-
gang zueinander haben, eine weitere institutionelle Beziehung aufkommen, die unter Ein-
beziehung der Verbindung der Regionalen Rte mit den Nationalen und rtlichen
Geistigen Rten zu einer dynamischen Integration der Funktionen auf regionaler Ebene
fhrt.
Die sich stndig ausweitende soziale und wirtschaftliche Entwicklungsarbeit profi-
tiert ebenfalls von der Arbeit solcher BahÕ-Institute, die Themen wie Alphabetisierung,
grundlegende Gesundheitsfrsorge und Frderung von Frauen Aufmerksamkeit schen-
21. April 1999 Ridvn - Botschaft 156
23
ken. Die mehr in die Breite gehenden Bemhungen des Bros fr Soziale und Wirtschaft-
liche Entwicklung, einen weltweiten Proze§ des Lernens und Erfahrens ber relevante
BahÕ-Prinzipien voranzutreiben, werden sowohl durch die Arbeit solcher Institute, als
auch durch das Entstehen von BahÕ-inspirierten Organisationen, die ber den ganzen
Planeten verstreut sind, verstrkt. Sicherlich wird damit die institutionelle Fhigkeit, sol-
che Entwicklungsprogramme durchzufhren, an Strke gewinnen. Dies tritt in Projekten
zutage, die von BahÕ-Institutionen getragen oder von einzelnen durch die Inspiration
des Glaubens initiiert wurden. Ein herausragendes Beispiel hierfr ist das Unity College,
das erste und seit Ende 1998 das einzige private College des Landes, das von einer Fami-
lie in thiopien gegrndet wurde und dessen Studentenzahl whrend des letzten Jahres
auf ber 5.000 anstieg. Ein weiteres Beispiel, viel kleiner aber nichtsdestotrotz bedeu-
tend, ist die Initiative einer Familie in Buffalo, New York; in ihrem Haus helfen sie Dut-
zenden Kindern und Jugendlichen aus der Innenstadt dabei, durch die geistigen und
ethischen BahÕ-Lehren Verhaltensweisen zu entwickeln, die sie befhigen werden, auf
Armut und Rassismus gewachsene selbstzerstrerische Einstellungen zu berwinden.
Im Bereich der
ffentlichkeitsarbeit und Au§enbeziehungen wurden die nachdrck-
lichsten Aktionen von zwei tragischen Ereignissen im Iran ausgelst. Die pltzliche Hin-
richtung von RhuÕllh Rawhn in Mashhad Ende Juli, die erste offizielle Aktion solcher
Art seit sechs Jahren, war ein Schock, der einen weltweiten und unvorhergesehenen
Schrei der Emprung seitens Regierungen und Organisationen der Vereinten Nationen
hervorrief. Ende September lancierte der Iranische Geheimdienst einen geplanten Angriff
auf die BahÕ-Hochschule, in dessen Verlauf 36 Mitglieder des Lehrkrpers inhaftiert
und mehr als 500 Huser im ganzen Land geplndert wurden. Letzterer Vorfall rief eine
weltweite, immer noch andauernde Protestkampagne hervor, an der akademische Institu-
tionen und Einrichtungen, Lehrer und Studentengruppen teilgenommen haben und an der
die Presse ein spezielles Interesse zeigte, was sich im Erscheinen bedeutender Artikel in
Le Monde, The New York Times und anderen gro§en Zeitungen niederschlug. Die er-
folgreiche Verabschiedung einer weiteren Resolution zum Iran durch die Vollversamm-
lung der Vereinten Nationen im letzten Dezember, in der die BahÕ besonders erwhnt
werden, war sicherlich beeinflu§t von diesen zwei auffallenden Beispielen einer unver-
mindert fortdauernden religisen Verfolgung.
So intensiv die Anforderungen an die Freunde in allen Teilen der Welt auch waren,
unsere bedrngten Mitglubigen zu verteidigen, wurde zugleich doch viel Aufmerksam-
keit einem breiten Spektrum von anderen
ffentlichkeitsaktivitten gewidmet. Die vier-
monatige Reise eines Entsandten des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, Herrn
Giovanni Ballerio, zu den Pazifischen Inseln, wo er mit 22 Staatsoberhuptern, 5 Regie-
rungsoberhuptern und ber 40 hochrangigen Beamten zusammentraf, die Bemhungen
einer Anzahl Nationaler Geistiger Rte, sich auf die Aufforderung der Internationalen
BahÕ-Gemeinde bei den Vereinten Nationen hin fr die Menschenrechtserziehung ein-
zusetzen, die Teilnahme von Reprsentanten der dazu eingeladenen BahÕ-Gemeinde
Sdafrikas an der Arbeit der sdafrikanischen Wahrheitskommission, in der sie ihre un-
erschrockene Untersttzung der Einheit der Rassen whrend der Jahre der Apartheid dar-
stellen konnten, der krzliche Erfolg der Gemeinden in Australien, Brasilien, Finnland
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
24
und Portugal im Einholen der Erlaubnis von Erziehungsbehrden, Kurse ber den BahÕ-
Glauben in die Lehrplne von Grund- und Realschulen zu integrieren, - diese, und nicht
zuletzt die Projekte, die eine Bekanntmachung in allen Mediensparten bewirkten, sind
Beispiele fr die breit angesetzten Unternehmungen im Bereich der
ffentlichkeitsarbeit
und der Au§enbeziehungen, welche die Energien der Gemeinden gebunden haben.
Eine begleitende Flut an Aktivitten bercksichtigte den Einsatz der Knste; darunter
stellten die musikalischen und anderen knstlerischen Prsentationen whrend der Feier-
lichkeiten in Paris zum hundertjhrigen Bestehen des Glaubens in Europa ein herausra-
gendes Ereignis dar. Der Voices-of-Bah-Chor, mit 68 Mitgliedern aus Europa, Nord-
und Sdamerika, begeisterte das Publikum in acht europischen Stdten und machte den
Glauben vielen bekannt. ãLight and FireÓ, der vollendete Teil einer Oper mit Ballett, ge-
schrieben von dem BahÕ-Komponisten Lasse Thoresen aus Norwegen, wurde auf einem
weithin angesehenen Musik-Festival in Polen, bekannt als Warschauer Herbst, das von
der Knigin von Schweden erffnet wurde, im letzten September erfolgreich aufgefhrt.
Das Werk basiert auf dem heroischen Verhalten der Mrtyrer im Iran in jngster Zeit und
brachte somit das Publikum mit dem Glauben in Berhrung. Bezeichnend fr Europas of-
fensichtliche Fhrerschaft bei solcherart Bestrebungen war auch das sterreichische
Kammermusik- Festival, auf dem das
sterreichische Verdienstkreuz fr Wissenschaft
und Knste - die hchste Auszeichnung dieser Art in
sterreich - an Herrn Bijan Kha-
dem-Missagh, einen BahÕ-Violinisten und Dirigenten, durch den Bundesprsidenten
der Republik
sterreich verliehen wurde. In einem Programmpunkt desselben Festivals
wurden Auszge aus den BahÕ-Schriften und anderen Heiligen Schriften rezitiert. Es
mu§ aber auch ein Wort der Anerkennung ausgesprochen werden fr die herausragende
Rolle, die von der Jugend auf der ganzen Welt bei der Einbeziehung der Knste in die
Lehrarbeit gespielt wird. Insbesondere die Auftritte ihrer Tanzgruppen haben sich einen
Namen innerhalb wie au§erhalb der BahÕ-Gemeinde erworben.
Deshalb betreten wir diese Ridvn-Zeit als eine Gemeinde in einem dynamischen Sta-
dium der Transformation, die sich einer Geschlossenheit der Vision und Aktivitt erfreut,
die in Einklang mit dem Ziel der Frderung des Prozesses zum Beitritt in Scharen steht.
Und wir beginnen das letzte Jahr des Planes mit einem Schub an administrativer Strke,
denn drei europische Lnder Ð Lettland, Litauen und Mazedonien1 Ð halten ihre ersten
Nationaltagungen zur Bildung von Nationalen Geistigen Rten ab und erhhen somit die
Anzahl der Pfeiler des Universalen Hauses der Gerechtigkeit auf 1822 . Aber nach diesem
festlichen Moment bricht eine zeitliche Abfolge von Erwartungen an, an deren erster Stel-
le zunchst der Abschlu§ des Vierjahresplanes zu Ridvn 2000 steht. Dem folgt mit dem
Tag des Bundes in jenem Jahr der Beginn einer neuen Amtsperiode fr das Kontinentale
Berateramt, deren Mitglieder bald danach zu einer Konferenz ins Weltzentrum gerufen
werden, auf der Ð neben anderen Themen Ð die Grundzge des nchsten weltweiten Ver-
breitungs- und Festigungsplanes errtert werden. Die Konferenz der Berater wird den
Einzug des Internationalen Lehrzentrums in seinen dauerhaften Amtssitz kennzeichnen,
ein Anla§, zu dem die Hilfsamtsmitglieder auf der ganzen Welt eingeladen werden, sich
den Beratern im Heiligen Land anzuschlie§en. Die Projekte am Berg Karmel werden bis
dahin abgeschlossen sein und die Vorbereitungen zu den Einweihungsfeiern, geplant fr
21. April 1999 Ridvn - Botschaft 156
25
den 22. und 23. Mai 2001, zu denen eine Anzahl von Vertretern aus jeder nationalen
BahÕ-Gemeinde eingeladen werden, sind dann schon weit fortgeschritten. Einzelheiten
zu diesen Ereignissen werden zu gegebener Zeit bekanntgegeben.
Diese Vorausschau auf gewichtige Ereignisse fhrt ber die Zeitenteilung zwischen
dem - gem§ der allgemeinen Zeitrechnung - 20. Jahrhundert und dem neuen Jahrtausend
hinweg. Es ist eine Vorausschau, die den Kontrast zwischen der zuversichtlichen Vision,
die eine erleuchtete Gemeinde zu konstruktiven Vorhaben beflgelt, und den verwirrten
ngsten unterstreicht, die Millionen ber Millionen ergriffen haben, die sich des Tages,
an dem sie leben, nicht bewu§t sind. Echter Fhrung beraubt, verweilen sie in den Schre-
cken des Jahrhunderts, in Verzweiflung darber, was diese fr die Zukunft bedeuten
knnten, kaum wahrnehmend, da§ eben dieses Jahrhundert ein Licht enthlt, das auf zu-
knftige Jahrhunderte scheinen wird. Schlecht ausgerstet fr das Verstndnis der sozia-
len Umwlzung, die den gesamten Planeten erfa§t hat, hren sie auf die Experten des
Irrtums und sinken immer tiefer in einen Sumpf der Hoffnungslosigkeit. Beunruhigt von
den Voraussagen des Untergangs, kmpfen sie mit den Phantomen falsch genhrter Vor-
stellungen. In Unkenntnis der verwandelnden Vision, die der Herr des Zeitalters gewhrt
hat, stolpern sie vorwrts, blind gegenber der Einzigartigkeit des neuen Tages Gottes.
Die beklagenswerten Verhltnisse, die solch ein Herzens- und Geisteszustand nach
sich zieht, mssen uns zwangslufig zum Handeln bewegen, zu unablssigem Handeln,
um die Absicht eines Planes zu erfllen, dessen Hauptziel es ist, die Prozesse zu beschleu-
nigen, die es einer wachsenden Zahl der Weltbevlkerung ermglichen, das Ziel ihrer Su-
che zu finden und ein Leben in Einheit, Frieden und Wohlergehen zu fhren.
Liebe Freunde, die Tage vergehen so schnell wie das Aufblitzen eines Sterns. Setzen
Sie jetzt Ihr Zeichen, an diesem kritischen Wendepunkt einer Zeit, dergleichen niemals
wiederkehren wird. Setzen Sie dieses Zeichen mit Taten, die Ihnen himmlische Segens-
gaben bringen werden Ð sichern Sie sich und der ganzen Menschheit eine Zukunft, die
ber jegliche irdische Vorstellung hinausreicht.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
______________________________
1 Mit Schreiben vom 15. April 1999 teilte das Universale Haus der Gerechtigkeit seine Ent-
scheidung mit, aufgrund der derzeitigen Bedingungen in Mazedonien die Bildung des Natio-
nalen Geistigen Rates von Mazedonien zu verschieben.
2 Ohne den Nationalen Geistigen Rat von Mazedonien 181
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
26
25. Mai 1999
Bedrfnisse des Internationalen BahÕ-Fonds
BahÕ-Weltzentrum Ð Sekretariatsabteilung An ausgewhlte Nationale Geistige
Rte
Liebe BahÕ-Freunde, wir fgen die Kopie eines Briefes bei, der jetzt im Auftrag des
Universalen Hauses der Gerechtigkeit an alle Nationalen Geistigen Rte gesandt wird und
sie ber die Bedrfnisse des Internationalen BahÕ-Fonds unterrichtet. Es ist die zuver-
sichtliche Erwartung des Hauses der Gerechtigkeit, da§ die Freunde in allen Teilen der
Welt positiv darauf antworten werden und da§ der Fortschritt in Richtung auf das Ziel
universeller Beteiligung am Spenden fr die Fonds des Glaubens weitergehen wird.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit hat uns gebeten Sie darber zu informieren,
da§ Ihre BahÕ-Gemeinden in seinen Augen eine besondere Rolle spielen, die darber hi-
nausgeht, da§ die Menge der Glubigen sich in breitem Umfang an der Untersttzung des
Fonds beteiligt.
Ein nennenswerter Teil der Mitglieder des Glaubens in ihrem Gebiet verfgt ber
Mittel, welche die der lieben Freunde in anderen Teilen der Welt, die unter Verhltnissen
materieller Entbehrungen zu kmpfen haben, bei weitem bertreffen. Ohne Druck oder
Bitten ausgesetzt zu sein, sollte ihnen geholfen werden, den Grad ihrer Verantwortung zu
erkennen, in betrchtlichem Umfang mit ihren Spenden den internationalen Bedarf des
Glaubens zu decken.
Zu dieser Zeit, da die Beanspruchung des BahÕ-Fonds auf allen Ebenen seiner T-
tigkeit die verfgbaren Betrge bei weitem bersteigt, ist ein gutes Urteilsvermgen bei
der Zuteilung der finanziellen Mittel des Glaubens besonders gefragt. Zwei Extreme ms-
sen vermieden werden: erstens dort, wo die Aufmerksamkeit gnzlich auf den internati-
onalen Bedarf gerichtet ist und die Entwicklung an der Heimatfront gelhmt wird. Das
andere Extrem entsteht, wenn rtlichen und nationalen Bedrfnissen, wie dem Ankauf
teurer BahÔ-Zentren, eine berm§ige Prioritt eingerumt und internationale Verant-
wortung au§er acht gelassen wird. Durch Ihre weise Fhrung der BahÔ-Gemeinde und
durch die fortwhrende Entwicklung eines Weltbewu§tseins in den Glubigen kann das
rechte Gleichgewicht gefunden und aufrecht erhalten werden.
Es ist sicherlich fr jeden Beobachter von Weltereignissen offensichtlich, da§
menschliche Angelegenheiten zur Zeit unbestndig und Gegenstand pltzlicher, unvor-
hersehbarer Vernderungen sind. Die Freunde haben die Mglichkeit sicherzustellen, da§
ihre Mittel zum dauerhaften Besten des Glaubens eingesetzt werden, durch ihre aufopfe-
rungsvollen und gro§zgigen Anstrengungen bei der Untersttzung seiner globalen Ak-
tivitten zu dieser Zeit, da ihre finanziellen Umstnde so gnstig sind.
Die demtigen Gebete des Hauses der Gerechtigkeit werden in ihrem Namen an der
Heiligen Schwelle dargebracht.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Fr die Sekretariatsabteilung
25. Mai 1999 Informationen ber die internationalen Fond
27
25. Mai 1999
Informationen ber die internationalen Fond
BahÕ-Weltzentrum Sekretariatsabteilung An alle Nationalen Geistigen Rte
Liebe BahÕ-Freunde, whrend der Vierjahresplan rasch seinem Abschlu§ entgegengeht,
hat das Universale Haus der Gerechtigkeit beschlossen, da§ es erforderlich ist, Ihnen In-
formationen ber die internationalen Fonds des Glaubens zu bermitteln. Wir wurden be-
auftragt, folgendes mitzuteilen.
Als ein Ergebnis der aufopferungsvollen Spenden von Glubigen berall her ber ein
Jahrzehnt hinweg bewegt sich das gewaltige Bauprojekt auf dem Berg Karmel mit bei-
spielloser Geschwindigkeit auf seinen Abschlu§ zu. Das Haus der Gerechtigkeit ist davon
berzeugt, da§ BahÕ auf der ganzen Welt weiterhin den in seinem Brief vom 20. Juni
1995 an Sie zum Ausdruck gebrachten Bedarf an Spenden von 10 Millionen Dollar jhr-
lich bis zum Ende des Jahrhunderts dekken werden.
Eine neue Herausforderung ist als Ergebnis des Fortschritts des Glaubens sowohl am
Weltzentrum als auch auf dem gesamten Planeten zum Vorschein gekommen. Es wird of-
fensichtlich, da§ die Hhe der Aufwendungen, die dem Internationalen BahÕ-Fonds ab-
verlangt werden, aufgrund einer Kombination nachfolgender Faktoren steil ansteigt. Die
Gebude und Terrassen auf dem Berg Karmel mssen auf einem Niveau erhalten werden,
das ihrem Charakter und der Wrde des Glaubens entspricht. Auch mssen Ma§nahmen
ergriffen werden, um in angemessener Weise mit der zu erwartenden stark ansteigenden
Zahl von Menschen umzugehen, die die Terrassen besuchen werden, und den Schutz vor
Schden zu gewhrleisten. Das Entstehen des administrativen Weltzentrums in all seinem
Glanz auf dem Berg Gottes zieht zunehmende Aufmerksamkeit auf den Glauben und
schafft so neue Mglichkeiten zur Ausweitung des Einflusses der Sache. Die Errungen-
schaften derjenigen, die den Vierjahresplan in allen Teilen des Planeten energisch und
hingebungsvoll durchfhren und dabei neue Institutionen des Glaubens errichten und sei-
ne menschlichen Hilfsquellen ausweiten, haben das Tempo der administrativen Aktivit-
ten am Weltzentrum erhht und erfordern die Zuteilung weiterer Mittel um
sicherzustellen, da§ die Arbeit effizient und schnell ausgefhrt wird. Die Notwendigkeit,
in den Regionen Haifa und ?Akk zur Sicherung der ruhigen Umgebung der Heiligen
Sttten Gelnde zu erwerben, auf die in einem frheren Brief Bezug genommen wurde,
bleibt dringlich, da sich der Proze§ der stdtischen Entwicklung in diesen Gebieten be-
schleunigt.
Das Haus der Gerechtigkeit lenkt ihre Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit der
verstrkten Untersttzung der BahÕ- Fonds auf internationaler Ebene, in der festen
berzeugung, da§ der beeindruckende Nachweis an aufopferungsvollen Anstrengungen
seitens der Glubigen durch ihre Antwort auf die hier beschriebene Situation aufrechter-
halten wird. Die Aufstellung von Budgets auf nationaler und rtlicher Ebene sollte im
Lichte dieser Voraussetzungen durchgefhrt werden. Vor allem sollte es keine Unterbre-
chung Ihrer anhaltenden Bemhungen geben, den Freunden Ihres Gebiets dabei zu hel-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
28
fen, ein tieferes Verstndnis fr die geistige Verpflichtung des Spendens fr die BahÕ-
Fonds zu erwerben, die fr alle, ungeachtet ihrer finanziellen Verhltnisse, bindend ist.
Besonders diejenigen Glubigen, die mit materiellen Mitteln gesegnet wurden, die die
wesentlichen Lebensbedrfnisse bersteigen, sollten tief ber die Verantwortung nach-
denken, die zu dieser Zeit, da die Erfordernisse der Sache so dringlich sind, auf ihnen
liegt.
Die Gebete des Universalen Hauses der Gerechtigkeit fr die Besttigung ihrer Be-
mhungen, den Fortschritt des Glaubens zu untersttzen, werden an den Heiligen Schrei-
nen dargebracht.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Fr die Sekretariatsabteilung
24. August
1999 Erdbeben in der Trkei
E-Mail des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 24. August 1999
An alle Nationalen Geistigen Rte
Liebe BahÕ-Freunde, die historische Verbindung der Sache BahÕuÕllhs mit der Trkei
als einem Land, das den Herzen der BahÕ heilig ist, macht aus dem vom jngsten Erd-
beben verursachten Unglck ein Ereignis unaussprechlichen Kummers fr die BahÕ-
Welt. Whrend wir darber erleichtert sind, da§ gem§ den erhaltenen Berichten das Le-
ben unserer Glaubensgenossen verschont blieb, trauern wir mit all jenen, die sowohl
durch den Tod Tausender ihrer Mitbrger als auch durch die ausgedehnten Zerstrungen
von Eigentum unendliche Verluste erlitten haben. Zustzlich zu unseren inbrnstigen Ge-
beten an den Heiligen Schreinen fr die Hinterbliebenen und Bekmmerten haben wir
veranla§t, da§ eine Spende fr Hilfsma§nahmen gettigt wird. Au§erdem wurde der Ver-
treter der Internationalen BahÕ-Gemeinde bei den Vereinten Nationen gebeten, im Na-
men unserer Weltgemeinde dem Prsidenten der Trkei seine herzliche Anteilnahme zu
bermitteln.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
16. September
1999 Erffnung der Terrassen auf dem Berg Karmel
Wir freuen uns, untenstehend die deutsche bersetzung der Botschaft des Universalen
Hauses der Gerechtigkeit vom 16. September 1999 zur geplanten offiziellen Erffnung
der Terrassen auf dem Berg Karmel bekanntzugeben. 19 Freunde aus Deutschland wer-
den die unbeschreibliche Ehre haben, unsere nationale BahÕ-Gemeinde bei diesem his-
torischen Ereignis zu reprsentieren. Der Nationale Geistige Rat hat ein Verfahren
16. September 1999 Erffnung der Terrassen auf dem Berg Karmel
29
bestimmt, durch das diese 19 Freunde ausgewhlt werden. Es beruht zunchst auf Vor-
schlgen und einer abschlie§enden geheimen Wahl, wobei das Berateramt, das Hilfsamt
und der Nationale Geistige Rat in das Verfahren einbezogen sind. Mitglieder dieser Insti-
tutionen selbst stehen nicht zur Auswahl, da sie bereits zu anderen Gelegenheiten die Ehre
hatten bzw. haben werden, an Feierlichkeiten am Weltzentrum teilzunehmen. Hierdurch
sollen auf eine mglichst gerechte Weise die Vertreter der deutschen BahÕ-Gemeinde
bestimmt werden. Sobald die Auswahl getroffen ist, wird die Gemeinde darber infor-
miert.
Der Nationale Geistige Rat der BahÕ in Deutschland
BahÕ-Weltzentrum / Sekretariatsabteilung / 16. September 1999 An alle Nationa-
len Geistigen Rte
Offizielle Erffnung der Terrassen auf dem Berg Karmel
Liebe BahÕ-Freunde, es ist vorgesehen, die letzten Arbeiten an den laufenden Baupro-
jekten auf dem Berg Karmel im Dezember 2000 abzuschliessen. Das Universale Haus der
Gerechtigkeit hat daher beschlossen, mit den Vorbereitungen fr die offizielle Erffnung
der Terrassen des Schreines des Bb fr die
ffentlichkeit fortzufahren. Die im Mai 2001
stattfindenden Feierlichkeiten werden die Vollendung aller dieser Projekte kennzeichnen.
Wir wurden gebeten, die folgenden Informationen und Bitten fr Ihre berlegungen und
Ma§nahmen zu bermitteln.
Veranstaltungsprogramm
Die Veranstaltungen vom 21. bis 25. Mai 2001 werden Folgendes umfassen:
21.Mai: Besuch des Heiligsten Schreines in Bahj.
22.Mai: Morgens: Eine vorbereitende Konferenz. Bei Einbruch der Dunkelheit: Eine f-
fentliche Feier, deren zwei Hauptpunkte die Erleuchtung der Terrassen und ein Mu-
sikkonzert sein werden.
23.Mai: Ein Andachtsprogramm am Morgen, hauptschlich fr BahÕ Ð gefolgt von ei-
nem Aufstieg ber die Terrassen, einer Umschreitung des Heiligen Schreines und ei-
nem Besuch von Gebuden am Bogen. Mit Ausnahme des Andachtsprogramms
werden diese Aktivitten an den folgenden zwei Tagen, dem
24. und 25. Mai: fortgesetzt, so dass ausreichend Zeit fr die Teilnahme aller Besucher
vorhanden sein wird.
Teilnahme
Da es bei den Veranstaltungen am BahÕ-Weltzentrum nicht mglich sein wird, so
viele Freunde unterzubringen, wie eventuell teilnehmen mchten, hat das Haus der Ge-
rechtigkeit beschlossen, die Teilnahme der Glubigen auf der Grundlage von Kontingen-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
30
ten zu bewilligen: 19 aus dem Zustndigkeitsbereich eines jeden Nationalen Geistigen
Rates und 9 aus allen anderen Gebieten, die vom Haus der Gerechtigkeit noch festgelegt
werden. Jeder Nationale Geistige Rat wird gebeten, Folgendes zu tun:
¥ Whlen Sie auf einer gerechten Grundlage 19 Teilnehmer Teilnehmer aus, wobei Sie
die allgemeine Erwartung des Hauses der Gerechtigkeit bercksichtigen sollten, dass
eine mglichst gro§e Zahl von ethnischen Gruppen und Volksstmmen vertreten ist.
Bitte beachten Sie, dass es wichtig ist, eine Anzahl von Jugendlichen einzubeziehen.
¥ Senden Sie die Namen der Ausgewhlten bis zum 31. Mai 2000 an das Weltzentrum.
Die Freunde sollten einplanen, bis zu sechs Nchte im Bereich von Haifa/Akk zu
verbringen, nicht vor dem 20. Mai anzukommen und vor Sonnenuntergang des siebten
Tages, dem 26. Mai, abzureisen. Sie knnen aber vor oder nach ihrem Aufenthalt im Ge-
biet von Haifa/Akk andere Teile Israels fr einen zustzlichen Zeitraum von 10 Tagen
besuchen.
Weitere Einzelheiten, einschlie§lich Informationen ber Hotels und andere Unter-
knfte sowie Reiseinformationen, werden Ihnen zu einem spteren Zeitpunkt zugesandt.
Die Freunde sollten den Erhalt dieser Informationen abwarten, bevor sie ihre Reiseplne
machen.
Ihre rechtzeitige Beachtung dieser Angelegenheit wrden wir sehr begr§en.
Mit herzlichen BahÕ-Gr§en Fr die Sekretariatsabteilung
05. Oktober 1999
Mrtyrertod eines BahÕ in Tadschikistan
Pionier wurde Opfer fanatischen berfalls
Vom Universalen Haus der Gerechtigkeit erhielt der Nationale Geistige Rat untenstehen-
de Nachricht ber den krzlichen Mrtyrertod eines BahÕ-Pioniers in Tadschikistan.
Den Kindern und Enkeln von Herrn Abdullah Mogharrabi, die zum Teil auch unserer
deutschen Gemeinde angehren, gilt unser aller Mitgefhl. Mag das standhafte Beispiel
dieses lieben und geschtzten BahÕ- Freundes alle BahÕ in ihrem Dienst fr
BahÕuÕllh beflgeln. Auf Wunsch des Weltzentrums wird diese bestrzende Nachricht
vorerst nicht an die Presse oder Medien weitergeleitet.
05. Oktober 1999 Mrtyrertod eines BahÕ in Tadschikistan
31
BahÕ-Weltzentrum - E-Mail vom 5. Oktober 1999 an alle Nationalen Geistigen R-
te.
Liebe BahÕ-Freunde,
das Universale Haus der Gerechtigkeit hat uns gebeten, Ihnen den Mrtyrertod von Herrn
Abdullah Mogharrabi bekanntzugeben, einem standhaften und ergebenen Pionier des
Glaubens in Tadschikistan, der durch einen Mordanschlag ums Leben kam.
Nachdem er den gr§ten Teil seines Lebens in der Wiege des Glaubens verbracht hat-
te, wo er in vielfltiger Funktion auf den Gebieten des Lehrens und der Administration
ttig war, verlie§ er auf Anraten der Institutionen Iran, da sein Leben in Gefahr war, und
lie§ sich anderswo nieder. Er wohnte einige Jahre in Gro§britannien in der Nhe seiner
Tochter, bevor er nach Tadschikistan pionierte, wo er seit Bildung des Nationalen Geis-
tigen Rates 1994 eine kraftvolle Sttze fr diese BahÕ-Gemeinde war. Mit Ausnahme
eines Jahres war er die ganze Zeit seines Aufenthaltes in Tadschikistan Sekretr dieser
Institution.
Die Weise, wie er gettet wurde, lsst keinen Zweifel daran, dass der berfall von
Fanatikern dieses Landes ausgefhrt wurde. Es ist bemerkenswert, dass 1993 eine irani-
sche Zeitung seinen Namen in herabsetzender Weise erwhnte und ihn anti-islamischer
Aktivitten beschuldigte, mit denen er die Muslime in Tadschikistan tuschen wolle.
Er wurde am Freitagabend, 24. September 1999, ermordet. Die BahÕ-Freunde, die
an den Untersuchungen der Behrden ber seinen Tod beteiligt waren, berichteten, dass
Herrn Mogharrabis Hnde auf seinem Rcken zusammengebunden waren, er war gekne-
belt worden und man hatte ihn gezwungen, sich mit dem Gesicht nach unten hinzulegen;
sein Krper wies Spuren von Folter auf. Ihm war in den Rcken geschossen worden, die
Kugel hatte sein Herz durchbohrt. Sein Zimmer war unberhrt geblieben und das Geld,
das er in verschiedenen Whrungen besa§, war nicht gestohlen worden. Die Haustr war
offen geblieben, was die Aufmerksamkeit von Nachbarn schon wenige Stunden spter
auf sich zog.
Sein Opfer wird gewiss neue Besttigungen auf die Bemhungen der BahÕ-Gemein-
de in Tadschikistan und der Nachbarlnder anziehen. Trotz seines fortgeschrittenen Al-
ters von 88 Jahren leistete er den Menschen und der BahÕ-Gemeinde jenes Landes
unermdliche Dienste und war damit fr uns alle ein wahres Beispiel fr Ergebenheit im
Glauben. Vor einiger Zeit hatte er in einem seiner Briefe an das Weltzentrum seinem
Wunsch Ausdruck verliehen, mit seinem letzten Atemzug ein Mrtyrer des Glaubens zu
werden. Herrn Mogharrabis glanzvolles Leben erinnert uns alle an die Aussagen der Ge-
segneten Schnheit in den Verborgenen Worten:
O Sohn des Menschen!
Denke nach und berlege wohl: Willst du in deinem Bette sterben oder als Mr-
tyrer dein Blut im Staube auf Meinem Pfad vergie§en, als Knder Meines Befehls
und als Offenbarung Meines Lichtes im erhabensten Paradiese? Entscheide dich
richtig, o Diener!
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
32
Das Haus der Gerechtigkeit betet fr den Fortschritt seiner Seele und spricht den Mit-
gliedern seiner Familie sein liebevolles Mitgefhl aus. Es wird auch fr die Glubigen in
Tadschikistan beten, einem Land, in dem Herrn Mogharrabi die Krone des Mrtyrertums
gewhrt wurde.
Mit liebevollen BahÕ-Grssen Sekretariatsabteilung
26. November 1999
Fortschritte des Gttlichen Planes
Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, 26. November 1999
Innig geliebte Freunde,
an diesem besonderen Tag, da unsere Herzen und Gedanken auf das unsterbliche Beispiel
gerichtet sind, das durch das Leben des Mittelpunktes des Bundes gesetzt wurde, halten
wir inne; mit Gefhlen tiefer Dankbarkeit bemerken wir die gegenwrtigen Fortschritte
des Gttlichen Planes, den Er entwarf, und werfen einen Blick auf die Zukunft jenseits
der Vier-Jahres-Etappe, die sich nun rasch dem Ende zuneigt.
Die Errungenschaften dieser Zeitspanne sind in der Tat ermutigend. Ein beeindru-
ckendes Netz an BahÕ-Instituten wurde weltweit errichtet, in einem Ausma§, das wir
uns zu Beginn des Planes nur vage vorstellen konnten. Diese sich entfaltenden Studien-
zentren haben bedeutsame Schritte bei der Entwicklung formaler Programme und der Er-
richtung wirkungsvoller Systeme zum Abhalten von Kursen gemacht. Berichte zeigen,
dass die Zahl der Glubigen, die direkt von Institutskursen profitiert haben, auf beinahe
100.000 angestiegen ist. Ohne Frage hat sich die Fhigkeit der weltweiten Gemeinde, ihre
menschlichen Hilfsquellen zu entwickeln, deutlich gesteigert.
Die Auswirkungen dieses systematischen Vorgehens zur Entwicklung menschlicher
Hilfsquellen machen sich im Leben aller drei Hauptakteure des Planes bemerkbar: des
einzelnen Glubigen, der Institutionen und der rtlichen Gemeinden. Es hat einen Auf-
schwung bei den Lehraktivitten gegeben, die auf Initiative des Einzelnen unternommen
wurden. Geistige Rte, Regionale BahÕ-Rte und Ausschsse haben an Fhigkeit ge-
wonnen, den Glubigen in ihren persnlichen und ihren gemeinsamen Bemhungen Fh-
rung zu geben. Und das Gemeindeleben ist aufgeblht, sobald neue Denk- und
Verhaltensweisen aufkamen - sogar in Orten, die lange Zeit schlummerten.
Wenn wir die BahÕ-Welt berblicken, erkennen wir eine betrchtlich gestrkte Ge-
meinde, innerlich gesund und merklich gefestigt. Beachtlich sind ihre Leistungen, die
f-
fentlichkeit, Regierungen sowie gesellschaftliche Organisationen zu erreichen und das
Vertrauen dieser Kreise zu gewinnen. Einrichtungen, die sich auf auswrtige Angelegen-
heiten spezialisierten und einer wohldurchdachten Strategie gefolgt sind, haben national
und international den Rahmen des Einflusses des Glaubens erweitert. Projekte der sozia-
len und wirtschaftlichen Entwicklung, die den geistigen und materiellen Auftrieb ganzer
Gemeinschaften anstreben, durchdringen die Gesellschaft an der Basis.
26. November 1999 Fortschritte des Gttlichen Planes
33
Die beiden Etappen in der Entfaltung des Gttlichen Planes, die unmittelbar vor uns
liegen, werden ein Jahr und fnf Jahre dauern. Zu Ridvn 2000 wird die BahÕ-Welt auf-
gefordert werden, sich auf die erste dieser zwei Etappen zu begeben: ein Unterfangen von
zwlf Monaten, das darauf abzielt, die Krfte, Fhigkeiten und Einsichten zu konzentrie-
ren, die sich jetzt so deutlich abgezeichnet haben. Der Fnf-Jahres-Plan, der darauf folgt,
wird eine Reihe von weltweiten Unternehmungen einleiten, die die BahÕÐGemeinde
durch die letzten zwanzig Jahre des ersten Jahrhunderts des Gestaltenden Zeitalters fh-
ren werden. Diese globalen Plne werden sich weiterhin darauf konzentrieren, den Pro-
zess des Beitritts in Scharen voranzutreiben und ihn systematisch zu beschleunigen.
Whrend dieser einjhrigen Anstrengung ist es notwendig, dass nationale und regio-
nale Institute berall die Programme und Systeme, die sie jetzt entwickelt haben, zur vol-
len Anwendung bringen. Nationale Gemeinden sollten den Fnf-Jahres- Plan im
Vertrauen darauf beginnen, dass der Erwerb von Wissen, Qualitten und praktischen F-
higkeiten des Dienstes seitens einer gro§en Zahl von Glubigen mit Hilfe aufeinander
aufbauender Kursfolgen ungehindert fortgesetzt wird. Gro§e Aufmerksamkeit muss auch
der weiteren Systematisierung der Lehranstrengungen zukommen, ob sie von Einzelnen
unternommen oder von Institutionen geleitet werden. In diesem Zusammenhang hat das
Internationale Lehrzentrum bestimmte Muster der systematischen Verbreitung und Fes-
tigung fr relativ kleine geographische Regionen benannt, die aus einer berschaubaren
Zahl von Ortschaften bestehen. Durch die Zusammenarbeit von Beratern und Nationalen
Geistigen Rten werden jetzt auf jedem Kontinent mehrere Programme fr Regionales
Wachstum erstellt. Im Zwlf-Monats-Plan wird man sie sorgfltig berwachen und ihre
Methoden verfeinern, so dass dieser Ansatz in die folgenden Plne integriert werden
kann.
Strategien, die den Prozess des Beitritts in Scharen vorantreiben sollen, drfen Kinder
und Junioren nicht bersehen, wenn die in einer Generation gewonnenen Siege nicht im
Laufe der Zeit verloren gehen sollen. Es ist daher unabdingbar, dass zum jetzigen Zeit-
punkt im Systematisierungsprozess der Lehrarbeit klare Schritte unternommen werden,
damit die Vision der Gemeinde auch ihre jngeren Mitglieder umfasst. Die Erziehung der
Kinder, eine Verpflichtung sowohl der Eltern als auch der Institutionen, erfordert beson-
deren Nachdruck, damit sie gnzlich in den Prozess der Gemeindeentwicklung eingeglie-
dert wird. Diese Arbeit sollte in den nchsten zwlf Monaten deutlich intensiviert und in
den folgenden Jahren noch weiter fortgesetzt werden. Dass die Programme der meisten
Institute in der Welt auch die Ausbildung von Kinderklassenlehrern vorsehen, stellt ein
Element der Strke dar. Geistige Rte und Hilfsamtsmitglieder werden diese neu ausge-
bildeten menschlichen Potentiale mobilisieren mssen, damit sie den geistigen Bedrf-
nissen und Anforderungen der Kinder und Junioren gerecht werden.
Der Zeitraum des Zwlf-Monats-Plans wird mit dem zu Ende gehenden 20. Jahrhun-
dert durch umfassende Aktivitten in der gesamten Gesellschaft gekennzeichnet sein.
Fhrende Denker zeigen bereits ein lebhaftes Interesse am Schicksal der kommenden Ge-
neration, und wir hoffen, dass die Glut und Ernsthaftigkeit der BahÕÐGemeinde Ð so-
wohl bei ihren internen Aktivitten als auch in ihrem Austausch mit der Gesellschaft - ein
Gefhl der Zuversicht und des Vertrauens in die Zukunft der Menschheit vermitteln wer-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
34
den.
Wir werden inbrnstig in den Heiligen Schreinen beten, dass BahÕuÕllh Ihre An-
strengungen segnen mge, den Vier-Jahres- Plan zu einem gro§artigen Abschluss zu
bringen.
gez. Das Universale Haus der Gerechtigkeit
28. Dezember 1999
BahÕ-Gesetze in Kraft gesetzt
Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, 28. Dezember 1999
An die BahÕ der Welt Geliebte Freunde,
Im Verlauf des Vier-Jahres-Planes haben wir jene Gesetze des Kitb-i-Aqdas durchgese-
hen, die noch nicht weltweit angewendet werden, um zu entscheiden, fr welche es an der
Zeit wre, sie jetzt in Kraft zu setzen.
In jedem Land nehmen wir die zunehmende Sehnsucht nach geistigem Leben und ei-
ner klaren ethischen Linie wahr. Es wird erkannt, dass Plne und Programme zur Besse-
rung des menschlichen Daseins wirkungslos sind, wenn sie nicht auf einem Leben
geistigen Bewusstseins und ethischer Werte grnden. Wer sollte besser gerstet sein, die-
se Sehnsucht zu stillen, als jene, die bereits von den Lehren BahÕuÕllhs beseelt und
durch Seine Macht untersttzt werden?
Wir haben daher entschieden, dass es fr alle Glubigen unerlsslich ist, ihr Bewusst-
sein der Segnungen zu vertiefen, die durch jene Gesetze vermittelt werden, welche unmit-
telbar das geistige Leben des Einzelnen und damit das der Gemeinde frdern. Diese
Gesetze sind in ihren Grundzgen allen BahÕ bekannt; aber das Erlangen tieferer Ein-
sicht in ihre Bedeutung bedingt, dass alle gttlich offenbarten Aspekte, die zu ihrer Be-
achtung gehren, eingehalten werden. Dies betrifft die Gesetze zum Pflichtgebet, zum
Fasten und zum Sprechen des Gr§ten Namens fnfundneunzig Mal am Tage.
BahÕuÕllh versichert: ãWer weder gute Werke vollbringt noch seine Andachten ver-
richtet, der gleicht einem Baum, der keine Frchte trgt, und einem Tun, das keine Spuren
hinterlsst. Wer die heilige Verzckung des Gebets kennt, wird nicht bereit sein, Andacht
und Gotteslob fr alle Schtze der Welt einzutauschen. Fasten und Pflichtgebete sind wie
zwei Flgel fr des Menschen Leben. Selig, wer sich mit ihrer Hilfe emporschwingt in
den Himmel der Liebe Gottes, des Herren aller Welten.Ó
Die Freunde sind schon lange mit der gro§en Bedeutung vertraut, die BahÕuÕllh
dem tglichen Pflichtgebet und der Beachtung des Fastens beimisst. Aber eine Anzahl
von Aspekten des Gesetzes, wie etwa jene, die Waschungen, das Reisen oder den Ersatz
fr versumte Gebete betreffen, mussten noch fr weltweit anwendbar erklrt werden.
Dieser Schritt wurde jetzt getan. Damit sind alle Teile der Gesetze betreffend die Pflicht-
gebete und das Fasten ohne jede Ausnahme jetzt anzuwenden. Wir haben zudem be-
schlossen, dass die Zeit gekommen ist, da die BahÕ in jedem Lande sich die Worte aus
28. Dezember 1999 Anwendung der Gesetze und Verordnungen des Kitb-i-Aqdas
35
dem Kitbi- Aqdas zu Herzen nehmen sollen: ãJedem, der an Gott, den Herrn des Ge-
richts, glaubt, ist geboten, sich tglich, nachdem er die Hnde und dann das Gesicht ge-
waschen hat, niederzusetzen, sich Gott zuzuwenden und fnfundneunzig Mal ÝAllh-u-
AbhÜ zu sprechen. Also befahl der Schpfer der Himmel, als Er sich voll Macht und Ma-
jestt auf dem Thron Seiner Namen niederlie§.Ó Mgen alle die geistige Bereicherung er-
fahren, die ihren Seelen durch diesen einfachen Akt der andchtigen Meditation
geschenkt wird.
Das durch individuelle Andacht erzeugte geistige Wachstum wird verstrkt durch das
liebevolle Zusammensein der Freunde an jedem Ort, durch Andacht in der Gemeinde und
durch Dienst am Glauben und fr unsere Mitmenschen. Diese gemeinschaftlichen Aspek-
te des gottgeflligen Lebens beziehen sich auf das Gesetz des MashriquÕl-Adhkr, das
sich im Kitb-i-Aqdas findet. Obgleich die Zeit fr den Bau von rtlichen MashriquÕl-
Adhkr noch nicht gekommen ist, sind das Abhalten von regelm§igen, allen offen ste-
henden Andachtsversammlungen und die Beteiligung der BahÕ-Gemeinden an Projek-
ten humanitren Dienstes Ausdruck fr diesen Teil des BahÕ-Lebens und ein weiterer
Schritt in der Erfllung des Gesetzes Gottes.
BahÕuÕllh schreibt: ãZum Zeichen Unserer Gnade schmckten Wir den Himmel
der Rede mit Sternen gttlicher Weisheit und mit heiligen Geboten. Wahrlich, Wir sind
der Immervergebende, der Gro§mtigste. O Freunde Gottes in allen Landen! Erkennt den
Wert dieser Tage und haltet euch an alles, was von Gott, dem Gr§ten, dem Erhabensten,
herabgesandt ward. Er wahrlich gedenkt euer in Seinem Gr§ten Gefngnis und lehrt
euch, was euch einer Stufe nahen l§t, welche die Augen derer erfreut, die reinen Herzens
sind. Ruhm sei euch und allen, die zum Springquell des Lebens kamen, der sich aus Mei-
ner wundersamen Feder ergie§t.Ó
Unser Gebet an der Heiligen Schwelle erfleht, dass die gr§ere Beachtung des in die-
sen Gesetzen zum Ausdruck kommenden geistigen Kerns der Lehren die Hingabe der
Freunde an die Quelle aller Gnadengaben strken werde und die empfnglichen Seelen
unter Seinen geistig ausgehungerten Kindern zur Sache Gottes anziehen mge.
gez. Das Universale Haus der Gerechtigkeit
28. Dezember 1999
Anwendung der Gesetze und Verordnungen des Kitb-i-Aqdas
An alle Nationalen Geistigen Rte Liebe BahÕ-Freunde,
am 9. Mai 1993 wurde allen Nationalen Geistigen Rten die Kopie eines Schreibens vom
9. Juni 1974 gesandt, das an den Nationalen Geistigen Rat von Island gerichtet war und
in dem jene Gesetze aufgefhrt waren, die zu jener Zeit fr die Freunde im Westen noch
nicht bindend waren. Der Begleitbrief wies darauf hin, dass das Gesetz der HuqquÔllh
zu Ridvn 1992 universelle Gltigkeit erhalten hat. Am 28. Dezember 1999 richtete sich
das Universale Haus der Gerechtigkeit an die BahÔ der Welt und informierte sie, dass
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
36
jetzt auch die verbliebenen Aspekte der Gesetze zu Gebet und Fasten universelle Anwen-
dung finden.
Um die Information auf den neuesten Stand zu bringen, wurden wir daher gebeten,
Ihnen die beigefgte Liste der Gesetze zuzusenden, die noch keine universelle Gltigkeit
erlangt haben und welche die Liste, die im Mai 1993 gesandt wurde, ersetzt.
Mit herzlichen BahÕ-Gr§en Sekretariatsabteilung des Universalen Hauses der Gerech-
tigkeit
Bestimmungen des Kitb-i-Aqdas,
die noch nicht weltweit in Kraft gesetzt wurden, 28. Dezember 1999
Nachdem die Bestimmungen zu den Pflichtgebeten, ber das Fasten und das Sprechen
des Gr§ten Namens allgemein in Kraft gesetzt wurden, stellte das Universale Haus der
Gerechtigkeit folgende Liste mit Bestimmungen der ãInhaltsbersicht und systemati-
schen Darstellung der Gesetze und Gebote des Kitb-i-AqdasÓ zur Verfgung, die fr die
Freunde noch nicht allgemein verbindlich sind. Zur Erleichterung werden die Nummern
der jeweiligen Abschnitte angegeben.
IV.C.1.i Die Bestimmungen zum Verlbnis.
IV.C.1.j Die Bestimmung ber die Zahlung der Morgengabe durch den Brutigam an die
Braut.
IV.C.1.l & m Die Bestimmungen ber Reisen eines Mannes ohne Begleitung seiner Ehe-
frau.
IV.C.1.n & o Die Bestimmungen zur Jungfrulichkeit der Ehefrau.
IV.C.2.b Der Teil des Scheidungsrechts, der die Zahlung von Geldstrafen an das Univer-
sale Haus der Gerechtigkeit vorsieht.
IV.C.3 Das Erbrecht. Die Erbfolge im Intestatsfall wird derzeit zumeist vom jeweiligen
brgerlichen Recht geregelt.
IV.D.1.a Die Bestimmungen ber die Pilgerfahrt.
IV.D.1.d Die Bestimmungen ber den MashriquÕl-Adhkr werden schrittweise in Kraft
gesetzt.
IV.D.1.f Die BahÕ-Feiertage werden von den Glubigen im Westen so lange entspre-
chend dem Gregorianischen Kalender gefeiert, bis das Universale Haus der Gerech-
tigkeit es fr geboten hlt, den BadÔ-Kalender im Wege der Gesetzgebung allgemein
einzufhren.
IV.D.1.j Gegenwrtig bezieht sich das ãReifealterÓ lediglich auf die religisen Pflichten
des BahÕ. In allen anderen Fragen bestimmt sich seine Volljhrigkeit nach dem
staatlichen Recht. Die administrative Volljhrigkeit wurde vorlufig auf 21 Jahre
festgesetzt.
IV.D.1.k Von den Bestimmungen fr die Bestattung der Toten gelten im Westen bislang
lediglich die Pflicht zur Erdbestattung (keine Feuerbestattung); das Verbot, den
Leichnammehr als eine Stunde vom Sterbeort zu transportieren; die Pflicht, das To-
tengebet zu sprechen, sofern der verstorbene BahÕ das 15. Lebensjahr vollendet hat-
28. Dezember 1999 Anwendung der Gesetze und Verordnungen des Kitb-i-Aqdas
37
te. IV.D.1.p Die Bestimmungen ber den Zehnten (Zakt).
IV.D.1.r Die Bestimmungen ber die Jagd.
IV.D.1.t,u,v & w Die Bestimmungen betreffend Fundsachen, Verfgungen ber gefunde-
ne Schtze oder treuhnderisch verwaltete Gegenstnde, sowie Schadenersatz bei
fahrlssiger Ttung sind fr eine knftige Gesellschaft vorgesehen. Diese Rechtsfol-
gen werden zumeist vom staatlichen Recht geregelt.
IV.D.1.y, XIV,XV,XVI & XVII Brandstiftung, unehelicher Beischlaf, Ttung mit Vor-
satz und Diebstahl sind dem BahÕ verboten. Die dafr im Kitbi- Aqdas festgesetz-
ten Strafen sind jedoch fr eine knftige Gesellschaft vorgesehen. Insoweit gilt bis
dahin das staatliche Recht.
IV.D.1.y, XXV, XXX, XXXI & XXXII Das Verbot der Benutzung ffentlicher Becken,
wie sie frher in persischen Bdern zu finden waren, das Verbot, die Finger ins Essen
zu tauchen, das Verbot der Rasur des Hauptes und der Haartracht des Mannes bis ber
das Ohrlppchen.
Alle Weisungen und Ermahnungen, die unter IV.D.3 aufgefhrt sind, knnen generell
von den Freunden befolgt werden, sofern dies mglich ist. So kann etwa der Auftrag, sei-
ne Kinder zu lehren, die heiligen Verse im MashriquÕl-Adhkr zu singen, derzeit nur in
geringem Umfang buchstblich erfllt werden; jedoch sollten die Freunde ihre Kinder in
den heiligen Schriften unterweisen, so weit sie dazu imstande sind.
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
38
39
Botschaften und Briefe
des Jahres 2000
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
40
19. Januar 2000
ÔAmatuÕl-Bah Rhyyih Khnum ins Abha-Knigreich abberufen
E-Mail-Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
An die BahÕ der Welt
In den frhen Stunden des heutigen Morgens wurde die Seele von AmatuÕl-Bah
Rhyyih-Khnum Ð Shoghi EffendiÕs geliebte Gefhrtin und das letzte Bindeglied der
BahÕ-Welt mit der Familie ÔAbduÕl- Bahs Ð von den Begrenzungen dieses irdischen
Daseins befreit. Inmitten unserer Trauer hlt uns die Gewissheit aufrecht, dass sie nun zur
Herrlichkeit der Himmlischen Heerscharen in die Gegenwart der Abh-Schnheit geru-
fen wurde.
Fr all jene, deren Herzen sie so tief berhrte, wird der Schmerz, den dieser unersetz-
liche Verlust zufgt, zu Gottes gegebener Zeit gelindert, wenn sie sich der Freude be-
wusst werden, die ihr gebhrt durch die Wiedervereinigung mit dem Hter und dem
Meister; Dieser selbst hatte im Heiligsten Schrein dafr gebetet, dass ihre Eltern mit ei-
nem Kind gesegnet wrden. Im Laufe der kommenden Jahrhunderte werden die Anhn-
ger BahÕuÕllhs mit Staunen und Dankbarkeit ber die hohe Qualitt ihrer Dienste
nachsinnen, die sie Ð innbrnstig, unbezwingbar und einfallsreich Ð fr den Schutz und
die Frderung der Sache erbrachte.
Bereits in ihrer Jugend hatte sich AmatuÕl-Bah durch ihre Aktivitten in Nord-Ame-
rika ausgezeichnet; sowohl mit ihrer lieben Mutter als auch alleine erwies sie spter dem
Glauben in Europa wertvolle Dienste. Zwanzig Jahre innigster Verbindung mit Shoghi
Effendi lie§en seine Feder solche Ehrungen be- zeugen wie ãmeine Hilfe und GefhrtinÒ,
ãmein SchutzschildÒ, ãmeine unermdliche Mitarbeiterin bei den gro§en Aufgaben, die
auf mir lastenÒ. Diesen Tributen fgte er 1952, nach dem Tod ihres herausragenden Va-
ters, seine Entscheidung hinzu, sie zum Rang einer Hand der Sache Gottes zu erheben.
Der niederschmetternde Schock des Hinscheidens des geliebten Hters sthlte ihre
Ent-schlossenheit, gemeinsam mit den anderen Hnden der Sache Gottes ihren Anteil
zum Triumph des Zehnjahres- Kreuzzuges beizutragen und anschlie§end, mit der ihr ei-
genen Beherztheit, ihre historischen weltweiten Reisen zu unternehmen.
Ein Leben, das seiner Herkunft nach so edel, fr die Bewahrung der Unversehrtheit
des Glaubens so entscheidend, und in seinem ergebenen, ununterbrochenen und selbstlo-
sen Dienst so reich war, bewegt uns zu wrdigen Gedenkveranstaltungen der BahÕ- Ge-
meinden auf nationaler wie rtlicher Ebene aufzurufen, als auch zu besonderen
Zusammenknften in ihrem Gedenken in allen Husern der Andacht.
Mit sehnsuchtsvollen Herzen erflehen wir an der Heiligen Schwelle, dass unendliche
himmlische Gnadengaben ihre Seele umgeben mgen, whrend sie die ihr gebhrende
und wohlverdiente Stellung unter den erhabenen Gefhrten des Knigreichs Abh ein-
nimmt.
27. Januar 2000 Hinscheiden von Adib Taherzadeh
41
27. Januar 2000
Hinscheiden von Adib Taherzadeh
An die BahÕ der Welt
Der Heimgang unseres innig geliebten Mitarbeiters, Adib Taherzadeh, hat unsere tiefe
Trauer verstrkt. Voll Bewunderung gedenken wir seiner ergebenen und unermdlichen
Dienste, die er der Sache Gottes ber ein halbes Jahrhundert erwies. Mit seinem beispiel-
haften Enthusiasmus fr das Lehren und seiner Fhigkeit, die Glubigen zu begeistern,
gewann er die Liebe und Zuneigung aller, die ihn kannten. Als aufopfernder Pionier, als
ein Verteidiger des Bundes, als Mitglied der Nationalen Geistigen Rte der Britischen In-
seln und der Republik Irland, als Mitglied des Kontinentalen Berateramtes in Europa und
als Mitglied des Universalen Hauses der Gerechtigkeit bewies er vllige Hingabe, uner-
schtterlichen Glauben und unbeugsame Entschlossenheit.
Zu einem frhen Zeitpunkt in seinem Leben ergriff ihn der Wunsch, seinen Mitglu-
bigen im Westen den Reichtum der Geschichte und der Lehren des Glaubens zugnglich
zu machen. Es war diese Sehnsucht, die in dem umfassenden Werk an Schriften ihren
Ausdruck fand, das auf immer mit seinem Gedenken verbunden bleiben wird.
Unser tief empfundenes Mitgefhl gilt seiner hinterbliebenen Familie, insbesondere
seiner lieben Frau und seinen geliebten Kindern. Wir versichern sie unserer inbrnstigen
Gebete in den Heiligen Schreinen, dass ihm ein reicher Lohn im Knigreich Abh zuteil
werden mge.
Alle Nationalen Rte werden gebeten, Gedenkveranstaltungen in seinem Namen ab-
zuhalten, ebenso Andachten zu seinen Ehren in allen Husern der Andacht.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
20. Februar 2000
Hinscheiden von Mildred Mottahedeh
E-Mail-Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
an alle Nationalen Geistigen Rte
Wir sind tief betrbt ber das Hinscheiden von Mildred Mottahedeh, einer so geschtzten,
so geliebten, so standhaften und vertrauenswrdigen Anhngerin und Verfechterin der
Sache BahÕ- uÕllhs. Da sie jetzt das irdische Leben verlassen hat, verliert die BahÕ-
Weltgemeinde eine herausragende Gestalt der Anfangsepochen des Gestaltenden Zeital-
ters der BahÕ-Offenbarung.
Mehr als ein halbes Jahrhundert bemhte sie sich unablssig im Dienste der Sache
und war in Lehraktivitten und administrativen Aufgaben auf rtlicher, nationaler, konti-
nentaler und internationaler Ebene engagiert. Gleichzeitig hatte sie einen anspruchsvollen
Arbeitsplan als Geschftsfrau, lieferte Beitrge zur Kunst und untersttzte humanitre
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
42
Programme. Fr diese vielfltigen Aufgaben vereinte sie Eigenschaften wie eine selbst-
lose Haltung, ein mitfhlendes Herz, einen kreativen Geist, eine praktische Veranlagung
und einen starken Willen, der durch Demut, Offenheit und Humor gemildert wurde.
Fast drei Jahrzehnte lang stand sie an der vordersten Front bei den auswrtigen An-
gelegenheiten der Internationalen BahÕ-Gemeinde und im Dienst des Weltzentrums des
Glaubens, was in ihrer Mitgliedschaft im Internationalen BahÕ-Rat, der ersten weltweit
ernannten BahÕ- Krperschaft, gipfelte.
Mit Herzen voller Zuversicht beten wir an den Heiligen Schreinen fr den Fortschritt
ihrer erleuchteten Seele in allen Welten Gottes. Den Mitgliedern ihrer Familie und allen,
die um ihren Verlust trauern, sprechen wir unser liebevolles Mitgefhl aus. Nationale
Geistige Rte werden gebeten ihr zu Ehren angemessene Gedenkversammlungen in allen
Husern der Andacht und anderen Zentren abzuhalten.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
9. Mrz 2000
bertragung der administrativen Verantwortung
fr den Kosovo und Mazedonien
E-Mail vom 9. Mrz 2000
An den Nationalen Geistigen Rat der BahÕ von Deutschland Liebe BahÕ-Freun-
de!
Das Haus der Gerechtigkeit freut sich, Sie von seiner Entscheidung zu unterrichten, dass
ab Ridvn 2000 die administrative Verantwortung fr den Kosovo und Mazedonien vom
Nationalen Geistigen Rat von
sterreich auf Ihren Nationalen Rat bertragen wird. Es
vertraut darauf, dass Ihr Rat und die deutsche BahÕ-Gemeinde sich mit Begeisterung
und Kraft erheben werden, um den Fortschritt des Glaubens in jenen Gegenden zu strken
und die Festigung der Gemeinden zu frdern. Die Untersttzung durch das Berateramt in
Europa wird bei der Durchfhrung dieser wichtigen Aufgabe fr Sie auch von unschtz-
barem Wert sein. Obgleich dieser Wechsel offiziell zu Ridvn stattfinden wird, sollten die
praktischen Einzelheiten und der Zeitpunkt der bergabe zwischen Ihren beiden Rten
beraten werden; diese soll stattfinden, sobald Sie eine Struktur zur Bewltigung dieser
Aufgabe einrichten knnen.
Wie Sie wissen, hat die Wahl des Nationalen Geistigen Rates von Mazedonien, die
zu Ridvn 156 BE erfolgen sollte, nicht stattgefunden, da das Haus der Gerechtigkeit be-
schlossen hatte, sie wenigstens fr ein Jahr aufzuschieben. Zwar ist die Situation in jenem
Land jetzt stabiler, und das Haus der Gerechtigkeit fhlt sich durch den im letzten Jahr
erreichten Fortschritt ermutigt, aber es ist der Meinung, dass die Wahl des Nationalen Ra-
tes von Mazedonien nicht bereilt werden sollte. Es kommt jetzt zunchst vor allem dar-
auf an, eine starke, fest begrndete BahÕ-Gemeinde zu errichten. Angesichts der
Zustnde in Mazedonien knnen dazu mehrere Jahre ntig sein. Im kommenden Jahr soll-
16. April 2000 Beteiligung der BahÕ-Gemeinde an der Weltausstellung
43
te der Lehrausschuss in Mazedonien, begleitet durch die Ermutigung, Fhrung und Hilfe
Ihres Rates, sich bemhen, die rtlichen Institutionen zu strken und das Glaubensver-
stndnis der einzelnen Glubigen zu vertiefen und zwar durch Institutskurse, Studienklas-
sen und stndige Besuche vertiefter Glubiger, um so eine solide Grundlage fr die Wahl
des Nationalen Rates zu errichten. Sie sollten das Haus der Gerechtigkeit ber Fortschrit-
te informiert halten und es wird dann zu gegebener Zeit erwgen, wann es zur Wahl des
Nationalen Geistigen Rates von Mazedonien aufrufen sollte.
Das Haus der Gerechtigkeit versichert Sie seiner Gebete an den heiligen Schreinen,
dass Ihre Bemhungen, das Wachstum und die Entwicklung der BahÕ-Gemeinde in Ma-
zedonien zu frdern, von gttlichen Besttigungen umgeben sein mgen und dass die Ge-
meinde dort im nchsten Jahr an Strke stndig zunehmen mge.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Sekretariatsabteilung
16. April 2000
Beteiligung der BahÕ-Gemeinde an der Weltausstellung
Sekretariatsabteilung 16. April 2000
An ausgewhlte Nationale Geistige Rte in Europa Liebe BahÕ-Freunde,
es ist Ihnen sicherlich bekannt, dass die Weltausstellung EXPO 2000 von Juni bis ein-
schlie§lich Oktober in Hannover, Deutschland, stattfinden wird. In diesem Zusammen-
hang hat uns das Universale Haus der Gerechtigkeit gebeten, Ihnen folgendes zu
bermitteln:
Die EXPO 2000 mchte zum Nachdenken ber die Zukunft und das Hervortreten ei-
ner globalen Gesellschaft anregen, indem die Fortschritte im menschlichen Denken, in
der Wissenschaft, der Kunst und der Technik dargestellt werden. Internationale Organi-
sationen, Regierungen, der private Sektor und gesellschaftliche Initiativen werden teil-
nehmen und somit zu einem weltweiten Dialog ber das Thema ãMensch, Natur und
TechnikÒ beitragen.
Aufgrund der Initiative des Nationalen Geistigen Rates von Deutschland wird die In-
ternationale BahÕ-Gemeinde im ãGlobal HouseÒ mit einer eigenen Ausstellung vertreten
sein. Das ãGlobal HouseÒ ist ein Pavillon, der an prominenter Stelle der zentralen Plaza
der Weltausstellung liegt und dessen Schwerpunkt die Suche nach innovativen Lsungen
fr soziale und wirtschaftliche Entwicklungsprobleme bildet. Auf der Hauptebene des
Global House wird sich der Stand der BahÕ befinden, der von jenen der Weltbank und
des Deutschen Ministeriums fr Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) flankiert wird.
In den kommenden Wochen wird der Nationale Geistige Rat von Deutschland die
Hilfe fhiger Freunde aus Europa suchen, die bereit sind, den laufenden Betrieb der Aus-
stellung und andere damit verbundene Aktivitten zu untersttzen. Das Forum, !das die
Weltausstellung bietet, wird es der Internationalen BahÕ-Gemeinde ermglichen, einer
breiteren
ffentlichkeit die Prinzipien nher zu bringen, die in der Erklrung ãEntwick-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
44
lungsperspektiven fr die MenschheitÓ dargestellt wurden, und die sich entwickelnden
Bemhungen von BahÕ-Gemeinden an der Basis der Gesellschaft hervorzuheben, sozi-
alen und materiellen Herausforderungen durch eine einzigartige Herangehensweise zu
begegnen, die ein ãdynamisches Zusammenwirken der geistigen und praktischen Erfor-
dernisse des Lebens auf dieser ErdeÓ anstrebt.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit ermutigt die europischen BahÕ-Gemein-
den, die Freunde in Deutschland zu untersttzen und diese Gelegenheit zu ergreifen, um
zur Frderung des globalen Dialogs auf der Weltausstellung in Hannover beizutragen.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Sekretariatsabteilung
21. April 2000
Ridvn-Botschaft 157
An die BahÕ der Welt Innig geliebte Freunde,
Wir verbeugen uns in Dankbarkeit vor dem Herrn der Heerscharen und unsere Herzen
flie§en ber vor Freude, da wir Zeuge dessen sind, welch wunderbaren Unterschied die
vier Jahre seit dem Beginn des globalen Planes bewirkt haben, der nun an diesem Fest des
Glanzes abgeschlossen wird. So deutlich ist der in dieser Zeit erreichte Fortschritt, dass
unsere Weltgemeinde Hhepunkte erreicht hat, von denen aus neue leuchtende Horizonte
fr ihre knftigen gro§en Errungenschaften klar erkennbar sind.
Der zahlenm§ige Zuwachs ergab sich hauptschlich aus einer entscheidenden Qua-
littssteigerung. Die Kultur der BahÕ-Gemeinde hat einen Wandel erlebt. Dieser Wan-
del ist erkennbar an erweiterten Fhigkeiten, der Methodik zielgerichteten Handelns und
der daraus resultierenden gewachsenen Zuversicht der drei am Plan beteiligten Ebenen Ð
dem Einzelnen, den Institutionen und der rtlichen Gemeinde. Dies ist so, weil die Freun-
de sich nachhaltiger damit befassten, ihre Kenntnis der gttlichen Lehren zu vertiefen und
weil sie viel Ð und dies systematischer als zuvor Ð darber gelernt haben, wie diese bei
der Verbreitung der Sache Gottes, bei individuellen und gemeinschaftlichen Aktivitten
und bei der Zusammenarbeit mit ihren Nachbarn angewandt werden knnen. Mit einem
Wort, sie begaben sich auf einen anwendungsorientierten Lernprozess, von dem aus ziel-
gerichtetes Handeln verfolgt wurde. Die treibende Kraft dieses Wandels war das System
der BahÕ-Institute, die in der ganzen Welt mit gro§er Geschwindigkeit errichtet wurden
Ð eine Leistung, die sich auf dem Gebiet der Ausbreitung und Festigung als das gr§te
Vermchtnis des Vier-Jahres-Planes qualifizierte.
Durch die gesteigerte Befhigung der Einzelnen, den Glauben zu lehren, was sich in
dem neuen Schwung individueller Initiativen zeigt; durch die verbesserte Fhigkeit der
Geistigen Rte, Regionaler Rte und Ausschsse, die Bemhungen der Freunde zu leiten;
durch die Einfhrung neuer Denk- und Handlungsmuster, die das gemeinschaftliche Ver-
halten der rtlichen Gemeinden beeinflusste Ð in all diesen Beziehungen bewies das Sys-
tem der BahÕ-Institute seine Unverzichtbarkeit als ein Motor im Prozess des Beitritts in
21. April 2000 Ridvn-Botschaft 157
45
Scharen. Viele Institute haben ihre Fhigkeit vergr§ert, weite Regionen mit ihren Pro-
grammen zu versorgen, indem sie ihr Wirkungsfeld durch rtliche Studienkreise erwei-
terten. So hat zum Beispiel die Mongolei 106 Studienkreise eingerichtet und verzeichnete
als Ergebnis einen beachtlichen Zuwachs an neuen Glubigen. Gleichzeitig zu derartigen
Entwicklungen richteten die Mitglieder unserer weltweiten Gemeinschaft mehr Auf-
merksamkeit darauf, auf die Macht des Gebets zu vertrauen, ber das heilige Wort Gottes
zu meditieren und die geistigen Wohltaten aus der Teilnahme an Andachten zu beziehen.
Durch das Zusammenwirken dieser Elemente einer intensivierten Transformation des
Einzelnen und der Gemeinschaft wchst tatschlich die Gr§e der Gemeinde. Obgleich
die Zuwachsrate neuer Glubiger bis jetzt nur geringfgig die der vergangenen Jahre
bertraf, ist es doch ungemein erfreulich zu sehen, dass diese Zunahme geographisch weit
gestreut ist, immer gr§ere Teile der Gemeinde engagiert und erfolgreich Neuerklrte in
das Leben der Sache Gottes integriert.
Ein so gesunder und vielversprechender Zustand des Glaubens verdankt unermesslich
viel der Institution der Berater; ihrem beratenden Einfluss, ihrer Rolle in der Zusammen-
arbeit und ihrer praktischen Arbeit. Die Zahl der Berater wurde im Hinblick auf die Errich-
tung und Funktion der Institute vergr§ert, was den rechtzeitig gegebenen Ansporn durch
ein pulsierendes und immer wachsames Internationales Lehrzentrum widerspiegelte.
Das zentrale Thema des Vier-Jahres- Planes Ð der Fortschritt beim Prozess des Bei-
tritts in Scharen Ð erzeugte eine enge Verbindung von Denken und Handeln. Es konzen-
trierte die Aufmerksamkeit auf eine bedeutende Entwicklungsstufe in der Evolution der
BahÕÐGemeinde, die whrend des Gestaltenden Zeitalter erlangt werden muss; denn
ehe nicht in hohem Ma§e fr den Beitritt von Scharen gesorgt wird, werden die Bedin-
gungen nicht reif sein fr Massenerklrungen, jenem Durchbruch, den Shoghi Effendi in
seinen Schriften verhei§t. Der thematische Brennpunkt des Planes erzeugte Auswirkun-
gen auf alle Arten von BahÕ-Aktivitten; er bentigte eine Klarheit des Verstndnisses,
die systematische und strategische Planung als Voraussetzung fr individuelles und ge-
meinschaftliches Handeln mglich machte. Die Mitglieder der Gemeinde begannen all-
mhlich zu begreifen, wie Systematisierung die Prozesse des Wachstums und der
Entwicklung ermglicht. Dieser Aufschwung des Bewusstseins war ein gewaltiger
Schritt zu einem Anstieg der Lehraktivitten und zur Vernderung der Gemeindekultur.
Die gesamten Aspekte des Themas wurden bei den Bemhungen zur Planung, zum
Aufbau institutioneller Kapazitt und zur Entwicklung menschlicher Ressourcen deutlich.
Die Verbindungslinien zwischen ihnen knnen vom Beginn des Planes bis zu seinem Ende
verfolgt werden. Die Konferenz der Kontinentalen Beratermter im Dezember 1995 im
Heiligen Land bildete den Anfang. Dort wurden die Berater in die besonderen Merkmale
des Planes eingefhrt. Danach wurde mit den Nationalen Geistigen Rten in nationalen
Planungssitzungen hierber beraten; die Beratungen wurden auf regionaler Ebene fortge-
setzt, bei denen dann Hilfsamtsmitglieder, rtliche Geistige Rte und ihre Ausschsse be-
teiligt waren. So wurden Elemente der BahÕ-Administration in den Planungsprozess
einbezogen. Sie gelangten darber hinaus zur Stufe der Umsetzung, auf der die institutio-
nelle Kapazitt geschaffen werden musste, um mit dem Beitritt in Scharen umgehen zu
knnen. In diesem Zusammenhang wurden zwei wichtige Ma§nahmen ergriffen: Eine war
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
46
die Errichtung von BahÕ-Instituten; die andere war die formelle Errichtung und weit ver-
breitete Einfhrung von Regionalen BahÕ-Rten. Sie sind administrative Einrichtungen
zwischen der rtlichen und der nationalen Ebene, um die administrativen Fhigkeiten sol-
cher Gemeinden zu strken, in denen die zunehmend komplexen Angelegenheiten, vor die
sich die Nationalen Geistigen Rte gestellt sahen, diese Entwicklung erforderlich machten.
Von gleicher Bedeutung fr die Verbindung der wesentlichen Elemente des Prozesses wa-
ren die fr die Arbeit fr soziale und wirtschaftliche Entwicklung Ð einem entscheidenden
Teil der Festigung Ð und fr auswrtige Angelegenheiten definierten Strategien. Diese
werden es als einem lebenswichtigen Faktor dem Glauben ermglichen, die Folgen seines
Hervortretens aus der Verborgenheit zu bewltigen. Die hieraus erzielten berwltigenden
Ergebnisse aufzuzhlen, wrde den Rahmen dieser Seiten bei weitem sprengen. Wir fh-
len uns jedoch bewegt, gewisse Glanzpunkte zu nennen, die das Ausma§ der Errungen-
schaften innerhalb des Plans illustrieren.
Im Heiligen Land wurde der Bau der Terrassen und der Gebude am Bogen mit der
Gewissheit fortgesetzt, dass Ð wie angekndigt Ð der Termin zu ihrer Fertigstellung am
Ende dieses gregorianischen Jahres eingehalten wird. Darber hinaus wird das Gebude
in Haifa, das wir in unserer letzten Ridvn-Botschaft im Zusammenhang mit der Vergr-
§erung der Pilgergruppen erwhnten, zu diesem Ridvn bereit fr die Nutzung sein. Im
selben Zusammenhang wurden Architektenplne fr in Bahj zu bauende Einrichtungen
genehmigt, die dringend bentigt werden, um Pilger und andere BahÕ- und Nicht-
BahÕ-Besucher unterzubringen. Die bersetzung der Texte fr den zu erwartenden neu-
en Band von BahÕuÕllhs Schriften wurde fertiggestellt; seine Verffentlichung wird
derzeit vorbereitet.
Fortschritte bei der Ausbreitung und Festigung waren auch auf noch nicht erwhnten
Gebieten erkennbar: beim Pionieren, der Proklamation, der Verffentlichung von Litera-
tur, dem Einsatz der Knste, der Bildung von Geistigen Rten und bei den Gesellschaften
fr BahÕ-Studien. Etwa 3.300 Glubige siedelten sich als Lang- und Kurzzeitpioniere
international an. Dass viele Lnder, die normalerweise Pioniere erhalten, selbst Pioniere
ins Ausland schickten, ist ein weiteres Anzeichen fr den Reifungsprozess von nationalen
Gemeinden. Treu dem ihnen bertragenen Auftrag ragen die Gemeinden von Kanada und
den Vereinigten Staaten durch die Zahl der Pioniere, die ihr Land verlie§en, besonders
hervor. Dies gilt auch fr die viel gr§ere Anzahl von Reiselehrern, wobei die Jugend in
bedeutsamer Weise vertreten war. Besonders beachtlich war auch die ermutigende Reak-
tion der Glubigen afrikanischen Ursprungs in den Vereinigten Staaten auf den Aufruf,
als BahÕ-Lehrer nach Afrika zu reisen.
Die Proklamation der Sache Gottes geschah durch vielfltige Aktionen, wobei ein wei-
tes Spektrum von Gelegenheiten als Anlass dienten Ð Jahrestage, Gedenktage, Diskussi-
onsgruppen, Ausstellungen und hnliches. Hierdurch lernte eine gro§e Zahl von
Menschen die Lehren des Glaubens kennen. Die Huser der Andacht waren magnetische
Anziehungspunkte fr Besucher, die in zunehmender Zahl eintraten, besonders in Indien,
wo im letzten Jahr etwa fnf Millionen Menschen begr§t wurden. Zu solchen Aktivitten
kam noch die vielfltige Nutzung der Medien hinzu, um die BahÕ-Botschaft zu bermit-
teln. In den Vereinigten Staaten gab es 60.000 Anfragen als Reaktion auf eine Medienkam-
21. April 2000 Ridvn-Botschaft 157
47
pagne, die vom Nationalen Lehrausschuss entworfen worden war. In der ganzen Welt
verbreitete sich die Kenntnis ber den Glauben durch wohlwollende Artikel in den Druck-
medien, die hufiger als bisher unaufgefordert erschienen. Es gab auch eine hnlich brei-
tere Publizitt durch die Bereitschaft seitens Radio- und Fernsehstationen, regelm§ige
BahÕ-Programme aufzunehmen; dies war der Fall in Lndern wie der Demokratischen
Republik des Kongo und Liberia. Solch gnstige Entwicklungen wurden gekrnt durch die
unabhngige Entscheidung internationaler Medieneinrichtungen, den Schrein des Bb und
die Terrassen als Standort eines Fernsehbeitrags aus dem Heiligen Land fr weltweite Me-
dienprogramme zu whlen, die das Kommen des Jahres 2000 feierten.
Die Einbeziehung der Kunst wurde zu einem wichtigen Faktor bei der Proklamation,
dem Lehren, der Vertiefung und den Andachten der weltweiten Gemeinde. Die Knste
zogen junge Leute an, die sie in ihren Lehr- und Vertiefungsaktivitten verwendeten,
hauptschlich in den zahlreichen aktiven Drama- und Tanzworkshops in vielen Teilen der
Welt. Aber der Schwung der Knste fhrte jenseits des Singens und Tanzens zu einem
weiten Spektrum einfallsreicher Aktivitten, die den Menschen die Grundlagen der Sache
Gottes vermittelte. Dort, wo Volkskunst eingesetzt wurde, besonders in Afrika, wurde die
Lehrarbeit sehr aufgewertet. So wurde zum Beispiel in Ghana und Liberia ein Projekt
ÒLicht der EinheitÓ gestartet, um die Knste beim Lehren zu frdern. In Indien verfolgte
die ÒCommunal Harmony GroupÓ ein hnliches Ziel.
Hauptschlich auf Betreiben der Berater und mit Untersttzung des Kontinentalen
Fonds wurde der bersetzung und Verffentlichung von BahÕ-Literatur besonders in
Afrika und Asien Aufschwung verliehen. Au§erdem erschien der Kitb-i-Aqdas in einer
vollstndigen arabischen Ausgabe und in anderen Sprachen. Obwohl die Beschrnkung
der Bildung von
rtlichen Geistigen Rten auf den ersten Ridvntag, was seit 1997 gilt,
die Zahl dieser Institutionen erwartungsgem§ absinken lie§, so war die Abnahme doch
nicht erheblich. Seitdem blieb die Zahl konstant, und ein gesunder Prozess der Festigung
hat stattgefunden. Acht neue Pfeiler des Universalen Hauses der Gerechtigkeit wurden er-
richtet, wodurch die Gesamtzahl von 181 Nationalen Geistigen Rten erreicht wurde.
Besonders erfreulich whrend dieser vier Jahre war der zunehmende Schwung, mit
dem die Aktivitten der BahÕ-Gelehrsamkeit mit ihrer lebenswichtigen Aufgabe voran-
schritten, die intellektuellen Grundlagen fr die Arbeit des Glaubens zu strken. Un-
schtzbare Ergebnisse waren zum einen die beeindruckende Erweiterung der BahÕ-
Literatur und zum zweiten die Verfassung verschiedener Dissertationen, die unterschied-
liche Probleme unserer Zeit im Lichte der BahÕ-Prinzipien untersuchten. Das Netzwerk
der Gesellschaften fr BahÕ-Studien, das in diesem Jahr seinen 25. Jahrestag begeht,
konnte im Laufe des Planes fnf neue Schwestergesellschaften begr§en. Die auf diesem
Feld des Dienstes sichtbare Vielfalt und Kreativitt zeigt sich darin, dass die erste Kon-
ferenz fr BahÕ-Studien in Papua-Neuguinea abgehalten wurde und dass die japanische
Gesellschaft in bahnbrechender Weise ihre Aufmerksamkeit auf die geistigen Ursprnge
der traditionellen japanischen Gelehrsamkeit richtete.
Auf dem Gebiet der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung fand ein eindeutiger
qualitativer Fortschritt statt, obgleich die Zahlen, die eine Zunahme der Projekte auswei-
sen, auch beeindruckend sind. Die jhrlich gemeldeten Aktivitten steigerten sich von
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
48
etwa 1.350 zu Beginn des Planes auf mehr als 1.800 an seinem Ende. Zunehmend syste-
matisches Vorgehen blieb das vorherrschende Kennzeichen bei dieser Arbeit whrend
dieser Zeit. Um die Beratung ber die Prinzipien der sozialen und wirtschaftlichen Ent-
wicklung und ihre Durchfhrung zu frdern, fhrte das Bro fr Soziale und Wirtschaft-
liche Entwicklung am Weltzentrum 13 regionale Seminare durch, an denen
schtzungsweise 700 Vertreter aus 60 Lndern teilnahmen. Dieses Bro kmmerte sich
auch darum, Pilotprojekte und geeignetes Material zu entwickeln, mit denen organisierte
Kampagnen gestartet werden konnten, um Jugendliche unter anderem im Lesen und
Schreiben zu unterrichten, um Mitarbeiter im Gesundheitswesen der Gemeinde auszubil-
den, um Frauen zu frdern und um moralische Erziehung anzubieten. Ein Beispiel ist das
Programm in Guyana, das mehr als 1.500 Helfer fr die Alphabetisierung ausbildete; ein
weiteres ist die Fertigstellung von acht Lehreinheiten zur Frderung der Frauen in Malay-
sia. Diese wurden auch zur Grundlage fr Ausbildungsveranstaltungen in Afrika, Asien
und Sdamerika. Im Guaymi-Bezirk von Panama wurde ein Plan in Angriff genommen,
BahÕ-Radiostationen mit der Arbeit der BahÕ-Institute zu verbinden. Da Institute das
Potenzial besitzen, Ausbildung fr soziale und wirtschaftliche Projekte zu leisten, be-
mhte sich ein Dutzend von ihnen in dieser Richtung und ist dabei, auf den Gebieten der
Alphabetisierung, der Ausbildung zum Gemeindesanitter und beruflicher Ausbildung zu
experimentieren. Eine Reihe von durch die BahÕ gefrderten und inspirierten Initiativen
haben ihre Energie Projekten gewidmet, wie zum Beispiel einem, das mit der Weltge-
sundheitsorganisation zusammenarbeitet, um die Fluss-Blindheit in Kamerun zu be-
kmpfen; dort erhielten mehr als 30.000 Menschen durch dieses BahÕ-Projekt die
ntigen Medikamente. Ein weiteres Beispiel ist die Privatuniversitt in thiopien, Unity
College, die inzwischen 8.000 Studenten hat, ferner die Landegg Akademie in der
Schweiz, die neben der Ausweitung und Konsolidierung ihrer Studienplne wertvolle
Hilfe bei der anhaltenden Suche nach einer Lsung der ungeheuren sozialen Folgen des
Balkankonflikts geleistet hat. Auch die Nr-Universitt in Bolivien, die in einem gemein-
samen Projekt mit Ecuador eine Ausbildung fr mehr als 1.000 Lehrer in einem Pro-
gramm ber moralische Fhrung anbieten konnte, ist ein weiteres Beispiel hierfr. Auf
dem Gebiet der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung waren solche Beweise des
Ausbaus von Fhigkeiten von gro§em Vorteil, um die Ziele des Planes zu verwirklichen.
Gefhrt durch die den Nationalen Geistigen Rten 1994 bermittelte Strategie in aus-
wrtigen Angelegenheiten hat sich die Leistungsfhigkeit der Gemeinde auf dem Gebiet
der diplomatischen und ffentlichen Information ebenfalls in erstaunlicher Weise gestei-
gert, wobei die BahÕ-Gemeinde in eine dynamische Beziehung zu den Vereinten Nati-
onen, Regierungen, Nicht- Regierungsorganisationen (NGOs) und den Medien getreten
ist. Die Strategie konzentrierte sich auf internationaler und nationaler Ebene auf zwei
wichtige Ziele: die Prozesse in Richtung auf den Weltfrieden zu beeinflussen und die Sa-
che Gottes zu schtzen. Durch die Ma§nahmen zur Verteidigung unserer geliebten Glau-
bensbrder im Iran gewann die Internationale BahÕ-Gemeinde ein neues Ma§ an
Achtung und Untersttzung. Daraus ergaben sich Gelegenheiten, andere Ziele dieser
Strategie zu verfolgen. Um sich der Herausforderung der hartnckigen Situation im Iran
zu stellen, entwickelten unsere Institutionen und Vertretungen fr auswrtige Angelegen-
21. April 2000 Ridvn-Botschaft 157
49
heiten neue Vorgehensweisen, um verfgbare Instrumentarien von Regierungen und den
Vereinten Nationen zu aktivieren. Die Verfolgungen im Iran beschftigten die hchsten
Instanzen auf unserem Planeten. Die Nachricht, dass ein iranischer Gerichtshof Todesur-
teile gegen zwei der Freunde besttigt und ein hnliches Urteil gegen einen dritten ausge-
sprochen hatte, rief sogar eine scharfe Reaktion durch den Prsidenten der Vereinigten
Staaten hervor, der an den Iran eine deutliche Mahnung richtete. Als Auswirkung der In-
terventionen von politischen Fhrern in der Welt und der Vereinten Nationen hrten die
Hinrichtungen von iranischen BahÕ praktisch auf und ging die Zahl der zu langjhrigen
Gefngnisstrafen Verurteilten drastisch zurck.
Wir begr§en diese Interventionen und preisen zugleich den aufopfernden Geist, die
Seelenstrke und den unbeugsamen Glauben unserer Brder und Schwestern im Iran, die
all diesen Bemhungen Strke verliehen haben. Diese offenkundigen Eigenschaften der
Seele bringen ihre Landsleute durch ihre Standhaftigkeit zum Staunen, mit der sie den t-
ckischen und mitleidslosen Angriffen widerstehen. Wie sonst knnte man erklren, dass
es so wenigen mglich war, sich so lange gegen so viele zu behaupten? Wie sonst htten
sie die Sorge der Welt und aktive Reaktionen auslsen knnen, sobald auch nur ein Ein-
ziger von ihnen mit dem Tode bedroht war? Es ist die Tragdie des Iran, dass die Angrei-
fer es bis jetzt nicht eingesehen haben, dass die gttlichen Prinzipien, fr die die
Verfolgten ihren Besitz und sogar ihr Leben opfern, genau jene Lsungen enthalten, die
die Sehnschte der Bevlkerung in dieser Stunde der Unzufriedenheit befriedigen wr-
den. Es besteht jedoch nicht der geringste Zweifel, dass die systematische Willkrherr-
schaft, der unsere iranischen Freunde so grausam ausgesetzt sind, schlie§lich der Macht
des Allmchtigen weichen wird, die den geheimnisvollen Verlauf der Dinge seiner ver-
hei§enen Bestimmung in all seiner Herrlichkeit entgegenfhrt.
Das zweite Ziel der Strategie fr auswrtige Angelegenheiten bezog sich auf vier
Themen Ð Menschenrechte, der Stellung der Frau, globales Wohlergehen und moralische
Entwicklung. Unsere Berichte zeugen von einem gewaltigen Fortschritt bei der Arbeit fr
Menschenrechte und die Stellung der Frau. Zu ersteren fhrte das Bro bei den Vereinten
Nationen ein kreatives Programm fr die Erziehung zu Menschenrechten durch, das bis
jetzt dazu beitrug, bei nicht weniger als 99 Nationalen Geistigen Rten die Fhigkeit zur
diplomatischen Arbeit aufzubauen. Bezglich der Stellung der Frau zeigen 52 nationale
Bros fr den Fortschritt von Frauen, die Beitrge zahlreicher BahÕ-Frauen und -Mn-
ner bei Konferenzen und Arbeitskreisen auf allen Ebenen, die Wahl von BahÕ-Vertre-
tern in Fhrungspositionen bei wichtigen NGO-Ausschssen Ð so auch beim
Entwicklungsfonds fr Frauen der Vereinten Nationen Ð, wie die Anhnger BahÕuÕllhs
beharrlich fr Sein Prinzip der Gleichberechtigung von Frau und Mann eintreten.
Gleichzeitig verbreiten eine ganze Reihe von Initiativen Informationen ber die
BahÕ-Religion an verschiedenste Gruppen in der
ffentlichkeit. Zu diesen innovativen
Ma§nahmen gehren: der Start einer Web-site ÒThe BahÕ WorldÓ, die im Durchschnitt
schon 25.000 mal im Monat besucht wird; die Herausgabe des Statements ÒWer schreibt
die Zukunft?Ó, das den Freunden in der ganzen Welt hilft, ber zeitgenssische Themen
zu sprechen; die Sendung des persischen Radioprogrammes ÒPayam-e-DoostÓ, das fr
eine Stunde pro Woche im Bereich von Washington D.C. ausgestrahlt wird und das ber
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
50
das Internet seit letztem November jederzeit in der ganzen Welt verfgbar ist; die Durch-
fhrung eines hchst originellen Fernsehprogramms, in dem moralische Prinzipien auf
tgliche Probleme angewandt werden und das von Regierungsstellen in Albanien, Bosni-
en-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Rumnien, Slowenien und der frheren
jugoslawischen Republik Mazedonien wrmstens befrwortet wird.
Ein Phnomen, das sich gegen Ende des Jahrhunderts verstrkt zeigt, ist das Bemhen
der Menschen weltweit, ihre Sehnschte durch sogenannte ÒOrganisationen der Zivilge-
sellschaftÓ auszudrcken. Es muss fr die BahÕ berall eine Quelle gr§ter Genugtuung
sein, dass die Internationale BahÕÐGemeinde, die als eine Nicht-Regierungsorganisati-
on einen Querschnitt der ganzen Menschheit darstellt, als eine einheitsstiftende Kraft in
bedeutenden Diskussionen, die die Zukunft der Menschheit gestalten, solches Vertrauen
gewonnen hat. Unser Hauptvertreter bei den Vereinten Nationen wurde zum gleichbe-
rechtigten Vorsitzenden des Ausschusses fr Nicht-Regierungsorganisationen ernannt,
der vom Wirtschafts- und Sozialrat eingerichtet wurde Ð eine Stellung, die der Internati-
onalen BahÕÐGemeinde eine Fhrungsrolle bei der Organisation des Millennium-Fo-
rums einrumt. Diese von Kofi Annan, dem Generalsekretr der Vereinten Nationen fr
kommenden Mai einberufene Versammlung, wird den Organisationen der Zivilgesell-
schaft Gelegenheit geben, ihre Ansichten und Vorschlge zu globalen Fragen zu formu-
lieren. Diese werden dann von dem im September dieses Jahres folgenden Millennium-
Gipfel aufgenommen werden, bei dem sich Staats- und Regierungschefs treffen.
Dass die Menschheit sich der geistigen Dimension des Wandels in der Welt bewusst
wird, hat fr BahÕ eine besondere Bedeutung. Der interreligise Dialog hat sich inten-
siviert. Whrend des Vier-Jahres-Planes war der Glaube in zunehmendem Ma§e als an-
erkannter Partner daran beteiligt. Das Parlament der Weltreligionen fhrte im letzten
Dezember in Kapstadt 6.000 Teilnehmer zusammen, darunter eine starke BahÕ-Delega-
tion. BahÕ waren im sdafrikanischen und internationalen Leitungsgremium an der Pla-
nung der Veranstaltung beteiligt. Fr die BahÕ ergab sich ein besonderes Interesse an
dieser Veranstaltung aus der Tatsache, dass der Name BahÕuÕllhÕs ffentlich zum ersten
Mal im Westen beim Parlament in Chicago 1893 erwhnt worden war. Auf zwei im letz-
ten November in Jordanien abgehaltenen interreligisen Veranstaltungen wurden BahÕ
als geladene Teilnehmer empfangen; es waren dies die Konferenz ber Konflikte und Re-
ligionen im Nahen Osten und die Jahrestagung der Weltkonferenz fr Religion und Frie-
den (WCRP). BahÕ-Vertreter nahmen auch an Veranstaltungen in der Vatikanstadt und
in Neu Delhi teil, die von der rmisch-katholischen Kirche veranstaltet wurden. Beim
zweiten Anlass war Beraterin Zena Sorabjee eine der Vertreterinnen von Religionen, die
in Gegenwart von Papst Johannes Paul II zur Versammlung sprachen. Im Vereinigten K-
nigreich trat der Glaube in die ffentliche Arena, als BahÕ-Vertreter mit Mitgliedern von
acht anderen gro§en Religionen zu einer interreligisen Millenniumsfeier in der Knigli-
chen Galerie im Westminster-Palast zusammenkamen, wo in Gegenwart von Mitgliedern
des Knigshauses, des Premierministers, des Erzbischofs von Canterbury und anderen
hervorragenden Persnlichkeiten auf die Versammlung der ãneun gro§en Religionen des
Vereinigten KnigreichesÒ Bezug genommen wurde. In Deutschland wurden die BahÕ
zum ersten Mal am interreligisen Dialog beteiligt. Damit nderte sich eine langjhrige
21. April 2000 Ridvn-Botschaft 157
51
Einstellung der christlichen Konfessionen, die wegen eines von einem Bundesbrecher ge-
schriebenen und von einem lutherischen Verlag 1981 herausgegebenen Buches die Be-
rhrung mit dem Glauben vermieden hatten. Abhilfe erfolgte durch eine 600 Seiten starke
von drei BahÕ geschriebene wissenschaftliche Widerlegung, die in einem fhrenden
Nicht- BahÕ-Verlag 1995 erschien, was einen au§ergewhnlichen Sieg fr die deutsche
BahÕ-Gemeinde darstellt. Eine englische bersetzung wurde im letzten Jahr des Planes
herausgegeben. In ungewhnlicher Form fand ein interreligiser Dialog statt, als 1998
Vertreter der Weltbank und von neun gro§en Religionen im Lambeth-Palast eine Veran-
staltung abhielten, die zur Bildung eines Entwicklungsdialogs der Weltreligionen fhrte.
Es ist das vom Dialog verkndete Ziel zu versuchen, den Graben zwischen den Religi-
onsgemeinschaften und der Weltbank zu berbrcken, um ihnen eine wirkungsvollere
Zusammenarbeit bei der berwindung der Armut in der Welt zu ermglichen. Die Hu-
figkeit und der umfassende Charakter dieser interreligisen Versammlungen ist ein neues
Phnomen in den Beziehungen der Religionen untereinander. Es ist offensichtlich, dass
sich die verschiedenen Religionsgemeinschaften darum bemhen, den Geist der Freund-
lichkeit und Brderlichkeit untereinander zu erreichen, den BahÕuÕllh Seine Anhnger
aufgerufen hat, den Anhngern anderer Religionen gegenber an den Tag zu legen.
Whrend dieser vier Jahre spielten sich die konzentrierten Bemhungen der BahÔ
zu einer Zeit ab, da die Gesellschaft im Allgemeinen mit einer Flut widerstreitender Inte-
ressen zu kmpfen hatte. In dieser kurzen aber u§erst bewegten Zeitspanne schritten die
in der BahÕ-Gemeinde und in der Welt waltenden Krfte mit unerbittlicher Beschleuni-
gung voran. In ihrem Sog offenbarten sich die sozialen Phnomene, auf die Shoghi Ef-
fendi hingewiesen hatte, klarer als je zuvor. Vor mehr als 60 Jahren zog er die
Aufmerksamkeit auf Òdiese gleichzeitigen Vorgnge des Aufstieges und des Untergan-
ges, des Zusammenschlusses und des Auseinanderfallens, der Ordnung und des Chaos
mit ihren stndigen und wechselseitigen Auswirkungen aufeinanderÓ. Diese zwei Prozes-
se spielten sich nicht isoliert von jenen ab, die fr die BahÕ-Gemeinde typisch waren,
sondern fhrten, wie schon gezeigt wurde, zur direkten Beteiligung des Glaubens. Sie
scheinen auf der anderen Seite des gleichen Zeitkorridors zu laufen. Auf der einen Seite
wteten an etwa 40 Stellen Kriege, die von religisen, politischen, rassischen oder Stam-
meskonflikten geschrt wurden; ein pltzlicher totaler Zusammenbruch der brgerlichen
Ordnung lhmt eine Reihe von Lndern; Terrorismus als politische Waffe wurde zur Epi-
demie; eine Woge internationaler krimineller Netzwerke versetzte die Menschen in
Schrecken. Auf der anderen Seite jedoch gab es ernsthafte Versuche, Methoden der kol-
lektiven Sicherheit auszuarbeiten und umzusetzen, was BahÕuÕllhs Vorschriften fr die
Erhaltung des Friedens in Erinnerung ruft; es gab einen Aufruf, einen internationalen
Strafgerichtshof einzurichten, eine weitere Ma§nahme, die mit den Erwartungen der
BahÔ bereinstimmt. Um die Aufmerksamkeit auf die dringende Notwendigkeit zu rich-
ten, ein angemessenes System zur Lsung von globalen Fragen einzurichten, haben sich
die Fhrer der Welt auf einem Millennium-Gipfel verabredet; neue Kommunikationsme-
thoden haben den Weg dafr frei gemacht, dass jeder mit jedem auf diesem Planten in
Verbindung treten kann. Wirtschaftliche Auflsungserscheinungen in Asien drohten die
Weltwirtschaft zu destabilisieren, fhrten aber zu Bemhungen, die unmittelbare Gefahr
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
52
zu beheben und Methoden zu entwickeln, einen Sinn fr Gerechtigkeit in den Bereich des
internationalen Handels und der Finanzen einzufhren. Dies sind nur einige Beispiele fr
die beiden gegenstzlichen aber aufeinander einwirkenden Tendenzen der Zeit, die
Shoghi Effendis inspirierte Zusammenfassung ber die Krfte, die in Gottes Gr§erem
Plan am Werke sind, besttigen, Òdessen letztes Ziel die Einheit und der Frieden der ge-
samten Menschheit istÓ.
Zum Abschluss dieser vier ereignisreichen Jahre kommen wir an ein gewaltiges Zu-
sammentreffen von Abschlssen und Anfngen in der gregorianischen Zeitrechnung
und der BahÕ-ra. In einem Sinne bedeutet dieses Zusammentreffen das Ende des
zwanzigsten Jahrhunderts und in einem anderen erffnet es eine neue Stufe in der Ent-
faltung des Gestaltenden Zeitalters. Die Perspektive dieser zwei Zeitrahmen veranlasst
uns, ber eine Vision von weltgestaltenden Entwicklungen nachzudenken, die zeitlich
zusammenfallen; wir tun dies unter Bercksichtigung der Einsicht, die von Shoghi Ef-
fendi so plastisch bei der Grndung des von ihm entworfenen Bogens am Berge Karmel
dargelegt wurde. Im Verlauf des Planes gewann diese Vision eine leuchtende Klarheit,
als die Bauprojekte am Berge Karmel voranschritten, als die Fhrer der Welt khne
Schritte in Richtung auf die Gestaltung eines weltweiten politischen Friedens unternah-
men, und als rtliche und nationale BahÕ-Institutionen ein neues Niveau in ihrer Evo-
lution erreichten. Wir tragen mit uns eine heilige und dauerhafte Erinnerung an das
zwanzigste Jahrhundert in uns, die unsere Energien weckt und uns den Weg vorzeich-
net: Zu ihm gehrt jener zukunftsweisende Augenblick in der Geschichte der Mensch-
heit, als der Mittelpunkt des Bundes BahÕuÕllhs im Laufe einer Amtszeit, die ohne
Parallele ist, die Struktur der neuen Weltordnung entwarf und als anschlie§end im Ver-
lauf einiger seiner verheerendsten Jahre der Hter des Glaubens seine u§erste Energie
darauf verwendete, die Struktur eines administrativen Systems zu errichten, das am
Ende des Jahrhunderts in der Ganzheit seiner essenziellen Form vor den Augen der Welt
ausgebreitet liegt. Wir stehen damit an einer Brcke zwischen den Zeiten. Die Fhig-
keiten, die im Laufe eines Jahrhunderts der heftigen Anstrengungen und Opfer von ei-
ner Handvoll von der Liebe zu BahÕuÕllh berauschter Glubiger entwickelt wurden,
mssen jetzt auf die fr das Gestaltende Zeitalter unausweichlich verbleibenden Aufga-
ben angewandt werden; die zahlreichen Epochen unermdlicher Arbeit dieses Zeitalters
werden schlie§lich zum Goldenen Zeitalter unseres Glaubens fhren, wenn der Gr§te
Friede die Erde umfassen wird.
An diesem Ridvn beginnen wir einen Zwlf-Monate-Plan. So kurz er auch ist, muss
und wird er ausreichen, gewisse lebenswichtige Aufgaben zu erfllen und das Fundament
fr den nchsten, zwanzig Jahre andauernden Vorsto§ des Gttlichen Planes des Meisters
zu legen. Was vor vier Jahren so sorgfltig begonnen wurde Ð die systematische Aneignung
von Kenntnissen, Qualitten und Dienstfertigkeit Ð muss erweitert werden. Wo immer es
sie gibt, mssen nationale und regionale Institute die Programme und Systeme, die sie ein-
gefhrt haben, in vollem Umfang zur Anwendung bringen. Neue Institute mssen gebildet
werden, wo der Bedarf danach erkannt wurde. Gr§ere Schritte mssen unternommen wer-
den, um die Lehrarbeit zu systematisieren, die durch individuelle Initiative und durch insti-
tutionelle Frderung unternommenen wird. Es ist teilweise zu diesem Zweck, dass die
21. April 2000 Ridvn-Botschaft 157
53
Berater und die Nationalen Rte in verschiedenen Gegenden jedes Kontinents ÒRegionale
WachstumsprogrammeÓ aufgestellt haben. Die Ergebnisse werden einen Erfahrungsschatz
liefern, der fr zuknftige Plne ntzlich sein wird. Der Einzelne, die Institutionen und die
rtlichen Gemeinden werden dringend gebeten, ihre Aufmerksamkeit auf diese wesentli-
chen Aufgaben zu richten, damit sie fr das nchste Fnf-Jahres-Unternehmen, das zu Rid-
vn 2001 beginnt, voll gerstet sind Ð eine Unternehmung, die die BahÕ-Welt zur nchsten
Phase beim Fortschritt im Prozess des Beitritts in Scharen fhren wird.
Aber jenseits der Aufmerksamkeit, die auf diese Aufgaben gerichtet wird, gibt es
noch eine dringende Herausforderung, vor der wir stehen: Unsere Kinder mssen geistig
genhrt und in das Leben der Sache Gottes integriert werden. Man darf nicht zulassen,
dass sie ziellos in einer Welt umherirren, die voll von moralischen Gefahren ist. Im ge-
genwrtigen Zustand der Gesellschaft sehen sich die Kinder einem grausamen Schicksal
gegenber. Millionen und Abermillionen von ihnen sind in allen Lndern sozial entwur-
zelt. Die Kinder sind ihren Eltern und der Erwachsenenwelt gegenber entfremdet, ob sie
nun unter armen oder reichen Lebensbedingungen leben. Diese Entfremdung hat ihre
Wurzeln in der Selbstsucht, die aus dem Materialismus entsteht, welcher sich im Kern der
Gottlosigkeit befindet, die die Herzen der Menschen berall erfasst. Die soziale Entwur-
zelung der Kinder unserer Zeit ist ein sicheres Anzeichen einer Gesellschaft des Nieder-
gangs; dieser Zustand beschrnkt sich jedoch nicht auf eine Rasse, Klasse, Nation oder
wirtschaftliche Bedingung Ð er betrifft alle. Es betrbt unsere Herzen, zutiefst festzustel-
len, dass in vielen Teilen der Welt Kinder als Soldaten benutzt, als Arbeiter ausgebeutet,
in die Sklaverei verkauft, in die Prostitution gezwungen, zum Objekt fr Pornographie
herabgewrdigt, von Eltern, deren Denken nur um ihre eigenen Begierden kreist, verlas-
sen werden oder auf andere Arten Ð zu zahlreich, um sie aufzuzhlen Ð zu Opfern gemacht
werden. Viele dieser Schrecken fgen Eltern selbst den eigenen Kindern zu. Der hieraus
entstehende geistige und psychologische Schaden kann berhaupt nicht abgeschtzt wer-
den. Unsere weltweite Gemeinde kann den Folgen dieser Zustnde nicht entfliehen. Das
Bewusstsein dieser Tatsache sollte uns alle zu dringlichen und bestndigen Anstrengun-
gen fr die Interessen von Kindern und der Zukunft antreiben.
Obgleich Aktivitten fr Kinder auch ein Teil frherer Plne waren, haben sie dem
tatschlichen Bedarf auf diesem Feld nicht annhernd entsprochen. Geistige Erziehung
von Kindern und Junioren ist von gr§ter Bedeutung fr den weiteren Fortschritt der Ge-
meinde. Es ist daher geboten, Abhilfe fr diesen Mangel zu schaffen. Die Institute mssen
sicherstellen, dass ihre Programme die Ausbildung von Kinderklassenlehrern mit ein-
schlie§en, die dann den rtlichen Gemeinden ihre Dienste zur Verfgung stellen knnen.
Aber wenn auch eine geistige und schulische Ausbildung fr Kinder wesentlich ist, bildet
dies doch nur einen Teil dessen, was in die Entwicklung ihres Charakters und in ihre Per-
snlichkeitsbildung einflie§en muss. Es ist notwendig, dass der Einzelne und die Institu-
tionen auf allen Ebenen, d. h. die Gemeinde als Ganzes, Kindern gegenber eine
angemessene Haltung zeigen und sich allgemein fr ihr Wohlergehen interessieren. Eine
solche Einstellung sollte sich vllig abheben von derjenigen einer schnell zerfallenden
Ordnung.
Kinder sind der kostbarste Schatz, den eine Gemeinde besitzen kann, denn in ihnen
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
54
liegt die Verhei§ung und die Garantie fr die Zukunft. In ihnen liegt keimhaft der Cha-
rakter der zuknftigen Gesellschaft, der im Wesentlichen durch das gebildet wird, was die
Erwachsenen der Gemeinde fr die Kinder tun oder zu tun versumen. Sie sind ein Pfand,
das keine Gemeinde ungestraft vernachlssigen darf. Eine allumfassende Liebe fr die
Kinder, die Art, wie man sie behandelt, die Qualitt der ihnen geschenkten Aufmerksam-
keit, der Geist, mit dem sich Erwachsene ihnen gegenber verhalten Ð dies alles gehrt zu
den lebenswichtigen Aspekten der erforderlichen Einstellung. Liebe erfordert Disziplin,
den Mut, Kinder an Mhsal zu gewhnen, nicht allen ihren Launen nachzugeben und sie
nicht ihren eigenen Neigungen ganz zu berlassen. Es muss eine Atmosphre gewahrt
werden, in der Kinder fhlen, dass sie zur Gemeinde gehren und sich an ihrem Ziel be-
teiligen. Sie mssen liebevoll aber nachdrcklich dahin gefhrt werden, nach den BahÕ-
Ma§stben zu leben und die Sache Gottes in einer Weise zu erforschen und zu lehren, wie
es ihrem Lebensumfeld entspricht.
Unter den Jugendlichen in der Gemeinde sind auch die Junioren, im Alter etwa zwi-
schen 12 und 15. Sie bilden eine besondere Gruppe, die besondere Bedrfnisse hat, da sie
sich irgendwo zwischen Kindheit und Jugend befinden und viele Vernderungen in ihnen
vorgehen. In schpferischer, hingebungsvoller Aufmerksamkeit gilt es, sie an Program-
men fr Aktivitten zu beteiligen, sie dabei mit ihren Interessen einzubeziehen, ihre Be-
fhigungen fr das Lehren und den Dienst zu bilden und sie in die sozialen Interaktionen
mit lteren Jugendlichen einzubinden. Die Einbeziehung der Knste in ihren verschiede-
nen Formen kann in solchen Aktivitten von gro§em Wert sein.
Und nun mchten wir einige Worte an Eltern richten, die bei der Erziehung ihrer Kin-
der die Hauptverantwortung tragen. Wir rufen sie auf, ihre stndige Aufmerksamkeit auf
die geistige Erziehung ihrer Kinder zu richten. Es scheint, dass einige Eltern annehmen,
dies liege ausschlie§lich in der Verantwortung der Gemeinde; andere glauben, dass die
Unabhngigkeit der Kinder bei der Erforschung der Wahrheit gewahrt bleiben msse und
deshalb der Glaube ihnen nicht gelehrt werden drfe. Wiederum andere fhlen sich unf-
hig, diese Aufgabe zu bewltigen. Nichts davon trifft zu. Der geliebte Meister sagte: ÒVa-
ter und Mutter sind verpflichtet, Tochter und Sohn mit gr§ter Anstrengung
auszubildenÓ, und fgte hinzu: ÒWer diese Aufgabe vernachlssigt, der wird in Gegen-
wart des gestrengen Herrn zur Rechenschaft gezogen und mit Vorwrfen berhuft wer-
den.Ó Unabhngig vom Niveau ihrer eigenen Ausbildung sind Eltern in der
entscheidenden Lage, die geistige Entwicklung ihrer Kinder zu formen. Sie sollten unter
keinen Umstnden ihre Fhigkeit, den moralischen Charakter ihrer Kinder zu bilden, un-
terschtzen. Denn sie ben einen unersetzbaren Einfluss durch die husliche Umgebung
aus, die sie bewusst durch ihre Liebe zu Gott, ihr Bemhen, sich an Seine Gesetze zu hal-
ten, ihren Geist des Dienstes fr Seine Sache, ihre nicht fanatische Einstellung und ihre
Freiheit von den zersetzenden Wirkungen der blen Nachrede schaffen. Jeder Elternteil,
der an die Gesegnete Schnheit glaubt, hat die Verantwortung sich in solcher Weise zu
benehmen, wodurch bei den Kindern spontan der Gehorsam gegenber den Eltern ent-
steht, dem die Lehren solch hohen Wert beimessen. Natrlich sollten die Eltern zustzlich
zu ihrem Bemhen im Hause die von der Gemeinde eingerichteten BahÕ- Kinderklassen
untersttzen. Man muss auch daran denken, dass die Kinder in einer Welt leben, die sie
21. April 2000 Ridvn-Botschaft 157
55
durch den direkten Kontakt mit den Schrecken, die wir beschrieben haben, und durch die
unvermeidliche berflutung der Massenmedien ber die rauhen Realitten informiert.
Viele von ihnen werden daher zwangslufig vorzeitig reif, und unter diesen gibt es solche,
die nach Ma§stben und einer Disziplin suchen, nach der sie ihr Leben ausrichten knnen.
Auf diesem dsteren Hintergrund einer dekadenten Gesellschaft sollten BahÕ-Kinder
als die Sinnbilder einer besseren Zukunft strahlen.
Wir hegen die lebhaftesten Erwartungen, wenn wir daran denken, dass die Kontinen-
talen Berater sich im Januar 2001 aus einem Anlass versammeln werden, bei dem wir den
Einzug des Internationalen Lehrzentrums in seinen stndigen Sitz am Berge Gottes feiern
werden. Hilfsamtsmitglieder aus der ganzen Welt werden mit ihnen an einer Versamm-
lung teilnehmen, die sich zweifellos als eines der historischen Ereignisse des Gestalten-
den Zeitalters erweisen wird. Die Zusammenkunft eines solchen Kreises von BahÕ-
Amtstrgern muss allein naturgem§ fr eine Gemeinde, die dann kurz vor dem Ende ei-
nes Planes und dem Eintritt in einen neuen Plan stehen wird, zahllose Wohltaten bringen.
Whrend wir ber diese Auswirkungen nachsinnen, wenden wir uns mit dankbaren Her-
zen an die geliebten Hnde der Sache Gottes ÔAl-Akbar Furtan und ÔAl Muhammad
Varq, die durch ihren Aufenthalt im Heiligen Land die Fackel des Dienstes hochhalten,
die der geliebte Hter in ihren Herzen entzndet hat.
Mit diesem Zwlf-Monate-Plan berqueren wir eine Brcke, zu der wir niemals zu-
rckkehren werden. Wir beginnen diesen Plan in der Abwesenheit von ÔAmatuÕl-Bah
Rhyyih Khnum aus diesem irdischen Dasein. Sie blieb bei uns praktisch bis zum Ende
des zwanzigsten Jahrhunderts als ein Strahl jenes Lichtes, das whrend jener unvergleich-
lichen Periode in der Geschichte der Menschheit schien. In den Sendschreiben zum Gtt-
lichen Plan beklagte der Meister Seine Unfhigkeit, durch die Welt zu reisen, um den
gttlichen Ruf zu erheben, und da er Seine Enttuschung so intensiv fhlte, schrieb Er die
Hoffnung nieder: ÒEs mge Gott gefallen, dass ihr es erreicht!Ó ÔAmatuÕl-Bah reagierte
darauf mit grenzenloser Energie, berhrte weit verstreute Gegenden dieser Erde in den
185 Lndern, die dazu ausersehen waren, ihre unvergleichlichen Geschenke zu erhalten.
Ihr Beispiel, das fr immer seinen Glanz behalten wird, erleuchtet die Herzen von Tau-
senden und Abertausenden auf dem ganzen Erdball. Da jede andere Geste unangemessen
erscheint, sollten wir nicht alle whrend dieses Planes unsere demtigen Bemhungen
dem Gedenken jener widmen, fr die Lehren das oberste Ziel, die vollkommenste Freude
des Lebens war?
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
56
18. Juli 2000
BahÕ Ordnung und Demokratie
(an einen einzelnen Glubigen)
Das Universale Haus der Gerechtigkeit hat Ihr Schreiben vom 31. Mai 2000 erhalten und
hat uns gebeten Ihnen die folgende Antwort zu schicken.
Lieber Bah? Freund,
Auf Ihre Frage ãWie muss ich die Frderung einer Bah? Demokratisierung verstehen?Ò
gibt es sowohl eine einfache als auch eine komplexere Antwort und das Haus der Gerech-
tigkeit ist der Meinung, dass es wnschenswert ist, die Angelegenheit von beiden Blick-
punkten aus zu betrachten.
Zunchst einmal verstehen Sie als Bah?, der ber viele Jahrzehnte hinweg einen he-
rausragenden Dienst in seiner Gemeinde geleistet hat, dass die Bah? Verwaltungsord-
nung ein integraler Bestandteil der Offenbarung Bah?u?llhs ist; es ist ein gttlich
entworfenes System, das, wie der Hter in Die Sendung Bah?u?llhs erklrt, ãin ihrer
Struktur gewisse Elemente vereinigt, die in jeder der drei anerkannten Arten weltlicher
Herrschaftsform zu finden sind, ohne doch in irgendeiner Hinsicht eine blo§e Wiederho-
lung einer von ihnen zu sein und ohne in ihren Mechanismus irgendwelche der zu bean-
standenden Kennzeichen einzufhren, die jenen angestammterma§en eigen sind. Sie
verschmilzt und bringt, wie keine von sterblicher Hand geformte Herrschaft es jemals
vollbracht hat, die zweifellos in jedem dieser Systeme enthaltenen gesunden Bestandteile
miteinander in Einklang, ohne die Reinheit jener gottgegebenen Wahrheiten, auf die sie
sich letzten Endes grndet, zu verflschen.Ó
(Weltordnung BahÕuÔllhas, S. 219)
Es ist die stndige Aufgabe der Bah?, ihr Verstndnis der Prinzipien, auf denen die
Verwaltungsordnung aufbaut, zu steigern und die Glaubenskraft, mit der sie diese Prinzi-
pien in ihren Handlungen umsetzen, zu strken. Beim jetzigen Abschnitts in der Entwick-
lung des Glaubens ist die Bildung nationaler und lokaler Bah? Institutionen von
besonderer Dringlichkeit. Sollte daher mit ãder Frderung der Bah? DemokratisierungÒ
eine Ausweitung der zunehmend verantwortungsvollen Beteiligung der einzelnen Mit-
glieder in der Gemeindearbeit gemeint sein, so wre dies hchst lobenswert und sollte
eine anhaltende Bemhung der Bah? Institutionen sein.
Diese ist die einfache Antwort. Aber wenn die Absicht die ist, dass die Bah? Ver-
waltungsordnung verndert werden sollte um den gegenwrtigen Konzepten politischer
Demokratie nher zu kommen, so wird dadurch eine Reihe komplexerer Themen aufge-
worfen. In Die Sendung Bah?u?llhs fhrt Shoghi Effendi den Nachweis eines ãnicht-
autokratischen Charakters der Bah? Verwaltungsordnung und ihre Neigung zu demo-
kratischen Methoden in der Verwaltung ihrer AngelegenheitenÒ, aber dies rechtfertigt
nicht die Forderung, das System zu ndern, welches in den Schriften Bah?u?llhs und
18. Juli 2000 BahÕ Ordnung und Demokratie
57
Abdu?l-Bahs und in den Erluterungen Shoghi Effendis festgelegt ist. Ein solcher Ver-
such, egal ob als die ãFrderung der Bah? DemokratisierungÒ bezeichnet oder nicht,
wrde den klaren Lehren des Glaubens widersprechen. Die Einbeziehung der in ihrem
Brief enthaltenen verschiedenen spezifischen Fragen wird zur Klarstellung dieses Unter-
schieds beitragen.
Im zweiten Absatz ihres Schreibens sagen Sie, dass Ihrem Verstndnis nach die
Bah? Weltordnung ãmindestens zu 80% eine theokratisch-aristokratische OrdnungÒ
sei. Da ja die Ordnung Bah?u?llhs ein integraler Bestandteil der gttlichen Offenbarung
ist, die Er als eine Manifestation Gottes uns gegeben hat, knnte man sagen, dass diese
Ordnung im Wesentlichen theokratisch ist, aber insofern als ihr jede Form von Klerus
oder Priestertum fehlt , ist sie keineswegs eine ãTheokratieÒ in dem Sinne, wie dieser Be-
griff allgemein verwendet und verstanden wird.
In hnlicher Weise steht das Charakteristikum der Aristrokratie (Herrschaft der Bes-
ten) wie sie im Glauben vorkommt, in scharfem Gegensatz zum allgemeinen Verstnd-
nis dieses Begriffs. Frei von Wahlpropaganda oder externem Druck wie er durch
wirtschaftliche Mchte oder Manipulation durch die Presse entsteht, versucht der Glu-
bige jene Personen in seine regierenden Institutionen zu whlen, die er als die Qualifizier-
testen fr ein solches Amt einschtzt. Die gewhlten Mitglieder sind dann Gott und ihrem
Gewissen verantwortlich, anstatt jenen gegenber, die sie gewhlt haben. Sie sind zwei-
fellos mit den Worten Shoghi Effendis in Bah? Administration ber das Verhalten und
die Verantwortung der Mitglieder von Rten vertraut:
Die Pflichten derer, die die Freunde frei und gewissenhaft als ihre Vertreter gewhlt
haben, sind nicht weniger lebenswichtig und bindend als die Pflichten jener, die sie ge-
whlt haben. Es ist nicht ihre Aufgabe zu befehlen, sondern zu beraten, und nicht nur un-
tereinander zu beraten, sondern soviel wie mglich auch mit den Freunden, die sie
vertreten. Sie selbst sollten sich in keinem anderen Licht sehen, denn als erwhlte Werk-
zeuge fr die noch wirksamere, noch wrdigere Vertretung der Sache Gottes. Niemals
sollten sie sich zu der irrigen Meinung verleitet lassen , sie seien die Schmuckstcke im
Mittelpunkt der Sache Gottes, den anderen wesenhaft berlegen an Fhigkeiten und
Verdienst die alleinigen Frderer gttlicher Lehren und Prinzipien. Mit tiefster Demut
sollten sie an ihre Aufgabe herangehen und bestrebt sein, durch ihre Aufgeschlossenheit
, ihrem hohen Sinn fr Gerechtigkeit und Pflichtbewusstsein, ihre Aufrichtigkeit, Be-
scheidenheit, vllige Hingabe an die Wohlfahrt und die Interessen der Freunde, an die
Sache Gottes und die Menschheit, nicht nur das Vertrauen, die wirksame Untersttzung
und den Respekt derer die sie vertreten zu gewinnen, sondern auch ihre Wertschtzung
und echte Zuneigung. Zu allen Zeiten mssen sie den Geist der Abgeschlossenheit und
den Geruch der Geheimniskrmerei vermeiden, mssen sich von anma§endem Beneh-
men freimachen und jede Art von Vorurteil und Leidenschaft aus ihren Handlungen ver-
bannen. Innerhalb der Grenzen weiser Zurckhaltung sollten sie die Freunde ins
Vertrauen ziehen, sie mit ihren Plnen vertraut machen, ihre Probleme und Sorgen mit
ihnen teilen und ihren Rat und ihre Untersttzung suchen.
Und wenn sie zu einem bestimmten Entschluss kommen mssen, sollten sie sich nach
leidenschaftsloser, bedachter und aufrichtiger Beratung, Gott im Gebet zuwenden; sie
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
58
sollten mit Ernst, berzeugung und Mut ihre Stimmen abgeben und sich an die Stimme
der Mehrheit halten, die Ð wie unser Meister gesagt hat - die Stimme der Wahrheit ist, die
niemals angezweifelt werden darf und die immer vorbehaltlos durchgesetzt werden muss
. Dieser Stimme der Wahrheit mssen die Freunde aufrichtig folgen und als das einzige
Mittel betrachten, um den Schutz und den Fortschritt der Sache Gottes zu sichern .
(Geistige Rte Ð Huser der Gerechtigkeit, S 25 und S. 20)
Wie bereits oben angemerkt, ist die Art und Weise, in der Glubige Mitglieder der ge-
whlten Institutionen werden, demokratisch. Sie ist sogar weit demokratischer als jene
Methoden, nach denen die Mitglieder der meisten Parlamente gewhlt werden. Das
Bah? Wahlsystem ist von der Macht und dem Handel der Parteien und Fraktionen und
der Manipulation durch bestehende Interessengruppen vollkommen frei. Jedem Whler
steht es frei, seine oder ihre Stimme jenen zu geben, die er oder sie aussucht.
Heutzutage ist selbst in den besten Demokratien der treibende Beweggrund bei Wah-
len der Wunsch eines jeden Politikers, an die Macht zu kommen, um jenes Programm,
das er besonders bevorzugt, in die Tat umzusetzen zu knnen Ð die Wahl wird zu einem
Wettkampf, welchen die sich selbst zur Schau stellenden Kandidaten entweder ãgewin-
nenÒ oder ãverlierenÒ. Die Whlerschaft wird als eine Masse angesehen, die es durch
Rhetorik und verschiedene Formen der Beeinflussung zu bestimmen gilt, den einen oder
anderen Kandidaten zu untersttzen. Im Bah? System jedoch sind die Whler die aktive
Kraft und ihre Motivation besteht darin, jene Individuen zu whlen, die zum Dienst in
der Institution am besten geeignet sind. Die gewhlten Personen sind im Wahlprozess
passiv (ausser in ihrer Rolle als Whler) und nehmen die Wahl als eine Pflicht zum Dienst
an der Gemeinschaft und in Antwort auf den Wunsch der Whlerschaft an. Anders aus-
gedrckt, unterscheiden sich die Systeme grundlegend in ihrem Geist: beim einen ist es
ein Machtstreben, beim anderen ist eine bernahme der Verantwortung zum Dienst.
Sie erwhnen Verschiedenes, was sie als die kennzeichnendsten demokratischen
Prinzipien und Werte beschreiben. Dazu gehren Transparenz, Rechenschaft, Pressefrei-
heit und der kritische Dialog. Ebenso wie sich der zugrundeliegende Geist des Bah?
Systems von jenem unterscheidet, der die meisten gngigen demokratischen Systeme an-
treibet, unterscheiden sich auch die Methoden bei der Anwendung dieser Prinzipien und
die Haltung der Betroffenen.
Im allgemeinen kann gesagt werden, dass moderne Demokratien als das Ergebnis des
Versuchs zur Einschrnkung der Macht absoluter Monarchien, Diktaturen, oder bestimm-
ter herrschender Schichten entstanden sind. Dies kann schrittweise ber Jahrhunderte
oder umbruchartig durch eine Reihe von Revolutionen entstanden sein. Somit verbleibt
auch nach dem Aufbau demokratischer Verfassungen und Strukturen ein Misstrauen ge-
genber der Autoritt als solcher, und eine Spannung zwischen dem Ma§ von Freiheit,
die dem einzelnen Brger gewhrt wird,l und dem Aufbrden einer ausreichenden allge-
meinen Disziplin zum Schutz der Schwachen gegen die selbstischen Ziele der Starken in
der Gesellschaft. Die Anwendung von Transparenz, Rechenschaft, Pressefreiheit und des
kritischen Dialogs ist somit von einem Geist eines Partisanentums getragen, das leicht in
ein gnadenloses Eindringen in die Privatsphre, die Verbreitung von Verleumndung,
18. Juli 2000 BahÕ Ordnung und Demokratie
59
bertriebenes Misstrauen und in den Missbrauch der Nachrichtenmedien durch besonde-
re Interessengruppen verfllt. Die Reaktion jener, die sich gegen solche Auswchse des
Systems zur Wehr setzen, fhrt zu Geheimnistuerei, Verheimlichung unbequemer Tatsa-
chen und des umgekehrten Missbrauchs der Medien Ð zusammengefasst eine andauernde
Disharmonie im Geflecht der Gesellschaft.
Im Gegensatz zu diesen Mustern, die aus dem traditionellen Antagonismus erwach-
sen, beruht das Bah? System auf den Idealen der Einheit, Harmonie, Gerechtigkeit,
Vielfalt und Nachsicht beim Aufbau einer gttlich geplanten administrativen Struktur
durch einen Prozess des gegenseitigen Lernens und Entdeckens. Wie bereits erwhnt,
fehlt das Element des Machtstrebens vllig. Von allen Mitgliedern einer Bah? Gemein-
de wird unabhngig von ihrer momentanen Stellung, die sie in der administrativen Struk-
tur einnehmen, erwartet, sich selbst in einen Lernprozess wahrzunehmen, bei dem sie
danach streben, die Gesetze und Prinzipien des Glaubens zu verstehen und anzuwenden.
Als Teil dieses Prozesses werden die Rte ermutigt ihre Hoffnungen und Bemhungen
und Neuigkeiten bei den Entwicklungen den Mitgliedern der Gemeinde stndig mitzu-
teilen und ihre Ansicht und Untersttzung zu suchen. Es gibt natrlich Themen wie die
persnlichen Probleme eines Glubigen, die er (oder sie) bei der Suche nach Hilfe an sei-
nen Rat herantrgt, oder die Hhe der Spenden einzelner Glubiger an die Fonds und so
weiter, ber die der Rat absolute Vertraulichkeit wahren muss. Wie in jedem gerechten
Regierungssystem muss das richtige Gleichgewicht zwischen den Extremen gesucht und
gefunden werden. In diesem Zusammenhang werden Sie sich and diese Aussage Shoghi
Effendis in Bah? Administration erinnern:
Lasst uns auch immer eingedenk sein, dass der Grundton der Sache Gottes nicht dik-
tatorische Gewalt, sondern demtige Gemeinschaft ist, nicht willkrliche Macht, son-
dern der Geist freier und liebevoller Beratung.. Nichts au§er dem Geist eines wahren
Bah? kann je hoffen, die Prinzipien der Gnade und Gerechtigkeit, der Freiheit und des
Gehorsmas , der Heiligkeit persnlicher Rechte und der Selbsthingabe, der Wachsam-
keit, Verschwiegenheit und Vorsicht einerseits und der Freundschaft, der Offenheit und
des Mutes andererseits n zu vershnen.
(Geistige Rte Ð Huser der Gerchtigkeit, S.25)
Wo auch immer man ein fehlerhaftes Funktionieren in der Bah? Gemeinde findet,
kann dies auf ein Versagen zurckgefhrt werden, die Gesetze, Prinzipien und Methoden,
die in den Schriften niedergelegt sind, richtig anzuwenden. Das berwinden solcher Un-
zulnglichkeiten ist Teil des Lernprozesses, an dem alle Bah? beteiligt sind. Das blei-
bende Ziel der Institutionen der Bah? Gemeinde besteht darin Ð egal ob durch
Sommerschulen und Trainingsinstituten, durch die Weiterentwicklung der 19-Tagefeste
und der Nationaltagungen, oder durch den tagtglichen Austausch mit den Freunde Ð den
einzelnen Glubigen zu befhigenzu lernen, wie sie ihr Leben mit zunehmendem Wissen,
Weisheit, Einheit und Erfolg in Einklang mit den Lehren Bah?u?llhs leben.
Darberhinaus gibt es in der Bah? Verwaltungsordnung au§er den Geistigen Rten
auch die Institutionen der Kontinentalen Beratermter und ihrer Hilfsmter. Ihr Bestreben
bei den Einzelnen, der Gemeinde und den Institutionen ist darauf gerichtet, den wahren
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
60
Geist des Glaubens zu erhalten, die leitenden Institutionen zu beraten und ihnen zu helfen
die ihnen durch Bah?u?llh und den Meister aufgestelleten hohen Ideale zu erreichen.
Wie das Haus der Gerechtigkeit in einem Brief vom 24. April 1972 schrieb:
ãDie Existenz von Institutionen solch erhabenen Ranges, zusammengesetzt aus Per-
sonen, denen eine solche lebenswichtige Aufgabe gegeben ist, die trotzdem weder gesetz-
gebende, administrative noch rechtliche Autoritt besitzen, und die vollkommen frei sind
von priesterlichen Funktionen oder dem Recht, autoritative Auslegungen zu geben, ist
eine Eingeschaft der BahÕ-Verwaltung, die keine Paralelle in den Religionen der Ver-
gangenheit findetÒ
(Botschaften, Bd. II, S. 134)
Das Haus der Gerechtigkeit kommentierte weiter, dass nur durch den Wachstum der
Bah? Gemeinden und der steigenden Fhigkeit der Glubigen unbeeinflusst von Kon-
zepten vergangener Zeitalter ber die administrativen Strukturen nachzusinnen, die le-
benswichtige gegenseitige Abhngigkeit dieser zwei Arme der Administration richtig
verstanden und der Wert ihrer Zusammenarbeit vollstndig erkannt werden wird.
Zwei andere von ihnen angeschnittene Themen verdienen ebenfalls Aufmerksamkeit.
Die direkte Wahl der Hauptinstitutionen einer Gesellschaft kann schwerlich als ein be-
deutendes, demokratisches Prinzip angesehen werden. Zum Beispiel wird in den Verei-
nigten Staaten von Amerika der Prsident durch eine Whlerkollegium gewhlt, deren
Mitglieder in einzelnen Staaten durch das Volk gewhlt werden. In einigen anderen Ln-
dern wird der Prsident durch das Parlament und nicht durch das Volk gewhlt. Jedoch
kann die direkte Wahl, egal ob sie ein demokratisches Prinzip ist oder nicht, in der Bah?
Religion nicht angewandt werden, denn es ist in den Heiligen Schriften niedergelegt, dass
das Universale Haus der Gerechtigkeit in einer dreistufigen Wahl gewhlt werden muss,
und Nationale Geistige Rte das Ergebnis einer zweistufigen Wahl sein mssen.
Zuletzt bleibt die Frage, dass die Mitgliedschaft des Universalen Hauses der Gerech-
tigkeit auf Mnner beschrnkt ist. Auch dies ist eine Vorgabe der Heiligen Schriften, die
sowohl von Abdu?l-Bah als auch dem Hter klar dargestelt wurde. Es muss im Licht des
oben erwhnten Prinzips betrachtet werden, dass die Wahl in eine Institution der Bah?
Administration als ein Ruf zum Dienst und nicht als ein Aufstieg zur Macht gesehen wird.
Es ist ausserdem bedeutsam, dass das Universale Haus der Gerechtigkeit selbst schreibt,
dass die Tatsache, dass seine Mitgliedschaft auf Mnner beschrnkt ist, nicht als Hinweis
darauf benutzt werden kann, dass Mnner den Frauen berlegen sind oder dass das Bah?
Prinzip der Gleichwertigkeit der Geschlechter ungltig ist. Wie Sie wissen, ist es ein Auf-
trag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, die Verwirklichung der Gleichwertigkeit
von Mnnern und Frauen sicherzustellen, und Sie sind sich zweifellos des Nachdrucks,
mit der Bah? dies in die Tat umsetzen, bewusst. Dieses Thema wurde ausgiebig in einem
Brief vom 31. Mai 1988 an den Nationalen Geistigen Rat der Bah? von Neuseeland be-
handelt, der zu Ihrer Information in Kopie beigefgt ist.
Das Haus der Gerechtigkeit hofft, dass diese Anmerkungen Ihnen helfen werden die
Verwirrung die, wie Sie schreiben, Sie beschftigt, aufzulsen.
Mit liebevollen Bah? Grssen, Im Auftrag der Sekretariatsabteilung
13. August 2000 Funktionsweise der Bah? Verwaltungsordnung
61
13. August 2000
Funktionsweise der Bah? Verwaltungsordnung
An alle Nationalen Geistigen Rte, 13. August 2000
Liebe Bah? Freunde,
vor kurzem wies uns das Universale Haus der Gerechtigkeit an, eine Antwort an einen
Freund zu verfassen, der einige Fragen nach der Funktionsweise der Bah? Verwaltungs-
ordnung gestellt hatte. Das Haus ist der Meinung, dass diese Antwort auch fr andere
Glubige von Interesse sein kann, wie auch fr Nationale Geistige Rte, die gebeten wer-
den knnten, hnliche Fragen zu beantworten.
Daher ist eine Kopie dieses Schreibens zusammen mit seiner Anlage fr jeden Nati-
onalen Rat beigefgt. Letzteres ist die Kopie eines Briefes des Universalen Hauses der
Gerechtigkeit an den Nationalen Geistigen Rat der Bah? von Neuseeland vom 31. Mai
1988. Obwohl es seinerzeit bereits unter einige Nationale Rte verbreitet wurde, ist das
Haus der Gerechtigkeit der Meinung, dass es hilfreich sein kann, wenn alle Nationalen
Rte es jetzt erhalten.
Es steht Ihnen frei diese Verlautbarungen den Bah? in Ihrem Verantwortungsbe-
reich mitzuteilen, wenn Sie es fr angemessen halten
Mit liebevollen Bah? Grssen, Sekretariatsabteilung
12. September
2000 Zur Verwendung des Gr§ten Namen
Aufgrund einer Anfrage, ob die Verwendung des Gr§ten Namens ÔAllh-u-AbhÕ in den
Pflichtgebeten auch in bersetzungen mglich ist, erhielt der Nationale Geistige Rat in
einem Schreiben des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 12. September 2000 fol-
gende Antwort:
ÒIm langen Pflichtgebet, wenn der Betende den Gr§ten Namen sprechen soll, und im
Totengebet, wenn der Gr§te Name sechsmal wiederholt wird, sind die dabei zu verwen-
denden Worte ÔAllh-u-AbhÕ und nicht ihre bersetzung in die eine oder andere Sprache
unserer eigenen Wahl. In gleicher Weise sollte beim tglichen fnfundneunzigmaligen
Wiederholen des Gr§ten Namens ÔAllh-u-AbhÕ verwendet werden.Ó
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
62
24. September 2000
Drei wichtige Konferenzen von globaler Bedeutung
ãzur Morgendmmerung des neuen MilleniumsÒ
An alle Nationalen Geistigen Rte Liebe BahÔ-Freunde,
In seiner Ridvn-Botschaft 2000 wies das Universale Haus der Gerechtigkeit voll auf-
merksamer Erwartung auf die in diesem Jahr stattfindenden Milleniumskonferenzen hin,
die sich mit dringend lsungsbedrftigen globalen Fragen beschftigen wrden, sowie
damit, wie die Vereinten Nationen diese angehen sollten. In der ersten Woche dieses Mo-
nats versammelte sich in New York der Milleniumsgipfel der Vereinten Nationen als letz-
te und wichtigste dreier zusammenhngender Veranstaltungen, und zwar unter der
Beteiligung der gr§ten Anzahl von Staats- und Regierungschefs, die jemals versammelt
gewesen war. Im Hinblick auf die historische Bedeutung dieser und der beiden frheren
Veranstaltungen und in Anbetracht der hervorgehobenen Beteiligung von Vertretern der
Internationalen BahÔ-Gemeinde an allen drei Ereignissen, hat uns das Universale Haus
der Gerechtigkeit gebeten, das Folgende mitzuteilen.
Der Generalsekretr der Vereinten Nationen rief auf der Sitzung der Vollversammlung
2000 zu einer Versammlung der Fhrer der Welt auf. Zugleich wies er darauf hin, dass es
seiner Ansicht nach gewinnbringend wre, dabei auch die Ansichten und Empfehlungen
der zivilgesellschaftlichen Organisationen einzuholen. Dies war die Geburtsstunde der
Idee zu einem Millenium- Forum. Auch ein anderer Gedanke konnte die freundliche Un-
tersttzung des Generalsekretrs gewinnen: dass ein dem Frieden gewidmetes Treffen re-
ligiser und geistiger Fhrer die Arbeit der Vereinten Nationen verbessern wrde.
Millenium-Forum
So versammelten sich auf dem Millenium-Forum, dem ersten dieser gro§en Zusam-
menknfte, vom 22. - 26. Mai mehr als 1.000 Reprsentanten von Nicht-Regierungsorga-
nisationen aus ber 100 Lndern, Òum ber die Rolle der Vereinten Nationen angesichts
der globalen Herausforderungen zu beraten, denen sich die Menschheit im 21. Jahrhun-
dert gegenber siehtÒ.
Sie konzentrierten ihre Beratungen auf die folgenden besonderen Themen:
1. Frieden, Sicherheit und Abrstung
2. Beseitigung der Armut, einschlie§lich Schuldenerlass und soziale Entwicklung
3. Menschenrechte
4. Nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz
5. Den Herausforderungen der Globalisierung begegnen: Ausgleich, Gerechtigkeit und
Vielfalt erreichen
6. Die Vereinten Nationen und internationale Organisationen strken und demokrati-
sieren.
Als Ergebnis nahmen die Teilnehmer des Millenium-Forums eine Erklrung an, um
24. September 2000 Drei wichtige Konferenzen von globaler Bedeutung ãzur Morgendmmerung
63
sie den Fhrern der Welt auf dem nachfolgenden Milleniumsgipfel zu unterbreiten. Darin
stellen sie ihre eigenen Visionen vor und sprechen ihre Empfehlungen fr eine Belebung
der Vereinten Nationen aus. ãNach unserer VisionÒ, so erklrten diese Reprsentanten der
Zivilgesellschaft, ãsind wir alle eine menschliche Familie, in all unserer Mannigfaltigkeit,
leben in einem gemeinsamen Heimatland und teilen eine gerechte, erhaltbare und fried-
volle Welt, die geleitet wird von den universalen Prinzipien der Demokratie, Gleichheit,
Einbeziehung, Freiwilligkeit, Nicht-Diskriminierung und Beteiligung aller... Es ist eine
Welt, in der Frieden und Sicherheit der Menschen, wie sie in den Prinzipien der Charta
der Vereinten Nationen vorgesehen sind, Bewaffnung, Gewaltkonflikte und Kriege erset-
zen. Es ist eine Welt, in der jeder in einer sauberen Umwelt lebt und seinen gerechten An-
teil an den globalen Ressourcen erhlt. Unsere Vision sieht eine besondere Rolle sowohl
fr die energische Tatkraft junger Menschen als auch fr die Erfahrung der lteren vor
und beteuert die Universalitt, Unteilbarkeit und Unabhngigkeit aller Menschenrechte -
brgerlicher, politischer, konomischer, sozialer und kultureller.Ò
Milleniums-Friedensgipfel
Der Milleniums-Friedensgipfel religiser und geistiger Fhrer, der vom 28. - 31. Au-
gust abgehalten wurde und mehr als 1000 Teilnehmer umfasste, stellte die zweite dieser
Konferenzen dar. Die Òganz besondere AbsichtÓ dieses Treffens religiser Fhrer war,
wie es in der einfhrenden Stellungnahme des Programmes hei§t, Òdie Aussichten auf
Frieden zwischen den Vlkern und Nationen und im Innern jedes Einzelnen zu frdernÓ.
Das Ergebnis dieses Friedensgipfels war die Annahme und Unterzeichnung einer Erkl-
rung, die die Teilnehmer zu globalem Frieden verpflichtet. Nachdem festgestellt wird,
dass Òdie Vereinten Nationen und die Religionen der Welt die gemeinsame Sorge um die
Wrde des Menschen, um Gerechtigkeit und Frieden teilen,Ó nachdem man anerkennt,
dass ÒMnner und Frauen gleichberechtigte Partner hinsichtlich aller Aspekte des Lebens
und Kinder die Hoffnung der Zukunft sindÓ, und man besttigt, dass ÒReligionen zum
Frieden in der Welt beigetragen haben, aber auch dazu missbraucht wurden, um Spaltung
zu erzeugen und Feindschaft anzufachen,Ó fasst man den Beschluss, ãmit den Vereinten
Nationen und allen Mnnern und Frauen, die guten Willens sind, lokal, global und regi-
onal im Streben nach Frieden in all seinen Dimensionen zusammen zu arbeiten.Ò Wie wir
Ihnen bereits in unserem Brief vom 15. August 2000 mitgeteilt haben, vertrat der Gene-
ralsekretr der Internationalen BahÔ-Gemeinde, Herr Albert Lincoln, den Glauben bei
dieser Gelegenheit. Er war unter den teilnehmenden ãherausragenden religisen und geis-
tigen Fhrungspersnlichkeiten der WeltreligionenÒ aufgefhrt und man gab ihm die Ge-
legenheit, sowohl bei der Erffnungsfeier ein BahÔ-Gebet zu sprechen, als auch auf der
dritten Plenarsitzung am zweiten Tag der Veranstaltung zu sprechen, die in der Versamm-
lungshalle der Vollversammlung abgehalten wurde. Sein Vortrag war eine gekrzte Fas-
sung seiner schriftlichen Ausfhrungen, die unter den Teilnehmern verteilt wurden, so
wie er in der Anlage enthalten ist 1.
Milleniumsgipfel
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
64
Der Milleniumsgipfel, die dritte Veranstaltung und abschlie§ender Hhepunkt, wur-
de als Antwort auf eine Resolution der Vollversammlung abgehalten, welche die ber-
zeugung zum Ausdruck gebracht hatte, dass Òdas Jahr 2000 ein einmaliger und in
symbolischer Weise zwingender Moment ist, um eine belebende Vision der Vereinten
Nationen im neuen Zeitalter zu artikulieren und zu bekrftigenÓ. Am letzten Tag nahmen
die Fhrer von mehr als 150 Nationen einstimmig eine Deklaration an, die mit der Erkl-
rung begann: ÒWir, Staats- und Regierungsoberhupter, haben uns vom 6. - 8. September
2000 im Sitz der Vereinten Nationen in New York versammelt, zur Morgendmmerung
des neuen Milleniums, um unseren Glauben an die Organisation und ihre Charta als un-
entbehrliche Grundlagen einer friedvolleren, glcklicheren und gerechteren Welt zu be-
krftigen.Ó
Die Staatsfhrer betonten bestimmte Ògrundlegende WerteÓ Ñ Freiheit, Gleichheit,
Solidaritt, Toleranz, Respekt vor der Natur, gemeinsame Verantwortung Ñ und be-
schlossen, auf Ziele hinzuarbeiten wie:
- Frieden, Sicherheit und Abrstung;
- Entwicklung und Ausrottung der Armut;
- Schutz unserer gemeinsamen Umwelt;
- Menschenrechte, Demokratie und gute Regierungsfhrung;
- Schutz der Schwachen; - Eingehen auf die besonderen Bedrfnisse Afrikas;
- Strkung der Vereinten Nationen.
Sie verpflichteten sich verbindlich auf den Weltfrieden und auf eine Weltordnung und
schlossen ihre Erklrung mit diesem widerhallenden Aufruf: ÒWir bekrftigen feierlich
zu diesem historischen Anlass, dass die Vereinten Nationen das unentbehrliche gemein-
same Haus der gesamten menschlichen Familie sind, mit dessen Hilfe wir versuchen, un-
sere universale Sehnsucht nach Frieden, Zusammenarbeit und Entwicklung zu
verwirklichen. Wir bekennen uns daher zu uneingeschrnkter Untersttzung dieser ge-
meinsamen Ziele und zur Entschlossenheit, sie zu erreichen.Ó
Es fllt besonders auf, dass derjenige, der vom Generalsekretr der Vereinten Natio-
nen dazu bestimmt worden war, sich als Sprecher der Zivilgesellschaft an eine solcher-
ma§en historische Versammlung zu wenden, Herr Techeste Ahdorum, der hchstrangige
Vertreter der Internationalen BahÕ-Gemeinde bei den Vereinten Nationen, war. Ihm
wurde diese Ehre zu teil, da er beim Millenium-Forum der Vereinten Nationen den Mit-
vorsitz gefhrt hatte. Nachdem alle nationalen Fhrer gesprochen hatten und bevor der
Gipfel am 8. September seine Erklrung annahm, hielt Herr Ahdorum eine Ansprache, in
der er dieser beispiellosen Versammlung einen Bericht ber das Forum bermittelte. Den
Text dieser Rede finden Sie in der Anlage 1.
Fr jeden Beobachter, der von der BahÔ-Vision vom Frieden und den dazugehrenden
Prozessen erfllt ist, muss es in den Tat befriedigend sein, ber das Wesen und die Trag-
weite dieser jngsten Ereignisse nachzusinnen, die auch im Zusammenhang mit den voran-
gegangenen Weltkonferenzen zu sehen sind, an denen im vergangenen Jahrzehnt ebenfalls
Staatsoberhupter beteiligt waren. Und es muss doppelt so aufregend sein zu erkennen, dass
zu einer so frhen Entwicklungsstufe des BahÔ-Zeitalters Vertreter unserer internationa-
29. Oktober 2000 Ernennung von Mitgliedern der Kontinentalen Beratermter
65
len Gemeinde so ma§geblich an diesen Ereignissen beteiligt waren, die Meilensteine auf
dem Weg zu der neuen Weltordnung gesetzt haben, die so klar von der Feder BahÕuÕllhs
vorhergesehen wurde. Mit liebevollen BahÔ-Gr§en fr die Sekretariatsabteilung
Anlage:
(1) Die Reden von Albert Lincoln, Generalsekretr der Internationalen BahaÕi-Gemeinde,
und Techeste Ahderom, Mit-Vorsitzender des Millenium-Forums, werden in der Zeit-
schrift One Country erscheinen.
29. Oktober 2000
Ernennung von Mitgliedern der Kontinentalen Beratermter
An die BahÕ der Welt Liebe BahÕ-Freunde,
Der Tag des Bundes, der 26. November 2000, markiert den Beginn einer neuen fnfjhri-
gen Phase des Dienstes fr die Mitglieder der Kontinentalen Beratermter fr den Schutz
und die Verbreitung des Glaubens. Die Zahl dieser hochrangigen Vertreter der Sache bleibt
bei einundachtzig. Wir freuen uns, die Namen der ernannten Berater bekannt zu geben:
¥ Afrika (19 Berater): Beth Allen, George Allen, Beatrice Asare, Asfaw Tessema, Niaz
Bushrui, Mehraz Ehsani (Treuhnder des Kontinentalen Fonds), Clment-Thyrrel
Feizour, Kobina Fynn, Ibrahim Galadima, Kamaye Moussa, Eddy Lutchmaya, Enos
Makhele, Maina Mkandawire, Rachel Ndegwa, Muhammad Otmani, Ahmad Parsa,
Garth Pollock, Antoinette Ziehi, Tiati Zock.
¥ Amerika (19 Berater): Eugene Andrews, Eloy Anello, Stephen Birkland, Gustavo
Correa, Irma Nelly de Dooki, AbduÕl-Missagh Ghadirian, Anglica Huerta, Antonio
Gabriel Marques, Herv Masrour, Catherine Monajjem, Rebequa Murphy, Carmen
Elisa de Sadeghian, Arturo Serrano, Crystal Shoaie, David Smith, Marilyn Smith, Le-
ticia de Solano, Rodrigo Toms (Treuhnder des Kontinentalen Fonds), Dorothy
Whyte.
¥ Asien (19 Berater): Fadel Ardakani, Baatar Uransaikhan, Nidavanur Baskaran, Irene
Chung, Jabbar Eidelkhani, Bijan Farid, Elena Grouzkova, David Huang (Treuhnder
des Kontinentalen Fonds), Humaida Jumalon, Lee Lee Ludher, Delafruz Nassimova,
Lori Noguchi, Jaya Gopan Ramasamy, Lateef Rashid, Foad Reyhani, Payam Shoghi,
Zena Sorabjee, George Soraya, Rosalie Tran.
¥ Australasien (11 Berater): Beatrice Benson, Donald Blanks, David Chittleborough
(Treuhnder des Kontinentalen Fonds), Jalal Mills, Srs Narq, Manijeh Reyhani,
Heather Simpson, Henry Tamashiro, Erama Ugaia, Robin White, Fereidoun Yazdani.
¥ Europa (13 Berater): Fevziye Baki, Alla Borets, Uta von Both, Firouzeh Moghbel,
Paul
jermark, Patrick OÕMara (Treuhnder des Kontinentalen Fonds), Shahriar Ra-
zavi, Ilhan Sezgin, Nosrat Tirandaz, Nicola Towfigh, Larissa Tsutskova, Sohrab
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
66
Youssefian, Ivo Zerbes.
Die folgenden Glubigen, deren Beitrge zum Fortschritt des Glaubens unsere hchs-
te Anerkennung verdienen, werden von ihren Pflichten als Mitglieder des Berateramtes
entbunden:
Borhanoddin Afshin, Ben Ayala, Hooshidar Balazadeh, Patricia Coles, Parvine Djo-
neydi, Wilma Ellis, Tod Ewing, Shidan FatÕhe-Aazam, Linda Gershuny, Louis Hnuzet,
Hizzaya Hissani, Nobuko Iwakura, Abbas Katirai, Zekrullah Kazemi, Kim Myungjung,
Jacqueline Left Hand Bull, Betra Majmeto, Peter McLaren, Alejandra Miller, Perin Oly-
ai, Nabil Perdu, Maija Pihlainen, Ruth Pringle, Polin Rafat, Daniel Ramoroesi, Shapour
Rassekh,Cyrus Rohani, Vicente Samaniego, Isabel de Snchez, Bruce Saunders, Errol
Sealy, Edith Senoga, Farhad Shayani, Tiberiu Vajda, Lally Warren, Wingi Mabuku.
Wir sind zuversichtlich, dass diese hervorragenden Freunde weiterhin mit der hchs-
ten Tapferkeit und Selbstaufopferung auf dem Pfade BahÕuÕllhs ihren Dienst leisten
werden. Unsere inbrnstigen Gebete an der Heiligen Schwelle werden jeden Einzelnen
von ihnen begleiten. Das im Vier-Jahres-Plan Erreichte wird jetzt konsolidiert und hat
eine Wachstumsgeschwindigkeit erreicht, die sicherlich noch weiteren Schwung gewin-
nen wird. Der zu Ridvn beginnende Fnf-Jahres-Plan ist voll gro§er Verhei§ungen. Bei
der Erfllung ihrer Verpflichtungen zur Verbreitung und zum Schutz des Glaubens wer-
den die Berater und die Hilfsamtsmitglieder in Zusammenarbeit mit den Geistigen Rten
und Regionalen Rten eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass der Entwurf und die
Durchfhrung der Aktionsplne Ð von der nationalen bis zur rtlichen Ebene Ð den Erfor-
dernissen der Stunde entsprechen.
Die Berater aller Kontinente werden zu einer Beratung ber die allgemeinen Aspekte
des Fnf-Jahres-Planes vom 9. Ð 13. Januar 2001 ins Weltzentrum einberufen. Sie werden
dort die Hilfsamtsmitglieder treffen, die sich aus der ganzen Welt dort versammeln wer-
den, um an den Ereignissen aus Anlass des Einzugs des Internationalen Lehrzentrums in
seinen stndigen Sitz am Berge Karmel teilzunehmen. Die erstmalige Zusammenkunft
der Berater und der Hilfsamtsmitglieder im Heiligen Land aus einem so bedeutungsvollen
Anlass wird den Aktivitten, die sie anhaltend untersttzen mssen, weiteren Schwung
verleihen.
Wir beten aus tiefstem Herzen an der Heiligen Schwelle, dass diese ergebenen ein-
undachtzig Seelen durch die Gnade von oben untersttzt werden mgen, wenn sie ihre
ganze Energie aufwenden, das systematische Wachstum der Gemeinde weltweit zu
frdern.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Das Universale Haus der Gerechtigkeit 29. Oktober 2000
28. November 2000 Fragen zum Pflichtgebet
67
28. November
2000 Fragen zum Pflichtgebet
Memorandum der Forschungsabteilung des Weltzentrums
Der Nationale Geistige Rat des Vereinigten Knigreiches bittet in seiner E-Mail vom 4.
August 2000 um Klrung einer Anzahl von Details im Bezug auf das Pflichtgebet. Die
vom Nationalen Rat gestellten Fragen sind von einem Hilfsamtsmitglied zur Sprache ge-
bracht worden. Das Research Department in Haifa bietet folgende Erluterungen an.
Das Sprechen des kurzen Pflichtgebets in Versammlungen
In Bezug auf die Frage, ob es angemessen ist, das kurze Pflichtgebet bei Versamm-
lungen zu sprechen gibt der Auszug aus einem Brief im Auftrag des Universalen Hauses
der Gerechtigkeit vom 4. Juli 1995, den wir im Anschluss zitieren, folgende Erluterung:
ãHinsichtlich des Gebrauchs der Pflichtgebete ..., es ist klar, dass, wenn eines der drei
Gebete als das vorgeschriebene tgliche Pflichtgebet gesprochen wird, der Betende die
Pflicht hat die Anweisungen zu befolgen, die mit diesem verbunden sind.
Obwohl es kein ausdrckliches Verbot gibt, diese Gebete, ganz oder teilweise, als b-
liches Gebet ohne die Kniebeugungen zu verwenden um eine Versammlung oder ein Fi-
reside zu erffnen oder zu schlie§en, wre es besser, wenn dies unter den Freunden nicht
zur Gewohnheit wrde. Die BahÕ haben so viele andere schne Gebete, die von den
Zwillingsoffenbarern und ÔAbduÕl- Bah fr solche Versammlungen offenbart wurden.Ò
Das Ersetzen von ãSohnÒ durch ãTochterÒ
In Bezug darauf, ob es angemessen ist, als Frau das Wort ãSohnÒ durch ãTochterÒ
beim Sprechen des Langen Pflichtgebets zu ersetzen, stellen wir folgenden Auszug aus
einem Brief im Auftrag des Universalen Hauses vom 31. August 1997 zur Verfgung.
Der Brief spricht genau diesen Punkt an:
ãHinsichtlich Ihrer Frage ob es erlaubt ist, als Frau beim Sprechen des Langen Pflicht-
gebets zu sagen: ãIch bin Deine Magd, o mein Herr, und die Tochter Deiner MagdÒ, ist
Ihr Verstndnis richtig, dass der Hter nicht wollte, dass die BahÕ das Geschlecht der
Pronomen und Nomen in den offenbarten Gebeten ndern. Der folgende Auszug aus ei-
nem Brief vom 14. Januar 1947, der in seinem Auftrag geschrieben wurde, drckt dies
klar aus:
ãIn Bezug auf die Frage, die Sie ihm gestellt haben: Wie BahÕuÕllh selbst festlegte,
kann im langen Totengebet das Geschlecht und ãseinÒ zu ãihrÒ, etc. verndert werden. Es
ist erlaubt dies zu tun Ð nein sogar verpflichtend Ð aber in allen anderen Gebeten, ein-
schlie§lich der fr die Verstorbenen, mssen wir uns an den genauen Text halten und dr-
fen das Geschlecht nicht ndern.Ò
Dem Haus der Gerechtigkeit scheint es nicht angemessen, Shoghi Effendis Gebrauch
bestimmter Nomen in seinen bersetzungen zu verndern. Die Herausforderung besteht
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
68
also darin, den Gebrauch von Pronomen und bestimmten Nomen wie ãSohnÒ und ãDie-
nerÒ als Oberbegriff anzunehmen, was uns dazu fhrt, die Angelegenheit aus einer geis-
tigen Sicht zu betrachten und nicht aus einer rein semantischen.Ò
Wiederholung des Gr§ten Namens im Langen Pflichtgebet
Der Nationale Geistige Rat merkt an, dass es im Langen Pflichtgebet drei Stellen gibt,
an denen man den Gr§ten Namen dreimal wiederholen soll. Obwohl klar ist, dass im ers-
ten Fall der/die Glubige seine oder ihre Hnde einmal erhebt und den Gr§ten Namen
dreimal wiederholt, fragt der Nationale Geistige Rat, ob es auch notwendig ist, die Hnde
an den zwei weiteren Stellen zu erheben.
In Bezug auf die erste der drei Stellen, merkte das Universale Haus der Gerechtigkeit
am 22. April 1991 an, dass durch die Anweisung ãDarauf erhebe er die Hnde und spre-
che dreimal den gr§ten NamenÒ der oder die Glubige verpflichtet ist die Hnde einmal
zu erheben und, in Verbindung mit dieser Handlung, den gr§ten Namen dreimal zu wie-
derholen.
In Bezug auf die zweite und dritte Stelle hat die Forschungsabteilung bis jetzt keine
bestimmte Anweisung finden knnen. Es ist jedoch aufschlussreich, die Wortwahl der
Anweisungen zu betrachten:
ãDann wiederhole er dreimal den Gr§ten Namen, beuge sich nieder, lasse die Hnde
auf den Knien ruhen und spreche: ...Ò
ãDann wiederhole er dreimal den Gr§ten Namen, beuge kniend die Stirn zur Erde
und spreche: ...Ò
Im Gegensatz zur ersten Stelle, an dem das Erheben der Hnde einen Teil der aus-
drcklichen Anweisungen bildet, wird das Erheben der Hnde im zweiten und dritten Fall
nicht erwhnt.
Die Hnde zweimal flehend erheben
Der Nationale Geistige Rat nimmt Bezug auf die Anweisung, im Stehen die Hnde
flehend zu erheben und die Worte, die darauf folgen, zu sprechen. Er fragt, ãob man jeden
(der beiden) Abstze jedes Mal sprechen sollte, wenn man die Hnde erhebt.Ò Obwohl die
Absicht der Frage der Forschungsabteilung nicht wirklich klar ist, stellen wir folgenden
Auszug aus einem Brief im Auftrag des Universalen Hauses vom 22. April 1991 zur Ver-
fgung. Der Brief spricht eine Frage an, die sich auf die Ausfhrung dieses bestimmten
Teils des Langen Pflichtgebets bezieht:
ãHinsichtlich der Anweisung ãDann stehe er auf, erhebe zweimal flehend die Hnde
und spreche: ...Ò muss der Glubige den Absatz der darauf folgt nicht zweimal lesen. Ob
der Glubige seine Hnde zweimal erhebt, bevor er die Passage spricht oder ob er anfngt
zu sprechen, nachdem er die Hnde einmal erhoben hat und sie kurz darauf ein zweites
Mal erhebt, liegt in seinem eigenen Ermessen.Ò
69
Botschaften und Briefe
des Jahres 2001
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
70
9. Januar 2001
Konferenz der Kontinentalen Berater
Aus Anlass der Konferenz der Kontinentalen Berater, die im Januar im Heiligen Land
stattfand, hat das Universale Haus der Gerechtigkeit zwei Botschaften herausgegeben.
Die Botschaft vom 16. Januar 2001, die in der Februarausgabe der BahÕ- Nach richten
verffentlicht wurde, richtete sich ãan die BahÕ der WeltÒ. Hatte das Universale Haus
hier mit Blick auf die zurckliegende weltweite Entwicklung des Glaubens verkndet,
dass nun die fnfte Epoche des Gestaltenden Zeitalters angebrochen sei, so weist die hier
abgedruckte Botschaft vom 9. Januar 2001 auf die uns bevorstehende weitere Entwick-
lung und lsst die Umrisse des Fnfjahresplanes erkennen, der zu Ridvn, also in weniger
als zwei Monaten, beginnen wird.
An die Konferenz der Kontinentalen Beratermter Innig geliebte Freunde,
Vor fnf Jahren haben wir die im Heiligen Land versammelte Krperschaft der Berater
dazu aufgerufen, der BahÕ-Welt dabei zu helfen, das systematische Wachstum zu ver-
stehen und sich dieser Herausforderung zu stellen. Die gro§artigen Ergebnisse des Vier-
Jahres-Planes bezeugen, dass sie dem aus ganzem Herzen entsprochen haben. Heute bit-
ten wir Sie um eine vergleichbar gro§e Anstrengung, nmlich den erfolgreichen Start des
Fnf-Jahres-Planes sicherzustellen.
Bei Ihren Beratungen ber die Wesensart der nchsten Stufe der Entfaltung des Gtt-
lichen Planes mssen Sie das Ausma§ der Vernderungen in Erwgung ziehen, die sich
in Bezug auf die Geschicke des Glaubens Gottes ereignen. Am Weltzentrum bedeutet die
Errichtung der gro§en Gebude um den Bogen einen bedeutenden Schritt bei der Konso-
lidierung der gttlich verordneten Gemeindeordnung. Der Vier-Jahres-Plan war Zeuge
einer bemerkenswerten Erweiterung der institutionellen Kapazitt der BahÕ-Gemeinde
auf allen Kontinenten. Die Entwicklung der Nationalen und rtlichen Geistigen Rte hat
sich sichtlich beschleunigt und dort, wo Regionale BahÕ- Rte eingerichtet wurden, ha-
ben sie der Arbeit der Sache Gottes neue Energie und Wirksamkeit verliehen. Seit der Ge-
burt und dem Aufblhen von mehr als 300 BahÕ-Instituten besitzt der Glaube ein
machtvolles Instrument, um die Fhigkeiten von Menschen zu entwickeln, die fr eine
stndige, in gro§em Ma§e stattfindende Ausbreitung und Festigung bentigt werden.
Weiterhin ist die Fhigkeit der BahÕ-Gemeinde, die Geschicke der Menschheit zu be-
einflussen, in gro§em Ma§e gesteigert Details von den oberen Terrassen worden, und
zwar sowohl durch ihre Verbindung zu Regierungen und Organisationen der Zivilgesell-
schaft als auch durch ihre Anstrengungen auf dem Gebiet der sozialen und wirtschaftli-
chen Entwicklung. Die Sache BahÕuÕllhs steht an der Schwelle zu einer neuen Epoche
und zwar in einem Augenblick in der Geschichte, da die Welt Ð trotz Verwirrung und
Ausbruch neuer Feindseligkeiten Ð echte Schritte in Richtung auf den Frieden unter-
nimmt. Man erkennt deutlich, dass die Aufnahmefhigkeit fr Seinen alldurchdringenden
und strahlenden Geist wchst.
9. Januar 2001 Konferenz der Kontinentalen Berater
71
Den Prozess des Beitritts von Scharen zu frdern, wird auch ein Ziel des Fnf-Jahres-
Planes sein Ð ja das Ziel der Serie von Plnen, die uns bis ans Ende des ersten Jahrhun-
derts des Gestaltenden Zeitalters fhren werden. Die Beschleunigung dieses lebenswich-
tigen Prozesses wird durch systematische Aktivitten der drei Beteiligten an dem Plan
erreicht werden: dem einzelnen Glubigen, den Institutionen und der Gemeinde.
Das BahÕ-Institut
Eine durch das Internationale Lehrzentrum fr uns vorgenommene eingehende Ana-
lyse des Vier-Jahres-Planes zeigt, dass das BahÕ-Institut nicht nur wirkungsvoll die F-
higkeiten des Einzelnen verbessert, sondern auch die Gemeinden und Institutionen
belebt. Daher muss es ein zentrales Merkmal des neuen Planes sein, die Entwicklung der
BahÕ-Institute in den verschiedenen Lndern und Gebieten der Erde fortzusetzen.
Da sie auf diesem Gebiet ihrer Bemhungen auf reiche Erfahrungen zurckgreifen
knnen, werden die Institute ihre Gemeinden mit einem stndigen Strom fhiger Men-
schen versorgen mssen, die dem Prozess des Beitritts in Scharen dienen. Weltweit sind
schon einzelne Elemente eines Systems, das den Erfordernissen fr die Ausbildung einer
gro§en Zahl von Glubigen Rechnung trgt, getestet worden, und sie haben sich bewhrt.
Studienkreise, die durch Fortbildungskurse und Spezialprogramme verstrkt wurden, ha-
ben ihre Fhigkeit unter Beweis gestellt, dem geistigen Erziehungsprozess an der Basis
Struktur zu verleihen. Es ist berdeutlich geworden, dass der Sequenz von Kursen gro§e
Bedeutung zukommt, wobei ein Kurs in logischer Weise auf den anderen folgt und auf
dem in vorangegangenen Kursen Erreichten aufbaut. Es haben sich verschiedene Modelle
ergeben, die Einsichten darber vermitteln, wie mit Hilfe einer solchen Sequenz Ausbil-
dungsprogramme entwickelt werden knnen. In einem Beispiel hnelt die Hauptsequenz
einem Baumstamm, von dem Kurse abzweigen, wobei jeder Ast einem bestimmten Aus-
bildungsgebiet gewidmet ist. In einem anderen laufen mehrere Kursschienen parallel,
wobei jede ihren eigenen Schwerpunkt hat. Institute werden gut daran tun, diese Elemen-
te und Vorgehensweisen zu untersuchen und sie in einer Weise anzuwenden, die den sich
ihnen bietenden Gelegenheiten entsprechen.
Gleich zu Beginn des Zwlf-Monate-Planes haben wir betont, dass BahÕ-Kinder un-
bedingt geistig genhrt werden und in das Leben der Sache Gottes eingebunden werden
mssen. Nach der bisherigen Reaktion der Freunde zu urteilen, deutet alles darauf hin,
dass das Bewusstsein, wie wichtig Kindererziehung ist, das eigentliche Merkmal dieses
kurzen aber bedeutsamen Planes sein wird. Den BahÕ-Kinder klassen ist ein neuer Im-
puls gegeben worden. Durch das gesteigerte Bewusstsein sind auch Mglichkeiten ent-
deckt worden, moralische und geistige Erziehung Kindern im allgemeinen anzubieten,
was sich beispielsweise an den erfolgreichen Bemhungen zeigt, mit denen Kurse ber
den BahÕ-Glauben in Lehrplnen ffentlicher Schulen eingefhrt wurden.
Es ist ein besonders ermutigendes Zeichen, dass Institute immer mehr Nachdruck auf
die Ausbildung von Kinderklassenlehrern legen. Aber auch andere Ma§nahmen sind
ebenso wichtig, wenn man fr Kinder jeden Alters in Gemeinden der ganzen Welt regel-
m§ige Klassen anbieten will. In manchen Lndern sind nationale und regionale Aus-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
72
schsse ernannt worden, um rtlichen Geistigen Rten dabei zu helfen, ihre
Verantwortung fr die Kindererziehung wahrzunehmen. In diesen Lndern wird sich die
Beziehung zwischen den Ausschssen und den BahÕ-Instituten in dem Ma§e, wie Er-
fahrung gewonnen wird, stndig weiterentwickeln, wobei sich die Institutionen in ihrer
Arbeit gegenseitig untersttzen. Es gibt aber viele Lnder, in denen das Institut die einzi-
ge Einrichtung ist, die die Fhigkeit entwickelt, Kurse in einem Ort nach dem anderen zu
organisieren und abzuhalten. Da diese Vorgehensweise bei Jugendlichen und Erwachse-
nen und in steigendem Ma§e auch fr Junioren gut funktioniert, besteht kein Grund, wa-
rum das BahÕ-Institut nicht auch dort, wo es ntig ist, eine hnliche Verantwortung fr
Kinder bernehmen sollte. Im allgemeinen bernehmen die Institute nicht die Organisa-
tion und Durchfhrung von Plnen und Programmen fr die Ausbreitung und Festigung.
Die Durchfhrung von Kinderklassen ist jedoch ein einmaliges Unterfangen und von be-
sonderer Dringlichkeit. In jenen Lndern, wo ihm diese Aufgabe bertragen wird, wird
das Institut zu einem Lernzentrum, das sich intensiv auf die geistige Erziehung der Freun-
de von der zartesten Kindheit bis zum Erwachsenenalter konzentriert.
Persnliche Initiative beim Lehren
Nachdem die Arbeit der Institute an Wirksamkeit zunimmt, muss nun berall die Auf-
merksamkeit darauf gerichtet werden, die Lehrbemhungen zu systematisieren. In dem
gerade verffentlichten Dokument ãThe Institution of the CounsellorsÒ [ãDie Institution
der BeraterÒ] betonen wir die Rolle, die Hilfsamtsmitglieder und ihre Assistenten dabei
spielen, den Freunden bei der Bewltigung dieser Herausforderung zu helfen und zwar
auf der Ebene der persnlichen Initiative ebenso wie der der kollektiven Entscheidung. In
dem Ma§e wie Einzelne die Institutskurse absolvieren, vertiefen sie ihre Kenntnisse im
Glauben, gewinnen Einsichten und erwerben Fhigkeiten zum Dienst. Einige der dem
Lehren gewidmeten Kurse werden sicherlich das Thema allgemein behandeln. Andere
werden sich darauf konzentrieren, mit welchen Mitteln man die Botschaft BahÕuÕllhs
den verschiedenen Schichten der Gesellschaft bermitteln kann, wobei man die Weisheit
der Freunde einbezieht, die sie aus Lehrbemhungen gewonnen haben. Die Kombination
der Prozesse des Handelns, Lernens und bens wird die Gemeinden mit einer immer gr-
§eren Zahl von fhigen und eifrigen Lehrern der Sache Gottes ausstatten.
Natrlich fhrt die Ausbildung allein noch nicht notwendigerweise zu einem Auf-
schwung der Lehrttigkeit. Bei jeder Art des Dienstes brauchen die Freunde stndige Er-
mutigung. Wir hegen die Erwartung, dass die Hilfsamtsmitglieder zusammen mit ihren
Assistenten besonders darber nachdenken, wie sie die persnliche Initiative entwickeln
knnen und zwar besonders im Hinblick auf das Lehren. Wenn die Ausbildung und die
Ermutigung effektiv sind, bildet sich eine Wachstumskultur heraus, bei der die Glubigen
die Pflicht zum Lehren als eine natrliche Folge dessen ansehen, dass sie sich zu
BahÕuÕllh bekannt haben. ãHoch recken (sie) die heilige Fackel des GlaubensÒ, wie
ÔAbduÕl-Bah es sich wnschte; ãunablssig werden sie Tag und Nacht ttig seinÒ und
ãjeden flchtigen Augenblick ihres Lebens der Verbreitung der Dfte Gottes, der Ver-
herrlichung Seines heiligen Wortes weihen.Ò Ihre Herzen werden vom Feuer der Liebe
9. Januar 2001 Konferenz der Kontinentalen Berater
73
Gottes so entflammt sein, dass jeder, der ihnen naht, ihre Wrme sprt. Sie bemhen sich,
Kanle des Geistes zu sein, reinen Herzens, selbstlos und demtig und verfgen ber die
Sicherheit und den Mut, der aus Gottvertrauen stammt. In einer solchen Kultur ist das
Lehren die vorherrschende Leibergang denschaft im Leben der Glubigen. Angst vor
Versagen hat dort keinen Platz. Gegenseitige Untersttzung, eine Hingabe ans Lernen
und die Anerkennung der Verschiedenartigkeit des Handelns sind die vorherrschenden
Normen.
Systematische Programme fr das Wachstum
In den nchsten Monaten werden Sie nationalen Gemeinden, bei denen die Umstnde
sehr verschieden sind, bei der Aufstellung von Plnen fr das systematische Wachstum
helfen. Es gibt viele Lnder, in denen die wachsende Fhigkeit der Institutionen Ð beson-
ders auf regionaler Ebene Ð es mglich macht, die Aufmerksamkeit auf kleinere geogra-
phische Regionen zu lenken. In den meisten Fllen werden diese aus einer Gruppe von
Drfern und Stdten bestehen, aber manchmal wird auch eine Gro§stadt mit ihren Voror-
ten ein solcher Bereich sein. Die Faktoren, die die Grenzen eines Bereiches bestimmen,
sind u.a. Kultur, Sprache, Transportmglichkeiten, Infrastruktur und das soziale und wirt-
schaftliche Leben seiner Bewohner. Eine Region wird sich gewhnlich in Bereiche auf-
teilen, die in der Entwicklung zu unterschiedlichen Kategorien gehren. Einige werden
dem Glauben noch nicht erschlossen sein, in anderen wird es einige Einzelstehende und
Gruppen geben, in wieder anderen werden Gemeinden gerade dabei sein, sich durch ei-
nen lebendigen Institutsprozess zu festigen, in einigen wenigen werden starke Gemeinden
mit vertieften Glubigen in der Lage sein, die Herausforderung der systematischen und
beschleunigten Ausbreitung und Festigung zu bernehmen.
Sobald die entsprechenden Kategorien festgestellt wurden, werden nationale Plne in
diesen Lndern fr die zunehmende Erschlie§ung vom Glauben unberhrter Gebiete
durch die Ansiedlung von Pionieren im eigenen Land sorgen mssen. Solche Ziele kn-
nen relativ leicht erreicht werden, wenn Pioniere Erfahrung in Institutsprogrammen ha-
ben und deren Methoden und Materialien dazu zu benutzen verstehen, damit eine Gruppe
von ergebenen Glubigen gewonnen werden kann, die die Arbeit des Glaubens in jener
Gegend voranbringt. Ein bedeutendes Vorrecht steht wahrlich jenen zu, die in den ver-
bleibenden Jahren des ersten Jahrhunderts des Gestaltenden Zeitalters ihr Vertrauen in
Gott setzen und sich leidenschaftlich erheben, um als erste das Licht gttlicher Fhrung
in jeden Teil ihres Landes zu tragen. Wir hoffen, dass dieser Aufruf fr Pioniere im eige-
nen Land unter den Freunden eine gro§e Begeisterung auslsen wird und ihnen eine neue
Sicht erffnet, wie man dem Glauben dienen kann.
Nach diesem Schema werden zu den nationalen Plnen auch Vorkehrungen gehren,
mit denen andere fr den Glauben schon erschlossene Gegenden noch jene Entwicklungs-
stufe erreichen mssen, auf der sie fr intensive Aktivitten vorbereitet sind. In Gegen-
den, wo starke Gemeinden mit einer Gruppe vertiefter Freunde bestehen, sollten
unverzglich systematische Programme fr die Ausbreitung und Festigung des Glaubens
aufgestellt werden. Wir haben schon darauf hingewiesen, dass das Internationale Lehr-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
74
zentrum gewisse Wachstumsmuster fr relativ kleine geographische Regionen kenntlich
gemacht hat. Inzwischen hat es mehrere Pilotprojekte in verschiedenen Teilen der Welt
untersucht, und die Ergebnisse sind hchst ermutigend. Die daraus gezogene Lehre liefert
Tatsachenmaterial, um in einer Gegend nach der anderen mit Programmen fr systemati-
sches Wachstum zu beginnen. So Sie hierber mit Nationalen Geistigen Rten und Regi-
onalen BahÕ-Rten beraten, werden Sie sicher das Lehrzentrum darber informiert
halten wollen.
Es kommt darauf an, dass nationale Gemeinden nicht bereilt ein intensives Lehrpro-
gramm fr eine Gegend aufstellen, ehe die Bedingungen dafr geeignet sind. Zu diesen
Bedingungen gehren: ein hohes Ma§ an Begeisterung unter einer beachtlichen Gruppe
von ergebenen und fhigen Glubigen, die die Voraussetzungen fr anhaltendes Wachs-
tum verstehen und selbst fr das Programm verantwortlich sind; einige Grunderfahrung
seitens weniger Gemeinden in dem Bezirk in Bezug auf das Abhalten von Klassen fr die
geistige Erziehung der Kinder, fr Gebetsandachten und fr Neunzehntagefeste; ein an-
gemessener Grad von administrativen Fhigkeiten in wenigstens einigen rtlichen Geis-
tigen Rten; die aktive Beteiligung von mehreren Assistenten des Hilfsamtes bei der
Verbesserung des Gemeindelebens; ein ausgeprgter Geist der Zusammenarbeit zwi-
schen den verschiedenen Institutionen, die in der Gegend arbeiten; und vor allem eine
starke Beteiligung des BahÕ-Instituts mit einem Koordinationsschema, das die systema-
tische Vermehrung der Studienkreise untersttzt.
Die in einer solchen Gegend begonnenen Programme sollten auf die Frderung eines
anhaltenden Wachstums abzielen, indem sie die notwendigen Kapazitten auf der Ebene
des Einzelnen, der Institutionen und der Gemeinde aufbauen. Diese Programme bedrfen
keinesfalls gro§artiger und detaillierter Plne, sondern sollten sich auf einige wenige
Ma§nahmen konzentrieren, die sich im Laufe der Jahre als unabdingbar fr eine Verbrei-
tung und Festigung in gro§em Ma§stab erwiesen haben. Der Erfolg wird davon abhn-
gen, in welcher Weise Aktionen integriert werden und welche Einstellung zum Lernen
vorliegt. Die Umsetzung eines solchen Programms erfordert die enge Zusammenarbeit
zwischen dem Institut, den Hilfsamtsmitgliedern und ihren Assistenten und dem Regio-
nalen Lehrausschuss.
Kern des Programms muss ein solider und anhaltender Prozess der Verbreitung sein,
dem ein ebenso starker Prozess der Heranbildung von fhigen Menschen entspricht. Eine
Reihe von Lehrma§nahmen muss durchgefhrt werden, dazu gehren Aktivitten von
Einzelnen sowie von Institutionen organisierte Kampagnen. Sobald die Zahl der Glubi-
gen steigt, sollte ein beachtlicher Prozentsatz von ihnen durch das Institut ausgebildet
werden, wobei auf die Fhigkeiten Gewicht gelegt wird, die zur Entwicklung der rtli-
chen Gemeinden fhren.
Unsere Botschaft vom 26. Dezember 1995 beschrieb die Merkmale des Vier-Jahres-
Planes und nannte die Stadien, die eine Gemeinde bei ihrer Entwicklung durchluft. Die
in den darauffolgenden Jahren bei der Arbeit mit Gemeinden in verschiedenen dieser Sta-
dien gewonnene Erfahrung wird sich fr solche Wachstumsprogramme als wertvoll er-
weisen. Bei der Umsetzung des Programms wird sicherlich einer der ersten Schritte sein,
eine bersicht aufzustellen, die den Zustand jeder
rtlichkeit in der betreffenden Gegend
9. Januar 2001 Konferenz der Kontinentalen Berater
75
feststellt. Zu den ersten Zielen in jeder Gemeinde sollte es gehren, Studienkreise, Kin-
derklassen und Gebetsversammlungen einzufhren, die allen Bewohnern des Ortes zu-
gnglich sind. Angemessenes Gewicht sollte auf die Einhaltung des Neunzehntagefestes
gelegt werden und bestndig sollte man sich um die Festigung der rtlichen Geistigen
Rte bemhen. Sobald die Gemeinden in der Lage sind, die grundlegenden Aktivitten
des BahÕ- Lebens selbst zu gestalten, ist die Einfhrung kleiner Projekte der sozialen
und wirtschaftlichen Entwicklung ein natrlicher Schritt zur weiteren Festigung. Das
knnte ein Alphabetisierungsprojekt, ein Projekt zur Frderung der Frauen, ein Umwelt-
schutzprojekt oder sogar eine Dorfschule sein. Mit zunehmender Krftigung wird die
Verantwortung fr eine erweiterte Zahl von Aktionen den rtlichen Geistigen Rten ber-
tragen.
Whrend der ganzen Unternehmung mssen Beratungssitzungen in der Region statt-
finden, um strittige Fragen zu errtern, Anpassungsma§nahmen zu berlegen, die Begeis-
terung wach zu halten und fr Einigkeit im Denken zu sorgen. Der beste Ansatz ist es,
einen Plan fr zunchst wenige Monate aufzustellen, der mit ein oder zwei Aktionen be-
ginnt und schrittweise an Komplexitt zunimmt. Alle, die aktiv an der Umsetzung der
Plne beteiligt sind, seien es Mitglieder der Institutionen oder auch nicht, sollten dazu er-
mutigt werden, immer an den Beratungen teilzunehmen. Es werden auch andere Ver-
sammlungen notwendig sein, die die ganze Region umfassen. Davon werden einige die
Gelegenheit zu einem Erfahrungsaustausch und zu weiterer Schulung bieten. Andere
werden sich auf die Einbindung der Knste und die kulturelle Bereicherung konzentrie-
ren. Alle diese Zusammenknfte untersttzen einen intensiven Prozess der Aktionen, der
Beratung und des Lernens.
Die an diesem intensiven Wachstumsprogramm beteiligten Freunde sollten sich im-
mer vor Augen halten, dass sein Zweck darin besteht, dass die Offenbarung BahÕuÕllhs
ganz sicher die Massen der Menschheit erreicht und sie befhigt, durch die Anwendung
der Lehren geistigen und materiellen Fortschritt zu erzielen. Gro§e Massen unter den
Vlkern der Welt sind bereit, ja sehnen sich nach den Segnungen, die nur BahÕuÕllh ih-
nen verleihen kann, sobald sie sich dazu verpflichtet haben, am Aufbau der neuen Gesell-
schaft mitzuwirken, die Er vorgesehen hat. Wenn sie es lernen, ihre gro§angelegte
Lehrarbeit zu systematisieren, sind BahÕ-Gemeinden besser in der Lage, dieser Sehn-
sucht zu entsprechen. Sie drfen das dafr notwendige Opfer und die Anstrengung nicht
verweigern.
Ein geistiges Unternehmen
Es leuchtet ein, dass das hier beschriebene Schema, das fr viele nationale Gemein-
den gltig ist, nicht in jeder Situation angewandt werden kann. Wir zhlen auf die Fhig-
keit der BahÕ-Institutionen, Plne zu entwerfen, die vielleicht nicht ganz dem obigen
Schema entsprechen, aber doch je nach den Umstnden in jeder nationalen Gemeinde
Elemente dieser Vision aufnehmen. BahÕ-Gemeinden sind natrlich in einer Vielzahl
von unerlsslichen Unternehmungen engagiert, wie Information der
ffentlichkeit, Pro-
klamation, auswrtige Angelegenheiten, Erstellung von Literatur und komplexen sozia-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
76
len und wirtschaftlichen Entwicklungsprojekten. Wenn jetzt Plne entworfen werden, so
werden sie ganz gewiss auch diese Herausforderungen mit einbeziehen.
Im Wesentlichen ist dieser Planungsprozess, mit dem Sie den Freunden helfen wer-
den, in vieler Beziehung einzigartig. Im Kern ist es ein geistiger Prozess, mit dem sich die
Gemeinden und Institutionen bemhen, ihr Bestreben mit dem Willen Gottes in Einklang
zu bringen. Der Gr§ere Plan Gottes ist in Gang, und die von ihm angeregten Krfte drn-
gen die Menschheit ihrer Vorsehung entgegen. In ihren eigenen Aktionsplnen mssen
sich die Institutionen des Glaubens um Einsicht in die Prozesse dieser gro§en Krfte be-
mhen, das Potenzial der Menschen, denen sie dienen, erkunden, die Fhigkeiten und
Strken ihrer Gemeinde ermessen und praktische Schritte unternehmen, um die uneinge-
schrnkte Untersttzung der Glubigen zu gewinnen. Die behutsame Anwendung und
Umsetzung dieses Prozesses ist der Ihnen bertragene heilige Auftrag. Wir haben volles
Vertrauen in Ihre Fhigkeit, dies zu erreichen. Mge BahÕuÕllh Sie segnen und Sie
durch Seine unfehlbare Gnade und machtvolle Besttigung untersttzen.
gez. Das Universale Haus der Gerechtigkeit
16. Januar 2001
Zum Abschluss der Konferenz der Kontinentalen Beratermter und
der Hilfsmter
Beginn der fnften Epoche des Gestaltenden Zeitalters
Im vergangenen Monat fand eine herausragende Versammlung der Mitglieder der Konti-
nentalen Beratermter sowie der Hilfsmter im Heiligen Land statt. Die folgende Botschaft,
die das Universale Haus der Gerechtigkeit zum Abschluss dieser Konferenz an die BahÕ
der Welt richtete, lsst die Bedeutung dieses Ereignisses erahnen. Zugleich verkndigt sie
der BahÕ-Welt einen historischen Einschnitt in der Entwicklung der Sache Gottes.
An die BahÕ der Welt
Innig geliebte Freunde, in dem Augenblick, da wir Ihnen diese Botschaft schreiben, n-
hert sich die Konferenz der Kontinentalen Berater einem triumphalen Ende.
Acht Tage lang haben die Berater aus allen Kontinenten ber die nchste Phase des
Prozesses des Beitritts in Scharen beraten. Im Laufe der ersten fnf Tage ihrer Zusam-
menkunft trafen 849 Hilfsamtmitglieder aus 172 Lndern am BahÕ-Weltzentrum ein.
Sie brachten an den Heiligen Schreinen ihre Ehrerbietungen dar in Erwartung des Augen-
blicks, da sie alle in einer Reihe von bewegenden Ereignissen zusammenkommen wr-
den: Ersteigung der neu gebauten Terrassen am Berg Karmel; Umkreisung des Schreins
des Bb; Prozession entlang des Bogenpfades zum Besuch des Gebudes des Internatio-
nalen Lehrzentrums; eine Andachtszeremonie zu Ehren des Einzugs des Internationalen
Lehrzentrums in seinen stndigen Sitz sowie anschlie§ende Beratungen ber ihre unver-
zichtbare Rolle im Fnf-Jahres-Plan, den die BahÕ-Welt zu Ridvn 2001 beginnen wird.
16. Januar 2001 Zum Abschluss der Konferenz der Kontinentalen Beratermter und der Hilfsmter
77
Die Beratungen der Berateramtsmitglieder bildeten den Kern dieser erstaunlichen
Aktivitten und waren geprgt von einer Mischung aus Besonnenheit und sprudelndem
Geist. Dies verfeinerte ihre Errterungen und ihr erleuchtetes Einvernehmen. Die vertrau-
ensvolle Atmosphre ihrer Beratungen zeigt deutlich, dass ihre Institution einen neuen
Reifegrad erreicht hat. Obwohl sie im Prinzip als Individuen handeln, sind alle Berater
ber die Grenzen ihrer Amtsbereiche hinweg eines Geistes geworden. Indem sie die Leh-
ren und Erfahrungen hinsichtlich der Systematisierung, wie sie im Vier-Jahres-Plan ge-
fordert wurde, verinnerlicht und integriert haben, wandelten sie sich zu Kanlen eines
geeinten Geistes. Wir wrdigen die neue Stufe in der Entwicklung ihrer Institution auch
als eine Widerspiegelung der Entwicklung der Geistigen Rte und anderer Institutionen
der Weltgemeinschaft dank ihrer weisen und bestndigen Beratung.
Als der Zeitpunkt fr diese Konferenz immer nher rckte, gab es Anzeichen dafr,
dass der Glaube an einem Punkt in seiner Entwicklung angelangt war, ber den hinaus
sich fr uns neue Horizonte ffnen. In unserem Bericht vom letzten Ridvn deuteten wir
einen kulturellen Wandel der BahÕ-Gemeinde an, da jetzt BahÕ-Institute ins Leben ge-
rufen wurden, sich die Bauarbeiten am Berg Karmel ihrem Abschluss nherten und die
internen Prozesse der Konsolidierung der Institutionen und die externen Prozesse hin zur
Welteinheit zunehmend synchronisierten. Dies wurde in der Botschaft an die Konferenz
der Kontinentalen Berateramtsmitglieder vor einigen Tagen nher erlutert. Aber die au-
§erordentliche Dynamik whrend der ganzen Konferenz lie§ diese Anzeichen sich zu ei-
ner erkennbaren Realitt konkretisieren. In einer Stimmung des Frohlockens fhlen wir
uns veranlasst, Ihnen zu verknden: Der Glaube BahÕuÕllhs tritt nun in die fnfte Epo-
che seines Gestaltenden Zeitalters ein.
Die Anerkennung dieses Meilensteines entspricht dem Modell Shoghi Effendis zur
Messung von Zeitabschnitten in der Geschichte der Sache Gottes. In diesem Modell sah
er eine Folge von Epochen im Gestaltenden Zeitalter voraus. Es muss jeden ergebenen
Anhnger BahÕuÕllhs mit Freude und Bewunderung erfllen, dass Seine Administrative
Ordnung einen so bedeutenden Abschnitt in einer so entscheidenden Zeit erreicht hat, da
so viele Mitglieder der Institution des Berateramtes in glanzvollem Aufgebot am Welt-
zentrum Seines Glaubens versammelt sind. Im Geist des Dienstes leuchtenden Fackeln
gleich, werden sie in die entferntesten Winkel der Welt zurckkehren. Dass sie mit neuer
Energie an ihre Ttigkeit gehen werden, darber kann es keinen Zweifel geben. Ihre Be-
mhungen werden sicherlich in hohem Ma§e zum Erfolg des Zwlf Monate Planes bei-
tragen und damit auch zum Start des Fnf-Jahre-Unternehmens zu Ridvn, dem ersten in
einer Reihe von Plnen, die uns bis zum hundertsten Jahrestag des Gestaltenden Zeitalters
fhren werden.
In Erwartung einer baldigen Beratung mit Nationalen Geistigen Rten ber die
Durchfhrung des kommenden Planes in ihren Lndern werden die Berater von hier ab-
reisen. Unter Beteiligung ihrer eifrigen Hilfsamtsmitglieder werden sie auch dabei helfen,
den erforderlichen Planungsprozess schnell bis auf die regionale und rtliche Ebene der
Gemeinde in jedem Land vordringen zu lassen.
In den letzten Augenblicken dieser ereignisreichen Tage wenden sich unsere Herzen
an die Altehrwrdige Schnheit in demtiger Dankbarkeit fr die berreichen Segnun-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
78
gen, die Er verliehen hat. Sogar die Erde des Karmel ist in Erregung ber die Wunder Sei-
ner Gnade, da er jetzt auf Seinen erlsenden Ruf antwortet, den Er in dem Sendschreiben,
das seinen Namen trgt, erhob. Sein darin ausgedrckter sehnlicher Wunsch findet in den
Seelen Seiner Geliebten auf dem ganzen Planeten einen Widerhall: ãO wie sehne Ich
Mich, jedem Ort des Erdenkreises die frohe Botschaft dieser Offenbarung zu verknden
und sie in jede seiner Stdte zu tragen....Ó Die jetzt inmitten des Glanzes am Herzen des
Karmel versammelten Freunde haben es mit neuen Ohren gehrt und haben ihr Gelbnis
erneuert, auf diese gttliche Sehnsucht zu antworten. Mgen ihre ruhmreichen Taten im
Namen von Bah die Dfte Seiner Offenbarung noch weiter verbreiten, die Grundlagen
Seiner Institutionen noch weiter strken, den Ttigkeiten Seiner weltweiten Gemeinde
noch mehr Khnheit und Entschlossenheit verleihen, damit der Prozess vorangetrieben
werden mge, mit dem immer neue Scharen Schutz in der Arche der Erlsung finden
gez. Das Universale Haus der Gerechtigkeit
19. April 2001
Zur Frage des Geringeren Friedens
Brief an einen Glubigen, in Antwort auf dessen Fragen zur Einheit der Nationen
und dem Geringeren Frieden
Lieber BahÕ-Freund,
die in Ihrem Brief angesprochene grundstzliche Frage betrifft den Zeitpunkt des Eintritts
des Geringeren Friedens und zwar aufgrund Ihres Eindrucks, dass die BahÕ- Schriften
sein Kommen vor dem Ende des 20. Jahrhunderts, nmlich dem Ende des Dezembers
2000, voraussehen.
Wir senden Ihnen anbei zu Ihrer Information ein Memorandum, das auf Bitten des
Hauses der Gerechtigkeit von der Forschungsabteilung ber das Thema des Erreichens
der Einheit der Nationen und des Geringeren Friedens erstellt wurde. In diesem Doku-
ment ist eine Anzahl von diesbezglichen Abschnitten aus autoritativen Texten des Glau-
bens zusammengestellt worden.
Bei Durchsicht dieses Materials wird klar, dass in den autoritativen BahÕ-Schriften
nichts darauf hinweist, dass der Geringere Frieden vor Ende des 20. Jahrhunderts errichtet
sein wrde. Es gibt jedoch klare Aussagen, die besttigen, dass die Einheit der Nationen,
in den Worten ÔAbduÕl-Bahs, whrend des 20. Jahrhunderts ãsicher errichtetÒ sein wr-
de.
Diese und andere Aussagen, die in dem beigefgten Dokument enthalten sind, sollten
aus der Perspektive betrachtet werden, dass die Entfaltung der Weltordnung BahÕuÕllhs
ein organischer Prozess ist, der in bereinstimmung mit dem Gttlichen Willen fort-
schreitet und durch eine geistige Wirklichkeit belebt wird. In Antwort auf eine Frage
schrieb ÔAbduÕl-Bah: ãDas Reich des Friedens, des Heils, der Rechtschaffenheit und
Vershnung wird in der unsichtbaren Welt gegrndet, und es wird schrittweise offenkun-
19. April 2001 Zur Frage des Geringeren Friedens
79
dig und sichtbar durch die Kraft des Wortes Gottes!Ò Diese geistige Wirklichkeit wird in
wahrnehmbarer Form allmhlich Gestalt annehmen, und zwar als das Ergebnis hinge-
bungsvollen menschlichen Bemhens ber Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte hinweg.
Durch alle Schriften ÔAbduÕl-Bahs und Shoghi Effendis hindurch wird in Bezug auf
die Erreichung des Weltfriedens eine Prozessorientierung ersichtlich. Zum Beispiel be-
richtete der Hter, dass der Meister Vorgnge, die am Ende des 1. Weltkrieges stattfan-
den, als Ankndigung fr ãdas Anbrechen des Gr§ten FriedensÒ begr§te. Dies steht im
Gegensatz zur Beschftigung mit kurzen Zeitabschnitten in der breiteren Gesellschaft
von heute, die sich ausschlie§lich auf Ereignisse anstatt auf Entwicklungsprozesse kon-
zentriert.
Sie sollten auch den Unterschied zwischen der Einheit der Nationen und dem Gerin-
geren Frieden beachten. In Antwort auf Fragen von Glubigen erklrte Shoghi Effendi,
dass ãEinheit im politischen BereichÒ, auf die ÔAbduÕl-Bah sich bei seiner Erklrung der
sieben Lichtstrahlen der Einheit bezog, ãeine Einheit ist, die politisch unabhngige und
souverne Staaten unter sich selbst erreichenÒ. Wie in den im beiliegenden Memorandum
zitierten Abschnitten ausgedrckt, wird der Geringere Friede anfnglich eine politische
Einheit sein, die durch die Entscheidung der verschiedenen Regierungen der Welt er-
reicht wird. Die Einheit der Nationen kann als die Einheit betrachtet werden, die aus einer
Erkenntnis bei den Vlkern der verschiedenen Nationen hervorgeht, dass sie Mitglieder
einer gemeinsamen menschlichen Familie sind.
Das 20. Jahrhundert wurde durch das Hervortreten der Einheit der Nationen ausge-
zeichnet, worauf sich sowohl Shoghi Effendi als auch das Haus der Gerechtigkeit in dem
beigefgten Dokument bezogen haben. Diese Entwicklung, deren Zeichen sich mit jedem
Tag vermehren, steht in scharfem Gegensatz zu der nationalistischen Grundhaltung des
19. Jahrhunderts und ist ein Beweis des Geistes eines neuen Zeitalters, der sich in den
Herzen der Menschen rhrt. Aus dieser Perspektive besehen kann kein Zweifel bestehen,
dass die Verhei§ung ÔAbduÕl-Bahs erfllt und die Einheit der Nationen in dem jetzt zu
Ende gegangenen Jahrhundert fest begrndet wurde. Die weitere Ausbreitung und Str-
kung dieses Bewusstseins weltweiter Solidaritt in den kommenden Jahren werden ihre
Auswirkungen im politischen Bereich haben und die Entwicklung zu einer Weltregierung
beeinflussen.
Man darf sich jedoch nicht vorstellen, dass die Prozesse, die jetzt in der Welt ablau-
fen, frei von Herausforderungen oder Schwierigkeiten sein werden. Es mag Rckschlge
geben, und Konflikte knnen von Zeit zu Zeit ausbrechen auf dem Weg der Menschheit
zum Hervortreten und zur Festigung des Geringeren Friedens, der zu gegebener Zeit die
Errichtung des Gr§ten Friedens hervorbringen wird.
Mit liebevollen BahÕ-Grssen, Sekretariatsabteilung
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
80
19. April 2001
Das Erreichen der Einheit der Nationen
und der Geringere Frieden
Ein Memorandum der Forschungsabteilung
des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 19. April 2001
Einfhrung
In den BahÕ-Schriften zum Thema Weltfrieden wird der Gr§te Frieden als der Hhe-
punkt zweier unterschiedlicher Prozesse betrachtet, die sich ber einen langen Zeitraum
hinweg nach und nach entfalten. Einer dieser Prozesse betrifft das Wachstum und die
Entwicklung der BahÕ-Gemeinde mit der gleichzeitigen Entstehung der Gemeinde-
ordnung und ihrem Aufblhen in der Weltordnung BahÕuÕllhs. Der andere Prozess,
der Gegenstand dieses Schreibens, betrifft die Entwicklungen in der breiten Gesell-
schaft, insbesondere das Erreichen der Einheit der Nationen und die Errichtung des Ge-
ringeren Friedens.
Die Einheit der Nationen und der Geringere Frieden:
Shoghi Effendi bezieht sich auf BahÕuÕllh, der sich an alle Knige der Erde richtete
und sie dazu aufforderte, ãsich an den Geringeren Frieden zu halten; dieser ist vom Gr§-
ten Frieden zu unterscheiden, den nur jene, die sich der Macht Seiner Offenbarung voll
bewusst sind und die sich offen zu den Grundstzen Seines Glaubens bekennen, verkn-
den knnen und schlie§lich errichten mssen.Ò In den Worten BahÕuÕllhs:
Nun, da ihr den Gr§ten Frieden zurckgewiesen habt, haltet euch an den Gerin-
geren Frieden, auf dass ihr wenigstens einigerma§en eure eigene Lage und die der
von euch Abhngigen bessern mget.
O Herrscher der Erde! Vershnt euch miteinander, so dass ihr nicht mehr Kriegs-
rstungen bentigt, als dem Schutze eurer Gebiete und Lnder angemessen ist.
Htet euch, den Rat des Allwissenden, des Glaubwrdigen zu missachten.
Seid einig, o Knige der Erde, denn dadurch wird der Sturm des Haders gestillt
und eure Vlker finden Ruhe - wenn ihr doch unter denen wret, die das verste-
hen! Sollte einer unter euch gegen einen anderen die Waffen ergreifen, so erhebt
euch alle gegen ihn, denn dies ist nichts als offenbare Gerechtigkeit.1
An anderer Stelle bezog BahÕuÕllh den Geringeren Frieden auf die Zusammenkunft
der Regierenden in einer weltweiten Versammlung, bei welcher Ma§nahmen zur Eini-
gung und Eintracht erarbeitet werden sollten.
1. Shoghi Effendi, Der Verhei§ene Tag ist gekommen, Frankfurt am Main 1967, S. 52f
19. April 2001 Das Erreichen der Einheit der Nationen und der Geringere Frieden
81
Wir flehen zu Gott - gepriesen sei Seine Herrlichkeit -, und Wir hegen die Hoff-
nung, dass Er gndig den Offenbarungen des Reichtums und der Macht, den
Dmmerungsorten der Herrschaft und des Ruhmes, den Knigen auf Erden, bei-
stehe - mge Gott ihnen durch seine strkende Gnade helfen -, den Geringeren
Frieden zu errichten. Dies ist in der Tat das beste Mittel, die Ruhe der Vlker zu
sichern. Es ist die Pflicht der Herrscher der Welt - mge ihnen Gott helfen -, sich
vereint und standhaft an diesen Frieden zu halten, er ist das wichtigste Werkzeug
fr den Schutz der ganzen Menschheit, wir hoffen, dass sich die Herrscher erhe-
ben werden, um das zu vollbringen, was die Wohlfahrt der Menschen verbrgt,
sie mssen eine allumfassende Versammlung einberufen, an der entweder sie
selbst oder ihre Minister teilnehmen, und Ma§nahmen durchsetzen, die erforder-
lich sind, um Einheit und Eintracht unter den Menschen zu schaffen. Die Waffen
des Krieges mssen sie ablegen und sich den Machtmitteln weltweiten Aufbaus
zuwenden. Sollte sich ein Knig gegen einen anderen erheben, mssen alle ande-
ren Knige aufstehen, um ihn daran zu hindern. Dann werden sie Waffen und
Kriegsgert nur noch in dem Ma§ bentigen, wie es fr die innere Sicherheit ihrer
Lnder unumgnglich ist. Wenn sich die Herrscher zu dieser allumfassenden Seg-
nung entschlie§en, werden die Vlker aller Staaten in Ruhe und Zufriedenheit ih-
ren Geschften nachgehen, und die Seufzer und Klagen der meisten Menschen
werden verstummen.1
Das Thema einer Versammlung zur Beratung von Ma§nahmen, die fr einen dauer-
haften Weltfrieden notwendig sind, wird an einigen anderen Stellen in den Schriften
BahÕuÕllhs behandelt. Dazu gehrt folgende Textstelle:
Die Zeit muss kommen, da die gebieterische Notwendigkeit fr die Abhaltung ei-
ner ausgedehnten, allumfassenden Versammlung der Menschen weltweit erkannt
wird. Die Herrscher und Knige der Erde mssen ihr unbedingt beiwohnen, an ih-
ren Beratungen teilnehmen und solche Mittel und Wege errtern, die den Grund
zum Gr§ten Weltfrieden unter den Menschen legen. Ein solcher Friede erfordert
es, dass die Gro§mchte sich um der Ruhe der Vlker der Erde willen zu vlliger
Ausshnung untereinander entschlie§en. Sollte ein Knig die Waffen gegen ei-
nen anderen ergreifen, so mssen sich alle vereint erheben und ihn daran hindern.
Wenn dies geschieht, werden die Nationen der Welt au§er fr die Wahrung der
Sicherheit ihrer Reiche und die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung in ihrem
Staatsgebiet keine Waffen mehr brauchen. Dies wird jedem Volk, jeder Regie-
rung und Nation Frieden und Ruhe sichern.2
Spter legte ÔAbduÕl-Bah dar, dass eines der Ergebnisse dieser Versammlung ein
umfassender Vertrag sein werde, dessen Regelungen fr alle Regierungen bindend seien:
1. BahÕuÕllh, Brief an den Sohn des Wolfes, Frankfurt 1966, S. 41f
2. BahÕuÕllh, hrenlese, Eine Auswahl aus den Schriften BahÕuÕllhs, Hofheim 41999, 117:1
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
82
Wahre Kultur wird ihr Banner mitten im Herzen der Welt entfalten, sobald eine
gewisse Zahl ihrer vorzglichen und hochgesinnten Herrscher - leuchtende Vor-
bilder der Ergebenheit und Entschlossenheit - mit festem Entschluss und klarem
Blick zu Nutz und Glck der ganzen Menschheit daran geht, den Weltfrieden zu
stiften. Sie mssen die Friedensfrage zum Gegenstand gemeinsamer Beratung
machen und mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln versuchen, einen Welt-
vlkerbund zu schaffen. Sie mssen einen verbindlichen Vertrag und einen Bund
schlie§en, dessen Verfgungen eindeutig, unverletzlich und bestimmt sind. Sie
mssen ihn der ganzen Welt bekannt geben und die Besttigung der gesamten
Menschheit fr ihn erlangen.
Dieses erhabene und edle Unterfangen - der wahre Quell des Friedens und Wohl-
ergehens fr alle Welt - sollte allen, die auf Erden wohnen, heilig sein. Alle Krfte
der Menschheit mssen frei gemacht werden, um die Dauer und den Bestand die-
ses gr§ten aller Bndnisse zu sichern. In diesem allumfassenden Vertrag sollten
die Grenzen jedes einzelnen Landes deutlich festgelegt, die Grundstze, die den
Beziehungen der Regierungen untereinander zugrunde liegen, klar verzeichnet
und alle internationalen Vereinbarungen und Verpflichtungen bekrftigt werden.
In gleicher Weise sollte der Umfang der Rstungen fr jede Regierung genaues-
tens umgrenzt werden, denn wenn die Zunahme der Kriegsvorbereitungen und
Truppenstrken in irgendeinem Land gestattet wrde, so wrde dadurch das
Misstrauen anderer geweckt werden. Die Hauptgrundlage dieses feierlichen Ver-
trages sollte so festgelegt werden, dass bei spterer Verletzung einer Bestimmung
durch eine Regierung sich alle Regierungen der Erde erheben, um jene wieder zu
voller Unterwerfung unter den Vertrag zu bringen, nein, die gesamte Menschheit
sollte sich entschlie§en, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln jene Regierung
zu strzen. Sollte dieses gr§te aller Heilmittel auf den kranken Weltkrper ange-
wandt werden, so wird er sich gewiss wieder von seinen Leiden erholen und dau-
ernd bewahrt und heil bleiben.1
Unabhngig von diesem Thema, und dennoch eng damit verbunden, ist das mndli-
che sowie schriftliche Versprechen ÔAbduÕl-Bahs, dass whrend des 20. Jahrhunderts
die Einheit der Nationen als wesentliche Grundlage fr den Weltfrieden errichtet werden
wrde.
In einer Seiner Ansprachen sagte Er:
Ich hoffe sehr, dass diese erhabenen Gedanken in diesem Jahrhundert zum Wohl-
ergehen der Menschen fhren werden. Lasst dieses Jahrhundert die Sonne der
vergangenen Jahrhunderte sein, deren Strahlenglanz ewig dauern wird, so dass
man in der Zukunft das 20. Jahrhundert preisen wird und sagt, das 20. Jahrhundert
1. `AbduÕl-Bah zit. in: Shoghi Effendi, Die Weltordnung BahÕuÕllhs, Hofheim-Langenhain
1977, S. 61f
19. April 2001 Das Erreichen der Einheit der Nationen und der Geringere Frieden
83
war das Jahrhundert des Lichtes, das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert des Le-
bens, das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert des internationalen Friedens....1
In der Zeitung Montreal Daily Star wurde berichtet:
ãGibt es irgendwelche Anzeichen dafr, dass der dauerhafte Friede in der Welt
innerhalb einer angemessenen Zeitspanne errichtet werden wird?Ò, wurde ÔAb-
duÕl-Bah gefragt. ãEr wird in diesem Jahrhundert errichtet werdenÒ, antwortete
Er. ãIm 20. Jahrhundert wird er weltweit verbreitet sein. Alle Nationen werden
dazu gezwungen werden.Ò2
Das Haus der Gerechtigkeit kommentierte andere Erklrungen des Meisters zu die-
sem Thema wie folgt in einem Brief, der am 29. Juli 1974 in seinem Auftrag geschrieben
wurde:
Es ist wahr, dass ÔAbduÕl-Bah Aussagen traf, welche die Errichtung der Einheit
der Nationen mit dem 20. Jahrhundert verbinden. Zum Beispiel: ãDer fnfte
Lichtstrahl ist die Einheit der Nationen - eine Einheit, die in diesem Jahrhundert
sicher begrndet werden wird, so dass sich alle Vlker der Welt als Brger eines
gemeinsamen Vaterlandes betrachten.Ò Und in Der Verhei§ene Tag ist gekom-
men bemerkt Shoghi Effendi im Anschluss an eine hnliche Aussage aus den Be-
antworteten Fragen: ãDies ist die Stufe, der sich die Welt jetzt nhert, die Stufe
der Welteinheit, die, wie ÔAbduÕl-Bah uns versichert, in diesem Jahrhundert be-
stimmt errichtet wird.Ò
Das Erreichen der Einheit der Nationen sollte jedoch nicht als gleichbedeutend mit
der Errichtung des Geringeren Friedens betrachtet werden. Auf die Frage ber den Zeit-
punkt des Geringeren Friedens antwortete Shoghi Effendi in einem 1946 in seinem Auf-
trag geschriebenen Brief: ãAlles was wir wissen ist, dass der Geringere Frieden und der
Gr§te Frieden kommen werden Ð die genauen Zeitpunkte kennen wir nicht.Ò
Die Einheit der Nationen kann dennoch als eine Stufe, und zwar als ein sehr bedeu-
tungsvoller Schritt bei dem langen Prozess der Errichtung des Geringeren Friedens be-
trachtet werden. Auf die Frage eines Einzelnen antwortete das Haus der Gerechtigkeit in
einem in seinem Auftrag geschriebenen Brief vom 31. Januar 1985:
BahÕuÕllhs Hauptauftrag beim Erscheinen zu dieser Zeit in der Menschheitsge-
schichte, ist die Verwirklichung der Einheit der Menschheit und die Errichtung
des Friedens unter den Nationen; daher sind alle Krfte, die auf die Vollbringung
dieses Ziels ausgerichtet sind, von Seiner Offenbarung beeinflusst. Wir wissen je-
1. ÔAbduÕl-Bah, The Promulgation of Universal Peace, Wilmette 1982, S. 125f (vorlufige
bersetzung)
2. ÔAbduÕl-Bah in Canada, Ontario 1987, S. 35 (vorlufige bersetzung)
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
84
doch, dass Frieden stufenweise kommen wird. Zuerst kommt der Geringere Frie-
den, wenn die Einheit der Nationen erreicht wird, dann schrittweise der Gr§te
Frieden - die geistige sowie soziale und politische Einheit der Menschheit, wenn
die BahÕ-Weltgemeinschaft, die in strikter bereinstimmung mit den Gesetzen
und Bestimmungen des Heiligsten Buches der BahÕ-Offenbarung fungieren
wird, durch die Bemhungen der BahÕ errichtet sein wird.
Bezglich des Geringeren Friedens erklrte Shoghi Effendi, dass dieser am An-
fang eine politische Einheit sein wird, die durch den Beschluss der Regierungen
verschiedener Nationen erreicht wird; er wird nicht durch die direkte Einwirkung
der BahÕ-Gemeinde errichtet werden....
Der Geringere Frieden selbst wird Stufen durchlaufen; im Anfangsstadium wer-
den die Regierungen vllig selbstndig handeln ohne das bewusste Einbezogen-
sein des Glaubens. Spter, zu einer von Gott bestimmten Zeit, wird der Glaube
auf Wegen, die von Shoghi Effendi in Das Ziel: Die neue Weltordnung aufgezeigt
worden sind, einen direkten Einfluss auf ihn haben.1
Die fortschreitende Entwicklung des Geringeren Friedens wie auch seine Festigung
werden in einer Aussage des Hters, in seinem Brief zu Ridvn 105 B.E. an die Freunde
des Ostens, bezglich der Dauer des Gestaltenden Zeitalters erklrt:
Seine Dauer ist unbekannt und liegt in der Schatzkammer von Gottes Wissen ver-
borgen. Sein Ende wird mit der Errichtung dieser vollkommensten, dieser mch-
tigsten Ordnung im Osten und Westen zusammenfallen, mit dem strahlenden
Hervortreten der organischen Einheit der einzelnen Glieder der menschlichen Ge-
sellschaft und mit der Festigung der Grundlagen des Geringeren Friedens unter
den Regierungen und Nationen der Welt.
Weitere Erluterungen gab das Haus der Gerechtigkeit, als es von einem einzelnen
Glubigen gebeten wurde, den folgenden Absatz aus der Ridvn-Botschaft 1996 zu erkl-
ren:
Wie kurz der Weg zum Frieden auch sein mag, er wird verschlungen sein. Wie ver-
hei§ungsvoll das erwartete Ereignis auch sein mag, das seinen Kurs bestimmen
wird, er muss in einer langen Entwicklungszeit reifen, und dazu gehren Prfun-
gen, Rckschlge und Konflikte bis zu dem Augenblick, da er unter dem direkten
Einfluss des gttlichen Glaubens als der Gr§te Friede in Erscheinung tritt.
In dem Brief vom 29. Juli 1996, der in seinem Auftrag als Antwort an diese Person
geschrieben wurde, schrieb das Haus der Gerechtigkeit:
1. Messages from the Universal House of Justice, 1963-1986; Wilmette 1996; S. 655f (vorlufi-
ge bersetzung)
19. April 2001 Das Erreichen der Einheit der Nationen und der Geringere Frieden
85
Es ist klar, dass das Hervortreten des Geringeren Friedens ein schrittweiser Pro-
zess sein wird und seine verschiedenen Stufen ohne Zweifel sowohl von Prfun-
gen und Rckschlgen wie auch von gro§en Fortschritten gekennzeichnet sein
werden. Er wird jedoch mit Sicherheit eine Entwicklung von historischer Bedeu-
tung einschlie§en: der Moment, an dem die Mehrheit der Nationalstaaten der
Welt sich formell zu einer globalen Ordnung verpflichten, welche Institutionen
und Gesetze umfasst und mit den Mitteln ausgestattet ist, mit Hilfe derer kollek-
tive Entscheidungen durchgesetzt werden knnen. Wenn wir auch heute die ge-
naue Gestalt, die diese Entwicklung nehmen wird, noch nicht voraussehen
knnen, und schon gar nicht den Zeitpunkt, an dem sie eintreten wird, so erkennen
wir doch, dass dies ein Merkmal des Prozesses des Geringeren Friedens ist.
Angesichts der Bedeutung, die in den letzten Jahren dem Abschluss der gegenwrti-
gen Phase der Errichtung der Bauwerke der Gemeindeordnung an den Hngen des Berges
Karmel zukam, haben einige Glubige angefragt, ob es eine urschliche Beziehung zwi-
schen der Vollendung dieses Bauprogramms und der Errichtung des Geringeren Friedens
gibt. Auf eine dieser Fragen antwortete die Sekretariatsabteilung des Hauses der Gerech-
tigkeit in einem Brief vom 14. Dezember 1987 wie folgt:
Das Universale Haus der Gerechtigkeit ... hat uns angewiesen zu sagen, dass ihm
aus den Schriften des Glaubens keine Textstelle bekannt ist, die darauf hinweist,
dass die Errichtung des Geringeren Friedens von der Vollendung des Bogens auf
dem Berg Karmel abhngig ist.
Die Textstelle, die zu dieser Annahme gefhrt haben mag, knnte eine Aussage
des geliebten Hters sein, die in Messages to the BahÕ World (S. 74-75 ) verf-
fentlicht wurde.... Sie werden erkennen, dass der Hter in diesem Zitat drei Dinge
beschreibt, die Hand in Hand gehen werden. Es ist wichtig festzuhalten, dass er
nicht Ereignisse, sondern Prozesse oder Entwicklungen beschreibt und, obwohl
er sagt, dass sie Hand in Hand gehen werden - eine Aussage, welche schon an sich
den Institutionen der Sache wichtige Fhrung gibt -, sagt er nicht, dass sie einan-
der bedingen.
Die Ereignisse des 20. Jahrhunderts:
Es ist hilfreich, einige der Aussagen in den BahÕ-Schriften bezglich der Ereignisse
des 20. Jahrhunderts, die Abschnitte im Fortschritt der Menschheit in Richtung der Ein-
heit der Nationen und des Geringeren Frieden darstellen, durchzugehen. 1931 beschreibt
Shoghi Effendi das Entstehen eines Weltbewusstseins mit den folgenden Worten:
Den Staaten und Frstentmern, die aus den Wirren der gro§en napoleonischen
Umwlzung ans Licht traten und deren Hauptziel es war, ihre Rechte auf selbst-
bestimmte Existenz wiederzugewinnen oder aber ihre nationale Einheit zu erlan-
gen, schien ein Plan der Weltsolidaritt nicht nur ferne Phantasie, sondern
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
86
schlechthin unbegreiflich. Erst als die Krfte des Nationalismus die Grundlagen
der Heiligen Allianz, die ihre aufkommende Macht zu zgeln suchte, umgesto§en
hatten, wurde die Mglichkeit einer Weltordnung, die in ihrer Reichweite die po-
litischen Einrichtungen dieser Nationen berragt, ernsthaft erwogen. Erst nach
dem Weltkrieg begannen diese Vertreter eines hochmtigen Nationalismus da-
mit, eine solche Weltordnung als Gegenstand einer verderblichen Lehre zu be-
trachten, die nur darauf abzielte, die Loyalitt, von der ihr nationales Leben
abhngt, zu untergraben.1
Ein sehr bedeutender Meilenstein in diesem Prozess war die Bildung des Vlker-
bunds nach dem ersten Weltkrieg, ein Ereignis, das von ÔAbduÕl-Bah gelobt wurde, ob-
wohl Er auch folgende Warnung aussprach:
Obgleich der Vlkerbund geschaffen worden ist, ist er doch unfhig, den Welt-
frieden zu errichten.2
In den Jahren, die dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vorangingen, besttigte
Shoghi Effendi:
Obgleich der Urschrei des Nachkriegs-Nationalismus tagtglich lauter und auf-
dringlicher hallt, obgleich der Vlkerbund noch im Keimzustand ist, obgleich die
Gewitterwolken, die sich zusammenziehen, vorbergehend seine Krfte vllig
verdunkeln und seinen Apparat vllig vernichten mgen, ist doch die Richtung,
in der diese Institution wirkt, hchst bedeutungsvoll. Die seit ihrem Anbeginn er-
hobenen Stimmen, die unternommenen Anstrengungen, die bereits geleistete Ar-
beit lassen jene Triumphe erahnen, welche die jetzt geschaffene Institution oder
eine andere, sie ablsende Krperschaft, zu erringen bestimmt ist.3
Er lenkte die Aufmerksamkeit auf ãdie wichtigsten Marksteine der wechselvollen Ge-
schichte des VlkerbundsÒ, unter denen die Entscheidung herausragte, einem Mitglied,
dem der Bund eine aggressive Handlung zusprach, kollektive Sanktionen aufzuerlegen.
Shoghi Effendi fhrte aus:
Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte wurde so das System kollektiver
Sicherheit, das BahÔuÔllh vorhergesagt und âAbduÔl-Bah erlutert hat, ernst-
haft erwogen, errtert und versucht. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde von
Amts wegen anerkannt und ffentlich festgestellt, dass fr die wirksame Errich-
tung dieses Systems kollektiver Sicherheit Festigkeit und Anpassungsfhigkeit
gleicherma§en vonnten sind - Festigkeit mit Einschluss des Gebrauchs ange-
messener Machtmittel als Gewhr fr die Wirksamkeit des vorgeschlagenen Sys-
1. Weltordnung, S. 71f
2. ÔAbduÕl-Bah, Briefe und Botschaften, Hofheim-Langenhain 1992, 227:31
3. Weltordnung, S. 277
19. April 2001 Das Erreichen der Einheit der Nationen und der Geringere Frieden
87
tems, Anpassungsfhigkeit des geplanten Apparats, damit er die rechtm§igen
Bedrfnisse und Bestrebungen seiner zu Schaden gekommenen Verfechter si-
cherstellen kann. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte haben sich die
Nationen der Welt um den Versuch gemht, kollektive Verantwortung auf sich zu
nehmen und ihre verbalen Versprechungen durch die wirkliche Vorbereitung fr
gemeinsame Ma§nahmen zu ergnzen. Und weiter machte sich zum ersten Mal
in der Geschichte eine ffentliche Meinung als Bewegung bemerkbar, welche die
von den nationalen Fhrern und Volksvertretern verkndete Entscheidung unter-
sttzte, um kollektive Ma§nahmen im Verfolg dieser Entscheidung zu sichern.1
Seine Vision von der Bedeutsamkeit dieser Ma§nahmen wurde dadurch, dass die kol-
lektiven Sanktionen offensichtlich darin versagten, ihre festgesetzten Ziele zu erreichen,
nicht getrbt.
Shoghi Effendi besttigte, dass das Ziel des Prozesses, durch welchen der Vlkerbund
errichtet worden war, die Erreichung ã... der Stufe, auf der die Einheit der gesamten Kr-
perschaft der Nationen zum Leitgrundsatz des internationalen Lebens gemacht sein
wirdÒ2, sei.
Etwa zwei Jahrzehnte spter, im Jahre 1947, als die Organisation der Vereinten Nati-
onen den Vlkerbund ersetzt hatte und den Weg der Entwicklung seiner Befugnisse und
Funktionen beschritt, beschrieb er diesen Vorgang nher mit seiner Voraussicht, dass die-
ser Prozess:
... wie lange und mhsam der Weg auch sei, durch eine Reihe von Siegen und
Rckschlgen zur politischen Vereinigung der stlichen und westlichen Hemis-
phren, zum Hervortreten einer Weltregierung und zur Errichtung des Geringeren
Friedens, wie bereits von BahÕuÕllh vorhergesagt und vom Propheten Jesaja an-
gedeutet, fhren muss.3
Getrennt von diesem Prozess der organisatorischen Entwicklung, aber in enger Be-
ziehung damit, stand die Entstehung eines Weltbewusstseins. Schon 1931 bezog sich der
Hter auf die:
... [allmhliche] Verbreitung des Geistes der Weltsolidaritt .., der spontan aus
dem Wirrwarr einer ungeordneten Gesellschaft aufsteigt.4
Ein Jahrzehnt spter erklrte er:
Die Welt bewegt sich wahrlich ihrem vorherbestimmten Ziel entgegen. Die ge-
genseitige Abhngigkeit der Vlker und Nationen der Erde ist, was immer die
1. a.a.O., S. 278
2. a.a.O., S. 280
3. Citadel of Faith: Messages to America, 1947-1957; Wilmette 1995, S. 33
4. Weltordnung, S. 71
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
88
Fhrer der spaltenden Krfte in der Welt sagen oder tun mgen, bereits eine voll-
endete Tatsache. Ihre Einheit im wirtschaftlichen Bereich wird jetzt verstanden
und anerkannt.1
Als die Menschheit in einen Weltkrieg versunken war, den Shoghi Effendi als ãdie
titanische Umwlzung, die vor siebzig Jahren die prophetische Feder BahÕuÕllhs vor-
ausgesehen hatteÒ und als die ãlange vorausgesagte, weltumspannende FeuersbrunstÒ be-
schrieb, wies er die BahÕ darauf hin, dass dieser gro§e Konflikt eine ãwesentliche
Vorbedingung zur Vereinigung der WeltÒ sei.2
Die Entwicklungen der letzten Zeit:
In den letzten Jahren nahm das Haus der Gerechtigkeit durch die Ridvn-Botschaften
die Gelegenheit wahr, die Aufmerksamkeit der weltweiten BahÕ-Gemeinde auf die tief-
greifende Bedeutung der Ereignisse zu lenken, die in der Gesellschaft stattfinden, wh-
rend die Menschheit ein wachsendes Bewusstsein fr die Einheit der Nationen und
Vlker der Erde an den Tag legt.
Besonders bedeutungsvoll sind folgende Abschnitte aus der Erklrung Die Verhei-
§ung des Weltfriedens vom Oktober 1985, gerichtet an die Vlker der Welt:
Zu den gnstigen Zeichen gehren die mit stndig wachsender Kraft auf eine
Weltordnung hin unternommenen Schritte: zuerst, zu Begin des Jahrhunderts, die
Schaffung des Vlkerbundes, gefolgt von der breiter angelegten Organisation der
Vereinten Nationen; die seit dem Zweiten Weltkrieg von der Mehrzahl aller Vl-
ker der Erde erlangte Unabhngigkeit, die anzeigt, dass der Prozess der Bildung
von Nationalstaaten abgeschlossen ist; die Einbeziehung dieser jungen Staaten
mit den lteren in Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse; in der Folge die
stark ansteigende Zusammenarbeit zwischen bislang isolierten, zerstrittenen Vl-
kern und Gruppen bei internationalen Unternehmen auf den Gebieten von Wis-
senschaft, Bildung, Recht, Wirtschaft und Kultur; die Grndung einer
beispiellosen Zahl internationaler humanitrer Organisationen whrend der letz-
ten Jahrzehnte; die Ausbreitung von Frauen- und Jugendbewegungen, welche die
Abschaffung des Krieges fordern; und schlie§lich ein spontanes, immer mehr sich
ausdehnendes Netzwerk einfacher Menschen, die durch persnliche Kommuni-
kation Verstndigung suchen.3
Die zaghaften Schritte auf eine Weltordnung hin - vor allem seit dem Zweiten
Weltkrieg - setzen hoffnungsvolle Zeichen. Die steigende Tendenz einzelner
1. Verhei§ene Tag, S. 185
2. Messages to America: Selected Letters and Cablegrams Addressed to the BahÔs of North
America, 1932-1946; Wilmette 1947, S. 42
3. Die Verhei§ung des Weltfriedens, Hofheim-Langenhain 1989, S. 8
19. April 2001 Das Erreichen der Einheit der Nationen und der Geringere Frieden
89
Staatsgruppen, ihren Beziehungen feste Formen zu geben, was ihnen dann die Zu-
sammenarbeit in Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse ermglicht, deu-
tet darauf hin, dass schlie§lich alle Nationen diese Lhmung berwinden knnen.
Der Verband Sdostasiatischer Staaten, die Karibische Gemeinschaft und ihr Ge-
meinsamer Markt, der Zentralamerikanische Gemeinsame Markt, der Rat fr Ge-
genseitige Wirtschaftshilfe, die Europischen Gemeinschaften, die Arabische
Liga, die Organisation fr Afrikanische Einheit, die Organisation der Amerikani-
schen Staaten, das Sdpazifische Forum - alle durch solche Organisationen er-
brachten vereinten Bemhungen bereiten den Weg zur Weltordnung.1
Das Heer der Mnner und Frauen aus praktisch allen Kulturen, Rassen und Nati-
onen auf Erden, das in den vielfltigen Behrden der Vereinten Nationen Dienst
tut, verkrpert einen weltumspannenden ã
ffentlichen DienstÒ, dessen ein-
drucksvolle Leistungen fr ein hohes Ma§ an Zusammenarbeit, selbst unter ent-
mutigenden Bedingungen, kennzeichnend sind. Ein Drang zur Einheit kommt,
einem geistigen Frhling gleich, in zahllosen internationalen Kongressen zum
Ausdruck, die Menschen aus einem breiten Spektrum von Wissensgebieten zu-
sammenfhren. Er ist Triebkraft fr kinder- und jugendbezogene internationale
Vorhaben. Er ist in der Tat die eigentliche Quelle der bemerkenswerten Bewe-
gung der
kumene, die Anhnger historisch verfeindeter Religionen und Sekten
unwiderstehlich zueinander hinzuziehen scheint. Der Drang zur Welteinheit ist
im unablssigen Ringen mit der entgegengesetzten Tendenz zu Kriegsfhrung
und Selbstverherrlichung einer der beherrschenden, allgegenwrtigen Wesensz-
ge des Lebens auf dem Planeten im ausgehenden 20. Jahrhundert.2
Die Geschwindigkeit des Wandels beschleunigte sich, whrend sich das zwanzigste
Jahrhundert seinem Ende zuneigte. 1996 schrieb das Haus der Gerechtigkeit:
...andererseits unternehmen die Fhrer der Welt oft gemeinsame Aktionen, die
dem BahÕ-Beobachter eine Tendenz hin zu einer gemeinsamen Annherung der
Nationen an eine Lsung fr die Probleme der Welt anzeigen. Bedenken Sie zum
Beispiel die ungewhnliche Hufung von weltweiten Anlssen, zu denen sich
diese Fhrer seit dem Heiligen Jahr vor vier Jahren versammelt haben, wie zur
Feier des fnfzigsten Jahrestages der Vereinten Nationen, auf der die teilnehmen-
den Staatsoberhupter und Regierungschefs ihre Verpflichtung zum Weltfrieden
erklrt haben. Erwhnenswert sind auch die Bereitwilligkeit und die Spontaneitt,
mit der diese Regierungschefs als Antwort auf eine Reihe von Krisen in verschie-
denen Teilen der Welt gemeinsam gehandelt haben. Solche Tendenzen fallen mit
dem aus aufgeklrten Kreisen strker werdenden Ruf zusammen, der Mglich-
keit, zu einer Art globalen Regierungsform zu finden, Beachtung zu schenken.
1. a.a.O., S. 20
2. a.a.O., S. 35f
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
90
Drfen wir nicht in diesen sich rasch entwickelnden Ereignissen das Walten der
Hand der Vorsehung sehen, ja, den eigentlichen Vorboten fr das in unseren
Schriften vorhergesagte gewaltige Ereignis?1
Und 1998 schrieb es:
... selbst im Getse einer im Aufruhr befindlichen Gesellschaft [kann man] eine
unmissverstndliche Tendenz in Richtung auf den Geringeren Frieden erkennen.
Einen faszinierenden Hinweis liefert das gr§ere Engagement der Vereinten Na-
tionen an berflligen, drngenden Weltproblemen, wobei sie von mchtigen Re-
gierungen untersttzt werden; ein weiterer ergibt sich in allerletzter Zeit aus der
Tatsache, dass fhrende Politiker in dramatischer Weise erkennen, was die enge
Verknpfung aller Nationen auf dem Gebiet des Handels und der Finanzen tat-
schlich bedeutet - eine Vorbedingung, die Shoghi Effendi schon lange als einen
wesentlichen Aspekt fr eine organisch geeinte Welt erkannt hatte.2
Im Rckblick auf die bedeutenden Ereignisse der vorangegangenen vier Jahre in der
Welt stellte das Haus der Gerechtigkeit zu Ridvn 2000 fest, dass ãdie Fhrer der Welt
khne Schritte in Richtung auf die Gestaltung eines weltweiten politischen Friedens un-
ternahmenÒ, und dass es ernsthafte Versuche gab,
... Methoden der kollektiven Sicherheit auszuarbeiten und umzusetzen, was
BahÕuÕllhs Vorschriften fr die Erhaltung des Friedens in Erinnerung ruft; es
gab einen Aufruf, einen internationalen Strafgerichtshof einzurichten, eine weite-
re Ma§nahme, die mit den Erwartungen der BahÕ bereinstimmt. Um die Auf-
merksamkeit auf die dringende Notwendigkeit zu richten, ein angemessenes
System zur Lsung von globalen Fragen einzurichten, haben sich die Fhrer der
Welt auf einem Millenium-Gipfel verabredet; neue Kommunikationsmethoden
haben den Weg dafr frei gemacht, dass jeder mit jedem auf diesem Planeten in
Verbindung treten kann.3
Einige Monate spter, in einer Ausfhrung ber die Millenium-Treffen, die im Laufe
des Jahres 2000 in New York abgehalten wurden, um globale Themen im Zusammenhang
mit dem Thema Frieden anzusprechen - das Millenium Forum im Mai, der Millenium
Friedensgipfel der religisen und geistlichen Fhrer im August und der Millenium-Gipfel
der Fhrer von mehr als 150 Nationen, der im September abgehalten wurde Ð, bemerkte
das Haus der Gerechtigkeit in seiner Botschaft vom 24. September 2000:
Fr jeden Beobachter, der von der BahÕ-Vision vom Frieden und den dazuge-
hrenden Prozessen erfllt ist, muss es in der Tat befriedigend sein, ber das We-
1. 20 Ridvn-Botschaft 153 B.E. (1996)
2. 21 Ridvn-Botschaft 155 B.E. (1998)
3. 22 Ridvn-Botschaft 157 B.E. (2000)
21. April 2001 Ridvn Ð Botschaft 158 (2001)
91
sen und die Tragweite dieser jngsten Ereignisse nachzusinnen, die auch im
Zusammenhang mit den vorangegangenen Weltkonferenzen zu sehen sind, an de-
nen im vergangenen Jahrzehnt ebenfalls Staatsoberhupter beteiligt waren. Und
es muss doppelt so aufregend sein zu erkennen, dass zu einer so frhen Entwick-
lungsstufe des BahÕ-Zeitalters Vertreter unserer internationalen Gemeinde so
ma§geblich an diesen Ereignissen beteiligt waren, die Meilensteine auf dem Weg
zu der neuen Weltordnung gesetzt haben, die so klar von der Feder BahÕuÕllhs
vorhergesehen wurde.
21. April 2001
Ridvn Ð Botschaft 158 (2001)
An die BahÕ der Welt Innig geliebte Freunde,
freudigen Herzens und mit gro§en Erwartungen nhern wir uns den Ridvn-Tagen zu einer
Zeitwende, da eine neue Geisteshaltung bei uns allen erkennbar ist. berall in unserer
Welt gemeinde gibt es ein verstrktes Bewusstsein fr die Bedeutung von Prozessen, die
Not wendigkeit der Planung und die Bedeutung systematischen Handelns bei der Frde-
rung des Wachstums und der Entwicklung menschlichen Potentials; durch sie wird die
Verbreitung des Glaubens fortgesetzt und die Festigung sichergestellt. Ein klares Ver-
stndnis dieser Voraussetzungen fr den Fortschritt kann nicht berbewertet werden; ge-
nauso wenig kann berschtzt werden, wie wichtig es ist, sie durch ein gut durchdachtes
Training aufrechtzuerhalten. Es ist daher von gr§ter Bedeutung fr uns, dass unsere Ge-
meinde jetzt ein solches Bewusstseinsstadium erreicht hat. Wir sind der Gesegneten
Schnheit zutiefst dankbar, dass wir dies erkennen und ganz zu Beginn des weltweiten Un-
ternehmens, das an diesen Festtagen in Gang gesetzt wird, freudig begr§en knnen.(1)
Die durch dieses Bewusstsein erzeugte Willenskraft kennzeichnete auch die Konfe-
renz der Kontinentalen Berater und der Mitglieder ihrer Hilfsmter, die sich im Januar
dieses Jahres im Heiligen Land versammelt hatten. Dieses Ereignis war so aufschluss-
reich, dass es den Eintritt der Sache Gottes in eine neue Epoche, die fnfte ihres Gestal-
tenden Zeitalters, ankndigte. Bei dieser historischen Versammlung kam eine so frische
Lebenskraft zum Vorschein, dass sie als ein Zeichen verbesserter Qualitt der Aktivitten
in der gesamten Gemeinde erkannt wurde. Das Streben der Freunde im vergangenen Jahr,
die wesentlichen Vorbe dingungen fr den Fortschritt des Prozesses des Beitritts in Scha-
ren zu schaffen, besttigt diese Beobachtung. Auf diese Weise wurde der Weg fr den
Fnfjahresplan geebnet, das erste Unternehmen in der Fnften Epoche.(2)
Nachdem im vorausgegangenen Vierjahresplan mehr als 300 Trainings-Institute ent-
standen waren, verstrkte noch der Zwlfmonateplan diese beachtlichen Bemhungen und
erfllte so seinen Zweck. Darber hinaus erlangte er dadurch Bedeutung, dass Institutio-
nen und Einzelne u§erst positiv auf den Ruf antworteten, der geistigen Erziehung der
Kinder und der Einbindung der Junioren in das Gemeindeleben gr§ere Beachtung zu
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
92
schenken. Die Ausbildung von Kinderklassenlehrern und die Einbeziehung der Junioren
in den Institutsprozess sind in einer Reihe von Lndern zu einem regelm§igen Bestandteil
von BahÕ-Aktivitten geworden. Trotz seiner Krze gewann der Zwlfmonateplan auch
ber die ihm ausdrcklich zugewiesenen Ziele hinaus an Bedeutung. Der Plan wurde zu
einem dynamischen Bindeglied zwischen einer hchst ereignisreichen Epoche der BahÕ-
Geschichte und den besonders vielversprechenden Aussichten einer neuen Epoche, fr die
seine Errungenschaften die Gemeinde so gut vorbereitet haben. Er hat sich unseren Anna-
len auch durch die dauerhaften Auswirkungen der Aktivitten des Glaubens am Ende des
20. Jahrhunderts eingeprgt. ber dieses Jahrhundert sollte jeder BahÕ nachdenken, der
sich bemht, die turbulenten Krfte, die das Leben des Planeten beeinflussen, und die in
der Sache selbst ablaufenden Prozesse in einer kritischen Phase der sozialen und geistigen
Evolution der Menschheit zu verstehen. Als Hilfsmittel fr diese verdienstvolle Bestre-
bung wurde Century of Light (Jahrhundert des Lichts) - ein berblick ber das 20. Jahr-
hundert - auf unsere Veranlassung hin und unter unserer Aufsicht verfasst.(3)
Whrend dieser einjhrigen Unternehmung rckten die diplomatischen Aktivitten
des BahÕ-Glaubens bei mehreren Gelegenheiten besonders in den Vordergrund. Beach-
ten Sie zum Beispiel, wie sich BahÕ-Vertreter an hervorragender Stelle im Mai, August
und September an den Millenniums-Veranstaltungen beteiligten, die auf Drngen des Ge-
neralsekretrs der Vereinten Nationen durchgefhrt wurden. Die Auswirkungen einer so
starken, deutlich sichtbaren Beteiligung der Internationalen BahÕ-Gemein de an den
Prozessen des Geringeren Friedens wird man erst im Laufe der Zeit richtig verstehen. Ein
weiterer Hhepunkt war das kontinentale Kolloquium, das in Indien vom ãInstitut fr
Studien zum Globalen WohlstandÒ organisiert wurde, einer unter der Schirm herrschaft
der Internationalen BahÕ-Gemeinde ttigen neuen Einrichtung. An der Konferenz zum
Thema ãWissenschaft, Religion und EntwicklungÒ nahmen fhrende Nicht-Regierungs-
Organi sa tionen aus Indien wie auch so angesehene Institutionen wie die UNESCO,
UNICEF, WHO und die Weltbank teil. Im Oktober wurde der BahÕ World News Ser-
vice (BWNS) (BahÕ-Weltnachrichtendienst) ins Internet gestellt, womit das BahÕ-
und das Nicht-BahÕ-Publikum mit Nach richten und Berichten ber Entwicklungen in
der ganzen BahÕ-Welt versorgt werden soll.(4)
ber die intensive Ttigkeit am BahÕ-Weltzentrum whrend des letzten Jahres wur-
den die Freunde schon weitgehend durch frhere Berichte informiert, die sich unter an-
derem auf solche Errungenschaften beziehen, wie den Einzug des Internationalen
Lehrzentrums in seinen stndigen Sitz am Berge Karmel, die Konferenz der Kontinenta-
len Berater und der Mitglieder ihrer Hilfsmter im Heiligen Land im Januar dieses Jahres
und die Fertigstellung der Projekte am Berge Karmel, die jetzt im Rahmen der Vorberei-
tungen auf die Einweihungsfeiern im Mai den letzten Schliff erhalten. Im Oktober vori-
gen Jahres wurden zum ersten Mal Pilger und Besucher im neuen, jetzt voll
funktionsfhigen Empfangszentrum in Haifa begr§t. In Bahji wird die Verschnerung
der heiligen Sttten durch die Entwicklung der Gartenanlagen bestndig weitergefhrt.
Diese Bemhungen erhielten jetzt neuen Auftrieb; denn im vergangenen Jahr begann man
mit dem neuen Projekt, im nrdlichen Teil des Gelndes, jenseits des Collins-Tores, ein
Besucher zentrum zu erbauen. Die Fertigstellung ist fr die nchsten Monate vorgesehen,
21. April 2001 Ridvn Ð Botschaft 158 (2001)
93
der Rohbau ist fertiggestellt und die Arbeiten gehen in allen Bereichen des Innenausbaus
und der Gartengestaltung weiter. Die neue Einrichtung wird die Mglichkeiten des Welt-
zentrums verbessern, eine zunehmende Zahl von Pilgern, kurzfristigen BahÕ-Besuchern
und besonderen Gsten zu empfangen.(5)
Zum Abschluss dieser Jahresbersicht freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu knnen, dass
der Nationale Geistige Rat der BahÕ von Indonesien nach einer Unterbrechung von fast
drei Jahrzehnten am letzten Ridvn bei der Nationaltagung in Jakarta wieder gebildet wur-
de. Ein im August 1962 ausgesprochenes Verbot fr alle BahÕ-Aktivitten hatte die T-
tigkeit der indonesischen BahÕ whrend dieser Zeit stark eingeschrnkt, aber sie blieben
standhaft und verhielten sich in dieser langen Leidenszeit weise, bis vernderte Umstnde
in diesem Land zur Aufhebung des Verbotes fhrten. Knnen wir da nicht zu hoffen wa-
gen, dass ein hnlich erfreulicher Bericht ber unsere heimgesuchten Glaubensbrder in
Iran, gypten und anderen Lndern nicht mehr zu lange auf sich warten lsst?(6)
Liebe Freunde, in zwei Jahrzehnten wird die BahÕ-Welt den hundertsten Jahrestag
des Beginns des Gestaltenden Zeitalters feiern. Heute schauen wir auf den Anbruch jenes
Zeitalters aus dem Blickwinkel von Errungenschaften, die zu Beginn kaum vorstellbar
waren. Vor uns ffnen sich Horizonte, die die Gemeinde in der kurzen Zeit, die uns von
der Jahrhundertfeier trennt, dringend zu noch gr§eren Leistungen aufrufen. Diese Hhen
knnen und mssen erreicht werden. Wir rufen die Freunde in der ganzen Welt auf, dem
Fnfjahresplan ihre ungeteilte und nachhaltige Aufmerksamkeit zu schenken, ist er doch
dazu bestimmt, dieser Herausforderung gerecht zu werden. Er bildet die erste einer Reihe
von Kampagnen, die in diesen zwanzig Jahren durchgefhrt werden sollen. Dieser Plan
ist die nchste Phase und hat zum Ziel, einen beachtlichen Fortschritt bei dem Prozess des
Beitritts in Scharen zu erreichen. Er erfordert eine Beschleunigung dieses lebenswichti-
gen Prozesses und legt darber hinaus den Nachdruck darauf, dass seitens der drei Betei-
ligten, des Einzelnen, der Institutionen und der Gemeinde, das systematische Bemhen
kontinuierlich erfolgt.(7)
Es ist nicht ntig, ausfhrlich auf die Erfordernisse des Planes einzugehen, denn sie
wurden in der Botschaft an die im Heiligen Land versammelten Berater dargelegt und an-
schlie§end allen Nationalen Geistigen Rten mitgeteilt. Schon bald nach ihrer Konferenz
begannen die Berater, mit den Nationalen Rten ber die Ausfhrung des Planes in ihren
Amtsbereichen zu beraten. Die Richtung des Planes ist daher den Freunden berall be-
kannt, zumal regionale und rtliche Vorbereitungen zur Verfolgung seines Hauptziels be-
reits im Gang sind. Es hat sich inzwischen ein allgemeines Bewusstsein gebildet, dass
man sich darum bemhen muss, dass der Glaube in den einzelnen Lndern in zunehmend
mehr Regionen immer tiefer vordringt. So wird man zum Beispiel, wo es die Umstnde
erlauben, benachbarte Gemeinden dazu aufrufen, sich an intensiven Wachstumsprogram-
men zu beteiligen. Ein anderes Vorgehen erfordert die planm§ige Erffnung neuer Ge-
biete, fr die Inlandspioniere sich mit der gleichen Hingabe erheben mssen, die jene
beseelte, die sich in frheren Zeiten weit und breit verstreuten, um unerschlossene Gebie-
te quer durch Kontinente und Ozeane zu erffnen. Kurz: der Prozess innerhalb dieses
gttlich gefhrten Plans wird sich erweitern, wenn weitere Ma§nahmen schrittweise ein-
gefhrt und systematisch integriert werden.(8)
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
94
Ein besonderes Kennzeichen der Fnften Epoche wird die Bereicherung des An-
dachtslebens der Gemeinde durch den Bau nationaler Huser der Andacht sein, je nach
dem, wie es die Umstnde in den nationalen Gemeinden zulassen. Der Zeitplan fr diese
Projekte wird vom Universalen Haus der Gerechtigkeit unter Bercksichtigung des Fort-
schritts beim Prozess des Beitritts in Scharen in den einzelnen Lndern festgelegt werden.
Diese Entwicklung wird sich in aufeinanderfolgenden Phasen von `AbduÕl-Bahs Gttli-
chem Plan fortsetzen. Unmittelbar nach der Fertigstellung des Muttertempels des Wes-
tens begann der Hter mit einem Plan zum Bau von Kontinentalen Husern der Andacht.
Die ersten waren damals die MashriquÕl-Adhkr in Kampala, Sydney und Frankfurt, die
in Erfllung der Ziele des Zehnjahresplanes gebaut wurden. Das Universale Haus der Ge-
rechtigkeit verfolgte mit dem Bau der Tempel in Panama City, Apia und New Delhi die-
selbe Linie. Diese kontinentale Phase ist aber noch zu vervollstndigen: Ein weiteres
Gebude muss noch errichtet werden. Mit tiefer Dankbarkeit und Freude verknden wir
in diesem verhei§ungsvollen Augenblick die Entscheidung, dieses letzte Projekt in An-
griff zu nehmen. Whrend des Fnfjahresplans wird mit dem Bau des Muttertempels von
Sdamerika in Santiago, Chile, begonnen und damit ein von Shoghi Effendi klar ausge
sprochener Wunsch erfllt.(9)
Es ist nun an der Zeit, weitere Schritte am Weltzentrum zu unternehmen, um die
Funktionen der Institutionen mit Sitz in den neuen Gebuden am Bogen zu entwickeln.
Nach beachtlichen Fortschritten des Internationalen Lehrzentrums wird man jetzt beson-
dere Aufmerksamkeit darauf verwenden, die Arbeit des Zentrums fr das Studium der
Texte zu organisieren. Die bersetzung weiterer Heiliger Texte ins Engli sche wird dabei
von besonderer Bedeutung sein. Die Aufgabe dieser Institution ist es, das Universale
Haus der Gerechtigkeit dabei zu untersttzen, die Heiligen Schriften zu Rate zu ziehen
und bersetzungen und Kommentare zu den autoritativen Texten des Glaubens zu ver-
fassen. Darber hinaus wird man sich im Heiligen Land stndig darum bemhen, es zu
ermglichen, dass die Anzahl der Pilger und Besucher am BahÕ-Weltzentrum weiter an-
steigen kann.(10)
Vor fnf Jahren kndigten wir in unserer Ridvn-Botschaft eine Gro§veranstaltung
am Weltzentrum an, welche aus Anlass der Fertigstellung der Projekte am Berg Karmel
und der Erffnung der Terrassen am Schrein des Bb fr die
ffentlichkeit stattfinden
wird. Dieser Augenblick ist nun gekommen, und wir freuen uns in der Erwartung,
Freunde aus eigentlich allen Lndern bei einem Programm zu begr§en, das sich ber
fnf Tage vom 21. bis zum 25. Mai erstrecken wird. Wir sind auch glcklich mitteilen
zu knnen, dass Vorbereitungen getroffen werden, um die BahÕ-Welt durch Live-
bertragungen im World Wide Web und per Satellit an den Veranstaltungen teilneh-
men zu lassen. Informationen darber folgen noch. Whrend das Weltzentrum sich hier-
auf konzentriert, wird auch die Erwartung der Menschen in Haifa immer gr§er, wo die
stdtischen Behrden ein Buch mit dem Titel: BahÕ Shrine and Gardens on Mount
Carmel, Haifa, Israel: A Visual Journey verffentlichen wollen, das gleichzeitig mit den
Veranstaltungen erscheinen soll. Ferner betreibt die Postbehrde von Israel den Plan,
zur gleichen Zeit eine Gedenkmarke herauszugeben, welche die Terrassen darstellt. Die
Bedeutung des Ereignisses liegt im Wesentlichen darin, dass es uns erlaubt innezuhal-
27. April 2001 Arabische Ausgabe des Heiligsten Buches
95
ten, um die beachtliche Wegstrecke zu berblicken, die der Glaube in seiner Entwick-
lung im 20. Jahrhundert zurckgelegt hat. Es ist auch an der Zeit, die knftigen
Auswirkungen dieser gewaltigen Leistungen zu bedenken, die durch die Errichtung der
imposanten Bauwerke auf Gottes heiligem Berge symbolisiert werden Ð Bauwerke, die
die geistigen und administrativen Zentren unseres Glaubens den Blicken der Welt ff-
nen.(11)
Whrend unsere Gemeinde sich dieser begeisternden Betrachtungen erfreut, mge je-
des Mitglied bedenken, dass wir keine Zeit haben, uns auf Lorbeeren auszuruhen. Die
Menschheit befindet sich in einer so verzweifelten Lage, dass wir keinen Augenblick z-
gern drfen, das Brot des Lebens zu berreichen, das in unserer Zeit vom Himmel kam.
Dulden Sie daher keinen Aufschub, den erfolgversprechenden Prozess voranzutreiben,
wenn es darum geht, alle jene, die nach der Wahrheit drsten, zu der Festtafel des Herrn
der Heerscharen zu fhren.(12)
Mge Er, der ber das Schicksal Seines gttlichen Systems wacht, jede Bemhung
fhren, lenken und besttigen, die Sie unternehmen, um die vor Ihnen liegenden drngen-
den Aufgaben zu bewltigen.(13)
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
27. April 2001
Arabische Ausgabe des Heiligsten Buches
Brief an alle Nationalen Geistigen Rte
Liebe BahÕ-Freunde,
das Universale Haus der Gerechtigkeit freut sich bekannt zu geben, dass nunmehr auch
die arabische Ausgabe des Heiligsten Buches erworben werden kann. Ein Freiexemplar
wird Ihnen auf Wunsch des Hauses der Gerechtigkeit von der Vertriebsstelle bersandt.
Diese Ausgabe wurde unter Mitwirkung eines fachkundigen BahÕ-Kaligraphen her-
gestellt. Dieser hat den von BahÕuÕllh offenbarten Text in einer Weise dargeboten, die
der Bedeutung eines Buches, das vom Hter als ãdie Charta fr die zuknftige Weltzivi-
lisationÒ beschrieben wurde, angemessenen ist. Entsprechend dem Brauch beim Druck
Heiliger Schriften in Arabisch sind die ersten beiden Seiten illuminiert. Der Eingangsvers
wurde in der Kufi-Schrift geschrieben. Der Band enthlt auch, in Anlehnung an die eng-
lische Ausgabe, Ergnzungen in Arabisch, darunter ãFragen und AntwortenÒ, ãInhalts-
bersicht und systematische DarstellungÒ sowie ãErluterungenÒ.
Das Buch wurde in Kanada gedruckt und wird vom BahÕ-Vertriebsdienst in den
Vereinigten Staaten zum Einzelhandelspreis von US$ 30 [Anm.d.bers.: DM 66,-- bzw.
Euro 35,--] angeboten. Es wird davon ausgegangen, dass dieses Buch fr viele Glubige
von gro§em Interesse sein wird, nicht nur fr jene, die Arabisch lesen knnen. Das An-
gebot bietet die Gelegenheit, einen wertvollen Besitz zu erwerben: eine Kopie dieses
Werkes in einer Sprache, in der seine heiligen Texte von BahÕuÕllh offenbart wurden.
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
96
Das Haus der Gerechtigkeit hat daher den Vertriebsdienst beauftragt, Ihnen den genauen
Bestellvorgang fr diese Ausgabe mitzuteilen.
Mit herzlichen BahÕ-Gr§en, Sekretariatsabteilung
22. Mai 2001
Erklrung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
anlsslich der offiziellen Erffnung der Terrassen am Schrein des Bb
Vorgetragen von Dr. Albert Lincoln,
Generalsekretr der Internationalen BahÕ-Gemeinde
Frohen und dankbaren Herzens begr§en wir alle, die von nah und fern angereist sind, um
zu diesem fr die BahÕ der Welt so freudigen Anlass mit uns zusammenzukommen. Mit
gro§er Wertschtzung begr§en wir die Anwesenheit so vieler hoher Gste.
Eineinhalb Jahrhunderte sind seit jener unsagbaren Tragdie vergangen, die sich im
Nordwesten Persiens zutrug, als der Bb mutig dem Kugelhagel begegnete, der aus den
Gewehren von 750 Soldaten auf Ihn abgefeuert wurde. Die Soldaten waren dem Befehl
der hchsten Obrigkeiten des Landes gefolgt. Der zerstckelte Krper des Bb wurde
dann in einen Stra§engraben au§erhalb der Stadt geworfen und damit von seinen kaltbl-
tigen Verfolgern einem, wie sie glaubten, schmhlichen Schicksal berlassen. Sie hoff-
ten, so dem wachsenden Einfl uss ein Ende zu setzen, den Seine Lehren auf unzhlige
Menschen im ganzen Land ausbten. Angesichts schlimmster Verfolgungen hatten all
diese Menschen den Anspruch des Bb, ein Prophet Gottes zu sein, anerkannt. Ihr Leben
vernderte sich geistig und moralisch, als Er sie auf den, wie Er es nannte, Anbruch eines
neuen Zeitalters vorbereitete, in dem eine Weltzivilisation entstehen und erblhen wrde.
Die Erwartungen, die bereits unzhlige Herzen aufgerhrt hatten, wurden in ihrer Erha-
benheit noch verstrkt durch die Ankndigung des Bb, dass ein Gr§erer als Er selbst
sich bald erheben werde, Einer, der das einzigartige Wesen der verhei§enen Weltzivilisa-
tion, die das Mndigwerden der gesamten Menschheit bedeute, offenbaren werde.
Wir sind nicht zusammengekommen, um den tragischen Mrtyrertod des Bb und die
sich anschlie§enden Verfolgungen zu beklagen; vielmehr sind wir gekommen, um den
Hhepunkt eines beispiellosen Projektes zu feiern, das vor ber einhundert Jahren seinen
Ausgang nahm, und um seine gro§e Bedeutung zu bezeugen. Damals besuchte
BahÕuÕllh, den die osmanischen Behrden nach Akk verbannt hatten, um dort den Rest
Seines Lebens in Gefangenschaft zu verbringen, den Berg Karmel und bestimmte den
Platz, an dem die sterblichen berreste Seines Herolds beigesetzt werden sollten. Wir
hoffen demtig, dass das wunderbare Ziel, das mit der Fertigstellung der neunzehn Ter-
rassengrten erreicht wurde, aus deren Mitte sich der Schrein des Bb erhebt, eine ange-
messene Erfllung der Vision BahÕuÕllhs ist.
Die Leiden, die der Bb erduldete, um die Menschheit wachzurtteln und ihr die Ver-
antwortung ihres nahenden Reifealters bewusst zu machen, waren selbst Anzeichen der
Heftigkeit des Ringens unerlsslich, damit die Weltbevlkerung die gemeinsame Reife-
22. Mai 2001 Erklrung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit anlsslich der offiziellen Erff-
97
zeit durchluft. Dies ist, so paradox es auch klingen mag, ein Grund zur Hoffnung. Den
Unruhen und Krisen unserer Zeit liegen folgenschwere Vernderungen in den Angele-
genheiten der Menschheit zugrunde. Die zeitgleichen Prozesse des Zerfalls und des Auf-
baus haben sich seit dem Erscheinen des Bb in Persien auf dem ganzen Planeten
eindeutig beschleunigt. Niemand kann ernsthaft leugnen, dass sich unsere Erde zu einer
einzigen Nachbarschaft entwickelt hat. Die Welt wird neu gestaltet. Todesqualen wei-
chen Geburtswehen. Die Schmerzen werden vergehen, wenn die Glieder der Menschheit
entsprechend der gemeinsamen Erkenntnis ihrer wesensm§igen Einheit handeln. Am
Ende dieses Tunnels des Wandels ist ein Licht, das die Menschheit zu dem Ziel fhrt, das
ihr nach dem Zeugnis aller heiligen Bcher bestimmt ist.
Der Schrein des Bb ist ein Symbol fr die Wirkkraft dieser uralten Verhei§ung und
ein Zeichen ihrer Dringlichkeit. Er ist auch ein Denkmal des Sieges der Liebe ber den
Hass. Die Grten, die dieses Bauwerk umgeben, erinnern mit ihrer Vielfalt an Pfl anzen
und Farben daran, dass die Menschheit in all ihrer Verschiedenartigkeit harmonisch zu-
sammen leben kann. Das Licht, das aus dem in der Mitte stehenden Gebude scheint, ist
wie ein Hoffnungsstrahl fr die Unzhligen, die sich nach einem Leben sehnen, das den
Krper wie auch die Seele zufrieden stellt.
Diese unauslschliche Hoffnung rhrt von Worten wie diesen aus der Feder
BahÕuÕllhs her: ãDies ist der Tag, an dem Gottes erhabenste Segnungen den Menschen
zugestrmt sind, der Tag, an dem sich Seine gr§te Gnade ber alles Erschaffene ergos-
sen hat.Ò Mgen alle, die oft trotz geringer Erfolgsaussichten danach streben, die Prinzi-
pien von Gerechtigkeit und Eintracht aufrechtzuerhalten, durch diese Zusicherungen
ermutigt werden.
Wenn wir ber die Jahre des Bemhens nachsinnen, die in dieses khne Projekt in-
vestiert wurden, verspren wir den Wunsch, den Men- schen in Haifa die Wrme unserer
Herzen entgegenzubringen. Ihre Stadt wird fr alle Zeit berall von den BahÕ als der Ort
gepriesen werden, an dem die sterblichen berreste des jugendlichen Propheten und He-
rolds ihres Glaubens schlie§lich ihren Ruheplatz fanden, und dies nach einem halben
Jahrhundert, in dem sie in Seinem Geburtsland zum Schutz heimlich von Ort zu Ort ge-
bracht werden mussten. Die Geduld und die Herzlichkeit, die den BahÕ whrend der
schwierigsten Jahre der Bauarbeiten entgegengebracht wurden, stehen beispielhaft fr
den wohlwollenden Geist, den gro§e Teile der Welt so dringend bentigen. Durch die
Gunst des Schicksals ist Haifa am Berge Karmel gelegen, der fr immer mit heiligen Se-
hern in Verbindung gebracht werden wird, deren Anliegen sich durch die Zeitalter hin-
durch vor allem auf die Verhei§ung des Friedens konzentrierte. Mge Haifa nicht nur als
ein Ort der Naturschnheiten weithin bekannt werden, sondern vor allem als die Stadt des
Friedens. Lasst also von diesem heiligen Ort, von diesem Berg des Herrn, die Botschaft
ausgehen, dass die Einheit und der Frieden der Welt nicht nur mglich, sondern unaus-
weichlich sind. Die Zeit dafr ist gekommen.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
98
24. Mai 2001
An die Glubigen, die zu den Ereignissen aus Anlass
der Vollendung der Projekte am Berg Karmel versammelt sind
Liebe BahÕ-Freunde,
einhundert und achtundvierzig Jahre sind vergangen seit jenem Augenblick, als in der
Finsternis des Syh-Chl BahÕuÕllh den Gttlichen Auftrag erhielt, sich zu erheben
und allen auf Erden den Anbruch des Tages Gottes zu verknden:
Wahrlich, Wir werden Dich durch Dich selbst und durch Deine Feder siegreich ma-
chen. ... Binnen kurzem wird Gott die Schtze der Erde offenkundig machen Ð Menschen,
die Dir beistehen werden durch Dich selbst und durch Deinen Namen, durch welchen
Gott die Herzen derer belebt, die ihn erkannt haben.
In historischen Zeitrumen ist es nur eine verschwindend knappe Zeitspanne, die zwi-
schen jenem ersten Moment und diesem gro§artigen Sieg liegt, den wir diese Woche hier
feiern. Sie, die Sie aus jedem Winkel der Erde und aus jedem Stamm der Menschheitsfa-
milie zusammengekommen sind, reprsentieren einen Querschnitt derer, die BahÕuÕllh
erweckt hat, Ihm beizustehen, und keiner von uns kann angemessen die Dankbarkeit zum
Ausdruck bringen, hier mit versammelt zu sein.
Die majesttischen Gebude, die nun entlang des von Shoghi Effendi geplanten Bo-
gens am Hang des Berges Karmel stehen, sind zusammen mit den prachtvollen Terras-
sengrten, die den Schrein des Bb umrahmen, ein sichtbarer Ausdruck der ungeheuren
Macht, welche die Sache beseelt, der wir dienen. Sie legen zeitlos Zeugnis dafr ab, dass
die Anhnger BahÕuÕllhs erfolgreich die Grundlagen einer weltweiten Gemeinde gelegt
haben, die sich ber alle Unterschiede erhebt, welche die Menschheit spalten; sie bezeu-
gen, dass sie die Hauptinstitutionen einer einzigartigen und unangreifbaren Gemeinde-
ordnung ins Leben gerufen haben. Mit den Umgestaltungen, die auf dem Berg Karmel
stattgefunden haben, tritt die BahÕ-Sache als eine sichtbare, unwiderstehliche Realitt
auf der Welt-Bhne hervor, als der Brennpunkt der Krfte, die zu der von Gott verfgten
Zeit den Wiederaufbau der Gesellschaft bewirken werden, und als mystische Quelle geis-
tiger Erneuerung fr alle, die sich ihr zuwenden.
Die Refl ektion darber, was die BahÕ-Gemeinde vollbracht hat, macht uns schlag-
artig und erschtternd die Leiden und Entbehrungen bewusst, welche die gro§e Mehrheit
unserer Mitmenschen heimsuchen. Es ist notwendig, dass dies so geschieht; denn dadurch
ffnen sich unser Verstand und unsere Seele fr die gro§e Tragweite der Sendung, mit
der uns BahÕuÕllh betraut hat. ãWisse wahrlich,Ò so erklrt Er, ãdiese gro§en Heimsu-
chungen, die ber die Welt gekommen sind, bereiten sie vor auf das Kommen der Gr§ten
Gerechtigkeit.Ò ãGott sei gelobt!Ò, fgt ÔAbduÕl-Bah hinzu, ãDie Sonne der Gerechtig-
keit ist ber dem Horizont BahÕuÕllhs emporgestiegen. Denn in Seinen Tablets wurden
die Grundlagen fr eine solche Gerechtigkeit gelegt, wie sie keine Vernunft von Anbe-
ginn der Schpfung an ersinnen konnte.Ò Letztendlich ist es diese gttliche Zielsetzung,
der all unsere Aktivitten dienen, und wir werden in dieser Zielrichtung in dem Ma§e vor-
24. Mai 2001 An die Glubigen, die zu den Ereignissen aus Anlass der Vollendung der Projekte
99
anschreiten, wie wir begreifen, wie viel von unseren Bemhungen abhngt, den Glauben
zu lehren, seine Institutionen zu errichten und zu festigen sowie seinen Einfl uss auf das
gesellschaftliche Leben zu verstrken.
Der drngenden Notlage der Menschheit wird man nicht begegnen knnen durch ei-
nen Wettkampf rivalisierender Ambitionen oder durch Proteste gegen diese oder jene der
zahllosen Ungerechtigkeiten, die ein Zeitalter voller Verzweifl ung befallen haben. Es be-
darf vielmehr eines grundstzlichen Bewusstseinswandels, einer uneingeschrnkten An-
nahme der Lehre BahÕuÕllhs, dass die Zeit gekommen ist, in der jeder Mensch lernen
muss, Verantwortung fr das Wohlergehen der gesamten Menschheit zu bernehmen.
Die Hingabe an dieses revolutionre Prinzip wird die Glubigen und die BahÕ-Instituti-
onen immer mehr befhigen, in anderen das Wissen um den Tag Gottes und die latenten
geistigen und moralischen Fhigkeiten wach zu rufen, die diese Welt verwandeln knnen.
Wir legen diese Hingabe, wie uns Shoghi Effendi sagt, durch unsere moralische Recht-
schaffenheit im Verhalten anderen gegenber an den Tag, durch die Beherrschung unse-
rer niederen Natur und durch unser vlliges Freisein von solchen Vorurteilen, wie sie ein
geeintes Handeln in der Gesellschaft um uns herum behindern und positive Impulse in
Richtung auf Vernderung zunichte machen.
Die Ma§stbe, die der Hter darlegte, gelten fr die gesamte BahÕ- Gemeinde, so-
wohl in Bezug auf ihr Leben als Gemeinschaft als auch auf das persnliche Leben. Sie
sind indes von besonderer Tragweite fr die BahÕ-Jugendlichen, die gesegnet sind mit
den beneidenswerten Vorzgen eines gro§en Ma§es an Energie, Flexibilitt im Denken
und gro§er Bewegungsfreiheit. In der Welt, die die BahÕ-Jugend erbt, sind die Ausbil-
dungschancen sowie die wirtschaftlichen und anderen grundlegenden Mglichkeiten
u§erst ungerecht verteilt. Die BahÕ- Jugend darf sich nicht durch solche Barrieren
entmutigen lassen. Es ist ihre Herausforderung, den tatschlichen Zustand der Mensch-
heit zu erfassen und untereinander dauerhafte geistige Bande zu schmieden, die sie nicht
nur von rassischen und nationalen Spaltungen, sondern auch von sozialen und materi-
ellen Barrieren befreien und befhigen werden, das weiter zu tragen, was ihr anvertraut
ist.
BahÕuÕllh ermutigt uns, von der Jugend Seiner Gemeinde eine viel frhere Ent-
wicklung zur Reife zu erwarten als das fr den Rest der Gesellschaft kennzeichnend ist.
Zweifellos vermindert dies in keiner Weise die Bedeutung, die der Ausbildung, wirt-
schaftlichen Notwendigkeiten oder familiren Verpfl ichtungen zukommt. Es bedeutet,
dass die BahÕ-Jugend Verantwortung fr die moralische Fhrung bei der Umgestaltung
der Gesellschaft bernehmen kann Ð und dazu ermutigt werden sollte. Um diese Feststel-
lung zu unterstreichen, rufen wir die Erinnerung an denjenigen ins Gedchtnis, dessen
Schrein heute den Berg Gottes im Lichterglanz hat erstrahlen lassen, und die Erinnerung
an jene Schar jugendlicher Helden und Heldinnen, die mit geistiger Gr§e und Selbstauf-
opferung die Aufgabe, der wir dienen, in Angriff nahmen.
Das Ereignis, das wir heute feierlich begehen, rckt zwei paradoxe Gegebenheiten
in den Mittelpunkt. Innerhalb des Glaubens selbst kndet das Wachstum der Krfte der
BahÕ-Gemeinde einen gro§en Schub nach vorne an, wofr Anzeichen bereits berall
sichtbar sind. Wie Shoghi Effendi mehrmals betonte, wird dieser Fortschritt unver-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
100
meidlich eine sogar noch heftigere Opposition als jene hervorrufen, die der Sache bis-
her begegnet ist Ð eine Opposition, die im Gegenzug strkere Krfte freisetzen wird,
welche fr die immer noch gr§eren Herausforderungen notwendig sind, die vor uns
liegen.
Die Welt, in der unsere Bemhungen stattfi nden, ist gleichfalls tiefgreifenden Ver-
nderungen unterworfen. Auf der einen Seite besttigt das dichte Netzwerk von Einrich-
tungen und Einzelpersonen, die Verstndnis und Zusammenarbeit unter den
verschiedenen Vlkern frdern, immer strker die wachsende Einsicht darin, dass die
ãErde .. nur ein Land [ist], und alle Menschen ... seine BrgerÒ. Auf der anderen Seite ist
gleicherma§en offensichtlich, dass die Welt eine Periode sozialer Lhmung, Tyrannei
und Anarchie durchluft; eine Periode, die geprgt ist durch weitverbreitete Vernachls-
sigung staatlicher wie persnlicher Verantwortung, deren letztliche Konsequenzen nie-
mand auf der Welt voraussehen kann. Die Folge beider Entwicklungen wird sein, wie
Shoghi Effendi aufgezeigt hat, dass in den Herzen unserer Mitmenschen eine Sehnsucht
nach Einheit und Gerechtigkeit geweckt wird, die nur durch die Sache Gottes erfllt wer-
den kann.
Ein langer und mhsamer Prozess des Bemhens, des Experimentierens und des Auf-
baus hat zu den Siegen gefhrt, die unsere Herzen zu Beginn eines neuen Jahrhunderts
erheben. Durch das sich rasch ausbreitende System der Institute und durch die Energie,
die berall in regionale Wachstumsstrategien investiert wird, hat die BahÕ-Gemeinde
schnell gelernt, aus dem Erreichten Nutzen zu ziehen. Wie tief auch die Dsternis sein
mag, welche die Welt einhllt Ð noch nie sah die Zukunft fr den Fortschritt der Sendung
BahÕuÕllhs so vielversprechend aus. Wir, die wir die Ehre haben, diese Woche hier ver-
sammelt zu sein, bezeugen mit eigenen Augen, wie sich jene Worte zu erfllen beginnen,
die vom Herrn der Heerscharen vor ber einem Jahrhundert auf diesem Berg offenbart
wurden, Worte, die jedes Atom der Erde in Schwingung versetzen: ãWahrlich, dies ist der
Tag, da Land und Meer frohlocken ber diese Verkndigung, der Tag, fr den aufbewahrt
wurde, was Gott aus einer Gro§mut, die jenseits der Fassungskraft des sterblichen Ver-
standes oder Herzens liegt, zu offenbaren bestimmt hat.Ò
Solch ein Privileg bringt eine ebenso gro§e Verantwortung mit sich; die Verantwor-
tung, das unsrige zu tun Ð was auch immer das Opfer oder die Schwierigkeit sein mag Ð
um sicherzustellen, dass die brennende Sehnsucht, die BahÕuÕllh zu jener historischen
Gelegenheit u§erte, sich erflle: ãO wie sehne Ich Mich, jedem Ort des Erdkreises die
frohe Botschaft dieser Offenbarung zu verknden und sie in jede seiner Stdte zu tragen,
einer Offenbarung, zu der das Herz des Sinai hingezogen wurde, und in deren Namen der
Brennende Busch ruft: âGottes, des Herrn der Herren, sind die Reiche der Erde und des
Himmels!ÔÒ
Mit dankbarer Inbrunst werden wir an der Heiligen Schwelle dafr beten, dass
BahÕuÕllh Ihre Bemhungen auf dem Weg zur Erlsung der Menschheit und der Hei-
lung ihrer Krankheiten segnen und besttigen mge.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Das Universale Haus der Gerechtigkeit
01. Juni 2001 Erfolg der Feierlichkeiten zur Einweihung der Terrassen am Schrein des Bb
101
01. Juni 2001
Erfolg der Feierlichkeiten zur Einweihung
der Terrassen am Schrein des Bb
An die BahÕ der Welt
Heute vor einer Woche versammelten sich am Bogen des Berges Karmel mehr als 2.500
Reprsentanten aus 182 Staaten und abhngigen Territorien mit den Freunden, die am
BahÕ-Welt- Zentrum dienen, zu dem letzten der Ereignisse, welche die Vollendung
der Projekte auf jenem heiligen Berg kennzeichnen. Unsere Herzen strmen ber vor
Freude, wir neigen die Hupter in Dankbarkeit gegenber der Gesegneten Schnheit in
Anbetracht des erstaunlichen Erfolgs der Feierlichkeiten zur Einweihung der Terrassen
am Schrein des Bb. Die Ehrfurcht auslsenden, weltweiten Auswirkungen spiegeln
sich in den zahlreichen Botschaften wider, die hier aus den verschiedenen Teilen des
Planeten, wo Fernsehbertragungen des Ereignisses ber Satellit gesehen wurden, an-
kamen.
Es ist noch zu frh, um die unmittelbare Wirkung dieser beispiellosen globalen Pro-
klamation des Glaubens einzuschtzen, noch kann ihre Auswirkung fr den Fortschritt
der Sache unmittelbar erfasst werden. Es kann indes kein Zweifel daran bestehen, dass
eine so ungeheure Proklamation dem Fortschritt im Prozess des Beitritts in Scharen zu-
gute kommen wird, auf den die Energie der Geliebten BahÕuÕllhs berall sogar noch in-
tensiver als bisher gerichtet sein muss. Whrend des Verlaufs dieser Ereignisse
verffentlichten wir zwei Botschaften, die unsere gegenwrtige Sicht zur Bedeutung des-
sen, was sich im Heiligen Land vollzogen hat, vermitteln. Diese wurden gesondert an die
Nationalen Geistigen Rte gesandt, die Vorkehrungen treffen werden, um sie unmittelbar
mit den Freunden in ihren Gemeinden zu teilen.
Mgen die offenkundigen Wunder des Herrn der Heerscharen die Freunde auf der
ganzen Welt in ihren hingebungsvollen Bemhungen, voranzuschreiten auf den Pfaden
des Dienstes, die Er so gnadenreich vor ihnen erffnet hat, beleben und bestrken.
Das Universale Haus der Gerechtigkeitt
19. Juni 2001
Grabmal Rhyyih Khnums
Brief an alle Nationalen Geistigen Rte,
Liebe BahÕ-Freunde,
das Universale Haus der Gerechtigkeit hat uns gebeten Sie zu informieren, dass einige
Tage vor den Erffnungsfeierlichkeiten der Terrassen am Schrein des Bb ein Gedenk-
stein auf der Ruhesttte der Hand der Sache Gottes AmatuÕl-Bah Rhyyih Khnum ge-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
102
genber dem Haus ÔAbduÕl-Bahs errichtet wurde. In dem umliegenden Garten werden
zur Zeit gartenarchitektonische Arbeiten ausgefhrt.
Der durch das Universale Haus der Gerechtigkeit in Auftrag gegebene und von Herrn
Hossein Amanat entworfene Gedenkstein ist auf dem beiliegenden Foto abgebildet. Die
Freunde, die ja eine gro§e Zuneigung und Hingabe fr die geliebte Rhyyih Khnum
empfinden, werden gewiss ber das Erreichte hoch erfreut sein.
Mit herzlichen BahÕ-Gr§en, Sekretariatsabteilung
29. Juli 2001
Erfolgreiches Finanzierungskonzept wird fortgefhrt
Botschaft an den Nationalen Geistigen Rat der BahÕ in Deutschland
Liebe BahÕ-Freunde,
das Verfahren der Zuweisung von Zielen internationaler finanzieller Zusammenarbeit,
das durch das Universale Haus der Gerechtigkeit zu Beginn des Vierjahresplanes gewhlt
wurde und das whrend des Zwlfmonatsplanes weiter gefhrt wurde, hat sich als sehr
effektiv erwiesen. 41 ausgewhlte Nationale Geistige Rte waren gebeten worden abzu-
schtzen, welchen Betrag sie whrend einer Zeitspanne von vier Jahren zum Erwerb und
zur Verschnerung von Besitztmern und Einrichtungen anderer nationaler Gemeinden
beitragen knnten. Auf der Grundlage ihrer Schtzungen wurden sie vom Universalen
Haus der Gerechtigkeit aufgerufen, Gemeinden in verschiedenen Teilen der Welt zu un-
tersttzen, sobald spezieller Bedarf bekannt wurde.
Insgesamt wurden den Nationalen Geistigen Rten, die sich bereit erklrt hatten, an
dieser Initiative mitzuwirken, als Ziele internationaler finanzieller Zusammenarbeit eine
Gesamtsumme von 1.610.331 US$ zugewiesen. Etwa 55 nationale Gemeinden konnten
von ihrer Untersttzung profitieren; dabei gingen insgesamt 546.671 US$ an 24 Lnder
in Afrika, 223.300 US$ an vier Lnder in Amerika, 303.705 US$ an 13 Lnder in Asien,
197.800 US$ an 4 Lnder in Australasien und 338.855 US$ an 10 Lnder in Osteuropa.
Die Ziele reichten von 650 US$ fr den Kauf von Broausstattung fr eine Institutsein-
richtung in Afrika bis zu 110.000 US$ fr den Erwerb zweier angrenzender Grundstcke
am Tempelbesitz in Samoa.
Die durch die Initiative der finanziellen Zusammenarbeit ausgegebenen Mittel ha-
ben die Kosten unterschiedlicher Projekte getragen. Es wurden drei Nationale Zentren
gebaut sowie sechs Gebude erworben, die als nationale Verwaltungszentren dienen.
Weitere zehn Nationale Zentren konnten renoviert, repariert oder auf sonstige Weise
verbessert werden. Ebenso wurden sechs Institutseinrichtungen errichtet, vier Gebude
fr diesen Zweck erworben und sieben bestehende Einrichtungen erweitert. Ein Natio-
naler Rat in Afrika erwarb eine Druckerpresse, um sein Programm zur Herstellung von
Kern-Literatur zu frdern; zwei Fahrzeuge wurden gekauft, um die Arbeit der nationa-
len Trainings- Institute in zwei weiteren Lndern Afrikas zu erleichtern. 60.000 US$
05. August 2001 Zur Lage des Internationalen Fonds
103
wurden in Broausstattungen investiert, was die Leistungsfhigkeit Nationaler Sekreta-
riate, insbesondere in Afrika, deutlich steigerte, wobei mindestens sieben Computer an-
geschafft und installiert wurden. Weiterhin profitierten Tempel- Sttten von dieser
Initiative, zum Beispiel Ewerb der oben erwhnten Grundstcke, die Verbesserung der
Mitarbei ter-Unterknfte auf dem Tempelgelnde in Kampala und den Kauf zweier Ra-
senmher fr die Pflege der Tempelgrundstcke. In Afrika, Asien und Ost-Europa wur-
den Grundstcke erworben und regionale und rtliche BahÕ- Zentren erstanden,
jeweils in direktem Zusammenhang mit den beeindruckenden Errungenschaften des
Vierjahres- und des Zwlfmonatsplanes.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit war sehr berhrt von der Bereitschaft der bei-
tragenden Nationalen Rte, den Bedrfnissen des Glaubens weltweit zu entsprechen.
Aufgrund dieses Erfolges hat es entschieden, diese Vorgehensweise auch whrend des
Fnfjahresplanes anzuwenden. Sie sind einer der 38 ausgewhlten Nationalen Rte, von
denen es glaubt, dass sie in der Lage sind, andere nationale Gemeinden auf diese Weise
zu untersttzen. Wir wrden uns freuen, von Ihnen eine Schtzung zu erhalten, welchen
Betrag Sie fr die finanzielle Zusammenarbeit whrend des Fnfjahresplanes zur Verf-
gung stellen knnen. In diesem Zusammenhang wre es hilfreich, wenn Sie uns eine Auf-
stellung darber geben knnten, wie viel Sie schtzungsweise in den einzelnen Jahren
bereit stellen knnen. Als Hilfestellung bei der Ermittlung des Betrages, den Sie beitragen
knnen, wurden wir gebeten Ihnen mitzuteilen, dass das Haus der Gerechtigkeit davon
ausgeht, dass rund 2.500.000 US$ bentigt werden, um die Ziele der finanziellen Zusam-
menarbeit, die whrend des Planes zugewiesen werden, zu erreichen.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Sekretariatsabteilung
05. August 2001
Zur Lage des Internationalen Fonds
In den beiden nachfolgenden Schreiben erlutert das Universale Haus der Gerechtigkeit
die internationale finanzielle Situation. Der Brief vom 5. August 2001 wendet sich an alle
Nationalen Geistigen Rte und befasst sich mit der aktuellen Lage des Internationalen
Fonds. Kurz zuvor hatte sich das Universale Haus an 38 Nationale Rte, darunter den Na-
tionalen Rat von Deutschland, gewandt und die Ziele der internationalen finanziellen Zu-
sammenarbeit im Rahmen des Fnfjahresplans dargelegt. Als Antwort darauf hat der
Nationale Rat beschlossen, im Rahmen des Fnfjahresplans 150.000,00 US$ als Beitrag
der deutschen BahÕ-Gemeinde fr die internationale Zusammenarbeit bereitzustellen.
Im Rahmen des Vierjahresplans hatte unser Beitrag fr diesen Zweck 81.000,00 US$ be-
tragen, der unter anderem fr folgende Ziele Verwendung fand: BahÕ-Zentrum Tallinn,
BahÕ-Zentrum Mongolei, zwei Rasenmher sowie eine Pumpe fr das Tempelgelnde
in Kampala, Buchmessen in Peking.
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
104
05. August
Gestiegene Anforderungen
Botschaft an alle Nationalen Geistigen Rte,
Liebe BahÕ-Freunde,
das Universale Haus der Gerechtigkeit hat uns gebeten, Ihnen die Ergebnisse einer Scht-
zung ber den gegenwrtigen Stand und Bedarf der internationalen Fonds des Glaubens
zu bermitteln, die es nach Abschluss der Projekte am Berg Karmel vorgenommenen hat.
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass diese Errungenschaft, gefolgt vom ein-
drucksvollen Erfolg der Feierlichkeiten, mit denen die Terrassen am Schrein des Bb of-
fiziell fr die
ffentlichkeit zugnglich gemacht wurden, der Gemeinde des Gr§ten
Namens in der gesamten Welt in einer Zeit, da sie in den Fnfjahresplan eintritt und be-
mht ist, den Prozess des Beitritts in Scharen voran zu bringen, frischen Schwung und Zu-
versicht verliehen hat.
Durch die aufopferungsvollen Beitrge der Glubigen aus allen Teilen der Welt konn-
ten ausreichende Mittel bereit gestellt werden, um den Bedarf dieser historischen Unter-
nehmung zu decken und den Bau der Anlagen ungehindert zum Abschluss zu bringen.
Das Haus der Gerechtigkeit hat beschlossen, den Fonds fr die Projekt am Bogen nun-
mehr zu schlie§en im Vertrauen darauf, dass die hierin verbliebenen Mittel ausreichen
werden, die noch ausstehenden Ausgaben fr den Bau und Erwerb einiger notwendiger
Liegenschaften im Randbereich der Terrassen zu decken.
Es ist jetzt deutlich geworden, dass der Bedarf des Internationalen BahÕ-Fonds in-
folge einer Reihe neuerlicher Entwicklungen wie der folgenden betrchtlich angewach-
sen ist:
¥ Die mit dem Beginn des Fnfjahresplanes einhergehende deutliche Beschleunigung
von BahÕ-Aktivitten in der ganzen Welt hat einen dringenden Bedarf an Mitteln er-
zeugt, um den sich jetzt ergebenden neuen Mglichkeiten zur Frderung von Wachs-
tum und zur Einflussnahme in der Gesellschaft begegnen zu knnen.
¥ Ausreichende Mittel mssen fr die Instandhaltung der Terrassen und Gebude am
Bogen, einschlie§lich der Wahrung des hohen Standards der Grten und Rasenfl-
chen, der Pflege der Bauten und Ornamente sowie der Gewhrleistung angemessener
Sicherheitsma§nahmen bereit gestellt werden.
¥ Fr die steigende Zahl von Terrassenbesuchern mssen Betreuer zur Verfgung ste-
hen - zur Zeit werden pro Woche 35.000 Personen geschtzt, einschlie§lich jener, die
tagsber an sieben Tagen in der Woche in Gruppen zu je 60 Fhrungen erhalten.
¥ Dem Erhalt der kostbaren Dokumente und Gegenstnde, die in Zusammenhang mit
den Amtszeiten der Zentralgestalten des Glaubens sowie von Shoghi Effendi stehen,
muss ohne Aufschub gr§ere Aufmerksamkeit geschenkt werden, damit der Zerfall
dieser unersetzlichen Gegenstnde verhindert werden kann.
19. September 2001 Definition und Rahmen von "Andachtsversammlungen"
105
Diese gestiegenen Anforderungen ergeben sich zu einer Zeit, da die wirtschaftlichen
Bedingungen in der Welt und andere Umstnde einen deutlichen Rckgang der Zahlungs-
eingnge des Internationalen BahÕ-Fonds bewirkt haben. Das Haus der Gerechtigkeit
vertraut darauf, dass der Geist der Opferbereitschaft, den die Glubigen bei der Unterstt-
zung des Fonds fr die Projekte am Bogen gezeigt haben, auch ihre Antwort auf die drn-
genden Anforderungen des Internationalen BahÕ-Fonds in den unmittelbar vor uns
liegenden Jahren beseelen wird.
Wir wurden gebeten, Sie der Gebete des Hauses der Gerechtigkeit an den Heiligen
Schreinen zu versichern, damit Ihnen bei Ihren Beratungen darber, wie der Zufluss der
fr die internationalen Verpflichtungen der Sache notwendigen Mittel verstrkt werden
kann, Fhrung zuteil werden mge.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Sekretariatsabteilung
19. September 2001
Definition und Rahmen von "Andachtsversammlungen"
Memorandum
An: Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Datum: 19. September 2001 Von: For-
schungsabteilung
Die Forschungsabteilung hat sich eingehend mit den von ... in seiner E-Mail vom 4. Fe-
bruar 2001 an das Universale Haus der Gerechtigkeit aufgeworfenen Fragen zum Wesen
einer Andachtsversammlung beschftigt. ... erwhnt darin ein vor kurzem vom Geistigen
Rat von ... abgehaltenes Treffen, an dem Vertreter verschiedener in ... ansssiger Bah'-
Institutionen teilnahmen. Er berichtet, dass dabei die Andachtsversammlungen eines der
wichtigsten Beratungsthemen waren. In Zusammenhang mit diesem Treffen fragt ... nun
nach, ob das Universale Haus der Gerechtigkeit detailliertere Angaben dazu gemacht ha-
be, "wie eine Andachtsversammlung gestaltet sein soll". Er interessiert sich besonders fr
"Begriffsbestimmung und Rahmenkonzept eines solchen Treffens". Wir legen folgende
Antwort vor:
ber Art und Charakter von Andachtsversammlungen, auf die in neuerlichen Briefen
des Universalen Hauses der Gerechtigkeit Bezug genommen wird, gab das Universale
Haus als Antwort auf eine hnliche Frage eines Glubigen in einem in seinem Auftrag ge-
schriebenen Brief vom 13. Mrz 2001 folgende allgemeine Fhrung:
Ihre am 14. Februar 2001 im Bah'-Weltzentrum eingegangene Email betreffend:
Fragen zu lokalen Andachtsversammlungen sollten ihrem rtlichen oder Nationalen
Geistigen Rat vorgelegt werden.
Obwohl die Forschungsabteilung bislang nicht in der Lage war, eine umfassende De-
finition des Wesens und des Rahmens von Andachtstreffen ausfindig zu machen, haben
wir eine kurze Zusammenstellung mit dem Titel "Ausgewhlte Hinweise zu Andachts-
versammlungen" zur Information und zum Studium erstellt. Diese Zusammenstellung be-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
106
steht aus Auszgen aus vom Universalen Haus der Gerechtigkeit oder in seinem Auftrag
geschriebenen Briefen. Aus der Lektre dieser Auszge ergeben sich einige Themen-
schwerpunkte, wie z.B.:
¥ Vorsicht sollte walten, um das Entstehen starrer Formen und Riten zu vermeiden.
(Auszge 1 und 6)
¥ Die Bah' werden ermutigt, die von Bah'u'llh, dem Bb und 'Abdu'l-Bah offen-
barten Gebete zu verwenden. Erlaubt ist, auch Gebete und Zitate aus den Heiligen
Schriften anderer Religionen zu lesen. (Auszge 2 und 7)
¥ Die Programmgestaltung sollte sich u.a. an Umfeld, Anlass und Zweck der Veranstal-
tung ausrichten. (Auszge 6 und 7)
¥ Das gemeinsame Gebet ist ein wichtiger Bestandteil eines blhenden Gemeindele-
bens. Es untersttzt und frdert au§erdem die geistige Entwicklung des Einzelnen.
(Auszge 3, 4 u. 5)
Aufgrund seines Interesses am Thema Andachtsversammlungen wird ... vermutlich
die allgemeine Textzusammenstellung "Prayer, Meditation, and the Devotional Attid-
tude" , die vor einiger Zeit von der Forschungsabteilung erstellt und von einigen Bah'-
Verlagen verffentlicht wurde, hilfreich finden. Diese Zusammenstellung findet sich
auch in "Compilation of Compilations" (Maryborough, Victoria: Bah' Publishing Trust
Australia, 1991) Band II.
Ausgewhlte Hinweise bezglich Andachtsveranstaltungen
Auszge aus vom Universalen Hauses der Gerechtigkeit oder in seinem Auftrag geschrie-
benen Briefen:
1. Wenn jemand fr sich zurckgezogen betet, so mag er dem folgen, was ihm sein Herz
in solchen Situationen eingibt. Wenn jedoch Gebete bei Versammlungen gelesen
werden, ist darauf zu achten, dass keine starren Formen und Rituale entstehen.
(8. April 1982, im Auftrag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an einen Glubigen)
2. Bah' genie§en die Gnade, ber von den Manifestationen Gottes, dem Bb und
Bah'u'llh, sowie von 'Abdu'l-Bah offenbarte Gebete zu verfgen, die uns in unse-
ren Andachten leiten. Es ist jedoch nicht verboten, Gebete oder Auszge aus den Hei-
ligen Schriften anderer Religionen zu lesen. Der Hter legte allerdings dar: "Es wre
weiser, wenn die Bah' die uns von Bah'u'llh geschenkten Meditationen verwen-
deten und nicht irgend einer Meditationspraxis folgten, die von jemand anderem fest-
gelegt wurde."
(14. September 1982, im Auftrag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an einen
Glubigen)
3. ... das Aufblhen der Gemeinde [erfordert] vor allem auf rtlicher Ebene eine ent-
scheidende Verbesserung der Verhaltensweisen: jener Verhaltensweisen, durch die
der kollektive Ausdruck der Tugenden der einzelnen Mitglieder und die Funktions-
weise der Geistigen Rte sich in der Einheit und Freundschaft innerhalb der Gemein-
de und in der Dynamik ihrer Aktivitten und ihres Wachstums zeigen. Das erfordert
19. September 2001 Definition und Rahmen von "Andachtsversammlungen"
107
die Integration der sie bildenden Elemente - Erwachsene, Jugendliche, Kinder - in
geistige, soziale, erzieherische und administrative Aktivitten und ihre Beteiligung an
rtlichen Lehr- und Entwicklungsplnen. Dazu gehren ein kollektiver Wille und die
Ausrichtung auf das Ziel, den Geistigen Rat durch jhrliche Wahlen fortbestehen zu
lassen. Es schlie§t die Ausbung gemeinsamer Andachten ein. Daher ist es fr das
geistige Leben der Gemeinde wesentlich, dass die Freunde regelm§ige Andachtsver-
sammlungen abhalten, in rtlichen Bah'-Zentren - dort, wo sie zur Verfgung stehen
- oder anderswo, die Wohnungen der Freunde inbegriffen.
(Ridvn 1996, das Universale Haus der Gerechtigkeit an die Bah' der Welt)
4. Das durch individuelle Andacht erzeugte geistige Wachstum wird verstrkt durch das
liebevolle Zusammensein der Freunde an jedem Ort, durch Andachten in der Gemein-
de und durch Dienst am Glauben und fr unsere Mitmenschen. Diese gemeinschaft-
lichen Aspekte des gottgeflligen Lebens beziehen sich auf das Gesetz des
Mashriqu'l-Adhkar, das sich im Kitb-i-Aqdas findet. Obgleich die Zeit fr den Bau
von rtlichen Mashriqu'l-Adhkar noch nicht gekommen ist, sind das Abhalten von re-
gelm§igen, allen offen stehenden Andachtsversammlungen und die Beteiligung der
Bah'-Gemeinden an Projekten humanitren Dienstes Ausdruck dieses Teils des
Bah'-Lebens und ein weiterer Schritt in der Erfllung des Gesetzes Gottes.
(28. Dezember 1999, das Universale Haus der Gerechtigkeit an die Bah' der Welt)
5. Durch die gesteigerte Befhigung der Einzelnen, den Glauben zu lehren, was sich in
dem neuen Schwung individueller Initiative zeigt; durch die verbesserte Fhigkeit der
Geistigen Rte, Regionaler Rte und Ausschsse, die Bemhungen der Freunde zu
leiten; durch die Einfhrung neuer Denk- und Handlungsmuster, die das gemein-
schaftliche Verhalten der rtlichen Gemeinden beeinflusste - in all diesen Beziehun-
gen bewies das System der Bah'-Institute seine Unverzichtbarkeit als ein Motor im
Prozess des Beitritts in Scharen. ... Gleichzeitig zu derartigen Entwicklungen richte-
ten die Mitglieder unserer weltweiten Gemeinschaft mehr Aufmerksamkeit darauf,
auf die Macht des Gebets zu vertrauen, ber das heilige Wort Gottes zu meditieren
und die geistigen Wohltaten aus der Teilnahme an Andachten zu beziehen. Durch das
Zusammenwirken dieser Elemente einer intensivierten Transformation des Einzelnen
und der Gemeinschaft wchst tatschlich die Gr§e der Gemeinde. Obgleich die Zu-
wachsrate neuer Glubiger bis jetzt nur geringfgig die der vergangenen Jahre ber-
traf, ist es doch ungemein erfreulich zu sehen, dass diese Zunahme geographisch weit
gestreut ist, immer gr§ere Teile der Gemeinde einbezieht und erfolgreich Neuerklr-
te in das Leben der Sache Gottes integriert.
(Ridvn 2000, das Universale Haus der Gerechtigkeit an die Bah' der Welt)
6. Das Haus der Gerechtigkeit hat keine festen Formen, sei es fr Gebet, Meditation
oder das Lesen Heiliger Schriften, in einem Heiligen Schrein vorgeschrieben, solange
die ausgebten Praktiken die Andacht anderer im Schrein weilender Personen nicht
beeintrchtigen. Es befrwortet nicht das Vortragen von gesungenen Gebeten mit in-
strumentaler Begleitung in der unmittelbaren Nhe der Schreine. Sicher verstehen Sie
gut, dass ein solcher Gesang jene stren knnte, die im Schrein in ihre Gebete vertieft
sind.
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
108
Es gibt natrlich im Bah'-Weltzentrum besondere Gelegenheiten wie die Gedenk-
veranstaltungen zu Heiligen Tagen, bei denen Gebete und Andachtstexte bei einer
Versammlung, die in der Nhe des Schreins abgehalten wird, gelesen werden und das
Tablet der Begegnung gesungen wird. Ein Andachtsprogramm mit Solisten und or-
chestraler Begleitung ist au§erdem fr Mai 2001 am Eingang zu den an den Schrein
des Bb angrenzenden Terrassen geplant.
(6. November 2000, im Auftrag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an einen rtli-
chen Geistigen Rat)
7. Sie haben gefragt, ob es den Freunden erlaubt sei, Gebete zu rezitieren, die nicht von
den Zentralgestalten unseres Glaubens offenbart wurden. Dabei stellen Sie Ihrer An-
frage eine Begebenheit voran, bei der in einer ffentlichen Bah'-Veranstaltung ein
Gebet aus einer anderen Quelle gesungen wurde. In den Bah'-Schriften hat sich kein
Verbot gefunden, bei ffentlichen Zusammenknften andere Gebete als die aus den
Bah'-Schriften zu lesen. Zweifellos wissen Sie, dass in den Bah'-Husern der An-
dacht auch Schriften anderer Offenbarungsreligionen Teil von Andachtsprogrammen
sein knnen und dass auch Gebete darunter sein knnen. Sie haben nicht genauer aus-
gefhrt, ob Ihre Bedenken sich auf Gebete aus anderen heiligen Schriften oder auf
von Einzelpersonen verfasste, freie Gebete beziehen. Die Bah' werden grundstz-
lich dazu ermutigt, das Schpferische Wort zu verwenden, also jene Gebete und Ta-
blets, die von Bah'u'llh, dem Bb und 'Abdu'l-Bah offenbart wurden und als
authentisch besttigt und in unserer Bah'-Literatur verffentlicht worden sind. Ein
im Auftrag Shoghi Effendis am 8. August 1942 an einen Nationalen Geistigen Rat ge-
schriebener Brief weist darauf hin, dass, whrend spontane Gebete erlaubt sind, die
offenbarten Verse vorgezogen werden, weil "das offenbarte Wort mit einer besonde-
ren Kraft versehen ist". Deshalb mssen die Freunde es fr ihr eigenes demtiges Fle-
hen mit strahlender Freude verwenden. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht
zustzlich zu diesen Gebeten im Privaten ihre eigenen Worte sprechen knnen, wann
immer sie den Drang dazu verspren.
(27. Juni 2001, im Auftrag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an einen Glubigen)
12. November
2001Ma§nahmen zur Verringerung der Ausgaben
Botschaft an alle Nationalen Geistigen Rte
Liebe BahÕ-Freunde!
In Ergnzung des Briefes vom 5. August 2001, der Ihnen in unserem Auftrag gesandt
wurde, halten wir es fr notwendig, Sie davon zu unterrichten, dass sich die Situation des
Internationalen BahÕ-Fonds seitdem weiter verschlechtert hat und Anlass zu tiefer Be-
sorgnis geworden ist.
Im BahÕ-Weltzentrum wird daher eine Reihe von Ma§nahmen ergriffen, die eine
12. November 2001Gestiegene Anforderungen
109
deutliche Verringerung der Ausgaben zum Ziel haben. Dazu gehren
¥ das Zurckstellen aller noch so wnschenswerten Projekte, die derzeit nicht von un-
mittelbar entscheidender Bedeutung sind;
¥ der Aufschub einiger Aufgabenbereiche, auf die zeitweise einigerma§en verzichtet
werden kann, ohne dass die Arbeit des Weltzentrums langfristig ernsthaft beeintrch-
tigt wird;
¥ das Verringern der Zahl der im Weltzentrum dienenden Mitarbeiter;
¥ die Erhhung der wchent lichen Dienstzeit der Mitarbeiter des Weltzentrums;
¥ die Aussetzung des Inflationsausgleiches bei den Zuwendungen fr die Mitarbeiter.
Es werden auch noch verschiedene andere Ma§nahmen in Erwgung gezogen, um
whrend der Dauer dieser Finanzkrise unsere Ausgaben weiter zu senken.
Wir fgen einen Brief an alle Mitglieder der BahÕ-Gemeinde bei, in dem wir sie
ber den Bedarf des Internationalen BahÕ-Fonds unterrichten. Bitte sorgen Sie dafr,
dass dieses Schreiben unverzglich unter den Glubigen in Ihrem Bereich verbreitet wird.
Wir bitten Sie dringend, mit Hilfe der Berater und ihrer Hilfsamtsmitglieder in einer
erneuten Anstrengung die Freunde zu ermutigen, ihren finanziellen Einsatz zu intensivie-
ren - ungeachtet der jeweiligen materiellen Situation und jeder nach seinen Mglichkeiten
-, damit der Grundbedarf des Weltzentrums gedeckt werden kann.
Die universelle Teilnahme am aufopferungsvollen Geben materieller Mittel, zu der
die Freunde jetzt aufgerufen wer den, wird unermessliche Segnungen auf sie herabkom-
men lassen und bei der standhaften Durchfhrung des Fnfjahresplanes eine Quelle neuer
Kraft fr die Glubigen sein.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Das Universale Haus der Gerechtigkeit
12. November
2001Gestiegene Anforderungen
Botschaft an die BahÕ der Welt
Liebe BahÕ-Freunde!
Der Gr§ere Plan Gottes ist weltweit am Werk und beschleunigt die Auflsung der alten
Ordnung, wobei sich gleichzeitig die neue Ordnung entfaltet. Whrend er gesellschaftli-
che Vernderungen von nie zuvor gesehenem Ausma§ vorantreibt, beherrschen Angst
und Ungewissheit das Denken der meisten Vlker der Welt, die der Absicht Gottes an
diesem Tag noch immer nicht gewahr sind. Ein zunehmendes Gespr fr tiefgreifende,
weitreichende Vernderungen dmpfen die Beschftigung mit den Freuden und Annehm-
lichkeiten des materiellen Lebens. Inmitten dieses Aufruhrs wird Gottes Wille fr die
Menschheit erfllt.
Der Fortschritt, den die Gemeinde des Gr§ten Namens aufweist, ist Anlass zu hchs-
ter Zufriedenheit. Inmitten der sie umgebenden Verwirrung und Not bemhen sich ihre
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
110
Mitglieder unverzagt, die Menschen, denen sie begegnen, zu beruhigen und ihnen Ein-
sicht zu vermitteln, um sicherzustellen, dass die ihrer Arbeit zugrunde liegende zuver-
sichtliche Vision nicht von der begrenzten Sichtweise der breiten Masse der Menschheit
getrbt wird. Den BahÕ bieten die derzeitigen Geschehnisse in der Welt die Gelegen-
heit, das vom Gttlichen Arzt dargebotene Heilmittel praktisch vorzufhren.
Zu diesem kritischen Zeitpunkt sehen wir uns gentigt, uns an Sie, unsere Mitarbeiter,
zu wenden und ihnen mitzuteilen, dass der Internationale BahÕ-Fonds ganz dringend ei-
nes merklich hheren Zustroms an Spenden bedarf. Ein gro§er Teil der Mittel dieses
Fonds wird fr den Fortschritt der Sache Gottes au§erhalb des Heiligen Landes ausgege-
ben. Diese Aufwendungen sind derzeit besonders wichtig, weil der Fnfjahresplan deut-
lich erkennen lsst, dass in den vor uns liegenden Jahren der Prozess des Beitritts in
Scharen beachtlich vorankommen wird. Dieser gleiche Fonds muss das Funktionieren des
Weltzentrums, das Instandhalten des als heilig geachteten Besitzes im Heiligen Land, das
Pilgerprogramm sowie die Verteidigung und Verkndigung des Glaubens finanzieren.
Wir appellieren an alle Anhnger BahÕuÕllhs, auf diesen Bedarf zu antworten. Un-
ser Aufruf wendet sich an alle ohne Ausnahme: an die mit bescheidenen Mitteln wie auch
an jene, die ber ein betrchtliches Vermgen verfgen. Es ist dringend notwendig, dass
Sie unverzglich und nachhaltig handeln, denn die Erfllung Ihrer geistigen Pflicht, zum
Fortschritt der Sache beizusteuern, kann keinen Aufschub mehr dulden. Der Segen, der
Ihrem aufopferungsvollen Handeln entspringt, ist gewiss.
Die gegenwrtige Krise des Internationalen BahÕ-Fonds ist in betrchtlichem Ma§e
die Folge der starken Verknappung verfgbarer Mittel aufgrund des wirtschaftlichen
Rckgangs, von dem gro§e Teile der Welt betroffen sind. Zum Teil entstand sie auch,
weil die Arbeit fr den Glauben in immer mehr von Krieg, interner Uneinigkeit und ge-
bietsbedingter Armut verwsteten Lndern Hilfe und Untersttzung aus dem Internatio-
nalen BahÕ-Fonds braucht. Die Hauptursache fr unsere gegenwrtige tiefe Besorgnis
ist jedoch die zwingende Notwendigkeit, die Gebude und Grten im Weltzentrum in ei-
nem Zustand zu erhalten, der ihnen geziemt. Ein Faktor des Kostenanstiegs ist dabei, dass
sich die Flche der Grten inzwischen mehr als verdoppelt hat.
Der Internationale BahÕ-Fonds darf nicht versumen, diesen Anforderungen gerecht
zu werden. Als Hilfsma§nahme haben wir beschlossen, einen Weltzentrum-Stiftungs-
fonds zu grnden, der fr den Erhalt, die Instandhaltung und die Sicherheit der Gebude
und des Gelndes um das geistige und administrative Zentrum des Glaubens da sein soll,
fr Arbeiten also, die derzeit einen so gro§en Teil der Verpflichtungen des Internationa-
len BahÕ- Fonds ausmachen. Mit dieser Entscheidung wird dem Beispiel Shoghi Effen-
dis gefolgt, der whrend seiner Amtszeit die Ertrge des Landbesitzes in der Nhe des
Jordantales der Instandhaltung der Heiligen Schreine widmete.
Dieser Stiftungsfonds, fr den wir Sie zustzlich zu Ihrer Untersttzung des Interna-
tionalen BahÕ-Fonds dringend um Spenden bitten, wird anfangs zur Deckung der oben
genannten Ausgaben in Hhe von derzeit schtzungsweise sieben Millionen Dollar jhr-
lich eingesetzt. Jedweder Restbetrag, der am Ende jeden Jahres als nicht ausgegeben ste-
hen bleibt, wird als zweckgebundenes Kapital umgebucht, und in dem Ma§e, wie dieses
in den kommenden Jahren anwchst, wird es eine stndige Quelle von Kapital ertrgen
12. November 2001Gestiegene Anforderungen
111
zugunsten der Instandhaltung der prachtvollen Umgebung dieser Heiligen Sttten sein.
Diese Gelnde wurden whrend des letzten Jahrhunderts schrittweise gestaltet mit Hilfe
der Gabenstrme der opferbereiten Glubigen als Antwort auf die Vision BahÕuÕllhs
und als Untersttzung fr den mhevollen Einsatz des Meisters und des Hters. Wichtig
ist, dass diese einer solch heiligen Sttte geziemende, erlesene Schnheit in den kommen-
den Jahrzehnten erhalten bleibt.
Wir beten inbrnstig in den Heiligen Schreinen, dass in jedem Land das hingebungs-
volle Streben derer, die die Gesegnete Schnheit lieben, gestrkt werden mge, whrend
sie den Bedrfnissen der stndig voranschreitenden Sache Gottes nachkommen.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
112
113
Botschaften und Briefe
des Jahres 2002
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
114
01. Januar 2002
Aufruf zum Pionieren nach Zypern
An den Nationalen Geistigen Rat der BahÕ in Deutschland
Liebe BahÕ-Freunde,
das Universale Haus der Gerechtigkeit ist gerade dabei, einen allgemeinen Pionieraufruf
vorzubereiten. Die Situation in Zypern ist jedoch so dringend, dass wir gebeten wurden,
die Untersttzung Ihres Nationalen Geistigen Rates zu suchen, um dem dringenden Pio-
nierbedarf dort zu begegnen. Diese wichtige europische BahÕ- Gemeinde, die mit gro-
§en Anstrengungen und Opfern begrndet und erhalten wurde, befindet sich in einem
kritischen Stadium, in dem eine bedeutsame Zunahme der zur Verfgung stehenden
menschlichen Ressourcen bentigt wird, um die Lehrarbeit zu intensivieren und die be-
stehenden Geistigen Rte zu strken.
Offensichtlich knnten Pioniere griechischer oder zypriotischer Herkunft oder sol-
che, die mit der griechischen Kultur vertraut sind, einen besonderen Beitrag leisten, aber
das ist keineswegs eine Voraussetzung. Das Haus der Gerechtigkeit bittet Ihren Nationa-
len Rat, sorgfltig Namen von Glubigen in Deutschland in Betracht zu ziehen, die in der
Lage sein knnten, ein kurz- oder lngerfristiges Pionierprojekt auf dieser Insel durchzu-
fhren. Da der Nationale Geistige Rat von Zypern hofft, im neuen Jahr sein Institutspro-
gramm beginnen zu knnen und mit der Regionalisierung der Lehrarbeit fortzufahren,
wie sie jetzt in der gesamten BahÕ-Welt betrieben wird, wren Pioniere mit Erfahrung
in diesen Aktivitten besonders willkommen.
Als Hilfestellung fr Ihre Beratungen in dieser Angelegenheit fgen wir in Kopie ein
Dokument bei, das der Nationale Rat von Zypern vorbereitet hat und das detaillierte In-
formationen ber Themen enthlt, die fr Glubige, die dort einen Dienst in Betracht zie-
hen, von besonderem Interesse sein werden.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en, Sekretariatsabteilung des Universalen Hauses der Ge-
rechtigkeit
10. Januar 2002
Die Bedeutung und Notwendigkeit des Pionierens
An die BahÕ der Welt
Liebe BahÕ-Freunde,
in den Monaten seit Beginn des Fnfjahresplans haben die nationalen Gemeinden Ma§-
nahmen ergriffen, die ihren Aktivitten dynamische Schubkraft und mehr Klarheit verlei-
10. Januar 2002 Die Bedeutung und Notwendigkeit des Pionierens
115
hen. Inzwischen werden in den meisten Lndern die Nationalen Geistigen Rte oder
deren Regionale Rte die innerhalb ihres Zustndigkeitsbereichs liegenden Gebiete sorg-
fltig begutachtet und dann, in bereinstimmung mit den Kriterien, die wir in unserem
Schreiben vom 9. Januar 2001 benannt haben, in kleine geographische Einheiten aufge-
teilt haben. Diese Regionalbereiche werden nun ihrem augenblicklichen Entwicklungs-
stand entsprechend kategorisiert, und es werden Aktionsplne entwickelt, die ihr
Wachstum und ihren bergang in die nchsthhere Kategorie frdern sollen. Unsere
Freude darber, wie allerorten die Institutionen begeistert auf die Erfordernisse des Fnf-
jahresplanes ansprechen, knnte nicht gr§er sein.
Die nun vorliegenden, klar umrissenen Plne vervielfachen das Angebot an Lehrmg-
lichkeiten fr diejenigen, die dem Glauben auf internationaler Ebene als Kurz- oder Lang-
zeitpioniere dienen mchten. Der Hauptbedarf der Regionalbereiche eines Landes sollte
im Laufe des Planes zunehmend von Inlandpionieren abgedeckt werden. Aber angesichts
der gro§en Zahl geographischer Gebiete, die systematische Aufmerksamkeit erfordern,
um Fortschritte zu machen, werden auch internationale Pioniere eine bedeutende Rolle zu
erfllen haben. Ihre Mitwirkung an den Wachstumsprogrammen, die sich jetzt berall auf
der Welt ausbreiten, wird dann besonders effektiv sein, wenn sie die Fhigkeit entwickelt
haben, den Institutsprozess zu frdern. Darber hinaus knnen internationale Pioniere
und Reiselehrer in betrchtlichem Ma§e zu der Arbeit fr den Glauben in Ttigkeitsbe-
reichen wie Gemeinde ver waltung, Proklamation sowie soziale und wirtschaftliche Ent-
wicklung beitragen. Das Internationale Lehrzentrum hat eine Dokumentation
ausgearbeitet, die den Zustand nationaler BahÕ-Gemeinden sowie die Projekte kurz be-
schreibt, die durch Untersttzung von au§en Nutzen ziehen knnten. Dieses Dokument
wird Ihnen in Krze ber die Nationalen Geistigen Rte, die Berater und deren Hilfskrfte
zur Verfgung gestellt werden.
Dass Pioniere und Reiselehrer von Ort zu Ort ziehen, ist ein unverzichtbares Merkmal
der BahÕ-Gemeinde. Allein whrend des Zwlfmonatsplans machten sich mehr als
1.800 Glubige aus fast 90 Lndern auf, um dem Glauben auf internationaler Ebene zu
dienen. Abgesehen von dem Dienst, den diese standhaften Seelen der Sache Gottes erwei-
sen knnen, ist die damit einhergehende Vermischung der Vlker der Welt unerlsslich
fr die Art des Zusammenlebens, die die Anhnger BahÕuÕllhs zu etablieren bestrebt
sind und die dazu bestimmt ist, dem Rest der Menschheit als nachahmenswertes Beispiel
angeboten zu werden. In dem Ma§e, wie die BahÕ-Gemeinde ihre Fhigkeiten ausbaut,
sollte sie sich zunehmend darum bemhen, die verschiedenen Glieder der Menschheits-
familie in immer engerer Verbundenheit zu sammenzufhren.
Zu diesem wichtigen Zeitpunkt in der Entwicklung des Glaubens, in dem die Syste-
matisierung der Lehrarbeit in allen Teilen der Welt in Schwung kommt und vereinigende
Krfte die Gesellschaft auf den Plan BahÕuÕllhs hinsteuern, muss jeder treue Diener der
Sache von der Vision der vor uns liegenden glorreichen Errungenschaften beflgelt sein.
Wir rufen Sie auf, ber Ihre Lebensumstnde nachzudenken, die Bedingungen in ver-
schiedenen Lndern zu prfen, festzustellen, wo Sie den Bedrfnissen des Glaubens am
besten dienen knnen, und dann entschlossen zu handeln. Mgen diejenigen, die sich da-
nach sehnen, von der Freude zu kosten, die solch ein lobenswerter Dienst erbringt, sich
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
116
aufmachen mit der Gewissheit, dass unsere Gebete sie begleiten werden und in sicherer
Erwartung gttlicher Besttigungen.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
05. Februar 2002
Pionierziele fr den Fnfjahresplan
Brief an den Nationalen Geistigen Rat in Deutschland
Liebe BahÕ-Freunde,
Sie haben sicherlich das Schreiben des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 10. Ja-
nuar 2002 mit dem Pionieraufruf fr den Fnfjahresplan erhalten. Dieser Brief betont die
Bedeutung des Pionierens, im Inland wie international, fr den Erfolg der Plne, die in
der gesamten BahÕ-Welt aufgestellt werden. Sie denken gewiss ber Mglichkeiten
nach, wie bei den Freunden die Begeisterung fr das Inlandpionieren geweckt werden
kann, um im Rahmen von Programmen das Wachstum in den verschiedenen Regionalbe-
reichen in Deutschland zu frdern. Angesichts der Strke Ihrer nationalen Gemeinde ist
das Haus der Gerechtigkeit zu der berzeugung gelangt, dass Sie auf internationaler Ebe-
ne in der Lage sein mssten, innerhalb des Fnfjahresplans mindestens 60 Freunde als
Kurz- oder Langzeitpioniere ins Ausland zu entsenden, sowie mindestens 400 Reiseleh-
rer. Sie werden gebeten, diese Ziele in den Plan fr Ihre Gemeinde aufzunehmen.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit wird an den Heiligen Schreinen fr all jene
beten, die ihr Heim verlassen und sich mit der Liebe zu BahÕuÕllh in ihrem Herzen auf-
machen, Seine Sache voranzutragen.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Sekretariatsabteilung des Universalen Hauses der Ge-
rechtigkeit
10. Februar 2002
Was ist das Symbol der BahÕ-Religion?
Aus einem Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an den
Nationalen Geistigen Rat der Schweiz
Das Universale Haus der Gerechtigkeit hat Ihr Schreiben ... bezglich Fragen im Zusam-
menhang mit Symbolen, die benutzt werden, um den Glauben zu reprsentieren, erhalten.
Wir haben zur Kenntnis genommen, dass dieses Thema im Zusammenhang des interreli-
gisen Dialogs ... aufgeworfen wurde ...
Mit Bezug auf den Vorschlag der Wahl eines einzigen Symbols durch die BahÕ- Ge-
meinden weltweit zum Gebrauch bei BahÕ-Aktivitten, um den Glauben zu reprsentie-
14. Februar 2002 Spendengelder angesichts der leidenden Menschheit
117
ren, ist das Haus der Gerechtigkeit der Ansicht, dass es zur jetzigen Zeit verfrht wre,
diese Idee zu frdern. Der Name ãBahÕÒ selbst ist etwas, an das sich Menschen erinnern
und das sie mit den Prinzipien des Glaubens in Verbindung bringen. In einem Schreiben
vom 28. Oktober 1949, in seinem Auftrag an einen einzelnen Glubigen geschrieben, hat
der Hter ausgefhrt: ãStreng genommen ist der fnfeckige Stern das Symbol unseres
Glaubens, so wie er vom Bb gebraucht und von Ihm erklrt wurdeÒ. Jedoch wurde der
Gebrauch des neuneckigen Sterns als Symbol des Glaubens von Shoghi Effendi erlaubt,
und er wird bei einer Reihe von BahÕ-Projekten benutzt und in vielen Lndern mit dem
Glauben identifiziert. Weiterhin ist zu beachten, dass es nicht zulssig ist, den Gr§ten
Namen, ob in seiner kalligraphischen Form oder in der des Ringzeichens, zu diesem
Zweck als Symbol zu verwenden.
14. Februar 2002
Spendengelder angesichts der leidenden Menschheit
Aus einem Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
an einen einzelnen Glubigen
Das Haus der Gerechtigkeit ist sich sehr wohl dessen bewusst, dass die Leiden der Armen
fr alle BahÕ, ja fr jeden denkenden Menschen, ein Grund tiefer Besorgnis sind. Dieses
Problem plagt die Menschheit seit Anbeginn der Geschichte. Die gro§e Frage ist, wie die-
ses Problem gelst werden kann.
Allein durch das Geben von Geld kann es nicht behoben werden. Es bedarf eines gro§
angelegten Umbaus der Gesellschaft Ð geistig, moralisch und wirtschaftlich Ð, und es ist
die Vollbringung dieses Umbaus, zu der BahÕuÕllh die Menschheit aufgerufen hat. Fr
welche Aktivitten also sollen das Universale Haus der Gerechtigkeit und die Geistigen
Rte die Gelder verwenden, die von den BahÕ weltweit gespendet werden? Wrde der
gesamte Betrag an die Armen gegeben, so wre er, ohne anhaltende Wirkung, an einem
Tag dahin Ð denn die BahÕ kmmern sich nicht nur um die Armen in ihrer eigenen Ge-
meinde, sondern um alle leidenden Menschen auf dieser Erde. Die finanziellen Mittel die-
ser Gemeinde sind nicht mehr als ein Tropfen verglichen mit dem, was den Regierungen
der Welt zur Verfgung steht.
Es ist die Botschaft BahÕuÕllhs, derer die Menschheit fr ihre Neugestaltung bedarf.
Deshalb besteht die Hauptaufgabe der BahÕ darin, diese Botschaft unter allen Menschen
zu verbreiten und sie an der gro§en Aufgabe zu beteiligen, eine Gemeinschaft zu errich-
ten, die lernt, sich in Einklang mit deren Gesetzen und Prinzipien zu verhalten. Diese Ge-
meinde sowie ihre einzelnen Mitglieder arbeiten auch daran, die sozialen und
wirtschaftlichen Bedingungen der Gesellschaft um sie herum zu verbessern und dabei die
Armen und Benachteiligten in den Stand zu versetzen, aus eigener Kraft hhere Stufen
des Wohlstands und des Wohlergehens zu erklimmen. Sie bemhen sich auch, in kon-
struktiven Aktivitten mit allen Vlkern zusammen zu kommen. Fr diese Zwecke er-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
118
richten die BahÕ ihre eigenen Gemeinden und ihre Institutionen, was auch den Erwerb
von Gemeindezentren und den Bau von Husern der Andacht sowie anderer wesentlicher
Gebude einschlie§t. Im Heiligen Land muss das Universale Haus der Gerechtigkeit zu-
stzlich zur Koordinierung und Untersttzung der weltweiten Aktivitten die Heiligen
Sttten schtzen und jene Einrichtungen aufbauen, die BahÕuÕllh Selbst vorgesehen hat.
Diese Einrichtungen, mit ihren Gebuden und Grten, erfllen nicht nur praktische Zwe-
cke, sondern sie dienen auch als stille Lehrer des Glaubens, die die Aufmerksamkeit auf
jene Botschaft lenken, der sie ihre Existenz verdanken.
27. Februar
2002 Mrtyrertod zweier BahÕ in Tadschikistan
Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an Nationale Geistige Rte
Liebe BahÕ-Freunde,
erfllt mit tiefer Trauer hat uns das Universale Haus der Gerechtigkeit gebeten, den Mr-
tyrertod von Rashid Gulov und Mosadegh Afshin Shokoufeh, zwei ergebenen Glubigen
aus Tadschikistan, die Attentaten zum Opfer gefallen sind, bekannt zu geben. Sie wurden
von Fanatikern dieses Landes umgebracht, die den Anhngern BahÕuÕllhs Schaden zu-
fgen wollten.
Am Abend des 23. Oktober letzten Jahres wurde Rashid Gulov, ein Mitglied des rt-
lichen Geistigen Rates von Dushanbe, erschossen, als er von der Arbeit zurckkam.
Am Morgen des 3. Dezember wurde Mosadegh Afshin Shokoufeh vor seinem Haus
erschossen und starb auf dem Weg zum Krankenhaus. Er war ein Mitglied des rtlichen
Geistigen Rates von Dushanbe und hatte zuvor im Nationalen Geistigen Rat von Tadschi-
kistan gedient.
Die Ermittlungen der tadschikischen Behrden zu den Morden ergaben, dass die bei-
den BahÕ aufgrund ihres Glaubens umgebracht wurden. Sicher erinnern Sie sich an die
Ermordung von Abdullah Mogharrabi vor nur zwei Jahren im selben Land.
Beide Freunde waren, gemeinsam mit ihren Frauen und Familien, aktiv daran betei-
ligt, das Banner BahÕuÕllhs in Tadschikistan zu erheben und der Sache zu dienen. Eine
Gemeinde, solcherma§en ausgezeichnet durch die Opfer von Mrtyrern, ist dazu be-
stimmt, berreiche himmlische Besttigungen fr ihre Bemhungen anzuziehen. Mgen
sich ihre Mitglieder dadurch veranlasst fhlen, ihre liebevolle Einheit zu vertiefen und
sich noch strker an ihre Landsleute zu wenden mit der einzigen Botschaft, die ihnen
wahren Wohlstand und Frieden bringen kann.
Das Haus der Gerechtigkeit fleht an der Heiligen Schwelle fr den Fortschritt der See-
len von Rashid Gulov und Mosadegh Afshin Shokoufeh in den Welten Gottes und spricht
ihren Familien und Freunden sein herzlichstes Mitgefhl aus.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en, Sekretariatsabteilung des Universalen Hauses der Ge-
rechtigkeit
01. April 2002 An Die Religisen Fhrer Der Welt
119
01. April 2002 An Die Religisen Fhrer Der Welt
bersetzung
Das zwanzigste Jahrhundert hinterlie§ ein bleibendes Vermchtnis. Es rang den Vlkern
der Welt ab, sich zunehmend als Glieder einer unteilbaren Menschheit und die Erde als
ihre gemeinsame Heimat zu empfinden. Unaufhrlich verdunkeln Gewalt und Auseinan-
dersetzungen den Horizont; gleichwohl schwinden allenthalben Vorurteile, die ehedem
dem Wesen des Menschen wie angeboren schienen. Mit ihnen fallen auch Schranken, die
die Menschheitsfamilie seit langem spalten Ñ in ein Babel unvereinbarer Identitten, ent-
zweit durch kulturelle, ethnische oder nationale Herkunft. Dass eine so tiefgreifende
Wandlung sich in so kurzer Zeit Ñ aus historischer Sicht praktisch ber Nacht Ñ voll-
ziehen konnte, lsst das Ausma§ knftiger Mglichkeiten erahnen.
Institutionalisierte Religion, deren einzige Daseinsberechtigung im Dienst an der Sa-
che der Brderlichkeit und des Friedens liegt, ist tragischerweise allzu oft die gr§te Hr-
de auf diesem Weg. Um eine besonders schmerzliche Tatsache anzufhren: Schon lange
leidet die Glaubwrdigkeit der Religion unter dem religisen Fanatismus. Wir fhlen uns
in der Verantwortung; als oberstes Gremium einer der Weltreligionen fordern wir dazu
auf, aufrichtig darber nachzudenken, welche Herausforderung religiser Fhrung hier-
aus erwchst. Das Problem wie die daraus erwachsenen Konsequenzen erfordern ein of-
fenes Wort. Wir vertrauen darauf, dass der gemeinsame Dienst am Transzendenten dafr
brgt, dass unser im Geiste des guten Willens geu§ertes Zeugnis in gleicher Weise ent-
gegengenommen wird.
Besonders deutlich wird das Problem, wenn man bedenkt, was auf anderen Gebieten
erreicht wurde. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, galt die Frau in der Vergangenheit
als minderwertig. Aberglubische Vorstellungen rankten sich um ihr Wesen. Dazu de-
gradiert, den Bedrfnissen des Mannes zu dienen, wurde ihr jede Chance zur Entfaltung
ihrer geistigen Mglichkeiten genommen. Noch immer gibt es Gesellschaften, in denen
derartige Strukturen herrschen, ja fanatisch verfochten werden. Im globalen Diskurs je-
doch hat die Idee der Gleichberechtigung der Geschlechter praktisch bereits den Status
eines universal anerkannten Prinzips erlangt, hnlich wie fr die gro§e Mehrheit in Me-
dien und Wissenschaft. Die Wortfhrer mnnlichen Vorrangs finden angesichts dieser
grundlegenden Kehrtwende kaum noch Untersttzung bei verantwortungsvollen Mei-
nungsbildnern.
hnlich ergeht es den in die Defensive gedrngten Verfechtern des Nationalismus.
Mit jeder internationalen Krise fllt es den Brgern nmlich leichter, zwischen einem ge-
sunden Patriotismus und aufwieglerischen Hetztiraden, die nur Hass und Angst vor dem
Fremden schren sollen, zu unterscheiden. Selbst dort, wo man an gngigen nationalen
Ritualen teilzunehmen hat, scheiden sich die Geister: Gegenber den altbekannten Be-
kundungen patriotischer berzeugungen und Gefhle zeigt sich die
ffentlichkeit heut-
zutage oft betreten und peinlich berhrt. Der unentwegt fortschreitende Umbau der
internationalen Ordnung verstrkt diesen Effekt. Bei allen Mngeln im gegenwrtigen
System der Vereinten Nationen, bei aller Einschrnkung ihrer Fhigkeit, gemeinsam mi-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
120
litrisch gegen Aggressoren vorzugehen Ñ niemand kann leugnen, dass der Fetisch ab-
soluter nationaler Souvernitt dahinschwindet.
Nicht besser erging es rassischen und ethnischen Vorurteilen: Fr derartige Anma-
§ungen kennt die ffentliche Meinung heute keine Nachsicht mehr. Hier grenzte man sich
besonders entschlossen von der Vergangenheit ab. Rassismus ist heute durch seine Ver-
knpfung mit den Schrecken des zwanzigsten Jahrhunderts derart negativ belegt, dass er
gewisserma§en den Charakter einer Geisteskrankheit angenommen hat. Zwar haben ras-
sische Vorurteile in vielen Teilen der Welt in Form sozialer Gesinnung berlebt Ñ und
vergllen so einem erheblichen Teil der Menschheit das Leben Ñ doch werden sie heute
grundstzlich so allseitig verurteilt, dass keine Gruppe sich mehr unbesorgt erlauben
kann, damit identifiziert zu werden.
Doch keineswegs ist die dunkle Vergangenheit bereits ausgelscht und pltzlich eine
neue Welt des Lichts geboren. Unzhlige Menschen leiden noch immer an den Folgen tief
verwurzelter Vorurteile wegen der Volkszugehrigkeit, des Geschlechts, der Nation,
Kaste oder Klasse. Alles deutet darauf hin, dass sich dieses Unrecht noch lange behaupten
wird; nur langsam gewinnen Einrichtungen und Regeln an Wirkung, von der Menschheit
erdacht, um eine neue Ordnung ihrer Beziehungen aufzubauen und das Leid der Unter-
drckten zu lindern. Aber eine Schwelle ist berschritten, von der es keinen glaubwrdi-
gen Weg zurck mehr gibt. Grundlegende Prinzipien wurden mit breiter ffentlicher
Aufmerksamkeit diskutiert und formuliert; sie halten schrittweise Einzug in Institutionen,
die sie gesellschaftlich durchsetzen knnen. So langwierig und schmerzvoll das Ringen
auch ist, es gibt keinen Zweifel daran, dass in der Folge die Beziehungen zwischen allen
Vlkern an der Basis revolutioniert werden.
*
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts sah es so aus, als seien es vor allem religise
Vorurteile, die den Krften des Wandels erliegen wrden. Der wissenschaftliche Fort-
schritt im Westen ging mit den tragenden Pfeilern religiser Ausschlie§lichkeitsanspr-
che bereits hart ins Gericht. Angesichts einer vernderten Selbstwahrnehmung der
Menschheit wurde der interreligise Dialog als vielversprechendste neue religise Ent-
wicklung wahrgenommen. Selbst die ambitionierten Organisatoren der Weltausstellung
1893 in Chicago waren berrascht, als hier das berhmte ãParlament der ReligionenÒ ins
Leben gerufen wurde Ñ jene Vision geistigen und moralischen Einvernehmens, die die
Fantasie der Menschen auf allen Kontinenten einnahm und der es sogar gelang, die auf
der Ausstellung gefeierten wissenschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen
Wunder in den Schatten zu stellen.
Kurz, es schien, als seien uralte Mauern gefallen. Nach Meinung gewichtiger Religi-
onsphilosophen war diese Versammlung einzigartig, ãohnegleichen in der Weltgeschich-
teÒ. Das Parlament, so sagte dessen Organisator, hatte ãdie Welt von der Bigotterie
befreitÒ. Eine kreative Fhrerschaft, so wurde voll Zuversicht vorausgesagt, wrde diese
Gelegenheit ergreifen und in den schon lange entzweiten religisen Gemeinden der Welt
einen Geist der Brderlichkeit erwecken, um die fr die neue Welt des Wohlstands und
Fortschritts notwendigen moralischen Grundwerte bereitzustellen. Dadurch ermutigt,
wuchsen und gediehen die unterschiedlichsten interreligisen Bewegungen. In vielen
01. April 2002 An Die Religisen Fhrer Der Welt
121
Sprachen machte umfangreiche Literatur eine immer breitere
ffentlichkeit, Glubige
wie NichtÐGlubige, mit den Lehren aller gro§en Religionen vertraut und schuf ein Inte-
resse, das spter auch durch Rundfunk, Film, Fernsehen und schlie§lich das Internet auf-
gegriffen wurde. Hochschulen fhrten Studiengnge in Vergleichender Religions-
wissenschaft ein. Gegen Ende des Jahrhunderts wurden interreligise Andachten, noch
ein paar Jahrzehnte zuvor undenkbar, zu etwas Alltglichem.
Leider fehlt es diesen Initiativen eindeutig an intellektueller Kohrenz wie an geisti-
ger Verbindlichkeit. Im Gegensatz zu den Einigungsprozessen, die alle sonstigen gesell-
schaftlichen Bereiche umwlzen, erfhrt die Idee, dass alle gro§en Religionen der Welt
ihrem Wesen und Ursprung nach gleichwertig sind, hartnckigen Widerstand durch un-
bewegliches sektiererisches Denken. Der Fortschritt in der Rassenintegration beruht we-
der auf blo§em Gefhlsberschwang noch auf khlem Kalkl, vielmehr erwchst er aus
der Erkenntnis, dass die Vlker der Welt eine einzige Art bilden. Dabei bieten die je kon-
kreten Rassenmerkmale fr sich genommen weder Vor- noch Nachteile. Ganz analog
veranlasste die Emanzipation der Frau, Institutionen und die ffentliche Meinung anzu-
erkennen, dass es nicht mehr akzeptabel ist Ñ weder aus biologischen, sozialen oder mo-
ralischen Grnden Ñ, der Frau die volle Gleichberechtigung mit dem Mann und
Mdchen dieselben Bildungsmglichkeiten wie Jungen vorzuenthalten. Und schlie§lich:
bei aller Wertschtzung der Beitrge, die einige Nationen zur Formung einer sich heraus-
bildenden Weltkultur leisten Ñ der klassische Trugschluss, wonach andere Nationen nur
wenig oder gar nichts zu diesen Bemhungen beizutragen haben, ist nicht mehr zu halten.
Eine so grundstzliche Neuorientierung scheinen die religisen Hupter in aller Regel
nicht vornehmen zu knnen. Andere Segmente der Gesellschaft nehmen die Folgerungen
der Einheit der Menschheit als unausweichlichen nchsten Schritt fr den Fortschritt un-
serer Zivilisation bereitwillig auf. Sie sehen darin auch die Summe und Erfllung jegli-
cher Art partikularer Identitten, die das Menschengeschlecht in diesem entscheidenden
Augenblick in die gemeinsame Geschichte einbringt. Religise Institutionen jedoch ste-
hen gr§tenteils wie gelhmt an der Schwelle zur Zukunft, gefangen in eben dem Dog-
matismus und den Ausschlie§lichkeitsansprchen, die schon frher die Ursache
verheerender Auseinandersetzungen waren und die Vlker entzweiten.
Die Folgen fr das Gemeinwohl sind verheerend. Wir brauchen sicher nicht im Detail
auf die Schrecken einzugehen, mit denen noch heute viele unglckliche Vlker heimge-
sucht werden; sie sind Folge fanatischer bergriffe, die dem Namen jeder Religion
Schande machen. Es handelt sich im brigen auch keineswegs um ein modernes Phno-
men. Die europischen Religionskriege seit dem 16. Jahrhundert, um nur ein Beispiel zu
nennen, kosteten diesen Kontinent etwa drei§ig Prozent seiner gesamten Bevlkerung.
Man muss sich fragen, welche Frchte der blinde religise Dogmatismus, die Ursache
dieser Konflikte, langfristig im Bewusstsein der Menschen hervorbrachte.
Zu diesem Komplex gehrt auch ein weiterer Verrat an unserem Geistesleben. Die
Religion beraubte sich hierdurch, mehr als durch alles andere, ihrer ureigensten Fhig-
keit, bei der Gestaltung der Welt eine entscheidende Rolle zu spielen. Durch sinnlose Be-
schftigungen blockiert, hielten religise Institutionen uns nmlich allzu oft von dem ab,
worin wir uns doch eigentlich auszeichnen: die Wirklichkeit zu entrtseln und von unse-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
122
rem Verstand Gebrauch zu machen. Es hilft wenig bei der Bewltigung der gegenwrti-
gen moralischen Krise, wenn religise Institutionen mit schnen Worten den
Materialismus oder Terrorismus verurteilen, wenn sie nicht gleichzeitig offen eingeste-
hen, dass sie ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind und die glubigen Massen
derartigen Einflssen schutzlos ausgesetzt haben.
Solche berlegungen sind schmerzlich. Sie sind weniger als Anklage zu verstehen;
vielmehr sollen sie die au§ergewhnliche Kraft der Religion in Erinnerung rufen. Religion
reicht in den Urgrund all unseres Wollens. Wo sie dem Geist und dem Vorbild jener tran-
szendenten Gestalten treu war, die der Welt ihre gro§en Glaubenssysteme brachten, er-
weckte sie in ganzen Vlkern die Befhigung zu lieben, zu vergeben, Neues zu schaffen,
Gro§artiges zu wagen, Vorurteile zu berwinden, fr das Gemeinwohl Opfer zu bringen
und die Impulse niederer Instinkte zu zgeln. Ohne Frage ist die prgende Kraft der Zivi-
lisierung des Menschlichen seit je im Einfluss einer bis zu den Anfngen der Geschichts-
schreibung zurckreichenden Kette von Manifestationen des Gttlichen zu sehen.
Die gleiche Prgekraft, die in der Vergangenheit eine so gro§e Wirkung hatte, bleibt
auch heute eine unwandelbare Eigenheit menschlichen Bewusstseins. Sie gibt Ñ entge-
gen allen Erwartungen und unter ungnstigen Voraussetzungen Ñ noch immer Millionen
von Menschen Kraft im tglichen berlebenskampf; auf der ganzen Erde bringt sie Hel-
den und Heilige hervor, die glaubwrdig und berzeugend jene Prinzipien vorleben, die
in den Schriften ihres jeweiligen Glaubens niedergelegt sind. Wie die Kulturgeschichte
zeigt, kann die Religion berdies das Gefge sozialer Beziehungen wesentlich beeinflus-
sen. Jedenfalls kann man sich wohl kaum einen entscheidenden zivilisatorischen Aufstieg
vorstellen, der seine moralische Triebkraft nicht aus dieser urewigen Quelle gewonnen
htte. Ist es somit berhaupt denkbar, dass das Meisterstck eines Jahrtausende whren-
den Prozesses der Gestaltung des Planeten in einem geistigen Vakuum erreicht werden
kann? Wenn die abnormen Ideologien, die im gerade zu Ende gegangenen Jahrhundert
unsere Welt heimsuchten, auch sonst nichts Gutes bewirkten, so haben sie doch eins ge-
zeigt: die Probleme sind offensichtlich nicht allein durch die Kraft der menschlichen Er-
kenntnis zu lsen.
*
Die Konsequenzen dieser folgenreichen Einsicht fr die heutige Zeit wurde von
BahÕuÕllh bereits vor ber einem Jahrhundert in folgenden, inzwischen wohlbekannten
Worten zusammengefasst:
Die Vlker der Welt, welcher Rasse oder Religion sie auch angehren, verdanken ihre
Erleuchtung derselben himmlischen Quelle. Sie sind einem einzigen Gott untertan. Un-
terschiede der Regeln und Riten, denen sie folgen, mssen den wechselnden Erfordernis-
sen und Bedrfnissen der Zeitalter zugeschrieben werden, in denen sie offenbart wurden.
Alle bis auf wenige, die aus menschlichen Launen entstanden, wurden von Gott verfgt
und sind eine Widerspiegelung Seines Willens und Zieles. Erhebt euch und zerschlagt,
bewaffnet mit der Kraft des Glaubens, die Gtzen eures leeren Wahns, die Zwietracht un-
ter euch sen. Haltet euch an das, was euch zusammenfhrt und eint.1
Ein solcher Mahnruf ntigt nicht dazu, den Glauben an die grundlegenden Wahrheiten
irgendeines der gro§en Glaubenssysteme der Welt aufzugeben. Ganz im Gegenteil. Glau-
01. April 2002 An Die Religisen Fhrer Der Welt
123
be befiehlt sich selbst und rechtfertigt sich selbst. Was andere glauben oder nicht glauben,
darf auf ein persnliches Gewissen, das diesen Namen verdient, keinen Einfluss haben.
Obige Worte drngen jedoch unmissverstndlich zur Aufgabe aller Superioritts-, Aus-
schlie§lichkeits- und Endgltigkeitsansprche, die mit ihrem erdrckenden Ungeist mehr
als alles andere jeden Einigungsimpuls zunichte machen und Hass und Gewalt schren.
Auf genau diese historische Herausforderung, so glauben wir, mssen die Hupter der
Religionen jetzt antworten, wenn religise Leitung in der aus den umwlzenden Erfah-
rungen des zwanzigsten Jahrhunderts hervorgehenden globalen Gesellschaft noch Bedeu-
tung haben soll. Ganz offensichtlich erkennt eine wachsende Zahl von Menschen
mittlerweile, dass die allen Religionen zugrunde liegende Wahrheit dem Wesen nach eine
ist. Diese Einsicht entsteht nicht als Ergebnis theologischer Dispute, sondern als intuitive
Erkenntnis aus den immer ausgedehnteren Erfahrungen mit anderen und der allmhlich
dmmernden Anerkennung der Einheit der Menschheitsfamilie. Aus vergangenen Zeiten
ist eine Unzahl religiser Lehrstze, Rituale und Gesetze berliefert; aus ihnen erwchst
heute eine Ahnung davon, dass geistiges Leben Ñ wie die Einheit, die sich in verschie-
denen Nationalitten, Rassen und Kulturen manifestiert Ñ eine grenzenlose, fr jeder-
mann gleicherma§en zugngliche Wirklichkeit ist. Damit diese diffuse und noch
vorlufige Einsicht sich vertiefen und wirksam zum Aufbau einer friedlichen Welt beitra-
gen kann, ist sie von jenen, bei denen die Massen der Welt selbst zu so spter Stunde noch
Fhrung suchen, aus vollem Herzen zu besttigen.
Hinsichtlich sozialer Vorschriften und Gebetsformen gibt es sicherlich erhebliche
Unterschiede zwischen den gro§en religisen Traditionen der Welt. Es knnte wohl auch
kaum anders sein, angesichts tausender von Jahren, in denen jeweils aufeinander folgende
Religionen den wechselnden Erfordernissen einer sich stndig weiter entwickelnden Zi-
vilisation entsprachen. Tatschlich scheint den Schriften der meisten gro§en Religionen
ein evolutionres Verstndnis von Religion zugrunde zu liegen. Allerdings wurde kultu-
relles Erbe, ursprnglich fr die Bereicherung der geistigen Erfahrung gedacht, zur Er-
zeugung von Vorurteilen und Unfrieden missbraucht; dies ist moralisch nicht zu
rechtfertigen. Es bleibt die wichtigste Aufgabe einer jeden Seele, die Wirklichkeit zu er-
forschen und in bereinstimmung mit den Wahrheiten zu leben, von denen sie sich ber-
zeugt hat, sowie den Bemhungen anderer, die sich um dasselbe bemhen, vollen
Respekt zu zollen.
Man knnte einwenden, der Gedanke, alle gro§en Religionen seien in ihrem Ur-
sprung gleicherma§en als gttlich anzuerkennen, fhre zum bertritt zahlreicher Men-
schen von einem Glauben zum anderen, oder wrde dies zumindest erleichtern. Ob das
nun stimmt oder nicht, mit Sicherheit ist dies nur von geringer Bedeutung angesichts der
Mglichkeiten, die die Geschichte nunmehr fr die erffnet, die sich einer ber das Irdi-
sche hinausgehenden Welt bewusst sind Ñ und angesichts der Verantwortung, die ein
solches Bewusstsein auferlegt. Die Bildung einer moralischen Persnlichkeit, eines gu-
ten Charakters, zu frdern Ñ davon legt jede der gro§en Religionen eindrucksvoll ein
glaubwrdiges Zeugnis ab. Ebenso kann niemand ernsthaft behaupten, dass ein be-
stimmtes Glaubenssystem durch seine Lehrstze mehr Bigotterie und Aberglauben ver-
ursacht habe als ein anderes. In einer zusammenwachsenden Welt ist es dann nur
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
124
natrlich, dass Interessen und Zusammenschlsse einem stndigen Wandel unterworfen
sind. Es ist die Aufgabe von Institutionen Ñ gleich welcher Art Ñ mit diesen Prozessen
so umzugehen, dass sie letztlich zur Einheit beitragen. Die Garantie dafr, dass am Ende
ein tragfhiges Ergebnis erreicht wird Ñ geistig, moralisch und sozial Ñ, liegt im uner-
schtterlichen Glauben der ungehrten Massen der Erdenbewohner, dass das Universum
nicht von menschlichen Launen regiert wird, sondern von einer liebenden, unfehlbaren
Vorsehung.
Mit dem Zusammenbruch der die Vlker trennenden Barrieren erlebt unsere Zeit
auch den Fall der einst unberwindlichen Mauer, die, wie man frher annahm, fr immer
Himmel und Erde scheiden wrde. Die Heiligen Schriften aller Religionen lehren den
Glubigen seit jeher, den Dienst am Nchsten nicht nur als moralische Pflicht zu sehen,
sondern als einen Pfad, auf dem die Seele Gott nahen kann. Der fortschreitende Umbau
der Gesellschaft verleiht dieser altbekannten Lehre heute eine neue Bedeutung. So wie
das uralte Versprechen einer von Gerechtigkeit beseelten Welt langsam den Charakter ei-
nes realistischen Zieles annimmt, so erkennt man zunehmend, dass die Bedrfnisse der
individuellen Seele und die der Gesellschaft zwei sich gegenseitig ergnzende Aspekte
eines erfllten Lebens sind.
Wenn religise Leitung sich der Herausforderung aus dieser Einsicht stellen will, so
muss sie damit beginnen, Religion und Wissenschaft als die beiden unersetzbaren Er-
kenntnissysteme anzuerkennen, durch die sich das Bewusstsein entfaltet. Sie widerspre-
chen sich nicht, im Gegenteil: als grundlegende Methoden, durch die der Geist die
Wirklichkeit erforscht, sind beide aufeinander angewiesen. In den seltenen, aber glckli-
chen Epochen der Geschichte, in denen ihr komplementres Wesen erkannt wurde und
sie Hand in Hand arbeiten konnten, waren beide hchst produktiv. Die durch wissen-
schaftlichen Fortschritt bedingten Einsichten und Fhigkeiten sollten, um richtig ange-
wandt zu werden, stets durch geistige und moralische Bindungen gefhrt werden;
religise berzeugungen wiederum, wie sehr auch das Herz an ihnen hngen mag, ms-
sen sich bereitwillig und dankbar einer unvoreingenommenen berprfung durch wis-
senschaftliche Methoden stellen.
Wir kommen schlie§lich zu einem Punkt, den wir mit einem gewissen Zgern anspre-
chen, betrifft er doch unmittelbar eine Gewissensfrage. Die Welt hlt viele Prfungen be-
reit. Es berrascht daher nicht, wenn religise Funktionstrger besonders oft in
Versuchung geraten, in Glaubensfragen Macht auszuben. Niemand, der lange Jahre dem
tiefen, ernsthaften Studium der Schriften einer der gro§en Religionen gewidmet hat, muss
an die Lebensregel erinnert werden, dass Macht korrumpieren kann, und um so mehr, je
strker sie wchst. Die ungerhmten inneren Siege, die durch alle Zeitalter hindurch von
zahllosen Geistlichen auf diesem Felde gewonnen wurden, gehren zu den hervorra-
gendsten Kennzeichen der Religion und sind zweifellos eine der wichtigsten Quellen fr
ihre schpferische Kraft. Doch gleicherma§en erliegen andere religise Fhrer den Ver-
lockungen weltlicher Macht und Vorteilsnahme Ñ ein fruchtbarer Nhrboden fr Zynis-
mus, Verfall und Hoffnungslosigkeit bei denen, die dies wahrnehmen. Was dies heute fr
die gesellschaftliche Verantwortung und Fhrungskompetenz der Religionen bedeutet,
bedarf keiner nheren Ausfhrung.
01. April 2002 An Die Religisen Fhrer Der Welt
125
*
Weil sie sich mit der Veredelung des Charakters und der Harmonisierung von Bezie-
hungen befasst, diente die Religion schon immer als hchste Autoritt, wenn es darum
ging, dem Leben Sinn zu geben. Immer hat sie Gutes gefrdert und Schlechtes getadelt;
allen, die gewillt waren, ihre Augen dafr zu ffnen, erschloss sich eine Schau bis dahin
unausgeschpfter Mglichkeiten. Durch ihre Unterweisung wurde die vernunftbegabte
Seele ermutigt, die von der Welt gesetzten Grenzen zu berwinden und zu ihrem wahren
Selbst zu finden. Zugleich war die Religion, wie der Name schon sagt, die mchtigste
Kraft, um unterschiedlichste Vlker in immer gr§ere und komplexere Gesellschaften zu
fgen, die neue Freirume fr die Umsetzung persnlicher Fhigkeiten schufen. Die ge-
samte Menschheit hat derzeit einen gro§en Vorteil. Es ist der Blickwinkel, der es ihr er-
mglicht, diesen Zivilisationsprozess als ein einzigartiges Phnomen zu erkennen: die
immer wiederkehrende Begegnung unserer Welt mit der Welt Gottes.
Hiervon inspiriert, hat sich die BahÕÐGemeinde von Anfang an entschieden fr in-
terreligise Aktivitten eingesetzt. Neben wertvollen Begegnungen, die durch solche Ak-
tivitten entstehen, sehen die BahÕ im Bemhen verschiedener Religionen, einander
nher zu kommen, eine Entsprechung des gttlichen Willens fr die in gemeinschaftliche
Mndigkeit eintretende Menschheit. Die Mitglieder unserer Gemeinde werden weiterhin
in jeder mglichen Weise helfen. Unseren Partnern bei diesen gemeinsamen Bemhun-
gen sind wir es jedoch schuldig, klar unsere berzeugung darzulegen, dass der interreli-
gise Dialog, wenn er einen echten Beitrag zur Heilung der Leiden, die eine verzweifelte
Menschheit qulen, leisten will, sich nun ehrlich und ohne weiter auszuweichen der prak-
tischen Bedeutung jener umfassenden Wahrheit zuwenden muss, die diese Bewegung erst
entstehen lie§: dass es nur einen Gott gibt, und dass, jenseits aller Unterschiede in kultu-
reller Ausprgung und menschlicher Interpretation, auch die Religion nur eine ist.
Mit jedem neuen Tag wchst die Gefahr, dass die auflodernden Feuer religiser Vor-
urteile einen Weltbrand entfachen, dessen Folgen sich niemand ausmalen kann. Eine sol-
che Gefahr knnen die Regierungen nicht ohne Hilfe berwinden. Auch sollten wir uns
nichts vormachen: blo§e Aufrufe zu gegenseitiger Toleranz knnen keinen Hass tilgen,
der fr sich beansprucht, Gottes Segen zu besitzen. Diese Krise erfordert von den Amts-
trgern der Religionen einen ebenso entschiedenen Bruch mit der Vergangenheit, wie er
bei der berwindung der gleicherma§en zerstrerischen Vorurteile der Rasse, des Ge-
schlechts oder der Nation in der Gesellschaft vollzogen wurde. Wenn Einflussnahme auf
Gewissensfragen berhaupt gerechtfertigt ist, dann nur, um dem Wohlergehen der
Menschheit zu dienen. An diesem gr§ten Wendepunkt in der Geschichte der zivilisierten
Menschheit knnte nicht klarer sein, was solcher Dienst verlangt. ãDie Wohlfahrt der
MenschheitÓ, mahnt BahÕuÕllh, ãihr Friede und ihre Sicherheit sind unerreichbar, ehe
nicht ihre Einheit fest begrndet istÓ2.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
Fu§noten
1 hrenlese, 4. Auflage, Hofheim 1999, 132:1
2 hrenlese 131:2
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
126
21. April 2002
Eindrucksvolle Hhepunkte in der Entfaltung des Planes
Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, Ridvn 2002
An die BahÔ der Welt Innig geliebte Freunde,
der Ansturm der Ereignisse innerhalb wie au§erhalb des Glaubens zu Beginn der Fnften
Epoche des Gestaltenden Zeitalters bietet ein Ehrfurcht einfl§endes Schauspiel. Inner-
halb der Sache hinterlie§ die historische Bedeutung der Ereignisse im Mai vergangenen
Jahres, mit denen die Vollendung der Gebude auf dem Berg Karmel vollzogen wurde,
einen tiefen Eindruck, wurde doch deren Wirkung durch Satellitenbertragungen und
durch die bisher umfassendste Medienberichterstattung, die je einem BahÔ-Ereignis zu-
teil wurde, unmittelbar auf der ganzen Erde verbreitet. Indem die jngsten Zeugnisse der
sichtbaren Entfaltung der Tafel vom Karmel in atemberaubendem Glanz vor den Augen
der Welt enthllt wurden, erstieg die Sache BahÕuÕllhs in ihrem fortgesetzten Hervor-
treten aus der Verborgenheit neue Hhen. Ein unauslschlicher Eindruck wurde so in den
Annalen dieser Sendung hinterlassen.
Dieser sichtbare Beweis fr die Lebenskraft, die unseren unaufhaltsamen Glauben be-
seelt, fand ihr Gegenstck in der Schubkraft der inneren Entwicklungen, die seit Beginn
des Fnfjahresplanes zu Ridvn des vergangenen Jahres am Werk sind. Wir laden daher
die bei den Nationaltagungen versammelten Abgeordneten und alle anderen Anhnger
BahÕuÕllhs in der ganzen Welt von Herzen ein, gemeinsam mit uns ber einige wenige
besonders eindrucksvolle Hhepunkte in der Entfaltung des Planes whrend seines ersten
Jahres nachzudenken Ñ Hhepunkte, die zwangslufig die Herzen erfreuen und Vertrau-
en einfl§en in die unabsehbaren Mglichkeiten, welche die eingeschlagene Richtung des
Planes in sich birgt.
Wachstum in Regionalbereichen
In ihrem Eifer, den Erfordernissen des Planes Rechnung zu tragen, trafen sich vor und
kurz nach Ridvn die Nationalen Geistigen Rte mit den Kontinentalen Beratern zu einer
Reihe von Planungssitzungen. Diese Sitzungen bestimmten das Tempo fr einen energi-
schen Start des Planes, gekennzeichnet durch Schritte zur Entfaltung eines neuen Merk-
mals im Prozess des Beitritts in Scharen. In jeder nationalen Gemeinde begannen die
BahÔ-Institutionen damit, sich der Aufgabe einer systematischen geographischen Auf-
teilung ihres Landes anzunehmen mit dem Ziel, es in Regionalbereiche einzuteilen, wobei
Gr§e und Zusammensetzung jedes Regionalbereichs die Durchfhrung von Aktivitten
zum Zwecke des Wachstums und der Entwicklung zulassen. Eine solche Aufteilung, wie
sie bereits aus etwa 150 Lndern berichtet wird, ermglicht es, ein gut durchdachtes Sche-
ma der Ausbreitung und Festigung in die Tat umzusetzen. Dies schafft auch eine Perspek-
tive oder Vision systematischen Wachstums, die von Regionalbereich zu
Regionalbereich ber das ganze Land hin aufrechterhalten werden kann. Gem§ dieser
21. April 2002 Eindrucksvolle Hhepunkte in der Entfaltung des Planes
127
Perspektive werden noch unerschlossene Regionalbereiche, so wie die unerschlossenen
Gebiete frherer Kampagnen, zu Zielen fr Inlandspioniere, whrend sich bereits er-
schlossene Regionalbereiche auf ihre interne Entwicklung konzentrieren, die durch die
drei sich gegenseitig strkenden Beteiligten des Planes in Gang gesetzt wird: den Einzel-
nen, die Institutionen und die Gemeinde.
Es ist u§erst ermutigend zu beobachten, dass der Fortschritt dieser Arbeit durch den
Institutsprozess, der im vergangenen Jahr in vielen Lndern durch Kampagnen zur Erh-
hung der Anzahl ausgebildeter Tutoren betrchtlich gestrkt wurde, mit Tatkraft erfllt
wird. Wo ein Trainingsinstitut gut etabliert und durchgngig ttig ist, haben sich die drei
Kernaktivitten - Studienkreise, Andachtsversammlungen und Kinderklassen - relativ
mhelos vervielfacht. Tatschlich ist diesen Aktivitten dadurch eine neue Dimension
verliehen worden, dass sie auf Einladung von BahÕ verstrkt von Interessenten besucht
wurden, was im Ergebnis zu neuen Erklrungen gefhrt hat. Hier zeigt sich zweifellos
eine vielversprechende Richtung fr die Lehrarbeit. Diese Kernaktivitten, die zu Beginn
hauptschlich zum Nutzen der Glubigen selbst entwickelt wurden, werden auf natrliche
Weise zu Pforten fr den Beitritt in Scharen. Indem Studienkreise, Andachtsversammlun-
gen und Kinderklassen in Regionalbereichen miteinander kombiniert wurden, ist ein Mo-
dell aufeinander abgestimmter Ttigkeitsstrnge geschaffen worden, das bereits
willkommene Ergebnisse zeitigt. Eine weltweite Anwendung dieses Modells, dessen sind
wir sicher, birgt in sich unermessliche Mglichkeiten fr den Fortschritt der Sache in den
kommenden Jahren. Diese mitrei§enden Aussichten wurden zu erheblichem Teil durch
die gewaltige Energie ermglicht, die das Internationale Lehrzentrum darauf verwandte,
in der Weltgemeinde das Verstndnis fr systematisches Wachstum zu strken. Das Lehr-
zentrum machte sich die krzlich begonnene neue Amtszeit der Hilfsamtsmitglieder zu-
nutze, indem es zu sechzehn regionalen Orientierungskonferenzen aufrief, die in den
letzten Monaten des Jahres abgehalten wurden. Zu jeder Konferenz entsandte es jeweils
zwei seiner Mitglieder. Diese Konferenzen, an denen bis auf ganz wenige alle Hilfsamt-
smitglieder der Welt teilnahmen, konzentrierten sich auf das Thema ãTrainings-Institute
und systematisches WachstumÒ und vermittelten den Teilnehmern eine Flle von Infor-
mationen, die durch ihre unermdliche Arbeit das gesamte Gefge der Gemeinde durch-
dringen werden.
Gttlich inspirierter Plan
Eine so reich ausgestattete, so erfahrene und auf einen gttlich inspirierten Plan zum
Handeln ausgerichtete Gemeinde schaut nach au§en auf eine Welt, deren Bewohner seit
den Ereignissen im Heiligen Land im Mai 2001 noch tiefer in einen Sumpf vielfacher Ver-
irrungen gesunken sind. Und dennoch, gerade unter diesen anscheinend unwirtlichen Be-
dingungen ist die Sache dazu ausersehen voranzuschreiten und zu gedeihen. ãThe
Summons of the Lord of HostsÓ (Vorlufige bersetzung: ãDer Ruf des Herrn der Heer-
scharenÓ ), der krzlich verffentlichte Band mit der englischen bersetzung des vollstn-
digen Textes der Sendschreiben BahÕuÕllhs an die Knige und Herrscher der Welt,
kommt als eine passende Erinnerung an die tragischen Folgen der Missachtung Seiner War-
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
128
nungen vor Ungerechtigkeit, Tyrannei und Korruption. Die gewaltsamen Erschtterungen,
die das Bewusstsein der Menschen berall belasten, unterstreichen die Dringlichkeit des
Heilmittels, das Er verschrieben hat. Wir, die verstreuten Scharen Seiner treuen Diener,
sind somit erneut an einem Zeitpunkt unwiderstehlicher Gelegenheiten angekommen Ñ
Gelegenheiten, Seine Sache zu lehren, Sein wundersames System zu errichten und in auf-
opferungsvoller Weise die dringend bentigten materiellen Mittel bereitzustellen, von de-
nen der Fortschritt und die Ausfhrung geistiger Ttigkeiten zwangslufig abhngig sind.
Unsere unausweichliche Aufgabe besteht darin, die gegenwrtige Verwirrung ohne
Angst und Zgern zu nutzen, um die verwandelnde Kraft der einen Botschaft zu verbrei-
ten und zu demonstrieren, die alleine den Frieden der Welt sichern kann. Hat uns die Ge-
segnete Schnheit nicht mit machtvollen Worten befhigt und ermutigt? ãLasst nicht die
Geschehnisse der Welt euch betrbenÓ, rt Er uns auf liebevolle Weise. ãIch schwre bei
GottÓ, fhrt Er fort. ãDas Meer der Freude sehnt sich danach, in eure Gegenwart zu ge-
langen, denn alles Gute wurde fr euch erschaffen und wird euch den Notwendigkeiten
der Zeiten entsprechend offenbart werden.Ó
Daher eilt, unbeeintrchtigt von jedweden Zweifeln und ungehindert von jeglichen
Hindernissen, voran Ð mit dem Plan in der Hand.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
11. Juni 2002
Erluterungen zur Botschaft an die religisen Fhrer der Welt
Das nachfolgende Schreiben des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 11. Juni
2002 enthlt wichtige Erluterungen zur Botschaft des Hauses an die religisen Fhrer
der Welt. Die Botschaft selbst wurde in der Juni-Ausgabe der BahÕ-Nachrichten verf-
fentlicht. Das nun vorliegende Schreiben bercksichtigt auch Fragen, die im Zusammen-
hang mit der Botschaft an das Universale Haus gerichtet wurden. Auch aus diesem Grund
bietet dieser Text, der u.a. den Hintergrund, die Zweckbestimmung und die angemessene
Art der Kommunikation der Botschaft erlutert, eine wichtige Grundlage fr ein intensi-
ves Studium der Botschaft, zu der der Nationale Rat allen Freunden sehr raten mchte.
Fr Vertiefungsveranstaltungen zum Thema der Botschaft stehen die Mitglieder des Hilf-
samts auf Wunsch gerne zur Verfgung.
An Nationale Geistige RteLiebe BahÕ-Freunde,
Berichte aus der BahÕ-Welt zeigen, dass die erste Etappe der Verbreitung der Botschaft
des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an die religisen Fhrer der Welt von Seiten
der Nationalen Geistigen Rte mit eindrucksvoller Effizienz vonstatten ging. Das Bro
fr
ffentlichkeitsarbeit der Internationalen BahÕ-Gemeinde ist dabei, eine Zusammen-
fassung der anfnglichen Entwicklung zusammenzustellen, die in Krze herausgegeben
wird. Das Bro wird diese Gelegenheit au§erdem nutzen, um auch praktische Vorschlge
11. Juni 2002 Erluterungen zur Botschaft an die religisen Fhrer der Welt
129
zu machen, wie Rckfragen der Medien ber verschiedene Aspekte der Botschaft beant-
wortet werden knnen.
Das Haus der Gerechtigkeit hat uns beauftragt, Ihnen als Antwort auf Anfragen von
einigen Rten und Freunden die folgende ergnzende Fhrung zu unserem Brief vom 25.
Mrz 2002 zu bermitteln. Wie bereits aus dem Text klar hervorgeht, ist die Botschaft
nicht als eine Verkndigung der Sendung BahÕuÕllhs zu sehen, sondern vielmehr als eine
Antwort des Hauses der Gerechtigkeit auf die ihm in der Schrift auferlegte Pflicht, die Sa-
che des Friedens unter den Vlkern und Nationen der Welt zu frdern. Weil religiser
Hass zu einem todbringenden Konfliktherd geworden ist, hielt das Haus der Gerechtigkeit
die Zeit fr gekommen, zu der es an die Fhrung institutionalisierter Religion den Appell
richten musste, diese Frage nachdrcklich und entschlossen zur Sprache zu bringen.
Beitrag fr die interreligise Arbeit
Als ein Hauptforum fr solche Gesprche bietet sich zweifellos die interreligise Ar-
beit an, die heute zu einer festen Einrichtung fr das ffentliche Gesprch auf rtlicher,
nationaler und internationaler Ebene geworden ist. Bei diesem Austausch ist es wichtig,
dass die BahÕ-Teilnehmer stets daran denken, dass die gegenwrtige Situation zu ana-
lysieren und Ma§nahmen zu beschlie§en, die den Gefahren entgegenwirken knnen, wel-
che durch die zunehmenden Krfte religisen Vorurteils hervorgerufen werden, in der
Verantwortung der Gesellschaft als ganzes, insbesondere aller glubigen Menschen,
liegt. Die BahÕ sind gerne bereit, auf jede ihnen mgliche Weise zu solchen Gesprchen
beizutragen, aber sie werden nicht versuchen, religisen Gruppen, die historisch bedingte
soziale und geistige Probleme zu bewltigen haben, Lsungen vorzuschreiben.
Ebenso ist wichtig, dass Gemeindemitglieder behutsam Wesen und Ziel solcher orga-
nisierter Diskussionen respektieren. Diese in eine Gelegenheit zum Lehren des BahÕ-
Glaubens umzufunktionieren, wre ein Missbrauch des guten Willens der anderen Teil-
nehmer. Sicherlich kann es sich ergeben, dass die Beratung ber das Thema der Botschaft
zu Bitten um weitere Informationen ber den BahÕ-Glauben seitens anderer Teilnehmer
fhrt. Die BahÕ-Vertreter werden natrlich bereit sein, solche Informationen zu geben,
aber sie werden ihre Ausfhrungen im Rahmen der gestellten Fragen halten.
Erreichen einer mglichst gro§en
ffentlichkeit
Die nationalen und rtlichen Geistigen Rte sollten jedoch sorgfltig Schritte berle-
gen, um sicherzustellen, dass die vom Haus der Gerechtigkeit ergriffene Initiative und die
Inhalte der Botschaft mglichst gro§e Teile der
ffentlichkeit erreichen, besonders ber
die verschiedenen Medien. Das Ergebnis wird sein, dass die Diskussion eines Themas, das
fr das Wohl der Menschheit von u§erster Wichtigkeit ist, verstrkt wird und die ihm zu-
grunde liegenden Kernfragen zunehmend geklrt werden. BahÕ-Vertreter knnen dieses
Streben am besten dadurch untersttzen, dass sie die Aufmerksamkeit auf die vorrangigen
sozialen und geistigen Herausforderungen lenken, mit denen unsere Welt konfrontiert ist,
und dabei vermeiden, in Streit ber theologische Fragen hineingezogen zu werden.
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
130
Natrlich werden die einzelnen BahÕ bei ihrer persnlichen Lehrarbeit Gedanken
und Perspektiven in der Botschaft vorfinden, die ihnen sehr dabei helfen, Freunden und
Interessenten den Glauben an sich vorzustellen, und sie sollten nicht zgern, solche Ge-
legenheiten zu ergreifen. Immer mehr Menschen werden durch die entsetzlichen Folgen
sektiererischen Hasses zutiefst beunruhigt und zugleich der theologischen Rechtfertigun-
gen berdrssig, die so lange vorgegeben wurden, um solch zerstrerisches Tun und Den-
ken zu untermauern. Die Prinzipien der Einheit Gottes und der Einheit der Religion, die
in der Botschaft dargelegt werden, vermitteln ernsthaften Suchern hilfreiche Brcken
zum Studium der Offenbarung BahÕuÕllhs.
Die jetzt eingeleitete Initiative fordert die Mitglieder der BahÕ- Gemeinde dazu her-
aus, in ihrer persnlichen Lebensfhrung die den Glauben beseelenden Ideale aufzuzei-
gen. Jede Gelegenheit, bei der man mit Anhngern anderer Religionen zusammentrifft,
bietet die Chance, diesen aufrichtigen Geist der Kameradschaft zu zeigen, der der Er-
kenntnis entstrmt, dass alle gro§en Religionen aus der gleichen Quelle stammen und
dass Meinungsvielfalt kein Grund zum Streit zu sein braucht. Die Ermutigung, die ein
solches Miteinander hervorbringt, ist an sich ein Dienst an der Allgemeinheit, der Frieden
und Wohlwollen frdert und indirekt auch den Fortschritt des Glaubens.
Gleichgewicht zwischen zwei parallelen Aufgaben
Die BahÕ-Gemeinde ist beim Ausfhren des Auftrags, den BahÕuÕllh ihr gegeben
hat, stets dazu aufgerufen, ein Gleichgewicht zu wahren zwischen den beiden damit ver-
bundenen parallelen Aufgaben: zum einen den Fortschritt der Sache durch das Lehren ih-
rer Botschaft unter allen Menschen zu frdern, und zum andern durch das Verteidigen der
Ideale der Einheit, Toleranz und Zusammenarbeit zum Wohl der Menschheit beizutragen.
Wenn diese angemessen ausgefhrt werden, verstrken sich die beiden Mandate trotz ih-
rer prinzipiellen Verschiedenheit gegenseitig.
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en Sekretariatsabteilung des Universalen Hauses der Ge-
rechtigkeit
22. August 2002
Fehlen einer deutlichen Zunahme der Anzahl der BahÔ
Sekretariatsabteilung
Mit E-Mail bermittelt:Lieber BahÔ-Freund,
das Universale Haus der Gerechtigkeit hat uns gebeten, in seinem Auftrag auf Ihre E-
Mail vom 9. August 2002 zu antworten. Ihre Ausfhrungen bezglich des Fehlens einer
deutlichen Zunahme der Anzahl der BahÔ in den Gemeinden der westlichen Lnder sind
weitgehend zutreffend, fr einige Lnder mehr als fr andere, und die sich daraus erge-
bende Besorgnis ist vllig berechtigt. Zu sehen, wie es bedeutenden BahÔ-Gemeinden
22. August 2002 Fehlen einer deutlichen Zunahme der Anzahl der BahÔ
131
merklich daran mangelt, die den Menschen innewohnenden Fhigkeiten zu entwickeln,
die erforderlich sind, um die Bevlkerung zu erreichen, die verzweifelt nach Lsungen
fr die Krisen sucht, in die die Gesellschaft immer mehr versinkt, ist fr Glubige, die
sich der Macht der Sendung BahÕuÕllhs bewusst sind, in der Tat schmerzlich.
Diese berlegung war ein wesentlicher Faktor beim Entwurf der betreffenden Passa-
gen der Schrift ãDas Jahrhundert des LichtesÒ, worauf Sie sich beziehen. Diese Abschnit-
te des Dokumentes versuchen, die Glubigen berall mit der grundlegenden Wandlung in
der BahÔ-Kultur vertraut zu machen, welche die vergangenen Jahrzehnte der Anstren-
gung, der Erfolge und der Enttuschungen mglich machten, und die mit Hilfe des Vier-
jahresplanes vorteilhaft nutzbar gemacht wurde. Die Kultur, die sich jetzt entwickelt, ist
eine, in der die Anhnger BahÕuÕllhs in Gruppen gemeinsam die Wahrheiten in Seinen
Lehren erforschen, bereitwillig ihre Studienkreise, Andachtsversammlungen und Kinder-
klassen fr ihre Freunde und Nachbarn ffnen und ihre Bemhungen zuversichtlich auf
Aktionsplne richten, die auf einen Regionalbereich zugeschnitten sind, wo Wachstum zu
einem berschaubaren Ziel wird. Die Begeisterung, mit der BahÔ-Gemeinden im gr§-
ten Teil der Welt auf diese Herausforderung antworten, und die Ergebnisse, die ihre Be-
mhungen allmhlich zeigen, sind stets ein Anlass zu gro§er Freude fr das Haus der
Gerechtigkeit.
Leider erreicht die Resonanz nicht berall dieses Niveau. Wo BahÔ-Gemeinden
nicht imstande sind, sich von der Ausrichtung nach einer BahÔ-Lebensweise freizuma-
chen, die sich lngst berlebt hat, welchen Wert sie auch einst besessen haben mag, wird
es der Lehrarbeit sowohl an der notwendigen systematischen Vorgehensweise, als auch
an dem Geist, der jeden erfolgreichen Dienst fr die Sache belebt, mangeln. Der Glaube
wird an den Rand gedrngt und die Gemeinde der geistigen Lebendigkeit, die ihr eigen
ist, beraubt, wenn das BahÔ-Gemeindeleben flschlicherweise mit der Art religiser Ak-
tivitt gleichgesetzt wird, welche die Gesellschaft im allgemeinen kennzeichnet - in der
der Glubige Mitglied einer Gemeinde ist, wo Fhrung von einer oder mehreren Personen
ausgeht, von denen angenommen wird, sie seien dafr befhigt, und wo persnliche Mit-
wirkung in ein von ganz anderen Interessen beherrschtes Schema eingezwngt ist.
Wie es Ihnen sicher bewusst ist, sind der Vierjahresplan, der Zwlfmonateplan und
der gegenwrtige Fnfjahresplan darauf ausgerichtet, als stufenweise Schritte diesen
Wandel in der BahÔ-Kultur herbeizufhren. Seitens der Kontinentalen Beratermter auf
der ganzen Welt hat man intensiv daran gearbeitet, die Nationalen und rtlichen Geistigen
Rte, die Regionalen Rte und andere administrative Krperschaften zu untersttzen, die
damit verbundenen Zielsetzungen zu verstehen und Vorgehensweisen zu ihrer Errei-
chung zu entwickeln. Gro§ angelegte Beratungstreffen, die die Mitglieder aller dieser ent-
scheidenden Institutionen zusammenbrachten, waren bei der Erreichung dieses Zieles
meist sehr erfolgreich. Wo die Resonanz auf sich warten lie§, hat sich das Haus der Ge-
rechtigkeit hufig durch Klrung von Fragen eingeschaltet, um die Bemhungen der Be-
rater zu strken. Letztlich muss die Verantwortung, dafr zu sorgen, dass ihre Gemeinde
sich der Herausforderung stellt, bei den gewhlten Vertretern der Glubigen auf der loka-
len und nationalen Ebene bleiben.
Der Fortschritt der Sache ist ein Entwicklungsprozess, der durch Versuch und Irrtum
Botschaften und Briefe des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
132
geformt wird, durch Rckblick auf Erfahrung sowie durch Verpflichtung aus ganzem
Herzen gegenber den vom Haus der Gerechtigkeit entwickelten Lehrplne und Vorge-
hensweisen. Glubige wie Sie, die die so bereitgestellten Mglichkeiten zu schtzen wis-
sen, knnen sehr viel dazu beitragen, ihre jeweiligen Lnder und Rte zu ermutigen, sich
gleichfalls in den Prozess einzubringen.
Das Haus der Gerechtigkeit war tief berhrt von dem Geist, der Sie zu schreiben be-
wegt hat, und versichert Sie seiner Gebete in den Heiligen Schreinen, dass BahÕuÕllh
Ihre Bemhungen, Seiner Sache zu dienen, segnen und besttigen mge.
Mit liebevollen BahÔ-Gr§en, Sekretariatsabteilung
11. November 2002
Rcktritt geliebter Mitglieder
An alle Nationalen Geistigen Rte Geliebte Freunde,
eingedenk der zunehmenden Brde eines fortgeschrittenen Alters und ihrer Auswirkung
auf den Dienst, den sie erbringen knnen, haben Herr Hushmand Fatheazam und Herr
ÔAl Nakhjavn, nachdem sie die Erfordernisse der Sache Gottes im Geiste des Gebets
bedacht haben, um Erlaubnis gebeten, ihre Mitgliedschaft im Universalen Haus der Ge-
rechtigkeit in bereinstimmung mit Artikel V.2.(c) seiner Verfassung niederzulegen.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit hat mit Bedauern den Rcktritt dieser gelieb-
ten Mitglieder, die im Heiligen Land hochgeschtzte Dienste geleistet haben Ð im Falle
von Herrn Nakhjavn seit 1961 und im Falle von Herrn Fatheazam seit 1963 Ð, angenom-
men. Sie werden so, befreit vom unerbittlichen Druck der Arbeit am Weltzentrum, ihre
Dienste fr die Sache Gottes fortsetzen knnen. In Anbetracht der nahe bevorstehenden
nchsten internationalen Wahlen haben wir sie jedoch gebeten, noch bis dahin im Amt zu
bleiben; dem haben sie bereitwillig zugestimmt.
Mit liebevollen BahÔ-Gr§en Das Universale Haus der Gerechtigkeit