Buch 35 (DER PROPHET HABAKUK)
1
1 (Klage ber das Unglck in der Welt) Dies ist die Last, die der Prophet Habakuk geschaut hat.
2 HERR, wie lange soll ich schreien, und du willst nicht hren? Wie lange soll ich zu dir rufen: ÈFrevel!Ç, und du willst nicht helfen?
3 Warum l§t du mich Bosheit sehen und siehst dem Jammer zu? Raub und Frevel sind vor mir; es geht Gewalt vor Recht.
4 Darum ist das Gesetz ohnmchtig, und die rechte Sache kann nie gewinnen; denn der Gottlose bervorteilt den Gerechten; darum ergehen verkehrte Urteile.
5 (Gottes Strafgericht durch die Chalder) Schauet hin unter die Heiden, sehet und verwundert euch! Denn ich will etwas tun zu euren Zeiten, was ihr nicht glauben werdet, wenn man davon sagen wird. Apg 13,41)
6 Denn siehe, ich will die Chalder erwecken, ein grimmiges und schnelles Volk, das hinziehen wird, so weit die Erde ist, um Wohnsttten einzunehmen, die ihm nicht gehren.
7 Grausam und schrecklich ist es; es gebietet und zwingt, wie es will.
8 Ihre Rosse sind schneller als die Panther und bissiger als die Wlfe am Abend. Ihre Reiter fliegen in gro§en Scharen von ferne daher, wie die Adler eilen zum Fra§. Zef 3,3)
9 Sie kommen allesamt, um Schaden zu tun; wo sie hinwollen, strmen sie vorwrts und raffen Gefangene zusammen wie Sand.
10 Sie spotten der Knige, und der Frsten lachen sie. Alle Festungen werden ihnen ein Scherz sein; denn sie schtten Erde auf und erobern sie.
11 Alsdann brausen sie dahin wie ein Sturm und jagen weiter; mit alledem machen sie ihre Kraft zu ihrem Gott.
12 (Frage des Propheten nach Gottes Gerechtigkeit) Aber du, HERR, mein Gott, mein Heiliger, der du von Ewigkeit her bist, la§ uns nicht sterben; sondern la§ sie uns, o HERR, nur eine Strafe sein, und la§ sie, o unser Fels, uns nur zchtigen. Jer 10,24)
13 Deine Augen sind zu rein, als da§ du Bses ansehen knntest, und dem Jammer kannst du nicht zusehen! Warum siehst du dann aber den Rubern zu und schweigst, wenn der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er?
14 Du l§t es den Menschen gehen wie den Fischen im Meer, wie dem Gewrm, das keinen Herrn hat.
15 Sie ziehen's alles mit der Angel heraus und fangen's mit ihrem Netze und sammeln's mit ihrem Garn. Darber freuen sie sich und sind frhlich.
16 Darum opfern sie ihrem Netze und ruchern ihrem Garn, weil durch diese ihr Anteil so fett und ihre Speise so ppig geworden ist.
17 Sollen sie darum ihr Netz immerdar ausleeren und Vlker umbringen ohne Erbarmen?
2
1 (Gottes Antwort an den Propheten. Weherufe ber den Unterdrcker) Hier stehe ich auf meiner Warte und stelle mich auf meinen Turm und schaue und sehe zu, was er mir sagen und antworten werde auf das, was ich ihm vorgehalten habe. Jes 21,8)
2 Der HERR aber antwortete mir und sprach: Schreib auf, was du geschaut hast, deutlich auf eine Tafel, da§ es lesen knne, wer vorberluft! Jes 30,8; Offb 1,11.19)
3 Die Weissagung wird ja noch erfllt werden zu ihrer Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht trgen. Wenn sie sich auch hinzieht, so harre ihrer; sie wird gewi§ kommen und nicht ausbleiben. Hes 12,23; 2. Petr 3,9)
4 Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben, der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben. Jes 48,22, Rm 1,17; Gal 3,11; Hebr 10,38)
5 So wird auch der treulose Tyrann keinen Erfolg haben, der stolze Mann nicht bleiben, der seinen Rachen aufsperrt wie das Reich des Todes und ist wie der Tod, der nicht zu sttigen ist: Er rafft an sich alle Heiden und sammelt zu sich alle Vlker.
6 Was gilt's aber? Diese alle werden einen Spruch ber ihn machen und ein Lied und ein Sprichwort sagen: WEH DEM, der sein Gut mehrt mit fremdem Gut - wie lange wird's whren? - und huft viel Pfnder bei sich auf!
7 Wie pltzlich werden aufstehen, die dich bei§en, und erwachen, die dich peinigen! Und du mu§t ihnen zum Raube werden.
8 Denn du hast viele Vlker beraubt. So werden dich wieder berauben alle brigen Vlker um des Menschenblutes willen und um des Frevels willen, begangen am Lande und an der Stadt und an allen, die darin wohnen. Vers 17)
9 WEH DEM, der unrechten Gewinn macht zum Unglck seines Hauses, auf da§ er sein Nest in der Hhe baue, um dem Unheil zu entrinnen!
10 Aber dein Ratschlag wird zur Schande deines Hauses geraten; denn du hast zu viele Vlker zerschlagen und damit gegen dein Leben gesndigt.
11 Denn auch die Steine in der Mauer werden schreien, und die Sparren am Geblk werden ihnen antworten. Lk 19,40)
12 WEH DEM, der die Stadt mit Blut baut und richtet die Burg auf mit Unrecht! Jer 22,13; Mi 3,10)
13 Wird's nicht so vom HERRN Zebaoth geschehen: Woran die Vlker sich abgearbeitet haben, mu§ mit Feuer verbrennen, und wofr die Leute sich mde gemacht haben, das mu§ verloren sein? - Jer 51,58)
14 Denn die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt. Jes 11,9)
15 WEH DEM, der seinen Nchsten trinken l§t und seinen Grimm beimischt und ihn trunken macht, da§ er seine Bl§e sehe!
16 Du hast dich gesttigt mit Schande und nicht mit Ehre. So trinke du nun auch, da§ du taumelst! Denn an dich wird kommen der Kelch in der Rechten des HERRN, und du wirst Schande haben statt Ehre. Jer 25,15.26)
17 Denn der Frevel, den du am Libanon begangen, wird ber dich kommen, und die vernichteten Tiere werden dich schrecken um des Menschenblutes willen und um des Frevels willen, begangen am Lande und an der Stadt und an allen, die darin wohnen.
18 Was wird dann das Bild helfen, das sein Meister gebildet hat, und das gegossene Bild, das da Lgen lehrt? Dennoch verl§t sich sein Meister darauf, obgleich er nur stumme Gtzen macht. Jes 44,10-20)
19 WEH DEM, der zum Holz spricht: ÈWach auf!Ç und zum stummen Steine: ÈSteh auf!Ç Wie sollte ein Gtze lehren knnen? Siehe, er ist mit Gold und Silber berzogen, und kein Odem ist in ihm. Ps 115,4-8)
20 Aber der HERR ist in seinem heiligen Tempel. Es sei vor ihm stille alle Welt! Ps 11,4, Ps 76,9; Sach 2,17; Offb 8,1)
3
1 (Der Psalm Habakuks) Dies ist das Gebet des Propheten Habakuk, nach Art eines Klageliedes:
2 HERR, ich habe die Kunde von dir gehrt, ich habe dein Werk gesehen, HERR! mache es lebendig in naher Zeit, und la§ es kundwerden in naher Zeit. Im Zorne denke an Barmherzigkeit!
3 Gott kam von Teman und der Heilige vom Gebirge Paran. SELA. Seines Lobes war der Himmel voll, und seiner Ehre war die Erde voll. 5. Mose 33,2)
4 Sein Glanz war wie Licht; Strahlen gingen aus von seinen Hnden. Darin war verborgen seine Macht.
5 Pest ging vor ihm her, und Seuche folgte, wo er hintrat.
6 Er stand auf und lie§ erbeben die Erde; er schaute und lie§ erzittern die Heiden. Zerschmettert wurden die uralten Berge, und bcken mu§ten sich die uralten Hgel, als er wie vor alters einherzog.
7 Ich sah die Htten von Kuschan in Not und die Zelte der Midianiter betrbt.
8 Warst du zornig, HERR, auf die Flut? Entbrannte dein Grimm wider die Wasser und dein Zorn wider das Meer, als du auf deinen Rossen rittest und deine Wagen den Sieg behielten?
9 Du zogest deinen Bogen hervor, legtest die Pfeile auf deine Sehne. SELA. Du spaltetest das Land, da§ Strme flossen,
10 die Berge sahen dich, und ihnen ward bange. Der Wasserstrom fuhr dahin, die Tiefe lie§ sich hren. Ihren Aufgang verga§ die Sonne, Ps 77,17)
11 und der Mond stand still; beim Glnzen deiner Pfeile verblassen sie, beim Leuchten deines blitzenden Speeres. Jos 10,13)
12 Du zertratest das Land im Zorn und zerdroschest die Heiden im Grimm.
13 Du zogest aus, deinem Volk zu helfen, zu helfen deinem Gesalbten. Du zerschlugst das Dach vom Hause des Gottlosen und entbl§test die Grundfeste bis auf den Fels. SELA. Ps 18,8.16)
14 Du durchbohrtest mit seinen Pfeilen sein Haupt, seine Scharen zerstoben wie Spreu, denn ihre Freude war, zu zerstreuen und zu fressen den Elenden im Verborgenen.
15 Du tratest nieder seine Rosse im Meer, im Schlamm der Wasserfluten.
16 Weil ich solches hre, bebt mein Leib, meine Lippen zittern von dem Geschrei. Fulnis fhrt in meine Gebeine, und meine Knie beben. Aber ich will harren auf die Zeit der Trbsal, da§ sie heraufziehe ber das Volk, das uns angreift.
17 Da wird der Feigenbaum nicht grnen, und es wird kein Gewchs sein an den Weinstcken. Der Ertrag des
lbaums bleibt aus, und die cker bringen keine Nahrung; Schafe werden aus den Hrden gerissen, und in den Stllen werden keine Rinder sein.
18 Aber ich will mich freuen des HERRN und frhlich sein in Gott, meinem Heil. Jes 61,10)
19 Denn der HERR ist meine Kraft, er wird meine F§e machen wie Hirschf§e und wird mich ber die Hhen fhren.
VORZUSINGEN, BEIM SAITENSPIEL. Ps 18,34)