Lesen: 11- Die universale Form


ELFTES KAPITEL
Die universale Form
VERS 1
Arjuna sagte: Ich habe Deine Unterweisung bezüglich
vertraulicher spiritueller Themen vernommen, die Du
mir in Deiner Güte mitgeteilt hast, und meine Illusion
ist jetzt von mir gewichen.
ERLÄUTERUNG
Dieses Kapitel offenbart Krsna als die Ursache aller
Ursachen. Er ist sogar die Ursache Maha-Visnus, von dem
die materiellen Universen ausgehen. Krsna ist keine
Inkarnation; Er ist der Ursprung aller Inkarnationen. Das ist
im letzten Kapitel ausführlich erklärt worden.
Was nun Arjuna betrifft, so sagt dieser, dass seine Illusion
jetzt vorüber ist. Das bedeutet, dass Arjuna Krsna nicht
länger für einen gewöhnlichen Menschen, für einen seiner
Freunde, hält, sondern versteht, dass Krsna die Quelle allen
Seins ist. Arjuna ist zwar sehr erleuchtet und froh, einen so
bedeutenden Freund wie Krsna zu haben, doch jetzt zieht er
in Erwägung, dass andere, im Gegensatz zu ihm, Krsna
nicht als den Ursprung allen Seins anerkennen könnten. Um
also allen Menschen das göttliche Wesen Krsnas zu
beweisen, bittet er Krsna in diesem Kapitel, Seine
universale Form zu zeigen. Eigentlich bekommt man
Angst, genau wie Arjuna, wenn man die universale Form
Krsnas sieht, doch Krsna ist so gütig, dass Er wieder Seine
ursprüngliche Gestalt annimmt, nachdem Er diese Form
gezeigt hat. Arjuna stimmt dem, was Krsna sagt, mehrere
Male zu. Krsna spricht zu ihm nur zu seinem Nutzen, und
Arjuna gesteht, dass ihm all dies durch Krsnas Gnade
geschieht. Er ist jetzt davon überzeugt, dass Krsna die
Ursache aller Ursachen ist und im Herzen eines jeden als
Überseele weilt.

VERS 2
O Lotosäugiger, ich habe von Dir im einzelnen über das
Erscheinen und Fortgehen eines jeden Lebewesens
gehört und dies so durch Deine unerschöpflichen
Herrlichkeiten verwirklicht.
ERLÄUTERUNG
Arjuna spricht Sri Krsna aus Freude als "Lotosäugiger" an
(Krsnas Augen gleichen den Blütenblättern eines Lotos),
denn Krsna hat ihm im letzten Vers des vorherigen Kapitels
versichert, dass Er das gesamte Universum mit nur einem
Fragment Seinerselbst erhält. Er ist der Ursprung aller
Dinge in der materiellen Manifestation, und Arjuna hat
darüber in aller Einzelheit vom Herrn gehört. Arjuna weiß
auch, dass Krsna über allem Erscheinen und Fortgehen
steht, obwohl Er die Ursache davon ist. Seine
Persönlichkeit geht nicht verloren, obwohl Er
alldurchdringend ist. Das sind die unbegreiflichen Füllen
Krsnas, die Arjuna, wie er sagt, gründlich verstanden hat.

VERS 3
O größte aller Persönlichkeiten, o höchste Gestalt,
obwohl ich Dich in Deiner wirklichen Identität hier vor
mir sehe, möchte ich außerdem sehen, wie Du in diese
kosmische Manifestation eingegangen bist. Ich wünsche
mir, diese Deine Form zu sehen.
ERLÄUTERUNG
Der Herr sagte, dass die kosmische Manifestation nur
möglich geworden sei und fortbestehe, weil Er durch Seine
persönliche Repräsentation in das materielle Universum
eingegangen sei. Was nun Arjuna betrifft, so ist er durch
die Aussagen Krsnas erleuchtet worden, doch um andere in
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der Zukunft zu überzeugen, die Krsna für einen
gewöhnlichen Menschen halten mögen, möchte er Krsna in
Seiner universalen Form sehen, um zu sehen, wie Er vom
Innern des Universums aus handelt, obwohl Er entfernt
davon ist. Dass Arjuna den Herrn um Zustimmung bittet, ist
ebenfalls bedeutsam. Da der Herr die Höchste
Persönlichkeit Gottes ist, ist Er in Arjuna persönlich
anwesend; deshalb kennt Er Arjunas Wunsch, und Er kann
verstehen, dass Arjuna keinen besonderen Wunsch hat, Ihn
in Seiner universalen Form zu sehen, denn er ist völlig
damit zufrieden, Ihn in Seiner persönlichen Gestalt als
Krsna zu sehen. Aber Er kann auch verstehen, dass Arjuna
die universale Form sehen möchte, um andere zu
überzeugen. Er hatte keinen persönlichen Wunsch nach
Bestätigung. Krsna versteht auch, dass Arjuna die universale
Form sehen möchte, um ein Kriterium zu setzen, da es in
der Zukunft viele Betrüger geben würde, die sich selbst als
Inkarnationen Gottes ausgeben würden. Die Menschen
sollten daher vorsichtig sein; wer behauptet, Krsna zu sein,
sollte bereit sein, die universale Form zu zeigen, um seine
Behauptung zu beweisen.

VERS 4
Wenn Du denkst, dass ich imstande bin, Deine kosmische
Form zu betrachten, o mein Herr, o Meister aller
mystischen Macht, dann sei bitte so gütig, mir dieses
universale Selbst zu zeigen.
ERLÄUTERUNG
Es wird gesagt, dass man den Höchsten Herrn, Krsna, mit
den materiellen Sinnen weder sehen noch hören, noch
verstehen, noch wahrnehmen kann. Wenn man jedoch im
transzendentalen liebevollen Dienst für den Herrn tätig ist,
kann man den Herrn durch Offenbarung sehen. Jedes
Lebewesen ist nur ein spiritueller Funke; deshalb ist es
nicht möglich, den Höchsten Herrn zu sehen oder zu
verstehen. Arjuna verlässt sich als Gottgeweihter nicht auf
die Kraft seiner Spekulation; vielmehr gesteht er seine
Grenzen als Lebewesen ein und erkennt Krsnas
unermessliche Stellung an. Arjuna konnte verstehen, dass es
einem Lebewesen nicht möglich ist, den unbegrenzten
Unendlichen zu verstehen. Wenn sich der Unendliche
jedoch offenbart, ist es möglich, durch die Gnade des
Unendlichen das Wesen des Unendlichen zu verstehen. Das
Wort yogesvara ist hier ebenfalls sehr bedeutsam, denn der
Herr verfügt über unbegreifliche Macht. Wenn es Ihm
beliebt, kann Er Sich, obwohl Er unbegrenzt ist, durch
Seine Gnade offenbaren. Deshalb bittet Arjuna um die
unbegreifliche Gnade Krsnas. Er gibt Krsna keine Befehle.
Krsna ist nicht verpflichtet, Sich irgend jemandem zu
offenbaren, solange man sich nicht völlig dem Krsna-
Bewusstsein hingibt und sich im hingebungsvollen Dienst
beschäftigt. Folglich ist es für Menschen, die auf die Kraft
ihrer gedanklichen Spekulation bauen, nicht möglich,
Krsna zu sehen.

VERS 5
Der Segenspendende Herr sprach: Mein lieber Arjuna,
o Sohn Prthas, betrachte jetzt Meine Reichtümer -
Hunderttausende verschiedener göttlicher Formen,
vielfarbig wie die See.
ERLÄUTERUNG
Arjuna wollte Krsna in Seiner universalen Form sehen, die
- obwohl eine transzendentale Form - nur für die
kosmische Manifestation manifestiert und daher der
zeitweiligen materiellen Natur unterworfen ist. Ähnlich wie
die materielle Natur mal manifestiert und mal nicht
manifestiert ist, so ist auch diese universale Form Krsnas
mal manifestiert und mal unmanifestiert. Sie weilt nicht
ewig im spirituellen Himmel wie Krsnas andere Formen.
Was den Gottgeweihten betrifft, so ist er nicht bestrebt, die
universale Form zu sehen; doch weil Arjuna Krsna so sehen
wollte, offenbart Krsna diese Form. Diese universale Form
kann von keinem gewöhnlichen Menschen gesehen
werden. Krsna muss einem die Fähigkeit geben, sie zu
sehen.

VERS 6
O bester der Bharats, sich nur die verschiedenen
Manifestationen der Adityas, Rudras und aller
Halbgötter. Betrachte die Vielfalt, die niemand zuvor
gesehen und von der niemand jemals zuvor etwas gehört
hat.
ERLÄUTERUNG
Obwohl Arjuna ein persönlicher Freund Krsnas und der
fortgeschrittenste Gelehrte seiner Zeit war, war es ihm
dennoch nicht möglich, alles über Krsna zu wissen. Hier
heißt es, dass Menschen von all diesen Formen und
Manifestationen weder gehört noch gewusst haben. Jetzt
offenbart Krsna diese wunderbaren Formen.

VERS 7
Was immer du zu sehen wünschst, kann alles auf einmal
in diesem Körper gesehen werden. Diese universale
Form kann dir alles zeigen, was du dir jetzt wünschst,
sowie alles, was du dir in der Zukunft wünschen magst.
Alles ist hier vollständig vorhanden.
ERLÄUTERUNG
Niemand kann das gesamte Universum von einem Ort aus
sehen. Selbst der fortgeschrittenste Wissenschaftler kann
nicht sehen, was in anderen Teilen des Universums vor sich
geht. Krsna gibt Arjuna die Kraft, alles zu sehen, was er
sehen möchte - in Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft. Somit ist Arjuna durch die Barmherzigkeit Krsnas
imstande, alles zu sehen.

VERS 8
Doch mit deinen gegenwärtigen Augen kannst du Mich
nicht sehen. Deshalb gebe Ich dir göttliche Augen, mit
denen du Meinen mystischen Reichtum betrachten
kannst.
ERLÄUTERUNG
Ein reiner Gottgeweihter möchte Krsna in keiner anderen
Form als in Seiner zweihändigen Gestalt sehen. Er kann
Seine universale Form nur durch die Gnade des Herrn
schauen, das heißt, nicht mit dem Verstand, sondern mit
spirituellen Augen. Um die universale Form Krsnas zu
sehen, wird Arjuna angewiesen, nicht seine Gedanken,
sondern seine Sicht zu verändern. Die universale Form
Krsnas ist nicht sehr wichtig, wie aus den folgenden Versen
deutlich werden wird; aber weil Arjuna sie sehen wollte,
gab ihm der Herr die besondere Sicht, die notwendig ist,
um diese universale Form zu sehen.
Geweihte, die in rechter Weise durch eine transzendentale
Beziehung mit dem Herrn verbunden sind, werden durch
liebenswerte Merkmale angezogen, nicht durch eine
gottlose Entfaltung von Reichtümern. Die Spielkameraden
Krsnas, die Freunde Krsnas und die Eltern Krsnas wollen
nie, dass Krsna Seine Füllen offenbart. Sie sind so sehr von
reiner Liebe erfüllt, dass sie nicht einmal wissen, dass Krsna
die Höchste Persönlichkeit Gottes ist. In ihrem liebevollen

Austausch vergessen sie, dass Krsna der Höchste Herr ist.
Im Srimad-Bhagavatam heißt es, dass die Jungen, die mit
Krsna spielen, alle überaus fromme Seelen sind und dass sie
erst nach vielen, vielen Geburten die Eignung erwarben,
mit Krsna zu spielen. Diese Jungen wissen nicht, dass Krsna
die Höchste Persönlichkeit Gottes ist. Sie betrachten Ihn als
ihren Freund. Die Höchste Person wird von großen Weisen
als das unpersönliche Brahman angesehen, von den
Gottgeweihten als die Höchste Persönlichkeit Gottes und
von gewöhnlichen Menschen als ein Produkt der
materiellen Natur.
Eigentlich liegt dem Gottgeweihten nichts daran, die
visva-rupa oder die universale Form zu sehen; doch Arjuna
wollte sie sehen, um Krsnas Aussage zu erhärten, so dass in
der Zukunft die Menschen verstehen könnten, dass Sich
Krsna nicht nur theoretisch oder philosophisch als der
Höchste präsentierte, sondern Sich Arjuna tatsächlich als

solcher offenbarte. Arjuna muss dies bestätigen, denn mit
ihm beginnt das parampara-System. Diejenigen, die
tatsächlich daran interessiert sind, die Höchste
Persönlichkeit Gottes, Krsna, zu verstehen, und die den
Fußspuren Arjunas folgen, sollten verstehen, dass Sich
Krsna nicht nur theoretisch oder philosophisch als der
Höchste präsentierte, sondern Sich Arjuna tatsächlich als
der Höchste offenbarte.
Wie wir bereits erklärt haben, gab der Herr Arjuna die
notwendige Kraft, die universale Form zu sehen, weil Er
wusste, dass Arjuna sie nicht aus einem persönlichen Motiv
sehen wollte.

VERS 9
Sanjaya sagte: O König, mit diesen Worten offenbarte
der Höchste, der Herr aller mystischen Kraft, die
Persönlichkeit Gottes, Arjuna Seine universale Form.

VERS 10-11
Arjuna sah in dieser universalen Form unzählige
Münder und zahllose Augen. Das alles war
überwältigend. Die Form war mit göttlichem,
gleißendem Geschmeide geschmückt und in viele
Gewänder gehüllt. Herrliche Girlanden bekränzten den
Herrn, und Sein Körper war mit vielen wohlriechenden
Ölen gesalbt. Alles war prachtvoll und erweiterte sich
überallhin ins Grenzenlose. All das wurde von Arjuna
geschaut.
ERLÄUTERUNG
Diese beiden Verse deuten darauf hin, dass der Herr
unbegrenzt viele Hände, Münder, Beine usw. hat. Diese
Manifestationen sind überall im Universum verteilt und
kennen keine Grenzen. Durch die Gnade des Herrn konnte
Arjuna sie sehen, während er an einem Ort saß. Das war
allein der unbegreiflichen Kraft des Herrn zu verdanken.

VERS 12
Wenn Hunderttausende von Sonnen gleichzeitig in den
Himmel stiegen, kämen sie dem Glanz der Höchsten
Person in dieser universalen Form vielleicht gleich.
ERLÄUTERUNG
Was Arjuna sah, war unbeschreiblich; trotzdem versucht
Sanjaya, dem blinden Dhrtarastra eine Vorstellung von
dieser großen Offenbarung zu geben. Weder Sanjaya noch
Dhrtarastra waren auf dem Schlachtfeld zugegen, doch
Sanjaya konnte durch die Gnade Vyasas alle Geschehnisse
beobachten. Daher vergleicht er jetzt die Situation, soweit
sie überhaupt verstanden werden kann, mit einem
vorstellbaren Phänomen (nämlich mit Tausenden von
Sonnen).
VERS 13
Da konnte Arjuna in der universalen Form des Herrn
die grenzenlosen Erweiterungen des Universums sehen,
die sich alle an einem Ort befanden, obwohl es ihrer
viele, viele Tausende waren.
ERLÄUTERUNG
Das Wort tatra (dort) ist sehr bedeutsam. Es deutet darauf
hin, dass sowohl Arjuna als auch Krsna auf dem
Streitwagen saßen, als Arjuna die universale Form sah.
Andere auf dem Schlachtfeld konnten diese Form nicht
sehen, weil Krsna diese Sicht nur Arjuna gab. Arjuna
konnte im Körper Krsnas viele Tausende von Universen
sehen. Aus den vedischen Schriften erfahren wir, dass es
viele Universen und viele Planeten gibt. Einige von ihnen
bestehen aus Erde, einige aus Gold und andere aus
Juwelen; einige sind sehr groß, andere sind weniger groß,
usw. Während Arjuna auf seinem Streitwagen saß, konnte
er all diese Universen sehen. Aber niemand konnte
verstehen, was zwischen Arjuna und Krsna vorging.

VERS 14
Da Arjuna verwirrt und erstaunt war und seine Haare
sich sträubten, begann er mit gefalteten Händen zu
beten, während er dem Höchsten Herrn Ehrerbietungen
darbrachte.
ERLÄUTERUNG
Sobald die göttliche Offenbarung geschehen ist, ändert sich
das Verhältnis zwischen Krsna und Arjuna. Bisher beruhte
ihre Beziehung auf Freundschaft, doch nach der
Offenbarung bringt Arjuna mit großer Achtung
Ehrerbietungen dar und betet mit gefalteten Händen zu
Krsna. Er lobpreist die universale Form. Somit wird die
Beziehung zwischen Arjuna und Krsna eher zu einem
Verhältnis des Erstaunens als zu einem der Freundschaft.
Große Gottgeweihte sehen Krsna als das Behältnis aller
Beziehungen. In den Schriften werden zwölf grundlegende
Beziehungen erwähnt, und sie alle sind in Krsna zu finden.
Es wird gesagt, dass Er der Ozean aller Beziehungen ist, die
zwischen den Lebewesen, den Göttern oder dem Höchsten
Herrn und Seinen Geweihten ausgetauscht werden.
Es heißt, dass Arjuna von der Beziehung des Erstaunens
überwältigt war, und in diesem Erstaunen wurde er -
obwohl von Natur aus sehr nüchtern, besonnen und ruhig
- von Ekstase überwältigt, und seine Haare sträubten sich.
Mit gefalteten Händen begann er daher dem Höchsten
Herrn seine Ehrerbietungen zu erweisen. Selbstverständlich
hatte er keine Angst - doch er war von den Wundern des
Höchsten Herrn überwältigt. Die unmittelbare Folge ist
Erstaunen; seine natürliche liebende Freundschaft war von
Erstaunen überwältigt worden, und daher reagierte er auf
diese Weise.

VERS 15
Arjuna sprach: Mein lieber Sri Krsna, ich sehe in
Deinem Körper alle Halbgötter und verschiedene
andere Lebewesen versammelt. Ich sehe Brahma auf
der Lotosblume sitzen, und ich kann auch Siva sowie
viele Weise und göttliche Schlangen erkennen.
ERLÄUTERUNG
Arjuna sieht alles im Universum; folglich sieht er Brahma,
der das erste Geschöpf im Universum ist, und die göttliche
Schlange, auf der Garbhodakasayi Visnu in den unteren
Regionen des Universums liegt. Dieses Schlangenbett wird
Vasuki genannt. Arjuna kann von Garbhodakasayi Visnu
bis hinauf zum höchsten Bereich des Universums auf den
Lotos-Planeten sehen, auf dem Brahma, das erste Lebewesen
des Universums, residiert. Dies bedeutet, dass Arjuna
von Anfang bis Ende alles sehen konnte, während er an
einem Ort auf seinem Streitwagen saß. Das war durch die
Gnade Krsnas, des Höchsten Herrn, möglich.

VERS 16
O Herr des Universums, ich sehe in Deinem universalen
Körper zahllose Formen - Arme, Bäuche, Münder und
Augen -, die sich ins Grenzenlose ausdehnen. All dies
hat kein Ende, keinen Anfang und keine Mitte.
ERLÄUTERUNG
Krsna ist die Höchste Persönlichkeit Gottes, und Er ist
unbegrenzt; deshalb konnte durch Ihn alles gesehen
werden.

VERS 17


Der Anblick Deiner Form, die verschiedene Kronen,
Keulen und Räder schmücken, ist kaum zu ertragen, da
eine gleißende Ausstrahlung von ihr ausgeht, die feurig
und unermesslich ist wie die Sonne.

VERS 18
Du bist das höchste, ursprüngliche Ziel; Du bist der
Vortrefflichste in allen Universen; Du bist
unerschöpflich, und Du bist der Älteste; Du bist der
Erhalter der Religion, die ewige Persönlichkeit Gottes.

VERS 19
Du bist der Ursprung ohne Anfang, Mitte oder Ende.
Du hast zahllose Arme, und die Sonne und der Mond
gehören zu Deinen großen, unbegrenzten Augen. Durch
Deinen strahlenden Glanz erhitzt Du das gesamte
Universum.
ERLÄUTERUNG
Dem Ausmaß der sechs Reichtümer der Höchsten
Persönlichkeit Gottes sind keine Grenzen gesetzt. Hier und
an vielen anderen Stellen findet man eine Wiederholung,
aber den Schriften gemäß ist die Wiederholung der
Herrlichkeit Krsnas keine literarische Schwäche. Es heißt,
dass bei Verwirrung, Erstaunen oder großer Ekstase
Aussagen immer wieder wiederholt werden. Das ist kein
Fehler.

VERS 20
Obwohl Du Einer bist, bist Du überall im Himmel, auf
den Planeten und im Raum dazwischen verbreitet. O
Erhabener, während ich diese schreckliche Form
betrachte, sehe ich, dass die Bewohner aller
Planetensysteme bestürzt sind.
ERLÄUTERUNG
Dyav-apçthivyoh (der Raum zwischen Himmel und Erde)
und lokatrayam (die drei Welten) sind bedeutsame Worte in
diesem Vers, da anscheinend nicht nur Arjuna die
universale Form des Herrn sah, sondern auch andere auf
anderen Planetensystemen. Die Erscheinung war kein
Traum. Alle, die spirituell wach waren und die göttliche
Sicht besaßen, sahen diese Form.

VERS 21
Alle Halbgötter ergeben sich Dir und gehen in Dich ein.
Sie fürchten sich sehr und singen mit gefalteten Händen
vedische Hymnen.
ERLÄUTERUNG
Die Halbgötter auf allen Planetensystemem fürchteten sich
vor der angsteinflößenden Manifestation der universalen
Form und ihrer leuchtenden Ausstrahlung und beteten
deshalb um Schutz.

VERS 22
Die verschiedenen Manifestationen Sivas, die Adityas,
die Vasus, die Sadhyas, die Vièvadevas, die beiden
Asvins, die Maruts, die Vorväter sowie die Gandharvas,
die Yaksas, die Asuras und alle vollkommenen
Halbgötter betrachten Dich mit Erstaunen.

VERS 23
O Starkarmiger, alle Planeten mit ihren Halbgöttern
sind bestürzt beim Anblick Deiner vielen Gesichter,
Augen, Arme, Bäuche, Beine und Deiner fürchterlichen
Zähne. Und wie sie, so bin auch ich verwirrt.

VERS 24
O alldurchdringender Visnu, ich kann meinen
Gleichmut nicht länger bewahren. Wenn ich sehe, wie
Deine leuchtenden Farben den Himmel bedecken, und
wenn ich Deine Augen und Münder betrachte,
überkommt mich Angst.

VERS 25
O Herr aller Herren, o Zuflucht der Welten, bitte sei
mir gnädig. Ich kann meinen Gleichmut nicht
bewahren, wenn ich Deine lodernden, todähnlichen
Gesichter und Deine fürchterlichen Zähne sehe. Ich bin
völlig verwirrt.

VERS 26-27
Alle Söhne Dhrtarastra s stürzen zusammen mit ihren
verbündeten Königen sowie Bhisma, Drona und Karna
und all unseren Soldaten in Deine Münder, wo ihre
Köpfe von Deinen furchterregenden Zähnen
zerschmettert werden. Und ich sehe, dass einige
zwischen Deinen Zähnen auch zermalmt werden.
ERLÄUTERUNG
In einem früheren Vers versprach der Herr, Arjuna Dinge
zu zeigen, die ihn sehr interessieren würden. Jetzt sieht
Arjuna, dass die Führer der Gegenseite (Bhisma, Drona,
Karna und alle Söhne Dhrtarastras) zusammen mit ihren
und auch seinen eigenen Soldaten vernichtet werden. Das
deutet darauf hin, dass Arjuna, trotz schwerer Verluste auf
beiden Seiten, siegreich aus der Schlacht hervorgehen wird.
Es wird hier ebenfalls erwähnt, dass auch Bhisma, der als
unbesiegbar gilt, erschlagen werden wird. Das gleiche gilt
für Karna. Es werden nicht nur die großen Krieger der
Gegenseite, wie Bhisma, erschlagen werden, sondern auch
einige der mächtigen Krieger auf Arjunas Seite.

VERS 28
Wie sich die Flüsse ins Meer ergießen, so stürzen all
diese großen Krieger in Deine lodernden Münder und
vergehen.

VERS 29
Ich sehe alle Menschen mit rasender Geschwindigkeit in
Deine Münder stürzen, so wie Motten in ein loderndes
Feuer jagen.

VERS 30
O Visnu, ich sehe, wie Du alle Menschen mit Deinen
flammenden Mündern verschlingst und das Universum
mit Deinen unermesslichen Strahlen erfüllst. Indem Du
die Welten versengst, bist Du offenbar.

VERS 31
O Herr der Herren, schreckliche Gestalt, bitte sage mir,
wer Du bist. Ich erweise Dir meine Ehrerbietungen,
bitte sei mir gnädig. Ich weiß nicht, was Deine Mission
ist, und ich möchte davon hören.

VERS 32
Der Segenspendende Herr sprach: Zeit bin Ich, die
Zerstörerin der Welten, und Ich bin gekommen, um alle
Menschen zu beschäftigen. Außer euch [den Pandavas]
werden alle Soldaten hier auf beiden Seiten erschlagen
werden.
ERLÄUTERUNG
Obwohl Arjuna wusste, dass Krsna sein Freund und die
Höchste Persönlichkeit Gottes war, verwirrten ihn die
verschiedenen Formen, die Krsna offenbarte. Deshalb
stellte er noch weitere Fragen nach der eigentlichen
Mission dieser zerstörenden Kraft. In den Veden steht
geschrieben, dass die Höchste Wahrheit alles, selbst
Brahma, zerstört:
"Letztlich werden alle brahmanas, ksatriyas und alle
anderen vom Höchsten verschlungen."
Diese Form des Höchsten Herrn ist ein
alles-verschlingender Gigant, und Krsna zeigt Sich hier in
dieser Form der allesverschlingenden Zeit. Außer ein paar
Pandavas sollte jeder, der auf dem Schlachtfeld anwesend
war, von Ihm verschlungen werden.
Arjuna befürwortete den Kampf nicht, und so hielt er es für
besser, nicht zu kämpfen; dann gäbe es keine Enttäuschung.
Als Antwort sagt der Herr, dass selbst dann, wenn Arjuna
nicht kämpfte, jeder vernichtet werden würde, da dies Sein
Plan sei. Wenn er aufhörte zu kämpfen, würden sie auf
andere Weise sterben. Ihr Tod könne nicht aufgehalten
werden, auch wenn Arjuna nicht kämpfe. In der Tat waren
sie bereits tot. Zeit ist Zerstörung, und allen
Manifestationen ist es durch den Wunsch des Höchsten
Herrn bestimmt zu vergehen. Das ist das Gesetz der Natur.

VERS 33
Darum erhebe dich, und rüste dich zum Kampf.
Nachdem du deine Feinde besiegt hast, wirst du dich
eines blühenden Königreiches erfreuen. Durch Meinen
Willen sind sie bereits dem Tod geweiht, und du, o
Savyasacin, kannst in diesem Kampf nur ein Werkzeug
sein.
ERLÄUTERUNG
Savyasacin bezieht sich auf jemand, der auf dem
Schlachtfeld sehr gut mit Pfeilen umgehen kann; deshalb
wird Arjuna als kundiger Krieger angeredet, der fähig ist,
seine Feinde mit Pfeilen zu töten. "Werde einfach ein
Werkzeug", nimitta-matram. Auch dieses Wort ist sehr
bedeutsam. Die ganze Welt bewegt sich nach dem Plan der
Höchsten Persönlichkeit Gottes. Törichte Menschen, die
kein ausreichendes Wissen haben, denken, die Natur arbeite
ohne Plan und alle Manifestationen seien nichts als
zufällige Gebilde. Es gibt viele sogenannte Wissenschaftler,
die vermuten, dass es "vielleicht so war" oder "eventuell so
sein könnte", aber von "vielleicht" oder "eventuell" kann
keine Rede sein. Die gesamte materielle Welt läuft nach
einem bestimmten Plan ab. Und wie sieht dieser Plan aus?
Die kosmische Manifestation ist für die bedingten Seelen
eine Möglichkeit, nach Hause, zu Gott, zurückzukehren.
Solange sie die Neigung haben, den Herrn zu spielen, und
deshalb versuchen, die materielle Natur zu beherrschen,
sind sie bedingt. Doch jeder, der den Plan des Höchsten
Herrn verstehen und Krsna-Bewusstsein kultivieren kann,
ist überaus intelligent. Schöpfung und Zerstörung der
kosmischen Manifestation finden unter der höheren
Führung Gottes statt. Daher wurde die Schlacht von
Kuruksetra nach Gottes Plan gekämpft. Arjuna weigerte
sich zu kämpfen, doch ihm wurde gesagt, er solle kämpfen
und zur gleichen Zeit nach dem Höchsten Herrn begehren.
Dann würde er glücklich sein. Wenn man völlig
Krsna-bewusst ist und sein Leben dem transzendentalen
Dienst des Herrn geweiht hat, ist man vollkommen.

VERS 34
Der Segenspendende Herr sprach: Alle großen Krieger
- Drona, Bhisma, Jayadratha und Karna - sind
bereits vernichtet. Kämpfe nur, und du wirst deine
Feinde besiegen.
ERLÄUTERUNG
Jeder Plan wird vom Herrn, von der Höchsten
Persönlichkeit Gottes, entworfen, doch der Herr ist so gütig
und barmherzig zu Seinen Geweihten, dass Er das Verdienst
Seinen Geweihten zukommen lassen möchte, die Seinen
Plan nach Seinem Wunsch ausführen. Das Leben sollte
daher in solcher Weise gestaltet werden, dass jeder im
Krsna-Bewusstsein handelt und die Höchste Persönlichkeit
Gottes durch das Medium eines spirituellen Meisters
versteht. Die Pläne der Höchsten Persönlichkeit Gottes
versteht man durch Ihre Barmherzigkeit, und die Pläne der
Gottgeweihten sind so gut wie die Pläne des Herrn. Man
sollte solchen Plänen folgen und aus dem Kampf ums
Dasein siegreich hervorgehen.

VERS 35
Sanjaya sagte zu Dhrtarastra : O König, nachdem
Arjuna diese Worte von der Höchsten Persönlichkeit
Gottes vernommen hatte, erbebte er und brachte
ehrfürchtig, mit gefalteten Händen, Ehrerbietungen dar
und begann stockend wie folgt zu sprechen:
ERLÄUTERUNG
Wie wir bereits erklärt haben, verwirrte und erstaunte
Arjuna die Situation, die durch die universale Form des
Herrn geschaffen wurde. Er brachte daher Krsna immer
wieder seine achtungsvollen Ehrerbietungen dar und
begann, nicht als Freund, sondern als ein von Erstaunen


überwältigter Geweihter, mit bebender Stimme zu beten.

VERS 36
Arjuna sprach: O Hrsikesa, die Welt wird von Freude
erfüllt, wenn sie Deinen Namen hört, und so wird jeder
zu Dir hingezogen. Während die vervollkommneten
Wesen Dir ihre achtungsvollen Ehrerbietungen erweisen,
fürchten sich die Dämonen und fliehen nach allen
Seiten. All das geschieht mit Recht.
ERLÄUTERUNG
Nachdem Arjuna von Krsna über den Ausgang der Schlacht
von Kuruksetra gehört hatte, wurde er zu einem
erleuchteten Geweihten des Höchsten Herrn. Er gestand zu,
dass alles, was von Krsna getan wird, richtig ist. Arjuna
bestätigte, dass Krsna der Erhalter und das Ziel der
Verehrung für die Gottgeweihten und der Vernichter der
unerwünschten Elemente ist. Seine Handlungen sind für
alle gleichermaßen gut. Arjuna begriff, dass gegen Ende der
Schlacht von Kuruksetra viele Halbgötter, siddhas und die
gebildete Oberschicht der höheren Planeten zugegen sein
und den Kampf beobachten würden, weil Krsna dabei war.
Als Arjuna die universale Form des Herrn sah, hatten die
Halbgötter ihre Freude an ihr, wohingegen die Dämonen
und Atheisten es nicht ertragen konnten, dass der Herr
gepriesen wurde. Aus ihrer natürlichen Furcht vor der
vernichtenden Form der Höchsten Persönlichkeit Gottes
ergriffen sie die ßucht. Arjuna rühmt die Art und Weise,
wie Krsna die Gottgeweihten und die Atheisten behandelt.
Ein Gottgeweihter lobpreist den Herrn immer, denn er
weiß, dass alles, was der Herr tut, für alle gut ist.

VERS 37
O Erhabener, der Du selbst über Brahma stehst, Du bist
der ursprüngliche Meister. Warum sollten sie Dir nicht
ihre Ehrerbietungen erweisen, o Grenzenloser? O
Zuflucht des Universums, Du bist die unüberwindliche
Quelle, die Ursache aller Ursachen, transzendental zur
materiellen Manifestation.
ERLÄUTERUNG
Indem Arjuna diese Ehrerbietungen darbringt, deutet er an,
dass Krsna für jeden verehrenswert ist. Krsna ist
alldurchdringend, und Er ist die Seele jeder Seele. Arjuna
bezeichnet Krsna als mahatma, was bedeutet, dass Krsna
überaus großmütig und unbegrenzt ist. Ananta besagt, dass
es nichts gibt, was nicht vom Einfluss und der Energie des
Höchsten Herrn erfasst ist, und devesa bedeutet, dass Er alle
Halbgötter beherrscht und über ihnen steht. Er ist der
Mittelpunkt des ganzen Universums. Arjuna dachte auch,
dass es angemessen sei, dass alle vollkommenen Lebewesen
und mächtigen Halbgötter dem Herrn ihre achtungsvollen
Ehrerbietungen darbringen, da niemand größer ist als Er. Er
erwähnt besonders, dass Krsna größer ist als Brahma, da
Brahma von Ihm erschaffen wurde. Brahma ist aus dem
Lotosstengel geboren, der aus dem Nabel Garbhodakasayi
Visnus, Krsnas vollständiger Erweiterung, wächst; deshalb
müssen Brahma und der von ihm geborene Siva und alle
anderen Halbgötter dem Herrn ihre achtungsvollen
Ehrerbietungen erweisen. Der Herr wird also von Siva,
Brahma und ähnlichen anderen Halbgöttern geachtet. Das
Wort aksaram ist sehr bedeutsam, da zwar die materielle
Schöpfung der Zerstörung ausgesetzt ist, der Herr jedoch
über der materiellen Schöpfung steht. Er ist die Ursache
aller Ursachen, und somit steht Er sowohl über allen
bedingten Seelen in der materiellen Welt als auch über der
materiellen kosmischen Manifestation selbst. Er ist daher
der über alles erhabene Höchste.

VERS 38
Du bist die ursprüngliche Persönlichkeit, der Höchste
Gott. Du bist die einzige Zuflucht der manifestierten
kosmischen Welt. Du weißt alles, und Du bist alles, was
zu erkennen ist. Du stehst über den materiellen
Erscheinungsweisen. O grenzenlose Form, die gesamte
kosmische Manifestation wird von Dir durchdrungen.
ERLÄUTERUNG
Alles ruht auf dem Herrn, der Höchsten Persönlichkeit
Gottes; deshalb ist Er der endgültige Ruheort. Nidhanam
bedeutet, dass alles, selbst die Brahman-Ausstrahlung, auf
der Höchsten Persönlichkeit Gottes, Krsna, ruht. Er weiß
alles, was in dieser Welt geschieht, und falls Wissen
irgendein Ende hat, so ist Er das Ende allen Wissens; daher
ist Er der Kenner und derjenige, der zu erkennen ist. Er ist
das Ziel des Wissens, da Er alldurchdringend ist. Weil Er
die Ursache in der spirituellen Welt ist, ist Er
transzendental, und Er ist auch die führende Persönlichkeit
in der transzendentalen Welt.

VERS 39
Du bist Luft, Feuer, Wasser, und Du bist der Mond. Du
bist der höchste Herrscher und der Großvater. Daher
erweise ich Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen
tausendmal und nochmals und immer wieder.
ERLÄUTERUNG
Hier wird der Herr als Luft angesprochen, denn die Luft ist
die wichtigste Repräsentation aller Halbgötter, da sie
alldurchdringend ist. Arjuna spricht Krsna auch als
Großvater an, weil Krsna der Vater Brahmas, des ersten
Lebewesens im Universum, ist.

VERS 40
O ungebundene Kraft, ich erweise Dir von vorne, von
hinten und von allen Seiten Ehrerbietungen. Du bist der
Herr unbegrenzter Macht! Du bist alldurchdringend,
und daher bist Du alles!
ERLÄUTERUNG
Aus liebender Ekstase erweist Arjuna seinem Freund Krsna
von allen Seiten seine Ehrerbietungen. Er akzeptiert, dass Er
der Herr aller Kräfte und aller Macht ist und dass Er allen
großen Kriegern, die auf dem Schlachtfeld versammelt
sind, weit überlegen ist. Im Visnu Purana heißt es:
"Wer immer vor Dich tritt - selbst wenn es ein Halbgott
ist -, wurde von Dir erschaffen, o Höchste Persönlichkeit
Gottes."

VERS 41-42
Ohne Deine Herrlichkeit zu kennen, habe ich Dich in
der Vergangenheit mit „o Krsnaì, „o Yadavaì, „o mein
Freund“ angeredet. Bitte vergib mir, was immer ich aus
Torheit oder Liebe getan haben mag. Ich habe Dich
viele Male missachtet, während wir uns ausruhten oder
auf dem gleichen Bett lagen oder zusammen speisten,
manchmal allein und manchmal vor vielen Freunden.
Bitte verzeih mir all meine Vergehen.
ERLÄUTERUNG
Obwohl Krsna in Seiner universalen Form vor Arjuna
manifestiert ist, erinnert sich Arjuna an seine
freundschaftliche Beziehung zu Krsna und bittet Ihn daher
um Vergebung für seine vielen ungezwungenen Gesten, die
aus Freundschaft entstanden waren. Er gesteht ein, dass er
früher nicht gewusst habe, dass Krsna solch eine universale
Form annehmen kann, obwohl Krsna ihm dies als sein
vertrauter Freund erklärt hatte. Arjuna wusste nicht, wie oft
er Ihn missachtet haben mochte, als er Ihn, ohne Seine
Füllen zu bedenken, mit "o mein Freund, o Krsna, o
Yadava" anredete. Aber Krsna ist so gütig und barmherzig,
dass Er trotz solcher Füllen mit Arjuna als einem Freund
spielte. Das ist der transzendentale liebevolle Austausch
zwischen dem Gottgeweihten und dem Herrn. Die
Beziehung zwischen dem Lebewesen und Krsna steht ewig
fest, und wie wir aus dem Verhalten Arjunas ersehen
können, kann sie nicht vergessen werden. Obwohl Arjuna
die Füllen Krsnas in der universalen Form gesehen hatte,
konnte er seine freundschaftliche Beziehung zu Krsna nicht
vergessen.

VERS 43
Du bist der Vater dieser gesamten kosmischen
Manifestation, der Herr, dem alle Verehrung gebührt,
der spirituelle Meister. Niemand kommt Dir gleich, und
niemand kann eins mit Dir sein. Innerhalb der drei
Welten gibt es niemand, der Dich ermessen kann.
ERLÄUTERUNG
Sri Krsna, der Herr, ist verehrenswert, so wie ein Vater für
seinen Sohn verehrenswert ist. Er ist der spirituelle Meister,
weil Er ursprünglich Brahma die vedischen
Unterweisungen lehrte, und gegenwärtig unterrichtet Er


Arjuna in der Bhagavad-Gita; deshalb ist Er der
ursprüngliche spirituelle Meister, und jeder echte spiritudle
Meister der heutigen Zeit muss ein Nachkomme in der von
Krsna stammenden Schülernachfolge sein. Ohne ein
Repräsentant Krsnas zu sein, kann man kein spiritueller
Meister oder Lehrer transzendentaler Thematik werden.
Dem Herrn werden in jeder Hinsicht Ehrerbietungen
dargebracht. Er ist von unermesslicher Größe. Niemand
kann größer sein als die Höchste Persönlichkeit Gottes,
Krsna, denn es gibt niemanden innerhalb aller
Manifestationen - ob spirituell oder materiell -, der
Krsna gleichkommt oder größer ist als Er. Jeder ist Ihm
untergeordnet. Niemand kann Ihn übertreffen.
Der Höchste Herr Sri Krsna hat, ähnlich wie ein
gewöhnlicher Mensch, Sinne und einen Körper, doch für
Ihn besteht kein Unterschied zwischen Seinen Sinnen,
Seinem Körper, Seinem Geist und Ihm Selbst. Törichte
Menschen, die Krsna nicht vollkommen kennen,
behaupten, Er sei von Seiner Seele, Seinem Geist, Seinem
Herzen und allem anderen verschieden, doch Krsna ist
absolut, und deshalb sind Seine Taten und Kräfte
unvergleichlich und erhaben. Es heißt auch, dass Seine
Sinne nicht wie die unseren sind. Er kann alle
Sinnestätigkeiten ausführen, und daher sind Seine Sinne
weder unvollkommen noch begrenzt. Niemand kann größer
sein als Er, niemand kann Ihm gleichkommen, und jeder ist
geringer als Er.
Wer immer Seinen transzendentalen Körper, Sein
transzendentales Tun und Seine transzendentale
Vollkommenheit kennt, kehrt nach Verlassen seines
Körpers zu Ihm zurück und kommt nicht wieder in diese
leidvolle Welt. Man sollte daher wissen, dass Krsnas
Tätigkeiten von denen anderer Lebewesen verschieden
sind. Das beste ist, den Prinzipien Krsnas zu folgen; das
wird einen zur Vollkommenheit führen. Es steht auch
geschrieben, dass niemand Krsnas Meister ist; jeder ist Sein
Diener. Nur Krsna ist Gott; jeder andere ist Diener. Jeder
fügt sich Seiner Anordnung. Es gibt niemand, der sich
Seiner Anordnung widersetzen kann. Jeder handelt nach
Seiner Weisung, da er unter Seiner Oberaufsicht steht. Wie
es in der Brahma-samhita (5.1) heißt, ist Er die Ursache
aller Ursachen.

VERS 44
Du bist der Höchste Herr, der von jedem Lebewesen zu
verehren ist. Daher falle ich nieder, um Dir meine
Ehrerbietungen zu erweisen und Deine Barmherzigkeit
zu erflehen. Bitte, übersieh die Kränkungen, die ich Dir
zugefügt haben mag, und dulde mich wie ein Vater
seinen Sohn, ein Freund seinen Freund oder ein
Liebender seine Geliebte.
ERLÄUTERUNG
Krsnas Geweihte sind mit Krsna in verschiedenen
Beziehungen verbunden. Man mag Krsna als seinen Sohn
behandeln, oder man mag Krsna als seinen Gemahl, als
Freund, als Meister usw. behandeln. Krsna und Arjuna sind
durch Freundschaft miteinander verbunden. Wie der Vater
oder der Ehemann oder der Meister duldsam ist, so ist auch
Krsna duldsam.

VERS 45
Nachdem ich diese universale Form geschaut habe, die
ich niemals zuvor sah, bin ich von Glück erfüllt; doch
zur gleichen Zeit bin ich aus Furcht verwirrt. Sei mir
daher bitte gnädig, und offenbare wieder Deine Gestalt
als die Persönlichkeit Gottes, o Herr der Herren, o
Zuflucht des Universums.
ERLÄUTERUNG
Arjuna hat immer Vertrauen zu Krsna, weil er dessen
inniger Freund und deshalb über den Reichtum seines
Freundes beglückt ist. Arjuna bereitet es große Freude zu
sehen, dass sein Freund, Krsna, die Höchste Persönlichkeit
Gottes ist und solch eine wunderbare universale Form
zeigen kann. Nachdem er diese universale Form gesehen
hat, befürchtet er jedoch zur gleichen Zeit, aus
unverfälschter Freundschaft viele Vergehen gegen Krsna
begangen zu haben. Folglich ist er aus Furcht verwirrt,
wenngleich er keinen Grund hatte, etwas zu befürchten. Arjuna
bittet Krsna daher, Seine Narayana-Form zu zeigen, da
der Herr jede beliebige Form annehmen kann. Die
universale Form ist materiell und ebenso zeitweilig wie die
materielle Welt; doch auf den Vaikuntha-Planeten hält Sich
Krsna in Seiner vierhändigen transzendentalen Gestalt als
Narayana auf. Es gibt unzählige Planeten im spirituellen
Himmel, und auf jedem dieser Planeten ist Krsna durch
Seine vollständigen Manifestationen, die verschiedene
Namen tragen, gegenwärtig. Arjuna wollte also eine der
Formen sehen, die auf den Vaikuntha-Planeten manifestiert
sind. Natürlich ist auf jedem Vaikuntha-Planeten die
Gestalt Narayanas vierhändig, und die vier Hände halten
verschiedene Symbole, nämlich Muschelhorn, Keule, Lotos
und Feuerrad. Entsprechend den verschiedenen Händen, in
denen diese Symbole gehalten werden, tragen die
Narayanas verschiedene Namen. All diese Formen sind für
Krsna eins; daher bittet Arjuna, Seine vierhändige
Erscheinung sehen zu dürfen.

VERS 46
O universaler Herr, ich möchte Dich in Deiner
vierarmigen Gestalt sehen, mit behelmtem Haupt und
mit Keule, Rad, Muschel und Lotosblüte in Deinen
Händen. Ich sehne mich danach, Dich in dieser Form zu
sehen.
ERLÄUTERUNG
In der Brahma-samhita wird gesagt, dass der Herr ewig in
Hunderttausenden von Formen manifestiert ist, von denen
Formen wie Rama, Nrsimha, Narayana, usw. die
wichtigsten sind. Es gibt unzählige Formen. Arjuna aber
wusste, dass Krsna die ursprüngliche Persönlichkeit Gottes
ist und dass Er jetzt Seine zeitweilige universale Form
angenommen hatte. Er bittet nun darum, die Gestalt
Narayanas, eine spirituelle Form, sehen zu dürfen. Dieser
Vers erhärtet ohne jeden Zweifel die Aussage des
Srimad-Bhagavatam, dass Krsna die ursprüngliche
Persönlichkeit Gottes ist und dass alle anderen Aspekte von
Ihm ausgehen. Er ist nicht verschieden von Seinen
vollständigen Erweiterungen, und in jeder Seiner zahllosen
Formen ist Er Gott. In all diesen Formen ist Er von
jugendlichem Alter und von blühender Schönheit. Das ist
das beständige Kennzeichen der Höchsten Persönlichkeit
Gottes. Wer Krsna kennt, wird sogleich von aller
Verunreinigung der materiellen Welt frei.

VERS 47
Der Segenspendende Herr sprach: Mein lieber Arjuna,
mit Freude zeige Ich dir diese universale Form in der
materiellen Welt durch Meine innere Kraft. Niemand
vor dir hat jemals diese unbegrenzte und gleißende
Form gesehen.
ERLÄUTERUNG
Arjuna hatte den Wunsch, die universale Form des
Höchsten Herrn zu sehen, und aus Barmherzigkeit mit
Seinem Geweihten Arjuna zeigte Sri Krsna Seine von
Glanz und Reichtum erfüllte universale Form. Diese Form
war gleißend wie die Sonne, und ihre vielen Gesichter
wechselten rasch. Krsna zeigte diese Form nur, um den
Wunsch Seines Freundes Arjuna zu erfüllen. Diese Form
wurde von Krsna durch Seine innere Energie manifestiert,
die durch menschliche Spekulation nicht erfasst werden
kann. Niemand vor Arjuna hatte die universale Form des
Herrn gesehen, doch weil diese Form Arjuna gezeigt
wurde, konnte sie auch von anderen Gottgeweihten auf den
himmlischen Planeten und auf anderen Planeten im Weltall
gesehen werden. Sie hatten sie niemals zuvor erblickt, aber
weil Arjuna sie sehen konnte, waren auch sie fähig, sie zu
betrachten. Mit anderen Worten: Alle Geweihten des Herrn
konnten die universale Form sehen, die Arjuna durch
Krsnas Barmherzigkeit gezeigt wurde. Jemand
kommentierte, diese Form sei auch Duryodhana gezeigt
worden, als Krsna zu ihm ging, um Frieden zu schließen.
Unglücklicherweise nahm Duryodhana das
Friedensangebot nicht an, aber bei dieser Gelegenheit
manifestierte Krsna einige Seiner universalen Formen.
Diese Formen sind indes verschieden von der, die Arjuna
gezeigt wurde. Es wird klar gesagt, dass niemand jemals
zuvor diese Form gesehen hat.

VERS 48
O bester der Kuru-Krieger, niemand vor dir hat jemals
diese Meine universale Form gesehen, denn sie kann
weder durch das Studium der Veden noch durch
Opferdarbringungen, noch durch Wohltätigkeiten oder
ähnliche Werke gesehen werden. Du allein hast sie
gesehen.
ERLÄUTERUNG
Die göttliche Sicht, von der hier gesprochen wird, sollte
richtig verstanden werden. Wer kann die göttliche Sicht
haben? Göttlich bedeutet fromm. Solange man nicht den
Status der Göttlichkeit eines Halbgottes erreicht, kann man
keine göttliche Sicht haben. Und was ist ein Halbgott? In
den vedischen Schriften heißt es, dass die Geweihten Visnus
Halbgötter sind. Die Atheisten, dass heißt diejenigen, die
nicht an Visnu glauben oder nur den unpersönlichen Aspekt
Krsnas als das Höchste anerkennen, können keine göttliche
Sicht haben. Es ist nicht möglich, Krsna herabzusetzen und
zugleich die göttliche Sicht zu haben. Man kann nicht die
göttliche Sicht haben, ohne göttlich zu werden. Mit anderen
Worten: Diejenigen, die mit göttlicher Sicht sehen, können
ebenfalls wie Arjuna sehen.
In der Bhagavad-Gita finden wir die Beschreibung der
universalen Form, und diese Beschreibung war vor Arjuna
niemandem bekannt. Nach diesem Ereignis nun kann man
sich eine ungefähre Vorstellung von der visva-rupa
machen, und diejenigen, die wahrhaft von göttlichem
Wesen sind, können die universale Form des Herrn sogar
sehen. Man kann jedoch nicht göttlich sein, ohne ein reiner
Geweihter Krsnas zu sein. Die Gottgeweihten aber, die
tatsächlich von göttlichem Wesen sind und göttliche Sicht
haben, sind nicht sehr daran interessiert, die universale
Form des Herrn zu sehen. Wie im vorangegangenen Vers
erklärt wurde, hatte Arjuna den Wunsch, die vierhändige
Form Sri Krsnas als Visnu zu sehen, denn er fürchtete sich
vor der universalen Form.
In diesem Vers gibt es einige bedeutsame Worte, wie zum
Beispiel vedaya-yajnadhya-yanaih, die sich auf das Studium
vedischer Schriften und die Regeln für Opfer beziehen.
Veda bezieht sich auf alle Arten vedischer Literatur wie die
vier Veden (Rg, Yajur, Sama und Atharva), die achtzehn
Puranas, die Upanisaden und das Vedanta-sutra. Man
kann diese Schriften zu Hause oder irgendwo anders
studieren. In ähnlicher Weise gibt es auch sutras, wie zum
Beispiel Kalpa-sutras und Mimamsa-sutras, mit deren Hilfe
man den Vorgang des Opferns studieren kann. Danaih
bezieht sich auf Gaben, die einer würdigen Gruppe von
Menschen gegeben werden, wie zum Beispiel den
brahmanas und Vaisnavas, die im transzendentalen
liebevollen Dienst des Herrn tätig sind. Fromme Werke
beziehen sich auf das agnihotra usw., das heißt auf jene
Pflichten, die den verschiedenen Kasten vorgeschrieben
sind. Fromme Werke und die freiwillige Annahme
körperlicher Unbequemlichkeiten wird tapasya genannt.
Ein Mensch kann nun all diese Methoden anwenden - er
kann körperliche Bußen auf sich nehmen, Spenden geben,
die Veden studieren usw. -, doch solange er kein
Gottgeweihter wie Arjuna ist, ist es ihm nicht möglich, die
universale Form des Herrn zu sehen. Die
Unpersönlichkeitsanhänger bilden sich ebenfalls ein, die
universale Form des Herrn zu sehen, doch aus der
Bhagavad-Gita verstehen wir, dass die
Unpersönlichkeitsanhänger keine Gottgeweihten sind;
daher sind sie unfähig, die universale Form des Herrn zu
sehen.
Es gibt viele Menschen, die Inkarnationen erfinden. Sie
erklären fälschlich einen gewöhnlichen Menschen für eine
Inkarnation. Aber all das ist Torheit. Wir sollten uns an die
Prinzipien der Bhagavad-Gita halten; sonst ist es nicht
möglich, vollkommenes spirituelles Wissen zu empfangen.
Obwohl die Bhagavad-Gita als die Anfangsstudie der
Wissenschaft von Gott gilt, ist sie dennoch so vollkommen,
dass man unterscheiden kann, was was ist. Die Anhänger
einer Pseudo-Inkarnation mögen sagen, dass sie ebenfalls
die transzendentale Inkarnation Gottes, die universale
Form, gesehen hätten, doch solch eine Behauptung kann
man nicht akzeptieren, da es hier klar heißt, dass man die
universale Form Gottes nicht sehen kann, solange man
nicht ein Geweihter Krsnas wird. Zuerst muss man also ein
reiner Geweihter Krsnas werden; dann kann man
behaupten, dass es die universale Form gewesen sei, die
man gesehen habe. Ein Gottgeweihter kann falsche
Inkarnationen oder die Anhänger falscher Inkarnationen
nicht akzeptieren.

VERS 49
Dein Geist ist durch den Anblick dieser Meiner
entsetzlichen Erscheinung verwirrt worden. Es soll nun
genug sein. Mein Geweihter, sei frei von aller
Verwirrung. Mit friedvollem Geist kannst du jetzt die
Gestalt sehen, nach der du dich sehnst.
ERLÄUTERUNG
Am Anfang der Bhagavad-Gita quälte Arjuna der Gedanke,
Bhisma und Drona (seinen ehrwürdigen Großvater und
seinen Lehrer) töten zu müssen. Aber Krsna sagte, er
brauche sich nicht davor zu fürchten, seinen Großvater zu
töten. Als man versuchte, Draupadi in der Versammlung
der großen Generäle zu entkleiden, schwiegen Bhisma und
Drona, und für solche Vernachlässigung der Pflicht sollten
sie getötet werden. Krsna zeigte Arjuna Seine universale
Form, um ihm zu zeigen, dass diese Leute für ihre
gesetzeswidrigen Handlungen bereits getötet worden
waren. Diese Szene wurde Arjuna gezeigt, weil
Gottgeweihte immer friedlich sind und solch fürchterliche
Handlungen nicht ausführen können. Der Zweck der
Offenbarung der universalen Form war erfüllt worden; jetzt
wollte Arjuna die vierarmige Form sehen, und Krsna zeigte
sie ihm. Ein Gottgeweihter ist an der universalen Form
nicht sehr interessiert, da es nicht möglich ist, mit ihr
liebevolle Gefühle auszutauschen. Ein Gottgeweihter
möchte seine achtungsvollen, verehrenden Gefühle
darbringen, und deshalb möchte er die zweihändige oder
vierhändige Gestalt Krsnas sehen, damit im
hingebungsvollen Dienst zwischen ihm und der Höchsten
Persönlichkeit Gottes ein liebevoller Austausch stattfinden
kann.

VERS 50
Sanjaya sagte zu Dhrtarastra : Während Krsna, die
Höchste Persönlichkeit Gottes, so zu Arjuna sprach,
offenbarte Er Seine wirkliche, vierarmige Form und
zeigte ihm schließlich Seine zweiarmige Gestalt, um so
den furchtsamen Arjuna zu ermutigen.
ERLÄUTERUNG
Als Krsna als der Sohn Vasudevas und Devakis erschien,
erschien Er zunächst als vierarmiger Narayana; doch auf
Bitten Seiner Eltern verwandelte Er Sich dem Aussehen
nach in ein gewöhnliches Kind. In ähnlicher Weise wusste
Krsna, dass Arjuna nicht daran interessiert war, eine
vierhändige Form Krsnas zu sehen; aber weil er darum bat,
die vierhändige Form zu sehen, zeigte der Herr ihm auch
diese Form und offenbarte Sich dann in Seiner
zweihändigen Gestalt. Das Wort saumya-vapuh ist von
großer Bedeutung. Die saumya-vapu ist eine
außerordentlich schöne Gestalt; sie gilt als die schönste
Gestalt. Als Krsna gegenwärtig war, wurde jeder schon
allein von Seiner Gestalt angezogen, und weil Krsna der
Herrscher des Universums ist, verbannte Er die Furcht
Arjunas, Seines Geweihten, und zeigte Ihm wieder Seine
schöne Gestalt als Krsna. In der Brahma-samhita heißt es,
dass nur jemand, dessen Augen mit dem Balsam der Liebe
gesalbt sind, die schöne Form Sri Krsnas sehen kann.

VERS 51
Als Arjuna Krsna so in Seiner ursprünglichen Gestalt
sah, sagte er: O Janardana, da ich diese
menschengleiche Gestalt sehe, die so überaus schön ist,
ist mein Geist jetzt beruhigt und mein ursprüngliches
Wesen wiederhergestellt.
ERLÄUTERUNG
Hier deuten die Worte manusam rupam klar darauf hin, dass
die Höchste Persönlichkeit Gottes ursprünglich zweihändig
ist. Das beweist, dass diejenigen, die Krsna verspotten und
als gewöhnlichen Menschen bezeichnen, Sein göttliches
Wesen nicht kennen. Wenn Krsna ein gewöhnlicher
Mensch wäre, wie könnte es Ihm dann möglich sein, die
universale Form und die vierhändige Narayana-Form zu
zeigen? In der Bhagavad-Gita wird also sehr deutlich
erklärt, dass derjenige das größte Unrecht begeht, der denkt,
Krsna sei ein gewöhnlicher Mensch, und der den Leser in
die Irre führt, indem er behauptet, es sei das unpersönliche
Brahman, das durch Krsna spreche. Krsna hat Seine
universale Form und Seine vierhändige Visnu-Form tatsächlich
gezeigt. Wie kann Er also ein gewöhnlicher
Mensch sein? Ein reiner Gottgeweihter lässt sich von
irreführenden Kommentaren zur Bhagavad-Gita nicht verwirren,
da er weiß, wie die Dinge liegen. Die
ursprünglichen Verse der Bhagavad-Gita sind so klar wie
die Sonne; sie benötigen nicht das Lampenlicht törichter
Kommentatoren.

VERS 52
Der Segenspendende Herr sprach: Mein lieber Arjuna,
die Gestalt, die du jetzt siehst, ist sehr schwer zu
erblicken. Sogar die Halbgötter suchen stets die
Gelegenheit, diese Gestalt zu sehen, die so lieblich ist.
ERLÄUTERUNG
Im achtundvierzigsten Vers dieses Kapitels beendete Sri
Krsna die Offenbarung Seiner universalen Form und teilte
Arjuna mit, dass diese Form unmöglich durch irgendwelche
Tätigkeiten, Opfer usw. gesehen werden könne. Hier nun
wird das Wort sudurdarsam gebraucht, das darauf hinweist,
dass Krsnas zweihändige Gestalt noch vertraulicher ist. Man
mag vielleicht fähig sein, die universale Form Krsnas zu
sehen, indem man zu verschiedenen Tätigkeiten, wie Buße,
Studium der Veden und philosophischer Spekulation, ein
wenig hingebungsvollen Dienst hinzufügt - das mag
möglich sein -, doch ohne eine Spur von bhakti kann man
sie nicht erblicken; das ist bereits erklärt worden. Noch
schwieriger ist es - selbst für Halbgötter wie Brahma und
Siva -, die zweihändige Gestalt Krsnas zu sehen, die sich
jenseits der universalen Form befindet. Sie sehnen sich
danach, Ihn zu sehen, und im Srimad Bhagavatam wird
beschrieben, dass alle Halbgötter vom Himmel
herabstiegen, um die Herrlichkeit Krsnas zu sehen, als Er
Sich im Schoß Seiner Mutter, Devaki, befand. Sie warteten
sogar, um Ihn zu sehen. Ein Narr mag Krsna verspotten,
doch solch ein Mensch ist ein gewöhnliches Lebewesen.
Sogar Halbgötter wie Brahma und Siva sehnen sich danach,
Krsna in Seiner zweiarmigen Gestalt zu sehen.
In der Bhagavad-Gita wird ebenfalls bestätigt, dass Er den
Toren, die Ihn verspotten, nicht sichtbar ist. Wie aus der
Brahma-samhita zu erfahren ist und von Ihm Selbst in der
Bhagavad-Gita erklärt wird, ist Sein Körper völlig spirituell
und von Glückseligkeit und Ewigkeit erfüllt. Sein Körper
kann niemals mit einem materiellen Körper verglichen
werden. Doch für einige, die Krsna studieren, indem sie die
Bhagavad-Gita oder ähnliche vedische Schriften lesen, ist
Krsna ein Problem. Wer sich eines materiellen Vorgangs
bedient, um Krsna zu verstehen, hält Ihn für eine
bedeutende historische Persönlichkeit und einen sehr
gelehrten Philosophen - doch Krsna ist kein gewöhnlicher
Mensch. Manche glauben auch, Er habe, trotz Seiner
Macht, einen materiellen Körper annehmen müssen. Sie
denken, die Absolute Wahrheit sei letztlich unpersönlich;
daher glauben sie, Er habe von Seinem unpersönlichen
Aspekt aus eine persönliche Gestalt angenommen, die an
die materielle Natur gebunden sei. Dies ist eine
materialistische Einschätzung des Höchsten Herrn. Es gibt
noch eine andere spekulative Auffassung. Auch diejenigen,
die nach Wissen suchen, spekulieren über Krsna und halten
Ihn für weniger bedeutend als die universale Form des
Höchsten. Folglich glauben einige, die universale Form
Krsnas, die Arjuna sichtbar war, sei wichtiger als Seine
persönliche Gestalt. Ihrer Ansicht nach existiert die
persönliche Gestalt des Höchsten nur in der Einbildung. Sie
glauben, die Absolute Wahrheit sei letzten Endes keine
Person. Doch der transzendentale Vorgang, Krsna zu
verstehen, wird im Zweiten Kapitel der Bhagavad-Gita
beschrieben: Man soll von Autoritäten über Ihn hören. Das
ist der eigentliche vedische Vorgang, und diejenigen, die
tatsächlich den Veden folgen, hören von einer Autorität
über Krsna, und durch wiederholtes Hören wird ihnen
Krsna sehr lieb. Wie wir schon verschiedene Male erklärt
haben, ist Krsna von Seiner yoga-maya-Energie bedeckt. Er
ist nicht jedem beliebigen Menschen sichtbar. Nur von
jemand, dem Er Sich offenbart, kann Er gesehen werden.
Das wird in den vedischen Schriften bestätigt: Nur von
einer hingegebenen Seele kann die Absolute Wahrheit
verstanden werden. Durch beständiges Krsna-Bewusstsein
und durch hingebungsvollen Dienst für Krsna können die
spirituellen Augen des Transzendentalisten geöffnet
werden, und so kann er Krsna durch dessen Offenbarung
sehen. Selbst den Halbgöttern ist es nicht möglich, Krsna
zu sehen. Sogar für sie ist es schwierig, Ihn zu verstehen,
und die fortgeschrittenen Halbgötter hoffen immer, Krsna
in Seiner zweihändigen Gestalt zu erblicken.
Die Schlussfolgerung lautet: Es ist bereits äußerst schwierig
und nicht jedem beliebigen Menschen möglich, die
universale Form Krsnas zu sehen, aber noch schwieriger ist
es, Seine persönliche Gestalt als Syamasundara zu
verstehen.
VERS 53
Diese Gestalt, die du mit deinen transzendentalen Augen
siebst, kann weder durch das Studium der Veden noch
durch strenge Bußen, noch durch Wohltätigkeit, noch
durch Verehrung verstanden werden. Nicht durch solche
Mittel kann man Mich so sehen, wie Ich bin.
ERLÄUTERUNG
Krsna erschien Seinen Eltern Devaki und Vasudeva zuerst
in einer vierhändigen Form und verwandelte Sich dann in
die zweihändige Cestalt. Dieses Geheimnis ist für Atheisten
oder Menschen, denen es an hingebungsvollem Dienst
mangelt, sehr schwer zu verstehen. Für Gelehrte, die die
vedischen Schriften nur mittels Spekulationen oder aus
bloßem akademischem Interesse studiert haben, ist Krsna
nicht leicht zu verstehen; auch kann Er nicht von Menschen
verstanden werden, die nur offiziell zur Verehrung in den
Tempel gehen. Sie besuchen zwar den Tempel, aber sie
können Krsna nicht so verstehen, wie Er ist. Krsna kann,


wie Er Selbst im nächsten Vers erklärt, nur auf dem Pfad
des hingebungsvollen Dienstes verstanden werden.

VERS 54
Mein lieber Arjuna, nur durch uneingeschränkten
hingebungsvollen Dienst kann Ich so verstanden
werden, wie Ich bin und vor dir stehe, und kann so
direkt wahrgenommen werden. Nur so kannst du in das
Geheimnis, Mich zu verstehen, eindringen.
ERLÄUTERUNG
Krsna kann nur durch den Vorgang des ungeteilten
hingebungsvollen Dienstes verstanden werden. Er erklärt
dies in diesem Vers ausdrücklich, damit unautorisierte
Kommentatoren, die versuchen, die Bhagavad-Gita durch
den spekulativen Vorgang zu verstehen, wissen, dass sie
lediglich ihre Zeit verschwenden. Niemand kann Krsna
verstehen, oder begreifen, wie Er Seinen Eltern in einer
vierhändigen Form erscheinen und Sich sogleich in eine
zweihändige Gestalt verwandeln konnte. Es wird hier
unmissverständlich gesagt, dass niemand Ihn sehen kann.
Diejenigen aber, die fortgeschrittene Studenten der
vedischen Literatur sind, können aus den Veden sehr viel
über Ihn lernen. Es gibt sehr viele Regeln und
Regulierungen, und wer Krsna überhaupt verstehen
möchte, muss die in den autoritativen Schriften niedergelegten
regulierenden Prinzipien befolgen. Man kann
sich zum Beispiel in Übereinstimmung mit solchen
Prinzipien tapasya auferlegen.
Was Mildtätigkeit betrifft, so sollte es selbstverständlich
sein, den Geweihten Krsnas Spenden zu geben, denn sie
sind in Seinem hingebungsvollen Dienst beschäftigt, um
die Krsna-Philosophie oder Krsna-Bewusstsein auf der
ganzen Welt zu verbreiten. Krsna-Bewusstsein ist eine
Segnung für die gesamte Menschheit. Srila Rupa Gosvami
sagte, Sri Krsna Caitanya sei der großmütigste Wohltäter,
weil Er Liebe zu Krsna, die sehr schwer zu erlangen ist,
freigiebig verteilte. Und wenn man, wie vorgeschrieben,
Tempelverehrung ausführt (für gewöhnlich findet man in
den Tempeln Indiens immer eine Statue Visnus oder
Krsnas), besteht die Möglichkeit, Fortschritte zu machen.
Für die Anfänger im hingebungsvollen Dienst ist
Tempelverehrung sehr wichtig, und das wird in den
vedischen Schriften bestätigt.
Wer unerschütterliche Hingabe an den Höchsten Herrn hat
und sich der Führung eines spirituellen Meisters anvertraut,
kann die Höchste Persönlichkeit Gottes durch Offenbarung
sehen. Jemandem, der nicht unter der persönlichen Führung
eines echten spirituellen Meisters geschult wird, ist es
unmöglich, auch nur zu beginnen, Krsna zu verstehen. Das
Wort tu wird hier insbesondere gebraucht, um darauf
hinzuweisen, dass kein anderer Vorgang, Krsna zu
verstehen, angewandt werden, empfohlen werden oder
erfolgreich sein kann.
Die persönlichen Formen Krsnas, die zweihändige und die
vierhändige, sind von der zeitweiligen universalen Form,
die Arjuna gezeigt wurde, völlig verschieden. Narayana ist
die vierhändige Form und Krsna die zweihändige; beide
sind ewig und transzendental, wohingegen die universale
Form, die Arjuna offenbart wurde, zeitweilig ist. Das Wort
sudurdarsam (schwer zu sehen) bedeutet, dass niemand die
universale Form sehen konnte. Es weist auch darauf hin,
dass es nicht notwendig war, sie den Gottgeweihten zu
zeigen. Diese Form wurde von Krsna auf Arjunas Bitte hin
offenbart, damit die Menschen in der Zukunft jemand, der
sich als Inkarnation Gottes ausgibt, bitten können, seine
universale Form zu zeigen.
Krsna wandelte Sich von der universalen Form in die
vierhändige Form Narayanas und darauf in Seine
ursprüngliche Gestalt mit zwei Händen. Dies deutet darauf
hin, dass die vierhändigen und die anderen in den vedischen
Schriften erwähnten Formen Emanationen des
ursprünglichen, zweihändigen Krsna sind. Er ist der Ursprung
aller Emanationen. Krsna unterscheidet Sich sogar
von diesen Formen - ganz zu schweigen also von der
unpersönlichen Auffassung. Was die vierhändigen Formen
Krsnas betrifft, so wird eindeutig gesagt, dass sogar die mit
Krsna identischste vierhändige Form eine Emanation des
Höchsten Herrn ist. Diese Form ist als Maha-Visnu
bekannt, der auf dem kosmischen Ozean liegt und aus
dessen Atem unzählige Universen hervorgehen, die später
wieder in Ihn eingehen. Man sollte daher die persönliche
Gestalt Krsnas als die Höchste Persönlichkeit Gottes
verehren. Er ist Ewigkeit, Glückseligkeit und Wissen; Er ist
der Ursprung aller Formen Visnus; Er ist der Ursprung aller
Formen der Inkarnationen, und Er ist, wie in der
Bhagavad-Gita bestätigt wird, die Höchste Persönlichkeit
Gottes.
In den vedischen Schriften wird gesagt, dass die Höchste
Absolute Wahrheit eine Person ist. Ihr Name ist Krsna, und
Sie kommt manchmal auf die Erde herab. Im
Srimad-Bhagavatam findet man eine Beschreibung aller
Formen der Inkarnationen der Höchsten Persönlichkeit
Gottes, und es heißt dort, dass Krsna keine Inkarnation
Gottes, sondern die Höchste Persönlichkeit Gottes Selbst
ist: Krsnas tu bhagavan svayam. In ähnlicher Weise sagt der
Herr in der Bhagavad-Gita: mattaÉ parataraà nanyat. "Es
gibt nichts Höheres als Meine Gestalt als die Persönlichkeit
Gottes, Krsna." An einer anderen Stelle in der
Bhagavad-Gita erklärt Er: "Ich bin
der Ursprung aller Halbgötter." Und nachdem Arjuna die
Bhagavad-Gita von Krsna verstanden hatte, bestätigte er
diese Wahrheit ebenfalls: "Ich verstehe jetzt völlig, dass
Du die Höchste Persönlichkeit Gottes, die Absolute
Wahrheit und die Zuflucht allen Seins bist."
Deshalb ist die universale Form, die Krsna Arjuna zeigte,
nicht die ursprüngliche Gestalt Gottes. Die ursprüngliche
Gestalt ist die Gestalt Krsnas. Die universale Form mit
ihren Tausenden und Abertausenden von Köpfen und
Händen ist nur manifestiert, um die Aufmerksamkeit
derjenigen auf sich zu ziehen, die keine Liebe zu Gott
empfinden. Sie ist nicht Gottes ursprüngliche Form.
Die universale Form wirkt auf reine Gottgeweihte, die in
verschiedenen transzendentalen Beziehungen mit dem
Herrn in Liebe verbunden sind, nicht anziehend. Der
Höchste Herr tauscht in Seiner ursprünglichen Gestalt, als
Krsna, transzendentale Liebe aus. Deshalb war für Arjuna,
der mit Krsna so eng in Freundschaft verbunden war, diese
Form der universalen Manifestation nicht angenehm - sie
erschreckte ihn vielmehr. Arjuna, der ein ständiger
Gefährte Krsnas ist, muss transzendentale Augen gehabt
haben; er war kein gewöhnlicher Mensch. Deshalb faszinierte
ihn die universale Form nicht. Diese Form mag
Menschen wunderbar erscheinen, die das Ziel haben, sich
durch fruchtbringende Tätigkeiten zu erheben; doch denen,
die im hingebungsvollen Dienst beschäftigt sind, ist die
zweihändige Gestalt Krsnas am liebsten.

VERS 55
Mein lieber Arjuna, wer in Meinem reinen
hingebungsvollen Dienst beschäftigt ist, frei von den
Verunreinigungen vorangegangener Tätigkeiten und
frei von gedanklicher Spekulation, und wer jedem
Lebewesen ein Freund ist, gelangt sicher zu Mir.
ERLÄUTERUNG
Jeder, der sich der Höchsten aller Persönlichkeiten Gottes
auf dem Krsnaloka-Planeten in der spirituellen Welt nähern
will und eng mit der Höchsten Persönlichkeit, Krsna,
verbunden sein möchte, muss die Unterweisung befolgen,
die in diesem Vers vom Höchsten Herrn Selbst gegeben
wird. Deshalb gilt dieser Vers als die Essenz der
Bhagavad-Gita. Die Bhagavad-Gita ist ein Buch, das für die
bedingten Seelen bestimmt ist, die in der materiellen Welt
mit dem Ziel tätig sind, die Natur zu beherrschen, und die
nicht das wirkliche, spirituelle Leben kennen. Die
Bhagavad-Gita soll zeigen, wie man seine spirituelle
Existenz und seine ewige Beziehung zur Höchsten
Spirituellen Persönlichkeit verstehen kann, und sie soll die
bedingten Seelen lehren, wie man nach Hause, zu Gott,
zurückkehren kann. In diesem Vers nun wird der Vorgang
erklärt, durch den man in seiner spirituellen Aktivität
erfolgreich sein kann - hingebungsvoller Dienst. Was
Arbeit betrifft, so sollte man seine Energie ganz auf
Krsna-bewusste Tätigkeiten übertragen. Niemand sollte eine
Arbeit verrichten, die nicht in Beziehung zu Krsna steht.
Das wird Krsna-karma genannt. Man mag vielleicht mit
verschiedenen Tätigkeiten beschäftigt sein, doch man sollte
nicht am Ergebnis seiner Arbeit haften, sondern es dem
Herrn darbringen. Jemand mag zum Beispiel Geschäfte
machen, doch um diese Tätigkeit in Krsna-Bewusstsein zu
verwandeln, muss er für Krsna Geschäfte machen. Wenn
Krsna der Besitzer des Geschäfts ist, sollte Krsna auch den
Gewinn des Geschäfts genießen. Wenn ein Geschäftsmann
Tausende und Abertausende von Mark besitzt und alles
Geld Krsna geben möchte, kann er das tun. Das ist Arbeit
für Krsna. Anstatt sich eine große Villa für die
Befriedigung seiner Sinne zu bauen, kann er einen schönen
Tempel für Krsna errichten, nach den Unterweisungen der
autorisierten Bücher des hingebungsvollen Dienstes die
transzendentale Bildgestalt Krsnas aufstellen und alles für
den Dienst an dieser Bildgestalt bereitstellen. Das alles ist
Krsna-karma. Man sollte nicht am Ergebnis seiner Arbeit
haften, sondern es Krsna darbringen. Außerdem sollte man
prasada oder die Reste von Speisen, die Krsna geopfert
wurden, zu sich nehmen. Wenn man jedoch nicht imstande
ist, einen Tempel für Krsna zu errichten, so kann man
zumindest den Tempel Krsnas reinigen; auch das ist
Krsna-karma. Man kann auch einen Garten pflegen. Jeder,
der Land besitzt - in Indien besitzt jeder arme Mann ein
kleines Stück Land -, kann es in Krsnas Dienst stellen,
indem er Blumen züchtet, um sie Ihm zu opfern. Auch kann
man tulasi-Pflanzen säen, denn tulasi-Blätter sind sehr
wichtig und werden von Krsna in der Bhagavad-Gita als
Opfer empfohlen. Krsna wünscht, dass man Ihm entweder
ein Blatt, eine Blume, eine Frucht oder ein wenig Wasser
opfert - damit ist Er zufrieden. Mit dem Blatt ist besonders
das tulasi-Blatt gemeint. Man kann also tulasi säen
und Wasser auf die Pflanze gießen. So kann sich selbst der
Ärmste in Krsnas Dienst beschäftigen. Das sind einige
Beispiele, wie man für Krsna arbeiten kann.
Das Wort mat-paramah bezieht sich auf jemand, der das
Zusammensein mit Krsna in Seinem höchsten Reich als die
höchste Vollkommenheit des Lebens ansieht. Solch ein
Mensch wünscht sich nicht, zu höheren Planeten erhoben
zu werden, wie zum Beispiel zum Mond, zur Sonne, zu den
himmlischen Planeten oder sogar zum höchsten Planeten
des Universums, Brahmaloka. Er sehnt sich nur danach, in
den spirituellen Himmel erhoben zu werden. Und selbst im
spirituellen Himmel ist er nicht damit zufrieden, mit der
leuchtenden brahmajyoti-Ausstrahlung zu verschmelzen,
denn er möchte den höchsten Planeten. Krsnaloka, Goloka
Vrndavana, erreichen. Er hat vollkommenes Wissen über
diesen Planeten und ist daher an keinem anderen
interessiert. Wie schon das Wort mad-bhaktah andeutet,
beschäftigt er sich völlig im hingebungsvollen Dienst, vor
allem in den neun hingebungsvollen Tätigkeiten: hören,
chanten, sich erinnern, verehren, den Lotosfüßen des Herrn
dienen, Gebete darbringen, die Befehle des Herrn
ausführen, Freundschaft mit Ihm schließen und Ihm alles
hingeben. Wenn man sich in allen neun Tätigkeiten der
Hingabe oder acht oder sieben oder wenigstens einer
beschäftigt, wird man gewiss die Vollkommenheit
erreichen.
Der Ausdruck sanga-varjitah ist sehr bedeutsam. Man
sollte den Umgang mit Menschen, die gegen Krsna sind,
meiden. Nicht nur die Atheisten sind gegen Krsna, sondern
auch diejenigen, die von fruchtbringendem Tun und
gedanklicher Spekulation angezogen sind. Deshalb wird im
Bhakti-rasamrta-sindhu die reine Form hingebungsvollen
Dienstes wie folgt beschrieben:
In diesem Vers erklärt Srila Rupa Gosvami, dass jeder, der
unverfälschten hingebungsvollen Dienst ausführen möchte,
zuerst von allen Arten materieller Verunreinigung frei sein
muss. Er muss frei sein vom Umgang mit Menschen, die
nicht von fruchtbringenden Tätigkeiten und gedanklicher
Spekulation lassen können. Wenn man von solch
unerwünschtem Umgang sowie der Verunreinigung
materieller Wünsche frei ist und positives Wissen von
Krsna kultiviert, nennt man das reinen hingebungsvollen
Dienst.
Man sollte positiv an Krsna denken und für Krsna handeln,
nicht negativ. Kamsa war Krsnas Feind. Gleich von Krsnas
Geburt an versuchte Kamsa, Ihn auf verschiedene Arten zu
töten, und weil seine Pläne alle fehlschlugen, grübelte er
ständig über Krsna. Er war vierundzwanzig Stunden am
Tag - während er arbeitete, aß und schlief - in jeder
Hinsicht Krsna-bewusst; doch dieses Krsna-Bewusstsein war
nicht positiv, und so galt er, obwohl er vierundzwanzig
Stunden am Tag an Krsna dachte, als Dämon, und Krsna
tötete ihn schließlich. Natürlich erlangt jeder, der von
Krsna getötet wird, augenblicklich Erlösung, doch das ist
nicht das Ziel des reinen Gottgeweihten. Der reine
Gottgeweihte wünscht nicht einmal Erlösung. Er möchte
nicht einmal zum höchsten Planeten, Goloka Vrndavana,
erhoben werden. Sein einziges Ziel ist es, Krsna zu dienen,
wo immer er sein mag.
Ein Geweihter Krsnas ist jedem freundlich gesinnt. Deshalb
wird hier gesagt, dass er keinen Feind hat. Wie ist das
möglich? Ein im Krsna-Bewusstsein verankerter
Gottgeweihter weiß, dass nur hingebungsvoller Dienst für
Krsna einen Menschen von allen Problemen des Lebens
befreien kann. Er hat dies persönlich erfahren und möchte
daher den Vorgang des Krsna-Bewusstseins in der
menschlichen Gesellschaft einführen. In der Geschichte
gibt es viele Beispiele für Geweihte des Herrn, die ihr
Leben wagten, um Gottesbewusstsein zu verbreiten. Ein
beliebtes Beispiel ist Jesus Christus. Er opferte für die
Verbreitung von Gottesbewusstsein sein Leben, als er von
den Nichtgottgeweihten gekreuzigt wurde. Natürlich zeugt
es von einem oberflächlichen Verständnis, wenn man
glaubt, er sei getötet worden. Auch in Indien gibt es hierfür
viele Beispiele, wie Thakura Haridasa. Warum gehen diese
Menschen ein solches Risiko ein? Weil diese großen Seelen
Krsna-Bewusstsein verbreiten wollten und dieses Vorhaben
sehr schwierig ist. Ein Krsna-bewusster Gottgeweihter weiß,
dass ein Mensch deshalb leidet, weil er seine ewige
Beziehung zu Krsna vergessen hat. Der größte Dienst, den
man der menschlichen Gesellschaft erweisen kann, besteht
deshalb darin, seinen Nächsten von allen materiellen
Problemen zu erlösen. In diesem Sinne ist ein reiner
Gottgeweihter im Dienst des Herrn beschäftigt. Wir können
uns leicht vorstellen, wie barmherzig Krsna zu denen ist,
die sich in Seinem Dienst betätigen und alles für Ihn
wagen. Deshalb ist es sicher, dass solche Menschen nach
Verlassen des Körpers den höchsten Planeten erreichen
werden.
Krsna offenbarte also Seine universale Form, die eine
zeitweilige Manifestation ist, außerdem die Form der Zeit,
die alles verschlingt, und sogar die vierhändige Form
Visnus. Folglich ist Krsna der Ursprung all dieser
Manifestationen. Krsna ist nicht eine Manifestation der
zeitweiligen visva-rupa oder eine Manifestation Visnus.
Krsna ist der Ursprung aller Formen. Es gibt
Hunderttausende von Visnus, aber für einen Gottgeweihten
ist keine andere Form Krsnas wichtig außer der ursprünglichen
Gestalt, dem zweihändigen Syamasundara. In der
Brahma-samhita wird erklärt, dass diejenigen, die sich in
Liebe und Hingabe zur Syamasundara-Gestalt Krsnas
hingezogen fühlen, in ihrem Herzen immer den Herrn, und
außer Ihm nichts anderes, sehen können. Deshalb sollte
man die Bedeutung dieses Elften Kapitels verstehen, die
darin liegt, dass die Gestalt Krsnas essentiell und erhaben
ist.
Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum Elften
Kapitel der Srimad Bhagavad-Gita mit dem Titel: "Die
universale Form".

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