Internationales Lehrzentrum Bahá'í-Weltzentrum
An alle Kontinentalen Berater
1. Februar 1991
Patenschaften-Fonds
Innig geliebte Mitarbeiter,
wir freuen uns, Ihnen beigefügt eine Zusammenstellung zum Thema Paten-
schaften ("Geh Du für mich!") zuzuleiten; sie wurde von der Forschungsabtei-
lung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit angefertigt.
Die Auszüge beziehen sich auf die folgenden Teilaspekte:
? Pflicht und Vorrecht der Beiträge zum Patenschaften-Fonds: Auszüge 1, 3,
4, 5, 7, 8, 10, 12, 15
? Richtiger Einsatz eines Patenschaften-Fonds: Auszüge 2, 4, 6, 8, 9, 10, 14,
15
? Verfahren für die Ausgabe der Mittel: Auszüge 3, 8, 13, 15, 16, 17, 18
? Der Mitteleinsatz ist vorübergehend und bringt kein Beschäftigungsverhält-
nis mit sich: Auszüge 6, 13
? Empfänger der Mittel: Auszüge 11, 13, 18
Zweifellos werden Ihre Bemühungen, den Gläubigen ein tieferes Verständnis
des Patenschaften-Prinzips zu vermitteln, erleichtert, wenn Sie dabei die vorlie-
gende Zusammenstellung zur Hand haben.
Mit liebevollen Bahá'í-Grüßen
cc: Hände der Sache Gottes
Anlage
(Übersetzung Peter Mühlschlegel 2/91)
Patenschaften-Fonds
(Deputization-Fonds)
Aus den Schriften Bahá'u'lláhs
"Sammelt euere Kräfte für die Verbreitung des Glaubens Gottes. Wer immer
einer so hohen Berufung würdig ist, der mache sich auf, den Glauben zu för-
dern. Wer dies nicht vermag, hat die Pflicht, jemanden zu bestimmen, der statt
seiner diese Offenbarung verkündet, deren Gewalt die Grundmauern der mäch-
tigsten Bauten beben macht, jeden Berg zu Staub zermalmt und jede Seele
bestürzt..."
Aus einem Telegramm
Shoghi Effendis
"Erneut fordere ich auf zu innigerer Zwiesprache mit dem Geist Bahá'u'lláhs,
leidenschaftlicherer Entschlossenheit, reichlicher fließenden materiellen Mitteln,
weiterer Ausbreitung, stärkerer Konzentration einer noch größeren Zahl von
Pionieren, Umsiedlern und Reiselehrern auf die Sicherung eines Planes zur
Vollbringung wundersamer Heldentaten, wie sie der Eröffnungsdekade des ers-
ten Bahá'í-Jahrhunderts würdig sind. Da ich an der vor den Verfolgern dieses
epochalen Planes liegenden Aufgabe nicht persönlich teilnehmen kann, fühle
ich mich gedrängt, fünf Mitglieder der amerikanischen Bahá'í-Gemeinde zu ent-
senden, damit sie in meinem Namen die dringendsten Erfordernisse unter die-
sem Plan auf dem Pionierfeld erfüllen helfen. Ich sage fünftausend Dollar für die
Erfüllung dieses Zieles zu."
Aus Briefen im Auftrag
Shoghi Effendis
"Zur Frage der Bahá'í-Lehrer und ihrer Unterstützung durch einzelne Gläubige:
Wer solche Lehrer finanziell unterstützen möchte, darf das tun; aber es wäre
besser, wenn die für diesen Zweck beigetragenen Mittel über den Nationalen
Geistigen Rat geleitet würden. Unter keinen Umständen können jedoch solche
persönlichen Beiträge die Spender von ihren Pflichten gegen den Nationalfonds
befreien."
"Im Zusammenhang mit Ihrem Lehrfeldzug bittet Sie der Hüter, dem Nationalen
Geistigen Rat mitzuteilen, daß es in der Sache Gottes zwar keine Institution wie
bezahlte Lehrer gibt, der Nationale Geistige Rat aber dennoch in Anbetracht der
hart drängenden Erfordernisse des Sechsjahresplanes den Gläubigen, die sich
zur Pionierarbeit in ganz Indien und Burma bereit finden, jede finanzielle Hilfe,
die in seiner Macht steht, gewähren sollte, wenngleich nur vorübergehend.
Gläubigen, die nicht selbst ihre Dienste als Pioniere anbieten können, aber un-
mittelbar wirksam an dem Lehrfeldzug teilnehmen können, steht es frei, über
den Nationalfonds die Kosten eines anderen Gläubigen, den sie für diesen
Zweck - "Geh Du für mich!" - entsenden, zu bestreiten. In jeder anderen Hin-
sicht sollten diese "Geh-Du-für-mich"-Lehrer aber dem Nationalen Geistigen Rat
und den zuständigen Lehrkörperschaften verantwortlich sein."
"Der Sechsjahresplan ist von größter Wichtigkeit; er bittet Ihren Rat dringend,
die Freunde fortgesetzt an die Notwendigkeit zu erinnern, ihre Bemühungen
dadurch aufrechtzuerhalten, daß sie sich persönlich zum Dienst erheben und
großzügig spenden, damit andere an ihrer Stelle dienen können."
"...Wenn Pioniere sich für die Arbeit melden, selbst aber ihren Unterhalt nicht
aufbringen können, sollten sie aus dem Nationalfonds unterstützt werden, bis
sie entweder Arbeit finden oder aber ihre Aufgabe erfüllt ist.
So sollten auch Reiselehrer bei den ihnen zugewiesenen "Projekten" finanziell
unterstützt werden. Keinen Augenblick lang dürfen die Freunde diese Art Unter-
stützung mit dem Aufbau einer bezahlten Priesterschaft verwechseln. Jeder
Bahá'í kann nach der Entscheidung des Nationalen Geistigen Rates diese
notwendige Unterstützung bekommen; es versteht sich dabei von selbst, daß
sie vorübergehend ist und nur der Ausführung eines bestimmten Planes dient.
Bahá'u'lláh selbst auferlegt nicht nur jedem die Pflicht, Seinen Glauben zu leh-
ren, sondern erklärt auch, wer nicht selbst gehen könne, solle jemanden an sei-
ner Statt entsenden."
"Er kann den Freunden nicht genug einschärfen, wie notwendig Tatkraft ist: Sie
müssen sich in noch größerer Zahl als Pioniere erheben. Wer selbst nicht ge-
hen kann, sollte Bahá'u'lláhs Aufforderung beherzigen und durch den Nationa-
len Geistigen Rat jemanden an seiner Statt entsenden..."
Aus Briefen des
Universalen Hauses der Gerechtigkeit
"Zum ersten Mal in der Bahá'í-Geschichte wurde im Weltzentrum unter der
Verwaltung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit ein internationaler Pa-
tenschaften-Fonds begründet. Daraus wird für bestimmte Pionierprojekte er-
gänzende Hilfe gewährt, wenn keine anderen Mittel verfügbar sind. Alle Freun-
de, besonders diejenigen, welche selbst dem Pionieraufruf nicht nachkommen
können, sind eingeladen, diesen Fonds zu unterstützen..."
"Durch ihre Besuche in anderen Ländern fern der Heimat werden diese Freun-
de der Verkündigung und der Lehrarbeit des Glaubens auf allen Kontinenten
mächtigen Auftrieb geben. Es steht zu hoffen, daß solche Vorhaben sich selbst
tragen, da der internationale Patenschaften-Fonds noch weiter für die Pionier-
arbeit benötigt wird. Wenn jedoch eine Meldung, die als besonders vorteilhaft
für den Glauben erachtet wird, von dem einzelnen oder den begünstigten Nati-
onalen Räten nicht finanziert werden kann, wird das Universale Haus der Ge-
rechtigkeit einen Antrag auf Beihilfe aus dem Patenschaften-Fonds prüfen..."
"Wie wir ankündigten... wird der internationale Patenschaften-Fonds, der bisher
für die Unterstützung der Pionier- und Reiselehrarbeit auf internationaler Ebene
eingesetzt wurde, künftig auch für Beihilfen zu Vorhaben auf nationaler Ebene
verfügbar sein, und zwar in Gebieten, wo die Unterstützung für die Erfüllung der
Ziele des Neunjahresplanes entscheidend wichtig ist...
Wer nicht als Pionier oder Reiselehrer wirken kann, wird mitwirken wollen, in-
dem er zum internationalen Patenschaften-Fonds beiträgt. Laßt jeden sein vol-
les Maß an Verantwortung tragen, damit alle sich am Ende des Planes mit den
Siegeslorbeeren bekränzen."
"Von Zeit zu Zeit erhalten wir Berichte, wonach Pionieren oder Reiselehrern, die
aus dem internationalen Patenschaften-Fonds unterstützt werden oder ermuti-
gende Briefe vom Universalen Haus der Gerechtigkeit erhalten, ein besonderer
Status oder besondere Autorität zugeschrieben wird.
Damit kein Mißverständnis aufkommt, sollte man deutlich machen, daß diese
Personen keinerlei besonderen Status und keine andere Autorität als jeder
Gläubige ihres Pionier- oder Lehrgebietes haben. ."
"Die Armee von Reiselehrern muß verstärkt werden; die Freunde, besonders
die Bahá'í-Jugend, sind aufgerufen, ernsthaft zu erwägen, wieviel Zeit sie wäh-
rend der restlichen zwei Jahre des Neunjahresplanes dem Glauben widmen
können. Lehrbesuche von kürzerer oder längerer Dauer, Patenschaf-
ten-Vorhaben, die Übernahme von Aufgaben, die andere Freunde für die Lehr-
arbeit freimachen - das alles sind Mittel, gemeinschaftlich die letzte Flutwelle
aufzubauen, die den Plan zum Sieg führt."
"Es trifft zu, daß die Pioniere durch die Hilfe in die Lage versetzt werden sollen,
ihre Ziele zu erreichen, und daß der begünstigte Nationale Geistige Rat sie
nicht als zeitlich unbegrenzt von Seiten der Sache Gottes unterstützungsbe-
rechtigt betrachten sollte. Wenn jedoch ein Patenschaften-Pionier sein Ziel nicht
erreicht hat und wenn Sie keine Mittel zur Verfügung haben, um ihn in seinem
Lehrgebiet weiter zu unterstützen, dann sollte der begünstigte Nationale Geisti-
ge Rat genügend Zeit bekommen, um entweder andere Vorkehrungen für die
weitere Unterstützung dieses Pioniers zu treffen oder um ihm zu helfen, in sei-
nem Pionierland selbsttragend zu werden."
"Wir haben zur Kenntnis genommen, daß wiederholt... Pioniere die erste Zeit
völlig außerstande sind, eine Lohnarbeit zu finden, möglicherweise weil Geset-
ze Lohnarbeit von Gebietsfremden verbieten oder behindern oder aber weil das
Land in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. Wie die Probleme der Arbeit für
Pioniere auch liegen, der Nationale Geistige Rat sollte die Möglichkeit im Auge
behalten, die vorübergehende Unterstützung würdiger, nützlicher Pioniere aus
dem Patenschaften-Fonds zu beantragen, um auf diese Weise die Zeit der Ar-
beitsuche dort zu verlängern, wo die Pioniere als wertvoll für die von ihnen be-
setzten Ziele betrachtet werden."
"Bahá'u'lláh stellt mit Seinem Gebot klar, daß der einzelne Gläubige die Haupt-
verantwortung für die nachhaltige Verbreitung des Gottesglaubens trägt. Ist er
außerstande, dieser Pflicht nachzukommen, so hat er ebenso die Verantwor-
tung dafür, daß er jemanden ernennt, der an seiner Stelle diese Offenbarung
verkündet...
Mit dem rasch nahenden Ende des Sechsjahresplanes ist nach unserem
,Empfinden für die Bahá'í-Welt die Zeit dafür gekommen, daß die Nationalen
Geistigen Räte eine aktive Rolle bei der nachhaltig geförderten Auswahl und
Ernennung geeigneter Pioniere und Reiselehrer übernehmen, indem sie die
Verbindung herstellen zwischen denjenigen, die das Patenschaften-Prinzip an-
wenden wollen, und denen, die für diese Entsendung fähig und bereit sind. Die
Art und Weise, wie dieses Ziel zu erreichen ist, bleibt der Entscheidung jedes
Nationalen Geistigen Rates überlassen. Jeder Rat sollte die Verhältnisse in sei-
ner nationalen Gemeinde untersuchen und - vorzugsweise in Abstimmung mit
den Beratern oder deren Vertretern - die weiseste, wirksamste Vorgehensweise
bestimmen. Es steht zu hoffen, daß die Räte, welches Verfahren sie auch an-
wenden, den Freunden helfen, ihrer Verantwortung so weit wie möglich auf die
von Bahá'u'lláh gebotene Weise nachzukommen.
Unsere Zeit fordert dazu heraus, daß die Anhänger Bahá'u'lláhs aus vollem
Herzen, mit frischem Mut und neuer Hingabe in diese Arena des Dienstes ein-
ziehen. Wir hoffen und beten, daß jene, die nach ihren Lebensumständen heute
dem klar in Seiner berühmten Textstelle (siehe Text 1) verkündeten Aufruf des
Geliebten nicht Folge leisten können, durch universelle Teilnahme an diesem
machtvollen Bemühen ihre Pflicht erfüllen, indem sie zum internationalen Pa-
tenschaften-Fonds beitragen und dadurch die Mittel bereitstellen, mit denen
andere die verbleibenden Wegstrecken zum siegreichen Abschluß des Sechs-
jahresplanes zurücklegen können.."
Aus Briefen im Auftrag des
Universalen Hauses der Gerechtigkeit
"...Es ist völlig in Ordnung, wenn ein Gläubiger einen Pionier direkt unterstützt,
ohne seinen Beitrag über den Nationalfonds zu leiten. In einem solchen Fall
handelt es sich um eine Privatangelegenheit zwischen den beiden Gläubigen,
es sei denn, diese selbst bringen die Sache bei den Institutionen des Glaubens
vor."
"...Die Freunde sollten die Freiheit behalten, ihre Patenschaften-Abgesandten
nach eigenem Ermessen auszuwählen und Mittel für sie bereitzustellen."
"Wenn ein Pionier in Ihrem Rechtsbereich aus dem internationalen Patenschaf-
ten-Fonds unterstützt wird, hat Ihr Rat die Pflicht, regelmäßig in Verbindung mit
ihm zu bleiben, über seine Lebensverhältnisse Bescheid zu wissen, mit ihm
erforderlichenfalls über die von ihm benötigte Unterstützung zu beraten und
dem Universalen Haus der Gerechtigkeit zu berichten, sooft Ihr Rat meint, daß
eine Erhöhung oder Verminderung des Unterstützungsbetrags angezeigt ist.
Zu Ihrer Frage, ob Sie internationale Ausschüsse um Auskunft über etwaige
Unterstützungszahlungen an jemanden in Ihrem Land bitten können und sollen:
Es kann sein, daß diese Ausschüsse den Wunsch haben, Sie über solche Fi-
nanzierungsvereinbarungen zu unterrichten. Die Entscheidung darüber ist den
Ausschüssen überlassen."
(Zusammengestellt als Anlage zu einem Brief vom 17. Dezember 1990 Namen des Universalen Hauses
der Gerechtigkeit an Herrn Patrick O'Mara für das Kontinentale Berateramt in Europa)
Ährenlese 96:3
26. April 1942 an die Nationaltagung der Vereinigten Staaten, wiedergegeben in Messages to America: Selected
Letters and Cablegrams Addressed to the Bahá'ís of North America, 19321946, Wilmette 1947, p. 55
26. Januar 1939 an einen Gläubigen
28. November 1940 an den Nationalen Geistigen Rat von Indien und Burma, wiedergegeben in Dawn of a New Day,
New Delhi o.J. (1970), p. 84
18. Dez. 1945 an einen Nationalen Geistigen Rat
29. Mai 1946 an einen Nationalen Geistigen Rat
13. März 1947 an einen Nationalen Geistigen Rat
Ridván 1965 an die Bahá'í der Welt, wiedergegeben in Wellspring of Guidance, Wilmette 1976, p. 62, und Botschaf-
ten des Universalen Hauses der Gerechtigkeit , Band I, 1963-1968, Hofheim Langenhain 1981, S. 39
Ridván 1966 an die Bahá'í der Welt, wiedergegeben in Wellspring of Guidance, Wilmette 1976, p. 77, und Botschaf-
ten des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, Band I, 1963-1968, Hofheim Langenhain 1981, S. 48
8. September 1968 an die Baha'i der Welt, wiedergegeben in Messages from the Universal House of Justice.
1968-1973. Wilmette 1976, p. 17 f.
3. August 1970 an alle Nationalen Geistigen Räte
Ridván 1971 an die Bahá'í der Welt, wiedergegeben in Messages from the Universal House of Justice, 1968-1973,
Wilmette 1976, p. 71, und Botschaften des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, Band II, 1968-1973, Hof-
heim-Langenhain 198l, S.128
15. Dez. 1971 an einen Nationalen Geistigen Rat
1. April 1984, Notiz an das Internationale Lehrzentrum
20. April 1990 an alle Nationalen Geistigen Räte
23. September 1976 an einen Nationalen Geistigen Rat
27. Juni 1977 an einen Kontinentalen Pionierausschuß
11. Dezember 1986 an einen Nationalen Geistigen Rats
Zusammenstellung der Forschungsabteilung zum Thema Patenschaften von 1991
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