Lesen: AMOS


Gottes unabwendbares Gericht über Israels Nachbarn
und über sein eigenes Volk

1:1 Dies ist's, was Amos, der unter den Schafzüchtern von Tekoa war,
gesehen hat über Israel zur Zeit Usijas, des Königs von Juda, und
Jerobeams, des Sohnes des Joasch, des Königs von Israel, zwei Jahre
vor dem Erdbeben.
Kap 7,14; 2. Kön 15,1; Sach 14,5; 2. Kön 14,23

1:2 Und er sprach: Der HERR wird aus Zion brüllen und seine Stimme aus
Jerusalem hören lassen, daß die Auen der Hirten vertrocknen werden
und der Karmel oben verdorren wird.
Jer 25,30; Joel 4,16

1:3 So spricht der HERR: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von
Damaskus will ich sie nicht schonen, weil sie Gilead mit eisernen
Dreschschlitten gedroschen haben;
(3-5) Jes 17,1-3

1:4 sondern ich will ein Feuer schicken in das Haus Hasaëls, das soll
die Paläste Ben-Hadads verzehren.

1:5 Und ich will die Riegel von Damaskus zerbrechen und die Einwohner
aus Bikat-Awen und den, der das Zepter hält, aus Bet-Eden ausrotten,
und das Volk von Aram soll nach Kir weggeführt werden, spricht der
HERR.
2. Kön 16,9

1:6 So spricht der HERR: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von
Gaza will ich sie nicht schonen, weil sie die Gefangenen alle
weggeführt und an Edom ausgeliefert haben;
(6-8) 2. Chr 21,16-17; 28,18; Jer 47,1

1:7 sondern ich will ein Feuer in die Mauern von Gaza schicken, das soll
seine Paläste verzehren.

1:8 Und ich will die Einwohner aus Aschdod und den, der das Zepter hält,
aus Aschkelon ausrotten und meine Hand gegen Ekron wenden, und es
soll umkommen, was von den Philistern noch übrig ist, spricht Gott
der HERR.

1:9 So spricht der HERR: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von
Tyrus will ich sie nicht schonen, weil sie die Gefangenen alle an
Edom ausgeliefert und nicht an den Bruderbund gedacht haben;
(9 und 10) Jes 23,1-18; Joel 4,4; 1. Kön 5,26

1:10 sondern ich will ein Feuer in die Mauern von Tyrus schicken, das
soll seine Paläste verzehren.

1:11 So spricht der HERR: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von
Edom will ich sie nicht schonen, weil sie ihren Bruder mit dem
Schwert verfolgt und alles Erbarmen von sich getan haben und
immerfort wüten in ihrem Zorn und an ihrem Grimm ewig festhalten;
(11 und 12) Obd 1,10; 5. Mose 23,8; Jer 49,7

1:12 sondern ich will ein Feuer schicken nach Teman, das soll die Paläste
von Bozra verzehren.

1:13 So spricht der HERR: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von
Ammon will ich sie nicht schonen, weil sie die Schwangeren in Gilead
aufgeschlitzt haben, um ihr Gebiet zu erweitern;
(13-15) Jer 49,1-6

1:14 sondern ich will ein Feuer anzünden in den Mauern Rabbas, das soll
seine Paläste verzehren, wenn man das Kriegsgeschrei erhebt am Tage
der Schlacht, wenn das Wetter kommt am Tage des Sturms.

1:15 Da wird dann ihr König samt seinen Oberen gefangen weggeführt
werden, spricht der HERR.

2:1 So spricht der HERR: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von
Moab will ich sie nicht schonen, weil sie die Gebeine des Königs von
Edom verbrannt haben zu Asche;
(1-3) Jes 15,1-9; Jer 48,1-47

2:2 sondern ich will ein Feuer schicken nach Moab, das soll die Paläste
von Kerijot verzehren, und Moab soll sterben im Getümmel und
Geschrei und Posaunenhall.

2:3 Und ich will den Herrscher unter ihnen ausrotten und alle ihre
Oberen samt ihm töten, spricht der HERR.
4. Mose 24,17

2:4 So spricht der HERR: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von
Juda will ich sie nicht schonen, weil sie des HERRN Gesetz verachten
und seine Ordnungen nicht halten und sich von ihren Lügengötzen
verführen lassen, denen ihre Väter nachgefolgt sind;

2:5 sondern ich will ein Feuer nach Juda schicken, das soll die Paläste
von Jerusalem verzehren.
Hos 8,14

2:6 So spricht der HERR: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von
Israel will ich sie nicht schonen, weil sie die Unschuldigen für
Geld und die Armen für ein Paar Schuhe verkaufen.
Kap 8,6

2:7 Sie treten den Kopf der Armen in den Staub und drängen die Elenden
vom Wege. Sohn und Vater gehen zu demselben Mädchen, um meinen
heiligen Namen zu entheiligen.
Kap 8,4

2:8 Und bei allen Altären schlemmen sie auf den gepfändeten Kleidern
und trinken Wein vom Gelde der Bestraften im Hause ihres Gottes.
2. Mose 22,25

2:9 Und dabei habe ich den Amoriter vor ihnen her vertilgt, der so hoch
war wie die Zedern und so stark wie die Eichen, und ich vertilgte
oben seine Frucht und unten seine Wurzel.
4. Mose 21,21-28

2:10 Auch habe ich euch aus Ägyptenland geführt und vierzig Jahre in der
Wüste geleitet, damit ihr der Amoriter Land besäßet.

2:11 Und ich habe aus euren Söhnen Propheten erweckt und Gottgeweihte
aus euren Jünglingen. Ist's nicht so, ihr Israeliten? spricht der
HERR.
4. Mose 6,2-13

2:12 Aber ihr gebt den Gottgeweihten Wein zu trinken und gebietet den
Propheten und sprecht: Ihr sollt nicht weissagen!
Kap 7,13; 7,16; Jer 11,21

2:13 Siehe, ich will's unter euch schwanken machen, wie ein Wagen voll
Garben schwankt,

2:14 so daß, wer schnell ist, nicht entfliehen noch der Starke etwas
vermögen soll, und der Mächtige soll nicht sein Leben retten können.

2:15 Die Bogenschützen sollen nicht standhalten, und wer schnell laufen
kann, soll nicht entrinnen, und wer da reitet, soll sein Leben nicht
retten,

2:16 und wer unter den Starken der mannhafteste ist, soll nackt
entfliehen müssen an jenem Tage, spricht der HERR.

Erwählung bewahrt nicht vor Gericht

3:1 Höret, was der HERR wider euch redet, ihr Israeliten, wider alle
Geschlechter, die ich aus Ägyptenland geführt habe:

3:2 Aus allen Geschlechtern auf Erden habe ich allein euch erkannt,
darum will ich auch an euch heimsuchen all eure Sünde.
5. Mose 4,34

Wenn Gott redet, kann der Prophet nicht schweigen

3:3 Können etwa zwei miteinander wandern, sie seien denn einig
untereinander?

3:4 Brüllt etwa ein Löwe im Walde, wenn er keinen Raub hat? Schreit etwa
ein junger Löwe aus seiner Höhle, er habe denn etwas gefangen?

3:5 Fällt etwa ein Vogel zur Erde, wenn kein Fangnetz da ist? Oder
springt eine Falle auf von der Erde, sie habe denn etwas gefangen?

3:6 Bläst man etwa die Posaune in einer Stadt und das Volk entsetzt sich
nicht? Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der HERR nicht tut?
Jes 45,7; Klgl 3,37

3:7 - Gott der HERR tut nichts, er offenbare denn seinen Ratschluß den
Propheten, seinen Knechten. -
1. Mose 18,17

3:8 Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Gott der HERR
redet, wer sollte nicht Prophet werden?

Ankündigung des Gerichts über Samaria

3:9 Verkündigt in den Palästen von Aschdod und in den Palästen im Lande
Ägypten und sprecht: Sammelt euch auf den Bergen um Samaria und
sehet, welch ein großes Zetergeschrei und Unrecht darin ist!

3:10 Sie achten kein Recht, spricht der HERR; sie sammeln Schätze von
Frevel und Raub in ihren Palästen.

3:11 Darum spricht Gott der HERR: Man wird dies Land ringsumher bedrängen
und dich von deiner Macht herunterreißen und deine Häuser plündern.

3:12 So spricht der HERR: Gleichwie ein Hirte dem Löwen zwei Beine oder
ein Ohrläppchen aus dem Maul reißt, so sollen die Israeliten
herausgerissen werden, die zu Samaria sitzen in der Ecke des
Ruhebettes und auf dem Lager von Damast.

3:13 Hört und bezeugt es dem Hause Jakob, spricht Gott der HERR, der Gott
Zebaoth:

3:14 Zur Zeit, da ich die Sünden Israels heimsuchen werde, will ich die
Altäre in Bethel heimsuchen und die Hörner des Altars abbrechen, daß
sie zu Boden fallen sollen,

3:15 und will Winterhaus und Sommerhaus zerschlagen, und die
elfenbeingeschmückten Häuser sollen zugrunde gehen und viele Häuser
vernichtet werden, spricht der HERR.
1. Kön 22,39; Ps 45,9

Gegen die schwelgerischen Frauen in Samaria

4:1 Höret dies Wort, ihr fetten Kühe, die ihr auf dem Berge Samarias
seid und den Geringen Gewalt antut und schindet die Armen und
sprecht zu euren Herren: Bringt her, laßt uns saufen!

4:2 Gott der HERR hat geschworen bei seiner Heiligkeit: Siehe, es kommt
die Zeit über euch, daß man euch herausziehen wird mit Angeln und,
was von euch übrigbleibt, mit Fischhaken.

4:3 Und ihr werdet zu den Mauerlücken hinaus müssen, eine jede vor sich
hin, und zum Hermon weggeschleppt werden, spricht der HERR.

Gottes Züchtigungen werden mißachtet

4:4 Ja, kommt her nach Bethel und treibt Sünde, und nach Gilgal, um
noch viel mehr zu sündigen! Bringt eure Schlachtopfer am Morgen und
eure Zehnten am dritten Tage,
Hos 12,12; 5. Mose 14,28

4:5 räuchert Sauerteig zum Dankopfer und ruft freiwillige Opfer aus und
verkündet sie; denn so habt ihr's gern, ihr Israeliten, spricht Gott
der HERR!
3. Mose 2,11

4:6 Ich habe euch in allen euren Städten müßige Zähne gegeben und Mangel
an Brot in allen euren Orten; dennoch bekehrt ihr euch nicht zu mir,
spricht der HERR.

4:7 Auch habe ich euch den Regen vorenthalten, als noch drei Monate
waren bis zur Ernte, und ich ließ regnen über eine Stadt, und auf
die andere Stadt ließ ich nicht regnen, ein Acker wurde beregnet,
und der andere Acker, der nicht beregnet wurde, verdorrte.
1. Kön 17,1

4:8 Und es zogen zwei, drei Städte zu einer Stadt, um Wasser zu trinken,
und konnten nicht genug finden; dennoch bekehrt ihr euch nicht zu
mir, spricht der HERR.

4:9 Ich plagte euch mit dürrer Zeit und mit Getreidebrand; auch fraßen
die Raupen alles, was in euren Gärten und Weinbergen, auf euren
Feigenbäumen und Ölbäumen wuchs; dennoch bekehrt ihr euch nicht zu
mir, spricht der HERR.
Hag 1,11; Joel 1,4

4:10 Ich schickte unter euch die Pest wie in Ägypten; ich tötete eure
junge Mannschaft durchs Schwert und ließ eure Pferde gefangen
wegführen, ich ließ den Gestank eures Heerlagers in eure Nasen
steigen; dennoch bekehrt ihr euch nicht zu mir, spricht der HERR.
2. Mose 9,3

4:11 Ich richtete unter euch Zerstörung an, wie Gott Sodom und Gomorra
zerstörte, daß ihr waret wie ein Brandscheit, das aus dem Feuer
gerissen wird; dennoch bekehrt ihr euch nicht zu mir, spricht der
HERR.
1. Mose 19,24-25; Sach 3,2

4:12 Darum will ich's weiter so mit dir machen, Israel! Weil ich's denn
weiter so mit dir machen will, so bereite dich, Israel, und begegne
deinem Gott!

4:13 Denn siehe, er ist's, der die Berge macht und den Wind schafft; er
zeigt dem Menschen, was er im Sinne hat. Er macht die Morgenröte und
die Finsternis, er tritt einher auf den Höhen der Erde - er heißt
»HERR, Gott Zebaoth«.
Mi 1,3

Klagelied über Israel

5:1 Höret, ihr vom Hause Israel, dies Wort; denn ich muß dies Klagelied
über euch anstimmen:

5:2 Die Jungfrau Israel ist gefallen, daß sie nicht wieder aufstehen
wird; sie ist zu Boden gestoßen, und niemand ist da, der ihr
aufhelfe.

5:3 Denn so spricht Gott der HERR: Die Stadt, aus der Tausend zum Kampf
ausziehen, soll nur Hundert übrigbehalten, und aus der Hundert
ausziehen, die soll nur Zehn übrigbehalten im Hause Israel.

Gegen die Unterdrücker

5:4 Denn so spricht der HERR zum Hause Israel: Suchet mich, so werdet
ihr leben.
Jer 29,13

5:5 Suchet nicht Bethel und kommt nicht nach Gilgal und geht nicht nach
Beerscheba; denn Gilgal wird gefangen weggeführt werden, und Bethel
wird zunichte werden.
Kap 4,4; Hos 4,15

5:6 Suchet den HERRN, so werdet ihr leben, daß er nicht daherfahre über
das Haus Josef wie ein verzehrendes Feuer, das niemand löschen kann
zu Bethel -

5:7 die ihr das Recht in Wermut verkehrt und die Gerechtigkeit zu Boden
stoßt.
Kap 6,12; Jes 5,20

5:8 Der das Siebengestirn und den Orion macht, der aus der Finsternis
den Morgen macht und aus dem Tag die finstere Nacht, der das Wasser
im Meer herbeiruft und schüttet es auf den Erdboden - er heißt
»HERR« -,
Hiob 38,31; Kap 9,6

5:9 der über den Starken Verderben kommen läßt und bringt Verderben über
die feste Stadt.

5:10 Sie sind dem gram, der sie im Tor zurechtweist, und verabscheuen
den, der ihnen die Wahrheit sagt.
Jes 29,21

5:11 Darum, weil ihr die Armen unterdrückt und nehmt von ihnen hohe
Abgaben an Korn, so sollt ihr in den Häusern nicht wohnen, die ihr
von Quadersteinen gebaut habt, und den Wein nicht trinken, den ihr
in den feinen Weinbergen gepflanzt habt.
Zef 1,13

5:12 Denn ich kenne eure Freveltaten, die so viel sind, und eure Sünden,
die so groß sind, wie ihr die Gerechten bedrängt und Bestechungsgeld
nehmt und die Armen im Tor unterdrückt.

5:13 Darum muß der Kluge zu dieser Zeit schweigen; denn es ist eine böse
Zeit.

5:14 Suchet das Gute und nicht das Böse, auf daß ihr leben könnt, so wird
der HERR, der Gott Zebaoth, bei euch sein, wie ihr rühmt.

5:15 Hasset das Böse und liebet das Gute, richtet das Recht auf im Tor,
vielleicht wird der HERR, der Gott Zebaoth, doch gnädig sein denen,
die von Josef übrigbleiben.
Ps 34,15; Röm 12,9

5:16 Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth, der Herr: Es wird in allen
Gassen Wehklagen sein, und auf allen Straßen wird man sagen: »Wehe,
wehe!« Und man wird den Ackermann zum Trauern rufen und zum
Wehklagen, wer die Totenklage erheben kann.

5:17 In allen Weinbergen wird Wehklagen sein; denn ich will unter euch
fahren, spricht der HERR.

Der Tag des HERRN ist ein Tag des Gerichts

5:18 Weh denen, die des HERRN Tag herbeiwünschen! Was soll er euch?
Denn des HERRN Tag ist Finsternis und nicht Licht,
(18-20) Joel 2,11

5:19 gleichwie wenn jemand vor dem Löwen flieht und ein Bär begegnet ihm
und er kommt in ein Haus und lehnt sich mit der Hand an die Wand, so
sticht ihn eine Schlange!

5:20 Ja, des HERRN Tag wird finster und nicht licht sein, dunkel und
nicht hell.

Der äußerliche Gottesdienst tut's nicht

5:21 Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure
Versammlungen nicht riechen.
Jes 1,11-15

5:22 Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich
kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht
ansehen.
Mi 6,6-7

5:23 Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein
Harfenspiel nicht hören!

5:24 Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein
nie versiegender Bach.

5:25 Habt ihr vom Hause Israel mir in der Wüste die vierzig Jahre lang
Schlachtopfer und Speisopfer geopfert?
(25 und 26) Jer 7,22-23; Apg 7,42-43

5:26 Ihr truget den Sakkut, euren König, und Kewan, den Stern eures
Gottes, eure Bilder, welche ihr euch selbst gemacht habt;
Sakkut und Kewan (vgl. Sach- und Worterklärungen) sind Namen
heidnischer Götter, die in Israel verehrt wurden.

5:27 so will ich euch wegführen lassen bis jenseits von Damaskus, spricht
der HERR, der Gott Zebaoth heißt.

Gegen Selbstsicherheit und Schwelgerei der Vornehmen in Israel

6:1 Weh den Sorglosen zu Zion und weh denen, die voll Zuversicht sind
auf dem Berge Samarias, den Vornehmen des Erstlings unter den
Völkern, zu denen das Haus Israel kommt!

6:2 Gehet hin nach Kalne und schauet und von da nach Hamat, der großen
Stadt, und ziehet hinab nach Gat der Philister! Seid ihr besser als
diese Königreiche, ist euer Gebiet größer als das ihre,
1. Mose 10,10

6:3 die ihr meint, vom bösen Tag weit ab zu sein, und trachtet immer
nach Frevelregiment,
Ps 10,5

6:4 die ihr schlaft auf elfenbeingeschmückten Lagern und euch streckt
auf euren Ruhebetten? Ihr eßt die Lämmer aus der Herde und die
gemästeten Kälber

6:5 und spielt auf der Harfe und erdichtet euch Lieder wie David
(5 und 6) Jes 5,12

6:6 und trinkt Wein aus Schalen und salbt euch mit dem besten Öl, aber
bekümmert euch nicht um den Schaden Josefs.

6:7 Darum sollen sie nun vorangehen unter denen, die gefangen weggeführt
werden, und soll das Schlemmen der Übermütigen aufhören.

6:8 Denn Gott der HERR hat geschworen bei sich: Mich verdrießt die
Hoffart Jakobs, spricht der HERR, der Gott Zebaoth, und ich hasse
seine Paläste. Darum will ich die Stadt übergeben mit allem, was
darin ist.

6:9 Und wenn auch zehn Männer in einem Hause übrigbleiben, sollen sie
doch sterben.

6:10 Und nimmt dann einen sein Verwandter, der ihn bestatten und seine
Gebeine aus dem Hause tragen will, so sagt er zu dem, der drin im
Hause ist: Sind ihrer noch mehr da? Und der wird antworten: Sie sind
alle dahin! Und er wird sagen: Still! Denn man darf des HERRN Namen
nicht nennen.
Kap 8,3

6:11 Denn siehe, der HERR hat geboten, daß man die großen Häuser in
Trümmer schlagen soll und die kleinen Häuser in Stücke.

6:12 Wer kann auf Felsen mit Rossen rennen oder mit Rindern pflügen?
Denn ihr wandelt das Recht in Gift und die Frucht der Gerechtigkeit
in Wermut,
Kap 5,7

6:13 die ihr euch freut über Lo-Dabar und sprecht: Haben wir nicht durch
unsere Kraft Karnajim genommen?

6:14 Darum siehe, ich will gegen euch, ihr vom Hause Israel, ein Volk
aufstehen lassen, spricht der HERR, der Gott Zebaoth, das soll euch
bedrängen von da an, wo man nach Hamat geht, bis an den Bach in der
Wüste.

Die drei ersten Visionen: Heuschrecken, Feuer, Bleilot

7:1 Gott der HERR ließ mich schauen, und siehe, da war einer, der machte
Heuschrecken zur Zeit, als das Grummet aufging; und siehe, das
Grummet war gewachsen, nachdem der König hatte mähen lassen.

7:2 Als sie nun alles Gras im Lande abfressen wollten, sprach ich: Ach
Herr HERR, sei gnädig! Wer soll Jakob wieder aufhelfen? Er ist ja so
schwach.

7:3 Da reute es den HERRN, und er sprach: Wohlan, es soll nicht
geschehen.

7:4 Gott der HERR ließ mich schauen, und siehe, Gott der HERR rief das
Feuer, um damit zu strafen. Das verzehrte die große Tiefe und fraß
das Ackerland.
1. Mose 7,11

7:5 Da sprach ich: Ach Herr HERR, laß ab! Wer soll Jakob wieder
aufhelfen? Er ist ja so schwach.

7:6 Da reute den HERRN das auch, und Gott der HERR sprach: Es soll auch
nicht geschehen.

7:7 Er ließ mich abermals schauen, und siehe, der Herr stand auf der
Mauer, die mit einem Bleilot gerichtet war, und er hatte ein Bleilot
in seiner Hand.

7:8 Und der HERR sprach zu mir: Was siehst du, Amos? Ich sprach: Ein
Bleilot. Da sprach der Herr zu mir: Siehe, ich will das Bleilot
legen an mein Volk Israel und ihm nichts mehr übersehen,
Jes 34,11; Kap 8,2

7:9 sondern die Höhen Isaaks sollen verwüstet und die Heiligtümer
Israels zerstört werden, und ich will mich mit dem Schwert über das
Haus Jerobeam hermachen.

Amos wird aus Bethel ausgewiesen

7:10 Da sandte Amazja, der Priester in Bethel, zu Jerobeam, dem König
von Israel, und ließ ihm sagen: Der Amos macht einen Aufruhr gegen
dich im Hause Israel; das Land kann seine Worte nicht ertragen.
(10 und 11) Jer 38,4

7:11 Denn so spricht Amos: Jerobeam wird durchs Schwert sterben, und
Israel wird aus seinem Lande gefangen weggeführt werden.

7:12 Und Amazja sprach zu Amos: Du Seher, geh weg und flieh ins Land
Juda und iß dort dein Brot und weissage daselbst.
1. Sam 9,9

7:13 Aber weissage nicht mehr in Bethel; denn es ist des Königs
Heiligtum und der Tempel des Königreichs.
1. Kön 12,28-29

7:14 Amos antwortete und sprach zu Amazja: Ich bin kein Prophet noch ein
Prophetenjünger, sondern ich bin ein Hirt, der Maulbeeren züchtet.
Kap 1,1

7:15 Aber der HERR nahm mich von der Herde und sprach zu mir: Geh hin und
weissage meinem Volk Israel!

7:16 So höre nun des HERRN Wort! Du sprichst: Weissage nicht wider
Israel und eifere nicht wider das Haus Isaak!
Kap 2,12

7:17 Darum spricht der HERR: Deine Frau wird in der Stadt zur Hure
werden, und deine Söhne und Töchter sollen durchs Schwert fallen,
und dein Acker soll mit der Meßschnur ausgeteilt werden. Du aber
sollst in einem unreinen Lande sterben, und Israel soll aus seinem
Lande vertrieben werden.

Die vierte Vision: Ein Korb mit reifem Obst

8:1 Gott der HERR ließ mich schauen, und siehe, da stand ein Korb mit
reifem Obst.

8:2 Und er sprach: Was siehst du, Amos? Ich aber antwortete: Einen Korb
mit reifem Obst. Da sprach der HERR zu mir: Reif zum Ende ist mein
Volk Israel; ich will ihm nichts mehr übersehen.
Kap 7,8

8:3 Und die Lieder im Tempel sollen in Heulen verkehrt werden zur selben
Zeit, spricht Gott der HERR. Es werden an allen Orten viele
Leichname liegen, die man heimlich hinwirft.
Kap 6,10

Gegen den Wucher der Reichen

8:4 Höret dies, die ihr die Armen unterdrückt und die Elenden im Lande
zugrunde richtet
Kap 2,7

8:5 und sprecht: Wann will denn der Neumond ein Ende haben, daß wir
Getreide verkaufen, und der Sabbat, daß wir Korn feilhalten können
und das Maß verringern und den Preis steigern und die Waage
fälschen,
Neh 13,15

8:6 damit wir die Armen um Geld und die Geringen um ein Paar Schuhe in
unsere Gewalt bringen und Spreu für Korn verkaufen?
Kap 2,6

8:7 Der HERR hat bei sich, dem Ruhm Jakobs, geschworen: Niemals werde
ich diese ihre Taten vergessen!

8:8 Sollte nicht um solcher Taten willen das Land erbeben müssen und
alle Bewohner trauern? Ja, es soll sich heben wie die Wasser des
Nils und sich senken wie der Strom Ägyptens.
Kap 9,5

8:9 Zur selben Zeit, spricht Gott der HERR, will ich die Sonne am
Mittag untergehen und das Land am hellen Tage finster werden lassen.
Jer 15,9

8:10 Ich will eure Feiertage in Trauer und alle eure Lieder in Wehklagen
verwandeln. Ich will über alle Lenden den Sack bringen und alle
Köpfe kahl machen und will ein Trauern schaffen, wie man trauert
über den einzigen Sohn, und sie sollen ein bitteres Ende nehmen.
Tob 2,5-6; Jer 6,26

Einst wird man vergeblich nach Gottes Wort verlangen

8:11 Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, daß ich einen
Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder
Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HERRN, es zu hören;
1. Sam 3,1

8:12 daß sie hin und her von einem Meer zum andern, von Norden nach Osten
laufen und des HERRN Wort suchen und doch nicht finden werden.
Mi 3,7

8:13 Zu der Zeit werden die schönen Jungfrauen und die Jünglinge
verschmachten vor Durst,

8:14 die jetzt schwören bei dem Abgott Samarias und sprechen: »So wahr
dein Gott lebt, Dan!« und: »So wahr dein Gott lebt, Beerscheba!« Sie
sollen so fallen, daß sie nicht wieder aufstehen können.
Ri 18,30

Die letzte Vision: Gott über dem Altar;
dem Gericht kann niemand entrinnen

9:1 Ich sah den Herrn über dem Altar stehen, und er sprach: Schlage an
den Knauf, daß die Pfosten beben und die Trümmer ihnen allen auf den
Kopf fallen; und was noch übrigbleibt von ihnen, will ich mit dem
Schwert töten, daß keiner von ihnen entfliehen noch irgendeiner
entkommen soll!

9:2 Und wenn sie sich auch unten bei den Toten vergrüben, soll sie doch
meine Hand von dort holen, und wenn sie zum Himmel hinaufstiegen,
will ich sie doch herunterstoßen.
Hiob 26,6; Ps 139,8

9:3 Und wenn sie sich auch versteckten oben auf dem Berge Karmel, will
ich sie doch suchen und von dort herabholen; und wenn sie sich vor
meinen Augen verbärgen im Grunde des Meeres, so will ich doch der
Schlange befehlen, sie dort zu beißen.

9:4 Und wenn sie vor ihren Feinden gefangen einhergingen, so will ich
doch dem Schwert befehlen, sie dort zu töten. Denn ich will meine
Augen auf sie richten zum Bösen und nicht zum Guten.
Jer 44,11

9:5 Denn Gott, der HERR Zebaoth, ist es, der die Erde anrührt, daß sie
bebt und alle ihre Bewohner trauern müssen, und daß sie sich hebt
wie die Wasser des Nils und sich senkt wie der Strom Ägyptens;
Kap 8,8

9:6 er ist es, der seinen Saal in den Himmel baut und seinen Palast
über der Erde gründet, der das Wasser im Meer herbeiruft und
schüttet es auf das Erdreich. Er heißt HERR!
Ps 104,3; Kap 5,8

9:7 Seid ihr Israeliten mir nicht gleichwie die Mohren? spricht der
HERR. Habe ich nicht Israel aus Ägyptenland geführt und die
Philister aus Kaftor und die Aramäer aus Kir?
5. Mose 7,7; Jer 47,4

9:8 Siehe, die Augen Gottes des HERRN sehen auf das sündige Königreich,
daß ich's vom Erdboden vertilge, wiewohl ich das Haus Jakob nicht
ganz vertilgen will, spricht der HERR.

9:9 Denn siehe, ich will befehlen und das Haus Israel unter allen Heiden
schütteln lassen, gleichwie man mit einem Sieb schüttelt und kein
Stein zur Erde fällt.

9:10 Alle Sünder in meinem Volk sollen durchs Schwert sterben, die da
sagen: Es wird das Unglück nicht so nahe sein noch uns begegnen.
Kap 6,3

Das künftige Heil des Gottesvolkes

9:11 Zur selben Zeit will ich die zerfallene Hütte Davids wieder
aufrichten und ihre Risse vermauern und, was abgebrochen ist, wieder
aufrichten und will sie bauen, wie sie vorzeiten gewesen ist,
1. Kön 12,19; Apg 15,16-17

9:12 damit sie in Besitz nehmen, was übrig ist von Edom, und alle Heiden,
über die mein Name genannt ist, spricht der HERR, der solches tut.

9:13 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, daß man zugleich ackern
und ernten, zugleich keltern und säen wird. Und die Berge werden
von süßem Wein triefen, und alle Hügel werden fruchtbar sein.
3. Mose 26,5; Joel 4,18

9:14 Denn ich will die Gefangenschaft meines Volks Israel wenden, daß
sie die verwüsteten Städte wieder aufbauen und bewohnen sollen, daß
sie Weinberge pflanzen und Wein davon trinken, Gärten anlegen und
Früchte daraus essen.
5. Mose 30,3; Jes 65,21

9:15 Denn ich will sie in ihr Land pflanzen, daß sie nicht mehr aus ihrem
Land ausgerottet werden, das ich ihnen gegeben habe, spricht der
HERR, dein Gott.

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