Buch 22 (DAS HOHELIED SALOMOS) (vgl. Ps 45)
1
1 Das Hohelied Salomos.
2 Er ksse mich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist lieblicher als Wein.
3 Es riechen deine Salben kstlich; dein Name ist eine ausgeschttete Salbe, darum lieben dich die Mdchen.
4 Zieh mich dir nach, so wollen wir laufen. Der Knig fhrte mich in seine Kammern. Wir wollen uns freuen und frhlich sein ber dich; wir preisen deine Liebe mehr als den Wein. Herzlich lieben sie dich.
5 Ich bin braun, aber gar lieblich, ihr Tchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, wie die Teppiche Salomos.
6 Seht mich nicht an, da§ ich so braun bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt. Meiner Mutter Shne zrnten mit mir. Sie haben mich zur Hterin der Weinberge gesetzt; aber meinen eigenen Weinberg habe ich nicht behtet.
7 Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo du weidest, wo du ruhst am Mittag, damit ich nicht herumlaufen mu§ bei den Herden deiner Gesellen.
8 Wei§t du es nicht, du Schnste unter den Frauen, so geh hinaus auf die Spuren der Schafe und weide deine Zicklein bei den Zelten der Hirten.
9 Ich vergleiche dich, meine Freundin, einer Stute an den Wagen des Pharao.
10 Deine Wangen sind lieblich mit den Kettchen und dein Hals mit den Perlenschnren.
11 Wir wollen dir goldene Kettchen machen mit kleinen silbernen Kugeln.
12 Als der Knig sich herwandte, gab meine Narde ihren Duft.
13 Mein Freund ist mir ein Bschel Myrrhen, das zwischen meinen Brsten hngt.
14 Mein Freund ist mir eine Traube von Zyperblumen in den Weingrten von En-Gedi.
15 Siehe, meine Freundin, du bist schn; schn bist du, deine Augen sind wie Taubenaugen.
16 Siehe, mein Freund, du bist schn und lieblich. Unser Lager ist grn.
17 Die Balken unserer Huser sind Zedern, unsere Tfelung Zypressen.
2
1 Ich bin eine Blume in Scharon und eine Lilie im Tal.
2 Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Mdchen.
3 Wie ein Apfelbaum unter den wilden Bumen, so ist mein Freund unter den Jnglingen. Unter seine m Schatten zu sitzen, begehre ich, und seine Frucht ist meinem Gaumen s§.
4 Er fhrt mich in den Weinkeller, und die Liebe ist sein Zeichen ber mir.
5 Er erquickt mich mit Traubenkuchen und labt mich mit pfeln; denn ich bin krank vor Liebe.
6 Seine Linke liegt unter meinem Haupte, und seine Rechte herzt mich. -
7 Ich beschwre euch, ihr Tchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hinden auf dem Felde, da§ ihr die Liebe nicht aufweckt und nicht strt, bis es ihr selbst gefllt.
8 Da ist die Stimme meines Freundes! Siehe, er kommt und hpft ber die Berge und springt ber die Hgel.
9 Mein Freund gleicht einer Gazelle oder einem jungen Hirsch. Siehe, er steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter.
10 Mein Freund antwortet und spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schne, und komm her!
11 Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist vorbei und dahin.
12 Die Blumen sind aufgegangen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Turteltaube l§t sich hren in unserm Lande.
13 Der Feigenbaum hat Knoten gewonnen, und die Reben duften mit ihren Blten. Steh auf, meine Freundin, und komm, meine Schne, komm her!
14 Meine Taube in den Felsklften, im Versteck der Felswand, zeige mir deine Gestalt, la§ mich hren deine Stimme; denn deine Stimme ist s§, und deine Gestalt ist lieblich.
15 Fangt uns die Fchse, die kleinen Fchse, die die Weinberge verderben; denn unsere Weinberge haben Blten bekommen.
16 Mein Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet.
17 Bis der Tag khl wird und die Schatten schwinden, wende dich her gleich einer Gazelle, mein Freund, oder gleich einem jungen Hirsch auf den Balsambergen.
3
1 Des Nachts auf meinem Lager suchte ich, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht.
2 Ich will aufstehen und in der Stadt umhergehen auf den Gassen und Stra§en und suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht.
3 Es fanden mich die Wchter, die in der Stadt umhergehen: ÈHabt ihr nicht gesehen, den meine Seele liebt?Ç
4 Als ich ein wenig an ihnen vorber war, da fand ich, den meine Seele liebt. Ich hielt ihn und lie§ ihn nicht los, bis ich ihn brachte in meiner Mutter Haus, in die Kammer derer, die mich geboren hat. -
5 Ich beschwre euch, ihr Tchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hinden auf dem Felde, da§ ihr die Liebe nicht aufweckt und nicht strt, bis es ihr selbst gefllt.
6 Was steigt da herauf aus der Wste wie ein gerader Rauch, wie ein Duft von Myrrhe, Weihrauch und allerlei Gewrz des Krmers?
7 Siehe, es ist die Snfte Salomos; sechzig Starke sind um sie her von den Starken in Israel.
8 Alle halten sie Schwerter und sind gebt im Kampf; ein jeder hat sein Schwert an der Hfte gegen die Schrecken der Nacht.
9 Der Knig Salomo lie§ sich eine Snfte machen aus Holz vom Libanon.
10 Ihre Sulen machte er aus Silber, ihre Lehnen aus Gold, ihren Sitz mit Purpur bezogen, ihr Inneres mit Ebenholz eingelegt. - Ihr Tchter Jerusalems,
11 kommt heraus und sehet, ihr Tchter Zions, den Knig Salomo mit der Krone, mit der ihn seine Mutter gekrnt hat am Tage seiner Hochzeit, am Tage der Freude seines Herzens.
4
1 Siehe, meine Freundin, du bist schn! Siehe, schn bist du! Deine Augen sind wie Taubenaugen hinter deinem Schleier. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die herabsteigen vom Gebirge Gilead.
2 Deine Zhne sind wie eine Herde geschorener Schafe, die aus der Schwemme kommen; alle haben sie Zwillinge, und keines unter ihnen ist unfruchtbar.
3 Deine Lippen sind wie eine scharlachfarbene Schnur, und dein Mund ist lieblich. Deine Schlfen sind hinter deinem Schleier wie eine Scheibe vom Granatapfel.
4 Dein Hals ist wie der Turm Davids, mit Brustwehr gebaut, an der tausend Schilde hangen, lauter Schilde der Starken.
5 Deine beiden Brste sind wie junge Zwillinge von Gazellen, die unter den Lilien weiden.
6 Bis der Tag khl wird und die Schatten schwinden, will ich zum Myrrhenberge gehen und zum Weihrauchhgel.
7 Du bist wunderbar schn, meine Freundin, und kein Makel ist an dir.
8 Komm mit mir, meine Braut, vom Libanon, komm mit mir vom Libanon, steig herab von der Hhe des Amana, von der Hhe des Senir und Hermon, von den Wohnungen der Lwen, von den Bergen der Leoparden!
9 Du hast mir das Herz genommen, meine Schwester, liebe Braut, du hast mir das Herz genommen mit einem einzigen Blick deiner Augen, mit einer einzigen Kette an deinem Hals.
10 Wie schn ist deine Liebe, meine Schwester, liebe Braut! Deine Liebe ist lieblicher als Wein, und der Geruch deiner Salben bertrifft alle Gewrze.
11 Von deinen Lippen, meine Braut, trufelt Honigseim. Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Libanon.
12 Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Born.
13 Du bist gewachsen wie ein Lustgarten von Granatpfeln mit edlen Frchten, Zyperblumen mit Narden,
14 Narde und Safran, Kalmus und Zimt, mit allerlei Weihrauchstruchern, Myrrhe und Aloe, mit allen feinen Gewrzen.
15 Ein Gartenbrunnen bist du, ein Born lebendigen Wassers, das vom Libanon flie§t.
16 Steh auf, Nordwind, und komm, Sdwind, und wehe durch meinen Garten, da§ der Duft seiner Gewrze strme! Mein Freund komme in seinen Garten und esse von seinen edlen Frchten. -
5
1 Ich bin gekommen, meine Schwester, liebe Braut, in meinen Garten. Ich habe meine Myrrhe samt meinen Gewrzen gepflckt; ich habe meine Wabe samt meinem Honig gegessen; ich habe meinen Wein samt meiner Milch getrunken. E§t, meine Freunde, und trinkt und werdet trunken von Liebe!
2 Ich schlief, aber mein Herz war wach. Da ist die Stimme meines Freundes, der anklopft: ÈTu mir auf, liebe Freundin, meine Schwester, meine Taube, meine Reine! Denn mein Haupt ist voll Tau und meine Locken voll Nachttropfen.Ç
3 ÈIch habe mein Kleid ausgezogen, - wie soll ich es wieder anziehen? Ich habe meine F§e gewaschen, - wie soll ich sie wieder schmutzig machen?Ç
4 Mein Freund steckte seine Hand durchs Riegelloch, und mein Innerstes wallte ihm entgegen.
5 Da stand ich auf, da§ ich meinem Freunde auftte; meine Hnde troffen von Myrrhe und meine Finger von flie§ender Myrrhe am Griff des Riegels.
6 Aber als ich meinem Freund aufgetan hatte, war er weg und fortgegangen. Meine Seele war au§er sich, da§ er sich abgewandt hatte. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht; ich rief, aber er antwortete mir nicht.
7 Es fanden mich die Wchter, die in der Stadt umhergehen; die schlugen mich wund. Die Wchter auf der Mauer nahmen mir meinen berwurf. -
8 Ich beschwre euch, ihr Tchter Jerusalems, findet ihr meinen Freund, so sagt ihm, da§ ich vor Liebe krank bin.
9 Was hat dein Freund vor andern Freunden voraus, o du Schnste unter den Frauen? Was hat dein Freund vor andern Freunden voraus, da§ du uns so beschwrst? -
10 Mein Freund ist wei§ und rot, auserkoren unter vielen Tausenden.
11 Sein Haupt ist das feinste Gold. Seine Locken sind kraus, schwarz wie ein Rabe.
12 Seine Augen sind wie Tauben an den Wasserbchen, sie baden in Milch und sitzen an reichen Wassern.
13 Seine Wangen sind wie Balsambeete, in denen Gewrzkruter wachsen. Seine Lippen sind wie Lilien, die von flie§ender Myrrhe triefen.
14 Seine Finger sind wie goldene Stbe, voller Trkise. Sein Leib ist wie reines Elfenbein, mit Saphiren geschmckt.
15 Seine Beine sind wie Marmorsulen, gegrndet auf goldenen F§en. Seine Gestalt ist wie der Libanon, auserwhlt wie Zedern.
16 Sein Mund ist s§, und alles an ihm ist lieblich. - So ist mein Freund; ja mein Freund ist so, ihr Tchter Jerusalems! -
6
1 ÈWo ist denn dein Freund hingegangen, o du Schnste unter den Frauen? Wo hat sich dein Freund hingewandt? So wollen wir ihn mit dir suchen.Ç
2 Mein Freund ist hinabgegangen in seinen Garten, zu den Balsambeeten, da§ er weide in den Grten und Lilien pflcke.
3 Mein Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet.
4 Du bist schn, meine Freundin, wie Tirza, lieblich wie Jerusalem, gewaltig wie ein Heer.
5 Wende deine Augen von mir; denn sie verwirren mich. Deine Haare sind wie eine Herde Ziegen, die herabsteigen vom Gebirge Gilead.
6 Deine Zhne sind wie eine Herde Schafe, die aus der Schwemme kommen; alle haben sie Zwillinge, und keines unter ihnen ist unfruchtbar.
7 Deine Schlfen sind hinter deinem Schleier wie eine Scheibe vom Granatapfel. -
8 Sechzig Kniginnen sind es und achtzig Nebenfrauen und Jungfrauen ohne Zahl.
9 Aber eine ist meine Taube, meine Reine; die Einzige ist sie fr ihre Mutter, das Liebste fr die, die sie geboren hat. Als die Tchter sie sahen, priesen sie sie glcklich; die Kniginnen und Nebenfrauen rhmten sie.
10 Wer ist sie, die hervorbricht wie die Morgenrte, schn wie der Mond, klar wie die Sonne, gewaltig wie ein Heer?
11 Ich bin hinabgegangen in den Nu§garten, zu schauen die Knospen im Tal, zu schauen, ob der Weinstock spro§t, ob die Granatbume blhen.
12 Ohne da§ ich's merkte, trieb mich mein Verlangen zu der Tochter eines Frsten.
7
1 Wende dich hin, wende dich her, o Sulamith! Wende dich hin, wende dich her, da§ wir dich schauen! Was seht ihr an Sulamith beim Reigen im Lager? -
2 Wie schn ist dein Gang in den Schuhen, du Frstentochter! Die Rundung deiner Hfte ist wie ein Halsgeschmeide, das des Meisters Hand gemacht hat.
3 Dein Scho§ ist wie ein runder Becher, dem nimmer Getrnk mangelt. Dein Leib ist wie ein Weizenhaufen, umsteckt mit Lilien.
4 Deine beiden Brste sind wie junge Zwillinge von Gazellen.
5 Dein Hals ist wie ein Turm von Elfenbein. Deine Augen sind wie die Teiche von Heschbon am Tor Bat-Rabbim. Deine Nase ist wie der Turm auf dem Libanon, der nach Damaskus sieht.
6 Dein Haupt auf dir ist wie der Karmel. Das Haar auf deinem Haupt ist wie Purpur; ein Knig liegt in deinen Locken gefangen. -
7 Wie schn und wie lieblich bist du, du Liebe voller Wonne!
8 Dein Wuchs ist hoch wie ein Palmbaum, deine Brste gleichen den Weintrauben.
9 Ich sprach: Ich will auf den Palmbaum steigen und seine Zweige ergreifen. La§ deine Brste sein wie Trauben am Weinstock und den Duft deines Atems wie pfel;
10 la§ deinen Mund sein wie guten Wein, der meinem Gaumen glatt eingeht und Lippen und Zhne mir netzt.
11 Meinem Freund gehre ich, und nach mir steht sein Verlangen.
12 Komm, mein Freund, la§ uns aufs Feld hinausgehen und unter Zyperblumen die Nacht verbringen,
13 da§ wir frh aufbrechen zu den Weinbergen und sehen, ob der Weinstock spro§t und seine Blten aufgehen, ob die Granatbume blhen. Da will ich dir meine Liebe schenken.
14 Die Liebespfel geben den Duft, und an unsrer Tr sind lauter edle Frchte, heurige und auch vorjhrige: mein Freund, fr dich hab ich sie aufbewahrt.
8
1 O da§ du mein Bruder wrest, der meiner Mutter Brste gesogen! Fnde ich dich drau§en, so wollte ich dich kssen, und niemand drfte mich schelten!
2 Ich wollte dich fhren und in meiner Mutter Haus bringen, in die Kammer derer, die mich gebar. Da wollte ich dich trnken mit gewrztem Wein und mit dem Most meiner Granatpfel. -
3 Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte herzt mich. -
4 Ich beschwre euch, ihr Tchter Jerusalems, da§ ihr die Liebe nicht aufweckt und nicht strt, bis es ihr selbst gefllt.
5 Wer ist sie, die heraufsteigt von der Wste und lehnt sich auf ihren Freund? Unter dem Apfelbaum weckte ich dich, wo deine Mutter mit dir in Wehen kam, wo in Wehen kam, die dich gebar.
6 Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN, (6 und 7) Mt 22,30; Rm 7,2; 1. Mose 2,24; Mt 19,5.6; Eph 5,28-33)
7 so da§ auch viele Wasser die Liebe nicht auslschen und Strme sie nicht ertrnken knnen. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so knnte das alles nicht gengen.
8 Unsre Schwester ist klein und hat keine Brste. Was sollen wir mit unsrer Schwester tun, wenn man um sie werben wird?
9 Ist sie eine Mauer, so wollen wir ein silbernes Bollwerk darauf bauen. Ist sie eine Tr, so wollen wir sie sichern mit Zedernbohlen. -
10 Ich bin eine Mauer, und meine Brste sind wie Trme. Da bin ich geworden in seinen Augen wie eine, die Frieden findet.
11 Salomo hat einen Weinberg in Baal-Hamon. Er gab den Weinberg den Wchtern, da§ jeder fr seine Frchte brchte tausend Silberstcke.
12 Mein Weinberg gehrt mir. Die Tausend lasse ich dir, Salomo, und zweihundert den Wchtern seiner Frchte.
13 Die du wohnst in den Grten, la§ mich deine Stimme hren; die Gefhrten lauschen dir.
14 Flieh, mein Freund! Sei wie eine Gazelle oder wie ein junger Hirsch auf den Balsambergen!