Lesen: BIFR - Sucht Selbsthilfegruppe



B.l.R.F.
(Bahá’í in Recovery Fellowship)

Der Nationale Geistige Rat hat Bernd Bota aufgrund der Bedeutung des Themas ermutigt, den
nachfolgenden Artikel zu schreiben, der Bernd Botas persönliche Schilderung der von den USA
ausgehenden Initiative »Bahá’ís in Recovery Fellowship« wiedergibt.

BIRF ist eine Gemeinschaft von Frauen und Männern, die miteinander ihre Erfahrung, Kraft und
Hoffnung teilen, um ihr gemeinsames Problem zu lösen und anderen zur Genesung von ihrer
Sucht/Co-Abhängigkeit zu verhelfen... - könnte man mit wenigen Worten - in Anlehnung an die
Präambel der anonymen Alkoholiker -die BlRF-Gemeinschaft charakterisieren.

Einige von Ihnen, liebe Bahá’í-Freunde, haben mich bereits kennengelernt, wenn ich im Rahmen
von Bahá’í-Schulen oder zu anderen Anlassen über Sucht referiert habe. Viele von Ihnen wissen
auch, daß ich das Problem nicht von der theoretischen Seite angehe, sondern aus eigener, lang-
jähriger, leidvoller Erfahrung spreche und seit etwa 9 Jahren in der Suchthilfe engagiert bin.

Auf Bahá’í-Veranstaltungen, die dieses Thema behandeln, höre ich immer wieder von Freunden:
"Na, das kann doch uns nicht passieren!"

Leider doch. Bob Dix, einer der Begründer von BIRP schreibt in »The American Bahá’í«: "Ich bin
Bahá’í seit 30 Jahren - 35 Jahre war ich ein Alkoholiker - heute bin ich ein gesunder (nüchterner)
Alkoholiker..."!

Seit Gründung von BIRF (1987) ist die Gemeinschaft um über 700% gewachsen; es gibt einige
tausend Mitglieder weltweit in über 23 Ländern.

Das zentrale Büro von B]RP versendet von Amerika aus monatliche »Newsletter«, Informationen
über die Gemeinschaft für Interessenten und Mitglieder in aller Welt. Ermutigt durch die Ba-
há’í-lnstitutionen, von Glichen über Nationale Räte bis hin zum Universalen Haus der Gerechtig-
keit, leisten die Mitglieder der Gemeinschaft wichtige und wertvolle Arbeit in Form von Selbsthil-
fe-Gruppen für Freunde, die noch leiden und für solche, die auf dem Weg der Genesung sind.

Was bietet BIRF an ?

* - Akzeptanz - Annahme von dir, so wie du bist, wie du warst und wie du werden möchtest.
* - Verständnis - deiner Probleme und der Teilnahme daran mit anderen in einer Gruppe.
* - Kommunikation - seit wir uns miteinander identifizieren, haben wir herausgefunden, daß
Kommunikation ein natürliches Ergebnis unseres gegenseitigen Verständnisses und der ge-
genseitigen Annahme ist.
* Erleichterung - Seit wir Verständnis, Annahme und Kommunikation mit und durch andere ge-
funden haben, fanden wir auch Erleichterung von unserer Krankheit und Hilfe auf dem Weg der
Selbst-Annahme und des Selbst-Verständnisses.

* - Kraft - Die Annahme und das Verstehen von sich selbst - durch das Praktizieren des
12-Schritte-Programms -, der Glaube an eine Macht größer als wir selbst, die Unterstützung
und die Freundschaft in der Gruppe, ist eine Tür, die uns einen neuen Weg ins Leben eröffnet
hat

Ist BIRF etwas für dich ?

Eine Frage, die nur du entscheiden kannst.. niemand sonst kann dir diese Entscheidung abneh-
men. Wir, die wir uns mit süchtigen Verhaltensmustern durchschaut haben, haben einen Weg
gefunden, der es uns ermöglicht, »im Heuten zu leben. Wir glauben, daß zwanghaftes Verhalten
und süchtige, abhängige Verhaltensmuster Zeichen einer fortschreitenden Krankheit sind -einer
Krankheit die zum Stillstand gebracht werden kann und der wir zum Trotz Fortschritte machen.
Es ist keine Schande krank zu sein, aber es ist eine Schande nichts dagegen zu unternehmen!

Was ist BIRF?

Eine Selbsthilfe-Gruppe von Frauen und Männern, die an ihren Abhängigkeiten und Störungen in
ihrem Verhalten leiden; unser Zweck ist es, in einer liebevollen, zuversichtlichen Atmosphäre - frei
von Druck - den Weg der Genesung zu teilen,

* unsere Bahá’í-Identität zu stärken,
* Ermutigung in dem Prozeß unserer wahren Selbst zu finden,
* die Botschaft an andere, die noch leiden weiterzugeben.

Wie funktioniert das?

Es gibt keine starren Vorschriften für das Zusammensein; das ganze basiert auf einem
12-Schritte-Programm, in der möglichen Form eines Gesprächs-Kreises. Jede Gruppe ist auto-
nom und wird in sich selbst so etwas wie ein »Gruppen-Gewissen« finden, wie es für sie funktio-
niert; alles, was den Fluß von Liebe, Gemeinschaft und Einheit fördert ist wichtig. Die Form ist im
Verhältnis zum Geist sekundär.

BIRF will kein Ersatz sein für andere Selbsthilfe-Gruppen wie z.B.: AA (Anonyme Alkoholiker), OA
(Overesters Anonymus), NA (Narcotics Anonymus) u.s.w. - noch wollen wir Leute entmutigen sich
professionelle Hilfe zu suchen, oder gar vorgeben, einen Ersatz dafür zu sein. Wir haben ganz
einfach erkannt, daß »Bahá’ís in Recovery« - also »gesunde Bahá’í« gleiche Probleme haben,
Probleme Bahá’í zu werden und das Leben zu leben. Es ist unser Wunsch und unsere Absicht,
auf dem Wege der Genesung Hoffnung Erleichterung und Identifikation (Gleichwertigkeit) anzu-
bieten.

Die 12 empfohlenen Schritte

1. Wir geben zu, daß wir unserer Sucht (Krankheit) gegenüber machtlos waren und unser Leben
nicht mehr meistern konnten.
2. Wir kamen zu dem Glauben, daß eine Macht, größer als wir selbst' uns unsere geistige Ge-
sundheit wiedergeben kann.
3. Wirfaßten den Enuschluß, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes anzuvertrauen.
4. Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren.


5. Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler
zu.
6. Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.
7. Demütig baten wir Ihn, unsere Mangel von uns zu nehmen.
8. Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Schaden zugefügt hatten und wurden willig,
ihn bei allen wieder gut zu machen.
9. Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut - wo immer es möglich war -, es sei denn,
wir hauen dadurch sie oder andere verletzt.
10. Wir setzten die Inventur bei uns fort, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu.
11. Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewußte Verbindung zu Gott zu verbessern; wir
baten Ihn nur, Seinen Willen für uns erkennen zu lassen und um die Kraft, ihn auszunutzen.
12. Nachdem wir durch diese Schritte ein geistiges Erwachen erlebt hauen, versuchten wir, diese
Botschaft an andere weiterzageben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszu-
richten.

Der letztliche Triumph der Sache ist, zusammengefaßt, durch jenes reiner, und nur jenes reiner
zugesichert, das von Shoghi Effendi so durchdringend betont wurde, nämlich "daß Ausmaß, in
dem unser eigenes inneres Leben und unser persönlicher Charakter in ihren vielfältigen Ausprä-
gungen den Glanz jener ewigen, von Bahá’u’lláh verkündeten Prinzipien wiederspiegeln". (Aus der
Ridvan-Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit,1988)

Welche überwältigende Verantwortung

"Wie groß, wie überwältigend ist deshalb die Verantwortung, die der heutigen Generation der a-
merikanischen Gläubigen auf dieser frühen Stute ihrer geistigen und administrativen Entwicklung
aufgebürdet werden muß, durch jedes in ihrer Macht liegende Mittel jene Fehler, Gewohnheiten
und Neigungen auszurotten, die sie von ihrer eigenen Nation geerbt haben und diese unterschei-
denden Eigenschaften und Merkmale geduldig und im Geiste des Gebetes zu entwickeln, die so
unerläßlich für ihre wirksame Teilnahme an dem großen Erlösungswerk ihres Glaubens sind.

Da sie wegen der beschränkten Größe ihrer Gemeinde und wegen des geringen Einflusses, den
sie ausüben kann, noch unfähig sind, in merklichem Umfang auf die große Masse ihrer Landsleu-
te einzuwirken, so mögen sie ihre Aufmerksamkeit gegenwärtig auf sich selbst, auf ihre eigenen
Bedürfnisse, ihre persönlichen Unzulänglichkeiten und Schwächen richten, immer in dem Bewußt-
sein, daß jede Verstärkung ihre Bemühungen sie besser für die Zeit Busstauen wird, wenn sie
aufgerufen werden, ihrerseits solch üble Neigungen aus dem Leben und dem Herzen der Ge-
samtheit ihrer Mitbürger auszumerzen." (Aus: Das Kommen Göttlicher Gerechtigkeit, S.35)


"O Göttliche Vorsehung! Gewähre dem Volke Bahás in allem Reinheit und Makellosigkeit. Gewäh-
re, daß es von jeder Befleckung und Sucht gereinigt und befreit werde. Bewahre es vor jeder ver-
abscheuungswürdigen Tat und mache es frei von den Fesseln jeder schlechten Gewohnheit, so
daß es rein und frei, gut und geläutert lebe, des Dienstes an da Heiligen Schwelle würdig Wade
und verdiene, als Gott, dem Einzigen, zugehörig betrachtet zu werden. Befreie es von berau-
schenden Getränken und Tabak, rette und befreie es vom Opium, dieser Ursache des Wahn-
sinns. Gestatte ihm, sich der süßen Düfte der Heiligkeit zu erfreuen, auf daß es in vollen Zügen
aus dem mystischen Kelche himmlischer Liebe trinke und Erheiterung und Glückseligkeit in der
Hinwendung zu den Gefilden des Altherrlichen erfahre. Sagtest Du nicht: »Alles, was du in deinem
Weinkeller hast, wird den Durst meiner Liebe nicht stillen - bringe mir, Mundschenk, von jenem
geistigen Wein immer wieder einen Kelch, so voll wie das Meere." ('Abdu'l-Baha, Kleine Auswahl
aus Seinen Schriften, S. 25/26)

B1RF möchte nicht exklusiv für Menschen mit stoffgebundenen Abhangigkeiten offen sein, son-
dern ebenso für Angehörige (Co-Abhängigkeit) und Interessierte, die im weitesten Sinne unta Stö-
rungen in ihrem Gefühlsleben leiden.

Für weitere Informationen stehe ich allen Interessierten gerne persönlich und telefonisch
(06223-72671) zur Verfügung; gerne bin ich auch bereit, im Rahmen einer Veranstaltung ausführ-
lich dieses Thema -auch Gründung von Gruppen - zu behandeln. Hierfür steht mir umfangreiches
Material (Videos) zur Verfügung.

Bernd Bota

"Der allwissende Arzt legt Seinen Finger an den Puls dkr Menschheit. Er erkennt die Krankheit
und verschreibtin Seinerunfehlbaren Weisheit das Heilmittel. Jeck Zeit hat ihr eigenes Problem,
jeck Seele ihre besondere Sehnsucht. Das Heilmittel, dessen die Welt in ihren gegenwärtigen Nö-
ten bedarf, kann nicht das gleiche sein, das ein späteres Zeitalter erfordern mag. Befaßt euch
gründlich mit den Noten der Zeit, in der ihr lebt, und legt den Schwerpunkt eurer Überlegungen auf
ihre Bedürfnisse und Forderungen."
Bahatu'llah, Ährenlese 106

Vertiefung: B.I.R.F (Bahá’í in Recovery Fellowship) aus BN vom März 1990 ( von Roland Zimmel)


Hamburg, den 10.06.2003 Datei: BIFR.doc Seite: 1

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