Read: %2Fde%2FChristentum%2FLuther-Bibel%2F25 Klagelieder Jer


Buch 25 (DIE KLAGELIEDER JEREMIAS)


1

1 (Jerusalem klagt und fleht um Hilfe) Wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volks war! Sie ist wie eine Witwe, die FŸrstin unter den Všlkern, und die eine Kšnigin in den LŠndern war, mu§ nun dienen. Jer 51,5)

2 Sie weint des Nachts, da§ ihr die TrŠnen Ÿber die Backen laufen. Es ist niemand unter allen ihren Liebhabern, der sie tršstet. Alle ihre Freunde sind ihr untreu und ihre Feinde geworden. Ps 69,21)

3 Juda ist gefangen in Elend und schwerem Dienst, es wohnt unter den Heiden und findet keine Ruhe; alle seine Verfolger kommen heran und bedrŠngen es.

4 Die Stra§en nach Zion liegen wŸst, weil niemand auf ein Fest kommt. Alle Tore der Stadt stehen šde, ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sehen jammervoll drein, und sie ist betrŸbt.

5 Ihre Widersacher sind obenauf, ihren Feinden geht's gut; denn der HERR hat Ÿber die Stadt Jammer gebracht um ihrer gro§en SŸnden willen, und ihre Kinder sind gefangen vor dem Feind dahingezogen.

6 Es ist von der Tochter Zion aller Schmuck dahin. Ihre FŸrsten sind wie Hirsche, die keine Weide finden und matt vor dem Verfolger herlaufen.

7 Jerusalem denkt in dieser Zeit, da sie elend und verlassen ist, wie viel Gutes sie von alters her gehabt hat, wie aber all ihr Volk daniedersank unter des Feindes Hand und ihr niemand half. Ihre Feinde sehen auf sie herab und spotten Ÿber ihren Untergang.

8 Jerusalem hat sich versŸndigt; darum mu§ sie sein wie ein unreines Weib. Alle, die sie ehrten, verschmŠhen sie jetzt, weil sie ihre Blš§e sehen; sie aber seufzt und hat sich abgewendet. Hes 16,37)

9 Ihr Unflat klebt an ihrem Saum. Sie hŠtte nicht gemeint, da§ es ihr zuletzt so gehen wŸrde. Sie ist ja greulich heruntergesto§en und hat dazu niemand, der sie tršstet. ÈAch HERR, sieh an mein Elend; denn der Feind triumphiert!Ç

10 Der Feind hat seine Hand gelegt an alle ihre Kleinode. Ja, sie mu§te zusehen, da§ die Heiden in ihr Heiligtum gingen, wŠhrend du geboten hast, sie sollten nicht in deine Gemeinde kommen. Jer 52,17-19, 5. Mose 23,4)

11 Alles Volk seufzt und geht nach Brot, es gibt seine Kleinode um Speise, um sein Leben zu erhalten. ÈAch HERR, sieh doch und schau, wie verachtet ich bin!Ç

12 Euch allen, die ihr vorŸbergeht, sage ich: ÈSchaut doch und seht, ob irgendein Schmerz ist wie mein Schmerz, der mich getroffen hat; denn der HERR hat Jammer Ÿber mich gebracht am Tage seines grimmigen Zorns.

13 Er hat ein Feuer aus der Hšhe in meine Gebeine gesandt und lŠ§t es wŸten. Er hat meinen FŸ§en ein Netz gestellt und mich rŸckwŠrts fallen lassen; er hat mich zur WŸste gemacht, da§ ich fŸr immer siech bin.

14 Schwer ist das Joch meiner SŸnden; durch seine Hand sind sie zusammengeknŸpft. Sie sind mir auf den Hals gekommen, so da§ mir alle meine Kraft vergangen ist. Der Herr hat mich in die Gewalt derer gegeben, gegen die ich nicht aufkommen kann.

15 Der Herr hat zertreten alle meine Starken, die ich hatte; er hat gegen mich ein Fest ausrufen lassen, um meine junge Mannschaft zu verderben. Der Herr hat die Kelter getreten der Jungfrau, der Tochter Juda. Jes 63,3)

16 DarŸber weine ich so, und mein Auge flie§t von TrŠnen; denn der Tršster, der meine Seele erquicken sollte, ist ferne von mir. Meine Kinder sind dahin; denn der Feind hat die Oberhand gewonnen.Ç

17 Zion streckt ihre HŠnde aus, und doch ist niemand da, der sie tršstet; denn der HERR hat gegen Jakob seine Feinde ringsum aufgeboten, so da§ Jerusalem zwischen ihnen sein mu§ wie ein unreines Weib. Vers 8)

18 Der HERR ist gerecht, denn ich bin seinem Worte ungehorsam gewesen. Hšret, alle Všlker, und schaut meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und JŸnglinge sind in die Gefangenschaft gegangen. Kap 3,42; 5,16)

19 Ich rief meine Freunde, aber sie lie§en mich im Stich. Meine Priester und meine €ltesten sind in der Stadt verschmachtet, sie gehen nach Brot, um ihr Leben zu erhalten.

20 Ach HERR, sieh doch, wie bange ist mir, da§ mir's im Leibe davon weh tut! Mir dreht sich das Herz im Leibe um, weil ich so ungehorsam gewesen bin. Drau§en hat mich das Schwert und im Hause hat mich der Tod meiner Kinder beraubt.

21 Man hšrt's wohl, da§ ich seufze, und doch habe ich keinen Tršster; alle meine Feinde hšren mein UnglŸck und freuen sich, da§ du es gemacht hast. So la§ doch den Tag kommen, den du verkŸndet hast, da§ es ihnen gehen soll wie mir. Kap 4,21)

22 La§ alle ihre Bosheit vor dich kommen und richte sie zu, wie du mich zugerichtet hast um aller meiner Missetat willen; denn meiner Seufzer sind viel, und mein Herz ist betrŸbt.


2

1 (Klage Ÿber die VerwŸstung Judas und Jerusalems) Wie hat der Herr die Tochter Zion mit seinem Zorn ŸberschŸttet! Er hat die Herrlichkeit Israels vom Himmel auf die Erde geworfen; er hat nicht gedacht an seinen Fu§schemel am Tage seines Zorns. Ps 132,7.8)

2 Der Herr hat alle Wohnungen Jakobs ohne Erbarmen vertilgt, er hat die Burgen der Tochter Juda abgebrochen in seinem Grimm und geschleift. Er hat entweiht ihr Kšnigreich und ihre FŸrsten.

3 Er hat alle Macht Israels in seinem grimmigen Zorn zerbrochen, er hat seine rechte Hand zurŸckgezogen, als der Feind kam, und hat in Jakob gewŸtet wie ein flammendes Feuer, das alles ringsum verzehrt.

4 Er hat seinen Bogen gespannt wie ein Feind; seine rechte Hand hat er gefŸhrt wie ein Widersacher und hat alles getštet, was lieblich anzusehen war im Zelt der Tochter Zion, und hat seinen Grimm wie Feuer ausgeschŸttet.

5 Der Herr ist wie ein Feind geworden, er hat Israel vertilgt. Er hat zerstšrt alle PalŠste und hat die Burgen vernichtet; er hat der Tochter Juda viel Jammer und Leid gebracht.

6 Er hat sein eigenes Zelt zerwŸhlt wie einen Garten und seine Wohnung vernichtet. Der HERR hat in Zion Feiertag und Sabbat vergessen lassen, und in seinem grimmigen Zorn lie§ er Kšnig und Priester schŠnden. Hos 2,13, Kap 5,12)

7 Der Herr hat seinen Altar verworfen und sein Heiligtum entweiht. Er hat die Mauern ihrer PalŠste in des Feindes HŠnde gegeben, da§ sie im Hause des HERRN Geschrei erhoben haben wie an einem Feiertag.

8 Der HERR gedachte zu vernichten die Mauer der Tochter Zion; er hat die Me§schnur Ÿber die Mauern gezogen und seine Hand nicht abgewendet, bis er sie vertilgte. Er lie§ Mauer und Wall trauern und miteinander fallen. 2. Kšn 21,13)

9 Ihre Tore sind tief in die Erde gesunken; er hat ihre Riegel zerbrochen und zunichte gemacht. Ihr Kšnig und ihre FŸrsten sind unter den Heiden, wo sie das Gesetz nicht Ÿben kšnnen, und ihre Propheten haben keine Gesichte vom HERRN.

10 Die €ltesten der Tochter Zion sitzen auf der Erde und sind still, sie werfen Staub auf ihre HŠupter und haben den Sack angezogen. Die Jungfrauen von Jerusalem senken ihre Kšpfe zur Erde.

11 Ich habe mir fast die Augen ausgeweint, mein Leib tut mir weh, mein Herz ist auf die Erde ausgeschŸttet Ÿber dem Jammer der Tochter meines Volks, weil die SŠuglinge und UnmŸndigen auf den Gassen in der Stadt verschmachten.

12 Zu ihren MŸttern sprechen sie: Wo ist Brot und Wein?, da sie auf den Gassen in der Stadt verschmachten wie die tšdlich Verwundeten und in den Armen ihrer MŸtter den Geist aufgeben.

13 Ach du Tochter Jerusalem, wem soll ich dich vergleichen, und wie soll ich dir zureden? Du Jungfrau, Tochter Zion, wem soll ich dich vergleichen, damit ich dich tršste? Denn dein Schaden ist gro§ wie das Meer. Wer kann dich heilen?

14 Deine Propheten haben dir trŸgerische und tšrichte Gesichte verkŸndet und dir deine Schuld nicht offenbart, wodurch sie dein Geschick abgewandt hŠtten, sondern sie haben dich Worte hšren lassen, die Trug waren und dich verfŸhrten. Jer 14,14-16; 23,16-22)

15 Alle, die vorŸbergehen, klatschen in die HŠnde, pfeifen und schŸtteln den Kopf Ÿber die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, von der man sagte, sie sei die allerschšnste, an der sich alles Land freut? Ps 48,3; Hes 16,14)

16 Alle deine Feinde rei§en ihr Maul auf Ÿber dich, pfeifen und knirschen mit den ZŠhnen und sprechen: ÈHa! wir haben sie vertilgt! Das ist der Tag, den wir begehrt haben; wir haben's erlangt, wir haben's erlebt.Ç

17 Der HERR hat getan, was er vorhatte; er hat sein Wort erfŸllt, das er lŠngst zuvor geboten hat. Er hat ohne Erbarmen zerstšrt, er hat den Feind Ÿber dich frohlocken lassenund hat die Macht deiner Widersacher erhšht.

18 Schreie laut zum Herrn, klage, du Tochter Zion, la§ Tag und Nacht TrŠnen herabflie§en wie einen Bach; hšre nicht auf damit, und dein Augapfel lasse nicht ab!

19 Steh des Nachts auf und schreie zu Beginn jeder Nachtwache, schŸtte dein Herz aus vor dem Herrn wie Wasser. Hebe deine HŠnde zu ihm auf um des Lebens deiner jungen Kinder willen, die vor Hunger verschmachten an allen Stra§enecken!

20 HERR, schaue und sieh doch, wen du so verderbt hast! Sollen denn die Frauen ihres Leibes Frucht essen, die Kindlein, die man auf HŠnden trŠgt? Sollen denn Propheten und Priester in dem Heiligtum des Herrn erschlagen werden? 5. Mose 28,53-57; Jer 19,9)

21 Es lagen in den Gassen auf der Erde Knaben und Alte; meine Jungfrauen und JŸnglinge sind durchs Schwert gefallen. Du hast getštet am Tage deines Zorns, du hast ohne Erbarmen geschlachtet.

22 Du hast von allen Seiten her meine Feinde gerufen wie zu einem Feiertag, so da§ niemand am Tage des Zorns des HERRN entronnen und Ÿbriggeblieben ist. Die ich auf den HŠnden getragen und gro§gezogen habe, die hat der Feind umgebracht.


3

1 (Klage und Trost eines Leidenden) Ich bin der Mann, der Elend sehen mu§ durch die Rute des Grimmes Gottes.

2 Er hat mich gefŸhrt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht.

3 Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag fŸr Tag.

4 Er hat mir Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen.

5 Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und MŸhsal umgeben.

6 Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die lŠngst tot sind.

7 Er hat mich ummauert, da§ ich nicht heraus kann, und mich in harte Fesseln gelegt.

8 Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet. Ps 22,3; 69,4)

9 Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht.

10 Er hat auf mich gelauert wie ein BŠr, wie ein Lšwe im Verborgenen.

11 Er lŠ§t mich den Weg verfehlen, er hat mich zerfleischt und zunichte gemacht.

12 Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gegeben.

13 Er hat mir seine Pfeile in die Nieren geschossen.

14 Ich bin ein Hohn fŸr mein ganzes Volk und tŠglich ihr Spottlied. Hiob 30,9)

15 Er hat mich mit Bitterkeit gesŠttigt und mit Wermut getrŠnkt.

16 Er hat mich auf Kiesel bei§en lassen, er drŸckte mich nieder in die Asche.

17 Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen.

18 Ich sprach: Mein Ruhm und meine Hoffnung auf den HERRN sind dahin.

19 Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getrŠnkt bin!

20 Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir's.

21 Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch:

22 Die GŸte des HERRN ist's, da§ wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, Neh 9,31)

23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist gro§.

24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. Ps 16,5; 73,26)

25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.

26 Es ist ein kšstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen. Ršm 8,25)

27 Es ist ein kšstlich Ding fŸr einen Mann, da§ er das Joch in seiner Jugend trage.

28 Er sitze einsam und schweige, wenn Gott es ihm auferlegt,

29 und stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung.

30 Er biete die Backe dar dem, der ihn schlŠgt, und lasse sich viel Schmach antun. Mt 5,39)

31 Denn der HERR verstš§t nicht ewig; (31 und 32) Jes 54,8)

32 sondern er betrŸbt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner gro§en GŸte.

33 Denn nicht von Herzen plagt und betrŸbt er die Menschen.

34 Wenn man alle Gefangenen auf Erden unter die F٤e tritt

35 und eines Mannes Recht vor dem Allerhšchsten beugt

36 und eines Menschen Sache verdreht, - sollte das der Herr nicht sehen?

37 Wer darf denn sagen, da§ solches geschieht ohne des Herrn Befehl Jes 45,7; Am 3,6)

38 und da§ nicht Bšses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhšchsten?

39 Was murren denn die Leute im Leben? Ein jeder murre wider seine SŸnde!

40 La§t uns erforschen und prŸfen unsern Wandel und uns zum HERRN bekehren!

41 La§t uns unser Herz samt den HŠnden aufheben zu Gott im Himmel!

42 Wir, wir haben gesŸndigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben. Ps 106,6)

43 Du hast dich in Zorn gehŸllt und uns verfolgt und ohne Erbarmen getštet.

44 Du hast dich mit einer Wolke verdeckt, da§ kein Gebet hindurch konnte.

45 Du hast uns zu Kehricht und Unrat gemacht unter den Všlkern.

46 Alle unsere Feinde rei§en ihr Maul auf Ÿber uns.

47 Wir werden gedrŸckt und geplagt mit Schrecken und Angst.

48 WasserbŠche rinnen aus meinen Augen Ÿber den Jammer der Tochter meines Volks.

49 Meine Augen flie§en und kšnnen's nicht lassen, und es ist kein Aufhšren da,

50 bis der HERR vom Himmel herabschaut und darein sieht. Ps 102,20.21)

51 Mein Auge macht mir Schmerzen wegen all der Tšchter meiner Stadt.

52 Meine Feinde haben mich ohne Grund gejagt wie einen Vogel.

53 Sie haben mein Leben in der Grube zunichte gemacht und Steine auf mich geworfen.

54 Wasser hat mein Haupt Ÿberschwemmt; da sprach ich: Nun bin ich verloren.

55 Ich rief aber deinen Namen an, HERR, unten aus der Grube,

56 und du erhšrtest meine Stimme: ÈVerbirg deine Ohren nicht vor meinem Seufzen und Schreien!Ç

57 Du nahtest dich zu mir, als ich dich anrief, und sprachst: FŸrchte dich nicht!

58 Du fŸhrst, Herr, meine Sache und erlšsest mein Leben.

59 Du siehst, HERR, wie mir Unrecht geschieht; hilf mir zu meinem Recht!

60 Du siehst, wie sie Rache Ÿben wollen, und kennst alle ihre Gedanken gegen mich.

61 HERR, du hšrst ihr SchmŠhen und alle ihre AnschlŠge gegen mich,

62 die Reden meiner Widersacher und ihr GeschwŠtz Ÿber mich den ganzen Tag.

63 Sieh doch: ob sie sitzen oder aufstehen, singen sie Ÿber mich Spottlieder. Vers 14)

64 Vergilt ihnen, HERR, wie sie verdient haben! Kap 1,21; Ps 137,8; 1. Petr 2,23; 3,9)

65 La§ ihnen das Herz verstockt werden, la§ sie deinen Fluch fŸhlen!

66 Verfolge sie mit Grimm und vertilge sie unter dem Himmel des HERRN.


4

1 (Zions Elend und Schmach) Wie ist das Gold so ganz dunkel und das feine Gold so hŠ§lich geworden, und wie liegen die Edelsteine an allen Stra§enecken zerstreut!

2 Die edlen Kinder Zions, dem Golde gleich geachtet, wie sind sie nun den irdenen Tšpfen gleich, die ein Tšpfer macht!

3 Auch Schakale reichen ihren Jungen die BrŸste und sŠugen sie; aber die Tochter meines Volks ist unbarmherzig wie ein Strau§ in der WŸste. Hiob 39,14-16)

4 Dem SŠugling klebt seine Zunge an seinem Gaumen vor Durst; die kleinen Kinder verlangen nach Brot, und niemand ist da, der's ihnen bricht.

5 Die frŸher leckere Speisen a§en, verschmachten jetzt auf den Gassen; die frŸher auf Purpur getragen wurden, die mŸssen jetzt im Schmutz liegen.

6 Die Missetat der Tochter meines Volks ist grš§er als die SŸnde Sodoms,, das plštzlich unterging, und keine Hand kam zu Hilfe. 1. Mose 18,20, 1. Mose 19,24.25)

7 Zions FŸrsten waren reiner als der Schnee und wei§er als Milch; ihr Leib war rštlicher als Korallen, ihr Aussehen war wie Saphir.

8 Nun aber ist ihre Gestalt so dunkel vor SchwŠrze, da§ man sie auf den Gassen nicht erkennt; ihre Haut hŠngt an den Knochen, und sie sind so dŸrr wie ein Holzscheit.

9 Den durchs Schwert Erschlagenen ging es besser als denen, die vor Hunger starben, die verschmachteten und umkamen aus Mangel an FrŸchten des Ackers.

10 Es haben die barmherzigsten Frauen ihre Kinder selbst kochen mŸssen, damit sie zu essen hatten in dem Jammer der Tochter meines Volks. Kap 2,20)

11 Der HERR hat seinen Grimm austoben lassen, er hat seinen grimmigen Zorn ausgeschŸttet; er hat in Zion ein Feuer angesteckt, das auch ihre Grundfesten verzehrt hat.

12 Es hŠtten's die Kšnige auf Erden nicht geglaubt noch alle Leute in der Welt, da§ der Widersacher und Feind zum Tor Jerusalems einziehen kšnnte.

13 Es ist aber geschehen wegen der SŸnden ihrer Propheten und wegen der Missetatenihrer Priester, die dort der Gerechten Blut vergossen haben.

14 Sie irrten hin und her auf den Gassen wie die Blinden und waren mit Blut besudelt, da§ man ihre Kleider nicht anrŸhren konnte;

15 man rief ihnen zu: ÈWeicht, ihr Unreinen! Weicht, weicht, rŸhrt nichts an!Ç Wenn sie flohen und umherirrten, so sagte man auch unter den Heiden: ÈSie sollen nicht lŠnger bei uns bleiben.Ç 3. Mose 13,45)

16 Des HERRN Zorn hat sie zerstreut; er will sie nicht mehr ansehen. Die Priester ehrte man nicht, und an den Alten Ÿbte man keine Barmherzigkeit. Kap 2,6, Kap 5,12; 3. Mose 19,32)

17 Noch immer blickten unsre Augen aus nach nichtiger Hilfe, bis sie mŸde wurden; und wir warteten auf ein Volk, das uns doch nicht helfen konnte.

18 Man jagte uns, da§ wir auf unsern Gassen nicht gehen konnten. Da kam unser Ende; unsere Tage sind aus, unser Ende ist gekommen.

19 Unsre Verfolger waren schneller als die Adler unter dem Himmel. Auf den Bergen haben sie uns verfolgt und in der WŸste auf uns gelauert.

20 Der Gesalbte des HERRN, der unser Lebensodem war, ist gefangen worden in ihren Gruben; wir aber dachten: ÈIn seinem Schatten wollen wir leben unter den Všlkern.Ç

21 Ja, freue dich nur und sei fršhlich, du Tochter Edom, die du wohnest im Lande Uz! Denn der Kelch wird auch zu dir kommen, da§ du trunken wirst und dich entblš§est. Kap 3,64; Ps 137,7; Jer 25,15.21)

22 Deine Schuld ist abgetan, du Tochter Zion; der Herr wird dich nicht mehr wegfŸhren lassen. Aber deine Schuld, du Tochter Edom, wird er heimsuchen und deine SŸnden aufdecken. Jes 40,2, Jes 34,8-10; Hes 35,14.15)


5

1 (Gebet des Volkes in seiner tiefsten Erniedrigung) Gedenke, HERR, wie es uns geht; schau und sieh an unsre Schmach!

2 Unser Erbe ist den Fremden zuteil geworden und unsre HŠuser den AuslŠndern.

3 Wir sind Waisen und haben keinen Vater; unsre MŸtter sind wie Witwen.

4 Unser Wasser mŸssen wir um Geld trinken; unser eigenes Holz mŸssen wir bezahlen.

5 Mit dem Joch auf unserm Hals treibt man uns, und wenn wir auch mŸde sind, lŠ§t man uns doch keine Ruhe.

6 Wir mu§ten €gypten und Assur die Hand hinhalten, um uns an Brot zu sŠttigen.

7 Unsre VŠter haben gesŸndigt und leben nicht mehr, wir aber mŸssen ihre Schuld tragen. 2. Mose 20,5; Jer 31,29)

8 Knechte herrschen Ÿber uns, und niemand ist da, der uns von ihrer Hand errettet.

9 Wir mŸssen unser Brot unter Gefahr fŸr unser Leben holen, bedroht von dem Schwert in der WŸste.

10 Unsre Haut ist verbrannt wie in einem Ofen von dem schrecklichen Hunger.

11 Sie haben die Frauen in Zion geschŠndet und die Jungfrauen in den StŠdten Judas.

12 FŸrsten wurden von ihnen gehenkt, und die Alten hat man nicht geehrt. 2. Kšn 25,19-21)

13 JŸnglinge mu§ten MŸhlsteine tragen und Knaben beim Holztragen straucheln.

14 Es sitzen die €ltesten nicht mehr im Tor und die JŸnglinge nicht mehr beim Saitenspiel.

15 Unsres Herzens Freude hat ein Ende, unser Reigen ist in Wehklagen verkehrt.

16 Die Krone ist von unserm Haupt gefallen. O weh, da§ wir so gesŸndigt haben! Jer 13,18)

17 Darum ist auch unser Herz krank, und unsre Augen sind trŸbe geworden

18 um des Berges Zion willen, weil er so wŸst liegt, da§ die FŸchse darŸber laufen.

19 Aber du, HERR, der du ewiglich bleibest und dein Thron von Geschlecht zu Geschlecht,

20 warum willst du uns so ganz vergessen und uns lebenslang so ganz verlassen?

21 Bringe uns, HERR, zu dir zurŸck, da§ wir wieder heimkommen; erneure unsre Tage wie vor alters! Ps 126)

22 Hast du uns denn ganz verworfen, und bist du allzusehr Ÿber uns erzŸrnt?

Holy-Writings.com v2.7 (213613) © 2005 - 2021 Emanuel V. Towfigh & Peter Hoerster | Imprint | Change Interface Language: DE EN