DRITTES KAPITEL
Karma-yoga
VERS 1
Arjuna sprach: O Janardana, o Kesava, warum drängst
Du mich, an diesem schrecklichen Kriegshandwerk
teilzunehmen, wenn Du glaubst, dass Intelligenz besser
sei als fruchtbringende Arbeit?
ERLÄUTERUNG
Der Herr, die Höchste Persönlichkeit Gottes, Sri Krsna, hat
im vorangegangenen Kapitel die Beschaffenheit der Seele
sehr ausführlich beschrieben, um Seinen vertrauten Freund
Arjuna aus dem Ozean des materiellen Elends zu erretten.
Als Pfad der Erkenntnis wurde buddhi-yoga oder Krsna-
Bewusstsein empfohlen. Manchmal wird Krsna-Bewusstsein
als Untätigkeit mißverstanden, und oft zieht sich jemand,
der einem solchen Irrtum unterliegt, an einen einsamen Ort
zurück, um dort durch das Chanten von Sri Krsnas
Heiligem Namen völlig Krsna-bewusst zu werden. Doch
ohne in der Philosophie des Krsna-Bewusstseins geschult zu
sein, ist es nicht ratsam, den Heiligen Namen Krsnas an
einem abgelegenen Ort zu chanten, wo man nichts weiter
als die billige Bewunderung der unschuldigen
Öffentlichkeit gewinnen mag. Auch Arjuna hielt Krsna-
Bewusstsein oder buddhi-yoga, das heißt Intelligenz, um im
spirituellen Wissen fortzuschreiten, für so etwas wie
Sichzurückziehen vom aktiven Leben und die Auferlegung
von Buße und Enthaltung an einem abgelegenen Ort. Mit
anderen Worten: Er wollte geschickt den Kampf
vermeiden, indem er Krsna-Bewusstsein als Entschuldigung
benutzte; doch als ernsthafter Schüler brachte er die
Angelegenheit vor seinen Meister und fragte Krsna, wie er
am besten handeln solle. Als Antwort erklärte Sri Krsna in
diesem Dritten Kapitel ausführlich karma-yoga oder Arbeit
im Krsna-Bewusstsein.
VERS 2
Meine Intelligenz ist durch Deine zweideutigen
Unterweisungen verwirrt. Sage mir deshalb bitte
eindeutig, was das beste für mich ist.
ERLÄUTERUNG
Im vorherigen Kapitel wurden als Einleitung zur
Bhagavad-Gita viele verschiedene Pfade erklärt, so zum
Beispiel sankhya-yoga, buddhi-yoga, die Beherrschung der
Sinne durch Intelligenz, Handeln ohne den Wunsch nach
fruchttragenden Ergebnissen und die Stellung des Neulings.
All dies wurde unsystematisch vorgetragen. Um danach zu
handeln und es zu verstehen, wäre eine geordnetere
Beschreibung der Pfade notwendig. Arjuna wollte daher
diese offenbar verwirrenden Unterweisungen klären, damit
jeder gewöhnliche Mensch sie ohne Fehlinterpretation
annehmen könnte. Obwohl Krsna nicht die Absicht hatte,
Arjuna durch Wortspielereien zu verwirren, vermochte
Arjuna dem Vorgang des Krsna-Bewusstseins nicht zu
folgen - weder durch Untätigkeit noch durch aktiven
Dienst. Mit anderen Worten: Durch seine Fragen erhellt er
den Pfad des Krsna-Bewusstseins für alle Schüler, die
ernsthaft bemüht sind, das Mysterium der Bhagavad-Gita
zu verstehen.
VERS 3
Der Höchste Herr sprach: O sündloser Arjuna, Ich habe
bereits erklärt, dass es zwei Gruppen von Menschen
gibt, die den Herrn, das Höchste Selbst, erkennen.
Einige neigen dazu, Ihn durch empirische,
philosophische Spekulation zu verstehen, und andere
sind geneigt, Ihn durch hingebungsvolle Arbeit zu
erkennen.
ERLÄUTERUNG
Im Zweiten Kapitel, Vers 39, erklärte der Herr zwei
Vorgänge: sankhya-yoga und karma-yoga oder buddhiyoga.
Im vorliegenden Vers erklärt der Herr das gleiche
etwas deutlicher. Mit sankhya-yoga oder dem analytischen
Studium der spirituellen und materiellen Natur befassen
sich solche Menschen, die geneigt sind, zu spekulieren und
Dinge durch experimentelles Wissen und Philosophie zu
verstehen. Die anderen arbeiten im Krsna-Bewusstsein, wie
in Vers 61 des Zweiten Kapitels erklärt wird. In Vers 39 hat
der Herr erklärt, dass man von den Fesseln des Handelns
befreit werden kann, wenn man nach den Grundsätzen des
buddhi-yoga oder Krsna-Bewusstseins arbeitet; außerdem
ist dieser Vorgang fehlerlos. Das gleiche Prinzip wird in
Vers 61 noch deutlicher erklärt, dass nämlich dieser buddhiyoga
bedeutet, vollständig vom Höchsten (oder genauer
von Krsna) abhängig zu sein, und dass auf diese Weise alle
Sinne sehr leicht unter Kontrolle gebracht werden können.
Deshalb sind beide yogas, genau wie Religion und
Philosophie, voneinander abhängig. Religion ohne
Philosophie ist sentimental oder zuweilen sogar
Fanatismus, wohingegen Philosophie ohne Religion nichts
weiter als gedankliche Spekulation ist. Das endgültige Ziel
ist Krsna, denn auch die Philosophen, die ernsthaft nach der
Absoluten Wahrheit suchen, kommen letztlich zum Krsna-
Bewusstsein. Dies wird ebenfalls in der Bhagavad-Gita
bestätigt. Der ganze Vorgang besteht darin, die wirkliche
Stellung des Selbst in Beziehung zum Überselbst zu
verstehen. Der indirekte Vorgang ist philosophische
Spekulation, wodurch man allmählich zur Stufe des Krsna-
Bewusstseins kommen mag, und der andere Vorgang
besteht darin, durch Krsna-Bewusstsein zu allem eine
direkte Beziehung herzustellen. Von diesen beiden ist der
Pfad des Krsna-Bewusstseins der bessere, da er nicht davon
abhängt, die Sinne durch einen philosophischen Vorgang
zu läutern. Krsna-Bewusstsein selbst ist der
Läuterungsvorgang, und durch die direkte Methode des
hingebungsvollen Dienens ist es einfach und erhaben
zugleich.
VERS 4
Nicht dadurch, dass man sich einfach von Arbeit
fernhält, kann man Freiheit von Reaktionen erlangen;
noch kann man durch Entsagung allein
Vollkommenheit erreichen.
ERLÄUTERUNG
Den Lebensstand der Entsagung kann man annehmen,
wenn man durch die Erfüllung der vorgeschriebenen
Pflichten, die nur festgelegt sind, um die Herzen
materialistischer Menschen zu reinigen, geläutert worden
ist. Ohne geläutert zu sein, kann man keinen Erfolg haben,
indem man unvermittelt die vierte Stufe des Lebens
(sannyasa) annimmt. Nach Meinung der empirischen
Philosophen wird man dadurch, dass man einfach sannyasa
annimmt oder sich von fruchtbringenden Tätigkeiten
zurückzieht, sogleich so gut wie Narayana. Sri Krsna
jedoch billigt diese Auffassung nicht. Ohne eine Läuterung
des Herzens ist sannyasa nur eine Störung für die soziale
Ordnung. Wenn sich aber jemand dem transzendentalen
Dienst des Herrn widmet, auch ohne seine
vorgeschriebenen Pflichten zu erfüllen, nimmt der Herr
entgegen, was immer derjenige imstande sein mag zu tun
(buddhi-yoga). "Auch wenn man diesem Prinzip nur in
geringem Maße nachkommt, wird man befähigt, große
Schwierigkeiten zu überwinden." (Bg. 2.40)
VERS 5
Alle Menschen sind gezwungen, hilflos nach dem
Drängen zu handeln, die von den Erscheinungsweisen
der materiellen Natur hervorgerufen werden; deshalb
kann niemand auch nur für einen Augenblick aufhören,
etwas zu tun.
ERLÄUTERUNG
Das Lebewesen ist nicht nur im verkörperten Leben aktiv;
vielmehr ist es das Wesen der Seele, immer aktiv zu sein.
Ohne die Gegenwart der spirituellen Seele kann sich der
materielle Körper nicht bewegen. Der Körper ist nur ein
totes Fahrzeug, das von der spirituellen Seele bewegt
werden muss, die immer aktiv ist und nicht einmal für einen
Augenblick innehalten kann. Infolgedessen muss die Seele
mit den positiven Tätigkeiten des Krsna-Bewusstseins
beschäftigt werden; andernfalls wird sie in Tätigkeiten
beschäftigt, die ihr die illusionierende Energie diktiert. In
Berührung mit der materiellen Energie nimmt die
spirituelle Seele materielle Erscheinungsweisen an, und um
die Seele von diesen Verbindungen zu reinigen, ist es
notwendig, die in den sastras niedergelegten
vorgeschriebenen Pflichten zu erfüllen. Wenn die Seele
sich in ihrer natürlichen Funktion des Krsna-Bewusstseins
betätigt, ist alles, was sie zu tun imstande ist, gut für sie.
Dies wird im Srimad-Bhagavatam (1.5.17) wie folgt
bestätigt:
"Wenn sich jemand dem Krsna-Bewusstsein zuwendet,
entsteht niemals für ihn ein Verlust oder Nachteil - selbst
wenn er den vorgeschriebenen Pflichten, die in den sastras
niedergelegt sind, nicht folgt noch seinen hingebungsvollen
Dienst richtig ausführt oder sogar von seiner Stufe
herabfallen mag. Doch was nutzt es ihm, wenn er zwar alle
in den sastras angegebenen Vorschriften zur Läuterung
befolgt, aber nicht Krsna-bewusst ist?"
Der Läuterungsvorgang ist also notwendig, um die Stufe
des Krsna-Bewusstseins zu erreichen. Daher ist sannyasa
oder jeder andere Läuterungsvorgang dafür bestimmt, dem
Menschen zu helfen, das endgültige Ziel zu erreichen,
nämlich Krsna-bewusst zu werden; andernfalls ist das ganze
Leben ein Fehlschlag.
VERS 6
Wer seine Sinne und seine aktiven Organe zurückhält,
aber in Gedanken bei Sinnesobjekten weilt, betrügt sich
gewiss selbst und ist ein Heuchler.
ERLÄUTERUNG
Es gibt viele Heuchler, die es ablehnen, im Krsna-
Bewusstsein tätig zu sein, aber vorgeben zu meditieren,
während sie tatsächlich in Gedanken in Sinnengenuss
schwelgen. Solche Heuchler mögen auch über trockene
Philosophie sprechen, um ihre pseudointellektuellen
Anhänger zu bluffen; doch nach der Aussage dieses Verses
sind sie die größten Betrüger. Für Sinnengenuss kann man
jeden beliebigen Beruf in der Gesellschaft ausüben, doch
kann man, wenn man den Regeln und Regulierungen seines
bestimmten Standes folgt, seine Existenz allmählich
läutern. Wer jedoch vorgibt, ein yogí zu sein, während er in
Wirklichkeit nach Objekten der Sinnenbefriedigung
Ausschau hält, muss als der größte Betrüger bezeichnet
werden, auch wenn er manchmal über Philosophie spricht.
Sein Wissen hat keinen Wert, weil dem Wissen eines solch
sündigen Menschen von der illusionierenden Energie des
Herrn die Wirkung genommen wird. Der Geist eines
solchen Heuchlers ist immer unrein, und daher hat seine
Zurschaustellung yogischer Meditation nicht den geringsten
Wert.
VERS 7
Dagegen ist derjenige, der die Sinne durch den Geist
beherrscht und seine aktiven Organe, ohne anzuhaften,
in Werken der Hingabe beschäftigt, weitaus höher
einzustufen.
ERLÄUTERUNG
Anstatt ein Pseudo-Transzendentalist zu werden und nach
einem ausschweifenden Leben und Sinnengenuss zu
trachten, ist es weitaus besser, in seinem jeweiligen
Aufgabenbereich zu bleiben und den Sinn des Lebens zu
erfüllen, der darin besteht, aus der materiellen Knechtschaft
frei zu werden und in das Königreich Gottes einzugehen.
Das vornehmlichste svartha-gati oder Ziel des
Selbstinteresses besteht darin, Visnu zu erreichen. Die
gesamte Einrichtung des varna und asrama ist so angelegt,
dass sie uns hilft, dieses Lebensziel zu erreichen. Auch ein
Haushälter kann dieses Ziel durch geregelten Dienst im
Krsna-Bewusstsein erreichen. Um selbstverwirklicht zu
werden, sollte man ein gezügeltes Leben führen, so wie es
in den sastras vorgeschrieben wird, und fortfahren, seiner
Beschäftigung ohne Anhaftung nachzugehen, um auf diese
Weise Fortschritte zu machen. Ein aufrichtiger Mensch, der
dieser Methode folgt, ist weitaus besser als ein falscher
Heuchler, der fadenscheinigen Spiritualismus zur Schau
stellt, um die unschuldige Öffentlichkeit zu betrügen. Ein
ehrlicher Straßenfeger ist weitaus besser als ein Scharlatan,
der nur meditiert, um sich seinen Lebensunterhalt zu
verdienen.
VERS 8
Erfülle deine vorgeschriebene Pflicht, denn es ist besser
zu handeln, als untätig zu sein. Ohne Arbeit kann ein
Mensch nicht einmal seinen physischen Körper
erhalten.
ERLÄUTERUNG
Es gibt viele Pseudo-Meditierende, die vorgeben, von einer
hohen Familie abzustammen, und überaus berufstüchtige
Personen, die sich den Anschein geben, alles für den
Fortschritt im spirituellen Leben geopfert zu haben. Sri
Krsna wollte nicht, dass Arjuna zum Heuchler wurde,
sondern dass er seine vorgeschriebenen Pflichten so erfüllte,
wie sie für ksatriyas festgelegt sind. Arjuna war Haushälter
und General, und deshalb war es für ihn besser, dies zu
bleiben und seine religiösen Pflichten zu erfüllen, wie sie
einem Haushälter-ksatriya vorgeschrieben sind. Solche
Tätigkeiten läutern allmählich das Herz eines weltlichen
Menschen und befreien ihn von materieller
Verunreinigung. Sogenannte Entsagung, mit dem Ziel, für
den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, wird weder vom
Herrn noch von irgendeiner religiösen Schrift gebilligt.
Schließlich muss man Körper und Seele durch irgendeine
Arbeit zusammenhalten. Man sollte seine Arbeit nicht
launenhaft, ohne von materialistischen Neigungen geläutert
zu sein, aufgeben. Jeder, der sich in der materiellen Welt
aufhält, hat mit Sicherheit die unreine Neigung, die
materielle Natur zu beherrschen, das heißt, nach
Sinnenbefriedigung zu streben. Diese unreinen Neigungen
müssen geläutert werden. Ohne dies zu tun, und zwar durch
vorgeschriebene Pflichten, sollte man niemals versuchen,
ein so genannter Transzendentalist zu werden, seiner Arbeit
zu entsagen und auf Kosten anderer zu leben.
VERS 9
Man muss seine Arbeit Visnu als Opfer darbringen,
denn sonst wird man durch sie an die materielle Welt
gebunden; o Sohn Kuntis, erfülle daher deine
vorgeschriebenen Pflichten zu Seiner Zufriedenstellung;
auf diese Weise wirst du immer unangehaftet und frei
von Knechtschaft bleiben.
ERLÄUTERUNG
Man muss sogar für die bloße Erhaltung des Körpers
arbeiten. Deshalb muss ein Mensch seiner sozialen Stellung
und seinen Eigenschaften entsprechend bestimmte Pflichten
erfüllen, so dass er seinen Körper erhalten kann. Yajna
bedeutet Sri Visnu oder Opferdarbringungen. Alle
Opferhandlungen sind auch für die Zufriedenstellung Sri
Visnus bestimmt. Die Veden schreiben vor: Yajno vai
VisnuÉ. Mit anderen Worten: Ob man die vorgeschriebenen
Yajnas ausführt oder Sri Visnu unmittelbar dient - es wird
der gleiche Zweck erfüllt. Krsna-Bewusstsein bedeutet
daher, Yajnas durchzuführen, wie es in diesem Vers
vorgeschrieben wird. Die varnasrama-Einrichtung hat
ebenfalls dieses Ziel, um Visnu zufriedenzustellen.
Deshalb muss man für
die Zufriedenstellung Visnus arbeiten. Jede andere Arbeit,
die man in der materiellen Welt verrichtet, ist die Ursache
von Knechtschaft, denn sowohl gute als auch schlechte
Werke haben ihre Reaktionen, und jede Reaktion bindet
den Handelnden. Daher muss man im Krsna-Bewusstsein
handeln, um Krsna oder Visnu zufriedenzustellen, und
während man solchen Tätigkeiten nachgeht, befindet man
sich auf der Stufe der Befreiung. Das ist die große Kunst
des Handelns, und am Anfang erfordert dieser Vorgang
sehr kundige Führung. Daher sollte man sehr besonnen
handeln und sich entweder von einem Geweihten Krsnas
führen lassen oder direkt den Unterweisungen Sri Krsnas
folgen (Arjuna hatte die Gelegenheit dazu). Nichts sollte
für Sinnenbefriedigung, sondern alles sollte für Krsnas
Befriedigung getan werden. Diese Handlungsweise wird
einen nicht nur vor den Reaktionen bewahren, die auf die
eigenen Handlungen folgen, sondern wird einen auch
allmählich auf die Ebene des transzendentalen liebevollen
Dienstes für den Herrn erheben. Nur durch
hingebungsvolles Dienen kann man in das Königreich
Gottes zurückkehren.
VERS 10
Am Anfang der Schöpfung sandte der Herr aller
Geschöpfe Generationen von Menschen und
Halbgöttern zusammen mit Opfern für Visnu aus und
segnete sie, indem Er sprach: Möget ihr durch diesen
Yajna [Opfer] glücklich werden, denn seine
Durchführung wird euch alle wünschenswerten Dinge
bescheren.
ERLÄUTERUNG
Der Herr aller Geschöpfe (Visnu) bietet den bedingten
Seelen durch die materielle Schöpfung eine Möglichkeit,
nach Hause, zu Gott, zurückzukehren. Alle Lebewesen in
der materiellen Schöpfung sind durch die materielle Natur
bedingt, weil sie ihre Beziehung zu Krsna, der Höchsten
Persönlichkeit Gottes, vergessen haben. Die vedischen
Prinzipien sollen uns helfen, diese ewige Beziehung zu
verstehen, wie es in der Bhagavad-Gita (15.15) heißt:
vedaiè ca sarvair aham eva vedyaÉ. Der Herr sagt, dass es
der Zweck der Veden ist, Ihn zu verstehen. In den
vedischen Hymnen heißt es: Daher ist der Herr der Lebewesen die Höchste
Persönlichkeit Gottes, Visnu. Auch im Srimad-Bhagavatam
(2.4.20) beschreibt Srila Rupa Sukadeva GosvamÖ den Herrn als
pati:
"Möge Sri Krsna, der Herr, mit mir Erbarmen haben - Er ist
der verehrenswerte Herr aller Geweihten, der Schutzherr
und Ruhm aller Könige, wie Andhaka und Vrsni aus der
Yadu-Dynastie, der Gemahl aller Glücksgöttinnen, der
Leiter aller Opfer und daher der Führer aller Lebewesen,
der Lenker aller Intelligenz, der Besitzer aller Planeten, der
spirituellen sowie der materiellen, und die höchste
Inkarnation auf Erden (das Höchste Alles-in-Allem)."
Sri Visnu ist der praja-pati, und Er ist der Herr aller
lebenden Geschöpfe, aller Welten, aller Schönheiten und
der Beschützer eines jeden. Der Herr erschuf die materielle
Welt für die bedingten Seelen, damit sie lernen, wie man
Yajnas oder Opfer für die Zufriedenstellung Visnus
darbringt, so dass sie während ihres Aufenthalts in der
materiellen Welt bequem und sorglos leben können. Dann
können sie nach Verlassen des gegenwärtigen materiellen
Körpers in das Königreich Gottes eingehen. Das ist der
ganze Plan für die bedingte Seele. Durch die Darbringung
von Yajnas werden die bedingten Seelen allmählich Krsna bewusst
und nehmen so in jeder Hinsicht göttliche
Eigenschaften an. Für das jetzige Zeitalter des Kali wird
von den vedischen Schriften der sankirtana-Yajna (das
Chanten der Namen Gottes) empfohlen, und Sri Caitanya
hat diesen transzendentalen Vorgang zur Befreiung aller
Menschen in unserem Zeitalter eingeführt. Sankirtana-Yajna
und Krsna-Bewusstsein lassen sich gut miteinander
vereinbaren. Sri Krsna in Seiner hingebungsvollen Form
(als Sri Caitanya) wird im Srimad-Bhagavatam (11.5.29)
mit einem besonderen Hinweis auf den sankirtana-Yajna
erwähnt. Es heißt dort:
"Im Zeitalter des Kali werden die Menschen, die mit
genügend Intelligenz ausgestattet sind, den Herrn, der von
Seinen Gefährten begleitet wird, durch die Ausführung des
sankirtana-Yajna verehren."
Andere in den vedischen Schriften vorgeschriebene Yajnas
sind in diesem Zeitalter des Kali nicht so leicht
durchzuführen, doch der sankirtana-Yajna ist in jeder
Hinsicht einfach und erhaben.
VERS 11
Wenn die Halbgötter durch Opfer zufriedengestellt
sind, werden sie auch euch erfreuen, und wenn somit ein
gegenseitiger Austausch stattfindet, wird allgemeiner
Wohlstand für alle herrschen.
ERLÄUTERUNG
Die Halbgötter sind bevollmächtigte Verwalter, die sich um
materielle Angelegenheiten kümmern. Die Versorgung mit
Luft, Licht, Wasser und allen anderen Segnungen für die
Erhaltung des Körpers und der Seele eines jeden
Lebewesens ist den Halbgöttern anvertraut, die unzählige
Helfer in verschiedenen Teilen des Körpers der Höchsten
Persönlichkeit Gottes sind. Ihr Wohlgefallen und ihr
Mißfallen hängt davon ab, ob die Menschen Yajnas
durchführen. Einige der Yajnas sind dafür gedacht,
bestimmte Halbgötter zufriedenzustellen; aber dennoch
wird Sri Visnu in allen Yajnas als der höchste Nutznießer
verehrt. In der Bhagavad-Gita (5.29) wird ebenfalls gesagt,
dass Krsna Selbst der Nutznießer aller Arten von Yajnas ist:
bhoktaram Yajna-tapasam. Deshalb ist die letztliche
Zufriedenstellung des Yajna-pati der Hauptzweck aller
Yajnas. Wenn diese Yajnas vollendet ausgeführt werden,
sind natürlicherweise auch die Halbgötter erfreut, die für
die verschiedenen Abteilungen der Versorgung
verantwortlich sind, und so herrscht keine Knappheit in der
Versorgung mit Naturprodukten.
Die Ausführung von Yajnas hat viele Nebenvorteile, die
letztlich zur Befreiung aus der materiellen Knechtschaft
führen. Wie es in den Veden heißt, werden durch die
Ausführung von Yajnas alle Tätigkeiten geläutert:
Wie in dem folgenden Vers erklärt wird, werden durch die
Ausführung von Yajna die Speisen geheiligt, und wenn man
geheiligte Nahrung zu sich nimmt, läutert man sein
gesamtes Dasein; durch eine Läuterung des Daseins werden
die feineren Gewebe des Erinnerungsvermögens geheiligt,
und wenn das Gedächtnis geweiht ist, kann man an den
Pfad der Befreiung denken, und all dies zusammen führt zu
Krsna-Bewusstsein, der großen Notwendigkeit für die
heutige Gesellschaft.
VERS 12
Die Halbgötter, die für die verschiedenen
Notwendigkeiten des Lebens verantwortlich sind,
versorgen den Menschen mit allem, was er braucht,
wenn sie durch Yajna [Opfer] zufriedengestellt sind.
Wer jedoch diese Gaben genießt, ohne sie zuvor den
Halbgöttern als Opfer darzubringen, ist gewiss ein Dieb.
ERLÄUTERUNG
Die Halbgötter sind eingesetzte Bevollmächtigte, die im
Auftrag Visnus, der Höchsten Persönlichkeit Gottes, für die
Versorgung zuständig sind. Deshalb müssen sie durch
Darbringung vorgeschriebener Yajnas zufriedengestellt
werden. In den Veden werden verschiedenartige Yajnas für
verschiedenartige Halbgötter vorgeschrieben, doch werden
alle Opfer letztlich der Höchsten Persönlichkeit Gottes
dargebracht. Jemandem, der nicht verstehen kann, was die
Persönlichkeit Gottes ist, werden Opfer zu den Halbgöttern
empfohlen. Je nach ihren verschiedenen materiellen
Eigenschaften werden den Menschen in den Veden
verschiedene Arten von Yajnas empfohlen. Die Verehrung
verschiedener Halbgötter findet ebenfalls auf dieser
Grundlage statt - nämlich gemäß den verschiedenen
Eigenschaften. Zum Beispiel wird den Fleischessern
empfohlen, die Göttin Kali, die grausige Form der
materiellen Natur, zu verehren und ihr Tieropfer
darzubringen. Denen aber, die sich in der
Erscheinungsweise der Tugend befinden, wird die
transzendentale Verehrung Visnus empfohlen. Letztlich
jedoch sind alle Yajnas dafür bestimmt, den Menschen
allmählich auf die transzendentale Ebene zu erheben. Für
gewöhnliche Menschen sind zumindest fünf Yajnas
notwendig, die man als panca-mahaYajna kennt.
Man sollte wissen, dass es die Beauftragten des Herrn, die
Halbgötter, sind, die für alles sorgen, was für die
menschliche Gesellschaft zum Leben notwendig ist.
Niemand kann irgend etwas selbst herstellen. Nehmen wir
zum Beispiel die Nahrungsmittel der menschlichen
Gesellschaft; dazu gehören Getreide, Früchte, Gemüse,
Milch, Zucker usw. für die Menschen in der
Erscheinungsweise der Tugend sowie Fleisch usw. für die
Nichtvegetarier, und all dies kann nicht von der
menschlichen Gesellschaft hergestellt werden. Oder
nehmen wir beispielsweise Wärme, Licht, Wasser und Luft,
die ebenfalls zum Leben notwendig sind - nichts davon
kann von der menschlichen Gesellschaft produziert werden.
Ohne den Höchsten Herrn kann es kein Sonnenlicht, kein
Mondlicht, keinen Regen und keinen Wind geben, ohne die
niemand leben kann. Offensichtlich hängt unser Leben von
der Versorgung durch den Herrn ab. Selbst für unsere
Fabriken benötigen wir so viele Rohstoffe, wie Metall,
Schwefel, Quecksilber, Mangan und eine Menge anderer
unentbehrlicher Dinge, die uns alle von den Beauftragten
des Herrn zur Verfügung gestellt werden, damit wir
richtigen Gebrauch davon machen und uns gesund erhalten,
um Selbsterkenntnis zu erlangen, die zum endgültigen Ziel
des Lebens, nämlich zur Befreiung vom materiellen Kampf
ums Dasein, führt. Dieses Ziel des Lebens wird erreicht,
wenn man Yajnas ausführt. Wenn wir den Sinn des
menschlichen Lebens vergessen und uns von den
Beauftragten des Herrn nur für die Befriedigung unserer
Sinne versorgen lassen und immer mehr in die materielle
Existenz verstrickt werden, was nicht der Zweck der
Schöpfung ist, werden wir ohne Zweifel zu Dieben und
werden daher von den Gesetzen der materiellen Natur
bestraft. Eine Gesellschaft von Dieben kann niemals
glücklich sein, denn sie hat kein Ziel im Leben. Die
grobmaterialistischen Diebe haben kein endgültiges Ziel im
Leben. Ihr Interesse gilt einzig und allein der Befriedigung
ihrer Sinne; auch wissen sie nicht, wie man Yajnas
darbringt. Sri Caitanya jedoch führte den einfachsten Yajna
ein, den sankirtana-Yajna, der von jedem, der die
Prinzipien des Krsna-Bewusstseins annimmt, ausgeführt
werden kann.
VERS 13
Die Geweihten des Herrn werden von allen Arten von
Sünden befreit, da sie Nahrung essen, die zunächst als
Opfer dargebracht wurde. Andere, die Nahrung für
ihren eigenen Sinnengenuss zubereiten, essen wahrlich
nur Sünde.
ERLÄUTERUNG
Die Geweihten des Höchsten Herrn, das heißt diejenigen,
die im Krsna-Bewusstsein leben, werden santas genannt,
und wie in der Brahma-saàhita (5.38) beschrieben wird,
sind sie immer in Liebe mit dem Herrn verbunden:
Die santas, die mit der Höchsten
Persönlichkeit Gottes, Govinda (dem Quell aller Freuden)
oder Mukunda (demjenigen, der Befreiung gewährt) oder
Krsna (der allanziehenden Person), immer in Liebe
verbunden sind, können nichts annehmen, ohne es zuvor
der Höchsten Person zu opfern. Daher führen solche
Gottgeweihten ständig Yajnas in den verschiedenen
Erscheinungsformen des hingebungsvollen Dienstes aus
wie sravanam, kírtanam, smaranam oder arcanam, und
diese Darbringungen von Yajnas halten sie stets fern von
allen Arten der Verunreinigung durch sündhaften Umgang
in der materiellen Welt. Andere, die Nahrung für sich selbst
oder für die Befriedigung ihrer Sinne zubereiten, sind nicht
nur Diebe, sondern essen auch alle Arten von Sünde. Wie
kann ein Mensch glücklich sein, wenn er sowohl ein Dieb
als auch ein Sünder ist? Das ist nicht möglich. Damit daher
die Menschen in jeder Hinsicht glücklich werden können,
müssen sie darin unterwiesen werden, wie der einfache
sankirtana-Yajna in vollem Krsna-Bewusstsein ausgeführt
werden kann. Sonst kann es keinen Frieden und kein Glück
auf der Welt geben.
VERS 14
Alle lebenden Körper erhalten sich durch Getreide, das
nur wachsen kann, wenn Regen fällt. Regen entsteht
durch die Darbringung von Yajna [Opfer], und Yajna
wird aus vorgeschriebenen Pflichten geboren.
ERLÄUTERUNG
Srila Rupa Baladeva Vidyabhusana ein großer Kommentator der
Bhagavad-Gita, schreibt:
Der Höchste Herr, der als Yajna-purusah oder der
persönliche Nutznießer aller Opfer bekannt ist, ist das
Oberhaupt aller Halbgötter, die Ihm dienen wie die
verschiedenen Teile des Körpers dem Ganzen. Halbgötter
wie Indra, Candra und Varuna sind vom Höchsten Herrn
ernannte Verwalter, die materielle Angelegenheiten regeln,
und die Veden ordnen Opfer an, um diese Halbgötter
zufriedenzustellen, damit es ihnen gefallen möge, für
genügend Luft, Licht und Wasser zu sorgen, so dass
Getreide wachsen kann. Wenn man Sri Krsna verehrt,
werden die Halbgötter, die verschiedene Glieder des Herrn
sind, von selbst ebenfalls verehrt, und so ist es nicht
notwendig, die Halbgötter gesondert vom Herrn zu
verehren. Aus diesem Grunde opfern die Geweihten des
Herrn, die im Krsna-Bewusstsein leben, ihre Nahrung
zunächst Krsna und essen dann - ein Vorgang, der den
Körper spirituell ernährt. Auf diese Weise werden nicht nur
alle vergangenen sündhaften Reaktionen im Körper
vernichtet, sondern der Körper wird auch vor allen
Verunreinigungen der materiellen Natur geschützt. Wenn
eine ansteckende Krankheit um sich greift, kann man durch
einen antiseptischen Impfstoff vor dem Angriff einer
solchen Epidemie geschützt werden. In ähnlicher Weise
macht uns Nahrung, die zuerst Visnu geopfert und dann
von uns gegessen wird, gegen alle materiellen
Einwirkungen ausreichend immun, und jemand, der sich
diese Handlungsweise zur Gewohnheit gemacht hat, wird
als ein Geweihter des Herrn bezeichnet. Deshalb kann ein
Mensch im Krsna-Bewusstsein, der nur Nahrung ißt, die
Krsna geopfert wurde, allen Reaktionen auf vergangene
materielle Infektionen entgegenwirken, die den Fortschritt
auf dem Pfad der Selbsterkenntnis behindern. Ein Mensch
hingegen, der dies nicht tut, vergrößert weiter die Anzahl
seiner sündigen Handlungen, und das bereitet den nächsten
Körper darauf vor, Hunden und Schweinen zu gleichen, um
die resultierenden Reaktionen auf alle Sünden zu erleiden.
Die materielle Welt ist voller Verunreinigungen, und
jemand, der immun geworden ist, da er nur das prasada des
Herrn (zu Visnu geopferte Speise) ißt, wird vor diesen
Angriffen bewahrt, wohingegen ein anderer, der kein
prasada zu sich nimmt, der Verunreinigung ausgesetzt ist.
Getreide und Gemüse sind wahrhaft Nahrungsmittel. Der
Mensch ißt verschiedene Arten von Getreide, Gemüse,
Früchten usw., und die Tiere fressen die Abfallprodukte des
Getreides sowie Gemüse, Gras, Pflanzen usw. Menschen,
die es gewohnt sind, Fleisch zu essen, sind letztlich
ebenfalls von der Erzeugung von Pflanzen abhängig, um
Tiere essen zu können. Daher sind wir letzten Endes auf
das angewiesen, was auf den Feldern wächst, und nicht auf
das, was in großen Fabriken produziert wird. Die Ernte auf
den Feldern wiederum richtet sich danach, ob ausreichend
Regen vom Himmel fällt, und dieser Regen wird von
Halbgöttern wie Indra, der Sonne und dem Mond
beherrscht, die alle Diener des Herrn sind. Der Herr kann
durch Opfer zufriedengestellt werden; deshalb wird
jemand, der Ihm nichts darbringt, Mangel leiden - so lautet
das Gesetz der Natur. Yajnas, besonders der für dieses
Zeitalter empfohlene sankirtana-Yajna, müssen daher
ausgeführt werden, um uns zumindest vor
Nahrungsknappheit zu bewahren.
VERS 15
Geregelte Tätigkeiten werden in den Veden
vorgeschrieben, und die Veden sind unmittelbar von der
Höchsten Persönlichkeit Gottes manifestiert. Folglich ist
die alldurchdringende Transzendenz für ewig in
Opferhandlungen gegenwärtig.
ERLÄUTERUNG
Yajnartha karma oder die Notwendigkeit von Arbeit für die
Zufriedenstellung Krsnas allein wird in diesem Vers noch
deutlicher hervorgehoben. Wenn wir also für die
Zufriedenstellung des Yajna-purusa oder Visnus handeln
sollen, müssen wir die Anweisung für das Handeln im
Brahman herausfinden, das heißt, wir müssen die
transzendentalen Veden zu Rate ziehen. Die Veden sind
also Gesetze, die bestimmen, wie man handeln muss. Alles,
was ohne die Anleitung der Veden getan wird, nennt man
vikarma, das heißt unautorisiertes oder sündiges Handeln.
Man sollte sich daher immer von den Veden führen lassen,
um vor der Reaktion auf sein Handeln bewahrt zu werden.
So wie man im gewöhnlichen Leben nach der Weisung des
Staates handeln muss, so muss man unter der Leitung des
höchsten Staates des Herrn tätig sein. Solche Weisungen in
den Veden sind unmittelbar durch den Atem der Höchsten
Persönlichkeit Gottes manifestiert. Es heißt:
"Die vier Veden, nämlich ¨Rg-Veda,
Yajur-Veda, Sama-Veda und Atharva-Veda, sind alles
Emanationen aus dem Atem der erhabenen Persönlichkeit
Gottes.
Wie in der Brahma-samhita bestätigt wird, kann der Herr,
da allmächtig, sprechen, indem Er ausatmet; denn der Herr
besitzt die Allmacht, durch jeden Seiner Sinne die
Tätigkeiten aller anderen Sinne auszuführen. Mit anderen
Worten: Der Herr kann durch Seinen Atem sprechen, und
Er kann mit Seinen Augen befruchten. In der Tat heißt es,
dass Er über die materielle Natur blickte und so alle
Lebewesen zeugte. Nachdem Er die bedingten Seelen in
den Schoß der materiellen Natur gezeugt hatte, gab Er
Seine Weisungen in Form der vedischen Weisheit, um zu
zeigen, wie diese bedingten Seelen nach Hause, zu Gott,
zurückkehren können. Wir sollten uns immer daran
erinnern, dass die bedingten Seelen in der materiellen Natur
alle nach materiellem Genuss gieren. Aber die vedischen
Weisungen sind so beschaffen, dass man seine pervertierten
Wünsche befriedigen kann, um dann, nachdem man seinen
sogenannten Genuss beendet hat, zu Gott zurückzukehren.
Das vedische Wissen bietet den bedingten Seelen eine
Möglichkeit zur Befreiung; deshalb müssen sie versuchen,
dem Vorgang des Yajna zu folgen, indem sie Krsna-bewusst
werden. Selbst jene, die den vedischen Anweisungen nicht
folgen können, mögen die Prinzipien des Krsna-
Bewusstseins annehmen, und das wird die Durchführung
vedischer Yajnas oder karmas ersetzen.
VERS 16
Mein lieber Arjuna, ein Mensch, der diesem
vorgeschriebenen vedischen System des Opfers nicht
folgt, führt ein Leben der Sünde, da einer, der nur in
den Sinnen Freude findet, vergeblich lebt.
ERLÄUTERUNG
Die Philosophie jener Menschen, die dem Mammon frönen,
nämlich sehr schwer zu arbeiten und die Befriedigung der
Sinne zu genießen, wird hier vom Herrn verurteilt. Deshalb
ist es für diejenigen, die die materielle Welt genießen
wollen, absolut notwendig, den oben erwähnten Zyklus von
Yajnas durchzuführen. Wer sich an solche Vorschriften
nicht hält, lebt ein sehr gefährliches Leben, da er mehr und
mehr in die Verdammnis geht. Durch das Gesetz der Natur
ist diese menschliche Form des Lebens besonders zur
Selbstverwirklichung bestimmt, die auf drei Wegen erreicht
werden kann, nämlich durch karma-yoga, jnana-yoga oder
bhakti-yoga. Für die Transzendentalisten, die über Laster
und Tugend stehen, ist es nicht notwendig, streng die
vorgeschriebenen Yajnas auszufahren, doch diejenigen, die
ihre Sinne befriedigen, müssen sich durch den oben
erwähnten Zyklus von Yajna-Darbringungen läutern. Es
gibt verschiedene Arten von Tätigkeiten. Menschen, die
nicht Krsna-bewusst sind, haben mit Sicherheit ein
sinnliches Bewusstsein, und daher ist die Ausführung
frommer Werke für sie notwendig. Das Yajna-System ist in
81
solcher Weise geplant, dass Menschen mit einem sinnlichen
Bewusstsein ihre Begierden befriedigen können, ohne in die
Reaktionen auf sinnenbefriedigende Handlungen verstrickt
zu werden. Der Wohlstand der Welt hängt nicht von
unseren eigenen Anstrengungen ab, sondern von den im
Hintergrund stattfindenden Vorkehrungen des Höchsten
Herrn, die unmittelbar von den Halbgöttern ausgeführt
werden. Deshalb sind die Yajnas unmittelbar an den
jeweiligen, in den Veden erwähnten Halbgott gerichtet.
Indirekt ist auch dies Krsna-Bewusstsein, denn wenn man
die Durchführung der Yajnas beherrscht, ist es sicher, dass
man Krsna-bewusst wird. Wenn man aber durch die
Darbringung von Yajnas nicht Krsna-bewusst wird, sind
solche Prinzipien nichts weiter als moralische
Verhaltensregeln. Man sollte daher seinen Fortschritt nicht
begrenzen und bei moralischen Regeln stehenbleiben,
sondern diese transzendieren, um Krsna-Bewusstsein zu
erreichen.
VERS 17
Wer jedoch im Selbst Freude findet, im Selbst erleuchtet
ist, allein im Selbst erfreut und nur im Selbst befriedigt
ist - für ihn gibt es keine Pflicht.
ERLÄUTERUNG
Ein Mensch, der völlig Krsna-bewusst und durch seine
Handlungen im Krsna-Bewusstsein vollauf zufrieden ist, hat
keine Pflicht mehr zu erfüllen. Da er Krsna-bewusst ist, ist
alle Unreinheit in seinem Innern augenblicklich
fortgewaschen - eine Wirkung, die sonst nur durch viele
Tausende von Yajnas erzielt werden kann. Durch eine
solche Klärung des Bewusstseins entwickelt man starkes
Vertrauen in seine ewige Stellung in Beziehung zum
Höchsten. Durch die Gnade des Herrn wird daraufhin die
Pflicht von innen her deutlich, und daher hat man nicht
länger irgendwelche Verpflichtungen den vedischen
Unterweisungen gegenüber. Ein solcher Krsna-bewusster
Mensch ist nicht mehr an materiellen Tätigkeiten
interessiert und findet keine Freude mehr an materiellen
Genüssen wie Wein, Frauen und ähnlichen Verlockungen.
VERS 18
Ein selbstverwirklichter Mensch verfolgt bei der
Erfüllung seiner vorgeschriebenen Pflichten keine
Absicht; weder hat er einen Grund, solche Arbeit nicht
zu verrichten, noch ist es für ihn notwendig, von
irgendeinem anderen Lebewesen abhängig zu sein.
ERLÄUTERUNG
Ein selbstverwirklichter Mensch ist nicht länger gehalten,
irgendeine vorgeschriebene Pflicht zu erfüllen außer
Tätigkeiten im Krsna-Bewusstsein. Krsna-Bewusstsein
bedeutet keineswegs Untätigkeit, wie in den folgenden
Versen erklärt wird. Ein Krsna-bewusster Mensch sucht bei
niemandem Schutz - weder bei einem Menschen noch bei
einem Halbgott. Was immer er im Krsna-Bewusstsein tut,
reicht aus, seine Verpflichtungen zu erfüllen.
VERS 19
Daher sollte man, ohne an den Früchten der Tätigkeiten
zu haften, aus Pflichtgefühl handeln; denn wenn man
ohne Anhaftung arbeitet, erreicht man das Höchste.
ERLÄUTERUNG
Das Höchste ist die Persönlichkeit Gottes für die
Gottgeweihten und Befreiung für den
Unpersönlichkeitsanhänger. Daher wird jemand, der unter
der richtigen Führung und ohne am Ergebnis der Arbeit zu
haften, für Krsna bzw. im Krsna-Bewusstsein handelt, mit
Sicherheit Fortschritte auf dem Pfad zum höchsten Ziel des
Lebens machen. Arjuna ist gesagt worden, er solle in der
Schlacht von Kuruksetra für Krsnas Interesse kämpfen,
weil Krsna wollte, dass er kämpfte. Ein guter Mensch oder
ein gewaltloser Mensch zu sein ist eine persönliche
Anhaftung; wenn man aber im Auftrag des Höchsten
handelt, handelt man, ohne am Ergebnis zu haften. Das ist
vollkommenes Handeln; es befindet sich auf der höchsten
Stufe und wird deshalb von Sri Krsna, der Höchsten
Persönlichkeit Gottes, empfohlen. Vedische Rituale, wie
zum Beispiel vorgeschriebene Opfer, werden vollzogen,
um sich von gottlosen Tätigkeiten zu reinigen, die im
Bereich der Sinnenbefriedigung ausgeführt wurden. Aber
Handeln im Krsna-Bewusstsein ist transzendental zu den
Reaktionen auf gute oder schlechte Werke. Ein Krsnabewusster
Mensch haftet nicht am Ergebnis, sondern
handelt nur für Krsna. Er verrichtet die unterschiedlichsten
Tätigkeiten, bleibt aber völlig unangehaftet.
VERS 20
Selbst Könige wie Janaka und andere erreichten die
Stufe der Vollkommenheit, indem sie vorgeschriebene
Pflichten erfüllten. Daher solltest du, nur um die
Allgemeinheit zu erziehen, deine Arbeit verrichten.
ERLÄUTERUNG
Könige wie Janaka und andere waren alle
selbstverwirklichte Seelen, und so waren sie nicht
Verpflichtet, die in den Veden vorgeschriebenen Pflichten
zu erfüllen. Dennoch führten sie alle vorgeschriebenen
Tätigkeiten aus, um der Allgemeinheit ein Beispiel zu
geben. Janaka war der Vater SÖtas und der Schwiegervater
Sri Ramas. Als großer Geweihter des Höchsten Herrn war
er in der Transzendenz verankert, doch weil er zur gleichen
Zeit König von Mithila war (einem Bezirk der Provinz
Behar in Indien), musste er seine Untertanen lehren, wie
man in einer Schlacht ehrenhaft kämpft. Er und seine
Untertanen kämpften, um die Menschen im allgemeinen zu
lehren, dass in einer Situation, wo gute Argumente nichts
nutzen, Gewalt ebenfalls notwendig ist. Vor der Schlacht
von Kuruksetra war, selbst von der Höchsten Persönlichkeit
Gottes, jede Anstrengung unternommen worden, die
Schlacht zu vermeiden, doch die Gegenseite war
entschlossen zu kämpfen. In solch einem Fall ist es also
notwendig, für die gerechte Sache zu kämpfen. Obwohl
jemand, der sich im Krsna-Bewusstsein befindet, kein
Interesse an der materiellen Welt hat, arbeitet er dennoch,
um die Öffentlichkeit zu lehren, wie man leben und
handeln soll. Erfahrene Menschen im Krsna-Bewusstsein
können in einer Weise handeln, dass andere ihnen folgen
werden, und dies wird im folgenden Vers erklärt.
VERS 21
Was immer ein bedeutender Mensch tut - gewöhnliche
Menschen folgen seinen Fußspuren. Und welche
Maßstäbe auch immer er durch sein beispielhaftes
Verhalten setzt - alle Welt folgt ihm nach.
ERLÄUTERUNG
Die Masse der Menschen braucht immer einen Führer, der
die Öffentlichkeit durch praktisches Verhalten lehren kann.
Ein Führer kann die Öffentlichkeit nicht lehren, mit dem
Rauchen aufzuhören, wenn er selbst raucht. Sri Caitanya
sagte, ein Lehrer solle sich schon richtig verhalten, bevor er
zu lehren beginnt. Wer auf diese Weise lehrt, wird als
acarya oder beispielhafter Lehrer bezeichnet. Deshalb muss
ein Lehrer den Prinzipien der sastras (Schriften) folgen, um
den gewöhnlichen Menschen zu erreichen. Er darf keine
Regeln aufstellen, die gegen die Prinzipien der offenbarten
Schriften verstoßen. Die offenbarten Schriften, wie die
Manu-samhita und ähnliche andere, gelten als die
maßgebenden Bücher, denen die menschliche Gesellschaft
folgen sollte. Somit sollte die Lehre des Führers auf die
Grundsätze der Standardregeln gestützt sein, wie sie von
den großen Lehrern praktiziert werden. Auch das Srimad-
Bhagavatam bestätigt, dass man den Fußspuren großer
Gottgeweihter folgen sollte, und das ist der Weg,
Fortschritte auf dem Pfad der spirituellen Erkenntnis zu
machen. Der König oder das Oberhaupt eines Staates, der
Vater und der Schullehrer werden alle als natürliche Führer
der unschuldigen Menschen im allgemeinen angesehen. All
diese natürlichen Führer tragen eine große Verantwortung
für ihre Abhängigen; daher müssen sie mit den
maßgebenden Büchern der moralischen und spirituellen
Gesetze vertraut sein.
VERS 22
O Sohn Prthas, in allen drei Planetensystemen gibt es
keine Arbeit, die Mir vorgeschrieben ist. Weder mangelt
es Mir an etwas, noch muss Ich irgendetwas erreichen -
und dennoch bin ich mit Arbeit beschäftigt.
ERLÄUTERUNG
Die Höchste Persönlichkeit Gottes wird in den Veden wie
folgt beschrieben:
"Der Höchste Herr ist der Herrscher aller anderen
Herrscher, und Er ist der größte von all den verschiedenen
planetarischen Führern. Jeder untersteht Seiner Herrschaft.
Alle Lebewesen werden allein vom Höchsten Herrn mit
bestimmter Macht ausgestattet; sie sind nicht selbst die
Höchsten. Er ist auch für alle Halbgötter verehrenswert und
ist der höchste Lenker unter allen Lenkern. Deshalb steht
Er in transzendentaler Stellung zu allen Arten von
materiellen Führern und Herrschern und ist für alle
verehrenswert. Es gibt niemanden, der größer ist als Er, und
Er ist die höchste Ursache aller Ursachen. Er besitzt keine
körperliche Form wie die eines gewöhnlichen Lebewesens.
Es besteht kein Unterschied zwischen Seinem Körper und
Seiner Seele. Er ist absolut. All Seine Sinne sind
transzendental. Jeder Seiner Sinne kann die Funktion jedes
anderen Sinnes erfüllen. Daher ist niemand größer als Er
oder kommt Ihm gleich. Seine Kräfte sind mannigfaltig,
und so werden all Seine Taten in einem natürlichen Ablauf
von selbst ausgeführt." (Svetasvatara Upanisad 6.7-8)
Da alles in vollem Reichtum in der Persönlichkeit Gottes
vorhanden ist und in voller Wahrheit existiert, gibt es für
die Höchste Persönlichkeit Gottes keine Pflicht zu erfüllen.
Jemand, der die Ergebnisse der Arbeit empfangen muss, hat
eine bestimmte Pflicht, aber jemand, für den es innerhalb
der drei Planetensysteme nichts zu erreichen gibt, hat gewiss
keine Pflicht. Und trotzdem tritt Sri Krsna auf dem
Schlachtfeld von Kuruksetra als Führer der ksatriyas auf,
da die ksatriyas Verpflichtet sind, die Leidenden zu
beschützen. Obwohl Er über allen Regulierungen der
offenbarten Schriften steht, tut Er nichts, was die
offenbarten Schriften verletzt.
VERS 23
Denn würde Ich keine Arbeit verrichten, o Partha,
folgten gewiss alle Menschen Meinem Pfad.
ERLÄUTERUNG
Um den sozialen Frieden für den Fortschritt im spirituellen
Leben aufrechtzuerhalten, gibt es traditionelle
Familiengebräuche, die für jeden zivilisierten Menschen
bestimmt sind. Obwohl solche Regeln und Vorschriften nur
für die bedingten Seelen, und nicht für Sri Krsna, gelten,
folgte Er dennoch diesen vorgeschriebenen Regeln, da Er
erschien, um die Prinzipien der Religion festzulegen.
Andernfalls würden gewöhnliche Menschen Seinen
Fußspuren folgen, da Er die größte Autorität ist. Aus dem
Srimad-Bhagavatam erfahren wir, dass Sri Krsna sowohl zu
Hause als auch außerhalb Seines Hauses alle religiösen
Pflichten erfüllte, die einem Haushälter vorgeschrieben
sind.
VERS 24
Würde Ich aufhören zu arbeiten, gingen alle Welten
zugrunde. Auch wäre Ich die Ursache für die
Entstehung unerwünschter Bevölkerung und würde
dadurch den Frieden aller fühlenden Wesen zerstören.
ERLÄUTERUNG
Varna-sankara ist unerwünschte Bevölkerung, die den
Frieden der allgemeinen Gesellschaft stört. Um diese
soziale Störung zu vermeiden, gibt es vorgeschriebene
Regeln und Regulierungen, durch die die Gesellschaft von
selbst friedlich und geordnet werden kann, so dass
spiritueller Fortschritt im Leben möglich ist. Wenn Sri
Krsna erscheint, richtet Er Sich natürlich nach solchen
Regeln und Regulierungen, um das Ansehen und die
Notwendigkeit dieser wichtigen Vorschriften zu erhalten.
Der Herr ist der Vater aller Lebewesen, und wenn die
Lebewesen irregeführt werden, fällt die Verantwortung
indirekt auf den Herrn. Wann immer daher regulierende
Prinzipien allgemein missachtet werden, erscheint der Herr
Selbst und berichtigt die Gesellschaft. Wir sollten jedoch
sorgsam zur Kenntnis nehmen, dass wir, obwohl wir den
Fußspuren des Herrn folgen müssen, uns dennoch stets
daran zu erinnern haben, dass wir Ihn nicht nachahmen
können. Folgen und Imitieren befinden sich nicht auf der
gleichen Ebene. Wir können den Herrn nicht nachahmen,
indem wir den Govardhana-Hügel hochheben, wie es der
Herr in Seiner Kindheit tat. Das ist für jeden Menschen
unmöglich. Wir müssen Seinen Anweisungen folgen, doch
dürfen wir Ihn niemals imitieren. Das Srimad-Bhagavatam
(10.33.30) bestätigt dies:
"Man sollte einfach den Anweisungen des Herrn und Seiner
ermächtigten Diener folgen. Ihre Anweisungen sind für alle
gut, und jeder intelligente Mensch wird sich genau nach
ihnen richten. Man sollte sich jedoch vor dem Versuch
hüten, ihre Taten nachzuahmen. Man sollte nicht
versuchen, einen Ozean von Gift zu trinken, weil man Siva
imitieren will."
Wir sollten immer die Stellung der isvaras oder derjenigen,
die tatsächlich die Bewegung der Sonne und des Mondes
lenken können, als uns übergeordnet betrachten. Ohne
selbst solche Macht zu besitzen, kann man die isvaras, die
übermächtig sind, nicht nachahmen. Siva trank einen
ganzen Ozean von Gift, aber wenn ein gewöhnlicher
Mensch versucht, auch nur eine kleine Menge solchen
Giftes zu trinken, wird er den Tod finden. Es gibt viele
Pseudo-Geweihte Sivas, die ganja (Marihuana) und
ähnliche berauschende Drogen rauchen, jedoch dabei
vergessen, dass sie den Tod sehr nah zu sich rufen, wenn sie
so Sivas Taten imitieren. In ähnlicher Weise gibt es einige
Pseudo-Geweihte Sri Krsnas, die mit Vorliebe den Herrn in
Seinem rasa-lila, Seinem Liebestanz, nachahmen, aber
vergessen, dass sie unfähig sind, den Govardhana-Hügel
hochzuheben. Es ist daher das Beste, nicht zu versuchen,
die Mächtigen nachzuahmen, sondern einfach ihren
Anweisungen zu folgen; auch sollte man nicht versuchen,
ohne Qualifikation ihre Posten zu besetzen. Es gibt so viele
"Inkarnationen" Gottes, die die Macht des Höchsten Herrn
nicht besitzen.
VERS 25
Im Gegensatz zu den Unwissenden, die ihre Pflichten
mit Anhaftung an Ergebnisse erfüllen, sollten die
Gelehrten ohne jede Anhaftung handeln, um somit die
Menschen auf den rechten Pfad zu führen.
ERLÄUTERUNG
Ein Krsna-bewusster Mensch und jemand, der nicht Krsnabewusst
ist, unterscheiden sich durch ihre unterschiedlichen
Wünsche. Ein Krsna-bewusster Mensch tut nichts, was nicht
für die Entwicklung von Krsna-Bewusstsein förderlich ist.
Er mag sogar genauso handeln wie der Unwissende, der zu
sehr an materiellen Tätigkeiten haftet, aber der eine
verrichtet solche Tätigkeiten, um seine Sinne zu
befriedigen, während der andere tätig ist, um Krsna zu
erfreuen. Folglich muss der Krsna-bewusste Mensch seinen
Mitmenschen zeigen, wie man handelt und die Ergebnisse
des Tuns für den Zweck des Krsna-Bewusstseins verwendet.
VERS 26
Die Weisen sollten den Geist der Unwissenden, die an
fruchtbringendem Tun haften, nicht verwirren. Sie
sollten nicht dazu ermutigt werden, sich von ihrer
Arbeit zurückzuziehen, sondern Arbeit im Geist der
Hingabe zu verrichten.
ERLÄUTERUNG
Das ist das Ziel aller
vedischen Rituale. Alle Rituale, alle Opferdarbringungen
und alles, was sonst noch in den Veden niedergelegt ist,
einschließlich aller Anleitungen zu materiellen Tätigkeiten,
sollen dazu beitragen, Krsna, das endgültige Ziel des
Lebens, zu verstehen. Weil aber die bedingten Seelen nichts
außer Sinnenbefriedigung kennen, studieren sie die Veden
mit dieser Absicht. Durch Regulierung der Sinne wird man
jedoch allmählich auf die Stufe des Krsna-Bewusstseins
erhoben. Deshalb sollte eine verwirklichte Seele im Krsna-
Bewusstsein andere bei ihren Tätigkeiten oder in ihrem
Verständnis nicht stören, sondern sie sollte handeln, um zu
zeigen, wie die Ergebnisse aller Arbeit in den Dienst
Krsnas gestellt werden können. Der gelehrte, Krsnabewusste
Mensch sollte so handeln, dass der unwissende
Mensch, der für die Befriedigung seiner Sinne arbeitet,
lernen kann, wie man handeln und sich verhalten soll.
Wenn auch der Unwissende bei seinem Tun nicht gestört
werden soll, so kann doch jemand, der ein wenig Krsna-
Bewusstsein entwickelt hat, unmittelbar im Dienst des Herrn
beschäftigt werden, ohne anderen vedischen Vorschriften
folgen zu müssen. Für einen solchen, vom Glück
begünstigten Menschen ist es nicht notwendig, die
vedischen Rituale zu beachten, denn in direktem Krsna-
Bewusstsein kann man alle Ergebnisse bekommen, indem
man einfach seine jeweiligen vorgeschriebenen Pflichten
erfüllt.
VERS 27
Die verwirrte Seele hält sich, unter dem Einßuß der drei
Erscheinungsweisen der materiellen Natur, für den
Ausführenden von Tätigkeiten, die in Wirklichkeit von
der Natur verrichtet werden.
ERLÄUTERUNG
Zwei Menschen, die die gleiche Arbeit verrichten - der eine
im Krsna-Bewusstsein und der andere im materiellen
Bewusstsein -, scheinen auf der gleichen Ebene zu handeln,
doch liegt zwischen ihren jeweiligen Positionen ein
gewaltiger Unterschied. Der Mensch im materiellen
Bewusstsein ist aufgrund von falschem Ego davon
überzeugt, alles selbst zu tun. Er weiß nicht, dass der
Mechanismus des Körpers ein Produkt der materiellen
Natur ist, die unter der Aufsicht des Höchsten Herrn
arbeitet. Der Materialist weiß nicht, dass er letztlich unter
Krsnas Kontrolle steht. Der Mensch unter dem Einßuß des
falschen Ego bildet sich ein, alles unabhängig zu tun, und
daran erkennt man seine Unwissenheit. Er weiß nicht, dass
sein grob- und feinstofflicher Körper auf Anordnung der
Höchsten Persönlichkeit Gottes von der materiellen Natur
geschaffen wurden und dass er daher seinen Körper und
seinen Geist im Dienste Krsnas, im Krsna-Bewusstsein,
beschäftigen sollte. Der Unwissende vergißt, dass die
Höchste Persönlichkeit Gottes als Hrsikesa oder der Meister
der Sinne bekannt ist, denn durch den langen Missbrauch
seiner Sinne für Sinnenbefriedigung ist er einfach verwirrt
durch das falsche Ego, das ihn seine ewige Beziehung zu
Krsna vergessen lässt.
VERS 28
Wer die Absolute Wahrheit kennt, o Starkarmiger,
befaßt sich nicht mit den Sinnen und mit
Sinnenbefriedigung, da er sehr wohl den Unterschied
zwischen Arbeit in Hingabe und Arbeit für
fruchtbringende Ergebnisse kennt.
ERLÄUTERUNG
Wer die Absolute Wahrheit kennt, ist sich seiner
fürchterlichen Lage in der materiellen Welt bewusst. Er
weiß, dass er ein winziger Teil der Höchsten Persönlichkeit
Gottes, Krsnas, ist und dass er sich eigentlich nicht in der
materiellen Schöpfung aufhalten sollte. Er kennt seine
wirkliche Identität als ein Teilchen des Höchsten, der ewige
Glückseligkeit und ewiges Wissen ist, und er erkennt, dass
er auf irgendeine Weise von der materiellen
Lebensauffassung gefangen ist. In seinem reinen
Seinszustand ist er dafür bestimmt, seine Tätigkeiten in den
hingebungsvollen Dienst der Höchsten Persönlichkeit
Gottes, Krsnas, zu stellen. Er beschäftigt sich daher mit den
Tätigkeiten des Krsna-Bewusstseins und löst sich so auf
natürliche Weise von den umstandsbedingten und
zeitweiligen Tätigkeiten der materiellen Sinne. Er weiß,
dass seine materiellen Lebensumstände der höchsten
Kontrolle des Herrn unterstehen, und folglich fühlt er sich
durch materielle Reaktionen, gleich welcher Art, nicht
gestört, da er sie als die Barmherzigkeit des Herrn
betrachtet. Dem Srimad-Bhagavatam zufolge wird jemand,
der die Absolute Wahrheit in Ihren drei verschiedenen
Aspekten kennt, nämlich als Brahman, als Paramatma und
als die Höchste Persönlichkeit Gottes, tattvavit genannt, da
er auch seine eigene tatsächliche Stellung in Beziehung
zum Höchsten kennt.
VERS 29
Verwirrt durch die Erscheinungsweisen der materiellen
Natur, gehen die Unwissenden ausschließlich
materiellen Tätigkeiten nach und entwickeln somit
Anhaftung. Aber der Weise sollte sie nicht beunruhigen,
obwohl diese Pflichten aufgrund des Mangels an Wissen
seitens der Ausführenden von niederer Natur sind.
ERLÄUTERUNG
Menschen, die nicht intelligent sind, identifizieren sich
fälschlich mit dem groben materiellen Bewusstsein und sind
voller materieller Bezeichnungen. Unser Körper ist ein
Geschenk der materiellen Natur, und jemand, der zu sehr
am körperlichen Bewusstsein haftet, wird als mandan
bezeichnet oder einer, der träge ist und kein Verständnis
von der spirituellen Seele hat. Unwissende halten den
Körper für das Selbst; körperliche Verbindungen mit
anderen werden für Verwandtschaft gehalten, das Land, in
dem der Körper geboren wurde, ist das Objekt der
Verehrung, und die formellen religiösen Rituale werden als
Selbstzweck betrachtet. Sozialarbeit, Nationalismus und
Altruismus sind einige der Tätigkeiten für solche Menschen
mit materiellen Bezeichnungen. Im Banne solcher
Bezeichnungen sind sie auf der materiellen Ebene immer
sehr geschäftig; für sie ist spirituelle Verwirklichung ein
Mythos, und daher sind sie nicht daran interessiert.
Verwirrte Menschen dieser Art mögen sich sogar mit solch
grundlegenden Moralprinzipien wie Gewaltlosigkeit und
ähnlichen, in materieller Hinsicht wohltätigen Werken
beschäftigen. Diejenigen, die dagegen im spirituellen
Leben erleuchtet sind, sollten nicht versuchen, solche von
der Materie gefesselten Menschen zu beunruhigen. Besser,
man geht seinen eigenen spirituellen Tätigkeiten in aller
Stille nach.
Menschen, die unwissend sind, können Tätigkeiten im
Krsna-Bewusstsein nicht wertschätzen, und daher rät uns Sri
Krsna, sie nicht zu stören und damit kostbare Zeit zu
verschwenden. Aber die Geweihten des Herrn sind gütiger
als der Herr Selbst, weil sie die Absicht des Herrn
verstehen. Folglich nehmen sie alle möglichen Wagnisse
auf sich und gehen sogar so weit, dass sie unwissende
Menschen ansprechen, um zu versuchen, sie in den
Tätigkeiten des Krsna-Bewusstseins zu beschäftigen, die für
den Menschen absolut notwendig sind.
VERS 30
Deshalb kämpfe, o Arjuna, indem du all deine
Handlungen Mir hingibst und deinen Geist auf Mich
richtest, ohne Verlangen nach Gewinn und frei von
Egoismus und Gleichgültigkeit.
ERLÄUTERUNG
Dieser Vers deutet klar den Zweck der Bhagavad-Gita an.
Der Herr unterweist uns, dass man, um völlig Krsna-bewusst
zu werden, seine Pflichten wie in militärischer Disziplin
erfüllen muss. Eine solche Unterweisung mag die Dinge ein
wenig schwierig machen; aber trotzdem müssen Pflichten
in Abhängigkeit von Krsna ausgeführt werden, weil das die
wesensgemäße Stellung des Lebewesens ist. Das
Lebewesen kann nicht unabhängig von der
Zusammenarbeit mit dem Höchsten Herrn glücklich sein,
da es die ewige, wesensgemäße Stellung des Lebewesens
ist, sich den Wünschen des Herrn unterzuordnen. Arjuna
bekam daher von Sri Krsna den Befehl zu kämpfen, als
wäre der Herr sein militärischer Befehlshaber. Man muss
alles opfern, um das Wohlwollen des Höchsten Herrn zu
erlangen, und zur gleichen Zeit muss man seine
vorgeschriebenen Pflichten erfüllen, ohne irgendwelchen
Besitzanspruch zu erheben. Arjuna brauchte sich über den
Befehl des Herrn keine Gedanken zu machen; er brauchte
Seinen Befehl nur auszuführen. Der Höchste Herr ist die
Seele aller Seelen; wer sich daher voll und ganz, ohne
persönlichen Vorbehalt, vom Höchsten Herrn abhängig
macht, oder mit anderen Worten, wer völlig Krsna-bewusst
ist, wird als adhyatma-cetasa bezeichnet. NiraèÖÉ bedeutet,
dass man nach der Anweisung des Meisters handeln muss.
Auch sollte man niemals fruchttragende Ergebnisse
erwarten. Der Kassierer mag für seinen Arbeitgeber
Millionen von Mark zählen, doch beansprucht er keinen
einzigen Pfennig für sich selbst. In ähnlicher Weise muss
man erkennen, dass nichts auf der Welt einem bestimmten
Menschen gehört, sondern dass alles das Eigentum des
Höchsten Herrn ist. Das ist die wirkliche Bedeutung von
mayi oder "Mir". Wenn man in solchem Krsna-Bewusstsein
handelt, beansprucht man sicherlich nichts als sein
Eigentum. Dieses Bewusstsein nennt man nirmama oder
"nichts gehört mir". Und wenn gegen einen solch strengen
Befehl, der keine Rücksicht auf sogenannte Verwandte
oder körperliche Beziehungen nimmt, irgendein Widerwille
besteht, sollte man diese Abneigung von sich werfen; auf
diese Weise kann man vigata-jvara, das heißt frei von
fiebriger Mentalität oder Lethargie werden. Jeder muss,
seinen Eigenschaften und seiner Stellung gemäß, eine
bestimmte Tätigkeit ausüben, und all diese Pflichten
mögen, wie oben beschrieben wurde, im Krsna-Bewusstsein
erfüllt werden. Das wird einen auf den Pfad der Befreiung
führen.
VERS 31
Wer seine Pflichten nach Meinen Unterweisungen
erfüllt und dieser Lehre mit Glauben und Hingabe folgt,
ohne neidisch zu sein, wird von der Fessel
fruchtbringender Werke befreit.
ERLÄUTERUNG
Die Unterweisung der Höchsten Persönlichkeit Gottes,
Krsnas, ist die Essenz aller vedischen Weisheit und ist
daher ausnahmslos ewiglich wahr. So, wie die Veden ewig
sind, so ist auch diese Wahrheit des Krsna-Bewusstseins
ewig. Man sollte festes Vertrauen in diese Unterweisung
haben und den Herrn nicht beneiden. Es gibt viele
Philosophen, die Kommentare zur Bhagavad-Gita
schreiben, aber nicht an Krsna glauben. Sie werden niemals
von der Fessel des fruchtbringenden Tuns befreit werden.
Aber ein gewöhnlicher Mensch mit festem Glauben an die
ewigen Unterweisungen des Herrn wird, selbst wenn er
unfähig ist, solchen Anweisungen zu folgen, von der Fessel
des Gesetzes des karma befreit. Zu Beginn des Krsna-
Bewusstseins mag man die Anweisungen des Herrn nicht
vollständig ausführen, aber weil man sich diesem Prinzip
nicht widersetzt und ernsthaft handelt, ohne Niederlage und
Hoffnungslosigkeit zu beachten, wird man mit Sicherheit
auf die Ebene des reinen Krsna-Bewusstseins erhoben
werden.
VERS 32
Diejenigen aber, die aus Neid diese Lehren mißachten
und nicht regelmäßig danach handeln, sind allen
Wissens beraubt, getäuscht und zu Unwissenheit und
Knechtschaft verdammt.
ERLÄUTERUNG
Der Fehler, nicht Krsna-bewusst zu sein, wird hier klar zum
Ausdruck gebracht. So wie Ungehorsam gegenüber einer
Verfügung des Staatspräsidenten bestraft wird, so wird
auch mit Gewissheit Ungehorsam gegenüber der Anordnung
der Höchsten Persönlichkeit Gottes bestraft. Ein
ungehorsamer Mensch - er mag noch so bedeutend sein -
weiß nichts von seinem Selbst, vom Höchsten Brahman,
vom Paramatma und von der Persönlichkeit Gottes, weil
sein Herz leer ist. Daher gibt es für ihn keine Hoffnung,
sein Leben zur Vollkommenheit zu führen.
VERS 33
Selbst ein Mensch des Wissens handelt seinem Wesen
gemäß, denn jeder folgt seiner Natur. Was kann
Unterdrückung ausrichten?
ERLÄUTERUNG
Solange man sich nicht auf der transzendentalen Ebene des
Krsna-Bewusstseins befindet, kann man nicht vom Einßuß
der Erscheinungsweisen der materiellen Natur frei werden,
wie vom Herrn im Siebten Kapitel (7.14) bestätigt wird.
Daher ist es selbst dem gebildetsten Menschen auf der
weltlichen Ebene unmöglich, durch theoretisches Wissen
oder durch Unterscheidung der Seele vom Körper aus der
Verstrickung mayas herauszukommen. Es gibt viele
sogenannte Spiritualisten, die nach außen hin so tun, als
seien sie in dieser Wissenschaft fortgeschritten, aber
innerlich oder im stillen völlig unter dem Einfluss der
jeweiligen Erscheinungsweisen der Natur stehen, die sie
nicht überwinden können. Akademisch mag man sehr
gelehrt sein, doch aufgrund der langen Gemeinschaft mit
der materiellen Natur lebt man in Gefangenschaft. Krsna-
Bewusstsein hilft einem, sich aus der materiellen
Verstrickung zu lösen, auch wenn man weiter seinen
vorgeschriebenen Pflichten nachkommen mag. Deshalb
sollte niemand, ohne völlig Krsna-bewusst zu sein, plötzlich
seine vorgeschriebenen Pflichten aufgeben und künstlich
ein sogenannter yogí oder Transzendentalist werden. Es ist
besser, in seiner Position zu bleiben und zu versuchen,
unter höherer Anleitung Krsna-Bewusstsein zu erreichen. So
mag man aus der Gewalt mayas befreit werden.
VERS 34
Verkörperte Wesen empfinden gegenüber
Sinnesobjekten Anziehung und Abneigung, doch sollte
man nicht unter die Herrschaft von Sinnen und
Sinnesobjekten geraten, denn sie sind Hindernisse auf
dem Pfad der Selbstverwirklichung.
ERLÄUTERUNG
Denen, die Krsna-bewusst sind, widerstrebt es
natürlicherweise, sich materieller Sinnenbefriedigung zu
ergeben. Aber diejenigen, die nicht mit diesem Bewusstsein
leben, sollten den Regeln und Regulierungen der
offenbarten Schriften folgen. Ungezügelter Sinnengenuss ist
die Ursache für Gefangenschaft in der Materie, doch wird
jemand, der den Regeln und Regulierungen der offenbarten
Schriften folgt, durch die Sinnesobjekte nicht verstrickt.
Sexueller Genuss zum Beispiel ist ein Bedürfnis der
bedingten Seele, und in einer ehelichen Verbindung ist
Sexualität gestattet. Die Anweisungen der Schriften
verbieten beispielsweise sexuelle Beziehungen mit jeder
Frau außer der eigenen. Jede andere Frau sollte man als
seine Mutter ansehen. Aber trotz solcher Vorschriften neigt
ein Mann dazu, sexuelle Beziehungen mit anderen Frauen
zu unterhalten. Diese Neigungen müssen bezwungen
werden; sie werden sonst zu Hindernissen auf dem Pfad der
Selbstverwirklichung. Solange der materielle Körper da ist,
dürfen die Bedürfnisse des materiellen Körpers befriedigt
werden, jedoch nach Regeln und Vorschriften. Dennoch
sollten wir nicht auf die Kontrolle solcher Bewilligungen
bauen. Man muss diesen Regeln und Regulierungen folgen,
ohne an ihnen zu haften, denn auch Sinnenbefriedigung
unter Regulierungen kann einen vom rechten Weg
abbringen, ebenso wie selbst auf Hauptstraßen immer die
Möglichkeit eines Unfalls besteht. Obwohl solche Straßen
sorgsam in gutem Zustand gehalten werden, kann doch
niemand garantieren, dass nicht auch auf der sichersten
Straße Gefahr lauert. Der Geist des Genießens ist aufgrund
materieller Gemeinschaft schon seit sehr, sehr langer Zeit
in uns. Es besteht daher trotz geregelten Sinnengenusses
immer die Möglichkeit, zu Fall zu kommen; deshalb muss
auch jede Anhaftung an geregelten Sinnengenuss unter allen
Umständen vermieden werden. Aber das Handeln im
liebevollen Dienst für Krsna löst einen von allen Arten
sinnlicher Tätigkeiten. Niemand sollte daher auf
irgendeiner Stufe des Lebens versuchen, vom Krsna-
Bewusstsein losgelöst zu sein. Der ganze Sinn der
Loslösung von allen Arten der sinnlichen Anhaftung
besteht letztlich darin, auf der Ebene des Krsna-
Bewusstseins verankert zu werden.
VERS 35
Es ist weit besser, die eigenen vorgeschriebenen
Pflichten zu erfüllen, auch wenn sie fehlerhaft sein
mögen, als die Pflichten eines anderen. Es ist besser, bei
der Erfüllung der eigenen Pflicht ins Verderben zu
stürzen, als den Pflichten eines anderen
nachzukommen; denn dem Pfad eines anderen zu folgen
ist gefährlich.
ERLÄUTERUNG
Man sollte daher lieber seine vorgeschriebenen Pflichten in
völligem Krsna-Bewusstsein erfüllen, als Pflichten
nachzukommen, die anderen vorgeschrieben sind.
Vorgeschriebene Pflichten ergänzen unseren
psychosomatischen Zustand im Bann der
Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Spirituelle
Pflichten sind Pflichten, die der spirituelle Meister für den
transzendentalen Dienst Krsnas anordnet. Aber ganz gleich,
ob im materiellen oder spirituellen Bereich, man sollte
selbst angesichts des Todes lieber zu seinen Pflichten
stehen als die Pflichten eines anderen nachahmen. Pflichten
auf der materiellen Ebene und Pflichten auf der spirituellen
Ebene mögen voneinander verschieden sein, doch das
Prinzip, der autorisierten Weisung zu folgen, ist für den
Ausführenden immer vorteilhaft. Wenn man im Bann der
Erscheinungsweisen der materiellen Natur steht, sollte man
den für bestimmte Situationen vorgeschriebenen Regeln
folgen, und nicht andere imitieren. Zum Beispiel ist ein
brahmana, der sich in der Erscheinungsweise der Tugend
befindet, gewaltlos, wohingegen es einem ksatriya, der sich
in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befindet, erlaubt
ist, Gewalt anzuwenden. Für einen ksatriya ist es daher
besser, getötet zu werden, während er den Regeln der
Gewalt folgt, als einen brahmana nachzuahmen, der den
Prinzipien der Gewaltlosigkeit folgt. Jeder muss sein Herz
durch einen allmählichen Vorgang läutern, nicht abrupt.
Wenn jemand jedoch die Erscheinungsweisen der
materiellen Natur transzendiert und völlig im Krsna-
Bewusstsein verankert ist, kann er unter der Führung des
echten spirituellen Meisters alles und jedes tun. Auf dieser
vollkommenen Stufe des Krsna-Bewusstseins mag ein
ksatriya als brahmana oder ein brahmana als ksatriya
handeln. Auf der transzendentalen Ebene gelten die
Unterschiede der materiellen Welt nicht. Zum Beispiel war
Vièvamitra ursprünglich ein ksatriya, doch handelte er
später als brahmana, während Parasurama ein brahmana
war und später als ksatriya handelte. Da sie in der
Transzendenz verankert waren, konnten sie dies tun, doch
solange man sich auf der materiellen Ebene befindet, muss
man seine Pflichten in Entsprechung zu den
Erscheinungsweisen der materiellen Natur erfüllen. Zur
gleichen Zeit muss man sich über Krsna-Bewusstsein voll im
klaren sein.
VERS 36
Arjuna sagte: O Nachkomme Vrsnis, durch was wird
man getrieben, sündig zu handeln - sogar wider Willen,
wie unter Zwang?
ERLÄUTERUNG
Ein Lebewesen ist, als winziger Teil des Höchsten,
ursprünglich spirituell, rein und frei von allen materiellen
Verunreinigungen. Deshalb ist es von Natur aus den
Sünden der materiellen Natur nicht ausgesetzt. Doch wenn
es mit der materiellen Natur in Berührung ist, begeht es,
ohne zu zögern, viele Sünden - manchmal sogar gegen
seinen Willen. Deshalb ist Arjunas Frage an Krsna nach der
pervertierten Natur der Lebewesen sehr dringlich. Obwohl
das Lebewesen manchmal nicht sündig handeln will, ist es
dennoch dazu gezwungen. Sündhafte Handlungen werden
jedoch nicht von der Überseele im Innern veranlaßt,
sondern haben eine andere Ursache, wie der Herr im
nächsten Vers erklärt.
VERS 37
Der Segenspendende Herr sprach: Es ist Lust allein,
Arjuna, die aus Berührung mit den materiellen
Erscheinungsweisen der Leidenschaft geboren und
später in Zorn umgewandelt wird. Sie ist der
allesverschlingende, sündige Feind dieser Welt.
ERLÄUTERUNG
Wenn ein Lebewesen mit der materiellen Schöpfung in
Berührung kommt, wird seine ewige Liebe zu Krsna durch
die Verbindung mit der Erscheinungsweise der
Leidenschaft in Lust umgewandelt. Oder mit anderen
Worten: Die Empfindung der Liebe zu Gott wird in Lust
umgewandelt, ebenso wie Milch in Berührung mit saurer
Tamarinde zu Yoghurt wird. Wenn dann die Lust
unbefriedigt bleibt, wandelt sie sich in Zorn; aus Zorn
entsteht Illusion, und aufgrund von Illusion ist man
gezwungen, das materielle Dasein weiter fortzusetzen.
Folglich ist Lust der größte Feind des Lebewesens. Und es
ist Lust allein, die das reine Lebewesen veranlasst, in der
materiellen Welt verstrickt zu bleiben. Zorn ist eine
Manifestation der Erscheinungsweise der Unwissenheit -
diese Erscheinungsweise äußert sich durch Zorn und andere
Folgeerscheinungen. Wenn man daher nach der
vorgeschriebenen Methode lebt und handelt und somit von
der Erscheinungsweise der Leidenschaft zur
Erscheinungsweise der Tugend erhoben wird, anstatt zur
Erscheinungsweise der Unwissenheit abzusinken, kann man
durch spirituelle Anhaftung vor der Entartung durch den
Zorn gerettet werden.
Der Herr, die Höchste Persönlichkeit Gottes, erweiterte
Sich in viele, um Sich Seiner ewig anwachsenden
spirituellen Glückseligkeit zu erfreuen, und die Lebewesen
sind Teile dieser spirituellen Glückseligkeit. Auch besitzen
sie eine bedingte Unabhängigkeit, doch durch den
Missbrauch ihrer Unabhängigkeit - wenn die dienende
Haltung in die Neigung zu Sinnengenuss umgewandelt wird
-, geraten sie unter die Herrschaft der Lust. Die materielle
Schöpfung ist vom Herrn geschaffen worden, um den
bedingten Seelen die Möglichkeit zu geben, diese
lustvollen Neigungen zu befriedigen, und wenn sie von
ihren anhaltenden lustvollen Tätigkeiten völlig enttäuscht
sind, beginnen die Lebewesen, nach ihrer eigentlichen
Stellung zu fragen.
Mit dieser Frage beginnen die Vedanta-sutras, wo es heißt:
athato brahma-jijnasa. "Man soll nach dem Höchsten
fragen." Und das Höchste wird im Srimad Bhagavatam
definiert als janmadyasya yato 'nvayad itaratas ca, das
heißt: "Der Ursprung allen Seins ist das Höchste Brahman."
Folglich hat auch die Lust ihren Ursprung im Höchsten.
Wenn deshalb die Lust in Liebe zum Höchsten
umgewandelt wird, das heißt in Krsna-Bewusstsein, oder
mit anderen Worten, wenn man alle Wünsche auf Krsna
richtet, dann können sowohl Lust als auch Zorn
spiritualisiert werden. Hanuman, der große Diener Sri
Ramas, richtete sein Zorn gegen seine Feinde, um den
Herrn zu erfreuen. Deshalb werden Lust und Zorn, wenn
sie im Krsna-Bewusstsein beschäftigt werden, zu unseren
Freunden statt zu unseren Feinden.
VERS 38
Wie Feuer von Rauch, ein Spiegel von Staub und ein
Embryo vom Mutterleib bedeckt ist, so wird das
Lebewesen von verschiedenen Graden dieser Lust
bedeckt.
ERLÄUTERUNG
Es gibt drei Grade von Bedeckung des Lebewesens, durch
die sein reines Bewusstsein verfinstert wird. Diese
Bedeckung ist nichts anderes als Lust in verschiedenen
Manifestationen und wird mit Rauch im Feuer, Staub auf
dem Spiegel und dem Mutterleib über einem Embryo
verglichen. Wenn Lust mit Rauch verglichen wird, bedeutet
dies, dass das Feuer des lebendigen Funkens ein wenig
wahrgenommen werden kann. Mit anderen Worten: Wenn
das Lebewesen sein Krsna-Bewusstsein ein wenig entfaltet,
mag es mit dem von Rauch bedeckten Feuer verglichen
werden. Obwohl dort, wo Rauch ist, notwendigerweise
Feuer sein muss, gibt es auf der frühen Stufe keine
offenkundige Manifestation von Feuer. Diese Stufe
entspricht dem Beginn des Krsna-Bewusstseins. Der Staub
auf dem Spiegel bezieht sich auf einen Reinigungsvorgang
des Spiegels des Geistes durch vielfältige spirituelle
Methoden. Der beste Vorgang ist das Chanten der Heiligen
Namen des Herrn. Der vom Mutterleib bedeckte Embryo ist
ein Vergleich, der eine hilflose Lage illustrieren soll, denn
das Kind im Mutterschoß ist so hilflos, dass es sich nicht
einmal bewegen kann. Dieser Lebenszustand kann mit dem
der Bäume verglichen werden. Die Bäume sind ebenfalls
Lebewesen, aber aufgrund ihrer sehr starken Äußerung von
Lust sind sie in einen solchen Lebensumstand versetzt
worden, dass sie beinahe ohne jedes Bewusstsein sind. Der
bedeckte Spiegel wird mit den Vögeln und Säugetieren und
das von Rauch bedeckte Feuer mit dem Menschen
verglichen. In der Form eines Menschen mag das
Lebewesen sein Krsna-Bewusstsein ein wenig
wiederbeleben, und wenn es sich weiter entwickelt, kann
das Feuer des spirituellen Lebens in der menschlichen Form
entfacht werden. Wenn man mit dem Rauch im Feuer
sorgfältig umgeht, kann das Feuer zum Lodern gebracht
werden. Deshalb ist die menschliche Lebensform eine
Gelegenheit für das Lebewesen, der Verstrickung des
materiellen Daseins zu entkommen. In der menschlichen
Lebensform kann man den Feind, die Lust, besiegen, indem
man unter kundiger Führung Krsna-Bewusstsein kultiviert.
VERS 39
So wird das reine Bewusstsein eines Menschen von seiner
ewigen Feindin in der Form von Lust bedeckt, die
niemals befriedigt werden kann und die wie Feuer
brennt.
ERLÄUTERUNG
In der Manu-smrti heißt es, dass Lust durch kein noch so
großes Ausmaß an Sinnengenuss befriedigt werden kann,
ebenso wie Feuer niemals durch eine ständige Zufuhr von
Öl gelöscht wird. In der materiellen Welt ist der
Mittelpunkt aller Tätigkeiten Sex, und daher wird die
materielle Welt als maithunya-agara oder die Ketten des
Geschlechtslebens bezeichnet. In einem gewöhnlichen
Gefängnis werden Verbrecher hinter Gittern festgehalten;
in ähnlicher Weise werden die Verbrecher, die gegen die
Gesetze des Herrn verstoßen, durch Sexualität in Ketten
gelegt. Fortschritt der materiellen Zivilisation auf der
Grundlage von Sinnenbefriedigung bedeutet, die Dauer der
materiellen Existenz eines Lebewesens zu verlängern.
Daher ist die Lust das Symbol der Unwissenheit, durch die
das Lebewesen in der materiellen Welt gehalten wird.
Während des Genusses sinnlicher Befriedigung mag es so
etwas wie ein Glücksgefühl geben, doch in Wirklichkeit ist
dieses sogenannte Glücksgefühl der eigentliche Feind des
Sinnengenießers.
VERS 40
Die Sinne, der Geist und die Intelligenz sind die
Wohnstätten dieser Lust, die das wirkliche Wissen des
Lebewesens verschleiert und das Lebewesen verwirrt.
ERLÄUTERUNG
Der Feind hat verschiedene strategische Punkte im Körper
der bedingten Seele besetzt, und daher weist Sri Krsna auf
diese Stellen hin, damit derjenige, der den Feind besiegen
will, weiß, wo er ihn finden kann. Der Geist ist das
Zentrum aller Tätigkeiten der Sinne, und somit ist der Geist
das Behältnis aller Pläne für Sinnenbefriedigung; als Folge
werden Geist und Sinne zu Sammelplätzen der Lust. Als
nächstes wird die Intelligenz-Abteilung zum Hauptort solch
lustvoller Neigungen. Die Intelligenz ist die unmittelbare
Nachbarin der Seele. Die lustvolle Intelligenz beeinflusst die
Seele, das falsche Ego anzunehmen und sich mit Materie
und folglich mit Geist und Sinnen zu identifizieren. Die
Seele verfällt dem Genuss der materiellen Sinne und hält
dies fälschlich für wahres Glück. Diese falsche
Identifizierung der Seele wird sehr schön im Srimad-
Bhagavatam erklärt.
"Ein Mensch, der den Körper, der aus drei Elementen
geschaffen ist, mit seinem Selbst identifiziert, die
Nebenprodukte des Körpers für seine Verwandten hält, sein
Geburtsland als verehrungswürdig betrachtet und einen
Pilgerort besucht, um dort nur ein Bad zu nehmen, statt
Weise mit transzendentalem Wissen aufzusuchen, muss als
Esel oder Kuh betrachtet werden."
VERS 41
Deshalb, o Arjuna, bester der Bharatas, bezwinge gleich
zu Anfang dieses große Symbol der Sünde [die Lust],
indem du die Sinne regulierst, und erschlage diese
Zerstörerin des Wissens und der Selbstverwirklichung.
ERLÄUTERUNG
Der Herr gab Arjuna den Rat, die Sinne von Anfang an zu
regulieren, so dass er die größte sündige Feindin, die Lust,
bezwingen könne, die den Drang nach
Selbstverwirklichung und besonders das Wissen vom Selbst
zerstört. Jnanam bezieht sich auf das Wissen, das das Selbst
vom Nicht-Selbst unterscheidet, oder mit anderen Worten,
auf das Wissen darum, dass die spirituelle Seele nicht der
Körper ist. VijÒanam bezieht sich auf spezifisches Wissen
von der spirituellen Seele, ihrer wesensgemäßen Stellung
und ihrer Beziehung zur Höchsten Seele. Dies wird im
Srimad Bhagavatam wie folgt erklärt:
"Das Wissen vom Selbst und vom Höchsten Selbst ist sehr
vertraulich und geheimnisvoll, da es von maya verschleiert
wird, doch solches Wissen und besonders die
Verwirklichung können verstanden werden, wenn sie vom
Herrn Selbst erklärt werden."
Die Bhagavad-Gita gibt uns dieses Wissen, besonders
Wissen vom Selbst. Die Lebewesen sind winzige Teile des
Herrn, und daher besteht ihre Aufgabe einfach darin, dem
Herrn zu dienen. Dieses Bewusstsein nennt man Krsna-
Bewusstsein. Man muss also vom Beginn des Lebens an
dieses Krsna-Bewusstsein erlernen, und so mag man völlig
Krsna-bewusst werden und dementsprechend handeln.
Lust ist nur die verzerrte Spiegelung der Liebe zu Gott, die
für jedes Lebewesen natürlich ist. Wenn man aber gleich
von Anfang an im Krsna-Bewusstsein erzogen wird, kann
diese natürliche Gottesliebe nicht zu Lust entarten. Wenn
Gottesliebe zu Lust entartet, ist es sehr schwierig, zum
normalen Zustand zurückzukehren. Nichtsdestoweniger ist
Krsna-Bewusstsein so mächtig, dass sogar ein Mensch, der
spät beginnt, lernen kann, Gott zu lieben, indem er den
regulierenden Prinzipien des hingebungsvollen Dienstes
folgt. Man kann also von jeder Stufe des Lebens aus, bzw.
dann, wenn man die dringende Notwendigkeit einsieht,
beginnen, seine Sinne im hingebungsvollen Dienst des
Herrn zu regulieren, und so die Lust in Liebe zu Gott
umwandeln - der höchsten Vollkommenheit des
menschlichen Lebens.
VERS 42
Die aktiven Sinne sind der leblosen Materie überlegen;
der Geist steht über den Sinnen; die Intelligenz steht
über dem Geist, und sie [die Seele] steht sogar noch
über der Intelligenz.
ERLÄUTERUNG
Die Sinne sind verschiedene Ventile für die Tätigkeit der
Lust. Die Lust sammelt sich im Körper, aber durch die
Sinne ist ihr ein Ventil geschaffen. Daher stehen die Sinne
über dem Körper als Ganzes. Diese Ventile sind nicht in
Gebrauch, wenn ein höheres Bewusstsein, das heißt Krsna-
Bewusstsein, vorhanden ist. Im Krsna-Bewusstsein stellt die
Seele eine direkte Verbindung mit der Höchsten
Persönlichkeit Gottes her. Deshalb enden die
Körperfunktionen, wie hier beschrieben wird, letztlich in
der Höchsten Seele. Mit körperlicher Tätigkeit sind die
Funktionen der Sinne gemeint, und die Funktionen der
Sinne einzustellen bedeutet, alle körperlichen Tätigkeiten
zu beenden. Aber weil der Geist tätig ist, wird er auch dann
handeln, wenn der Körper still und in Ruhe ist, wie es
während des Träumens geschieht. Über dem Geist aber
steht die Entschlossenheit der Intelligenz, und über der
Intelligenz befindet sich die Seele. Wenn daher die Seele
direkt mit dem Höchsten beschäftigt ist, werden
natürlicherweise alle anderen Untergeordneten, nämlich die
Intelligenz, der Geist und die Sinne, von selbst beschäftigt
sein. In der Katha Upanisad gibt es einen Abschnitt, wo es
heißt, dass die Objekte der Sinnenbefriedigung den Sinnen
überlegen sind und dass der Geist über den Sinnesobjekten
steht. Wenn daher der Geist ständig direkt im Dienst des
Herrn tätig ist, gibt es für die Sinne keine Möglichkeit, in
anderer Weise aktiv zu werden. Diese Geisteshaltung
wurde schon erklärt. Wenn der Geist im transzendentalen
Dienst des Herrn beschäftigt ist, hat er keine Möglichkeit,
niedrigen Neigungen nachzugehen. In der Katha Upanisad
wurde die Seele als mahan oder die Große beschrieben.
Folglich steht die Seele über allem, das heißt den
Sinnesobjekten, den Sinnen, dem Geist und der Intelligenz.
Die wesensgemäße Stellung der Seele zu verstehen ist
daher die Lösung des ganzen Problems.
Mit Intelligenz muss man die wesensgemäße Stellung der
Seele herausfinden und dann den Geist immer im Krsna-
Bewusstsein beschäftigen. Das löst das ganze Problem.
Einem Spiritualisten, der neu ist, wird im allgemeinen
geraten, sich von den Objekten der Sinne fernzuhalten.
Man muss den Geist stärken, indem man die Intelligenz
benutzt. Wenn man kraft seiner Intelligenz den Geist im
Krsna-Bewusstsein beschäftigt, indem man sich völlig der
Höchsten Persönlichkeit Gottes ergibt, dann wird der Geist
von selbst stärker, und obwohl die Sinne sehr stark sind,
wie Schlangen, werden sie nicht wirksamer sein als
Schlangen mit herausgebrochenen Giftzähnen. Aber
obwohl die Seele Herr über die Intelligenz und den Geist
und auch die Sinne ist, besteht doch immer die Gefahr,
durch den in Erregung geratenen Geist zu Fall zu kommen,
solange die Seele nicht durch Gemeinschaft mit Krsna im
Krsna-Bewusstsein gestärkt ist.
VERS 43
Wenn man also weiß, dass man transzendental zu den
materiellen Sinnen, dem Geist und der Intelligenz ist,
sollte man das niedere Selbst durch das höhere Selbst
beherrschen und so - kraft spiritueller Stärke - diese
unersättliche Feindin, die Lust, bezwingen.
ERLÄUTERUNG
Dieses Dritte Kapitel der Bhagavad-Gita lenkt schlüssig
zum Krsna-Bewusstsein hin, indem man sich als der ewige
Diener der Höchsten Persönlichkeit Gottes erkennt, ohne
die
unpersönliche Leere als das endgültige Ziel zu
betrachten. Im materiellen Leben wird man mit Sicherheit
von Neigungen zu Lust und dem Wunsch nach Herrschaft
über die Schätze der materiellen Natur beeinflusst. Das
Begehren nach Herrschaft und die Begierde nach
Sinnenbefriedigung sind die größten Feinde der bedingten
Seele; doch durch die Stärke des Krsna-Bewusstseins kann
man die materiellen Sinne, den Geist und die Intelligenz
beherrschen. Man sollte seine Arbeit und seine
vorgeschriebenen Pflichten nicht plötzlich aufgeben, doch
wenn man allmählich Krsna-Bewusstsein entwickelt, kann
man durch stetige Intelligenz, die auf die reine Identität
gerichtet ist, in einer transzendentalen Stellung verankert
werden, ohne von den materiellen Sinnen und dem Geist
beeinflusst zu sein. Das ist die Essenz dieses Kapitels. Auf
der unreifen Stufe materieller Existenz können
philosophische Spekulationen und künstliche Versuche, die
Sinne durch die sogenannte Übung von yoga-Stellungen zu
kontrollieren, einem Menschen nicht helfen, spirituelles
Leben zu erlangen. Er muss durch höhere Intelligenz im
Krsna-Bewusstsein geschult werden.
Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum
Dritten Kapitel der Srimad Bhagavad-Gita mit dem Titel:
"Karma-yoga".