Buch 25 (DIE KLAGELIEDER JEREMIAS)
1
1 (Jerusalem klagt und fleht um Hilfe) Wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volks war! Sie ist wie eine Witwe, die Frstin unter den Vlkern, und die eine Knigin in den Lndern war, mu§ nun dienen. Jer 51,5)
2 Sie weint des Nachts, da§ ihr die Trnen ber die Backen laufen. Es ist niemand unter allen ihren Liebhabern, der sie trstet. Alle ihre Freunde sind ihr untreu und ihre Feinde geworden. Ps 69,21)
3 Juda ist gefangen in Elend und schwerem Dienst, es wohnt unter den Heiden und findet keine Ruhe; alle seine Verfolger kommen heran und bedrngen es.
4 Die Stra§en nach Zion liegen wst, weil niemand auf ein Fest kommt. Alle Tore der Stadt stehen de, ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sehen jammervoll drein, und sie ist betrbt.
5 Ihre Widersacher sind obenauf, ihren Feinden geht's gut; denn der HERR hat ber die Stadt Jammer gebracht um ihrer gro§en Snden willen, und ihre Kinder sind gefangen vor dem Feind dahingezogen.
6 Es ist von der Tochter Zion aller Schmuck dahin. Ihre Frsten sind wie Hirsche, die keine Weide finden und matt vor dem Verfolger herlaufen.
7 Jerusalem denkt in dieser Zeit, da sie elend und verlassen ist, wie viel Gutes sie von alters her gehabt hat, wie aber all ihr Volk daniedersank unter des Feindes Hand und ihr niemand half. Ihre Feinde sehen auf sie herab und spotten ber ihren Untergang.
8 Jerusalem hat sich versndigt; darum mu§ sie sein wie ein unreines Weib. Alle, die sie ehrten, verschmhen sie jetzt, weil sie ihre Bl§e sehen; sie aber seufzt und hat sich abgewendet. Hes 16,37)
9 Ihr Unflat klebt an ihrem Saum. Sie htte nicht gemeint, da§ es ihr zuletzt so gehen wrde. Sie ist ja greulich heruntergesto§en und hat dazu niemand, der sie trstet. ÈAch HERR, sieh an mein Elend; denn der Feind triumphiert!Ç
10 Der Feind hat seine Hand gelegt an alle ihre Kleinode. Ja, sie mu§te zusehen, da§ die Heiden in ihr Heiligtum gingen, whrend du geboten hast, sie sollten nicht in deine Gemeinde kommen. Jer 52,17-19, 5. Mose 23,4)
11 Alles Volk seufzt und geht nach Brot, es gibt seine Kleinode um Speise, um sein Leben zu erhalten. ÈAch HERR, sieh doch und schau, wie verachtet ich bin!Ç
12 Euch allen, die ihr vorbergeht, sage ich: ÈSchaut doch und seht, ob irgendein Schmerz ist wie mein Schmerz, der mich getroffen hat; denn der HERR hat Jammer ber mich gebracht am Tage seines grimmigen Zorns.
13 Er hat ein Feuer aus der Hhe in meine Gebeine gesandt und l§t es wten. Er hat meinen F§en ein Netz gestellt und mich rckwrts fallen lassen; er hat mich zur Wste gemacht, da§ ich fr immer siech bin.
14 Schwer ist das Joch meiner Snden; durch seine Hand sind sie zusammengeknpft. Sie sind mir auf den Hals gekommen, so da§ mir alle meine Kraft vergangen ist. Der Herr hat mich in die Gewalt derer gegeben, gegen die ich nicht aufkommen kann.
15 Der Herr hat zertreten alle meine Starken, die ich hatte; er hat gegen mich ein Fest ausrufen lassen, um meine junge Mannschaft zu verderben. Der Herr hat die Kelter getreten der Jungfrau, der Tochter Juda. Jes 63,3)
16 Darber weine ich so, und mein Auge flie§t von Trnen; denn der Trster, der meine Seele erquicken sollte, ist ferne von mir. Meine Kinder sind dahin; denn der Feind hat die Oberhand gewonnen.Ç
17 Zion streckt ihre Hnde aus, und doch ist niemand da, der sie trstet; denn der HERR hat gegen Jakob seine Feinde ringsum aufgeboten, so da§ Jerusalem zwischen ihnen sein mu§ wie ein unreines Weib. Vers 8)
18 Der HERR ist gerecht, denn ich bin seinem Worte ungehorsam gewesen. Hret, alle Vlker, und schaut meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und Jnglinge sind in die Gefangenschaft gegangen. Kap 3,42; 5,16)
19 Ich rief meine Freunde, aber sie lie§en mich im Stich. Meine Priester und meine ltesten sind in der Stadt verschmachtet, sie gehen nach Brot, um ihr Leben zu erhalten.
20 Ach HERR, sieh doch, wie bange ist mir, da§ mir's im Leibe davon weh tut! Mir dreht sich das Herz im Leibe um, weil ich so ungehorsam gewesen bin. Drau§en hat mich das Schwert und im Hause hat mich der Tod meiner Kinder beraubt.
21 Man hrt's wohl, da§ ich seufze, und doch habe ich keinen Trster; alle meine Feinde hren mein Unglck und freuen sich, da§ du es gemacht hast. So la§ doch den Tag kommen, den du verkndet hast, da§ es ihnen gehen soll wie mir. Kap 4,21)
22 La§ alle ihre Bosheit vor dich kommen und richte sie zu, wie du mich zugerichtet hast um aller meiner Missetat willen; denn meiner Seufzer sind viel, und mein Herz ist betrbt.
2
1 (Klage ber die Verwstung Judas und Jerusalems) Wie hat der Herr die Tochter Zion mit seinem Zorn berschttet! Er hat die Herrlichkeit Israels vom Himmel auf die Erde geworfen; er hat nicht gedacht an seinen Fu§schemel am Tage seines Zorns. Ps 132,7.8)
2 Der Herr hat alle Wohnungen Jakobs ohne Erbarmen vertilgt, er hat die Burgen der Tochter Juda abgebrochen in seinem Grimm und geschleift. Er hat entweiht ihr Knigreich und ihre Frsten.
3 Er hat alle Macht Israels in seinem grimmigen Zorn zerbrochen, er hat seine rechte Hand zurckgezogen, als der Feind kam, und hat in Jakob gewtet wie ein flammendes Feuer, das alles ringsum verzehrt.
4 Er hat seinen Bogen gespannt wie ein Feind; seine rechte Hand hat er gefhrt wie ein Widersacher und hat alles gettet, was lieblich anzusehen war im Zelt der Tochter Zion, und hat seinen Grimm wie Feuer ausgeschttet.
5 Der Herr ist wie ein Feind geworden, er hat Israel vertilgt. Er hat zerstrt alle Palste und hat die Burgen vernichtet; er hat der Tochter Juda viel Jammer und Leid gebracht.
6 Er hat sein eigenes Zelt zerwhlt wie einen Garten und seine Wohnung vernichtet. Der HERR hat in Zion Feiertag und Sabbat vergessen lassen, und in seinem grimmigen Zorn lie§ er Knig und Priester schnden. Hos 2,13, Kap 5,12)
7 Der Herr hat seinen Altar verworfen und sein Heiligtum entweiht. Er hat die Mauern ihrer Palste in des Feindes Hnde gegeben, da§ sie im Hause des HERRN Geschrei erhoben haben wie an einem Feiertag.
8 Der HERR gedachte zu vernichten die Mauer der Tochter Zion; er hat die Me§schnur ber die Mauern gezogen und seine Hand nicht abgewendet, bis er sie vertilgte. Er lie§ Mauer und Wall trauern und miteinander fallen. 2. Kn 21,13)
9 Ihre Tore sind tief in die Erde gesunken; er hat ihre Riegel zerbrochen und zunichte gemacht. Ihr Knig und ihre Frsten sind unter den Heiden, wo sie das Gesetz nicht ben knnen, und ihre Propheten haben keine Gesichte vom HERRN.
10 Die ltesten der Tochter Zion sitzen auf der Erde und sind still, sie werfen Staub auf ihre Hupter und haben den Sack angezogen. Die Jungfrauen von Jerusalem senken ihre Kpfe zur Erde.
11 Ich habe mir fast die Augen ausgeweint, mein Leib tut mir weh, mein Herz ist auf die Erde ausgeschttet ber dem Jammer der Tochter meines Volks, weil die Suglinge und Unmndigen auf den Gassen in der Stadt verschmachten.
12 Zu ihren Mttern sprechen sie: Wo ist Brot und Wein?, da sie auf den Gassen in der Stadt verschmachten wie die tdlich Verwundeten und in den Armen ihrer Mtter den Geist aufgeben.
13 Ach du Tochter Jerusalem, wem soll ich dich vergleichen, und wie soll ich dir zureden? Du Jungfrau, Tochter Zion, wem soll ich dich vergleichen, damit ich dich trste? Denn dein Schaden ist gro§ wie das Meer. Wer kann dich heilen?
14 Deine Propheten haben dir trgerische und trichte Gesichte verkndet und dir deine Schuld nicht offenbart, wodurch sie dein Geschick abgewandt htten, sondern sie haben dich Worte hren lassen, die Trug waren und dich verfhrten. Jer 14,14-16; 23,16-22)
15 Alle, die vorbergehen, klatschen in die Hnde, pfeifen und schtteln den Kopf ber die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, von der man sagte, sie sei die allerschnste, an der sich alles Land freut? Ps 48,3; Hes 16,14)
16 Alle deine Feinde rei§en ihr Maul auf ber dich, pfeifen und knirschen mit den Zhnen und sprechen: ÈHa! wir haben sie vertilgt! Das ist der Tag, den wir begehrt haben; wir haben's erlangt, wir haben's erlebt.Ç
17 Der HERR hat getan, was er vorhatte; er hat sein Wort erfllt, das er lngst zuvor geboten hat. Er hat ohne Erbarmen zerstrt, er hat den Feind ber dich frohlocken lassenund hat die Macht deiner Widersacher erhht.
18 Schreie laut zum Herrn, klage, du Tochter Zion, la§ Tag und Nacht Trnen herabflie§en wie einen Bach; hre nicht auf damit, und dein Augapfel lasse nicht ab!
19 Steh des Nachts auf und schreie zu Beginn jeder Nachtwache, schtte dein Herz aus vor dem Herrn wie Wasser. Hebe deine Hnde zu ihm auf um des Lebens deiner jungen Kinder willen, die vor Hunger verschmachten an allen Stra§enecken!
20 HERR, schaue und sieh doch, wen du so verderbt hast! Sollen denn die Frauen ihres Leibes Frucht essen, die Kindlein, die man auf Hnden trgt? Sollen denn Propheten und Priester in dem Heiligtum des Herrn erschlagen werden? 5. Mose 28,53-57; Jer 19,9)
21 Es lagen in den Gassen auf der Erde Knaben und Alte; meine Jungfrauen und Jnglinge sind durchs Schwert gefallen. Du hast gettet am Tage deines Zorns, du hast ohne Erbarmen geschlachtet.
22 Du hast von allen Seiten her meine Feinde gerufen wie zu einem Feiertag, so da§ niemand am Tage des Zorns des HERRN entronnen und briggeblieben ist. Die ich auf den Hnden getragen und gro§gezogen habe, die hat der Feind umgebracht.
3
1 (Klage und Trost eines Leidenden) Ich bin der Mann, der Elend sehen mu§ durch die Rute des Grimmes Gottes.
2 Er hat mich gefhrt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht.
3 Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag fr Tag.
4 Er hat mir Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen.
5 Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und Mhsal umgeben.
6 Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die lngst tot sind.
7 Er hat mich ummauert, da§ ich nicht heraus kann, und mich in harte Fesseln gelegt.
8 Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet. Ps 22,3; 69,4)
9 Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht.
10 Er hat auf mich gelauert wie ein Br, wie ein Lwe im Verborgenen.
11 Er l§t mich den Weg verfehlen, er hat mich zerfleischt und zunichte gemacht.
12 Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gegeben.
13 Er hat mir seine Pfeile in die Nieren geschossen.
14 Ich bin ein Hohn fr mein ganzes Volk und tglich ihr Spottlied. Hiob 30,9)
15 Er hat mich mit Bitterkeit gesttigt und mit Wermut getrnkt.
16 Er hat mich auf Kiesel bei§en lassen, er drckte mich nieder in die Asche.
17 Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen.
18 Ich sprach: Mein Ruhm und meine Hoffnung auf den HERRN sind dahin.
19 Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getrnkt bin!
20 Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir's.
21 Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch:
22 Die Gte des HERRN ist's, da§ wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, Neh 9,31)
23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist gro§.
24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. Ps 16,5; 73,26)
25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.
26 Es ist ein kstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen. Rm 8,25)
27 Es ist ein kstlich Ding fr einen Mann, da§ er das Joch in seiner Jugend trage.
28 Er sitze einsam und schweige, wenn Gott es ihm auferlegt,
29 und stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung.
30 Er biete die Backe dar dem, der ihn schlgt, und lasse sich viel Schmach antun. Mt 5,39)
31 Denn der HERR verst§t nicht ewig; (31 und 32) Jes 54,8)
32 sondern er betrbt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner gro§en Gte.
33 Denn nicht von Herzen plagt und betrbt er die Menschen.
34 Wenn man alle Gefangenen auf Erden unter die F§e tritt
35 und eines Mannes Recht vor dem Allerhchsten beugt
36 und eines Menschen Sache verdreht, - sollte das der Herr nicht sehen?
37 Wer darf denn sagen, da§ solches geschieht ohne des Herrn Befehl Jes 45,7; Am 3,6)
38 und da§ nicht Bses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhchsten?
39 Was murren denn die Leute im Leben? Ein jeder murre wider seine Snde!
40 La§t uns erforschen und prfen unsern Wandel und uns zum HERRN bekehren!
41 La§t uns unser Herz samt den Hnden aufheben zu Gott im Himmel!
42 Wir, wir haben gesndigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben. Ps 106,6)
43 Du hast dich in Zorn gehllt und uns verfolgt und ohne Erbarmen gettet.
44 Du hast dich mit einer Wolke verdeckt, da§ kein Gebet hindurch konnte.
45 Du hast uns zu Kehricht und Unrat gemacht unter den Vlkern.
46 Alle unsere Feinde rei§en ihr Maul auf ber uns.
47 Wir werden gedrckt und geplagt mit Schrecken und Angst.
48 Wasserbche rinnen aus meinen Augen ber den Jammer der Tochter meines Volks.
49 Meine Augen flie§en und knnen's nicht lassen, und es ist kein Aufhren da,
50 bis der HERR vom Himmel herabschaut und darein sieht. Ps 102,20.21)
51 Mein Auge macht mir Schmerzen wegen all der Tchter meiner Stadt.
52 Meine Feinde haben mich ohne Grund gejagt wie einen Vogel.
53 Sie haben mein Leben in der Grube zunichte gemacht und Steine auf mich geworfen.
54 Wasser hat mein Haupt berschwemmt; da sprach ich: Nun bin ich verloren.
55 Ich rief aber deinen Namen an, HERR, unten aus der Grube,
56 und du erhrtest meine Stimme: ÈVerbirg deine Ohren nicht vor meinem Seufzen und Schreien!Ç
57 Du nahtest dich zu mir, als ich dich anrief, und sprachst: Frchte dich nicht!
58 Du fhrst, Herr, meine Sache und erlsest mein Leben.
59 Du siehst, HERR, wie mir Unrecht geschieht; hilf mir zu meinem Recht!
60 Du siehst, wie sie Rache ben wollen, und kennst alle ihre Gedanken gegen mich.
61 HERR, du hrst ihr Schmhen und alle ihre Anschlge gegen mich,
62 die Reden meiner Widersacher und ihr Geschwtz ber mich den ganzen Tag.
63 Sieh doch: ob sie sitzen oder aufstehen, singen sie ber mich Spottlieder. Vers 14)
64 Vergilt ihnen, HERR, wie sie verdient haben! Kap 1,21; Ps 137,8; 1. Petr 2,23; 3,9)
65 La§ ihnen das Herz verstockt werden, la§ sie deinen Fluch fhlen!
66 Verfolge sie mit Grimm und vertilge sie unter dem Himmel des HERRN.
4
1 (Zions Elend und Schmach) Wie ist das Gold so ganz dunkel und das feine Gold so h§lich geworden, und wie liegen die Edelsteine an allen Stra§enecken zerstreut!
2 Die edlen Kinder Zions, dem Golde gleich geachtet, wie sind sie nun den irdenen Tpfen gleich, die ein Tpfer macht!
3 Auch Schakale reichen ihren Jungen die Brste und sugen sie; aber die Tochter meines Volks ist unbarmherzig wie ein Strau§ in der Wste. Hiob 39,14-16)
4 Dem Sugling klebt seine Zunge an seinem Gaumen vor Durst; die kleinen Kinder verlangen nach Brot, und niemand ist da, der's ihnen bricht.
5 Die frher leckere Speisen a§en, verschmachten jetzt auf den Gassen; die frher auf Purpur getragen wurden, die mssen jetzt im Schmutz liegen.
6 Die Missetat der Tochter meines Volks ist gr§er als die Snde Sodoms,, das pltzlich unterging, und keine Hand kam zu Hilfe. 1. Mose 18,20, 1. Mose 19,24.25)
7 Zions Frsten waren reiner als der Schnee und wei§er als Milch; ihr Leib war rtlicher als Korallen, ihr Aussehen war wie Saphir.
8 Nun aber ist ihre Gestalt so dunkel vor Schwrze, da§ man sie auf den Gassen nicht erkennt; ihre Haut hngt an den Knochen, und sie sind so drr wie ein Holzscheit.
9 Den durchs Schwert Erschlagenen ging es besser als denen, die vor Hunger starben, die verschmachteten und umkamen aus Mangel an Frchten des Ackers.
10 Es haben die barmherzigsten Frauen ihre Kinder selbst kochen mssen, damit sie zu essen hatten in dem Jammer der Tochter meines Volks. Kap 2,20)
11 Der HERR hat seinen Grimm austoben lassen, er hat seinen grimmigen Zorn ausgeschttet; er hat in Zion ein Feuer angesteckt, das auch ihre Grundfesten verzehrt hat.
12 Es htten's die Knige auf Erden nicht geglaubt noch alle Leute in der Welt, da§ der Widersacher und Feind zum Tor Jerusalems einziehen knnte.
13 Es ist aber geschehen wegen der Snden ihrer Propheten und wegen der Missetatenihrer Priester, die dort der Gerechten Blut vergossen haben.
14 Sie irrten hin und her auf den Gassen wie die Blinden und waren mit Blut besudelt, da§ man ihre Kleider nicht anrhren konnte;
15 man rief ihnen zu: ÈWeicht, ihr Unreinen! Weicht, weicht, rhrt nichts an!Ç Wenn sie flohen und umherirrten, so sagte man auch unter den Heiden: ÈSie sollen nicht lnger bei uns bleiben.Ç 3. Mose 13,45)
16 Des HERRN Zorn hat sie zerstreut; er will sie nicht mehr ansehen. Die Priester ehrte man nicht, und an den Alten bte man keine Barmherzigkeit. Kap 2,6, Kap 5,12; 3. Mose 19,32)
17 Noch immer blickten unsre Augen aus nach nichtiger Hilfe, bis sie mde wurden; und wir warteten auf ein Volk, das uns doch nicht helfen konnte.
18 Man jagte uns, da§ wir auf unsern Gassen nicht gehen konnten. Da kam unser Ende; unsere Tage sind aus, unser Ende ist gekommen.
19 Unsre Verfolger waren schneller als die Adler unter dem Himmel. Auf den Bergen haben sie uns verfolgt und in der Wste auf uns gelauert.
20 Der Gesalbte des HERRN, der unser Lebensodem war, ist gefangen worden in ihren Gruben; wir aber dachten: ÈIn seinem Schatten wollen wir leben unter den Vlkern.Ç
21 Ja, freue dich nur und sei frhlich, du Tochter Edom, die du wohnest im Lande Uz! Denn der Kelch wird auch zu dir kommen, da§ du trunken wirst und dich entbl§est. Kap 3,64; Ps 137,7; Jer 25,15.21)
22 Deine Schuld ist abgetan, du Tochter Zion; der Herr wird dich nicht mehr wegfhren lassen. Aber deine Schuld, du Tochter Edom, wird er heimsuchen und deine Snden aufdecken. Jes 40,2, Jes 34,8-10; Hes 35,14.15)
5
1 (Gebet des Volkes in seiner tiefsten Erniedrigung) Gedenke, HERR, wie es uns geht; schau und sieh an unsre Schmach!
2 Unser Erbe ist den Fremden zuteil geworden und unsre Huser den Auslndern.
3 Wir sind Waisen und haben keinen Vater; unsre Mtter sind wie Witwen.
4 Unser Wasser mssen wir um Geld trinken; unser eigenes Holz mssen wir bezahlen.
5 Mit dem Joch auf unserm Hals treibt man uns, und wenn wir auch mde sind, l§t man uns doch keine Ruhe.
6 Wir mu§ten gypten und Assur die Hand hinhalten, um uns an Brot zu sttigen.
7 Unsre Vter haben gesndigt und leben nicht mehr, wir aber mssen ihre Schuld tragen. 2. Mose 20,5; Jer 31,29)
8 Knechte herrschen ber uns, und niemand ist da, der uns von ihrer Hand errettet.
9 Wir mssen unser Brot unter Gefahr fr unser Leben holen, bedroht von dem Schwert in der Wste.
10 Unsre Haut ist verbrannt wie in einem Ofen von dem schrecklichen Hunger.
11 Sie haben die Frauen in Zion geschndet und die Jungfrauen in den Stdten Judas.
12 Frsten wurden von ihnen gehenkt, und die Alten hat man nicht geehrt. 2. Kn 25,19-21)
13 Jnglinge mu§ten Mhlsteine tragen und Knaben beim Holztragen straucheln.
14 Es sitzen die ltesten nicht mehr im Tor und die Jnglinge nicht mehr beim Saitenspiel.
15 Unsres Herzens Freude hat ein Ende, unser Reigen ist in Wehklagen verkehrt.
16 Die Krone ist von unserm Haupt gefallen. O weh, da§ wir so gesndigt haben! Jer 13,18)
17 Darum ist auch unser Herz krank, und unsre Augen sind trbe geworden
18 um des Berges Zion willen, weil er so wst liegt, da§ die Fchse darber laufen.
19 Aber du, HERR, der du ewiglich bleibest und dein Thron von Geschlecht zu Geschlecht,
20 warum willst du uns so ganz vergessen und uns lebenslang so ganz verlassen?
21 Bringe uns, HERR, zu dir zurck, da§ wir wieder heimkommen; erneure unsre Tage wie vor alters! Ps 126)
22 Hast du uns denn ganz verworfen, und bist du allzusehr ber uns erzrnt?