Das Universale Haus der Gerechtigkeit
Bah'-Weltzentrum
Sekretariatsabteilung 7. Februar 1993
An alle Nationalen Geistigen Rte
Liebe Bah'-Freunde!
Das Universale Haus der Gerechtigkeit hat die Forschungsabteilung gebeten, einige Richtlinien fr die Entwicklung herausragender Bah'-Gemeinden zusammenzustellen. Das Universale Haus der Gerechtigkeit l§t Ihnen nun ein Exem plar dieses Dokumentes mit dem Titel "Fragen zur Arbeitsweise von Gemeinden" zugehen. Beigefgt sind Auszge aus Briefen zum Thema Frderung der Entwicklung von Bah'-Gemeinden, die im Auftrage von Shoghi Effendi geschrieben wurden. Das Fundament der Bah'-Verwaltung ist die Gemeinde und die Gesundheit der Gemeinde hngt vom richtigen Funktionieren des
rtlichen Geistigen Rates ab.
Es wird Ihrer Entscheidung berlassen, wie sie die Geistigen Rte dazu ermutigen, dieses Material zu benutzen, das ein machtvolles Werkzeug sein knnte, um eine immer gr§ere Zahl von Bah' auf die Herausforderungen des Drei-Jahres-Planes vorzubereiten, der auf dem durch das Heilige Jahr geweckten Enthusiasmus und Eifer aufbauen wird.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit betet an den Heiligen Schreinen, da§ die Gesegnete Schnheit den Freunden helfen mge, ihr Verstndnis der Kernaussagen ihres Glauben zu vertiefen und die Grundlagen seiner Institutionen zu festigen
Mit liebevollen BahÕ-Gr§en
(Unterschrift)
Fr die Sekretariatsabteilung
Anlagen
cc: Hnde der Sache Gottes
Internationales Lehrzentrum
Berater
FRAGEN ZUR ARBEITSWEISE VON GEMEINDEN
1 1. WIE MAN VERNDERUNGEN IN DER BAHç'ê-GEMEINDE ERLEICHTERT.
1 1.1. DAS WESEN DES WANDELS.
1 1.2 DEN WANDEL F
RDERN.
2 1.2.1 Das Beispiel des einzelnen.
2 1.2.2 Hilfe fr den
rtlichen Geistigen Rat
2 1.2.3 Empfehlungen fr Institutionen
2 1.2.4 Beratung mit den Hilfsamtsmitgliedern
3 1.2.5 Berufung beim Nationalen Geistigen Rat
3 2. BERATUNG UND GEFHLSAUSDRUCK.
3 3. DAS BEISPIEL DES EINZELNEN
5 4. UNTERSTTZUNG DES
RTLICHEN GEISTIGEN RATES
5 5. EMPFEHLUNGEN FR INSTITUTIONEN
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Fragen zur Arbeitsweise von Gemeinden Ein Memorandum der Forschungsabteilung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit
Februar 1993
In letzter Zeit haben sich eine Reihe von Fragen ergeben, wie man mangelhaft funktionierenden rtlichen Bah' Gemeinden helfen kann, besonders jenen, die nur schwer den Bedrfnissen und Problemen ihrer Mitglieder gerecht zu werden, deren Geistige Rte keine Entscheidungen treffen knnen und die das Bestehen von Problemen in ihren Gemeinden leugnen. Als einen Beitrag zur Entwicklung solcher Gemeinden geben wir folgende Kommentare.
1. Wie man Vernderungen in der Bah'-Gemeinde erleichtert. 1.1. Das Wesen des Wandels.
Ehe man sich der Frage zuwendet, welche Schritte ergriffen werden knnen, um einen Wandel in der Bah'-Gemeinde zu erreichen, wre es ntzlich, das Wesen des Wandels unter Bah'-Gesichtspunkten zu betrachten. In Briefen, die in seinem Auftrag geschrieben wurden unterstreicht Shoghi Effendi den revolutionren Charakter des Wachstums und der Entwicklung von Bah'-Gemeinden. Er bezeichnet die unvermeidlichen Schwierigkeiten, die sich aus der Unreife der einzelnen Glubigen wie auch der Institutionen ergeben, als "Wachstumsschmerzen", die man, wie er berzeugt versichert, schlie§lich berwinden wird, weil das von Bah'u'llh eingefhrte System vollkommen ist. Im folgenden zitieren wir eine Auswahl von Auszgen aus diesen Briefen:
Sie beklagen den unbefriedigenden Zustand, der in der Bah'-Gemeinde in ..... herrscht; der Hter ist sich der Situation des Glaubens dort durchaus bewu§t, aber er ist zuversichtlich, da§, welcher Art die sich dem Glauben entgegenstellen Hindernisse auch sein mgen, man sie schlie§lich berwinden wird. Unter gar keinen Umstnden sollten Sie sich entmutigt fhlen oder es zulassen, da§ diese Schwierigkeiten, mgen sie auch noch so sehr das Ergebnis von Fehlverhalten oder mangelnder Fhigkeiten oder Vision der Mitglieder der Gemeinde sein, Sie in Ihrem Glauben und der grundstzlichen Loyalitt der Sache Gottes gegenber wankend machen. Gewi§ sollten die Glubigen, unabhngig von ihren Qualifikationen als Lehrer oder Administratoren des Glaubens oder ihre noch so hohen intellektuellen und geistigen Verdiensten niemals als Ma§stab angesehen werden, an dem man die gttliche Autoritt und die Mission des Glaubens abschtzen oder messen kann. Allein auf die Lehren selbst und auf das Leben der Begrnder des Glaubens sollten die Glubigen schauen, um daraus ihre Fhrung und Inspiration zu beziehen, und nur indem sie streng diese richtige Einstellung beibehalten, knnen sie hoffen, ihre Loyalitt Bah'u'llh gegenber auf eine feste und unerschtterliche Grundlage zu stellen. Sie sollten daher Mut fassen und mit unverminderter Wachsamkeit und nicht nachlassenden Bemhungen ihren vollen Beitrag zur Entfaltung der Gttlichen Weltordnung leisten. (23. August 1939 an einen einzelnen Glubigen) +)
Die Freunde mssen miteinander Geduld haben und sich bewu§t sein, da§ der Glaube noch in seinen Kinderschuhen steckt und seine Institutionen noch nicht vollkommen funktionieren. Je mehr Geduld, liebevolleres Verstndnis und Nachsicht die Freunde einander erweisen, um so gr§er wird der Fortschritt der ganzen Bah'-Gemeinde als solcher sein.
Der Hter meint, da§ durch das Gewinnen neuer Seelen der Glaube seine gegenwrtigen Begrenzungen berwinden und wirkungsvoller funktionieren wird.
(27.Februar 1943 an einen einzelnen Glubigen)+)
Er hat es sehr bedauert, von der Uneinigkeit der Freunde dort zu hren; er meint, da§ die einzige vernnftige Methode fr alle Freunde darin besteht, sich dem Lehren des Glaubens zu widmen und mit ihrer Nationalen Krperschaft zusammenzuarbeiten.
Oft erscheinen uns diese Prfungen und Tests, durch die jede Bah'-Gemeinde unweigerlich hindurch mu§, im ersten Augenblick als schrecklich, aber im Nachhinein verstehen wir, da§ sie auf die Schwche der menschlichen Natur, auf Mi§verstndnisse und Wachstumsschmerzen zurckzufhren sind, die jede Bah'-Gemeinde durchstehen mu§.
(25 November 1956 an einen einzelnen Glubigen)+)
Es ist ein gro§es Unglck, da§ einige Freunde nicht zu verstehen scheinen, da§ die Verwaltungsordnung, die
rtlichen und Nationalen Rte, das Muster fr die Zukunft sind, so unzulnglich sie auch manchmal scheinen mgen. Wir mssen diesen Krperschaften gehorchen und sie untersttzen, denn darin besteht das Bah'-Gesetz. Ehe wir das nicht lernen, knnen wir keinen echten Fortschritt erzielen....
Die Bah' sind als einzelne oder im Dienst einer gewhlten Krperschaft weit von Vollkommenheit entfernt, aber das System Bah'u'llhs ist vollkommen, und langsam werden die Glubigen reifen und das System wird besser funktionieren .... (1. November 1950 an einen einzelnen Glubigen)+)
1.2 Den Wandel frdern.
Im Hinblick auf die Methoden, diesen Wandel in der Bah'-Gemeinde zu frdern, fgen wir eine Zusammenstellung von Auszgen aus Briefen bei, die im Auftrage von Shoghi Effendi geschrieben wurden. Whrend diese Auszge nicht speziell von Strategien handeln, die chronisch schlecht funktionierenden Gemeinden helfen knnten, so bieten sie doch eine ntzliche Fhrung in bezug auf Ma§nahmen, die zum Erreichen von Vernderungen in Bah'-Gemeinden ergriffen werden knnen. Bevor man solche Ma§nahmen ins Auge fa§t, ist es zu empfehlen, ber die Tatsache nachzudenken, da§ jede Ma§nahme von Weisheit und Geduld begleitet sein mu§ und da§ jede feindliche Haltung gegenber dem Rat oder der Bah'-Gemeinde vermieden werden mu§. In der "hrenlese" *) S. 298 rt Bah'u'llh, zwei extreme Einstellungen in bezug auf den Glauben zu vermeiden. Er sagt:
An diesem Tage knnen Wir weder das Verhalten des Furchtsamen billigen, der seinen Glauben zu verbergen sucht, noch das Benehmen des erklrten Glubigen guthei§en, der lrmend seine Treue zu dieser Sache bekundet. Beide sollten dem Gebot der Weisheit folgen und mit Eifer danach streben, dem Wohle des Glaubens zu dienen.
Man beachte, da§ Er das "Gebot der Weisheit" und den Eifer "dem Wohle des Glaubens zu dienen" betont.
Gem§ den beigefgten Auszgen gibt es offensichtlich eine Reihe von Ma§nahmen, die die Glubigen ergreifen knnen, um die Bah'-Gemeinden auf die nchsten Stufen der Entwicklung zu fhren. Dazu gehren:
1.2.1 Das Beispiel des einzelnen.
In einem Brief vom 30. September 1949, in seinem Auftrage an einen einzelnen Glubigen geschrieben, sagt Shoghi Effendi, da§ "der erste und beste Weg", eine schlecht funktionierende Gemeinde in Ordnung zu bringen, darin besteht, da§ der einzelne "das Richtige tut". S. Auszug <1>
Zustzlich zu Vertiefung, Lehren und Dienst am Glauben betont der Hter, da§ solche Eigenschaften wie Ausdauer, Aufopferung, Geduld und liebevolles Vergeben wichtig und vorteilhaft sind. S. Auszge <2> und <3>
1.2.2 Hilfe fr den
rtlichen Geistigen Rat
Shoghi Effendi weist darauf hin, da§ der einzelne Glubige die Entwicklung des
rtlichen Geistigen Rates frdern kann, indem er an seiner Wahl teilnimmt, seine Entscheidungen untersttzt und verteidigt und sich an ihn wegen der Lsung von Problemen wendet. s. Auszge <4> - <7>
1.2.3 Empfehlungen fr Institutionen
Einzelne Glubige haben "das Recht, offen ihre Kritik an Ma§nahmen und der Politik eines jeden Rates vorzubringen" und Vorschlge und Empfehlungen zur Verbesserung der rtlichen Gemeinde zu machen, vorausgesetzt diese Kritik und diese Vorschlge werden in konstruktiver Weise vorgebracht, ohne die Autoritt des Rates zu untergraben. S. Auszge <8> und <9>
In einem Brief vom 3. August 1982 an einen einzelnen Glubigen hat das Universale Haus der Gerechtigkeit folgende Richtlinien gegeben, wie der einzelne seine Ansichten innerhalb der Bah'-Gemeinde darlegen soll:
Es ist jedoch wichtig zu beachten, da§ der einzelne, der seine Ansichten darlegen will, dies in einer Weise tut, die mit dem Geiste der Bah'-Beratung bereinstimmt. Es kommt manchmal vor, da§ ein einzelner darauf besteht, bei einer Bah'-Versammlung seine Ansichten eingehend darzulegen, oft die Zusammenkunft strt und ein solches Verhalten sogar in der Gegenwart von Nicht-BahÕ zeigt. Wenn er trotz Ermahnungen und Warnungen durch die entsprechenden Bah'-Institutionen unnachgiebig auf einem solchen Verhalten beharrt, wird man ihn irgendwie daran hindern mssen, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen und den Bah'-Interessen zu schaden. Wenn derartige Meinungsverschiedenheiten entstehen, ist es wichtig, da§ eine offene und liebevolle Beratung zwischen der betreffenden Person und dem
rtlichen Geistigen Rat und im Bedarfsfalle mit dem Nationalen Geistigen Rat stattfindet, oder vielleicht kann die Institution der Berater bei der Lsung des Problems helfen. +)
1.2.4 Beratung mit den Hilfsamtsmitgliedern
Die Hilfsamtsmitglieder und ihre Assistenten sind damit beauftragt, die Bah'-Gemeinde von Grund auf anzuregen und den Reifeproze§ der
rtlichen Geistigen Rte zu frdern und dabei zu helfen. Es kann sehr vorteilhaft sein, wenn ein einzelner Glubiger oder der
rtliche Geistige Rat Ideen und Ratschlge von den Hilfsamtsmitgliedern erbitten, wie die in der Gemeinde bestehenden speziellen Schwierigkeiten gelst werden knnen. 1.2.5 Berufung beim Nationalen Geistigen Rat
Einzelne Glubige haben das Recht, gegen einen Beschlu§ eines
rtlichen Geistigen Rates beim Nationalen Rat Berufung einzulegen. Einzelheiten zu diesem Verfahren s. "The Constitution of the Universal House of Justice" **) S.14f. Die Entscheidung, ob er dieses Recht wahrnimmt, liegt beim einzelnen. Der folgende Auszug aus einem Brief im Auftrage des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 12. September 1988 bezieht sich auf diese Angelegenheit:
Wie Sie wissen, steht es Ihnen frei, den Rat darum zu bitten, seine Entscheidung erneut zu berdenken. Vielleicht wollen Sie aber diese Schritte abwgen und die mglichen Reaktionen bercksichtigen, die fr Sie zustzliche Belastungen verursachen knnten. In einigen Fllen ist es vorzuziehen, da§ man die Ansicht des Rates demtig und mit Opferbereitschaft ohne weitere Diskussionen akzeptiert. Dann kann eine eventuell falsche Entscheidung schlie§lich richtig gestellt werden. Wenn die Glubigen nachgiebig und im Geiste der Selbstauslschung reagieren, so bewirkt das Gottes Wohlgefallen, was in sich selbst schon einen Trost fr das Herz darstellt. +) 2. Beratung und Gefhlsausdruck.
Es ist die Ansicht vertreten worden, da§ ein offener Gefhlsausdruck und ein ehrliches Aussprechen von Gedanken fr eine produktive Bah'-Beratung entscheidend sind und da§ das 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker (A.A.) einen wichtigen Beitrag zu einer ehrlichen und offenen Kommunikation bilden kann. In diesem Zusammenhang wurde um Fhrung nachgesucht, was Gefhlsausdruck im Zuge der Beratung anbetrifft.
Whrend es sehr wohl bereinstimmungen zwischen Elementen des Beratungsprozesses und dem 12-Schritte-Programm geben mag, so unterscheiden sie sich doch in ihrer bergeordneten Zielsetzung. Die Absicht, wenn ein einzelner sich offen ausdrckt, wie es bei den A.A. praktiziert wird, besteht im gro§en und ganzen darin, da§ eine Heilung erzielt und eine Befreiung von den Trinkgewohnheiten erreicht werden soll. Das Ziel der Beratung ist dagegen "die Suche nach der Wahrheit".
Der Unterschied zwischen dem Zweck der Beratung und einer therapeutischen Bemhung wird in dem folgenden Auszug aus einem Brief im Auftrage des Universalen Hauses der Gerechtigkeit deutlich:
Man sollte sich bewu§t sein, da§ es das Ziel jeder Beratung ist, zu einer Lsung eines Problems zu kommen und dies unterscheidet sich sehr von jener Art von Seelenbekenntnissen in der Gruppe, wie sie in manchen Kreisen heute blich ist, und was an die Art von Beichte grenzt, die im Glauben verboten ist.
(Aus einem Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 19. Mrz 1973 an einen Nationalen Geistigen Rat, verffentlicht in: "Beratung, eine Kompilation", Nationaler Geistiger Rat der Schweiz, 1978, S. 14)
In bezug auf Ihre Frage betreffs des fnften Schrittes im A.A.12-Schritte-Programm, sind wir gebeten worden, Ihnen folgenden Auszug aus einem Brief im Auftrage des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 26. August 1986 an einen einzelnen Glubigen mitzuteilen:
... Es gibt keinen Einwand gegen die Mitgliedschaft von Bah' bei den Anonymen Alkoholikern, welches eine Vereinigung ist, die bei der Hilfe fr Alkoholiker, ihren bedauernswerten Zustand zu berwinden, sehr viel Gutes tut. Der durch die Mitglieder praktizierte Austausch von Erfahrungen steht nicht im Widerspruch zu dem Bah'-Verbot des Sndenbekenntnisses; es ist eher eine Art therapeutischen Verhltnisses zwischen Patient und Psychiater.
(Aus einem Briefe vom 5. November 1987 im Auftrage des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an einen einzelnen Glubigen)
Der aufrichtige Gefhlsausdruck in der allgemeinen Kommunikation bedarf sowohl der Weisheit wie auch der M§igung. In der "hrenlese" bert Bah'u'llh die Glubigen folgenderma§en:
Wer zum Volk Gottes gehrt, hat nur den Ehrgeiz, die Welt zu erneuern, ihr Leben zu veredeln und ihre Vlker zu beleben. Wahrhaftigkeit und guter Wille haben allezeit die Beziehungen dieses Volkes zu allen Menschen gekennzeichnet. (S.236)
Htet euch, mit jemandem zu streiten, strebt vielmehr danach, ihn freundlich auf die Wahrheit aufmerksam zu machen und ihn berzeugend zu ermahnen. (S. 243)
Was die Grenzen der M§igung berschreitet, hrt auf, wohlttigen Einflu§ auszuben. (S. 189)
In einem Brief vom 5. Juli 1947, geschrieben in seinem Auftrage, u§ert sich Shoghi Effendi folgenderma§en ber die Bedeutung der "Ausgewogenheit in allen Dingen".
Man kann die Lehren Bah'u'llhs mit einer Kugel vergleichen; es gibt Punkte, die sich auf gegenberliegenden Polen befinden und dazwischen gibt es Gedanken und Lehren, die die Verbindungen zwischen ihnen herstellen.
Wir glauben an eine Ausgewogenheit in allen Dingen; wir glauben an M§igung in allen Dingen - - wir drfen nicht zu emotional reagieren aber auch nicht knochentrocken und ohne Gefhl; wir drfen nicht so liberal sein, da§ wir aufhren, den Charakter und die Einheit des Bah'-Systems zu erhalten, aber auch nicht fanatisch und dogmatisch.
Was nun einen offen Gefhlsausdruck whrend der Beratung anbetrifft, so bilden ein Gefhlsausdruck und eine emotionale Redeweise bei der Interaktion einen wichtigen Beitrag zum Beratungsproze§. In einer Seiner Ansprachen beschreibt 'Abdu'l-Bah "Liebe und Freundschaft" als das "Fundament wahrer Beratung". Er sagt:
... wahre Beratung ist eine geistige Konferenz in der Haltung und Atmosphre der Liebe. Die Mitglieder mssen einander im Geiste der Freundschaft lieben, damit gute Ergebnisse gezeitigt werden. Liebe und Freundschaft sind das Fundament.
("Promulgation of Universal Peace", (Wilmette: Bah' Publishing Trust, 1982) S. 72f) +)
Die Tablets von 'Abdu'l-Bah, die in "Bah' Administration: Selected Messages 1922 - 1932" 3 SS 20 -23 zitiert werden, knnen, was den Gefhlsausdruck bei Beratungen anbetrifft, eine wertvolle Hilfe sein. Zum Beispiel:
'Abdu'l-Bah ruft die Mitglieder eines Geistigen Rates auf, in solcher Weise einig zu sein, da§ ihre "Gedanken", ihre "Ansichten" und ihre "Gefhle zu einer Wirklichkeit werden und den Geist der Einheit ber die ganze Welt verbreiten." (S. 20f)
Der Meister rt den Mitgliedern, "in solcher Weise zu beraten, da§ kein Anla§ zu Groll oder Uneinigkeit entstehen kann." Er versichert, da§ dies erreicht werden kann, wenn jedes Mitglied seine eigene Ansicht in vlliger Freiheit ausdrckt und seine Argumente darlegt. Wenn jemand widerspricht, drfen wir uns in keiner Weise verletzt fhlen, denn erst wenn die Angelegenheit ausgiebig diskutiert wurde, kann sich der richtige Weg zeigen. Der leuchtende Funke der Wahrheit zeigt sich erst nach dem Zusammenprall unterschiedlicher Meinungen. ... (S. 21)
Man mu§ hier festhalten, da§ die Wahrheit sich erst nach dem Zusammenprall sorgfltig ausgesprochener Ansichten zeigt (die sehr wohl mit Begeisterung und Nachdruck vorgetragen werden knnen) aber nicht durch den Zusammenprall von Gefhlen. Ein Zusammenprall von Gefhlen wird die Wahrheit wahrscheinlich verdunkeln, whrend unterschiedliche Meinungen die Entdeckung der Wahrheit vereinfachen.
'Abdu'l-Bah gibt den folgenden Rat, wie Ansicht whrend einer Beratung ausgedrckt werden sollten. Man knnte meinen, da§ dieser Rat auch den Gefhlsausdruck betrifft.
Sie mssen dann mit der u§ersten Ergebenheit, Hflichkeit, Wrde, Sorgfalt und M§igung ihre Ansichten ausdrcken. In allen Dingen mssen sie die Wahrheit suchen und nicht auf ihrer eigenen Meinung beharren; denn Halsstarrigkeit und das Beharren auf der eigenen Meinung fhrt schlie§lich zu Uneinigkeit und Streit und die Wahrheit wird verborgen bleiben.... (S.22) +)
Wegen zustzlicher Aussagen aus den Schriften, mit bezug auf das Thema Gefhlsausdruck beim Beratungsproze§, knnte man "Beratung: eine Zusammenstellung" zu Rate ziehen.
Auszge aus im Auftrage von Shoghi Effendi geschriebenen Briefen ber Frderung der Entwicklung von Bah'-Gemeinden
3. Das Beispiel des einzelnen
Sie drfen nicht den gro§en Fehler begehen, unseren Glauben nach einer Bah'-Gemeinde zu beurteilen, die es offensichtlich ntig hat, die Bah'-Lehren zu studieren und ihnen zu gehorchen. Menschliche Schwchen und Absonderlichkeiten knnen eine gro§e Prfung darstellen. Der einzige Weg, oder ich sollte besser sagen der erste und beste Weg, die Situation zu verbessern, besteht darin, da§ man selbst das Richtige tut. Eine Seele kann die Ursache der geistigen Erleuchtung eines ganzen Kontinents sein. Jetzt, da Sie in Ihrem eigenen Leben einen gro§en Fehler erkannt und verbessert haben, jetzt, da Sie deutlicher erkennen, was in Ihrer eigenen Gemeinde fehlt, hindert Sie nichts daran, da§ Sie sich erheben und ein solches Beispiel setzen, eine solche Liebe und einen Geist des Dienstes zeigen, da§ die Herzen Ihrer Mit-Bah' entflammt werden.
Er drngt Sie, die Lehren grndlich zu studieren, andere zu lehren und mit anderen Bah', die dazu bereit sind, die tiefergehenden Lehren unseres Glaubens zu studieren und durch Vorbild, Bemhungen und Gebete eine nderung herbeizufhren. (30. September 1949 an einen einzelnen Glubigen)<1> +)
Das Heilmittel fr Uneinigkeit in einem Rat kann nicht darin bestehen, da§ irgend jemand von den Mitgliedern resigniert oder sich zurckzieht. Er mu§ lernen, trotz strender Elemente als Ganzes weiter zu funktionieren, anderenfalls wrde das ganze System in Mi§kredit geraten, weil Ausnahmen von der Regel eingefhrt werden.
Die Glubigen, die den Glauben ber alles lieben und seine Interessen den eigenen voranstellen, mssen bereit sein, alle sich ergebenden Schwierigkeiten zu ertragen, welcher Art sie auch sein mgen. Nur durch eine solche Beharrlichkeit und Selbstaufopferung knnen wir hoffen, einerseits unsere gttlichen Institutionen intakt zu erhalten und andererseits uns selbst dazu zwingen, edlere und bessere Werkzeuge fr den Dienst in diesem herrlichen Glauben zu werden. (20. November 1941 an einen einzelnen Glubigen) <2> +)
Bezglich Ihrer Frage nach der Notwendigkeit grberer Einheit unter den Freunden gibt es keinen Zweifel, da§ diese Notwendigkeit wirklich besteht. Der Hter meint, da§ eines der Hauptwerkzeuge, um sie zu erreichen, darin besteht, die Bah' selbst durch Unterricht und Verhaltensregeln zu lehren, da§ Liebe zu Gott - und folglich zu den Menschen - die wesentliche Grundlage jeder Religion einschlie§lich unserer eigenen ist. Ein grberes Ma§ an Liebe wird ein grberes Ma§ an Einheit erzeugen, denn sie ermglicht es den Menschen, nachsichtiger, geduldiger und verzeihender zu sein. (7. Juli 1944 an einen einzelnen Glubigen, zitiert in "Bah' News" Nr. 173, Februar 1945 S. 3) <3> +)
4. Untersttzung des
rtlichen Geistigen Rates
Inzwischen mssen wir alles nur mgliche tun, um die
rtlichen und Nationalen Rte zu strken und zu untersttzen, indem wir bei der Wahl sehr sorgfltig vorgehen, um damit die Wahl der weisesten und geeignetsten Mitglieder sicherzustellen und dann indem wir loyal zusammenarbeiten und Gehorsam zeigen. Wenn wir Einwnde gegen ihre Entscheidungen haben, mssen wir es sorgfltig vermeiden, diese Angelegenheit mit anderen Freunden zu besprechen, die keine Mglichkeit zur Verbesserung haben. Wir mssen unsere Ansicht dem Rat selbst offen vorlegen, und erst wenn wir keine befriedigende Antwort erhalten, drfen wir uns an den Nationalen Rat wenden, falls es sich um das Verhalten eines
rtlichen Rates handelt und an Shoghi Effendi, falls es sich um den Nationalen Rat handelt. (4. Mrz 1925 an einen einzelnen Glubigen)<4> +)
Die Situation in .... ber die ihm der Nationale Geistige Rat schon ausfhrlich schrieb, hat ihn sehr bekmmert und sein Herz bedrckt, da er davon berzeugt ist, da§ nichts au§er einer vollkommenen Einheit unter den Freunden, sowohl in ihren einzelnen wie gemeinsamen Bemhungen, insbesondere in dieser Zeit der administrativen Organisation und Entwicklung der Sache, den stetigen Fortschritt des Glaubens in jenem Zentrum sicherstellen kann. Es gibt keine Aufgabe, die dringlicher wre als die Errichtung vollkommener Harmonie und Freundschaft unter den Freunden, besonders zwischen dem Geistigen Rat und den einzelnen Glubigen. Der
rtliche Rat sollte in den einzelnen Glubigen Vertrauen wecken und diese sollten ihrerseits die Bereitwilligkeit ausdrcken, sich den Entscheidungen und Direktiven des
rtlichen Rates voll zu unterwerfen. Beide mssen Zusammenarbeit lernen und sich bewu§t werden, da§ die Institutionen der Sache nur durch eine solche Zusammenarbeit wirkungsvoll und ausdauernd funktionieren knnen. Whrend Gehorsam dem
rtlichen Rat gegenber uneingeschrnkt und aufrichtig sein soll, so mu§ diese Krperschaft ihre Entscheidungen in einer Weise durchsetzen, da§ der Eindruck vermieden wird, da§ sie durch eine diktatorische Haltung motiviert sind. Der Geist ist Glaubens wird von gegenseitiger Zusammenarbeit nicht durch Diktatur bestimmt.
Die Glubigen sollten den Richtlinien und Anweisungen ihres Rates Vertrauen entgegenbringen, selbst wenn sie nicht von deren Gerechtigkeit und Richtigkeit berzeugt sind. Sobald der Rat durch die Mehrheitsentscheidung seiner Mitglieder zu einem Beschlu§ gekommen ist, sollten die Freunde ihn bereitwillig befolgen. Besonders die Mitglieder des Rates mit einer abweichenden Meinung sollten der Gemeinde mit gutem Beispiel vorangehen und ihre persnlichen Ansichten dem Prinzip der Mehrheitsentscheidung opfern, das dem Funktionieren aller Bah' Rte zugrunde liegt. (28. Oktober 1935 an einen einzelnen Glubigen)<5> +)
Die Rte sind errichtet worden, um die Angelegenheiten der Sache mit Autoritt zu verwalten. Die Glubigen haben das Recht, fr jeden zu stimmen, den sie wollen. Auch wenn sie die Ma§nahmen ihres Rates nicht guthei§en, so mssen sie doch um der Einheit des Glaubens willen dessen Entscheidungen mittragen. Der einzelne hat das Recht Vorschlge zu machen, zu protestieren, aber er hat keine Rechte ber den Rat. Seine Macht ist seine Stimme. Wenn einer der Freunde mit der rtlichen Situation unzufrieden ist, so sollte er nichtsdestoweniger mit seinem
rtlichen Geistigen Rat zusammenarbeiten und ihm nach Krften helfen. Er kann fr ihn beten, er kann durch sein eigenes Tun ein edles Bah' Beispiel abgeben. Das System ist vollkommen; auch wenn die Instrumente unvollkommen sind, mssen wir doch das System untersttzen, wohl wissend, da§ Gott Seine Sache bewahren und schtzen wird und da§ derartige Zustnde vorbergehend sind und verschwinden werden, in dem Ma§e wie die Sache wchst und die Bah' an Reife gewinnen.
Er bittet Sie dringend, nicht zu verzagen und niemals mit dem Dienst am Glauben aufzuhren. Ganz egal welche Einstellung die anderen haben, sie kann Sie nie von der Verpflichtung zu einer richtigen Einstellung entbinden; Ihre Pflicht besteht Gott gegenber, und Sie knnen versichert sein, da§ Er letztlich alle diese Probleme lsen wird. (14. November 1948 an einen einzelnen Glubigen)<6> +)
Beim Durcharbeiten der Korrespondenz, die er von Ihrem Rat erhlt, ist er immer wieder davon betroffen, da§ die Freunde so wenig gem§ der Administration verfahren. Statt ihre Beschuldigungen, Probleme oder Gefhle des Unglcklichseins vor den
rtlichen Rat zu bringen, wenden sie sich an einzelne Freunde oder einzelne Mitglieder des Rates oder sie weigern sich, mit dem Rat zusammenzukommen. Als erstes sollten die Freunde sich an den Rat wenden, - dazu haben wir ihn! Er meint, da§ es diese Schwierigkeiten nie gegeben htte, wenn die Bah' die Rte in der notwendigen Weise benutzen wrden. Eines der Heilmittel, das Bah'u'llh einer kranken Welt verschrieben hat, sind die Rte (die in Zukunft Huser der Gerechtigkeit sein werden); ihre Mitglieder haben eine sehr heilige und schwere Verantwortung; ihre Macht bei der Fhrung der Gemeinde und beim Schutz und der Hilfe fr die Mitglieder ist ebenfalls sehr gro§. (30. Juni 1949 an einen Nationalen Geistigen Rat) <7> +)
5. Empfehlungen fr Institutionen
Nun in bezug auf Ihren letzten, lieben Brief, in dem Sie fragen, ob ein Glubiger das Recht hat, offen seine Kritik an einer Ma§nahme oder Politik eines Rates auszusprechen: Es ist nicht nur das Recht sondern die lebensnotwendige Verantwortung eines jeden loyalen und intelligenten Mitgliedes der Gemeinde, offen und frei aber mit der ntigen Achtung und Rcksicht vor der Autoritt des Rates jeden Vorschlag, jede Empfehlung oder jede Kritik pflichtbewu§t zu unterbreiten, um gewisse bestehende Zustnde oder Tendenzen in seiner Gemeinde zu verbessern oder zu heilen und es ist die Pflicht des Rates, solche ihm von irgendeinem Glubigen vorgelegten Ansichten gewissenhaft in seine berlegungen mit einzubeziehen. Die beste Gelegenheit zu diesem Zweck bietet das 19-Tage-Fest, welches au§er seinen sozialen und geistigen Aspekten auch verschiedene administrative Bedrfnisse und Erfordernisse der Gemeinde befriedigt, wozu hauptschlich auch die offene und konstruktive Kritik und die Beratung ber den Stand der Dinge in der rtlichen Bah'-Gemeinde gehren.
Hierbei mu§ aber wieder betont werden, da§ jede negative Kritik und Diskussion, die die Autoritt des Rates als Krperschaft untergraben knnte, streng zu vermeiden ist. Denn anderenfalls kme die Ordnung des Glaubens selbst in Gefahr und Uneinigkeit und Verwirrung wrden in der Gemeinde herrschen.
(13. Dezember 1939 an einen einzelnen Glubigen)<8> +)
Bezugnehmend auf die Angelegenheit von Frau ... und die Uneinigkeit, die unter gewissen Freunden in ... zu herrschen scheint: Wenn die Bah' erlauben, da§ die dunklen Krfte der Welt Eingang in ihre Beziehungen untereinander im Glauben finden, so gefhrden sie ernstlich seinen Fortschritt. Es ist die allererste Pflicht der Glubigen, des
rtlichen Geistigen Rates und besonders des Nationalen Geistigen Rates, Harmonie, Liebe und Verstndnis unter den Glubigen zu pflegen. Alle sollten bereit und willig sein, jedes persnliche Gefhl des Beleidigtseins - ob zu Recht oder Unrecht - zum Wohl des Glaubens zurckzustellen, denn die Menschen werden ihn nie annehmen, ehe sie nicht im Gemeindeleben das widergespiegelt finden, was in der Welt so schrecklich fehlt: Liebe und Einheit.
Bah' haben das volle Recht, Kritik an ihren Rten zu ben; sie drfen offen ihre Ansicht ber die Politik und einzelne Mitglieder ihrer gewhlten Krperschaften dem
rtlichen oder Nationalen Rat gegenber u§ern, aber dann mssen sie aus ganzem Herzen den Rat oder den Beschlu§ des Rates akzeptieren, gem§ den Prinzipien wie sie fr diesen Zusammenhang in der Bah' Administration niedergelegt sind. 13. Mai 1945 an einen Nationalen Geistigen Rat) <9> +)
bersetzung: Gnter Maltz
+) neue, nicht berprfte bersetzung
*) Bah'-Verlag, Hofheim 19803
**) Haifa, Bah'-Weltzentrum, 1972
Forschungsabt.des Universalen Hauses - Fragen zur Arbeitsweise von Gemeinden (Zimmel)
Hamburg, den 12.6.2003 (funktion.doc) Seite: 1 von 9