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NEUNTES KAPITEL
Das vertraulichste Wissen

VERS 1
Der Höchste Herr sprach: Mein lieber Arjuna, weil du
Mich niemals beneidest, werde Ich dir diese
vertraulichste Weisheit mitteilen, deren Kenntnis dich
von den Leiden des materiellen Daseins befreien wird.
ERLÄUTERUNG
Je mehr ein Gottgeweihter über den Höchsten Herrn hört,
desto mehr wird er erleuchtet. Dieser Vorgang des Hörens
wird auch im Srimad-Bhagavatam empfohlen: "Die
Botschaften von der Höchsten Persönlichkeit Gottes sind
voller Kräfte, und diese Kräfte können erfahren werden,
wenn die Gottgeweihten untereinander über den Höchsten
Gott sprechen. Dies kann nicht durch die Gemeinschaft
gedanklicher Spekulanten oder akademischer Gelehrter
erfahren werden, denn es ist verwirklichtes Wissen."
Die Gottgeweihten sind ständig im Dienst des Höchsten
Herrn beschäftigt. Der Herr versteht die Mentalität und
Aufrichtigkeit eines bestimmten Lebewesens, das im
Krsna-Bewusstsein tätig ist, und gibt ihm die Intelligenz, die
Wissenschaft von Krsna in der Gemeinschaft von
Gottgeweihten zu verstehen. Gespräche über Krsna sind
sehr mächtig, und wenn ein vom Glück begünstigter
Mensch solchen Umgang hat und versucht, dieses Wissen
zu verstehen, wird er auf dem Weg zu spiritueller
Erkenntnis gewiß Fortschritte machen. Um Arjuna zu
immer höherer Erhebung in Seinem mächtigen Dienst zu
ermutigen, beschreibt Sri Krsna in diesem Neunten Kapitel
Themen, die noch vertraulicher sind als die bereits
offenbarten.
Der Anfang der Bhagavad-Gita, das Erste Kapitel, ist mehr
oder weniger eine Einleitung zum übrigen Teil des Buches.
Das im Zweiten und Dritten Kapitel beschriebene
spirituelle Wissen wird als vertraulich bezeichnet. Die im
Siebten und Achten Kapitel erörterten Themen haben
insbesondere mit hingebungsvollem Dienst zu tun, und weil
sie zu Erleuchtung im Krsna-Bewusstsein führen, werden
sie als noch vertraulicher bezeichnet. Aber die im Neunten
Kapitel beschriebenen Dinge handeln von unvermischter,
reiner Hingabe, und daher wird es "das vertraulichste
Wissen" genannt. Wer im vertraulichsten Wissen von Krsna
gründet, ist natürlicherweise transzendental und erleidet
daher keine materiellen Qualen mehr, obwohl er sich
immer noch in der materiellen Welt befindet. Im
Bhakti-rasamrta-sindhu wird gesagt, dass jemand, der den
ernsthaften Wunsch hat, dem Höchsten Herrn liebevoll zu
dienen, als befreit angesehen werden muss, obwohl er sich
noch im bedingten Zustand des materiellen Daseins
befindet. In ähnlicher Weise werden wir im Zehnten
Kapitel der Bhagavad-Gita lesen, dass jeder, der auf diese
Weise tätig ist, eine befreite Seele ist.
Der erste Vers dieses Kapitels nun ist von besonderer
Bedeutung. Wissen (idaà jÒanam) bezieht sich auf reinen
hingebungsvollen Dienst, der aus neun verschiedenen

Tätigkeiten besteht: hören, chanten, sich erinnern, dienen,
verehren, beten, gehorchen, Freundschaft schließen und
alles hingeben. Wenn man diese neun Elemente
hingebungsvollen Dienstes praktiziert, wird man zu
spirituellem Bewusstsein oder Krsna-Bewusstsein erhoben.
Wenn dann das Herz von der materiellen Verunreinigung
befreit ist, kann man die Wissenschaft von Krsna verstehen.
Nur zu verstehen, dass ein Lebewesen nicht materiell ist,
genügt nicht. Diese Erkenntnis mag der Beginn spiritueller
Verwirklichung sein, doch sollte man den Unterschied zwischen
Tätigkeiten des Körpers und spirituellen Tätigkeiten
erkennen, durch die man versteht, dass man nicht der
materielle Körper ist.
Im Siebten Kapitel sprachen wir bereits über die vielfältige
Macht der Höchsten Persönlichkeit Gottes. Ihre
verschiedenen Energien, die niederen und höheren Naturen
und die gesamte materielle Manifestation. Jetzt werden in
den Kapiteln Neun und Zehn die Herrlichkeiten des Herrn
beschrieben werden.
In diesem Vers ist das Sanskritwort anasuyave ebenfalls
sehr bedeutsam. Im allgemeinen beneiden die
Kommentatoren Krsna, die Höchste Persönlichkeit Gottes
- auch wenn sie sehr gebildet sind -, und selbst die
hervorragendsten Gelehrten kommentieren die
Bhagavad-Gita sehr ungenau. Weil sie Krsna beneiden, sind
ihre Kommentare wertlos. Nur Kommentare, die von
Gottgeweihten verfasst werden, sind autorisiert. Niemand
kann die Bhagavad-Gita erklären oder vollkommenes
Wissen von Krsna vermitteln, wenn er neidisch ist. Wer
Krsnas Charakter kritisiert, ohne Krsna zu kennen, ist ein
Narr. Solche Kommentare sollten daher sorgsam vermieden
werden. Für den, der versteht, dass Krsna die Höchste
Persönlichkeit Gottes, die reine und transzendentale
Persönlichkeit ist, werden diese Kapitel von großem Nutzen
sein.


VERS 2
Dieses Wissen ist der König der Bildung und das
geheimste aller Geheimnisse. Es ist das reinste Wissen,
und weil es durch Erkenntnis eine direkte Erfahrung
vom Selbst vermittelt, ist es die Vollkommenheit der
Religion. Es ist immerwährend und wird mit Freude
praktiziert.
ERLÄUTERUNG
Dieses Kapitel der Bhagavad-Gita wird „der König der
Bildung“ genannt, weil es die Essenz aller zuvor erklärten
Lehren und Philosophien ist. Es gibt in Indien sieben
Hauptphilosophen: Gautama, Kanada, Kapila, Yajnavalkya,
Sandilya, Vaisvanara und schließlich Vyasadeva, den Autor
des Vedanta-sutra. Es herrscht also kein Mangel im
Bereich von Philosophie oder transzendentalem Wissen.
Hier nun sagt der Herr, dass das Neunte Kapitel der König
dieses Wissens ist, die Essenz allen Wissens, das durch ein
Studium der Veden und verschiedener Arten von Philosophie
gewonnen werden kann. Es ist höchst vertraulich, weil
vertrauliches oder transzendentales Wissen das Verständnis
des Unterschieds zwischen Seele und Körper vermittelt.
Und der König allen vertraulichen Wissens gipfelt im
hingebungsvollen Dienst.
Im Allgemeinen sind die Menschen in diesem vertraulichen
Wissen nicht bewandert; sie verfügen nur über äußerliches
Wissen. Was gewöhnliche Bildung betrifft, so befassen sich
die Leute mit vielen verschiedenen Wissensgebieten:
Politik, Soziologie, Physik, Chemie, Mathematik,
Astronomie, Ingenieurwesen usw. Überall auf der Welt gibt
es sehr viele Wissenszweige und viele große Universitäten,
doch unglücklicherweise gibt es keine Universität oder
Bildungsstätte, an der die Wissenschaft von der spirituellen
Seele gelehrt wird. Die Seele aber ist der wichtigste Teil
des Körpers, denn ohne die Gegenwart der Seele ist der
Körper wertlos. Trotzdem legen die Menschen großen Wert
auf die körperlichen Notwendigkeiten des Lebens und
kümmern sich nicht um die lebendige Seele.
Die Bhagavad-Gita betont, besonders vom Zweiten Kapitel
an, die Wichtigkeit der Seele. Ganz zu Anfang sagt der
Herr, dass der Körper vergänglich und dass die Seele
unvergänglich ist. Das ist ein vertraulicher Teil des
Wissens: einfach zu wissen, dass die spirituelle Seele vom
Körper verschieden und dass ihr Wesen unveränderlich,
unzerstörbar und ewig ist. Aber das ist noch keine positive
Information über die Seele. Manche Menschen sind der
Ansicht, die Seele sei vom Körper verschieden und bleibe,
wenn der Körper tot oder wenn man vom Körper befreit
sei, in einer so genannten Leere und werde unpersönlich.
Doch diese Auffassung entspricht nicht der Wirklichkeit.
Wie kann die Seele, die schon im Körper so aktiv ist,
untätig sein, wenn sie vom Körper befreit ist? Sie ist immer
aktiv. Wenn sie ewig ist, dann ist sie auch ewig aktiv. Ihre
Tätigkeiten im spirituellen Königreich bilden den vertraulichsten
Teil spirituellen Wissens, und deshalb wird hier
angedeutet, dass diese Tätigkeiten der spirituellen Seele den
König allen Wissens, den vertraulichsten Teil allen
Wissens, darstellen.
Wie in der vedischen Literatur erklärt wird, ist dieses
Wissen die reinste Form aller Tätigkeiten. Im Padma
Purana sind die sündigen Handlungen des Menschen
analysiert worden, und es heißt dort, dass sie die Folgen von
einer Sünde nach der anderen sind. Diejenigen, die
fruchtbringenden Tätigkeiten nachgehen, sind in verschiedene
Stufen und Formen sündhafter Reaktionen
verstrickt. Wenn zum Beispiel der Same eines bestimmten
Baumes gesät worden ist, scheint der Baum nicht sogleich
zu wachsen; es braucht seine Zeit. Zunächst ist er eine
kleine, sprießende Pflanze, dann nimmt er allmählich die
Form eines Baumes an, blüht, trägt Früchte, und wenn er
herangereift ist, werden die Blüten und Früchte von jenen
Menschen genossen, die den Samen des Baumes gesät
haben. In ähnlicher Weise verhält es sich, wenn ein Mensch
eine sündhafte Handlung begeht - es dauert einige Zeit,
bis sie Früchte trägt. Es gibt verschiedene Stufen. Das
Individuum mag von den sündhaften Handlungen bereits
abgelassen haben, doch die Ergebnisse oder die Frucht
dieser sündhaften Handlung werden immer noch genossen.
Es gibt Sünden, die noch die Form von Samen haben, und
es gibt andere, die bereits reif sind und uns Früchte
bescheren, die wir als Leid und Schmerz "genießen", wie
im 20. Vers des Siebten Kapitels erklärt wurde.
Jemand, der die Reaktionen auf alle sündhaften Tätigkeiten
beendet hat, nur noch fromme Werke tut und frei von der
Dualität dieser materiellen Welt ist, wird im
hingebungsvollen Dienst für die Höchste Persönlichkeit
Gottes tätig. Mit anderen Worten: Diejenigen, die sich
tatsächlich im hingebungsvollen Dienst des Höchsten Herrn
betätigen, sind bereits von allen Reaktionen befreit. Für
diejenigen, die im hingebungsvollen Dienst der Höchsten
Persönlichkeit Gottes beschäftigt sind, verschwinden
allmählich alle sündhaften Reaktionen - seien diese
ausgereift, gespeichert oder in Form von Samen vorhanden.
Die reinigende Kraft hingebungsvollen Dienstes ist also
sehr stark, und daher wird solcher Dienst als pavitram
uttamam oder das Reinste bezeichnet. Uttamam bedeutet
"transzendental", tamas bedeutet "die materielle Welt" oder
"Dunkelheit", und uttamam bedeutet "das, was transzendental
zu materiellen Tätigkeiten ist". Hingebungsvolle
Tätigkeiten dürfen niemals als materiell angesehen werden,
wenngleich es manchmal so scheinen mag, als seien
Gottgeweihte wie gewöhnliche Menschen tätig. Wer jedoch
zu sehen vermag und sich mit hingebungsvollem Dienst
auskennt, wird wissen, dass es sich hier nicht um materielle
Tätigkeiten handelt. Sie sind alle spirituell und
hingebungsvoll, unverunreinigt durch die materiellen
Erscheinungsweisen der Natur.
Es heißt, dass die Ausführung hingebungsvollen Dienstes so
vollkommen ist, dass man die Ergebnisse unmittelbar
wahrnehmen kann. Dieses unmittelbare Ergebnis ist
tatsächlich sichtbar, und wir haben die praktische
Erfahrung gemacht, dass jeder, der die Heiligen Namens
Krsnas chantet (Hare Krsna, Hare Krsna, Krsna Krsna,
Hare Hare / Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare
Hare) schon bald transzendentale Freude verspürt und sehr
schnell von aller materiellen Verunreinigung frei wird. Dies
kann tatsächlich beobachtet werden. Wenn man nicht nur
ständig über Krsna hört, sondern darüber hinaus auch
versucht, die Botschaft hingebungsvoller Tätigkeiten zu
verbreiten, oder wenn man die missionarischen Tätigkeiten
des Krsna-Bewusstseins unterstützt, wird man bemerken,
dass man allmählich spirituellen Fortschritt macht. Dieser
Fortschritt im spirituellen Leben ist von keiner früheren
Bildung oder Qualifikation abhängig. Die Methode an sich
ist so rein, dass man rein wird, wenn man einfach nach ihr
handelt.
Im Vedanta-sutra wird dies mit folgenden Worten
beschrieben:
"Hingebungsvoller Dienst ist so mächtig, dass man ohne
jeden Zweifel erleuchtet wird, wenn man einfach die
Tätigkeiten des hingebungsvollen Dienstes verrichtet."
Narada, der als Sohn einer Dienerin geboren wurde, war
weder gebildet noch von hoher Herkunft, doch als seine
Mutter großen Gottgeweihten diente, bot sich auch Narada,
als seine Mutter gerade fort war, die Gelegenheit, diesen
großen Seelen zu dienen. Narada sagt selbst: "Einmal nahm
ich mit Erlaubnis der großen Weisen die Überreste ihrer
Speisen zu mir, und so wurden alle meine Sünden sofort
ausgelöscht. Auf diese Weise wurde ich im Herzen
gereinigt, und da begann das Wesen des Transzendentalisten
auf mich anziehend zu wirken.“ (SB.
1.5.25) Narada erzählt seinem Schüler Vyasadeva, dass er in
seinem letzten Leben während eines viermonatigen
Aufenthalts einiger geläuterter Geweihter ihr Dienstjunge
war und mit ihnen enge Gemeinschaft hatte. Manchmal
ließen diese Weisen Speisereste auf ihren Tellern zurück,
und der Knabe, der ihre Teller wusch, wollte die Reste
probieren. Er fragte daher die großen Gottgeweihten, ob er
sie essen dürfe, und sie gaben ihm ihre Erlaubnis. Narada
aß darauf diese Überreste und wurde folglich von allen
sündhaften Reaktionen befreit. Als er weiter die Reste ihrer
Speisen zu sich nahm, wurde er allmählich ebenso reinen
Herzens wie die Weisen und entwickelte allmählich den
gleichen Geschmack. Die großen Gottgeweihten kosteten
den Geschmack unablässigen hingebungsvollen Dienstes
für den Herrn - Hören, Chanten, usw. -, und als Narada
den gleichen Geschmack entwickelte, wollte er ebenfalls
von der Herrlichkeit des Herrn hören und chanten. So
entstand in ihm durch die Gemeinschaft mit den großen
Weisen ein starker Wunsch nach hingebungsvollem Dienst.
Deshalb zitierte er aus dem Vedanta-sutra: Wenn jemand
einfach den Tätigkeiten hingebungsvollen Dienstes nachgeht,
wird ihm alles von selbst offenbart, und er kann verstehen.
Das nennt man direkte Wahrnehmung.
Narada war eigentlich der Sohn einer Dienstmagd. Er hatte
keine Gelegenheit, zur Schule zu gehen. Er war einfach
seiner Mutter behilflich, und glücklicherweise diente seine
Mutter diesen Gottgeweihten. Das Kind Narada bekam
ebenfalls die Gelegenheit hierzu und erreichte einfach
durch Gemeinschaft mit den Weisen das höchste Ziel aller
Religion: hingebungsvollen Dienst. Im
Srimad-Bhagavatam heißt es, dass religiöse Menschen im
allgemeinen nicht wissen, dass die höchste Vollkommenheit
der Religion darin besteht, die Stufe hingebungsvollen
Dienstes zu erreichen. Im allgemeinen ist vedisches Wissen
notwendig, um den Pfad der Selbsterkenntnis zu verstehen.
Aber hier erlangte Narada, obwohl er in den vedischen
Prinzipien nicht geschult war, die höchsten Ergebnisse
vedischen Studiums. Dieser Vorgang ist so mächtig, dass
man die höchste Vollkommenheit erreichen kann, auch
ohne den religiösen Vorgang regelmäßig zu praktizieren.
Das wird in der vedischen Literatur ebenfalls bestätigt:
acaryavan puruso veda. Wer sich in der Gemeinschaft
großer acaryas befindet, kann, selbst wenn er nicht gebildet
ist oder die Veden nicht studiert hat, mit all dem zur
Selbsterkenntnis erforderlichen Wissen vertraut werden.
Der Vorgang des hingebungsvollen Dienstes wird mit
Freude praktiziert. Warum? Hingebungsvoller Dienst
besteht aus sravanam kirtanam visnoh. Man kann also
einfach dem Chanten von der Herrlichkeit des Herrn
zuhören, oder man kann von ermächtigten acaryas
gehaltene philosophische Vorträge über transzendentales
Wissen besuchen. Indem man einfach dasitzt und zuhört,
kann man lernen. Sodann kann man die Reste der Speisen,
die dem Herrn geopfert wurden (sehr wohlschmeckende
Gerichte), essen. In jedem Zustand ist hingebungsvoller
Dienst freudvoll. Man kann hingebungsvollen Dienst sogar
in den ärmsten Verhältnissen ausführen. Der Herr sagt:
patram puspam phalam. Er ist bereit, von dem
Gottgeweihten jede Opferung entgegenzunehmen - ganz
gleich, was es ist. Selbst ein Blatt, eine Blume, ein
Stückchen Frucht oder ein wenig Wasser - was in jedem
Teil der Welt erhältlich ist - kann von jedem Menschen,
ungeachtet seiner sozialen Stellung, geopfert werden und
wird vom Herrn angenommen, wenn es mit Liebe geopfert
wird. Es gibt in der Geschichte viele Beispiele hierfür. Nur
weil sie die tulasi-Blätter kosteten, die den Lotosfüßen des
Herrn geopfert waren, wurden große Weise wie Sanatkumara
zu großen Gottgeweihten. Der Vorgang der Hingabe
ist also sehr schön und kann mit Freude praktiziert werden.
Gott nimmt nur die Liebe, mit der Ihm etwas geopfert wird.
Es heißt hier, dass dieser hingebungsvolle Dienst ewig
besteht. Es verhält sich nicht so, wie die
Mayavadi-Philosophen behaupten. Sie nehmen manchmal
sogenannten hingebungsvollen Dienst auf, und solange sie
nicht befreit sind, setzen sie ihren hingebungsvollen Dienst
fort, doch am Ende, wenn sie Befreiung erlangen, "werden
sie eins mit Gott". Solch vorübergehender, zeitweiliger
hingebungsvoller Dienst ist nicht als reiner
hingebungsvoller Dienst anerkannt. Wirklicher hingebungsvoller
Dienst wird selbst nach der Befreiung
fortgesetzt. Wenn der Gottgeweihte zu einem der
spirituellen Planeten im Königreich Gottes geht, dient er
auch dort dem Höchsten Herrn. Er versucht nicht, mit dem
Höchsten Herrn eins zu werden.
Wie sich zeigen wird, beginnt wahrer hingebungsvoller
Dienst erst nach der Befreiung. In der Bhagavad-Gita heißt
es: brahma-bhuta. Nachdem man befreit ist, das heißt,
nachdem man im Brahman verankert ist, beginnt man mit
seinem wirklichen hingebungsvollen Dienst. Indem man
hingebungsvollen Dienst ausführt, kann man den Höchsten
Herrn verstehen. Niemand kann die Höchste Persönlichkeit
Gottes verstehen, indem er karma-yoga, jnana-yoga,
astanga-yoga oder irgendeinen anderen yoga unabhängig
praktiziert. Ohne auf die Ebene hingebungsvollen Dienstes
zu gelangen, kann man nicht verstehen, was die
Persönlichkeit Gottes ist. Im Srimad-Bhagavatam wird
ebenfalls bestätigt, dass man die Wissenschaft von Krsna
oder die Wissenschaft von Gott nur verstehen kann, wenn
man durch den Vorgang des hingebungsvollen Dienstes
gereinigt wird - besonders, indem man von selbstverwirklichten
Seelen aus dem Srimad-Bhagavatam oder der
Bhagavad-Gita hört. "Wenn das Herz von allen unsinnigen
Dingen befreit ist, kann man verstehen, was Gott
ist." Somit ist der Vorgang des hingebungsvollen Dienstes
bzw. des Krsna-Bewusstseins der König aller Bildung und
der König allen vertraulichen Wissens. Er ist die reinste
Form der Religion und kann mit Freude und ohne
Schwierigkeit praktiziert werden. Deshalb sollte man diese
Methode annehmen.

VERS 3
Wer auf dem Pfad des hingebungsvollen Dienstes ohne
Glauben ist, kann Mich nicht erreichen, o Bezwinger
der Feinde, sondern kehrt zu Geburt und Tod in die
materielle Welt zurück.
ERLÄUTERUNG
Die Ungläubigen können diesen Vorgang des
hingebungsvollen Dienstes nicht vollenden; das ist die
Bedeutung dieses Verses. Vertrauen wird durch die
Gemeinschaft mit Gottgeweihten geschaffen. Unselige
Menschen haben, selbst nachdem sie alle Beweise der
vedischen Literatur von großen Persönlichkeiten
vernommen haben, immer noch keinen Glauben an Gott.
Sie sind von zögernder Natur und können nicht fest im
hingebungsvollen Dienst des Herrn verankert bleiben.
Folglich ist Glaube der wichtigste Faktor für den Fortschritt
im Krsna-Bewusstsein. Im Caitanya-caritamrta heißt es,
dass man fest davon überzeugt sein soll, dass man einfach
durch Dienst für den Höchsten Herrn, Sri Krsna, die
höchste Vollkommenheit erreichen kann. Das ist wirklicher
Glaube. Im Srimad-Bhagavatam (4.31.14) steht
geschrieben:
"Wenn man die Wurzel eines Baumes bewässert, werden
alle Äste, Zweige und Blätter zufrieden, und wenn man den
Magen mit Essen versorgt, werden alle Sinne des Körpers
zufrieden. In ähnlicher Weise werden alle Halbgötter und
alle Lebewesen zufriedengestellt, wenn man sich im
transzendentalen Dienst des Höchsten Herrn beschäftigt."
Nachdem man die Bhagavad-Gita gelesen hat, sollte man
unverzüglich zur Schlussfolgerung der Bhagavad-Gita
kommen: Man sollte alle anderen Beschäftigungen
aufgeben und den Dienst für den Höchsten Herrn, Krsna,
die Persönlichkeit Gottes, aufnehmen. Glaube bedeutet, von
dieser Lebensphilosophie überzeugt zu sein, und die
Entwicklung dieses Glaubens ist der Vorgang des
Krsna-Bewusstseins.
Es gibt drei Arten Krsna-bewusster Menschen. Zur dritten
Gruppe gehören diejenigen, die keinen Glauben haben.
Solange sie nur offiziell im hingebungsvollen Dienst tätig
sind und ein verstecktes Ziel verfolgen, können sie die am
höchsten vervollkommnete Stufe nicht erreichen.
Höchstwahrscheinlich werden sie nach einiger Zeit
abrutschen. Sie mögen beschäftigt werden, aber weil es
ihnen an völliger Überzeugung und festem Glauben
mangelt, fällt es ihnen sehr schwer, Krsna-Bewusstsein
fortzusetzen. Wir haben bei der Ausübung unserer
missionarischen Tätigkeiten die praktische Erfahrung
gemacht, dass sich einige Menschen dem Krsna-Bewusstsein
mit einem versteckten Motiv zuwenden und den Vorgang
des hingebungsvollen Dienstes wieder aufgeben, sobald es
ihnen wirtschaftlich ein wenig besser geht - sie gehen
dann wieder ihre alten Wege. Nur durch Glauben kann man
im Krsna-Bewusstsein Fortschritte machen. Was die
Entwicklung von Glauben betrifft, so kann man sagen, dass
jemand, der in den Schriften des hingebungsvollen Dienstes
gut bewandert ist und die Stufe festen Glaubens erreicht
hat, ein erstklassiger Mensch im Krsna-Bewusstsein ist. Zur
zweiten Gruppe gehören diejenigen, die zwar im
Verständnis der Schriften des hingebungsvollen Dienstes
nicht sehr fortgeschritten sind, die aber trotzdem von selbst
fest daran glauben, dass Krsna-bhakti oder Dienst für Krsna
der beste Weg ist, und die ihn deshalb in gutem Glauben
angenommen haben. Daher befinden sie sich auf einer
höheren Stufe als die drittklassigen Gottgeweihten, die
weder über vollkommenes Wissen von den Schriften noch
über guten Glauben verfügen, aber durch Gemeinschaft mit
Gottgeweihten und Einfachheit zu folgen suchen. Der
drittklassige Mensch im Krsna-Bewusstsein mag zu Fall
kommen, doch wenn man zur zweiten oder ersten Klasse
gehört, kommt man nicht zu Fall. Jemand, der zur ersten
Gruppe zählt, wird zweifellos Fortschritte machen und am
Ende das Ziel erreichen. Obwohl der drittklassige Mensch
im Krsna-Bewusstsein im Innern überzeugt ist, dass
hingebungsvoller Dienst für Krsna sehr gut ist, weiß er
nichts von Krsna aus den Schriften wie
Srimad-Bhagavatam und Bhagavad-Gita. Manchmal neigen
diese drittklassigen Geweihten im Krsna-Bewusstsein zu
karma-yoga und jnana-yoga, und zuweilen sind sie
verwirrt, doch sowie die Infektion von karma-yoga oder
jnana-yoga verflogen ist, werden sie zu zweitklassigen oder
sogar erstklassigen Geweihten im Krsna-Bewusstsein.
Glaube an Krsna wird ebenfalls in drei Stufen unterteilt und
im Srimad-Bhagavatam beschrieben. Erstklassige
Anhaftung, zweitklassige Anhaftung und drittklassige
Anhaftung werden ebenfalls im Srimad-Bhagavatam, im
Elften Canto, erklärt. Diejenigen, die keinen Glauben haben
- sogar nachdem sie von Krsna und der Vorzüglichkeit
des hingebungsvollen Dienstes gehört haben - und die
alles nur für Lobpreisung halten, finden diesen Pfad sehr
schwierig, auch wenn sie anscheinend im hingebungsvollen
Dienst beschäftigt sind. Für sie besteht wenig Hoffnung, die
Vollkommenheit zu erreichen. Folglich ist Glaube bei der
Ausführung hingebungsvollen Dienstes sehr wichtig.

VERS 4
Von Mir, in Meiner unmanifestierten Form, ist das
gesamte Universum durchdrungen. Alle Wesen sind in

Mir,
aber Ich bin nicht in ihnen.
ERLÄUTERUNG
Die Höchste Persönlichkeit Gottes ist nicht durch die
groben materiellen Sinne wahrnehmbar. Es wird gesagt,
dass Sri Krsnas Name, Sein Ruhm, Seine Spiele usw. nicht
durch materielle Sinne verstanden werden können. Nur
jemandem, der unter der richtigen Führung in reinem
hingebungsvollem Dienst tätig ist, offenbart Sich der Herr.
In der Brahma-sanhita (5.38) heißt es:
Man kann die Höchste
Persönlichkeit Gottes, Govinda, immer innerhalb und
außerhalb seinerselbst sehen, wenn man dem Herrn
gegenüber eine transzendentale liebevolle Haltung
entwickelt hat. Daher ist Er für die Menschen im
allgemeinen nicht sichtbar. Hier wird gesagt, dass Er,
obwohl alldurchdringend und überall gegenwärtig, durch
die materiellen Sinne nicht wahrnehmbar ist. Aber obwohl
wir Ihn nicht sehen können, ruht dennoch alles in Ihm. Wie
wir schon im Siebten Kapitel besprochen haben, ist die
gesamte materielle kosmische Manifestation nichts als eine
Zusammensetzung Seiner beiden verschiedenen Energien:
der höheren spirituellen Energie und der niederen
materiellen Energie. Wie die Sonnenstrahlen überall im
Universum verbreitet sind, so ist die Energie des Herrn
über die ganze Schöpfung verbreitet, und alles ruht in
dieser Energie.
Man sollte jedoch nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass Er
Seine persönliche Existenz verloren habe, weil Er überall
verbreitet sei. Um ein solches Argument zu widerlegen,
sagt der Herr: "Ich bin überall, und alles ist in Mir, aber
dennoch bin Ich weit entfernt von allem." Ein König zum
Beispiel führt eine Regierung, die nichts anderes als die
Manifestation seiner Energie ist; die verschiedenen
Regierungsabteilungen sind nichts anderes als die Energien
des Königs, und jede Abteilung beruht auf seiner Macht.
Aber dennoch kann man nicht erwarten, dass der König in
jeder Abteilung persönlich anwesend ist. Das ist ein grobes
Beispiel. In ähnlicher Weise beruhen alle Manifestationen,
die wir sehen, und alles, was sowohl in der materiellen als
auch in der spirituellen Welt existiert, auf der Energie der
Höchsten Persönlichkeit Gottes. Die Schöpfung findet
durch die Verbreitung der verschiedenen Energien des
Herrn statt, und wie in der Bhagavad-Gita erklärt wird, ist
Er überall durch Seine persönliche Repräsentation bzw. die
Ausbreitung Seiner verschiedenen Energien gegenwärtig.

VERS 5
Und dennoch ruht alles Erschaffene nicht in Mir. Sieh
nur Meinen mystischen Reichtum! Obwohl Ich der
Erhalter aller Lebewesen und obwohl Ich
allgegenwärtig bin, ist Mein Selbst dennoch der
Ursprung der Schöpfung.
ERLÄUTERUNG
Der Herr sagt, dass alles auf Ihm ruht. Das sollte nicht
missverstanden werden. Der Herr kümmert Sich nicht direkt
um die Erhaltung und Versorgung dieser materiellen
Manifestation. Manchmal sehen wir ein Bild von Atlas, der
den Erdball auf seinen Schultern trägt: er scheint vom
Tragen des großen Erdplaneten sehr müde zu sein. Eine
solche Vorstellung sollte jedoch nicht auf Krsna übertragen
werden, der dieses geschaffene Universum aufrechterhält.
Krsna sagt, Er sei weit entfernt von allem, obwohl alles auf
Ihm ruhe. Die Planetensysteme schweben im Raum, und
dieser Raum ist die Energie des Höchsten Herrn. Der Herr
aber ist verschieden vom Raum. Er weilt an einem anderen
Ort. Deshalb sagt der Herr "Obwohl sich die Lebewesen in
Meiner unbegreiflichen Energie befinden, bin Ich dennoch,
als die Höchste Persönlichkeit Gottes, jenseits von ihnen."
Das ist der unbegreifliche Reichtum des Herrn.
Im vedischen Wörterbuch heißt es: "Der Höchste Herr führt
unvorstellbar schöne Spiele durch, bei denen Er Seine
Energie entfaltet; Seine Person ist von verschiedenen
mächtigen Energien erfüllt, und schon Sein Entschluss ist
eine Tatsache. So ist die Persönlichkeit Gottes zu
verstehen." Wir mögen uns vornehmen, etwas zu tun, aber
es gibt so viele Hindernisse, und manchmal ist es uns nicht
möglich, so zu handeln, wie wir gern möchten. Doch wenn
Krsna etwas tun möchte, geschieht alles - einfach durch
Seinen Willen - so vollkommen, dass man sich nicht
erklären kann, wie es zustande gekommen ist. Der Herr
erklärt diese Tatsache wie folgt: Obwohl Er die gesamte
materielle Manifestation erhält und versorgt, berührt Er
diese materielle Manifestation nicht. Einfach durch Seinen
höchsten Willen wird alles erschaffen, alles versorgt, alles
erhalten und alles vernichtet. Da Er das absolute spirituelle
Wesen ist, gibt es zwischen Seinem Geist und Ihm Selbst
keinen solchen Unterschied, wie er zwischen unserem
Selbst und unserem gegenwärtigen materiellen Geist
besteht. Der Herr ist gleichzeitig in allem Existierenden
gegenwärtig; doch der gewöhnliche Mensch ist nicht fähig
zu verstehen, wie Er auch persönlich gegenwärtig sein
kann. Obwohl Er von der materiellen Manifestation
verschieden ist, ruht doch alles auf Ihm. Dies wird hier als
yogam aisvaram erklärt, als die mystische Kraft der
Höchsten Persönlichkeit Gottes.

VERS 6
Wisse, wie der mächtige Wind, der überall weht, immer
im ätherischen Raum ruht, so ruhen in gleicher Weise
alle Wesen in Mir.
ERLÄUTERUNG
Für den gewöhnlichen Menschen ist es praktisch
unbegreiflich, wie die gewaltige materielle Schöpfung in
Krsna ruhen kann. Aber der Herr gibt hier ein Beispiel, das
uns zu einem Verständnis verhelfen kann: Das Weltall ist
die größte Manifestation, die wir uns denken können, und
die kosmische Manifestation ruht in diesem Raum. Der
Weltraum erlaubt sowohl den Atomen als auch den größten
Planeten wie Sonne und Mond, sich zu bewegen. Obwohl
der Himmel (oder der Wind oder die Luft) groß ist,
befindet er sich dennoch innerhalb des Raums. Raum ist
nicht jenseits des Himmels.
In ähnlicher Weise existieren all die wunderbaren
kosmischen Manifestationen durch den höchsten Willen
Gottes, und sie alle sind diesem höchsten Willen untergeordnet.
Wie wir im allgemeinen sagen, kann sich nicht
einmal ein Grashalm ohne den Willen der Höchsten
Persönlichkeit Gottes bewegen. Und so bewegt sich alles
nach Seinem Willen: Durch Seinen Willen wird alles
erschaffen, alles erhalten und alles vernichtet. Dennoch ist
Er von allem entfernt, ebenso wie der Raum immer von den
Tätigkeiten der Atmosphäre entfernt ist. In den Upanisaden
heißt es: "Der Wind weht aus Furcht vor dem Höchsten
Herrn." Und auch in der Garga Upanisad heißt es: "Auf
höchsten Befehl und unter der Oberaufsicht der Höchsten
Persönlichkeit Gottes bewegen sich der Mond, die Sonne
und die großen Planeten." In der Brahma-samhita wird
diese Tatsache ebenfalls erklärt. Auch finden wir dort eine
Beschreibung der Sonne, und es wird dort gesagt, dass sie
als eines der Augen des Höchsten Herrn angesehen wird
und über unermessliche Kraft verfügt, um Hitze und Licht
zu verbreiten. Dennoch bewegt sie sich auf den Befehl und
durch den höchsten Willen Govindas in ihrer
vorgeschriebenen Bahn. In der vedischen Literatur finden
wir also den Beweis dafür, dass die materielle
Manifestation, die uns so wunderbar und groß erscheint,
unter der vollständigen Herrschaft der Höchsten
Persönlichkeit Gottes steht. Dies wird in den späteren
Versen dieses Kapitels noch ausführlicher erklärt werden.

VERS 7
O Sohn Kuntis, am Ende des Zeitalters geht die gesamte
materielle Manifestation in Meine Natur ein, und am
Anfang des nächsten Zeitalters erschaffe Ich durch
Meine Kraft erneut.
ERLÄUTERUNG
Die Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung der materiellen
kosmischen Manifestation ist ganz vom höchsten Willen
der Persönlichkeit Gottes abhängig. "Am Ende des
Zeitalters" bedeutet zum Zeitpunkt von Brahmas Tod.
Brahma lebt einhundert Jahre, und einer seiner Tage
entspricht etwa 4 300 000 000 unserer Erdenjahre. Seine
Nacht währt ebenso lange. Einer seiner Monate besteht aus
dreißig solcher Tage und Nächte und ein Jahr aus zwölf
solcher Monate. Nach einhundert solcher Jahre, wenn
Brahma stirbt, findet die Zerstörung oder Vernichtung statt;
das bedeutet, dass die vom Höchsten Herrn manifestierte
Energie wieder in Ihn zurückgezogen wird. Wenn es dann
wieder notwendig ist, die kosmische Welt zu manifestieren,
geschieht dies durch Seinen Willen: "Obwohl Ich Einer bin,
werde Ich zu vielen." So lautet der vedische Aphorismus.
Der Höchste Herr erweitert Sich in die materielle Energie,
und so findet die gesamte kosmische Manifestation erneut
statt.

VERS 8
Die gesamte kosmische Ordnung untersteht Mir. Durch
Meinen Willen wird sie immer wieder manifestiert, und
durch Meinen Willen wird sie am Ende vernichtet.
ERLÄUTERUNG
Diese Materie ist die Manifestation der niederen Energie
der Höchsten Persönlichkeit Gottes. Das ist bereits
mehrfach erklärt worden. Bei der Schöpfung wird die
materielle Energie als mahat-tattva freigesetzt, in das der
Herr als die erste purusa-Inkarnation, Maha-Visnu, eingeht.
Er liegt im Ozean der Ursachen, atmet unzählige Universen
aus und geht in jedes Universum als Garbhodakasayi Visnu
ein. Auf diese Weise wird jedes Universum erschaffen.
Darauf manifestiert Er Sich als Ksirodakasayi Visnu, und
dieser Visnu geht in alles ein - selbst in das winzige
Atom.
Was nun die Lebewesen betrifft, so werden sie in die
materielle Natur gezeugt und nehmen als Ergebnis ihrer
vergangenen Taten verschiedene Stellungen ein. So beginnt
die Aktivität der materiellen Welt. Die Tätigkeiten der
verschiedenen Lebensformen beginnen mit dem ersten
Augenblick der Schöpfung. Es ist nicht so, dass sich alles
evolutionsmäßig entwickelt. Die verschiedenen
Lebensformen werden gleichzeitig mit dem Universum
geschaffen. Menschen, Säugetiere, Vögel, Insekten usw. -
alles wird zur gleichen Zeit geschaffen; denn alle Wünsche,
die die Lebewesen bei der letzten Vernichtung hatten,
werden erneut manifestiert. Es heißt hier klar, dass die
Lebewesen mit diesem Vorgang nichts zu tun haben. Der
Seinszustand, in dem sie sich in ihrem letzten Leben in der
vergangenen Schöpfung befanden, wird einfach erneut
manifestiert, und all dies geschieht einfach durch den
Willen des Herrn. Das ist die unbegreifliche Macht der
Höchsten Persönlichkeit Gottes. Und nachdem der Herr die
verschiedenen Spezies geschaffen hat, hat Er keine Verbindung
mit ihnen. Die Schöpfung findet statt, um den
Neigungen der verschiedenen Lebewesen gerecht zu
werden, und so wird der Herr nicht in diesen Vorgang verwickelt.

VERS 9
O Dhanaijaya, diese Tätigkeiten können Mich nicht
binden. Ich bin immer unberührt, als wäre Ich
unbeteiligt.
ERLÄUTERUNG
Man sollte in diesem Zusammenhang nicht denken, der
Herr, die Höchste Persönlichkeit Gottes, habe keine
Beschäftigung. In Seiner spirituellen Welt ist Er immer
beschäftigt. In der Brahma-samhita heißt es: "Er geht
immer Seinen ewigen, glückseligen spirituellen Tätigkeiten
nach, doch Er hat nichts mit den Tätigkeiten der materiellen
Welt zu tun." Materielle Tätigkeiten werden von Seinen
verschiedenen Kräften ausgeführt. Der Herr verhält sich
immer neutral zu den materiellen Tätigkeiten der
geschaffenen Welt. Diese Neutralität wird hier erklärt.
Obwohl Er jedes winzige Teilchen der Materie beherrscht,
verhält Er Sich dennoch neutral. Man kann hier das
Beispiel eines Oberrichters anführen, der auf seinem
Richterstuhl sitzt. Auf seinen Befehl geschehen so viele
Dinge: Jemand wird gehängt; ein anderer wird ins
Gefängnis geworfen, und wieder einem anderen wird eine
riesige Geldsumme zugesprochen - aber dennoch ist der
Richter neutral. Er hat mit solchem Gewinn und Verlust
nichts zu tun. In ähnlicher Weise ist der Herr immer
neutral, obwohl Sein Einfluss sich auf jeden
Tätigkeitsbereich erstreckt. Im Vedanta-sutra wird gesagt,
dass Er Sich nicht innerhalb der Dualitäten dieser
materiellen Welt befindet. Er steht in transzendentaler
Stellung zu diesen Dualitäten. Auch wird Er von der
Schöpfung und Vernichtung der materiellen Welt nicht
berührt. Die Lebewesen nehmen ihren Neigungen
entsprechend verschiedene Formen in den vielfachen Arten
des Lebens an, doch der Herr mischt Sich da nicht ein.

VERS 10
Die materielle Natur arbeitet unter Meiner Führung, o
Sohn Kuntis, und bringt alle sich bewegenden und sich
nicht bewegenden Wesen hervor. Nach ihrem Gesetz
wird diese Manifestation immer wieder geschaffen und
immer wieder aufgelöst.
ERLÄUTERUNG
Hier wird klar gesagt, dass der Höchste Herr der höchste
Lenker ist, obgleich Er allen Tätigkeiten der materiellen
Welt fern ist. Der Höchste Herr ist der höchste Wille und
der Hintergrund der materiellen Manifestation: doch die
Verwaltung untersteht der materiellen Natur. Krsna sagt in


der Bhagavad-Gita auch, dass Er der Vater aller Lebewesen
in den verschiedenen Formen und Arten ist. Der Vater gibt
den Samen in den Schoß der Mutter. um ein Kind zu
zeugen, und in ähnlicher Weise zeugt der Höchste Herr
durch Seinen bloßen Blick die Lebewesen in den Schoß der
materiellen Natur, aus dem sie, ihren letzten Wünschen und
Tätigkeiten entsprechend, in verschiedenen Formen und
Arten hervorkommen. Obwohl all diese Lebewesen unter
dem Blick des Höchsten geboren werden, nehmen sie ihren
vergangenen Taten und Wünschen gemäß verschiedene
Körper an. Der Herr ist also nicht direkt mit der materiellen
Welt verbunden. Er blickt nur über die materielle Natur; die
materielle Natur wird so aktiviert, und alles wird
augenblicklich geschaffen. Da der Höchste Herr über die
materielle Natur blickt, gibt es zweifellos auch von Seiner
Seite aus Aktivität, doch hat Er mit der Manifestation der
materiellen Welt direkt nichts zu tun. Dazu wird in der
smrti folgendes Beispiel gegeben: Wenn jemand eine
Blume vor sich stehen hat, kann er ihren Duft mit seinem
Geruchssinn wahrnehmen, und doch haben das Riechen
und die Blume nichts miteinander zu tun. Eine ähnliche
Verbindung besteht zwischen der materiellen Welt und der
Höchsten Persönlichkeit Gottes. Eigentlich hat der Herr mit
der materiellen Welt nichts zu tun, doch erscheint Er durch
Seinen Blick und lenkt alles. Zusammenfassend kann man
sagen, dass die materielle Natur ohne die Oberaufsicht der
Höchsten Persönlichkeit Gottes nicht imstande ist, in
irgendeiner Weise tätig zu sein. Aber dennoch ist die
Höchste Persönlichkeit von allen materiellen Tätigkeiten
losgelöst.

VERS 11
Toren verspotten Mich, wenn Ich in der menschlichen
Gestalt erscheine. Sie kennen nicht Mein
transzendentales Wesen und Meine höchste Herrschaft
über alles Existierende.
ERLÄUTERUNG
Aus den anderen Erklärungen der vorangegangenen Verse
in diesem Kapitel wird klar, dass die Höchste Persönlichkeit
Gottes kein gewöhnlicher Mensch ist, obwohl der Herr wie
ein menschliches Wesen erscheint. Die Persönlichkeit
Gottes, die die Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung der
gesamten kosmischen Manifestation leitet, kann kein
gewöhnlicher Mensch sein. Dennoch gibt es viele törichte
Menschen, die glauben, Krsna sei bloß ein mächtiger
Mensch, und nicht mehr. In Wirklichkeit aber ist Er die
ursprüngliche Höchste Persönlichkeit, wie auch in der
Brahma-samhita bestätigt wird Krsna ist der Höchste Herr.

Es gibt viele isvaras oder Herrscher, von denen einer
größer zu sein scheint als der andere. Bei gewöhnlichen
Verwaltungsangelegenheiten in der materiellen Welt zum
Beispiel wird ein Beamter oder Direktor von einem
Sekretär kontrolliert, dieser von einem Minister und dieser
wiederum von einem Präsidenten. Jeder von ihnen ist ein
Kontrollierender, doch der eine wird vom anderen
kontrolliert. In der Brahma-sahita wird gesagt, dass Krsna
der höchste Kontrollierende ist. Sowohl in der materiellen
als auch in der spirituellen Welt gibt es zweifellos viele
Herrscher, doch Krsna ist der höchste Herrscher, und Sein Körper
ist sac-cid-ananda, nicht materiell.
Materielle Körper können nicht solch wunderbare Taten
vollbringen, wie sie in den vorangegangenen Versen
beschrieben wurden. Der Körper Krsnas ist ewig,
glückselig und voller Wissen. Doch obwohl Er kein
gewöhnlicher Mensch ist, verspotten Ihn die Toren und
halten Ihn für einen der Ihren. Sein Körper wird hier als
manusim bezeichnet, weil Er genauso handelt wie ein
Mensch, ein Freund Arjunas, ein Politiker, der in die
Schlacht von Kuruksetra verwickelt ist. In so vieler
Hinsicht handelt Er genauso wie ein gewöhnlicher Mensch,
doch im Grunde ist Sein Körper sac-cid-ananda-vigraha -
ewige Glückseligkeit und absolutes Wissen. Dies wird auch
in den vedischen Schriften bestätigt:
sac-cid-ananda-rôpaya Krsnaya. "Ich erweise meine
Ehrerbietungen Krsna, der Höchsten Persönlichkeit Gottes,
der die ewig glückselige Gestalt voller Wissen ist." Eine
andere Beschreibung in den Veden lautet: tam ekam
govindam. "Du bist Govinda, die Freude der Sinne und der
Kühe." Und weiter: sac-cid-ananda-vigraham. "Und Deine
Gestalt ist transzendental, voller Wissen, Glückseligkeit
und Ewigkeit."
Trotz der transzendentalen Eigenschaften von Sri Krsnas
Körper, Seiner vollkommenen Glückseligkeit und Seines
vollendeten Wissens gibt es viele sogenannte Gelehrte und
Kommentatoren der Bhagavad-Gita, die Krsna als einen
gewöhnlichen Menschen verspotten. Der Gelehrte mag
dank vergangener guter Taten als außergewöhnlicher
Mensch geboren worden sein, doch eine solche Vorstellung
von Krsna zeugt von geringem Wissen. Deshalb bezeichnet
man ihn als mudha (Esel), denn nur törichte Menschen
halten Krsna für ein gewöhnliches menschliches Wesen,
193

weil sie die vertraulichen Taten des Herrn und Seiner
verschiedenen Energien nicht kennen. Sie wissen nicht, dass
Krsnas Körper das Symbol vollständigen Wissens und
vollkommener Glückseligkeit ist und dass Er der Besitzer
alles Existierenden ist und jedem Befreiung gewähren
kann. Weil sie nicht wissen, dass Krsna so viele
transzendentale Eigenschaften in Sich birgt, verspotten sie
Ihn.
Auch wissen sie nicht, dass das Erscheinen der Höchsten
Persönlichkeit Gottes in der materiellen Welt eine
Manifestation Ihrer inneren Energie ist. Krsna ist der Herr
der materiellen Energie, und wie bereits mehrfach erklärt
wurde (mama maya duratyaya), sagt Er, dass die materielle
Energie, obwohl sehr mächtig, unter Seiner Aufsicht steht,
und dass jeder, der sich Ihm ergibt, dem Einfluss dieser
materiellen Energie entkommen kann. Wenn eine Seele, die
sich Krsna ergeben hat, dem Einfluss der materiellen
Energie entgehen kann, wie kann dann der Höchste Herr,
der die Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung der
gesamten kosmischen Natur leitet, einen materiellen Körper
wie wir haben? Diese Vorstellung von Krsna ist also
einfach Torheit. Verblendete Menschen können sich indes
nicht vorstellen, dass Krsna, die Persönlichkeit Gottes, der
wie ein gewöhnlicher Mensch erscheint, alle Atome und die
gigantische Manifestation der universalen Form
beherrschen kann. Das Größte und das Kleinste befinden
sich jenseits ihres Vorstellungsvermögens, und folglich
können sie nicht begreifen, dass eine Form wie die eines
Menschen gleichzeitig das Unendliche und das Winzige
beherrschen kann. Obwohl Er das Unbegrenzte und das
Begrenzte lenkt, ist Er in Wirklichkeit von all diesen
Manifestationen weit entfernt. Im Zusammenhang mit
Seiner yogam aisvaram, Seiner unbegreiflichen transzendentalen
Energie, wird eindeutig gesagt, dass Er das
Unbegrenzte und das Begrenzte gleichzeitig beherrschen
und dennoch davon unberührt bleiben kann. Wenngleich
sich die Toren nicht vorstellen können, wie Krsna, der
geradeso wie ein menschliches Wesen erscheint, das
Unbegrenzte und das Begrenzte beherrschen kann, akzeptieren
die reinen Gottgeweihten dies, denn sie wissen,
dass Krsna die Höchste Persönlichkeit Gottes ist. Deshalb
ergeben sie sich Ihm völlig und beschäftigen sich im
Krsna-Bewusstsein, im hingebungsvollen Dienst des Herrn.
Zwischen den Unpersönlichkeitsanhängern und den
Persönlichkeitsanhängern gibt es viele
Meinungsverschiedenheiten über das Erscheinen des Herrn
als menschliches Wesen. Wenn wir aber die Bhagavad-Gita
und das Srimad-Bhagavatam zu Rate ziehen, jene
autoritativen Texte, die uns die Wissenschaft von Krsna
vermitteln, können wir begreifen, dass Krsna die Höchste
Persönlichkeit Gottes ist. Er ist kein gewöhnlicher Mensch,
obwohl Er auf der Erde wie ein gewöhnlicher Mensch

erschien.
Im Srimad-Bhagavatam, im Ersten Kapitel des
Ersten Canto, wird als Antwort auf die Frage der Weisen
nach den Taten Krsnas gesagt, dass Sein Erscheinen als
Mensch die Toren verwirrt. Kein Mensch könnte die
wunderbaren Taten vollbringen, die Krsna vollbrachte, als
Er auf der Erde gegenwärtig war. Als Krsna vor Seinem
Vater und Seiner Mutter, Vasudeva und Devaki, erschien,
zeigte Er Sich ihnen mit vier Händen, doch nach den
Gebeten Seiner Eltern verwandelte Er Sich dem Aussehen
nach in ein gewöhnliches Kind. Sein Erscheinen als
gewöhnlicher Mensch ist einer der Aspekte Seines
transzendentalen Körpers. Im Elften Kapitel der
Bhagavad-Gita heißt es hierzu: tenaiva rupena usw. Arjuna
betete, es möge ihm noch einmal vergönnt sein, jene
vierhändige Form zu sehen, und als Krsna so von Arjuna
gebeten wurde, nahm Er wieder Seine ursprüngliche
Gestalt an. All diese verschiedenen Aspekte des Höchsten
Herrn sind gewiss nicht die eines gewöhnlichen Menschen.
Einige von denen, die Krsna verspotten, da sie von der
Mayavadi-Philosophie infiziert sind, zitieren den folgenden
Vers aus dem Srimad-Bhagavatam (3.29.21), um zu
beweisen, dass Krsna nur ein gewöhnlicher Mensch ist:
"Der Höchste ist in jedem Lebewesen gegenwärtig." Wir sollten
diesen Vers jedoch lieber von Vaisnava-acaryas wie Jiva
Gosvami verstehen, als uns an Interpretationen
unautorisierter Kommentatoren zu halten, die Krsna
verspotten. Jiva Gosvami sagt in seinem Kommentar zu
diesem Vers, dass Krsna in Seiner vollständigen
Erweiterung als Paramatma in den sich bewegenden und
sich nicht bewegenden Wesen als Überseele weilt. Jeder
neue Gottgeweihte also, der nur der arca-murti (der Form
des Höchsten Herrn im Tempel) seine Aufmerksamkeit
schenkt und andere Lebewesen nicht achtet, verehrt die
Form des Herrn im Tempel vergeblich. Es gibt drei Arten
von Geweihten des Herrn, und der Neuling befindet sich
auf der untersten Stufe. Der neue Gottgeweihte schenkt der
Bildgestalt des Herrn im Tempel mehr Aufmerksamkeit als
den anderen Gottgeweihten; deshalb fordert Jiva Gosvami
dazu auf, dass diese Einstellung berichtigt werden sollte.
Ein Gottgeweihter sollte sehen, dass Krsna im Herzen eines
jeden als Paramatma gegenwärtig ist; daher ist jeder Körper
die Verkörperung oder der Tempel des Höchsten Herrn,
und folglich sollte man, ebenso wie man dem Tempel des
Herrn Achtung erweist, jeden Körper, in dem der
Paramatma weilt, in rechter Weise achten. Jedem sollte also
der angemessene Respekt erwiesen und niemand sollte
missachtet werden.
Es gibt auch viele Unpersönlichkeitsanhänger, die über
Tempelverehrung spotten. Sie sagen: Wenn Gott überall ist,
warum soll man sich auf die Verehrung im Tempel
beschränken? Aber wenn Gott überall ist, ist Er dann nicht
auch im Tempel oder in der Bildgestalt? Obwohl sich die
Persönlichkeits- und die Unpersönlichkeitsanhänger aus
diesem Grund fortwährend bekämpfen werden, weiß ein
vollkommener Gottgeweihter im Krsna-Bewusstsein, dass
Krsna, obwohl die Höchste Persönlichkeit,
alldurchdringend ist, was die Brahma-samhita bestätigt.
Obwohl Sein persönliches Reich Goloka Vrndavana ist und
Er immer dort bleibt, ist Er dennoch, durch Seine
verschiedenen Energiemanifestationen und durch Seine
vollständigen Erweiterungen, überall in allen Teilen der
materiellen und spirituellen Schöpfung gegenwärtig.

VERS 12
Diejenigen, die so verwirrt sind, werden von
dämonischen und atheistischen Auffassungen
angezogen. In diesem verblendeten Zustand werden ihre
Hoffnungen auf Befreiung, ihre fruchtbringenden
Tätigkeiten und ihr Wissen, das sie entwickelt haben,
allesamt zunichte gemacht.
ERLÄUTERUNG
Es gibt viele Gottgeweihte, die sich selbst für
Krsna-bewusst halten und glauben, in Hingabe zu dienen,
während sie in ihrem Herzen die Höchste Persönlichkeit
Gottes, Krsna, nicht annehmen. Sie werden die Frucht des
hingebungsvollen Dienstes - die Rückkehr zu Gott - auf
keinen Fall kosten. In ähnlicher Weise werden auch
diejenigen, die fruchtbringenden, frommen Tätigkeiten
nachgehen und letztlich hoffen, von der materiellen
Verstrickung befreit zu werden, niemals erfolgreich sein, da
sie die Höchste Persönlichkeit Gottes, Krsna, missachten.
Mit anderen Worten: Menschen, die Krsna nicht achten,
müssen als dämonisch oder atheistisch angesehen werden.
Wie im Siebten Kapitel der Bhagavad-Gita beschrieben
wird, ergeben sich solche dämonischen Schurken Krsna
niemals. Ihre gedanklichen Spekulationen, mit deren Hilfe
sie die Absolute Wahrheit erreichen wollen, führen sie
vielmehr zu der falschen Schlussfolgerung, dass das
gewöhnliche Lebewesen und Krsna ein und dasselbe seien.
Mit dieser falschen Überzeugung glauben sie, der Körper
eines Menschen sei jetzt einfach von der materiellen Natur
bedeckt, und sobald man von diesem materiellen Körper
befreit sei, gebe es keinen Unterschied mehr zwischen Gott
und einem selbst. Dieser Versuch, mit Krsna eins zu
werden, wird scheitern, da er auf Verblendung beruht.
Solch eine atheistische und dämonische Kultivierung spirituellen
Wissens ist stets vergebens. Das ist es, was mit
diesem Vers angedeutet werden soll. Der Versuch solcher
Menschen, mit Hilfe der vedischen Literatur wie des
Vedanta-sutra und der Upanisaden Wissen zu kultivieren,
ist immer zum Scheitern verurteilt.
Es ist daher ein schweres Vergehen, Krsna, die Höchste
Persönlichkeit Gottes, für einen gewöhnlichen Menschen
zu halten. Diejenigen, die so denken, sind zweifellos
verblendet, denn sie können die ewige Gestalt Krsnas nicht
verstehen. Im Brhad-vaisnava-mantra heißt es eindeutig,
dass jemand, der den Körper Krsnas für materiell hält, von
allen Ritualen und Handlungen der sruti ausgeschlossen
werden sollte. Und wenn man zufällig sein Gesicht sieht,
sollte man sofort ein Bad in der Ganga nehmen, um sich
von dieser Infektion zu befreien.
Die Menschen verspotten Krsna, weil sie die Höchste
Persönlichkeit Gottes beneiden. Ihr Schicksal ist es ohne
Zweifel, immer wieder in den atheistischen und
dämonischen Lebensarten geboren zu werden. Fortgesetzt
wird ihr wirkliches Wissen von Täuschung verschleiert
bleiben, und so werden sie sich allmählich in den
finstersten Bereich der Schöpfung zurückbewegen.

VERS 13
O Sohn Prthas, diejenigen, die nicht verblendet sind, die
großen Seelen, stehen unter dem Schutz der göttlichen
Natur. Sie sind vollständig im hingebungsvollen Dienst
beschäftigt, da sie Mich als die Höchste Persönlichkeit
Gottes kennen, die ursprünglich und unerschöpflich ist.
ERLÄUTERUNG
In diesem Vers findet man die klare Beschreibung eines
mahatma. Das erste Kennzeichen eines mahatma besteht
darin, dass er in der göttlichen Natur bereits verankert ist. Er
steht nicht unter der Herrschaft der materiellen Natur. Und
wie ist dies bewirkt worden? Das wird im Siebten Kapitel
erklärt: "Wer sich der Höchsten Persönlichkeit Gottes, Sri
Krsna, ergibt, wird sogleich von der Herrschaft der materiellen
Welt befreit." Das ist die Qualifikation. Man kann
von der Herrschaft der materiellen Natur frei werden,
sobald man seine Seele der Höchsten Persönlichkeit Gottes
weiht. Das ist die erste Voraussetzung. Weil das Lebewesen
marginale Kraft ist, wird es, sobald es von der Herrschaft
der materiellen Energie befreit ist, unter die Führung der
spirituellen Natur gestellt. Die Führung der spirituellen
Natur wird daivià prakrtim oder göttliche Natur genannt.
Wenn man also auf diese Weise - durch Hingabe an die
Höchste Persönlichkeit Gottes - erhoben wird, erreicht
man die Stufe der großen Seele, des mahatma.
Der mahatma lenkt seine Aufmerksamkeit auf nichts
anderes als Krsna, da er wohl weiß, dass Krsna die
ursprüngliche Höchste Person ist, die Ursache aller Ursachen.
Darüber besteht kein Zweifel. Solch ein mahatma,
eine große Seele, entwickelt sich durch das Zusammensein
mit anderen mahatmas oder reinen Gottgeweihten. Reine
Gottgeweihte fühlen sich nicht einmal zu Krsnas anderen
Aspekten wie dem vierarmigen Maha-Visnu hingezogen.
Weil sie keine Anziehung zu den anderen Aspekten Krsnas
(geschweige denn zu den Halbgöttern) verspüren, sind
ihnen die Halbgötter und menschlichen Wesen nicht so
wichtig. Sie meditieren nur über Krsna im
Krsna-Bewusstsein. Sie sind ständig im unerschütterlichen
Dienst des Herrn, im Krsna-Bewusstsein, beschäftigt.

VERS 14
Ohne Unterlass preisen sie Meine Herrlichkeit, bemühen
sich mit großer Entschlossenheit und verneigen sich vor
Mir. So verehren Mich die großen Seelen unaufhörlich
mit Hingabe.
ERLÄUTERUNG
Einen mahatma kann man nicht fabrizieren, indem man
irgendeinen gewöhnlichen Menschen dazu ernennt. Die
Merkmale eines mahatma werden hier beschrieben: Er
chantet ständig von der Herrlichkeit des Höchsten Herrn Sri
Krsna, der Persönlichkeit Gottes. Er hat nichts anderes zu
tun. Mit anderen Worten: Er ist kein
Unpersönlichkeitsanhänger. Was Lobpreisung betrifft, so
muss man den Höchsten Herrn preisen, indem man Seinen
Heiligen Namen, Seine ewige Gestalt, Seine
transzendentalen Eigenschaften und Seine ungewöhnlichen
Spiele rühmt. All dies sollte man ruhmpreisen, und daher
hängt ein mahatma an der Höchsten Persönlichkeit Gottes.
Wer sich zum unpersönlichen Aspekt des Höchsten Herrn,
dem brahmajyoti, hingezogen fühlt, wird in der
Bhagavad-Gita nicht als mahatma beschrieben. Er wird im
nächsten Vers in anderer Weise beschrieben. Der mahatma
ist immer mit verschiedenen Tätigkeiten hingebungsvollen
Dienstes beschäftigt, wie sie im Srimad-Bhagavatam
beschrieben werden, zum Beispiel hört und chantet er über
Visnu, nicht über einen Halbgott oder Menschen. Das ist
Hingabe. Solch ein mahatma ist fest entschlossen,
letztlich die Gemeinschaft des Höchsten Herrn in einem der
fünf transzendentalen rasas zu erreichen. Um dieses Ziel zu
erreichen, stellt er alle Tätigkeiten - geistige, körperliche
und sprachliche - in den Dienst des Höchsten Herrn, Sri
Krsnas. Das nennt man vollständiges Krsna-Bewusstsein.
Im hingebungsvollen Dienst gibt es gewisse Tätigkeiten,
die festgelegt worden sind - zum Beispiel das Fasten an
bestimmten Tagen, wie dem elften Tag nach Voll- oder
Neumond (Ekadasi) und dem Erscheinungstag des Herrn.
All diese Regeln und Regulierungen werden von den
großen acaryas denen empfohlen, die tatsächlich daran
interessiert sind, in die Gemeinschaft der Höchsten
Persönlichkeit Gottes in der transzendentalen Welt
aufgenommen zu werden. Die mahatmas oder großen
Seelen halten sich streng an diese Regeln und Vorschriften,
und deshalb ist es sicher, dass sie das gewünschte Ergebnis
erreichen.
Wie im zweiten Vers dieses Kapitels beschrieben wird, ist
hingebungsvoller Dienst nicht nur einfach, sondern kann
auch in einer freudigen Stimmung ausgeführt werden. Man
braucht sich keine strenge tapasya aufzuerlegen. Man kann
sein Leben im hingebungsvollen Dienst unter der Anleitung
eines erfahrenen spirituellen Meisters in jeder Position
führen - ob als Haushälter oder als sannyasi oder als
brahmacari -, in jeder Position und überall auf der Welt
kann man hingebungsvollen Dienst für die Höchste
Persönlichkeit Gottes ausführen und so tatsächlich ein
mahatma, eine große Seele, werden.

VERS 15
Andere, die mit der Kultivierung von Wissen beschäftigt
sind, verehren den Höchsten Herrn als den Einen ohne
einen Zweiten, aufgeteilt in viele, und in der universalen
Form.
ERLÄUTERUNG
Dieser Vers ist die Zusammenfassung der vorangegangenen
Verse. Der Herr teilt Arjuna mit, dass diejenigen, die rein
Krsna-bewusst sind und nichts anderes als Krsna kennen,
mahatma genannt werden; es gibt jedoch noch andere
Menschen, die zwar nicht unbedingt die Stellung eines
mahatma einnehmen, die aber Krsna auf andere Art
verehren. Einige von ihnen wurden bereits beschrieben als
die Notleidenden, die Mittellosen, die Neugierigen und
diejenigen, die Wissen kultivieren. Aber es gibt andere, die
auf einer noch tieferen Stufe stehen, und diese werden in
drei Gruppen unterteilt: (1) derjenige, der sich selbst als
eins mit dem Höchsten Herrn verehrt, (2) derjenige, der
sich eine Form des Höchsten Herrn ausdenkt und sie
verehrt und (3) derjenige, der die universale Form, die
visva-rupa der Höchsten Persönlichkeit Gottes, anerkennt
und verehrt. Von diesen dreien sind die Niedrigsten, die
sich selbst als Höchsten Herrn verehren und sich als
Monisten bezeichnen, am häufigsten vertreten. Solche
Menschen halten sich für den Höchsten Herrn, und in
diesem Bewusstsein verehren sie sich selbst. Auch das ist
eine Form der Gottesverehrung, denn diese Menschen
können verstehen, dass sie nicht der materielle Körper,
sondern eigentlich spirituelle Seele sind; zumindest ist
dieses Bewusstsein vorherrschend. Im allgemeinen verehren
die Unpersönlichkeitsanhänger den Höchsten Herrn auf
diese Weise. Zur zweiten Gruppe gehören die Verehrer der
Halbgötter oder diejenigen, die gemäß ihrer Vorstellung
eine beliebige Form als die Gestalt des Höchsten Herrn
ansehen. Und zur dritten Gruppe zählen diejenigen, die sich
nichts außerhalb der Manifestation des materiellen
Universums vorstellen können. Sie betrachten das
Universum als den höchsten Organismus oder die höchste
Wesenheit und verehren es daher. Das Universum ist
ebenfalls eine Form des Herrn.

VERS 16
Aber Ich bin es, der das Ritual ist; Ich bin das Opfer,
die Opferung an die Vorväter, das Heilkraut und der
transzendentale mantra. Ich bin die Butter, das Feuer
und die Opferung.
ERLÄUTERUNG
Das als jyotistoma bekannte Opfer ist ebenfalls Krsna, und
Er ist auch der maha-yajna. Die Opfergaben, die dem
Pitçloka dargebracht werden, das heißt das Opfer zur
Erfreuung des Pitçloka, sind eine Droge in Form von
gereinigter Butter und repräsentieren auch Krsna. Auch die
mantras, die in diesem Zusammenhang gechantet werden,
sind Krsna. Und viele andere Dinge, die mit
Milchprodukten zubereitet werden und dafür bestimmt
sind, im Opfer dargebracht zu werden, sind ebenfalls
Krsna. Das Feuer ist auch Krsna, denn Feuer ist eines der
fünf materiellen Elemente und zählt daher zu Krsnas
abgesonderter Energie. Mit anderen Worten: Die im
karma-kanda-Teil der Veden empfohlenen vedischen Opfer
sind in ihrer Gesamtheit ebenfalls Krsna. Oder, anders
ausgedrückt, von denen, die im hingebungsvonen Dienst
Krsnas tätig sind, kann man sagen, dass sie alle Opfer
ausgeführt haben, die in den Veden empfohlen werden.

VERS 17
Ich bin der Vater des Universums, die Mutter, der
Erhalter und der Ahnherr. Ich bin der Gegenstand des
Wissens, der Läuternde und die Silbe om. Ich bin auch
der Rg-, der Sama- und der Yajur-Veda.
ERLÄUTERUNG
Alle kosmischen Manifestationen, sowohl die sich
bewegenden als auch die sich nicht bewegenden, werden
durch verschiedene Tätigkeiten der Energie Krsnas manifestiert.
Im materiellen Dasein schaffen wir verschiedene
Beziehungen zu verschiedenen Lebewesen, die nichts
anderes sind als Krsnas marginale Energie, doch durch die
Schöpfung der prakrti erscheinen manche von ihnen als
unser Vater, unsere Mutter, unser Großvater usw., während
sie im Grunde nichts anderes als winzige Teile Krsnas sind.
Folglich sind diese Lebewesen, die unser Vater, unsere
Mutter usw. zu sein scheinen, nichts anderes als Krsna. In
diesem Vers bedeutet das Wort dhata "Schöpfer". Nicht nur
sind unser Vater und unsere Mutter Bestandteile Krsnas,
sondern auch ihre Erzeuger, Großvater und Großmutter.
Eigentlich ist jedes Lebewesen - als Bestandteil Krsnas -
ebenfalls Krsna. Alle Veden haben daher nur Krsna zum
Ziel. Was immer wir durch die Veden erfahren möchten, ist
ein Schritt auf Krsna zu. Das Thema, das uns hilft, unsere
wesensgemäße Stellung zu läutern, ist besonders Krsna. In
ähnlicher Weise ist das Lebewesen, das bestrebt ist, alle
vedischen Prinzipien zu verstehen, ein Bestandteil Krsnas
und als solches ebenfalls Krsna. In allen vedischen mantras
ist das Wort om, das pranava genannt wird, eine
transzendentale Klangschwingung und repräsentiert Krsna.
Und weil in allen Hymnen der vier Veden (Sama, Yajur, ¨g
und Atharva) das pranava oder omkara sehr häufig
vorkommt, gelten diese ebenfalls als Krsna.

VERS 18
Ich bin das Ziel, der Erhalter, der Meister, der Zeuge,
das Reich, die Zuflucht und der liebste Freund. Ich bin
die Schöpfung und die Vernichtung, die Grundlage aller
Dinge, der Ruheort und der ewige Same.
ERLÄUTERUNG
Gati bedeutet den Bestimmungsort, den wir erreichen
möchten. Das Endziel aber ist Krsna, wenngleich die
meisten Menschen dies nicht wissen. Wer Krsna nicht
kennt, ist irregeführt, und sein sogenannter Fortschritt ist
entweder unvollständig oder eine Halluzination. Es gibt
viele Menschen, die verschiedene Halbgötter zu ihrem Ziel
machen, und durch die entschlossene Ausführung der
strengen jeweiligen Methoden erreichen sie verschiedene
Planeten wie Candraloka, Suryaloka, Indraloka, Maharloka
usw. Da all diese lokas oder Planeten Schöpfungen Krsnas
sind, sind sie gleichzeitig Krsna und nicht Krsna.
Tatsächlich sind solche Planeten, da sie Manifestationen
der Energie Krsnas sind, ebenfalls Krsna, doch eigentlich
dienen sie nur als ein Schritt vorwärts auf die Erkenntnis
Krsnas zu. Sich den verschiedenen Energien Krsnas
zuzuwenden bedeutet, sich Krsna indirekt zu nähern. Man
sollte sich Krsna jedoch direkt nähern, denn so kann man
Zeit und Energie sparen. Wenn es zum Beispiel möglich ist,
die Spitze eines Gebäudes mit dem Fahrstuhl zu erreichen,
warum soll man Schritt für Schritt die Treppe
hinaufsteigen? Alles ruht auf Krsnas Energie; daher kann
ohne Krsnas Schutz nichts existieren. Krsna ist der höchste
Herrscher, weil alles Ihm gehört und alles dank Seiner
Energie existiert. Da Krsna im Herzen eines jeden weilt, ist
Er der höchste Zeuge. Die Wohnorte, Länder und Planeten,
die wir bevölkern, sind ebenfalls Krsna. Krsna ist das
endgültige Ziel aller Zuflucht, und daher sollte man in
beiden Fällen - sei es zum Schutz oder zur Beendigung
des leidvollen Zustandes - bei Krsna Zuflucht suchen.
Wann immer wir Zuflucht nehmen müssen, sollten wir
wissen, dass unser Schutz eine lebendige Kraft sein muss.
Somit ist Krsna das höchste Lebewesen. Da Krsna die
Quelle unserer Erzeugung oder der höchste Vater ist, kann
niemand ein besserer Freund sein als Krsna, und es kann
niemand geben, der wohlmeinender ist. Krsna ist die
ursprüngliche Quelle der Schöpfung und der letztliche
Ruheort nach der Vernichtung. Krsna ist daher die ewige
Ursache aller Ursachen.

VERS 19
O Arjuna, Ich sorge für Hitze, Regen und Dürre. Ich
bin die Unsterblichkeit, und Ich bin auch der personifizierte
Tod. Sowohl Sein als auch Nichtsein sind in Mir.
ERLÄUTERUNG
Krsna verteilt durch Seine verschiedenen Energien - mit
Hilfe von Elektrizität und Sonne - Hitze und Licht.
Während des Sommers ist es Krsna, der verhindert, dass
Regen vom Himmel fällt, und Er ist es auch, der während
der Regenzeit den Regen unaufhörlich strömen läßt. Die
Energie, die uns erhält, indem sie die Dauer unseres Lebens
verlängert, ist Krsna, und Krsna begegnet uns am Ende des
Lebens als der Tod. Wenn man all diese verschiedenen
Energien Krsnas analysiert, kann man feststellen, dass es für
Krsna keinen Unterschied zwischen Materie und spiritueller
Natur gibt, oder genauer gesagt, Er ist sowohl Materie als
auch spirituelle Natur. Auf der fortgeschrittenen Stufe des
Krsna-Bewusstseins macht man daher keine solchen
Unterschiede mehr. Man sieht nur Krsna in allen Dingen.
Da Krsna sowohl Materie als auch spirituelle Natur ist, ist
die gigantische universale Form, die alle materiellen
Manifestationen beinhaltet, ebenfalls Krsna, und Seine
Spiele in Vçndavana als zweihändiger Syamasundara, der
auf einer Flöte spielt, sind die Spiele der Höchsten
Persönlichkeit Gottes.

VERS 20
Diejenigen, die die Veden studieren und den soma-Saft
trinken, weil sie die himmlischen Planeten erreichen
wollen, verehren Mich indirekt. Sie werden auf dem
Planeten Indras geboren, wo sie himmlische Freuden genießen.
ERLÄUTERUNG
Das Wort trai-vidyah bezieht sich auf die drei Veden:
Sama, Yajur und ¨g. Ein brahmana, der diese drei Veden
studiert hat, wird tri-vedi genannt. Jeder, der sich mit dem
Wissen, das man aus diesen drei Veden erfahren kann,
eingehend beschäftigt, wird in der Gesellschaft geachtet.
Unglückseligerweise gibt es viele bedeutende Gelehrte der
Veden, die den endgültigen Sinn des Studiums nicht
kennen. Deshalb erklärt Krsna hier, dass Er Selbst das
endgültige Ziel der tri-vedis ist. Wirkliche tri-vedis suchen
unter den Lotosfüßen Krsnas Zuflucht und beschäftigen
sich in reinem hingebungsvollem Dienst, um den Herrn
zufriedenzustellen. Hingebungsvoller Dienst beginnt mit
dem Chanten des Hare-Krsna-mantra und dem
gleichzeitigen Versuch, Krsna wahrhaft zu verstehen.
Unglückseligerweise entwickeln jene, die die Veden nur
offiziell studieren, ein größeres Interesse an
Opferdarbringungen für verschiedene Halbgötter wie Indra
und Candra. Durch solche Bemühungen werden die
Verehrer verschiedener Halbgötter zweifellos von der
Verunreinigung durch die niederen Eigenschaften der Natur
geläutert und so zu den höheren Planetensystemen oder
himmlischen Planeten erhoben, die als Maharloka,
Janaloka, Tapoloka usw. bekannt sind. Wenn man einmal
diese höheren Planetensysteme erreicht hat, kann man seine
Sinne hunderttausendmal besser befriedigen als auf diesem
Planeten.

VERS 21
Nachdem sie so himmlische Sinnenfreuden genossen
haben, kehren sie wieder auf diesen sterblichen Planeten
zurück. Somit erlangen sie durch die vedischen
Prinzipien nur flackerndes Glück.
ERLÄUTERUNG
Wer zu diesen höheren Planetensystemen erhoben wird,
genießt eine längere Lebensdauer und bessere
Möglichkeiten für Sinnengenuss; jedoch ist es einem nicht
vergönnt, dort für immer zu bleiben. Man wird wieder auf
diesen Erdplaneten zurückgeschickt, nachdem die Früchte
frommer Werke aufgezehrt sind. Jemand, der nicht die
Vollkommenheit des Wissens erreicht hat, auf die das
Vedanta-sutra hinweist (janmady asya yatah), oder mit
anderen Worten, wem es nicht gelingt, Krsna, die Ursache
aller Ursachen, zu verstehen, verfehlt das endgültige Ziel
des Lebens und wird so immer wieder zu höheren Planeten
erhoben, von denen er immer wieder herunterfällt - als ob
er auf einem Riesenrad säße, das sich mal nach oben und
mal nach unten bewegt. Statt also zur spirituellen Welt
erhoben zu werden, von der es nicht mehr möglich ist,
herabzufallen, bewegt man sich einfach im Kreislauf von
Geburt und Tod durch die höheren und niederen
Planetensysteme. Man sollte sich lieber der spirituellen
Welt zuwenden, um sich dort eines ewigen Lebens voll
Glückseligkeit und Wissen zu erfreuen, und niemals wieder
zu diesem leidvollen materiellen Dasein zurückkehren.

VERS 22
Doch denjenigen, die Mich mit Hingabe verehren und
über Meine transzendentale Gestalt meditieren, gebe
Ich, was sie brauchen, und erhalte Ich, was sie haben.
ERLÄUTERUNG
Wer es nicht ertragen kann, auch nur einen Augenblick
ohne Krsna-Bewusstsein zu leben, kann nichts anderes tun,
als vierundzwanzig Stunden am Tag an Krsna zu denken,
da er ständig im hingebungsvollen Dienst beschäftigt ist,
indem er über Krsna hört, über Ihn chantet, sich an Ihn
erinnert, Ihm Gebete darbringt, Ihn verehrt, Seinen
Lotosfüßen dient, Ihm andere Dienste leistet, Freundschaft
zu Ihm entwickelt und sich Ihm völlig ergibt. Solche
Tätigkeiten sind alle glückverheißend und voller spiritueller
Kräfte, ja sie führen den Gottgeweihten in seiner
Selbstverwirklichung zur Vollkommenheit. Dann hat er nur
noch den einen Wunsch: die Gemeinschaft der Höchsten


Persönlichkeit Gottes zu erreichen. Das nennt man yoga.
Durch die Barmherzigkeit des Herrn kehrt ein solcher
Gottgeweihter nie wieder zum materiellen Zustand des
Lebens zurück. Ksema bezieht sich auf den barmherzigen
Schutz des Herrn. Der Herr hilft dem Gottgeweihten,
Krsna-Bewusstsein durch yoga zu erlangen, und wenn der
Gottgeweihte völlig Krsna-bewusst wird, bewahrt ihn der
Herr davor, wieder in ein leidvolles, bedingtes Leben
zurückzufallen.

VERS 23
Was immer ein Mensch anderen Göttern opfern mag, o
Sohn Kuntis, ist in Wirklichkeit für Mich allein
bestimmt, doch wird es ohne rechtes Verständnis
geopfert.
ERLÄUTERUNG
"Menschen, die Halbgötter verehren, sind nicht sehr
intelligent, obwohl solche Verehrung indirekt Mir gilt",
sagt Krsna. Wenn zum Beispiel jemand die Blätter und
Zweige eines Baumes begießt, ohne die Wurzel zu
bewässern, zeugt sein Handeln von mangelndem Wissen
oder davon, dass er nicht den regulierenden Prinzipien folgt.
In ähnlicher Weise dient man den verschiedenen
Körperteilen, indem man den Magen mit Nahrung versorgt.
Die Halbgötter sind gewissermaßen verschiedene Beamte
und Minister in der Regierung des Höchsten Herrn. Man
muss den Gesetzen der Regierung folgen, nicht denen der
Beamten und Minister. In ähnlicher Weise wird von jedem
erwartet, allein den Höchsten Herrn zu verehren. Das wird
die verschiedenen Beamten und Minister des Herrn von
selbst zufriedenstellen. Die Beamten und Minister sind als
Vertreter der Regierung tätig, und ihnen ein Bestechungsgeld
anzubieten ist ungesetzlich. Das wird hier mit dem
Wort avidhi-purvakam ausgedrückt. Mit anderen Worten:
Krsna billigt nicht die unnötige Verehrung der Halbgötter.

VERS 24
Ich bin der einzige Genießer und das einzige Ziel von
Opfern. Wer Mein wahres, transzendentales Wesen
nicht erkennt, kommt zu Fall.
ERLÄUTERUNG
Hier wird eindeutig gesagt, dass es viele Arten von
yajna-Durchführungen gibt, die in den vedischen Schriften
empfohlen werden; doch im Grunde sind sie alle dafür
bestimmt, den Höchsten Herrn zufriedenzustellen. Yajna
bedeutet Visnu. Im Zweiten Kapitel der Bhagavad-Gita
wird klar gesagt, dass man nur arbeiten soll, um Yajna oder
Visnu zufriedenzustellen. Die vollendete Form
menschlicher Zivilisation, die als varnasrama-dharma
bekannt ist, hat den besonderen Zweck, Visnu zu erfreuen.
Deshalb sagt Krsna in diesem Vers: "Ich bin der Genießer
aller Opfer, denn Ich bin der höchste Meister." Weniger
intelligente Menschen jedoch, die dies nicht wissen,
verehren Halbgötter, um einen zeitweiligen Nutzen zu
gewinnen. Deshalb fallen sie ins materielle Dasein hinab
und erreichen nicht das erstrebte Ziel des Lebens. Wenn
man tatsächlich einen materiellen Wunsch hat, sollte man
lieber zum Höchsten Herrn um Erfüllung beten, wenngleich
dies keine reine Hingabe ist, und so wird man das
gewünschte Ergebnis bekommen.

VERS 25
Wer die Halbgötter verehrt, wird unter den
Halbgöttern geboren; wer Geister und Gespenster
verehrt, wird unter solchen Wesen geboren; wer die
Vorfahren verehrt, geht zu den Vorfahren, und wer
Mich verehrt, wird mit Mir leben.
ERLÄUTERUNG
Wenn jemand den Wunsch hat, zum Mond, zur Sonne oder
zu irgendeinem anderen Planeten zu gehen, kann er das
gewünschte Ziel erreichen, wenn er bestimmten vedischen
Prinzipien folgt, die für diesen Zweck empfohlen sind.
Diese Prinzipien werden ausführlich in dem Teil der Veden
beschrieben, der fruchtbringende Werke behandelt. In
diesem Teil der Veden, der technisch als darsa-paurnamasi
bekannt ist, wird eine bestimmte Verehrung der Halbgötter
empfohlen, die auf verschiedenen himmlischen Planeten
leben. In ähnlicher Weise kann man auch, wenn man einen
besonderen Yajna durchführt, die pita-Planeten erreichen.
Man kann auch zu den zahlreichen Planeten der Geister
gelangen und dort ein yaksa, raksa oder pisaca werden. Die
pisaca-Verehrung wird auch als "Schwarze Kunst" oder
"Schwarze Magie" bezeichnet. Es gibt viele Menschen, die
diese Schwarze Kunst praktizieren und glauben, dies sei
Spiritualismus; doch solches Tun ist völlig materialistisch.
Ein reiner Gottgeweihter jedoch, der die Höchste
Persönlichkeit Gottes verehrt, erreicht zweifellos die
Vaikuntha-Planeten oder Krsnaloka. Durch diesen wichtigen
Vers können wir folgendes sehr leicht verstehen: Wenn
man die himmlischen Planeten erreichen kann, indem man
die Halbgötter verehrt; wenn man die pita-Planeten
erreichen kann, indem man die pitas verehrt, und wenn
man die Planeten der Geister erreichen kann, indem man
Schwarze Künste praktiziert - warum sollte dann der reine


Gottgeweihte nicht den Planeten Krsnas oder Visnus
erreichen können? Unglücklicherweise haben viele
Menschen von diesen erhabenen Planeten, auf denen Krsna
und Visnu weilen, keine Kenntnis, und weil sie nichts von
ihnen wissen, kommen sie zu Fall. Selbst die
Unpersönlichkeitsanhänger fallen vom brahmajyoti herab.
Die Bewegung für Krsna-Bewusstsein gibt daher der gesamten
menschlichen Gesellschaft die erhabene Information,
dass man einfach durch das Chanten des
Hare-Krsna-mantra noch in diesem Leben die
Vollkommenheit erreichen und so nach Hause, zu Gott,
zurückkehren kann.

VERS 26
Wenn jemand Mir mit Liebe und Hingabe ein Blatt,
eine Blume, eine Frucht oder etwas Wasser opfert,
werde Ich es annehmen.
ERLÄUTERUNG
Nachdem Sri Krsna klargestellt hat, dass Er der einzige
Genießer, der urerste Herr und der wahre Empfänger aller
Opferdarbringungen ist, offenbart Er nun, welche Arten
von Opfern Er dargebracht haben möchte. Wenn sich
jemand im hingebungsvollen Dienst für den Höchsten
betätigen möchte, um geläutert zu werden und das Ziel des
Lebens - transzendentalen hingebungsvollen Dienst für
Gott - zu erreichen, sollte er herausfinden, was der Herr
von ihm wünscht. Wer Krsna liebt, wird Ihm alles geben,
was Er Sich wünscht, und es vermeiden, Ihm etwas zu opfern,
was Er nicht wünscht oder worum Er nicht gebeten
hat. Fleisch, Fisch und Eier sollten Krsna daher nicht
geopfert werden. Wenn Er solche Dinge als Opfer
wünschte, würde Er es sagen. Stattdessen bittet Er
eindeutig darum, dass Ihm ein Blatt, eine Frucht, Blumen
und Wasser dargebracht werden, und Er sagt von einem
solchen Opfer: "Ich werde es annehmen." Deshalb sollten
wir verstehen, dass Er kein Fleisch, kein Fisch und keine
Eier annehmen wird. Gemüse, Getreide, Früchte, Milch und
Wasser sind die für Menschen geeigneten Nahrungsmittel
und werden von Sri Krsna Selbst vorgeschrieben. Was
immer wir sonst zu uns nehmen, kann Ihm nicht geopfert
werden, da Er es nicht annehmen wird. Wir können also
nicht auf der Ebene liebender Hingabe handeln, wenn wir
Krsna solche Nahrung opfern.
Im dreizehnten Vers des Dritten Kapitels erklärt Sri Krsna,
dass nur die Überreste von Opfern gereinigt und daher
geeignet seien, von denen verzehrt zu werden, die nach
Fortschritt im Leben suchen und danach streben, von den
Fesseln der materiellen Verstrickung befreit zu werden. Er
sagt im gleichen Vers, dass diejenigen, die ihre Nahrung
nicht opfern, nichts als Sünde essen. Mit anderen Worten:
Jeder Bissen, den sie zu sich nehmen, verstrickt sie nur
noch mehr in die Kompliziertheiten der materiellen Natur.
Wenn man jedoch schöne, einfache Gemüsegerichte
zubereitet, sie vor dem Bild oder der Bildgestalt Sri Krsnas
opfert, seine Ehrerbietungen darbringt und zu Krsna betet,
Er möge diese bescheidene Opferung annehmen, wird man
befähigt, im Leben beständig fortzuschreiten, den Körper
zu reinigen und feine Gehirnzellen zu entwickeln, die
klares Denken ermöglichen. Darüber hinaus sollte die
Opferung mit Liebe zubereitet werden. Krsna braucht kein
Essen, da Er bereits alles Existierende besitzt, und doch
wird Er das Opfer eines Menschen annehmen, der Ihn in
dieser Weise erfreuen möchte. Das Wichtigste bei der
Zubereitung, beim Darbringen und beim Opfern ist die
Liebe zu Krsna.
Die Philosophen der Unpersönlichkeitslehre, die der
Ansicht sind, die Absolute Wahrheit sei ohne Sinne,
können diesen Vers der Bhagavad-Gita nicht begreifen. Für
sie ist er entweder eine Metapher oder ein Beweis für das
weltliche Wesen Krsnas, des Sprechers der Gita. Aber
Krsna, der Höchste Gott, besitzt tatsächlich Sinne, denn in
der Brahma-samhita heißt es, dass Seine Sinne
untereinander austauschbar sind. Mit anderen Worten:
Jeder Sinn kann die Funktion jedes anderen Sinnes
ausführen. Das ist die Bedeutung der Aussage "Krsna ist
absolut". Wenn es Ihm an Sinnen mangelte, könnte Er wohl
kaum alle Reichtümer in Sich bergen. Im Siebten Kapitel
hat Krsna erklärt, dass Er die Lebewesen in die materielle
Natur zeugt. Dies geschieht, indem Er einfach über die
materielle Natur blickt. Das bedeutet in diesem Fall: Wenn
Krsna die liebevollen Worte des Gottgeweihten beim Opfern
der Speisen hört, ist das mit Seinem Essen und
Schmecken völlig identisch. Dieser Punkt sollte besonders
betont werden: Weil Er absolut ist, ist Sein Hören mit
Seinem Essen und Schmecken völlig identisch. Nur der
Gottgeweihte, der Krsna ohne Interpretation so akzeptiert,
wie Er Sich Selbst beschreibt, kann verstehen, dass die
Höchste Absolute Wahrheit Essen zu Sich nehmen und
genießen kann.
VERS 27
O Sohn Kuntis, alles, was du tust; alles, was du ißt;
alles, was du opferst und fortgibst, sowie alle
Enthaltungen, die du auf dich nimmst, sollten als ein
Opfer für Mich getan werden.
ERLÄUTERUNG
Somit ist es also die Pflicht eines jeden, sein Leben so zu
gestalten, dass er Krsna unter keinen Umständen vergessen
wird. Jeder muss arbeiten, um Leib und Seele zusammenzuhalten,
und Krsna empfiehlt hier, dass man für
Ihn arbeiten soll. Jeder muss etwas essen, um zu leben;
deshalb sollte er die Reste von Speisen annehmen, die
Krsna geopfert wurden. Jeder zivilisierte Mensch muss
einige religiöse rituelle Zeremonien vollziehen; deshalb
empfiehlt Krsna: "Tu es für Mich", und das nennt man
arcana. Jeder hat die Neigung, für wohltätige Zwecke zu
spenden; Krsna sagt: "Gib es Mir", und das bedeutet, dass
alles überflüssige Geld dazu verwendet werden sollte, die
Bewegung für Krsna-Bewusstsein zu unterstützen. Seit
jüngster Zeit zeigen viele Leute ein reges Interesse an
jenem Meditationsvorgang, der in diesem Zeitalter nicht
mehr praktizierbar ist; doch wenn sich jemand darin übt,
vierundzwanzig Stunden über Krsna zu meditieren, indem
er auf seiner Gebetskette den Hare Krsna-mantra chantet,
ist er, wie im Sechsten Kapitel der Bhagavad-Gita bestätigt
wird, zweifellos der größte yogi.

VERS 28
Auf diese Weise wirst du von allen Reaktionen auf gute
und schlechte Taten befreit sein, und durch dieses
Prinzip der Entsagung wirst du erlöst werden und zu
Mir kommen.
ERLÄUTERUNG
Wer unter höherer Führung im Krsna-Bewusstsein handelt,
wird yukta genannt. Die technische Bezeichnung lautet
yukta-vairagya. Dies wird von Srila Rupa Gosvami wie
folgt näher erklärt.
Srila Rupa Gosvami sagt, dass wir handeln müssen, solange
wir uns in der materiellen Welt aufhalten; wir können nicht
aufhören, tätig zu sein. Wenn man Handlungen ausführt
und die Früchte Krsna gibt, nennt man das yukta-vairagya.
Wenn man wahrhaft in Entsagung verankert ist, klären
solche Tätigkeiten den Spiegel des Geistes, und in dem
Maße, wie man allmählich Fortschritte in spiritueller
Erkenntnis macht, wird man der Höchsten Persönlichkeit
Gottes völlig ergeben. Folglich wird man am Ende befreit,
und diese Befreiung ist ebenfalls näher erläutert. Durch
diese Befreiung wird man nicht etwa eins mit dem
brahmajyoti, sondern erreicht den Planeten des Höchsten
Herrn. Es wird hier klar gesagt: mam upaisyasi. "Er kommt
zu Mir" - zurück nach Hause, zurück zu Gott. Es gibt fünf
Stufen der Befreiung, und hier heißt es ausdrücklich, dass
ein Gottgeweihter, der sein ganzes Leben lang unter der
Führung des Höchsten Herrn verbracht hat, die Stufe
erreicht hat, von der er, wenn er seinen Körper verlässt,
nach Hause, zu Gott, zurückkehren und direkt mit dem
Höchsten Herrn zusammensein kann.
Jeder, der kein anderes Interesse hat, als sein Leben dem
Dienst des Herrn zu weihen, ist im Grunde ein sannyasi.
Solch ein Mensch betrachtet sich immer als ewiger Diener,
der vom höchsten Willen des Herrn abhängig ist. Was
immer er daher tut, tut er für den Herrn. Jede Handlung, die
er ausführt, ist ein Dienst für den Herrn. Er schenkt den in
den Veden erwähnten fruchtbringenden Tätigkeiten oder
vorgeschriebenen Pflichten keine ernsthafte
Aufmerksamkeit. Für gewöhnliche Menschen ist es
unerlässlich, die in den Veden erwähnten vorgeschriebenen
Pflichten zu erfüllen, aber obwohl es manchmal so scheinen
mag, als verstoße ein reiner Gottgeweihter, der völlig im
Dienst des Herrn beschäftigt ist, gegen die
vorgeschriebenen vedischen Pflichten, ist dies im Grunde
nicht der Fall.
Es wird daher von Vaisnava-Autoritäten gesagt, dass selbst
der intelligenteste Mensch die Pläne und Tätigkeiten eines
reinen Gottgeweihten nicht verstehen kann. Der genaue
Wortlaut ist: vaisnavera kriya mudra vijne na bujhaya. Wer
auf diese Weise immer im Dienst des Herrn tätig ist oder
immer daran denkt und Pläne entwirft, wie er dem Herrn
dienen kann, ist sowohl in der Gegenwart als auch in der
Zukunft völlig befreit. Seine Rückkehr nach Hause, zu
Gott, ist garantiert. Er steht über aller materialistischen
Kritik, ebenso wie Krsna über aller Kritik steht.

VERS 29
Ich beneide niemanden, noch bevorzuge Ich jemanden;
Ich bin allen gleichgesinnt. Doch wer immer Mir in
Hingabe dient, ist Mein Freund, ist in Mir, und auch Ich
bin sein Freund.
ERLÄUTERUNG
Man mag hier fragen, warum Krsna ein besonderes
Interesse an den Geweihten hat, die ständig in Seinem
transzendentalen Dienst tätig sind, wenn Er doch jedem
gleichgesinnt und niemand Sein besonderer Freund ist.
Doch darin liegt keine Diskriminierung; es ist natürlich.
Jemand mag in dieser materiellen Welt sehr großzügig sein,
aber trotzdem hat er an seinen eigenen Kindern ein
besonderes Interesse. Der Herr erklärt, dass jedes
Lebewesen - in welcher Form auch immer - Sein Sohn
ist, und daher versorgt Er jeden großzügig mit allen
Notwendigkeiten des Lebens. Er ist wie eine Wolke, die ihr
Wasser überallhin vergießt, ohne darauf zu achten, ob der
Regen auf Felsen, auf Land oder auf Wasser fällt. Seinen
Geweihten aber schenkt Er besondere Aufmerksamkeit.
Solche Geweihte werden hier erwähnt: Sie gründen immer
im Krsna-Bewusstsein, und daher sind sie immer auf
transzendentale Weise in Krsna verankert. Der Begriff
"Krsna-Bewusstsein" deutet bereits an, dass diejenigen, die
sich in diesem Bewusstsein befinden, Transzendentalisten
sind, die in Krsna gründen. Der Herr sagt hier
unmissverständlich mayi te - "in Mir". Folglich ist der Herr
natürlich auch in ihnen - es ist eine gegenseitige Beziehung.


Das erklären auch die Worte: "In dem Maße, wie sich jemand Mir
ergibt, sorge Ich für ihn." Dieser transzendentale Austausch
ist nur möglich, weil sowohl der Herr als auch der Gottgeweihte
bewusst sind. Wenn ein Diamant in einen goldenen Ring
eingefasst ist, sieht er sehr schön aus. Dabei nimmt sowohl
die Schönheit des Goldes als auch die des Diamanten um
ein Vielfaches zu. Das Lebewesen und der Herr funkeln
ewig, und wenn sich ein Lebewesen dem Dienst des Herrn
zuwendet, sieht es wie Gold aus. Der Herr gleicht einem
Diamanten, und so ist diese Verbindung sehr schön.
Lebewesen in ihrem reinen Zustand werden als
Gottgeweihte bezeichnet. Der Höchste Herr wird zum
Geweihten Seiner Geweihten. Gäbe es zwischen dem
Gottgeweihten und dem Herrn keine wechselseitige
Beziehung, könnte von Persönlichkeitsphilosophie keine
Rede sein. In der Unpersönlichkeitsphilosophie gibt es
keinen Austausch zwischen dem Höchsten und dem
Lebewesen, aber in der Persönlichkeitsphilosophie gibt es
diesen.
Es wird oft das Beispiel gegeben, dass der Herr wie ein
Wunschbaum ist, und was immer man sich von diesem
Wunschbaum wünscht, stellt der Herr bereit. Hier aber ist
die Erklärung umfassender. Es heißt hier, dass der Herr
Seinen Geweihten besonders zugeneigt ist. Das ist eine
Manifestation der besonderen Barmherzigkeit des Herrn
gegenüber Seinen Geweihten. Man sollte nicht denken, der
Austausch des Herrn mit Seinen Geweihten unterstehe dem
Gesetz des karma. Er gehört zur transzendentalen


Beziehung des Herrn zu Seinen Geweihten.
Hingebungsvoller Dienst für den Herrn ist keine Tätigkeit
der materiellen Welt; er ist ein Teil der spirituellen Welt,
wo Ewigkeit, Glückseligkeit und Wissen herrschen.

VERS 30
Selbst wenn jemand die widerwärtigsten Handlungen
begeht, muss er, wenn er sich im hingebungsvollen
Dienst betätigt, als Heiliger angesehen werden, da er
sich auf dem rechten Pfad befindet.
ERLÄUTERUNG
Das Wort suduracaro, das in diesem Vers gebraucht wird,
ist sehr bedeutsam, und wir sollten es richtig verstehen. Für
ein bedingtes Lebewesen gibt es zwei Arten von
Handlungen: bedingte und wesensgemäße. Was den Schutz
des Körpers oder Gehorsam gegenüber den Gesetzen der
Gesellschaft und des Staates betrifft, so gibt es sicherlich -
sogar für die Gottgeweihten - Tätigkeiten, die mit dem
materiellen Leben verbunden sind, und solche Tätigkeiten
werden als bedingt bezeichnet. Das Lebewesen, das sich
seiner spirituellen Natur völlig bewusst und im Krsna--
Bewusstsein oder hingebungsvollen Dienst des Herrn
beschäftigt ist, geht neben diesen Handlungen auch noch
Tätigkeiten nach, die man als transzendental bezeichnet.
Solche Tätigkeiten werden in der wesensgemäßen Stellung
verrichtet, und sie werden "hingebungsvoller Dienst"
genannt. Nun ist es so, dass im bedingten Zustand
hingebungsvoller Dienst und der bedingte Dienst in
Beziehung zum Körper manchmal parallel laufen. Ein
Gottgeweihter achtet so weit wie möglich darauf, nichts zu
tun, was seine günstige Stellung gefährden könnte. Er weiß,
dass die Vollkommenheit seiner Tätigkeiten vom Fortschritt
seiner Verwirklichung im Krsna-Bewusstsein abhängig ist.
Manchmal jedoch mag man beobachten, dass ein Mensch
im Krsna-Bewusstsein in einer Weise handelt, die, vom
sozialen oder politischen Standpunkt aus betrachtet, als
verabscheuungswürdig gilt. Aber solch ein vorübergehendes
Abgleiten disqualifiziert ihn nicht. Im
Srimad-Bhagavatam heißt es, dass dann, wenn jemand zu
Fall kommt, aber mit ganzem Herzen im transzendentalen
Dienst des Höchsten Herrn beschäftigt ist, der Herr, der in
seinem Herzen weilt, ihn reinigt und ihm sein
abscheuliches Verhalten verzeiht. Die materielle
Verunreinigung ist so stark, dass manchmal sogar ein yogÖ,
der völlig im hingebungsvollen Dienst des Herrn

beschäftigt ist,
verleitet wird; doch Krsna-Bewusstsein ist so
mächtig, dass solch ein gelegentliches Fallen sogleich
berichtigt wird. Deshalb ist der Vorgang des
hingebungsvollen Dienstes immer ein Erfolg. Niemand
sollte einen Gottgeweihten verspotten, wenn dieser zufällig
vom idealen Pfad abkommt; denn wie der nächste Vers
erklärt, wird solch gelegentliches Fallen aufhören, sobald
ein Gottgeweihter im Krsna-Bewusstsein fest verankert ist.
Jemand, der im Krsna-Bewusstsein gründet und mit
Entschlossenheit Hare Krsna, Hare Krsna, Krsna Krsna,
Hare Hare / Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare
Hare chantet, sollte daher als auf der transzendentalen
Ebene verankert angesehen werden, auch wenn er durch
Zufall oder einen Unglücksfall zu Fall kommt. Die Worte
sadhur eva ("er ist heilig") sind sehr eindringlich. Sie sind
eine Warnung an die Nichtgottgeweihten, einen
Gottgeweihten wegen eines zufälligen Falls nicht zu
verspotten. Er sollte trotzdem als heilig angesehen werden,
selbst wenn er unbeabsichtigt zu Fall gekommen ist. Das
Wort mantavyah ist noch eindringlicher. Wenn man diese
Regel nicht beachtet und einen Gottgeweihten verspottet,
weil er zufällig zu Fall gekommen ist, handelt man gegen
die Anweisung des Höchsten Herrn. Die einzige
Qualifikation eines Gottgeweihten besteht darin, unerschütterlich
und ausschließlich im hingebungsvollen Dienst
tätig zu sein.
Flecken, die man auf dem Mond sehen mag,
beeinträchtigen das Mondlicht nicht. In ähnlicher Weise
macht ein zufälliges Abweichen vom rechten Pfad den
Gottgeweihten nicht verabscheuenswert. Auf der anderen
Seite sollte man jedoch nicht den falschen Schluss ziehen,
dass ein Gottgeweihter im transzendentalen hingebungsvollen
Dienst alle möglichen abscheulichen Handlungen
begehen darf. Dieser Vers bezieht sich nur auf einen
Unglücksfall, herbeigeführt durch die starke Macht materieller
Verbindungen. Hingebungsvoller Dienst ist mehr
oder weniger eine Kriegserklärung gegen die
illusionierende Energie. Solange man nicht stark genug ist,
gegen die illusionierende Energie zu kämpfen, kann es
vorkommen, dass man unbeabsichtigt zu Fall kommt. Wenn
man aber stark genug ist, wird man solchem Versagen nicht
länger unterworfen sein, wie zuvor bereits erklärt wurde.
Niemand sollte diesen Vers dazu missbrauchen, allen
möglichen Unsinn zu machen und zu glauben, er sei immer
noch ein Gottgeweihter. Wenn jemand seinen Charakter
durch hingebungsvollen Dienst nicht verbessert, kann er
nicht als Gottgeweihter hohen Ranges gelten.

VERS 31
Sehr bald wird er rechtschaffen und erlangt
immerwährenden Frieden. O Sohn Kuntis, verkünde
kühn, dass Mein Geweihter niemals vergeht.
ERLÄUTERUNG
Dieser Vers sollte nicht missverstanden werden. Im Siebten
Kapitel sagt der Herr, dass jemand, der verruchten
Tätigkeiten nachgeht, kein Gottgeweihter werden kann.
Wer kein Gottgeweihter ist, besitzt keinerlei gute
Qualifikationen. Es bleibt dann die Frage offen, wie jemand
ein reiner Gottgeweihter sein kann, der - zufällig oder absichtlich
- verabscheuenswerten Tätigkeiten nachgeht.
Diese Frage mag zu Recht gestellt werden. Die Schurken,
die sich, wie im Siebten Kapitel beschrieben wird, niemals
dem hingebungsvollen Dienst des Herrn zuwenden, haben
keine guten Eigenschaften. Dies wird auch im
Srimad-Bhagavatam bestätigt. Im allgemeinen ist ein
Gottgeweihter, der den neun Arten hingebungsvoller
Tätigkeiten nachgeht, damit beschäftigt, sein Herz von aller
materiellen Verunreinigung zu befreien. Er nimmt die
Höchste Persönlichkeit Gottes in sein Herz auf, und so
werden alle sündhaften Verunreinigungen natürlicherweise
fortgewaschen. Ständiges Denken an den Höchsten Herrn
macht ihn von Natur aus rein. Den Veden zufolge gibt es
eine bestimmte Regel, dass man sich im Falle eines Sturzes
von seiner erhabenen Stellung gewissen rituellen
Vorgängen unterziehen muss, um sich zu läutern. Hier aber
gibt es keine solche Bedingung, denn der
Läuterungsvorgang findet bereits im Herzen des
Gottgeweihten statt, da dieser sich ständig an die Höchste
Persönlichkeit Gottes erinnert. Deshalb sollte das Chanten
von Hare Krsna, Hare Krsna, Krsna Krsna, Hare Hare /
Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare ohne
Unterlass fortgesetzt werden. Das wird einen Gottgeweihten
vor jedem unbeabsichtigten Abgleiten beschützen. Er wird
so für immer von allen materiellen Verunreinigungen frei
bleiben.

VERS 32
O Sohn Prthas, diejenigen, die bei Mir Zuflucht suchen,
können das höchste Ziel erreichen - auch wenn sie von
niederer Geburt sind, wie Frauen, vaisyas [Kaufleute]
oder auch sudras [Arbeiter].
ERLÄUTERUNG
Hier erklärt der Höchste Herr eindeutig, dass es im
hingebungsvollen Dienst keinen Unterschied zwischen den
niederen und höheren Menschenklassen gibt. Solche
Einteilungen bestehen in der materiellen Auffassung vom
Leben, aber für einen Menschen, der im transzendentalen
hingebungsvollen Dienst des Herrn tätig ist, existieren sie
nicht. Jeder ist geeignet, das höchste Ziel zu erreichen. Im
Srimad Bhagavatam heißt es, dass sogar die niedrigsten
Menschen, die candalas (Hundeesser) durch das
Zusammensein mit einem reinen Gottgeweihten erhoben
werden können. Hingebungsvoller Dienst und die Führung
eines reinen Gottgeweihten sind also so stark, dass es dabei
keinen Unterschied zwischen den niederen und höheren
Menschenklassen gibt - jeder kann an diesem Vorgang
teilnehmen. Der einfachste Mensch kann, wenn er bei
einem reinen Gottgeweihten Zuflucht sucht, durch kundige
Führung geläutert werden. Den verschiedenen
Erscheinungsweisen der materiellen Natur gemäß werden
die Menschen eingeteilt in die Erscheinungsweise der
Tugend (brahmanas), die Erscheinungsweise der
Leidenschaft (ksatriyas oder Verwalter), die vermischten
Erscheinungsweisen der Leidenschaft und Unwissenheit
(vaisyas oder Kaufleute) und die Erscheinungsweise der
Unwissenheit (sudras oder Arbeiter). Menschen, die noch
tiefer stehen als diese, werden candalas genannt; sie sind in
sündigen Familien geboren. Im allgemeinen werden
Menschen, die in sündhaften Familien geboren wurden,
von den höheren Klassen nicht akzeptiert. Aber der
Vorgang des hingebungsvollen Dienstes und der reine
Gottgeweihte sind so mächtig, dass alle unteren Klassen die
höchste Vollkommenheit des Lebens erreichen können. Das
ist nur möglich, wenn man bei Krsna Zuflucht sucht. Man
muss völlig bei Krsna Zuflucht suchen; dann kann man
sogar noch viel größer werden als die großen jÒanÖs und
yogis.

VERS 33
Um wieviel vortrefflicher sind dann die brahmanas, die
Rechtschaffenen, die Gottgeweihten und die heiligen
Könige, die Mir in dieser zeitweiligen, elenden Welt in
Liebe dienen.
ERLÄUTERUNG
In der materiellen Welt gibt es zwar unterschiedliche
Menschenklassen, aber letztlich ist diese Welt für niemand
ein Ort des Glücks. Es heißt hier klar: anityam asukham
lokam. Diese Welt ist zeitweilig und voller Leiden und
daher für jeden vernünftigen Menschen unbewohnbar. Die
Höchste Persönlichkeit Gottes erklärt, dass diese Welt
zeitweilig und voller Leiden ist. Einige Philosophen,
besonders die weniger bedeutenden unter ihnen, sagen, die
Welt sei falsch, doch aus der Bhagavad-Gita können wir
verstehen, dass die Welt nicht falsch ist; sie ist zeitweilig.
Zwischen zeitweilig und falsch besteht ein Unterschied.
Diese Welt ist zeitweilig, doch gibt es noch eine andere
Welt, die ewig ist. Diese Welt hier ist voller Leiden, doch
die andere Welt ist ewig und voller Glückseligkeit.
Arjuna wurde in einer heiligen königlichen Familie
geboren. Zu ihm sagt der Herr ebenfalls: "Wende dich
Meinem hingebungsvollen Dienst zu, und komme schnell
zurück zu Mir, zurück nach Hause." Niemand sollte in
dieser zeitweiligen Welt bleiben, die so leidvoll ist. Jeder
sollte an der Brust der Höchsten Persönlichkeit Gottes
Schutz suchen, so dass er für immer glücklich sein kann.
Der hingebungsvolle Dienst des Höchsten Herrn ist der
einzige Vorgang, durch den alle Probleme aller Klassen
von Menschen gelöst werden können. Jeder sollte daher
den Vorgang des Krsna-Bewusstseins annehmen und sein
Leben zur Vollkommenheit führen.

VERS 34
Beschäftige deinen Geist immer damit, an Mich zu
denken; werde Mein Geweihter; erweise Mir deine
Ehrerbietungen, und verehre Mich. Wenn du völlig in
Gedanken an Mich versunken bist, wirst du mit
Gewissheit zu Mir kommen.
ERLÄUTERUNG
In diesem Vers wird eindeutig darauf hingewiesen, dass
Krsna-Bewusstsein das einzige Mittel ist, aus der Gewalt der
verunreinigten materiellen Welt befreit zu werden.
Manchmal verdrehen skrupellose Kommentatoren die
Bedeutung von dem, was hier klar gesagt wird: dass
nämlich aller hingebungsvoller Dienst der Höchsten
Persönlichkeit Gottes, Sri Krsna, dargebracht werden soll.
Unglückseligerweise lenken solch gewissenlose
Kommentatoren den Geist des Lesers auf etwas völlig
Undurchführbares und Unmögliches. Diese
Kommentatoren wissen nicht, dass zwischen Krsnas Geist
und Krsna Selbst kein Unterschied besteht. Krsna ist kein
gewöhnlicher Mensch; Er ist die Absolute Wahrheit. Sein
Körper. Sein Geist und Er Selbst sind eins und absolut.
Bhaktisiddhanta Sarasvati Gosvami zitiert in seinem
Anubhasya-Kommentar zum Caitanya-caritamrta, Fünftes
Kapitel, Adi-lila, Vers 41-48, aus dem Kurma Purana:
"Zwischen Krsnas Körper und Ihm Selbst besteht kein
Unterschied."
Weil aber solche Kommentatoren die Wissenschaft von
Krsna nicht kennen, verbergen sie Krsna und trennen Seine
Persönlichkeit von Seinem Geist oder Seinem Körper.
Obwohl dies pure Unwissenheit bezüglich der Wissenschaft
von Krsna ist, schlagen manche Leute aus solcher
Irreführung der Menschen Profit.
Es gibt noch eine andere Gruppe dämonischer Menschen.
Sie denken zwar ebenfalls an Krsna, doch beneiden sie Ihn,
wie König Kaàsa, Krsnas Onkel. Auch er dachte
fortwährend an Krsna, aber er dachte an Krsna als seinen
Feind. Er hatte ständig Angst, weil er nicht wußte, wann
Krsna kommen würde, um ihn zu töten. Diese Art des
Denkens wird uns nicht helfen. Man sollte an Krsna in
hingebungsvoller Liebe denken. Das ist bhakti. Man sollte
sein Wissen von Krsna ständig kultivieren. Wie sieht nun
diese förderliche Kultivierung aus? Sie besteht darin, dass
man von einem echten Lehrer lernt. Krsna ist die Höchste
Persönlichkeit Gottes, und wie wir bereits mehrfach erklärt
haben, ist Sein Körper nicht materiell, sondern ewiges
glückseliges Wissen. So über Krsna zu sprechen wird
einem helfen, ein Gottgeweihter zu werden. Der Versuch,
Krsna aus der falschen Quelle zu verstehen, wird sich als
fruchtlos erweisen.
Man sollte daher seinen Geist in Gedanken an die ewige
Form, die ursprüngliche Gestalt Krsnas, versenken und
Krsna mit der festen Überzeugung im Herzen verehren, dass
Er der Höchste ist. Es gibt in Indien Hunderttausende von
Tempeln, in denen Krsna verehrt wird, und dort wird
hingebungsvoller Dienst praktiziert. Bei dieser Art der
Verehrung muss man Krsna Seine Ehrerbietungen
darbringen. Man sollte sein Haupt vor der transzendentalen
Bildgestalt Krsnas neigen und seinen Geist, seinen Körper
und seine Tätigkeiten - alles - in den Dienst Krsnas
stellen. Das wird einem helfen, sich ohne Abweichung
völlig in Krsna zu versenken und nach Krsnaloka zu
gelangen. Man sollte sich nicht von skrupellosen
Kommentatoren irreführen lassen. Man muss in den neun
verschiedenen Vorgängen des hingebungsvollen Dienstes
tätig sein, die mit dem Chanten und Hören über Krsna
beginnen. Reiner hingebungsvoller Dienst ist das Höchste,
was die menschliche Gesellschaft erreichen kann.
Im Siebten und Achten Kapitel der Bhagavad-Gita ist reiner
hingebungsvoller Dienst für den Herrn erklärt worden,
gesondert vom yoga des Wissens, vom mystischen yoga
und von fruchtbringenden Tätigkeiten. Diejenigen, die
nicht gänzlich rein und geheiligt sind, mögen sich zu
verschiedenen Aspekten des Herrn, wie dem
unpersönlichen brahmajyoti und dem lokalisierten
Paramatma, hingezogen fühlen, doch ein reiner
Gottgeweihter wendet sich unmittelbar dem Dienst des
Höchsten Herrn zu.
Es gibt ein schönes Gedicht über Krsna, in dem es
unmissverständlich heißt, dass jeder, der Halbgötter verehrt,
höchst unintelligent ist und den höchsten Lohn Krsnas
niemals erreichen kann. Der Gottgeweihte mag am Anfang
manchmal den Standard nicht halten können und zu Fall
kommen, aber trotzdem sollte man immer verstehen, dass er
auf einer höheren Stufe steht als alle anderen Philosophen
und yogis. Jemand, der sich immer im Krsna-Bewusstsein
betätigt, sollte als vollkommener Heiliger betrachtet
werden. Seine unbeabsichtigten Tätigkeiten, denen es an
Hingabe mangelt, werden allmählich nachlassen, und er
wird zweifellos sehr bald in vollendeter Vollkommenheit
verankert sein. Der reine Gottgeweihte hat keine wirkliche
Möglichkeit, zu Fall zu kommen, weil Sich der Höchste
Gott persönlich um Seine reinen Geweihten kümmert.
Deshalb sollte sich ein intelligenter Mensch diesem

Vorgang des Krsna-Bewusstseins unmittelbar zuwenden
und in dieser materiellen Welt glücklich leben. Ihm wird
letztlich Krsnas höchster Lohn zuteil werden.
Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum
Neunten Kapitel der Srimad Bhagavad-Gita mit dem Titel:
"Das vertraulichste Wissen".

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